Title:  Ms-114: X, Philosophische Grammatik (WL) - Diplomatic transcription [Draft]
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Author:  Ludwig Wittgenstein
Editor:   Edited by
Organization: Wittgenstein Archives at the University of Bergen (WAB). Editors: Alois Pichler, WAB (text and facsimile); Heinz Wilhelm Krüger, WAB (text), Michael Biggs, London (graphics)
Funders & Partners:   Trinity College, Cambridge; Oxford University Press, Oxford; Uni Research, Bergen; University of Bergen, Bergen; L. Meltzers Høyskolefond, Bergen; COST Action A32, Brussels; eContent+ DISCOVERY, Luxembourg; ICT PSP DM2E, Brussels
Transcription: Alois Pichler, Peter Cripps (transcription in MECS-WIT markup: 1992, 1993)
Alois Pichler (2001-: coordination and editorial guidelines; amendments; conversion from MECS-WIT to XML-TEI; XML-TEI markup)
Claus Huitfeldt, Kjersti Bjørnestad Berg, Sindre Sørensen, MLCD project (2001: parser for conversion from MECS to XML)
Vemund Olstad, Øyvind L. Gjesdal (2002-: stylesheets)
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Rights:  Copyright holders: The Master and Fellows of Trinity College, Cambridge; University of Bergen, Bergen. Released under the Creative Commons General Public License Attribution, Non-Commercial, Share-Alike version 3 (CCPL BY-NC-SA).
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      Im Falle meines Todes vor der Fertigstellung oder Veröffentlichung dieses Buches sollen meine Aufzeichnungen fragmentarisch ver-
öffentlicht werden unter dem Titel:
“Philosophische Bemerkungen”
und mit der Widmung:
Francis Skinner zugeeignet”
Er ist, wenn diese Bemerkung nach meinem Tode gelesen wird, von meiner Absicht in Kenntnis zu setzen, an die Adresse: Trinity College Cambridge.
     
1












X.
Philosophische
Grammatik.




































     
27.5.32.

Ich kann die Regel R
auch so schreiben:
oder auch so:
a + (b + 1) = (a + b) + 1<,> wenn ich
R oder S als Erklärung oder Ersatz
für diese Form nehme.
  Wenn ich nun sage, in


 seien die Übergänge durch die Regel R
gerechtfertigt, – so kann man mir drauf
antworten: „[w|W]enn Du das eine Rechtfer-
tigung nennst, so hast Du die Übergänge
gerechtfertigt. Du hättest uns aber ebenso-
viel gesagt, wenn Du uns nur auf
die Regel R & ihre formale Beziehung
zu ˇα (ˇoder zu α, β & γ) aufmerksam gemacht hättest.”
    Ich hätte also auch sagen können:
Ich nehme die Regel R in der & der
Weise als Paradigma meiner Übergänge.

    Wenn nun Skolem etwa nach
seinem Beweis für das associative Gesetz
übergeht zu:

2
& sagt der erste & dritte Übergang in
der dritten Zeile seien nach dem
bewiesenen associativen Gesetz gerecht-
fertigt, – so sagt er uns damit
nicht mehr als erfahren wir damit nicht mehr, als …… wenn er sagte, die
Übergänge seien nach dem Paradig-
ma a + (b + c) = (a + (b) + c) gemacht (ˇ d.h. sie
entsprechen dem Paradigma) & außer-
dem
es sei ein Schema α, β, γ ab mit
Übergängen nach dem Paradigma α
abgeleitet. – „Aber rechtfertigt B nun
diese Übergänge oder nicht?” – Was meinst
Du mit dem Wort „rechtfertigen”? – „Nun,
der Übergang ist gerechtfertigt, wenn
wirklich ein Satz, der für alle Zahlen
gilt, bewiesen ist.” – Aber in welchem Falle
wäre das geschehen? Was nennst Du einen
Beweis davon, daß ein Satz für alle KardinalZahlen
gültig ist? Wie weißt Du ob der Satz <(> wirklich <)>
für alle Kardinalzahlen giltig ist, da
Du es nicht ausprobieren kannst. Dein
einziges Kriterium ist ja der Beweis. Du be-
stimmst
also wohl die eine Form & nennst
sie die, des Beweises, daß ein Satz für alle
Kardinalzahlen gilt. Dann haben wir eigentlich
gar nichts davon, daß uns ˇzuerst
die allgemeine Form dieser Beweise zuerst
gezeigt wird; da ja dadurch nicht gezeigt
wird, daß nun der besondere Beweis
wirklich das leistet, was wir von ihm ver-
langen; ich meine: da hiedurch der besondere
Beweis nicht als einer gerechtfertigt, er-
wiesen, ist, der einen Satz für alle Kardinal-
zahlen beweist. ˇ Der recursive Beweis muß vielmehr seine eigene Rechtfertigung sein. Wenn wir unsern Be-
weisvorgang wirklich als den Beweis einer solchen
Allgemeinheit rechtfertigen wollen
tun wir vielmehr etwas anderes, <:> wir
gehen Beispiele einer Reihe durch &
diese Beispiele & das Gesetz was wir in
ihnen erkennen befriedigt uns nun
& wir sagen: ja, unser Beweis leistet
wirklich was wir wollten.
Aber wir müssen
nun bedenken, daß wir mit der An-
gabe dieser Beispielreihe die Schreibweise
B & C nur in eine andere <(>Schreibweise<)>
übersetzt haben. (Denn die Beispielrei-
he ist nicht die Anwendung unvollständige
Anwendung der allgemeinen Form, son-
dern ein anderer Ausdruck dieser Form
[des Gesetzes].) Und weil die Wortsprache
wenn sie den Beweis erklärt, erklärt
was er beweist, nur den Beweis nur in eine
andere Ausdrucksform übersetzt, so
können wir diese Erklärung auch ganz
weglassen. Und wenn wir das tun
so werden die mathematischen Verhält-
nisse viel <…> klarer, nicht verwischt
durch die vieldeutigen mehrdeutigen [vieles bedeutenden]
Ausdrücke der Wortsprache. Wenn
ich z.B. B unmittelbar neben A
setze, ohne [d|D]azwischenkunft des Wortes „alle”
[ohne Vermittlung durch d[as|en] Ausdruck
der Wortsprache „für alle Zahlen ˇKardinalzahlen < etc.>”], so
kann kein falscher Schein eines Beweises
von A durch B entstehen. Wir sehen dann
ganz nüchtern wie weit die Beziehungen
von B zu A ˇ& zu a + b = b + a reichen & wo sie aufhören.
[Wir sehen dann die nüchternen, <(>nackten<)> Be-
ziehungen zwischen A & B, & wie weit sie re<i>chen.]
Man lernt so erst, unbeirrt von
3
der alles gleichmachenden Gewalt Form der
Wortsprache die St eigentliche Struktur
dieser Beziehung kennen & was es mit
ihr auf sich hat.
  Man sieht hier vor allem, daß
wir in an dem Baum der Strukturen B, C,
etc. interessiert sind, ˇ& daß aber an
ihm zwar allenthalben die Form
φ 1 = ψ 1
φ (n + 1) = F (φ n)
ψ (n + 1) = F (φ n)
zu sehen ist, gleichsam ein bestimmtes
Asttrippel
eine bestimmte Astgabelung, daß aber dieses diese Gebilde in
verschiedenen Anordnungen & Verbindungen
untereinander auftreten[| ] daß sie nicht
in dem Sinne Konstruktionselemente
bilden sind , wie die Paradigmen im Beweis, daß
<oder> (a + b)² = a² + 2ab + b² <.> ist. von a + (b + (c + 1)) = (a + (b + c)) + 1 Der Zweck, & die
Rechtfertigung,
der „rekursiven Be
weise” ist ja, den algebraischen Kal-
kül mit dem der Zahlen in Verbin-
dung zu bringen setzen. Und der Baum
der rekursiven Beweise „rechtfertigt”
den algebraischen Kalkül nur, wenn
das heißen soll, daß er ihn mit dem
Ar arithmetischen in Verbindung bringt.
Nicht aber in dem Sinne in welchem die
Liste der Paradigmen den ˇalgebraischen Kalkül, d.h.
die Übergänge in ihm, rechtfertigt.
Wenn man also die Paradigmen der
Übergänge tabuliert so hat das
dort Sinn wo das Interesse darin
liegt zu zeigen daß die & die Trans-
formationen alle bloß mit Hilfe jener
– im übrigen willkürlich gewählten –
Übergangsformen zu Stande gebracht sind.
Nicht aber dort, wo sich die Rechnung
in einem andern Sinne rechtfertigen soll
wo also das Anschauen der
Rechnung – ganz abgesehen von
dem Vergleich mit einer Tabelle vorher
festgelegter Normen – uns lehren muß
ob wir sie zulassen sollen oder nicht.
Skolem hätte uns also keinen Beweis
des assoziativen & kommutativen Gesetzes
versprechen brauchen sollen sondern einfach
sagen können, er werde uns einen
Zusammenhang der Paradigmen der
Algebra mit den Rechnungsregeln
der Arithmetik zeigen. Aber ist das
nicht Wortklauberei? hat er denn nicht
die Zahl der Paradigmen reduziert &
uns z.B. statt jener beiden Gesetze eines,
nämlich a + (b + 1) = (a + b) + 1 gegeben? Nein.
Wenn wir z.B. (a + b)4 = [| ] <(k> ˇbeweisen so könnten wir
dabei von dem vorher bewiesenen Satz
(a + b)² = [o] etc. (l gebrauch machen. Aber in diesem
Fall lassen sich die Übergänge in
k die durch l gerechtfertigt wurden auch
durch jene Regeln Rechtfertigen mit
denen l bewiesen wurde. Und es Verhält
sich dann l zu jenen ersten Regeln
wie ein durch Definition eingeführtes
Zeichen zu den primären Zeichen mit deren
Hilfe es definiert wurde. Man kann
die Definition immer auch elliminieren
& auf die primären Zeichen übergehen.
Wenn wir aber in C einen Übergang
machen der durch B gerechtfertigt
ist so können wir diesen Übergang
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nun nicht auch mit a + (b + 1) = (a + b) + 1 allein
machen. Wir haben eben mit dem was
hier Beweis genannt wird nicht einen
Schritt Übergang in Stufen zerlegt, sondern etwas
ganz andres getan.
     

Wenn gefragt würde: ist die Negation Verneinung
in der Mathematik etwa in 2 + 2 ≠ 5 ~(2 + 2 = 5)
die gleiche wie die nicht-mathematischer
Sätze? so müßte erst bestimmt werden
was als Charakteristikum der dieser Verneinung
ˇals solcher aufzufassen ist. Die Bedeutung eines
Zeichens liegt ja in den Regeln nach
denen es verwendet wird die seinen Gebrauch vorschreiben. Welche dieser Re-
geln machen das Zeichen „~” zur Vernei-
nung? Denn es ist klar daß gewisse
Regeln die sich auf „~” beziehen für
beide Fälle die gleiche sind; z.B. ~~p = p.
Man könnte ja auch fragen: ist die
Verneinung eines Satzes „ich sehe einen
roten Fleck” die gleiche wie die von „die Erde
bewegt sich in einer Elipse um die Sonne”; &
die Antwort müßte auch sein: Wie
hast Du „Verneinung” definiert, durch
welche Klasse von Regeln? <> daraus
wird sich ergeben ob wir in beiden Fällen
„die gleiche Verneinung” haben. Wenn die Logik
allgemein von der Verneinung redet, oder
einen Kalkül mit ihr treibt, so ist
die Bedeutung des Verneinungszeichens
nicht weiter festgelegt, als sein die
Regeln seines Kalküls. Wir dürfen hier
nicht vergessen daß ein Wort seine Be
deutung nicht als etwas ihm ein für
allemal verliehenes mit sich herumträgt
sodaß wir sicher sind wenn wir nach
dieser Flasche <…> greifen auch die
bestimmte Flüssigkeit vielleicht Schwefel-
säure etwa Spiritus zu erwischen. [‒ ‒ ‒ auch die bestimmte
Flüssigkeit ˇ z.B. Spiritus in der Hand zu halten.]
     


Irrtümliche Anwendung unserer
physikalischen Ausdrucksweise auf
Sinnesdaten. „Gegenstände” d.h. Dinge,
Körper im Raum des Zimmers & „Gegen
stände” im Gesichtsfeld, der Schatten
eines Körpers an der Wand als Gegenstand!
Wenn man gefragt wird: „existiert
der Kasten noch, wenn ich ihn nicht
anschaue”, so ist die korrekte Ant-
wort: „ich glaube nicht, daß ihn jemand
ger<a>de dann wegtragen ˇwird oder zerstören<.”>
wird”. Die Sprachform „ich nehme x wahr”
bezieht sich ursprünglich auf einen
Körper
Phänomen (als Argument), das
im physikalischen Raum (ich meine hier:
im „Raum” de[s|r] alltäglichen Ausdrucks-
weise). Ich kann daher diese Formdiese Form daher
nicht unbedenklich auf das Anwenden,
was man Sinnesdatum nennt ˇetwa auf ein Nachbild optisches Nachbild. (Vergleiche
auch, was wir über die Identifizierung
von Körpern & anderseits von Farbflecken im Ge-
sichtsfeld gesagt haben.) Was es heißt: ich<,
> stehe das Subject, stehe dem Tisch, als
Object, gegenüber, kann ich leicht verstehen;
in welchem Sinne aber stehe ich meinem
optischen Nachbild des Tisches gegenüber?
     „[i|I]ch kann diesen Tisch Glasscheibe nicht sehen aber
ich kann ihn sie fühlen”. Kann man sagen: „ich
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kann das Nachbild nicht sehen, aber …”?
ˇVergleiche: Ich sehe einen den Tisch deutlich”;
[i|I]ch sehe das Nachbi<l>d deutlich”;
„Ich höre die Musik deutlich”;
ich höre das Ohrensausen deutlich”.
Vergleiche die Grammatik Ich sehe den
Tisch ˇnicht deutlich heißt etwa: ich sehe ˇnicht alle
Einzelheiten des Tisches; – was aber
heißt es: „ich sehe nicht alle Einzelhei-
ten des Nachbildes”, oder: „ich höre nicht
alle Einzelheiten des Ohernklingens”?
Könnte man nicht sehr wohl statt
„ein Nachbild sehen” sagen: „ein
Nachbild haben”? Denn: ein Nachbild
sehen”? im Gegensatz wozu? –
„Wenn Du mich auf den Kopf schlägst,
sehe ich Kreise” ,<. –>[s|S]ind es genaue Kreise,
hast Du sie gemessen?” (Oder: „sind
es gewiß Kreise, oder täuscht Dich Dein
Augenmaß?”) – Was heißt es nun, wenn
man sagt: „wir können nie einen genau-
en Kreis sehen”? Soll das eine Er-
fahrungstatsache sein, oder die Kon-
statierung einer logischen Unmöglich-
keit? – Wenn das letztere, so heißt es
also, daß es keinen Sinn hat vo[n|m] einem
[s|S]ehen eines genauen Kreises zu reden.
Nun, das kommt drauf an, wie man
das Wort gebrauchen will. „Genauer
Kreis” im Gegensatz zu einem Gesichts-
bild da[ß|s] wir eine sehr kreisähnliche
Elipse nennen würden kann man doch
gewiß sagen. D[er|as] Kreis Gesichtsbild ist dann ein genauer
Kreis welches uns wirklich ˇwie wir sagen würden kreisförmig
erscheint & nicht vielleicht nur sehr <…>
ˇähnlich einem Kreis. Ist anderseits von
einem Gegenstand die Rede der ge-
messen werden kann
der Messung
die Rede, so gibt es wieder verschie-
dene Bedeutungen des Ausdrucks
„genauer Kreis” je|nach|dem welches Erfahrungs
Kriterium ˇwelches ich dafür gebe bestimme, daß <.> daß
der gemessene der Gegenstand genau kreis-
förmig ist. [ ‒ ‒ ‒ je nach dem Erfahrungs-
kriterium, das ich für die genaue Kreis-
förmigkeit des Gegenstandes bestimme.]
Wenn ich nun sage wir nun sagen: „keine Messung
ist absolut genau<>, so erinnern wir
hier an einen Zug in der Grammatik
der Angabe von Messungsresulta-
ten. Denn sonst könnte uns Einer
sehr wohl antworten: „Wie weißt Du
das, hast Du alle Messungen unter-
sucht?” – „Es gibt Man kann nie einen
genauen Kreis sehen” kann die Hypothese
sein daß we genauere Messung
eines kreisförmig aussehenden Gegenstan-
des immer zu dem Resultat führen wird,
daß der Gegenstand von der Kreisform ab-
weicht. – Wenn man sagt ˇDer Satz[m|M]an kann
ein 100-Eck nicht von einem Kreis unterschei-
den” hat nur Sinn, wenn man die
beiden auf irgend eine Weise unterschei-
den kann, & sagen will man könne, so
unterschiedene
, sie etwa mit freiem den Auge<n>
nicht
visuell nicht unterscheiden. Wäre
keine Methode der Unterscheidung
vorgesehen, so hätte es also keinen Sinn
zu sagen, daß diese zwar wie ein Kreis
zwei Figuren <(> zwar <)> gleich aussehen
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aber „in Wirklichkeit tatsächlich” verschieden sind. Und
jener Satz wäre dann etwa die Definition
100-Eck = Kreis.
Ist in irgend einem Sinne ein genauer Kreis
im Gesichtsfeld undenkbar, dann muß
der Satz „ich sehe nie einen genauen Kreis
im Gesichtsfeld” von der Art des Satzes sein:
„ich sehe nie ein hohes C im Gesichtsfeld”.
[…, dann muß der Satz „im Gesichtsfeld
ist nie ein genauer Kreis” von der Art des
Satzes sein: „im Gesichtsfeld ist nie ein hohes
C”.]
     

Verschwommenheit, [U|u]nklarheit, unscharf.
„Die Linien dieser Zeichnung sind un-
scharf”, „meine Erinnerung an die
Zeichnung ist unklar ˇverschwommen”, „die Gegenstände
am Rande meines Gesichtsfeldes sehe
ich verschwommen”. – Wenn man von
der Verschwommenheit der Gegenstände
Bilder am Rande des Gesichtsfeldes
spricht so schwebt einem oft ein
Bild dieses Gesichtsfeldes vor wie es
etwa Mach entworfen hat. Die Ver-
schwommenheit aber die die Kontu
Ränder eines Bildes auf der Papier-
fläche haben können der Ränder eines Bildes …… ist von gänz-
lich andrer Natur, als die die man
von den Rändern des Gesichtsfeldes
aussagt. So verschieden wie die Blässe
der Erinnerung an eine Zeichnung von der
Blässe einer Zeichnung selbst. Wenn
seinerzeit im Film eine Erinnerung
oder ein Traum dargestellt werden
sollte, so gab man den Bildern einen
bläulichen Ton. Aber die ˇTraum- & Erinnerungsbilder
haben natürlich keinen bläulichen Ton –
sowenig wie unser Ge<s>ichtsbild verwasche-
ne Ränder hat <;> also sind die bläu
lichen Bilder Projektionen auf der Leinwand [bläulichen Bilder auf der Leinwand nicht ˇunmittelbar anschauliche Bilder
der Träume, sondern Bilder in ˇnoch einem
andern Sinn. [ D – Bemerken wir im
gewöhnlichen Leben, wo wir doch unabläs-
sig schauen, die Verschwommenheit an
den Rändern des Gesichtsfeldes? Ja,
welcher Erfahrung entspricht sie
eigentlich, denn im normalen Sehen
kommt sie nicht vor! Nun, wenn wir
den Kopf nicht drehen & wir beobachten
etwas, was wir durch drehen der Augen
gerade noch sehen können, dann sehen
wir etwa einen Menschen, können aber
sein Gesicht nicht erkennen, sondern sehen
es in gewisser Weise verschwommen. Die
Erfahrung hat nicht die geringste Ähnlich
keit mit dem Sehen einer Scheibe auf der welcher Bilder
gemalt sind die in der Mitte der Scheibe ˇmit
scharfe<n> Umrisse<n> haben & etwa nach
dem Rand zu mehr & mehr verschwimmend
etwa in ein allgemeines Grau ˇ unmerklich übergehen<d>.
Wir denken an so eine Scheibe, wenn wir
z.B. fragen: könnte man sich nicht das ein Ge
sichtsfeld auch so denken mit gleich
bleibender Klarheit der Umrisse etc. denken?
Es gibt keine Erfahrung ˇdie im Gesichts-
feld die der entspräche, wenn man
den Blick einem Bild entlanggleiten
läßt das von scharfen Figuren zu immer
verschwommeneren übergeht.

     
7
   Die visuelle Gerade berührt den visuellen
Kreis nicht in einem Punkt sondern in
einer visuellen Strecke. – Wenn ich einen die eine die
Zeichnung eines Kreises & einer Tangente
ansehe, so ist wäre nicht das merkwürdig
wenn daß ich etwa niemals einen vollkommenen
Kreis & eine vollkommene Gerade mit
einander in Berührung sehe; interes-
sant ist wäre wird es erst, wenn ich sie sehe, & dann
die Tangente mit dem Kreis ein Stück
zusammenläuft.
     

30.
   Denken wir uns folgendes psychologi-
sches Experiment:
Wir zeigen dem Subject
zwei Linien g1, g2 durch
welche quer die Gerade
a gezogen ist. [d|D][o]as Stück
dieser Geraden welches
zwischen g1 & g2 liegt werde ich auch die Strecke
a nennen. Wir ziehen nun in beliebiger
[e|E]ntfernung von a & parallel dazu b
& fragen ob er die Strecke b größer sieht
als a oder ob er die beiden Längen
nicht mehr unterscheidet. Er antwortet,
b erscheine größer als a. Darauf nähern
wir uns a, indem wir die Distanz von a
zu b halbieren mit unsern Meßinstrumenten
halbieren & ziehen c. „Siehst Du c größer als
a?” <> „Ja”. Wir halbieren die Distanz c–a &
ziehen d. „Siehst Du d größer als a?” . <> „Ja”. Wir
halbieren a–d. „Siehst Du e größer als a<?>. – „Nein”.
Wir halbieren daher e–d. „Siehst Du f größer
als e?” – „Ja”. Wir halbieren also e–f & ziehen
g < h >. Wir könnten uns so auch von
der linken Seite der Strecke a nähern, &
dann sagen daß einer gesehenen
Länge a im [e|E]uklidischen Raum
nicht eine Länge sondern ein In-
terval von Längen entspricht, und
in ahnlicher Weise einer gesehenen
Lage eines Strichs (etwa eines des Zeigens eines
Instruments) ein Interval von Lagen
im Euklidischen Raum; aber dieses In-
terval hat nicht scharfe Grenzen.
Das heißt: es ist nicht von Linien be-
Punkten begrenzt sondern von
konvergierenden Intervalen die nicht gegen
einen Punkt konvergieren. (Wie die
Reihe der Dualbrüche die wir durch
Werfen von Kopf & Adler erzeugen).
Das Charakteristische zweier Inter-
vale, die so nicht durch Punkte
sondern durch unscharf begrenzt
sind, ist, daß auf die Frage, ob sie
einander übergreifen oder getrennt von
einander liegen in gewissen Fällen die
Antwort lautet: „unentschieden”.
Und daß die Frage ob sie einander
berühren, einen Endpunkt mit einan-
der gemein haben, ˇimmer sinnlos ist<,> (da
sie ja keine Endpunkte haben. Man
könnte aber sagen: sie haben vor
läufige
Endpunkte. In dem Sinne
in welchem die Entwicklung von π
ein vorläufiges Ende hat. An
dieser Eigenschaft des ,unscharfen’
Intervals ist natürlich nichts geheim-
nisvolles sondern das etwas Parado-
xe liegt klärt sich durch die doppelte
Verwendung des Wortes Interval auf.
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Es ist dies der gleiche Fall wie der
der doppelten Verwendung des Wortes
Schach, wenn es einmal die Ge-
samtheit der jetzt geltenden Schach-
regeln bedeutet, ein andermal: das
Spiel welches N.N. in Persien erfunden
hat & welches sich so & so ent-
wickelt hat. In einem Fall ist es un-
sinnig von einer Änderung Entwicklung der Schach-
regeln zu reden, im andern Fall nicht.
Wir können „Länge einer gemessenen
Strecke” entweder das nennen, was
bei einer bestimmten Messung her die
ich heute um 5 Uhr durchführe heraus-
kommt – dann gibt es für diese Längen-
angabe kein „ ± etc.” –, oder etwas
dem sich Messungen nähern etc.; in
den zwei Fällen wird das Wort „Länge”
mit mit ganz verschiedener Gram-
matik gebraucht. Und ebenso das
Wort „Interval l ” wenn ich einmal etwas
Fertiges, einmal etwas sich [e|E]ntwickelndes
ein Interval nenne.

I: Die Intervalle liegen getrennt
II sie liegen getrennt & berühren sich vorläufig

III unentschieden
IV unentschieden
V unentschieden
VI sie übergreifen
VII sie übergreifen
Wir können uns
aber nicht wundern,
daß nun ein Inter-
val so seltsame
Eigenschaften haben
soll; das wir eben
etwas das Wort Interval jetzt in
einem nicht gewöhnlichen Sinn gebrau-
chen. Und wir können nicht sagen
wir haben neue Eigenschaften ge-
wisser Intervalle entdeckt. So wenig
wie wir neue Eigenschaften des Schachkö-
nigs entdecken würden, wenn wir die Regeln
des Spiels änderten aber die Bezeich-
nung „Schach” & „König” bei[g|b]ehielten.
(Vergl. dagegen Brouwer über das Gesetz
des ausgeschlossenen Dritten.)
       Jener Versuch ergibt also
wesentlich, was wir ein „unscharfes” In-
terval genannt haben, dagegen sind wären
natürlich andere Experimente möglich
[denkbar] die statt dessen ein scharfes
Interval ergeben. Denken wir etwa,
wir bewegten ein Lineal <(>langsam<)> von
der Anfangsstellung b, & parallel zu
dieser, gegen a hin, bis et in unserm
Subjekt irgend eine bestimmte Reaktion
einträte; dann könnten wir den Punkt an
dem die Reaktion beginnt die Grenze unse-
res Streifens nennen. – So könnten wir natür-
lich auch ein Wägungsresultat „das
Gewicht eines Körpers” nennen & es gäbe
dann in diesem Sinn eine absolut
genaue Wägung d.i. eine deren Resul
tat nicht die Form „ G ± g hat. Wir haben
9
damit unsere Ausdrucksweise ge-
ändert, & müssen nun sagen daß
der Körper sein das Gewicht des Körpers
schwankt & zwar nach einem uns
unbekannten Gesetz. (Die Unterscheidung
zwischen „absolut genauer” Wägung &
„wesentlich ungenauer” Wägung ist
ein grammatischer & bezieht sich
auf zwei verschiedene Bedeutungen
des Wortes Ausdrucks „Wägung” oderResultat Ergebnis)
der Wägung”.)
     

  Die Unbestimmtheit des Wortes „Haufen”. Ich
könnte definieren: ein Körper von gewisser
Form & [k|K]onsistenz etc. sei ein Haufe
wenn er ˇsein Volumen K m 3 beträgt, oder mehr darüber, was
darunter liegt will ich ein Häufchen nen-
nen. Dann gibt es kein größtes Häufchen;
das heißt: dann ist es sinnlos von
einem dem „größten Häufchen” zu reden. Umge-
kehrt könnte ich bestimmen: Haufe
solle alles das sein, was größer als
K m 3 ist & dann hätte der Ausdruck
<[|d]er> kleinste Haufe” keine Bedeutung. Ist
aber diese Unterscheidung nicht müßig?
Gewiß, – wenn wir ˇunter dem Volumen ein mit Meßungsresulta[t|-
]ten im gewöhnlichen Sinne verstehen; denn
dieses Resultat hat die Form „ V ± v”. [Gewiß, –
wenn wir unter dem Resultat der Messung
des Volumens einen Ausdruck von der
Form „ V ± v” verstehen.] Sonst aber wäre diese könnte die
Unterscheidung so brauchbar sein wie nicht müßiger als
die zwischen einem Schock Äpfeln & 61 Äpfeln.
     

Die Verschwommenheit, Unbestimmtheit unserer
Sinneseindrücke ist nicht etwas dem
sich abhelfen läßt, eine Verschwom-
menheit, der auch völlige Schärfe
entspricht (oder entgegensteht). Viel
mehr ist diese allgemeine Unbestimmt-
heit, Ungreifbarkeit, dieses Schwimmen
der Sinneseindrücke, das, was mit dem
Worte „alles fließt” bezei bezeichnet wor
den ist. Wir sagen „man sieht nie einen genau-
en Kreis”, & wollen sagen, daß, auch wenn
wir keine Abweichung von der Kreisform
sehen, das nicht ˇuns keinenˇuns das keinen genauen Kreis
gibt. (Es ist als wollten wir sagen: wir
können dieses Werkzeug nie genau führen
denn wir halten nur den Griff & das Werk-
zeug sitzt im Griff lose.) Was aber verstehen
wir dann unter dem Begriff ,genauer Kreis’?
Wie sind wir zu diesem Begriff überhaupt
gekommen? Nun, wir denken z.B. an eine
genau gemessene Kreisscheibe aus einem sehr
harten Stahl. Aha – also dorthin zielen
wir mit dem Begriff ,genauer Kreis’. Freilich,
davon finden wir im Gesichtsbild nichts.
Wir haben eben die Darstellungsform
gewählt, die die Stahlscheibe als genauer
nennt als die Holzscheibe & die Holz
scheibe genauer als die Papierscheibe.
Wir haben den Begriff „genau” durch eine
Reihe bestimmt, & reden von den Sinnesein-
drücken als ˇBildern, ungenauen Bildern, der physi-
kalischen Gegenstände.
     

Die Gallstonesche [F|Ph]otographie, das Bild
einer Wahrscheinlichkeit. Das Gesetz der Wahr-
scheinlichkeit, das Naturgesetz, was man
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sieht wenn man blinzelt.
     

  In den Theorien & Streitigkeiten der Philoso-
phie finden wir die Worte deren Bedeutungen
uns vom alltäglichen Leben her wohlbe-
kannt sind in einem ultraphysischen
Sinne angewandt.
     

„Siehst Du, es kommt
tatsächlich immer
dasselbe heraus”,
möchte man sagen. So aufgefaßt, haben
war ist die Rechnung ein Experiment. Wir
haben die Regeln des Eins-&-Eins angewen-
det & denen sieht man es nicht unmittel-
bar an, daß sie in den drei Fällen zum
gleichen Resultat führen. Man wundert
sich gleichsam, daß die Ziffern, losge-
löst von ihren Definitionen so richtig
funktionieren. Oder vielmehr: daß die
Ziffernregeln so richtig arbeiten, wenn
sie nicht von den Definitionen kontrolliert
werden. – Denken wir an den Schritt, der zu
machen ist von der gelernten Regel
des Eins-&-Eins zu der Anwendung der
Regel in dem speziellen Fall. –
     

Könnten die Berechnungen eines Ingenieurs
ergeben, daß die Stärke eine Dimension eines eine Maschinen-
teils bei gleichmäßig wachsender Bela-
stung <in> d[ie|er] Reihe der Primzahlen fortschrei-
ten müsse? [daß die Stärken eines Maschinen-
teils … müssen?]



     
Ist nicht entscheidet durch ihre
Periodizität nichts, was früher offen ge-
lassen war. Wenn vor der Entdec-
kung der Periodizität [e|E]iner ver-
gebens nach einer 4 in der Entwicklung
von 1 : 3 gesucht hätte, so hätte er doch
die Frage „gibt es eine 4 in der Ent-
wicklung von 1 : 3” nicht sinnvoll
stellen können; d.h., abgesehen davon
daß er tatsächlich zu keiner 4 gekom-
men war, können wir ihn davon über
zeugen, daß er keine Methode besitzt
seine Frage zu entscheiden. Oder auch
wir könnten auch sagen: abgesehen
von dem Resultat seiner Tätigkeit
könnten wir ihn über die Grammatik
seiner Frage & die Natur seines Suchens
aufklären[.| (]wie einen heutigen Mathema-
tiker der über das Goldba analoge
Probleme.) „Aber als Folge der
Entdeckung der Periodizität hört
er nun doch gewiß auf ˇnach einer 4 zu suchen!
Sie überzeugt ihn also, daß er nie eine
finden wird.” – Nein. Die Entdeckung
der Periodizität bringt ihn vom Suchen
ab, wenn er sich nun neu einstellt.
Man könnte ihn nun fragen: „Wie ist
es nun, willst Du noch immer nach
einer 4 suchen?” (Oder hat Dich, sozusagen,
die Periodizität, auf andere Gedanken
gebracht.)
    Und die Entdeckung der Perio-
dizität ist in Wirklichkeit die Konstruk
tion eines neuen Zeichens & Kalküls. Denn
es ist irreführend ausgedrückt wenn
wir sagen sie bestehe darin daß es
11
uns aufgefallen sei, daß der erste
Rest gleich dem Dividenden ist. Denn
hätte man [e|E]inen, der die periodische
Division nicht kannte gefragt ist
in dieser Division der erste Rest gleich
dem Dividenden, so hätte er natürlich
„ja” gesagt; es wäre ihm also aufge-
fallen. Aber damit hätte ihm nicht
die Periodizität auffallen brauchen:
d.h.: er hätte damit nicht den K[ä|a]lkül
mit den Zeichen aa : b = c gefunden.

     Ist nicht, was ich hier sage
im G das immer dasselbe, was Kant meinte damit
meinte, daß 5 + 7 = 12 nicht analytisch
sondern synthetisch a priori sei?
     


Der Satz, daß eine Klasse einer
ihrer Subklassen nicht ähnlich ist,
ist für endliche Klassen nicht
wahr, sondern eine Tautologie.
Die ˇgrammatischen Regeln über die Allgemeinheit der generellen Implication in dem
Satz daß „k ist eine Subklasse von K” ist
enthalten das was der Satz, K sei
eine unendlich Klasse, sagt. [Die
grammatischen Regeln über die Allge-
meinheit der jener generellen Implication
im Satz „k ist eine Subklasse von K”……].
     


Unzulänglichkeit der Frege- & Russellschen
Allgemeinheitsbezeichnung.
   Es hat Sinn zu sagen „schreib eine
beliebige Kardinalzahl hin”, ist aber
Unsinn zu sagen: „schreib alle Kardi-
nalzahlen hin”. „In dem Viereck befindet
sich ein Kreis” ˇ ((∃ x) ∙ φ x) hat Sinn, aber nicht ˇ also ~ (∃ x) ~φ x: „in
dem Viereck befinden sich alle Kreise”.
Und was sollte der Satz (∃ x) ~φ x bedeuten:
„es gibt einen Kreis der nicht im Vier-
eck ist”?
„Auf einem andersfarbige[m|n][o] Hin-
tergrund befindet sich ein roter Kreis” hat
Sinn, aber nicht „es gibt keine ˇvon rot verschiedene Farbe eines
Hintergrundes auf der sich kein roter Kreis
befindet”.
    „In diesem Viereck ist ein ˇschwarzer Kreis”: Wenn
dieser Satz die Form „ (∃ x) ∙ x ist ein schwarzer Kreis ˇim Viereck
hat, was welcher Art ist so ein Ding x welches das
die Eigenschaft hat ein schwarzer
Kreis zu sein (& also auch die haben
kann kein schwarzer Kreis zu sein)? Ist
es etwa ein Ort im Quadrat? dann
aber gibt es keinen Satz „(x) ∙ x ist ein schwarzer …”
Anderseits könnte jener Satz bedeuten
„es gibt einen Fleck de im Quadrat, der
ein schwarzer Kreis ist”. Wie verifiziert
man diesen Satz? Nun, man geht die ver-
schiedenen Flecken im Quadrat durch
& untersucht sie darauf hin ob sie ganz
schwarz & kreisförmig sind. Welcher Satz Art
ist aber der Satz: „Es gibt ist keinen Fleck
i[m|n] dem Quadrat”? Denn, wenn das ,x’ in
,(∃ x)’ im vorigen Fall ,Fleck im Quadrat’
hieß, dann kann es zwar einen Satz
„ (∃ x) ∙ φ x” geben, aber keinen <>~ (∃ x)<> oder <> ~(∃x)<>.
Oder, ich könnte wieder fragen: Was ist
das für ein Ding, das die Eigenschaft
haben ka hat (oder nicht hat) ein Fleck
im Quadrat zu sein?
    Und wenn man sagen kann „ein
12
Fleck ist in dem Quadrat”, hat es dann damit
auch schon Sinn zu sagen „alle Flecken
sind in dem Quadrat”? Welche alle?
     

1.6.

Was heißt es: „die Punkte die
das Experiment liefert, liegen
durchschnittlich auf einer Geraden”?
oder: „wenn ich mit einem guten
Würfel würfle so werfe ich durch-
schnittlich alle 6 Würfe eine 1”? Ist
dieser Satz mit jeder Erfahrung die
ich etwa mache vereinbar? Wenn er
das ist so sagt er nichts. Habe ich
<(> vorher <)> angegeben mit welcher Erfah-
rung er nicht mehr vereinbar ist, welches
die Grenze ist bis zu der die Ausnah-
men von der Regel gehen dürfen, ohne
die Regel umzustoßen? Nein. Hätte
ich aber nicht eine solche Grenze auf-
stellen können? Gewiß. – Denken
wir uns die Grenze wäre die :[o] so gezogen:
Wenn unter 6 aufeinander folgenden
Würfen 4 gleiche auftreten ist der Würfel
schlecht. Nun fr[ä|a]gt man aber: „Wenn
das aber nur selten genug geschieht,
ist er dann nicht doch gut?” – Darauf
lautet die Antwort: Wenn ich das
Auftreten von 4 gleiche Würfen unter 6 aufei-
nanderfolgenden für eine bestimmte
Zahl von Würfen erlaube, so ziehe ich
damit eine andere Grenze als die erste
war. Wenn ich aber sage „jede Anzahl
gleicher aufeinanderfolgender Würfe ist
erlaubt, wenn sie nur selten genug
auftritt, dann habe ich damit die Güte
des Würfels im strengen Sinne ˇals unabhän-
gig von den Wurfresultaten erklärt.
Es sei denn daß ich unter der
Güte des Würfels nicht eine Eigen-
schaft des Würfels sondern eine
Eigenschaft einer bestimmten Partie
im Würfelspiel verstehe. Denn dann
kann ich allerdi<n>gs sagen: Ich nenne
den Würfel in einer Partie gut wenn
unter den N wu Würfen der Partie nicht
mehr als log N gleiche aufeinanderfolgende
vorkommen. H Hiermit wäre aber eben
kein Test zur Überprüfung von Würfeln
gegeben, sondern ein Criterium zur Be-
urteilung einer Partie des Spiels.
     

Man sagt, wenn der Würfel ˇganz gleichmäßig & sich selbst
überlassen ist m dann muß
die Verteilung der Würfresultate Ziffern 1, 2, 3, 4, 5, 6
in unter den Wurfresultaten gleichför-
mig sein, weil kein Grund vorhanden
ist
, weshalb die eine Ziffer öfter vorkom-
men sollte als die andere. Aber wie ist
es mit den Werten der Funktion (x ‒ 3)²
r (1 ‒ 3)², (2 ‒ 3)², (3 ‒ 3)², (4 ‒ 3)², (5 ‒ 3)², (6 ‒ 3)²; ist ein
Grund vorhanden für die Argumente von 1 bis 6;
ist ein Grund vorhanden, warum einer die-
ser Werte öfter unter den Wurfresultaten
vorkommen sollte als ein anderer.
Könnte
ich nicht ebensogut das als das a priori
Wahrscheinliche Erklären?

Stellen wir nun aber die Wurfresultate
statt durch die Ziffern 1 bis 6 durch die
Werte der Funktion (x ‒ 3)² für die Argumente
1 bis 6 dar also durch die Ziffern 0, 1, 4, 9. Ist
13
ein Grund vorhanden, warum eine
dieser Ziffern öfter in den ˇneuen Wurfresul-
taten fungieren soll als eine andere?
Dies lehrt uns, daß das Gesetz
a priori der Wahrscheinlichkeit eine
Form von Gesetzen ist, wie die der Mini-
mumsgesetze der Mechanik etc..
Hätte man durch Versuche heraus-
gefunden, daß die Verteilung der
Würfe ˇ1 – 6 eines gleichmäßigen mit einem regelm Würfels
so ausfällt, daß die Verteilung
der Werte (x ‒ 3)² eine gleichmäßige
wird, so hätte man nun diese Ver
Gleichmäßigkeit fürc als die Gleichmäßigkeit
a priori erklärt.
    So machen wir es auch in der ˇkinethischen Gas-
theorie, <:> wir stellen die Verteilung
der Molekülbewegungen in der Form
ˇirgend einer gleichförmigen Verteilung dar
was aber gleichförmig verteilt ist –
so wie an andrer Stelle was zu einem
Minimum wird – wählen wir so daß
unsere Theorie mit der Erfahrung
übereinstimmt.
     

„Die Moleküle bewegen sich blos
nach den Gesetzen der Wahrschein-
lichkeit”, das soll heißen: die
Physik tritt ab, & laß überläßt
die Moleküle sich selbst bewegen
sich jetzt quasi bloß nach Gesetzen
der Logik. Diese Meinung ist der verwandt
der, daß das Trägheitsgesetz ein Satz a priori
ist, & auch hier redet man davon, was
ein Körpert tut, wenn er sich selbst
überlassen ist. Was ist das Criterium
dafür, daß er sich selbst überlassen
ist? Ist es am Ende das, daß er
sich gleichförmig in einer Geraden be-
wegt? Oder ist es ein anderes. Wenn
das letztere dann ist es eine Sache
der Erfahrung ob das Trägheitsge-
setz stimmt; im ersten Fall aber
war es gar kein Gesetz, sondern eine
Definition. Und analoges gilt von
dem einem Satz S : „wenn die Körper Teilchen sich
selbst überlassen sind, dann ist die
Verteilung ihrer Bewegungen die & die”.
Welches ist das Criterium dafür daß
sie sich selbst überlassen sind? etc..
     

<[>Wenn man sagt: der Würfel ist gleich-
mäßig
Wenn die Messung ergiebt, daß der Würfel genau & homogen ist, & ich nehme an, daß die Vert
Ziffern auf seinen Flächen die Wurfre-
sultate nicht beeinflußen, so folgt &
& daß die werfende Hand ˇbewegt sich
gleichmäßig – bewegt
regellos folgt
da-
raus die ˇdurchschnittlich gleichmäßige Vertei-
lung der Würfe 1 bis 6? Woraus
sollte man das die schließen?
Über die Bewegung beim Werfen
hat man keine Annahme gemacht
& die ˇ Premisse der [Annahme der] Genauigkeit des Würfels ist
doch von ganz anderer Multipli-
zität
Art, als eine durchschnittlich gleich
förmige Verteilung von Ziffern Resultaten. (Die Pre-
misse ist gleichsam einfärbig, die
Konklusion gesprenkelt.) Warum hat man
gesagt, der Esel werde zwischen den beiden
gleichen Heubündeln verhungern, & nicht, er
14
werde durchschnittlich sooft von dem
einen wie von dem andern fressen? von beiden durchschnittlich gleich oft fressen?]→
     


Behaviourism. „Mir scheint, ich bin traurig,
ich lasse den Kopf so hängen”.
Warum hat man kein Mitleid, wenn
eine Tür ungeölt ist & beim auf- & zuma-
chen quietscht schreit? Haben wir mit dem An-
dern der sich benimmt wie wir, wenn wir
Schmerzen haben, Mitleid, auf philo-
sophische Erwägungen hin, die zu
dem Ergebnis geführt haben, daß er
leidet wie wir? Ebensogut könnten
uns die Physiker damit Furcht einflößen
daß sie uns versichern, der Fußboden
sei gar nicht kompakt, wie er scheine,
sondern bestehe aus losen Partikeln
die [R|r]egellos herumschwirren. „Aber wir
hätten doch mit dem Andern nicht mit-
leid, wenn wir wüßten daß er nur
eine Puppe ist oder seine Schmerzen
blo [ß|s] heuchelt.” Freilich– <,> aber wir
haben auch ganz bestimmte Krite-
rien dafür daß einer etwas eine
Puppe ist oder daß [e|E]iner seine
Schmerzen heuchelt & diese Kriterien
stehen eben im Gegensatz zu denen
die wir Kriterien dafür nennen,
daß etwa keine Puppe (sondern etwa
ein Mensch) ist & seine Schmerzen
nicht heuchelt (sondern wirklich
welch Schmerzen hat).
     

Die Untersuchung der Regeln
des Gebrauchs unserer Sprache,
die Erkenntnis dieser Regeln
& übersichtliche Darstellung
läuft auf das hinaus, d.h.,
leistet dasselbe, was man oft
durch die Konstruktion einer phäno-
menologischen Sprache leisten erzielen will.
  Jedesmal wenn wir erkennen, daß
die & die Darstellungsweise auch
durch eine andre ersetzt werden
kann, machen wir einen Schritt zu
diesem Ziel.
     

Wie kommt es daß die Philosophie
ein so komplizierter Aufbau Bau ist. Sie
sollte doch gänzlich ganz einfach sein
wenn sie jenes Letzte von aller Er-
fahrung Unabhängige ist, wofür
Du sie ausgibst. – Die Philosophie
löst Knoten auf die wir in unser
Denken gemacht haben; in unserem Denken auf; …… daher muß
ihr Resultat einfach sein, ihre Tätig-
keit aber von der derselben Komplexität der so kompliziert wie ˇwie die
Knoten, die sie auflöst.
     

Hat es Sinn zu sagen, zwei Menschen
hätten den<|>selben Körper? Welches wären
die Erfahrungen, die wir mit diesem Satz
beschrieben? Daß ich darauf käme
daß das was ich meine Hand nenne
& bewege an dem Korper eines Andern
sitzt ist natürlich denkbar, denn
ich sehe während ich jetzt schreibe
die Verbindung meiner Hand mit meinem
übrigen Körper nicht & ich könnte wohl
15
daraufkommen daß sich die frühere
Verbindung gelöst hat & also auch
daß meine Hand jetzt an dem Arm
eines Andern sitzt. Angenommen
ich & mein Freund sitzen nebeneinander
ohne uns einander anzuschauen,
ich schreibe ohne meinen rechten Arm
zu sehen. Plötzlich sehe ich mich um
& werde gewahr daß meine Hand an
seinem Arm sitzt. Ich mache ihn
darauf aufmerksam, & er sagt:
„ich habe gerade mit dieser Hand
geschrieben, allerdings nicht auf
sie geschaut & habe nicht gewußt
daß sie jetzt ausschaut wie Deine
& Du ein Gefühl in ihr hast”.
     

  Die Geometrie ist nicht die Wissenschaft
(Naturwissenschaft) von den geometri-
schen Ebenen, ˇgeometrischen Geraden & ˇgeometrischen Punkten, im
Gegensatz etwa zu einer andern
Wissenschaft die von den groben
physischen Geraden, Strichen, Flächen etc.
handelt & deren Eigenschaften angibt.
Der Zusammenhang der Geometrie
mit Sätzen ˇdes praktischen Lebens, die von Strichen, Farbgren-
zen, Kanten& <,> Ecken ˇ etc handeln ist nicht
der, daß in ihr ähnliche Sätze über
ähnliche, wenn auch ideale Dinge
(Kanten, Ecken etc)
sie aus allgemeinen besteht spricht
sie über ähnliche Dinge wie diese
spricht, wie diese Sätze, wenn auch über
ideale Kanten, Ecken, etc.., sondern
derc, zwischen diesen Sätzen & ihrer Gram-
matik. Die angewandte Geometrie
ist die Grammatik der Aussagen
über die ˇräumlichen Gegenstände, daß<.> Die soge-
nannte geometrische Geraden verhalt
sich zu einer Farbgrenze nicht wie
etwas Feines zu etwas Grobem, sondern
wie Möglichkeit zur Wirklichkeit.
(Denke an die Auffassung der Mög-
lichkeit als Schatten der Wirklichkeit.)
     


Der Name den ich eine[s|m] Körpers ˇgebe, einer Fläche,
eine[s|m] Ortes, einer Farbe, hat jedes-
mal andere Grammatik. Der Name
„a” in „a ist gelb” hat h eine ande-
re Grammatik wenn a der Name eines
Körpers & wenn es der Name der Oberflä-
<Flä>che eines
einer Fläche eines Körpers ist, ob
nun ein Satz „dieser Körper ist gelb”
sagt daß die Oberfläche des Körpers
gelb ist, oder daß er durch & durch gelb
ist. „Ich zeige auf a” hat eine hat ver-
schiedene Grammatik, wenn je nachdem a ein
Körper, eine Fläche, eine Farbe ist etc..
Und so hat auch das hinweisende
Fürwort „dieser” (diese, dieses) andere Bedeu-
tung (d.h. Grammatik) wenn es ˇsich auf
Hauptwörter verschiedener Grammatik be-
zieht.
     

Zu sagen, die Punkte, die dieses
Experiment liefert, liegen durch-
schnittlich auf dieser Linie, z.B. einer
Geraden, sagt etwas Ahnliches wie:
„aus dieser Entfernung gesehen, scheinen
sie in einer Geraden zu liegen”.

16
< Ausdruck eines Gesichts unter diesen Umständen. >
Ich kann von einer Linie Strecke sagen,
der allgemeine Eindruck ist der einer
Geraden; aber nicht von der Linie a
; obwohl es möglich wäre, die es
sie als Stück einer längeren Linie
zu sehen in der sich die Abweichung<en>
ˇdes Stückes a von der Geraden verlieren würde<n>. Ich
kann nicht ˇvon jenem a sagen: „jenes Stück „die
Linie schaut gerade aus, denn sie
kann das Stück einer Linie sein die
mir als Ganzes den Eindruck der Ge-
raden macht.” < (Berge auf der Erde & auf
dem Mond. Erde eine Kugel.)
>
     

Von Sinnesdaten in dem Sinne dieses Wortes,
in dem es undenkbar ist, daß der
Andere sie hat, kann man eben aus
diesem Grunde auch nicht sagen, daß
der Andere sie nicht hat. Und eben
darum ist es auch sinnlos zu sagen,
daß ich, im Gegensatz zum Andern,
sie habe. – Wenn man sagt „seine
Zahnschmerzen kann ich nicht fühlen”,
meint man damit, daß man die Zahn-
schmerzen des Andern bis jetzt nie
gefühlt hat? Wie unterscheiden sich
seine Zahnschmerzen von den [M|m]einen?
Wenn das Wort „Zahnschmerzen” in
den Sätzen „ich habe Z.” & „er hat Z.” die
gleiche Bedeutung hat, was heißt
es dann zu sagen, daß er nicht
dieselben Zahnschmerzen haben kann,
wie ich? Wie können sich den verschiedene
Z. von einander unterscheiden? Durch
Stärke, durch den Charakter des
Schmerzes (stechend, bohrend, etc) & durch
die Lokalisation im Kopf Kiefer. Wenn nun
aber diese Charakteristica bei beiden
dieselben sind? – Wenn man aber
einwendet, ihr der [u|U]nterschied der Schmerzen sei eben der,
daß in einem Falle ich sie habe, im an-
dern Fall er! – dann ist also die besitzen
de Person eine Charakteristik der
Zahnschmerzen selbst. Aber was wie ist es
dann mit dem Satz „ich habe [z| Z].” oder
er hat Z.” ausgesagt? – Wenn das
Wort „Z” in beiden Fällen die gleiche Bedeu-
tung hat, dann muß man die Z der
beiden mit einander vergleichen können
& wenn sie in Stärke etc. etc. mit einan
der übereinstimmen, so sind sie die glei-
chen; wie zwei Anzüge die gleiche Farbe
besitzen, wenn sie in [b|B]ezug auf Hellig-
keit, Sättigung etc. miteinander über-
einstimmen.
   Wenn man fragt „ist es denkbar
daß ein Mensch die Z. des andern
fühlt?” so schweben einem dabei
die Z. des [a|A]ndern gleichsam als ein
Körper ein Volumen vor im Mund des
[a|A]ndern & die Frage scheint zu fragen
ob wir an diesem Schmerzvolumen teil-
haben können. Etwa dadurch daß
sich unser beider Wangen durchdrän-
gen. Aber auch das scheint dann
nicht zu genügen & wir müßten ganz mit
ihm zusammenfallen [ & wir müßten
uns ganz mit ihm decken.]
     

Das Experiment des Würfelns dauert eine
17
gewisse Zeit, & unsere Erwartungen, für
über die Zukünftigen Ergebnisse des
Würfelns können sich nur auf Tenden-
zen gründen, die wir in den Ergebnissen
des Experiments wahrnehmen. D.h., das
Experiment kann nur die Erwartung
begründen, daß es so weitergehen wird,
wie <(> es <)> das Experiment gezeigt hat.
Aber wir können nicht erwarten, daß
das Experiment, wenn fortgesetzt, nun
Ergebnisse liefern k wird, die mehr
als die des wirklich ausgeführten
Experiments mit einer vorgefaßten
Meinung über seinen Verlauf über-
einstimmen. Wenn ich also z.B. Kopf &
Adler werfe & in den Ergebnissen des
Experiments keine Tendenz der Kopf-
& Adlerzahlen finde, sich weiter einan-
der zu nähern, so gibt das Experiment
mir keinen Grund zur Annahme, daß
seine [f|F]ortsetzung eine solche Annä-
herung zeigen wird. Ja die Erwartung
dieser Annäherung muß sich selbst
auf einen bestimmten Zeitpunkt be
ziehen, denn man kann nicht sagen,
„ich man erwarte daß ein Ereig-
nis einmal – in der unendlichen Zu-
kunft – eintreten werde. [Ja, die Er-
wartung dieser Annäherung
     

3.

Ein Gedanke über die Darstellbarkeit
der unmittelbaren Realität durch
die Sprache:

    „Der Strom des Lebens, oder der Strom der
Welt, fließt dahin, & unsere Sätze werden,
sozusagen, nur in Augenblicken verifiziert.
Unsere Sätze werden nur von der Gegenwart
verifiziert. – Sie müssen also so gemacht
sein, daß sie von ihr verifiziert werden
können. Sie müssen das Zeug haben,
um von ihr verifiziert werden zu können.
Dann haben sie also in irgend einer
Weise die Kommensurabilität mit der
Gegenwart [Dann sind sie also in irgend
einer Weise mit der Gegenwart kommen
surabel] & diese dies können sie nicht haben sein
trotz ihrer raum-zeitlichen Natur, sondern
diese muß sich zur Kommensurabilität
verhalten, wie die Körperlichkeit eines
Maßstabes zu seiner Ausgedehntheit,
mit mittels der er mißt. Im Fall des Maßsta-
bes kann man auch nicht sagen: ,Ja,
der Maßstab mißt die Länge trotz
seiner Körperlichkeit; freilich, ein Maßstab,
der nur Länge hätte, wäre das Ideal,
wäre, der reine Maßstab’. Nein, wenn
ein Körper Länge hat, so kann es keinen
Körper ohne
Länge ohne einen Körper geben –
& wenn ich auch verstehe, daß in einem
bestimmten Sinn nur die Länge des Maßstabs
mißt, so bleibt doch kein Beistrich was ich in die
Tasche stecke der Maßstab[;|,] der Körper, &
nicht die Länge.”
     

Die Anschauungen neuerer Physiker stim
men mit den meinen
Ich stimme mit den überein, wenn sie sagen,
daß die Zeichen in ihren Gleichungen keine
„Bedeutung<en>” mehr haben, & daß die Physik
zu keinen solchen Bedeutungen gelangen
könne, sondern bei den Zeichen stehen
18
bleiben müsse: Ssie sehen nämlich nicht,
daß diese Zeichen insofern Bedeutung
haben – & nur insofern – als ihnen,
auf welchen Umwegen immer, das be-
obachtete Phänomen entspricht, oder
nicht entspricht.
     

  Darstellung einer Linie als Gerade
mit Abweichungen. Die Gleichung der
Linie enthält einen Parameter, dessen
d <…> Verlauf die Abweichungen von der
Geraden ausdrückt. Es ist nicht we-
sentlich, daß diese Abweichungen „gering”
seien. Sie können so groß sein, daß die
Lin<i>e einer Geraden nicht ähnlich sieht.
Die „Gerade mit Abweichungen” ist nur
eine Form der Beschreibung. Sie erleich-
tert es mir, einen [B|b]estimmten Teil
der Beschreibung auszuschalten,
zu vernachlässigen, wenn ich will. (Die
Form „Regel mit Ausnahmen”.)
     

Alle „begründete Erwartung” ist Erwar-
tung, daß eine bis jetzt beobachtete
Regel weiterhin weiter gelten wird.


[kein neuer Absatz]
(Die Regel aber muß beobachtet wor-
den sein & kann nicht selbst wieder
blo [ß|s] erwartet werden.)
     

Die Logik der Wahrscheinlichkeit hat es
mit dem Zustand der Erwartung nur
soweit zu tun, wie die Logik überhaupt
mit dem Denken.



     

Von der Lichtquelle Q wird ein Licht
strahl ausgesandt, der die Scheibe AB
trifft, dort einen Lichtpunkt erzeugt &
dann die die Scheibe AB AC trifft<.> & auf
ihr einen Lichtpunkt erzeugt.
Wir haben
nun keinen Grund zur Annahme, daß
der Lichtpunkt auf AB ˇwerde rechts von der
Mitte M liegen, noch zur entgegengesetzten;
aber auch keinen Grund anzunehmen, der
Lichtpunkt auf AC werde auf der & nicht
auf jener Seite von der Mitte m liegen. [Wir
haben nun keinen Grund, anzunehmen, daß
der Lichtpunkt auf AB eher auf der
einen Seite der Mitte M als auf der andern
liegen wird; aber auch keinen Grund, an-
zunehmen, daß der Lichtpunkt auf AC
werde auf der einen & nicht auf der an-
dern Seite von ˇder Mitte m liegen. ] Das gibt
also wiedersprechende Wahrscheinlichkeiten.
Wenn ich nun eine
Annahme über den
Grad der Wahrschein-
lichkeit mache, daß
der eine Lichtpunkt
in AM im Stück AM
liegt, wie wird diese
Annahme verifiziert? Wir denken meinen doch durch
einen Häufigkeitsversuch. Angenommen nun
dieser bestätigt die Auffassung, daß die
Wahrscheinlichkeiten für das Stück A[m|M] &
BM gleich sind ˇ(also für Am & Cm verschieden), so ist sie damit als die
richtige erkannt & erweist sich also als
eine physikalische Hypothese. Die [G|g]eometrische
Konstruktion zeigt nur, daß die [g|G]leichheit
der Strecken AM & BM kein Grund zu Annahme
19
gleicher Wahrscheinlichkeit war.
     

Was heißt es: den Goldbachschen Satz
glauben? Worin besteht dieser Glaube?
In einem Gefühl der Sicherheit, wenn
wir den Satz aussprechen, oder hören?
Das interessiert uns nicht. Ich weiß
ja auch nicht wie weit dieses Gefühl durch
den Satz selbst hervorgerufen sein
mag. Wie greift der Glaube in diesen
Satz ein? Sehen wir nach, welche Kon-
sequenzen er hat, wozu er uns
bringt. „Er bringt mich zum Suchen
nach einem Beweis dieses Satzes”. – Gut,
jetzt sehen wir noch nach, worin Dein
Suchen eigentlich besteht; dann werden
wir wissen wie es sich mit Deinem Glauben
an den Satz verhält. [… worin Dein was
es mit dem Glauben an den Satz auf sich
hat.]
     

„Der Kretische Lügner”. Statt zu sagen
„ich lüge”, könnte er auch hin-
schreiben „dieser Satz ist falsch”. Die
Antwort darauf wäre: „Wohl, aber
welchen Satz meinst Du?” – „Nun diesen
Satz.” – „ich verstehe, aber von welchem
Satz ist in ihm die Rede?” – „Von diesem.”
– „Gut, & ˇauf welchen Satz spielt dieser an?”
u.s.w. Er könnte uns so <…> nicht er-
klären, was er meint bis ehe er zu einem
kompletten Satz übergeht. – Man kann
auch sagen: Der [F|f]undamentale Fehler
liegt darin, daß man denkt glaubt ein
Wort, z.B. „dieser Satz”, könne auf seinen
Gegenstand gleichsam anspielen (aus der
Entfernung hindeuten) ohne ihn ver-
treten zu müssen.
     

(Ein Satz der von allen Sätzen oder allen
Funktionen handelt. Was stellt man
sich darunter vor? meint man damit? Es wäre wohl ein
Satz der Logik. Denken wir nun nur daran,
wie wir de[n|r] Satz ~2n p = p bew[ei|ie]sen wird.)
     

Wenn ich annehme, die Messung ergebe,
daß der Würfel genau & homogen ist,
& die Ziffern auf seinen Flächen die
Wurfresultate nicht beeinflussen,
& die Hand die ihn wirft, bewegt sich
ohne bestimmte Regel; folgt daraus
die eine durchschnittlich gleichförmige
Verteilung der Würfe 1 bis 6 unter
den Wurfergebnissen? – Woraus sollte
sie hervorgehen? Daß der Würfel genau
& homogen ist kann doch keine
durchschnittlich gleichförmige Ver-
teilung von Resultaten begründen
(Die Voraussetzung ist sozusagen
homogen, die Folgerung ˇwäre gesprenkelt.)
Und über die Bewegung beim Werfen
haben wir ja keine Annahme gemacht.
Mit der Gleichheit der beiden Heubündel
hat man zwar begründet, daß der
Esel zwischen in ihrer Mitte verhungern
werde, aber nicht, daß er ungefähr gleich
oft von jedem fressen. werde.) – Mit un-
seren Annahmen ist es auch voll-
kommen vereinbar daß mit dem
Würfel 100 Einser nach einander geworfen
20
werden, wenn Reibung, Handbewegung, Luft-
widerstand so zusammentreffen. Die
Erfahrung, daß das nie geschieht, ist
eine, die diese diese Faktoren betrifft
[ist eine diese Faktoren betreffende]. Und
die Vermutung der gleichmäßigen Ver-
teilung der Wurfergebnisse ist eine Ver-
mutung über das Arbeiten dieser Fakto-
ren [Einflüsse].
    Wenn wir man sag[e|t]n ein gleicharmiger
Hebel auf den sy<m>metrische Kräfte
wirken werde müsse in Ruhe bleiben, so heißt
das
weil keine Ursache vorhanden ist
weshalb er ˇsich eher auf die eine als auf
die andre Seite neigen sollte, so heißt
das nur, daß, wenn wir ˇgleiche Hebelarme & symetrische
Kräfte konstatiert haben & nun der
Hebel sich nach der einen Seite neigt,
wir dies aus den uns bekannten
– oder von uns angenommenen – Voraus-
setzungen nicht erklären können. (Die
Form die wir „Erklärung” nennen muß
auch assy<m>metrisch sein); wie die Operation
die aus „a & b” „2a & 3 b” macht.) Wohl aber
können wir die ˇandauernde Ruhe des Hebels aus unsern
Voraussetzungen erklären. – Aber etwa
auch eine [S|s][o]chwingende Bewegung,
die durchschnittlich gleich oft von
der Mitte Mittellage nach rechts & von der Mitte Mittellage
nach links gerichtet ist? Die Schwingen-
de Bewegung nicht, denn in der ist ja wieder
Assym<m>etrie. Nur die Sym<m>etrie in dieser Assym-
metrie. Hätte sich der Hebel gleichförmig
von nach rechts gedreht, so könnte man ana-
log sagen: Mit der Symmetrie der Bedin-
gungen kann ich die Gleichförmigkeit der
Bewegung aber nicht ihre Richtung
erklären.
    Die Eine Ungleichförmigkeit der Verteilung
der Wurfresultate ist mit der Symmetrie
des Würfels nicht zu erklären. Und nur
insofern erklärt diese Symmetrie die
Gleichförmigkeit der Verteilung. – Denn
man kann natürlich sagen: Wenn
die Ziffern auf den Würfelflächen keine Wir
kung haben, dann kann ihre Verschie-
denheit nicht nicht eine Ungleichför-
migkeit der Verteilung erklären; &
gleiche Umstände können selbstver-
ständlich nicht Verschiedenheiten
erklären; insofern soweit also könnte man
auf eine Gleichförmigkeit schließen.
Aber woher dann überhaupt verschie-
dene Wurfresultate? Gewiß, was diese Was diese ……
erklärt muß ˇnun auch ihre ˇdurchschnittliche Gleichförmig
keit erklären. Die Regelmäßigkeit des
Würfels stört nur eben diese Gleichformig-
keit nicht.
     

  Angenommen Einer der täglich im
Spiel würfelt würde ˇetwa eine Woche lang
nichts als Einser werfen, & zwar mit
Würfeln die nach allen anderen Arten
[Methoden] der Untersuchung Prüfung sich als
gut erweisen & wenn ein [a|A]ndrer sie
wirft auch die gewöhnlichen Resultate
geben. liefern. Hat er nun Grund zu denken, daß
hier ein Naturgesetz besteht anzunehmen
dem gemäß er immer Einser wirft werfen muß; hat
er Grund<:> zu glauben, daß das nun so
21
weitergehen wird, oder ˇvielmehr Grund anzunehmen,
daß diese Regelmäßigkeit nicht lange mehr
andauern kann wird? Hat er also Grund
das Spiel aufzugeben, da es sich gezeigt
hat, daß er nur Einser werfen kann,
oder weiterzuspielen, da es jetzt nur um
so wahrscheinlicher ist, daß er beim näch-
sten Wurf eine höhere Zahl werfen wird? –
Z In Wirklichkeit wird er sich weigern
die Regelmäßigkeit als ein Naturge-
setz anzuerkennen; zum mindesten
wird sie lang andauern müssen, ehe
er diese Auffassung in Betracht
zieht. Aber warum? – Ich glaube, weil
so viel frühere Erfahrung ˇseines Lebens gegen das ein solches
Gesetz spricht, die alle – sozusagen –
erst überwunden werden muß, ehe
wir eine ganz neue Betrachtungs-
weise annehmen.
     

     Wenn wir aus der relativen Häufigkeit eines Ereignisses auf seine relative Häufig-
keit in der Zukunft Schlüsse ziehen, so können wir das natürlich nur nach der bisher
tatsächlich beobachteten Häufigkeit tun. Und nicht nach einer, die wir aus der beobach-
teten durch irgend einen Prozess der Wahrscheinlichkeitsrechnung erhalten haben. Denn
die berechnete Wahrscheinlichkeit stimmt mit jeder beliebigen tat-
sächlich beobachteten Häufigkeit überein, da sie die Zeit offen lässt.
     

    Wenn sich der Spieler, oder die Versicherungsgesellschaft, nach der Wahrschein-
lichkeit richten, so richten sie sich nicht nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung, denn
nach dieser allein kann man sich nicht richten, da, was immer geschieht, mit
ihr in Uebereinstimmung zu bringen ist; sondern die Versicherungsgesellschaft richtet
sich nach einer tatsächlich beobachteten Häufigkeit. Und zwar ist das notürlich eine
absolute Häufigkeit.
     

    Was zum Wesen der Welt gehört, kann die Sprache nicht ausdrücken.
    Daher kann sie nicht sagen, dass alles fliesst. Nur was wir uns auch anders
vorstellen könnten, kann die Sprache sagen.
     

Daß alles fließt, muß in dem im Wesen
der Anwendung der Sprache auf die
Wi[i|r]klichkeit liegen.
[Daß alles fließt,
muß im Wesen der Berührung der Sprache
mit der Wirklichkeit liegen.] Oder ˇbesser: daß alles
fließt, muß im Wesen der Sprache liegen.
  Und, erinnern wir uns, : im gewöhnlichen
Leben fällt uns das nicht auf – (sowe-
nig wie die verschwommenen Ränder un-
seres Gesichtsfelds („weil wir so daran
gewöhnt s<i>nd” wird mancher sagen). Wie,
bei welcher Gelegenheit, glauben wir
denn darauf aufmerksam zu
werden? Ist es nicht, wenn wir
Sätze gegen die Grammatik der Zeit bil-
den wollen?
     

4.

„Nur die Erfahrung des gegenwärtigen
Augenblicks hat Realität”. – Soll
das heißen, daß ich heute [F|f]rüh nicht
aufgestanden bin? Oder, daß ein Ereig-
nis, dessen ich mich in diesem Augen
blick nicht erinnere entsinne, nicht stattgefunden
hat? – Und ,gegenwärtige Erfahrung’ –
im Gegensatz wozu? Hier ist offenbar
das Wort ,gegenwärtig’ überflüssig

Soll <…> hier ,gegenwartige Erfahrung’ im
Gegensatz stehen zu zukunftiger & ver
gangener Erfahrung? Oder ist es ein Bei
wort wie das Wort „rational” in „ratio
nale Zahl” so daß man die beiden
Wörter auch durch eines ersetzen könn
te & das [b|B]eiwort auf eine grammatische
Eigentümlichkeit hinweist. Und was wird
in diesem Falle vom Subjekt ausgesagt wenn
ihm Realität zugesprochen wird? Betonen
wir hier nicht wieder eine grammatische
Eigentümlichkeit, in derselben Weise, wie
wenn man sagt, etwa als wenn man sagte: „…nur die Kardinal-
zahlen sind wirkliche Zahlen” (Kronecker
22
soll gesagt haben, nur die Kardinal-
zahlen seien von Gott erschaffen, alles
andere<n> seien Menschenwerk.) – Heißt
es ,gegenwärtige Erfahrung’ im Gegensatz
zu zukünftiger & vergangener, dann
ist meint man mit diesen Erfahrungen
etwa physikalische Vorgänge; & wenn
ich das Bild von der Laterna magica
gebrauche & dem Filmstreifen gebrauche
& die Zeitlichen Beziehungen in räumliche
übersetze so ist die gegenwärtige
Erfahrung im physikalischen Sinn
das Bild auf dem Filmstreifens das sich
vor dem Objectiv der Laterne befindet
(ich kann nicht sagen: „das sich jetzt vor
dem Objectiv der Laterne befindet”.) Auf der
einen Seite dieses Bildes sind liegen die vergange-
nen auf der andern die zukünftigen
Bilder (die beiden Seiten sind durch Eigentüm-
lichkeiten des Apparates charakterisiert).
Das Bild auf de[m|r] Streifen Leinwand gehört
der Zeit des Filmstreifens nicht an[. M|; m]an
kann von ihm nicht in dem eben beschrie-
benen
Sinne sagen, es sei gegenwärtig.
(Im Gegensatz wozu? – Wenn man [d|D]as Wort
[|,]gegenwärtig’<,> ˇwenn man es hier benützt, so bezeichnet
man nicht einen Teil eines Raumes im Gegensatz zu andern Teilen, sondern
charakterisiert einen Raum.) Der Satz, nur
die gegenwärtige Erfahrung habe Realität,
wäre nun hier der Satz, daß nur
das Bild vor dem Objektiv dem Bild
auf der Leinwand entspricht. Und
das wäre könnte allerdings ein Erfahrungs-
satz sein<&> Aber hier läßt uns das
Gleichnis ˇläßt uns hier in Stich, wenn wir nicht festsetzen,
ˇdie Projektionsmethode nicht so festlegensetzen, daß das der Projektion „entsprechende”
Bild des Filmstreifens das Bild von
dem Objektiv heißen soll.
die Entspre-
chung zwischen Film & Leinwand nicht
(die Projektionsart) nicht so festsetzenlegen
, daß sich dadurch das Bild auf dem
Film welches dem Bild auf der Leinwand
entspricht als das Bild vor dem Ob-
jektiv der Laterne ergibt.
     

Wer den Satz, nur die gegenwärtige Erfah-
rung sei real, bestreiten will (was
ebenso falsch ist, wie ihn zu behaupten)
wird etwa fragen, ob denn ein Satz wie
„Julius Cäsar ging über die Alpen” nur
den gegenwärtigen Geisteszustand des-
jenigen beschreibt, der sich mit dieser
Sache beschäftigt. Und die Antwort
ist natürlich: Nein! er beschreibt ein
Ereignis, da[ß|s], wie wir glauben, vor ca 2000 Jah-
ren stattgefunden hat. <> (Wenn nämlich das
Wort „beschreibt” so aufgefaßt wird, wie
in dem Satz „der Satz ,ich schreibe’ beschreibt,
was ich gegenwärtig tue”.) Der Name
Julius Cäsar bezeichnet eine Person. –
Aber was sagt denn das alles? Ich schei-
ne mich ja um die eigentliche philoso-
phische Antwort drücken zu wollen! –
Nun Aber, Sätze die von Personen handeln,
d.h. Personennamen enthalten, können
ˇebenc auf sehr verschiedene Weise verifiziert
werden. – <ˇ Fragen wir uns nur, warum wir den Satz glauben. > – Daß es ˇ z.B. denkbar ist, die Leiche
Cäsars noch zu finden, hängt unmittel
bar mit dem Sinn des Satzes über Julius
Cäsar zusammen. Aber auch, daß es
23
möglich denkbar ist, eine Schrift zu finden, aus
der hervorgeht, daß so ein Mann
nie gelebt hat & seine Existenz zu be-
stimmten Zwecken erdichtet worden
sei. ist. Diese Solche Möglichkeiten gibt es ˇaber nicht
für einen Satz: „ich sehe einen roten
Fleck über einen grünen dahinziehen” ˇnicht;
und das ist es, was wir damit meinen,
wenn wir sagen, daß dieser Satz in
unmittelbarerer Art Sinn hat, als
dieser Satz habe in … Sinn, als …… jener der über Julius Cäsar. [… Und das mei-
nen wir, wenn wir sagen, dieser Satz habe ……]
     


5.

1) „Ich habe Schmerzen”
  „N hat Schmerzen”
dagegen <2)>: „Ich habe graue Haare”
             „N hat graue Haare”
Die verschiedenen ˇphilosophischen Schwierigkeiten &
Confusionen in Verbindung mit dem
ersten Beispiel lassen sich zum
größten Teil
auf die Verwechslung
der Grammatik der Fälle 1 & 2 zurück
führen
.
    Es hat Sinn zu sagen: „ich sehe
seine Haare, aber nicht die meinen”
oder ˇanalog oder „ich sehe meine Hände täglich,
aber nicht die seinen” & dieser Satz
ist analog dem: „ich sehe meine Kinder Wohnung
täglich, aber nicht die seinen seine.” – Dagegen
ist Unsinn: „ich fühle meine Schmerzen
aber nicht die seinen”
   Die Ausdrucksweise unserer Sprache
wie sie in den einzelnen Fällen 1 & 2 ist
natürlich nicht ,falsch’ aber ˇsie ist irreführend.
„Eine herrenlose Wohnung”, „herrenlose
Zahn<->Schmerzen”. Es gibt Menschen die Unter
suchungen darüber anstellen „ob
es ungesehene Gesichtsbilder gibt” &
sie glauben, daß das eine Art wissen-
schaftlicher Untersuchung <(> über diese
Phänomene
<)> ist.
  „Wie ein Satz verifiziert wird, das sagt
er”<:> & nun sieh Dir darauf hin die Sätze an:
„Ich h<a>be Schmerzen”, „N hat Schmerzen”.
Wenn nun aber ich der N bin?! – Dann
haben dennoch die beiden Sätze ver-
schiedenen Sinn.
   „Die Sache ist doch ganz einfach:
ich spüre freilich seine Zahnschmerzen
nicht, aber er spürt sie eben (& so sind
alle Verhältnisse ˇdoch symmetrisch).” Aber
dieser Satz ist eben Unsinn. – Um nun
die Assymmetrie in der Erfahrung mit Bezug auf mich & den Andern
klar deutlich zum Ausdruck zu
bringen, könnte man ich nun eine assy
metrische Ausdrucksweise vorschlagen:
[a|A]lte Ausdrucksweise:
L.W. hat Schmerzen
L.W. hat Schmerzen in seiner linken
Hand.
N. hat Schmerzen

N. heuchelt Schmerzen in
seiner Hand

Ich bedauere N., weil er
Sch. hat
[n|N]eue Ausdrucksweise:
Es sind Schmerzen vorhanden
Es sind Schmerzen in der
linken Hand des L.W.
N. benimmt sich wie L.W. wenn
Sch. vorhanden sind
N heuchelt ein das Benehmen
des L.W. wenn Sch. in seiner
Hand sind.
Ich bedauere N, weil er
sich benimmt, wie etc.
     

Da wir für jeden ˇsinnvollen Ausdruck der alten Ausdrucks-
24
weise einen der neuen setzen & für ver
schiedene
alte, verschiedene neue, so
muß, was Eindeutigkeit & Verständlich-
keit anbelangt, die neue Ausdrucks-
weise der alten gleichwertig sein. – Aber
könnte man denn nicht eine solche
assymetrische Ausdrucksweise au eben-
sogut für Sätze der Art „ich habe graue
Haare„, „N hat graue Haare” konstruieren?
Nein[; m|. M]an muß nämlich verstehen
daß der N Name „L.W.” in den Sätzen der
rechten Seite sinnvoll muß durch
andere Namen ersetzt werden können.
Und ist das nicht der Fall dann
braucht weder „L.W.” noch ein anderer
Name in diesen Sätzen vo<r>zukommen.
Ersetzt man nämlich L.W. durch
einen andern den Namen eines andern Men-
schen, so heißt das wird etwa gesagt
daß ich in der Hand eines anderen
Körpers als des meinigen Schmerzen
empfinde. Es wäre z.B. denkbar, daß
ich mit einem Andern Körper wechsle,
etwa aufwache, meinen ˇalten Körper mir ge-
genüber auf einem Sessel sitzen sehe
& mich im Spiegel sehend fände daß
ich d[en|as] Ko Gesicht & den Körper meines
Freundes angenommen habe. Ich betrach-
te nun den Personennamen als Name
des Körpers. Und in diese es hat nun
Sinn zu sagen: „ich habe im Körper des
N (oder im Körper N) Zahnschmerzen (in
der assymmetrischen Ausdrucksweise:
<>i[m|n] Körper des einem Zahn des N sind Schmer-
zen”); aber ˇes hat keinen Sinn zu sagen „ich habe
auf dem Kopf des N. graue Haare”,
außer, das soll dasselbe heißen, wie <:>
„N hat graue Haare”.
    Aber ist <(> denn <)> die vorgeschla-
gene assymmetrische Ausdrucks
weise richtig? Warum sage ich
„N benimmt sich wie L.W wenn er …”?
Wodurch ist denn L.W. charakte-
risiert? Doch durch die Formen etc
seines Körpers & durch dessen kon-
tinuierliche Existenz im Raum.
Sind aber diese Dinge für die Er-
fahrung der Schmerzen wesent-
lich? Könnte ich mir nicht folgende
Erfahrung denken: ich wache mit
Schmerzen in der linken Hand auf
& finde, daß sie ihre Gestalt ge-
ändert hat & jetzt so aussieht
wie die Hand meines Freundes, wäh-
rend er meine Hand erhalten hat.
Und worin besteht die Kontinui-
tät meiner Existenz im Raum?
Wenn mir jemand verläßlicher
erzählte, er sei während ich
geschlafen habe bei mir gesessen,
plötzlich sei mein Körper ver-
schwunden & sei plötzlich wieder
erschienen – ist es unmöglich das
zu glauben? – Und worin besteht
etwa die Kontinuität meines
Gedächtnisses? In welcher Zeit
ist es kontinuierlich? O Oder be-
steht die Kontinuität darin, daß
im Gedächtnis keine Lücke ist. Wie
im Gesichtsfeld keine ist. (Denn
25
überlege nur, wie wir den blinden
Fleck merken!) Und was hätte
diese Kontinuität mit der zu tun
die für den Gebrauch des N
Personennamens L.W. wesentlich
ist [von Bedeutung ist]? Die Erfah-
rung der Zahnschmerzen läßt
sich in ganz anderer Umgebung
als der von uns gewohnten denken.
(Denken wir doch nur<,> daran daß
man tatsächlich Schmerzen in
der Hand d.h. im Ort der Hand haben kann obwohl es
sie diese im physikalischen Sinne gar nicht
mehr gibt, weil sie einem amputiert
worden ist.)
In diesem Sinne
könnte man Zahnschmerzen ohne
Zahn, Kopfschmerzen ohne Kopf
etc. haben. Wir machen eben hier
einfach eine Unterscheidung wie
die zwi<s>chen Gesichtsraum & physi-
kalischen Raum oder Gedächt-
niszeit & physikalischer Zeit. – Da-
nach nun ist es unrichtig
die Ausdrucksweise einzufüh
ren „N benimmt sich wie L.W. wenn …”
Man könnte vielleicht sagen
„N benimmt sich wie der Mensch
in dessen Hand [s|S]chmerzen sind”.
Warum sollte man aber über-
haupt die Erfahrung der
Schmerzen zur Beschreibung
des bewußten Benehmens heran-
ziehen? – Wir wollen doch einfach
zwei verschiedene Erfahrungs
gebiete tre trennen; wie wenn
wir Tasterfahrung & Gesichtserfah-
rung an einem Körper trennen. Und
verschiedener kann nichts sein,
als die Schmerzerfahrung & die
Erfahrung einen menschlichen
Körper sich winden sehen, Laute
ausstoßen zu hören etc.. Und
zwar besteht hier kein Unter-
schied zwischen meinem Körper &
dem des Andern, denn es gibt
auch die Erfahrung die Bewe-
gungen des eigenen Körpers zu
sehen & die von ihm ausgesto-
ßenen Laute zu hören.
     
  Denken wir uns unser Körper
würde aus unserem Gesichtsfeld
entfernt, etwa indem man ihn
gänzlich durchsichtig machte;
er behielte aber die Fähigkeit bei
in einem geeigneten Spiegel in der
uns gewohnten Weise zu erschei
nen so daß wir etwa die sicht-
baren Äußerungen unserer Zahn-
schmerzen wesentlich wie die
eines fremden Körpers wahrnäh-
men. Dies ergäbe auch eine ganz
andere Koordination zwischen se-
hendem Auge & Gesichtsraum
als die uns selbstverständlich
erscheinende alltägliche. (Denke
an das Zeichnen eines Vierecks
mit seinen Diagonalen im Spiegel.)
Wenn wir uns aber so die Moglichkeit
denken können, daß wir unsern ˇsichtbaren Körper
nur als Bild in einem Spiegel kennten
26
so ist einem auch denkbar daß
dieser Spiegel wegfiele & wir ihn
nicht anders sähen als irgend einen
andern menschlichen Körper. – Wo
durch wurd wäre er dann aber
als mein Körper charakterisiert?
Nun nur dadurch daß ich ˇ z.B. die
Berührung dieses Körpers fühlen
würde nicht aber die eines andern, etc..
So ist es auch nicht mehr wesentlich
daß der Mund unterhalb des sehen
den Auges meine Worte spricht. (Und
das ist von großer Wichtigkeit). Auch
wenn ich meinen Körper sehe wie ich
ihn jetzt sehe d.h. von seine[m|n] Auge<n>
aus ist es denkbar daß ich mit
Andern den Körper tausche. Die Erfahrung
bestünde einfach in einer darin
in dem, was man als eine S<s>prunghafte
Änderung meines Körpers & seiner
Umgebung nennen beschreiben
würde.
Ich würde einmal die
Körper A B C D von E aus
& E von seinen A den
Augen dieses Körpers
sehen & plötzlich etwa
C D E A von B aus & B aus
dessen Augen, etc. Noch einfacher
aber wird die Sache wenn ich alle
Körper meinen, sowie die fremden,
überhaupt nicht aus Augen
sehe & sie mir also, was ihre
visuelle Erscheinung betrifft alle
auf gleicher Stufe stehen. Dann ist
es klar, was es heißt, daß ich im
Zahn des Andern Schmerzen haben
kann; – wenn ich dann über-
haupt noch bei der Bezeichnung
bleiben will, die einen Körper
meinen” nennt & also einen andern
den „eines Andern”. Denn es ist
nun vielleicht praktischer die
Körper einfach nur mit Eigennamen zu
bezeichnen. – Es gibt also jetzt eine
Erfahrung, die der Schmerzen in
einem Zahn eines der existierenden
menschlichen Körper; das ist nicht die
die wir ich in unserer der gewöhnlichen Aus-
drucksweise mit den Worten „A hat
Zahnschmerzen” beschriebe, sondern
mit den Worten „ich habe in einem Zahn
des A [s|S]chmerzen”. Und es gibt die an-
dere Erfahrung einen Körper, sei es
meiner oder eine anderer sich winden zu
sehen. Denn, vergessen wir nicht: Die
Zahnschmerzen haben zwar einen
Ort in einem Raum, sofern man
z.B. sagen kann, sie wandern oder
seien an zwei Orten zugleich, etc.: Ab aber
ihr Raum ist nicht der visuelle oder
physikalische. – Und nun haben
wir zwar eine neue Ausdrucksweise,
sie ist aber nicht mehr assymetrisch.
Sie bevorzugt nicht einen Körper,
einen Menschen auf zum Nachteilc
der andern, ist also nicht solip-
sistisch. – So ist alles alle Erfahrung ohne Anse-
hen der Person verteilt. Aber wir teilen
anders
wir teilen anders. Es werden die
Dinge in unsrer Betrachtungsweise
27
anders zusammengefaßt. Wie
wenn man einmal die Zeit zum
Raum rechnet & einmal nicht,
oder wie wenn man einen Wald als
Holzblock mit Löchern ansähe.
Oder die Bahn des Mondes um
die Sonne einmal als Kreis
Kreisbahn um die Erde die sich
verschiebt, ein andermal als
Wellenlinie die um die Sonne läuft.
(Wäre die Erde etwa nicht sichtbar,
so wäre könnte es eine merkwürdige neue
Betrachtungsweise sein die Be-
Wellenbewegung um die Sonne
als Kreisbahn um einen kreisenden
Körper [um ein kreisendes Centrum]
zu aufzufassen.) Man könnte
auf diese Weise gewisse Vorurteile
zerstören die auf die besondere
uns geläufige Betrachtungsart
aufgebaut wären. – Sehr klar wird
der Charakter der anderen Be-
trachtungsweise wenn man an die
analoge Verschiebung Veränderung der Grenzen
durch die Einführung des Bgriffs
der Gedächtniszeit denkt. Es ist
ganz ähnlich der veränderten Be-
trachtung der Mondbewegung
Eine Grenze die früher mit anderen
in der Zeichnung zusammen lief
wird plötzlich stark ausgezogen
& hervorgehoben. – –
     


Die mathematische Frage muß so exact
sein wie der mathematische Satz. Wie
irreführend die Ausdrucksweise
der Wortsprache den Sinn der
mathematischen Sätze darstellt,
sieht man wenn man sich die Mul-
tiplizität eines mathematischen Be-
weises vor Augen stellt führt & bedenkt
daß der Beweis zum Sinn des be-
wiesenen Satzes gehört d.h. den
Sinn bestimmt. Also nicht etwas
ist, was uns gezeigt wird damit
wir
was bewirkt daß wir einen
bestimmten Satz glauben, sondern
etwas was uns zeigt, was wir glauben,
wenn hier von Glauben eine Rede sein
kann. Begriffswörter in der Mathe
matik: Primzahl, Kardinalzahl
etc.. Es scheint darum unmittel
bar Sinn zu haben wenn gefragt
wird: „Wieviel Primzahlen gibt es<?>” „Es
glaubt der Mensch wenn er nur Worte
hört …”) In Wirklichkeit ist diese
Wortzusammenstellung ˇeinstweilen Unsinn;
bis für sie eine besondere Syntax
gegeben wurde. Sieh den Beweis dafür
an,, „daß es unendlich viele Primzah-
len gibt” & dann die Frage, die er
zu beantworten scheint. Das
Resultat eines intrikaten Bewei-
ses kann nur in sofern einen
einfachen Wortausdruck haben,
als das System von Ausdrücken
dem dieser Ausdruck angehört in
seiner Multiplizität einem System
solcher Beweise entspricht. – Die
28
Confusionen in diesen Dingen ist sind
ganz darauf zurückzuführen,
daß man die Mathematik als
eine Art Naturwissenschaft
behandelt. Und das wieder
hängt damit zusammen, daß
sich die Mathematik von der
Naturwissenschaft abgelöst hat.
Denn solange sie in un-
mittelbarer Verbindung mit der
Physik betrieben wird [es|is]t es klar,
daß sie keine Naturwissenschaft
ist. (Etwa, wie man einen Besen nicht
für ein Einrichtungsstück des Zim-
mers halten kann, solange man
ihn dazu benützt die Einrichtungs-
gegenstände zu säubern.)
     

In der Mathematik gibt es kein
„noch nicht” & kein „bis auf
weiteres” (außer in dem trivialen Sinne
in welchem mann ˇsagen kann man habe noch nicht 1000-stellige
Zahlen mit einander multipliziert<).>
hat).
     


Der Punkt √2 ist wesentlich der End-
punkt der Konstruk-
tion.
Und der Aus-
druck „der Endpunkt
der Konstruktion ist hier
keine Beschreibung im Russellschen
Sinne. Es ist nicht von einer bestimmten
Länge die Rede, die auch so ge-
wonnen werden kann. Und wie
der mathematische Satz die
Endfläche eines Beweiskörpers
so ist wie hier das Resultat
der Konstruktion der Endpunkt
der Konstruktion & sonst
nichts. Wie auch das 5-Eck
das Ende der 5-Ecks-Konstruk-
tion.
     

Daher kann ich auch von
einer Klasse von Punkten die
dem Punkt √2 analog sind
nur reden wenn ich von einer
Klasse analoger Konstruk-
tionen rede spreche.
     

Wenn mir eine endliche Reihe
von Ziffern gegeben ist so
kann ich offenbar jede der folgenden
Fragen fra stellen: <1)> Findet
sich in ihnen eine Periode?
<2)> Welche? 3) Ist es die Periode <(> z.B. <) > 1414 …
Da hier jede dieser Fragen zu stellen
ist, glaubt man, es müssen auch
dort wo eine von ihnen in einem neuen
Sinn gestellt wird sich die andern
eo ipso stellen lassen. So sagt
man, die periodische Division 1 : 3 = 0˙3
habe die Frage beantwortet ob
in der Entwicklung des Quotienten
1 : 3 lauter 3 stehen werden. Und
die Division scheint nun alle
die Fragen beantwortet zu
haben: „Gibt es hier eine Periode?”
„Welche?”, „Ist es z.B. die Periode 1414 …?’
29
„Geht der Dezimalbruch ohne Periode
in's Unendliche fort?” Folgt nun
daraus daß einen die perio-
dische Division verstanden hat
indem er, wie wir sagen würden,
einsieht daß nun
immer so weiter gehn muß, – folgt
daraus, daß er nach einer
Periode suchen kann wenn
noch keine zu sehen ist? Kann
er also, nach dem er
periodisch verstan aufge-
fasst hat damit auch
die Periode von 1 : 7 finden?
finden? d.h. kann er sie
suchen? Offenbar nicht. D.h.
, die Frage „Ist 1 : 7 periodisch”,
hat für Ihn ihn keinen Sinn,
wohl aber nicht die Frage „Wird 1 : 7
nach den ersten 2, 3, 4 Stellen
periodisch”.

„Kommt die Entwicklung von 1 : 7
jemals zu einem Ende” ist für ihn
[S|s]innlos, ebenso ˇsinnlos wie die Frage „lie-
fert 1 : 7 einen endlosen nicht perio-
dischen Dezimalbruch oder einen
periodischen”; dagegen hat die Frage
Sinn „wird 1 : 7 nach den ersten
4 Stellen periodisch”? & natürlich
auch die Frage „ist die Periode
0˙14 14 …”.
  Wenn er aber nun die Periode
von 1 : 7 gefunden hätte, hätte er
dann nicht doch alle jene Fragen
damit beantwortet? Nein, nur die,
nach deren Antwort er hat suchen
können. Oder auch: die andern
f Fragen hatten nur den Sinn
den die gefundene Antwort ihnen
gibt. Erklären wir dies auf andere
Weise: Angenommen wir hatten je-
mandem multiplizieren gelehrt,
aber nicht dividieren. Er hätte nun
gefunden daß 14 × 15 = 210 ist & ich
sagte ihm , dieses Resultat
können wir auch so ausdrücken:
„210 : 15 = 14”. Hätte damit nun
die Fragestellung auf die das
Dividieren antwortet einen Sinn er-
halten? Nein, die ist eine ganz
andere deren Grammatik uns
erst die Methode des Dividierens
gibt. Ich hätte auch einen Men-
schen nicht multiplizieren gelehrt
dem ich die Definition 1 × 1 = 1 gege-
ben hätte.
     

Die mathematischen Sätze als Mittel
um die Beweise zu katalogisieren. (Ursell)
     

Eine Hypothese als unumstößliche
Regel der Darstellung angenom-
men, wird zum Koordinatensystem.
     

“Schnitt” ist nach der üblichen
Erklärung wirklich das, was
sich mit den allen Rationalzahlen ver-
gleichen läßt. Denn wenn man
den Schnitt z.B. an der √2 am Beispiel
der √2 erklärt, so zeigt man nur
30
daß man in diesem Falle eine Defi-
nition von ‘größer’ & ‘kleiner’ geben
kann die der der für die Ratio-
nalzahlen ähnlich [analog] ist. Näm-
lich .
     

  Unbewußte Zahnschmerzen.
Was heißt der Satz: „ich bin mir
meiner Zahnschmerzen bewußt”.
Ich bin mir meiner Armut bewußt
istich bin arm. Dagegen:
ich bin mir meiner Zahnschmerzen
bewußt = ich habe Zahnschmerzen.
Es sei denn ich führe eine neue
Alternative in meiner Ausdrucks-
weise ein; dann aber muß ich
erst ihre Anwendung zeigen
sonst habe ich ihr noch keinen
Sinn gegeben.
     


[zu „Schmerzen”]
Muß sich denn nicht eine Welt be-
schreiben lassen, worin der solipsistische
Fehler uns weniger nahe liegt. Wo die
Tatsachen solche sind, daß wir we-
niger leicht zu einer einseitigen Grammatik
verführt werden?
     


In meinen Betrachtungen der Mathematik
[über die Mathematik] spielen winzige Verän-
derungen der symbolischen Ausdrucksweise
eine Rolle. Was so gesagt [dargestellt] klar
& durchsichtig ist, kann, ein wenig
anders gesetzt, undurchsichtig oder
irreführend sein.
     


,Jemandem für etwas dankbar sein’ analog
,jemanden erwarten’, etc..
     


Zeichnung eines 4Dimensionalen Würfels
(als Erklärung meiner Auffassung
der perspektivischen Zeichnung als 3-dimen
sionaler). [Gehört vielleicht zur Be-
trachtung des math. Beweises als
Ornament]
     


Das Gesichtsbild wenn man feinen Regen
niedergehn sieht: man sieht eine Be-
wegung, aber nicht etwas Bestimmtes
sich bewegen.
     

Schädlichkeit der Ausdrucksform
„Sinn”, „Bedeutung”, die immer wieder
die Idee von Schatten (Geistern) hinter
den Wörtern & Sätzen geben.
     

„Ich denke mir viel mehr, als ich sage” –
wie kann man das vergleichen?
     

Was heißt „Gegenstände zählen”?
     

Wir mischen uns nicht in das, was der Mathe
matiker tut, erst wenn er behauptet Meta
mathematik zu treiben, dann kontrollie-
ren wir ihn.



     

31
  Wenn wir uns einige male rasch
im Kreis herumdrehen & dann
stehen bleiben, so scheint sich
das Zimmer um uns zu drehen & doch
sehen wir nicht, daß Gegenstände um
uns dabei unserm Blick entschwinden
& andere in unser Gesichtsfeld treten,
wie es doch bei einer Drehung des
Zimmers der Fall sein müßte. Ganz
ähnlich dem ist es aber, wein ein
Musikstück so gespielt wird, daß
es uns scheint, es würde schneller &
schneller gespielt & dabei müssen
wir uns sagen daß sich das Tem-
po im Ganzen nicht merkbar verändert.
     

Man kann zu dem ersten Fall
sagen: es gibt eben nicht nur
visuelle Bewegung.
     

Schwanken des Begriffs ,Wortart’.
Ist “3” die gleiche Wortart wie ‘4’?




























     
Umarbeitung.
Zweite Umarbeitung im großen Format
     

  Wie kann man von vom ‘vVerstehen’ &
‘nicht vVerstehen’ eines Satzes reden, –
ist es er nicht erst ein Satz, wenn
man ihn versteht?
     

D.h.: [k|K]ann denn nicht, eine Zusam-
menstellung von Sesseln, z.B., ein
Satz sein, wenn man sie als sol-
chen versteht & andernfalls
hat sie doch nicht das Geringste
mit einem Satz zu tun & man
kann nicht davon reden, ‘sie
zu verstehen’.
     

Man kann sagen: eine chinesische
Aufschrift sagt mir so wenig
wie ein Tapetenmuster oder etwa
die Stellung von Sesseln in
einem meinem Zimmer. – Und anderseits
könnte auch das Tap<e>tenmuster
& die Gruppe von Stellung der Sesseln mir ˇnach gehöriger Übereinkunftˇnach gehöriger Übereinkunft mir
etwas mitteilen.
     

Das zeigt an daß ich die Bedeu-
tungen des Wortes ‘verstehen’ &
des Wortes ‘Satz’ hier zu wenig
spezialisiert habe.
     

Es hat, wie wir das Wort ‘verste-
hen’ gebrauchen, keinen Sinn
zu fragen “verstehst Du diese Baum
gruppe” es sei <…> denn daß jemand
im Begriffe sei eine Sprache zu lernen
2
deren Ausdrucke etwa Gruppierungen
von Bäumen wären.
     

“Das Verstehen fängt erst mit dem
Satz an.”
  Dadurch hat man die Bedeutung
des Wortes “verstehen” auf ein bestimm-
tes Gebiet
festgelegt.
     

  Es gibt keine Metalogik. Auch
das Wort “verstehen”, der Aus-
druck “einen Satz verstehen”, sind
nicht metalogisch.
     

  Es ist doch seltsam, daß die Wissen-
schaft & die Mathematik die Sätze
gebraucht, : aber vom Verstehen die-
ser Sätze nicht spricht.
     

Man sieht im Vers<t>ehen das Eigentliche,
im Zeichen das Nebensächliche. – Übri-
gens, wozu dann das Zeichen über-
haupt? – Nur um sich Anderen
verständlich zu machen? Aber wie
ist das möglich? – Man sieht da Es wird da das
Zeichen als eine Medizin an angesehen, die im
Andern die gleichen Zustände hervorrufen
soll, wie ich sie habe. die ich habe..
     

Auf die Frage: “was meinst Du?” (etwa
mit dieser Handbewegung) ist die Antwort:
“ich meine p” (etwa: ich meine, Du sollst hinausgehen)
& nicht “ich meine, was ich mit dem Satz
‘p’ meine”.



     

3
Wenn Frege gegen die formale Auf
fassung der Arithmetik spricht,
so sagt er gleichsam: diese klein-
lichen Erklärungen, die Symbole Zeichen
betreffend, sind müßig, wenn wir
die Zeichen verstehn. Und das Verstehn
wäre quasi das Sehen eines Bildes, aus
demc welchem alle Regeln folgen<,> (wodurch sie
verständlich werden. Frege schien scheint
aber nicht zu sehen, daß dieses Bild
wieder selbst ein Zeichen ist, oder ein Kalkül,
der uns den geschriebenen Kalkül er-
klärt.
   Und, was wir ˇ im Allgemeinen [V|v] erstehen einer Sprache’
nennen, ist überhaupt im Allgemeinen von der Art
des Verständnisses, das welches wir für einen
Kalkül kriegen, wenn wir z.B. seinen
Ursprung, seine Genesis, oder seine prakti-
sche den Grund seiner Entstehung oder seine praktische …… Anwendung kennen lernen. Und
auch da lernen wir einen übersich
tlichern Symbolismus statt des frem-
dern kennen. (Wie wenn Denken wir es hätte [e|E]iner das Schach-
spiel zuerst als Schreibspiel kennen
lernte gelernt hätte & ihm später erst ˇwäre ihm die ‘Deutung’
dieses Spiels als eines Brettspiels ge-
zeigt würde worden.) Verstehen heißt hier etwas
[ä|Ä]hnliches wie Übersehen.
     

Wenn ich jemandem einen Befehl gebe, so ist es
mir ganz genug, ihm Zeichen zu geben. Und
ich würde ˇeinen Befehl hörend nie sagen: das sind ja nur Worte,
& ich muß hinter die Worte dringen. Und
wenn ich jemand etwas gefragt hätte &
er gibt mir eine Antwort (also ein Zeichen),
bin ich zufrieden – das war es gerade, was
4
ich erwartete – & wende nicht ein: “das
ist ja eine bloße Antwort”. (Es ist klar,
daß nichts andres erwartet werden
konnte, & daß die Antwort den
Gebrauch einer Sprache, eines bestimmten
Sprachspiels, voraussetzte; wie alles was
wir sagen können.
     

Wenn man aber sagt: “wie soll ich
wissen, was er meint, ich sehe ja nur
seine Zeichen?”, – so sage ich: “wie soll
er wissen, was er meint; er hat ja auch
nur seine Zeichen”.
    
     

Die Sprache muß für sich selbst sprechen
     

Gesprochenes kann man nur durch die
Sprache erklären, darum kann man
die Sprache als solche selbst in diesem
Sinne
nicht erklären.
    Die ganze Sprache kann man
nicht interpretieren. Eine Interpretation
ist immer nur eine im Gegensatz zu
einer anderen. Und jede hängt sich
an das erklärte Zeichen & vergrößert erweitert
die Sprache.
     

Man kann auch sagen: Die Meinung
fällt aus der Sprache heraus; denn
wenn man fragt, gefragt wird, was ein Satz meint,
<(>so<)> wird dies wieder durch einen Satz
gesagt. //; denn die Frage, was ein Satz meint,
wird durch einen Satz beantwortet.//
//denn was ein Satz meint, wird wieder durch einen
Satz gesagt //
     
5




“Was hast Du mit diesen Worten
gemeint?”
“Hast Du diese Worte gemeint Hast Du gemeint, was Du gesagt hast?” (oder
nur gesagt).
     


  Die zweite Frage steht zur ersten
nicht in dem Verhältnis, wie die
Frage “bist Du verliebt?” zu der “wen
liebst Du?”.
  Auf die erste Frage kommt ein
Satz (ein weiteres Zeichen) zur Antwort;
das was man eine Erklärung des
Sinnes nennt. [… zur Antwort, eine Er-
klärung des Sinnes der ursprünglichen
Worte.]
     

Die erste dieser Fragen ist nicht eine ge-
nauere Bestimmung zur zweiten. (Es
ist also nicht der Fall “bist Du verliebt,
& wen liebst Du”.)
  Auf die erste Frage kommt ein
Satz (ein weiteres Zeichen) zur Antwort der den ersten ersetzt; eine
Erklärung ˇdes Sinnes des ursprünglichen Zeichens.
Die zweite Frage fragt nicht nach einer
Erklärung.
     

Der zweiten Frage ähnlich ist die: “hast
Du das im Ernst oder im Spaß gemeint?”
     

Dem Worte “meinen” analog wird das Wort
“verstehen” gebraucht.



     

6
  Das Wort “verstehen”, wie das Wort
“meinen”, wird mit in verschiedenen Bedeu-
tungen verwendet. // in mehrfacher Bedeu-
tung
verwendet.// In einer Art der An-
wendung bedeutet es eine psychische
Reaktion beim Hören, Lesen, Aussprechen
etc. des Satzes. Das Verstehen ist hier dann
das Phänomen, welches sich einstellt,
wenn ich den Satz einer mir geläufigen
Sprache höre oder lese & welches das
sich nicht einstellt, ausbleibt, wenn ich etwa
einen chinesischen Satz höre.
     

Das Lernen der Sprache steht zu dem
Verstehen in diesem Sinne im Verhältnis
der Ursache zur Wirkung.
     

Und wenn man das Verstehen des
geschriebenen Satzes die seelische Reak-
tion nennt, die der Satz, wie er an uns
vorbeiläuft, erzeugt hervorruft, dann ist dieses
Verstehen <(> wieder <)> die Wirkung des
Satzzeichens auf uns. den, der es liest.
   Das Dieses Verständnis // Verstehen // geschieht
nur so wie das Hören des Satzes &
begleitet es. das Hören.
    Ich kann in diesem Sinn von einem
‘erleben’ des Satzes reden.
    Der Satz, wenn ich ihn verstehe, be-
kommt für mich Tiefe
   “Ich sage das nicht nur, ich meine
auch etwas damit”. – Wenn man überlegt,
was dabei in uns vorgeht, wenn wir Worte
meinen (& nicht bloß sagen), so ist es uns,
als wäre dann etwas mit diesen Worten
7
gekuppelt, während sie sonst leer liefen.
– Als ob sie, gleichsam etwa, in uns eingriffen.
     

< ⋎ p. 21>
     

  Ich verstehe einen Befehl als Befehl,
d.h. ich sehe in ihm nicht nur diese
Struktur von Lauten oder Strichen, son-
dern sie hat – sozusagen – einen Einfluß
auf mich. Ich reagiere auf einen
Befehl (auch ohne ihn zu befolgen)
anders, als auf eine Mitteilung
oder Frage. (Ich lese ihn auch mit
anderem Tonfall, mit anderer Geste.)
     

Dem Das Verstehen, in diesem Sinne, eines Satzes
ist das mit dem Verstehen eines Bildes ähnlich.
zu vergleichen. Und hier gibt es wieder
verschiedene Fälle.
Denken wir uns
eine <…> Zeichnung die eine Gruppe räum
licher Gegenstände von Gegenst. im Raum darstellen soll; aber
wir sind seien unfähig einen ˇbestimmten Teil des
Bildes raumlich als räumliche
Darstellung zu sehen sondern
sehen nur Flecke & Striche auf in der
Bildfläche. Wir können dann sagen,
wir verstehen diesen Teil des Bildes
nicht. – Ich sage aber auch, ich verstehe
das Bild nicht, wenn ich zwar alles
räumlich sehe, die räumlichen Gestal-
ten aber solche sind nicht als mir
wohlbekannte Gegenstande (Bäume, Tiere,
Häuser etc.) wiedererkenne.
   Angenommen etwa das Bild stellte eine
Gruppe von Menschen dar & die Menschen
darauf wären etwa einen Zoll lang. Gäbe
es nun ˇwirkliche Menschen ˇvon dieser Länge so könnten
8
wir sie in dem Bild erkennen, das Bild als
lebensgroße [d|D]arstellung empfinden; &
es würde uns nun einen ganz anderen
Eindruck machen, obwohl doch die
Illusion der dreidimensionalen Gegenstän
de ganz die gleiche wäre, wie als im Falle wenn
das Bild Menschen der gewöhnlichen
Größe darstellen sollte. Und der Ein-
druck des Bildes, , den das Bild macht, die Art wie ich es
auffasse, existiert ˇnun unabhängig davon
daß ich Menschen der gewöhnlichen
Größe oder Zwerge von einem Zoll Länge
gesehen habe, wenn auch dies die
Ursache dieses des Eindrucks sein mag.
(Ebenso, wie ich zwar ˇ vielleicht die Zeichnung
eines Würfels ˇvielleicht nur darum als Würfel räumlich sehe,
weil ich ˇso oft ˇ einen wirkliche< n > Würfel gesehen
habe; aber die Beschreibung des
räumlichen Gesichtsbildes ˇenthält nichts von
dem, enthält, was einen ‘wirklichen’
Würfel von einem gezeichneten gemalten unterschei-
det.)
     

Den verschiedenen Erlebnissen, wenn
ich ein Bild einmal so, <> einmal so,
sehe, ist es zu vergleichen, wenn ich
einen Satz einmal mit Verständnis, & einmal ohne Ver-
ständnis lese. (Erinnere Dich daran,
wie es ist, wenn man einen Satz mit
falscher Betonung liest, ihn daher
nicht versteht, & nun auf einmal da-
rauf kommt, wie er zu lesen ist.)
   (Lesen einer schleuderhaften Schrift.)
     

Wenn man eine Uhr abliest, so sieht
9
man einen Komplex von Strichen, Flecken,
etc.; aber man sieht ihn auf bestimmte
Weise, wenn man ihn als Zifferblatt
& Zeiger auffaßt. (Wie man den Orion Mond als
Mann Gesicht, aber auch anders sehen kann.)
     

Denke auch an den Unterschied des
Verständnisses, wenn man in
einem Satz ein Wort einmal als
dem einen Wort, einmal als dem
andern Wort zugehörig empfindet.
     

Als den ‘gelesenen Satz’ können wir
nun das Schriftzeichen, aber auch
das besondere Erlebnis, <> das Zeichen
so gesehen, so aufgefaßt – bezeichnen.
(Hier ist eine Quelle von Verwechslungen.)
     

Erinnern wir uns nun an eine Mehrdeu-
tigkeit des Wortes verstehn. Wenn ich
in einem Buch lese: “nachdem er das
gesagt hatte, verließ er sie, wie am
vorigen Tage” – fragt man mich ob ich
diesen Satz verstehe so ist es nicht
leicht darauf zu antworten. Es ist
ein deutscher Satz & insofern verstehe
ich ihn: Ich wüßte, wie man diesen
Satz etwa gebrauchen könnte. Ich
könnte selbst einen Zusammenhang
für ihn erfinden. Und doch verstehe
ich ihn nicht in dem Sinne, in dem wie
ich ihn verstünde, wenn ich eine
Erzählung gelesen hätte, in welcher er
so steht. (Vergleiche: [V|v]erschiedene Sprach-
spiele.)
     

10
Verstehen wir Lewis Carroll's Gedicht “Jabberwocky”[?|,]
oder Gedichte von Christian Morgenstern?
     

Es sei mir ein Satz in einer mir nicht
geläufigen Chiffre gegeben & zugleich
auch der Schlüssel zu ihrer [e|E]ntziffe-
rung. Dann ist uns <(> natürlich <)> in
gewissem Sinne [a|A]lles zum Verständnis
des Satzes gegeben. Und doch würde ich
auf die Frage ob ich den Satz verstehe
etwa antworten: “ich muß ihn erst
entziffern”; & wenn ich ihn als deutschen
Satz entziffert vor mir hätte, würde
ich sagen: “jetzt verstehe ich ihn”.
   Wenn man nun die Frage stellt:
“in welchem Augenblick der Über-
tragung (aus der Chiffre ins Deutsche)
beginnt das Verstehen // der Zustand des
Verstehens// des Satzes”, so erhält
man einen Einblick in das Wesen dessen,
was wir “verstehen” nennen.
     

Ich sage einen Satz “ich sehe dort
einen schwarzen Kreis”; ich kann nach
Übereinkunft die Wörter dieses Satzes
durch andre Zeichen ersetzen & der <ein>
Satz in den neuen Zeichen wird dann
den selben Sinn erhalten. Schreiben wir
also statt der 6 Wörter des Satzes die
ersten 6 Buchstaben des Alphabets. Dann
heißt der Satz: “a b c d e f”. Aber nun
zeigt [s|e]s sich, daß ich – wie man sagen
möchte – den Sinn des oberen Satzes
nicht ohne weiteres in dem Ausdruck
“a b c d e f” denken kann. Ich könnte
11
es auch so sagen: ich bin nicht gewöhnt
statt ‘ich’ ‘a’ zu sagen & statt ‘sehe’ ‘b’,
statt ‘dort’ ‘c’, etc.. Aber damit meine ich
nicht, daß<,> <…> wenn ich daran gewöhnt
wäre, ich mit dem Zeichen ‘a’ sofort das
Wort ‘ich’ assoziieren würde; sondern,
daß ich nicht gew ich bin nicht gewöhnt
‘a’ an Stelle von ‘ich’ zu gebrauchen.
     





“Einen Satz verstehen”, kann soviel
heißen wie:
im Sinne von kann heißen “wissen, was der Satz be-
sagt”, & das heißt, : <,> die Frage “was
<be>sagt dieser Satz er” beantworten können.
    Den Sinn eines Satzes verstehen soll
dann
heiß[en|t]t: die Frage ‘was ist sein Sinn’
beantworten können.
     

   Verstehen (in dieser Bedeutung) ist das
Korrelat einer Erklärung des Sinnes.
     

  Es ist eine sehr häufige <…> häufig erscheinende Auffassung:
daß Einer Man meint oft, daß Einer …… sein Verständnis nur un-
vollkommen zeigen kann. Daß er gleich-
sam nur immer aus der Ferne darauf
deuten, auch sich ihm nähern, kann
es aber nie mit der Hand berühren
kann. Und das Letzte immer ungesagt
bleiben muß.
    Man fragt: Ist denn das Verständnis
nicht etwas anderes als der Ausdruck
des Verständnisses? – Ist es nicht so, daß
12
der Ausdruck des Verständnisses
eben ein unvollkommener Ausdruck
// eine unvollkommene Äußerung des V. // ist? –
   Das heißt doch wohl, ein Ausdruck,
der etwas ausläßt, – was aber wesentlich
unausdrückbar ist sein müßte[; d|. d]enn sonst könnte
ich ja eben einen bessern finden.
     

Uns interessie[r|t]en die ˇdie Tatsache daß gewisse psychischen Vor-
gänge einen Satz erfahrungsgemaß
begleiten nicht; wohl aber das
Verstehen, die Auffassung, so weit
sie in einer
, die in einer Erklärung des Sinnes <(>der
Bedeutung<)>
niedergelegt ist sind.
     

Es ist schwierig die Grammatik des
Wortes “meinen” klar zu sehen. Aber
der Weg dazu führt über die Frage
“welches ist das Kriterium dafür,
daß wir etwas so meinen”,<,> & welcher
Art ist der Ausdruck den dieses “so
vertritt. Die Antwort auf die Frage
“wie ist das gemeint” stellt die Ver-
bindung zwischen zwei sprachlichen
Ausdrücken her. Also fragt auch
die Frage nach dieser Verbindung
< Als hätte man zwei Bilder die dieselbe Person darstellen, diese
selbst aber könnte ich nicht zeigen.
>
     Der Gebrauch der Hauptwörter
“Sinn”, “Bedeutung”, “Auffassung” & an-
derer Wörter verleitet uns zu glauben,
daß dieser Sinn,. etc, dem Zeichen so
gegenübersteht, wie das Wort – der
Name – dem Ding, das sein Träger ist.
So daß man sagen könnte: “[d|D]as
Zeichen hat eine ganz bestimmte Bedeutung,
ist in einer ganz bestimmten Weise gemeint,
13
die ich nur in Ermanglung eines direkten
Weges wieder durch ein Zeichen ausdrücken
muß”. Die Meinung, die Intention, wäre
gleichsam seine Seele die ich am liebsten
selbst zeigen möchte, auf die ich aber
leider nur indirekt durch ihren Körper
hinweisen kann. –

         Wenn ich ˇum den Sinn eines Pfeiles zu erklären sage: “ich meine diesen Pfeil so, dass man ihm durch ei-
ne Bewegung in der Richtung vom Schwanz zur Spitze folgt”, so gebe ich ei-
ne Definition (ich setze ein Zeichen für ein andres), während es scheint,
als hätte ich sozusagen die Aussage // Angabe// des Pfeils , die der Pfeil macht ergänzt. Ich
habe den Pfeil durch ein neues Zeichen ersetzt, das wir statt des Pfeiles
gebrauchen können. – Gebrauchen können –. Während es
scheint, als wäre der Pfeil selbst wesentlich unvollständig // un-
vollkommen //
, ergänzungsbedürftig, und als hätte ich ihm nun die nötige
Ergänzung gegeben. Wie man eine Beschreibung eines Gegenstandes als un-
vollkommen erkennt und vervollständigt //vervollständigen kann//. Als
hätte der Pfeil die Beschreibung angefangen und wir sie durch den Satz
vollendet. – Auch so: Wenn ich,, wie oben, sage “ich meine diesen Pfeil so,
dass …”, so ? – macht es den Eindruck – ?, als hätte ich jetzt erst das Ei-
gentliche beschrieben, die Meinung; als wäre der Pfeil gleichsam nur das
Musikinstrument, die Meinung aber die Musik, oder besser: der Pfeil das
Zeichen – das heisst in diesem Falle – die Ursache des inneren, seelischen,
Vorgangs und die Worte der Erklärung erst die Beschreibung dieses Vorgangs.
Hier spukt die Auffassung des Satzes als des eines Zeichens des Gedankens; und
des Gedankens als eines Vorgangs in der Seele, oder im Kopf. ))
     




  Was wir Der Vorgang den wir …… ‘verstehen’ nennen, ist manch-
mal ein Vorgang des Übersetzens Nachziehens des
Zeichens in ein anderes Bild.
     Das Verstehen einer Beschreibung kann
14
man mit dem Zeichnen eines Bildes nach
dieser Beschreibung vergleichen.
     

Wir reden von dem Verständnis eines Satzes
als der Bedingung dafür, daß wir ihn
anwenden können. Wir sagen “wir können
einen Befehl nicht verstehen befolgen
wenn wir ihn nicht verstehen”, oder “ˇich muß ihn verstehen<,> ehe
<ich> wir ihn verstehen befolge”.
     

Damit hängt es zusammen, daß wir sagen:
“Ich verstehe dieses Bild genau[:|,] ich
könnte es plastisch darstellen”. “Ich
verstehe diese Beschreibung genau, ich
könnte ein Bild nach ihr zeichnen.
     

Wir reden von dem Verständnis eines Satzes
als der Bedingung dafür, daß wir ihn
anwenden können. Wir sagen: “ich kann
einen Befehl nicht befolgen, wenn ich ihn
nicht verstehe”, oder “ich muß ihn ver-
stehen,
<>ehe ich ihn [befolge|verstehe]”.
     


↺ Man könnte es in gewissen Fällen <(> offiziell <)>
als das Kriterium des Verständnisses ˇeines Befehls
festsetzen, daß der welcher ihn bekommt erhält
seinen Sinn muß zeichnerisch darstellen wiedergeben
können.
     

   “Muß ich wirklich einen Satz verstehen, um
nach ihm handeln zu können?” – “Gewiß, ! ,
sonst wüßtest Du ja nicht, was Du zu tun
hast.” – “Aber was nützt mich dieses Wissen?
vom Wissen zum Tun ist ja wieder ein Sprung.”
     

15
Wenn “einen Satz verstehen” heißt, in bestimm-
ter Weise nach ihm handeln, dann kann
das Verständnis nicht die logische Be-
dingung dafür sein, daß wir nach ihm
handeln.
     

Aber der Satz “ich muß den Befehl
verstehen, ehe ich nach ihm handeln
kann” hat natürlich einen guten
Sinn; nur keinen Aber jedenfalls keinen metalogischen.
Denn auch das Verstehen ist kein metalogischer Begriff.
     

Der Begriff, welchen man vom Verstehen hat,
ist etwa, daß man damit dadurch vom Zeichen
näher an die dargestellte Realität kommt,
von den Worten des Befehls näher an
die Befolgung. Und in einem psycholo-
gischen Sinn kann das richtig sein.
     

“Ich muß doch einen Befehl verstehen,
um nach ihm handeln zu können” – hier
ist das ‘muß’ verdächtig. Wenn das ein
logisches Muss ist, so so ist der Satz
eine Grammatische Anmerkung.
    Auch wäre das könnte man da fragen:
“Wie lange vor dem Befolgen mußt Du den
Befehl versteh<e>n?”
     

Wenn mit dem Verstehen ein psychischer
Vorgang gemeint ist & gesagt werden soll wird,
daß dieser Vorgang Prozess erfahrungsgemäß
ˇimmer eintritt ehe ein Mensch einen Befehl be-
folgt, so interessiert uns diese Aussage
nicht. (Eine Erklärung “den Befehl befolgen”
wolle man es nur nennen, wenn jener
psychische Vorgang eing<e>treten sei, wäre
16
müßig.)
     

Soll “verstehen” heißen: erklären können,
– warum sollte das notwendig sein,
um den Befehl zu befolgen. (Es han-
delt sich hier natürlich nicht um logi-
sche Notwendigkeit.)
     

Wenn das Verstehen eine Vorbereitung
des Folgens Befolgens war, so hat es dem Zeichen der Wahrnehmung des Zeichens
des Befehls etwas hinzugefügt;
aber etwas, was jedenfalls nicht die
Ausführung <(> des Befehls <)> war.
     

Es scheint uns “Ich kann den Befehl
nicht ausführen, weil ich nicht verstehe, was
Du meinst. Ja, jetzt verstehe ich Dich.” – Was
ging da vor, als ich plötzlich den Andern
verstand?
   Da gab gibt es viele Möglichkeiten. Der Befehl
konnte z.B. in einer mir bekannten Sprache, aber
mit falscher Betonung gegeben worden sein
& es fiel mir plötzlich die richtige Betonung
der Worte ein. Einem Dritten würde ich dann
sagen: “jetzt verstehe ich ihn, er meint …” &
nun würde ich den Befehl in richtiger
Betonung wiederholen. Und mit dem Erfas
sen des wohlbekannten Satzes hätte ich
nun den Befehl verstanden; ich meine:
ich müßte nun nicht erst noch erst einen
abstrakten Sinn erfassen. // Und mit dem
Erfassen des richtig bettonten Satzes hätte
ich nun den Befehl verstanden. Ich meine:
ich müßte nun nicht noch erst einen abstrakten
Sinn erfassen, sondern es genügt mir
17
das Erleben des wohlbekannten Wortlautes
[|//] – Oder aber der Befehl wäre mir in ver-
standlichem Deutsch gegeben worden,
schiene mir aber ungereimt, da ich irgend
etwas in ihm mißverstanden habe; dann
fiel mir eine Erklärung ein “ach, er meint …”
& nun kann ich den Befehl ausführen.
      (Der Zerstreute, der auf den Befehl “rechts-
um” sich nach links gedreht hätte und
nun, an die Stirne greifend, sagte “ach so, ‘rechts-
um’!” & rechtsum machte.)
     

   Es konnten mir auch vor dem Verstehen
mehrere mögliche Deutungen, das heißt,
mehrere Erklärungen, vorschweben, für
deren eine ich mich dann entscheide.
     

  (Denke auch an den Fall: Es macht mir jemand
Zeichen & ich sage: “er meint, ich soll etwas tun;
aber was er wünscht, weiß ich nicht”.)
     






   Es scheint uns, als ob wir dem Befehl
durch das Verstehen etwas hinzufügen
(ˇetwa dem Befehl “” z.B.)
(etwa dem: )
etwas durch das Verstehen etwas hinzufügen,
was die Lücke zwischen Befehl & Aus-
führung füllt. So daß wir Einem der
sagte sagt “aber Du verstehst ihn ja, er ist also
nicht unvollständig”, antworten können:
18
“Ja, aber ich verstehe ihn<,> ˇaber nur, weil ich noch
etwas hinzufüge; die Deutung nämlich”.
       Aber was veranlaßt Dich gerade
zu dieser Deutung? Ist es der Befehl,<,> dann
war er ja schon eindeutig, da er diese Deu-
tung befahl. Oder hast Du die Deutung
willkürlich hinzugefügt<,>, dann hast
Du ja auch den Befehl nicht verstanden,
sondern erst das, was Du aus ihm gemacht
hast.
     

Eine Interpretation ist doch etwas, was in
Zeichen gegeben wird. Es ist diese Interpreta-
tion im Gegensatz zu einer anderen (die
anders lautet. Wenn man also sagte:
“jeder Satz bedarf noch einer Interpretation,”
– so hieße das: kein Satz kann ohne einen
Zusatz verstanden werden.
     

Es geschieht wohl daß ich ˇein Zeichen deute, ihm
eine Deutung hinzufüge, aber durchaus
nicht immer, wenn ich Zeichen verstehe.
   Wenn man mich fragt “wieviel Uhr ist es”, so
geht in mir keine Arbeit des Deutens vor. Son-
dern ; sondern ich reagiere ˇ einfach auf das, was ich sehe
& höre. (Wie ich, wenn Einer das Messer auf
mich zückt, ich nicht sage: “ich deute das als
eine Drohung.”)
     

   Wir sehen in der Philosophie immer dort Probleme, wo
keine sind. Und die Philosophie soll zeigen
daß dort keine sind. kein Problem ist.
     



19
  ‘Ein Wort verstehen’ im Sinne von: Wissen, wie es
gebraucht wird.
     



Wissen wie ein Wort gebraucht wird’ heißt
das Gleiche wie ‘es anwenden können.
     

Man gebraucht das Wort “können” so,
daß die Ausführung als das Kriterium der
Fähigkeit ist; aber auch so, daß sich das
Kriter
nicht die Ausführung das Kri-
terium ist.
    “Kannst Du diese Kugel heben?” – [i|I]ch sage
“ja”. Dann versuche ich, sie zu heben & es
gelingt mir nicht. – Da werde ich in einem
Fall sagen: „ich hatte mich geirrt; ich konn-
te es nicht”; aber es gibt auch den Fall:
“jetzt kann ich sie nicht heben, weil ich müde bin;
als ich sagte, <>ich k[ö|a]nn sie heben’, da konnte
ich es <(> auch <)>”. Ebenso: “ich dachte ich könnte
Schach spielen, aber ich habe es schon vergessen”
aber auch “als ich sagte ich könne es, da konn-
te ich's, jetzt aber habe ich ist mir durch den Schrecken
alles vergessen entfallen[; e|. E]tc..

   Gefragt, ‘wie weißt Du, daß Du es da-
mals konntest”, würde man ich etwa ant-
worten: “ich konnte so ein leichtes Gewicht
immer heben”, “ich hatte es gerade zuvor geho-
ben”, “ich habe vor we ku wenigen Jahren Schach
gespielt & mein Gedächtnis ist gut”, “ich hatte
mir gerade die Regeln rekapituliert”, u.s.w..
    Was uns als Anzeichen des Könnens
gilt Was ich als Beweis des Könnens betachte zeigt uns, in welcher Weise wir das Wort
“können” // dieses Wort// gebrauchen.
20

  In keinem dieser Fälle ist die Fähigkeit ein
bewußter Zustand, wie etwa Muskelschmerzen.
     

  Vergleiche folgende Sätze mit einander, deren von denen jeder
in anderem Sinne
einen Zustand beschreibt:
„ich habe den ganzen Tag Zahnschmerzen gehabt”
„ich habe mich den ganzen Tag nach ihm gesehnt”
„ich habe ihn den ganzen Tag erwartet”
„ich wußte schon den ganzen Tag seit gestern, daß er kommen werde”
„ich konnte kann seit gestern Schach spielen”.
In welchen dieser Sätze würden wir könnte man das Wort
“ununterbrochen” mit Sinn einsetzen?

↺ Kann man sagen: “ich <…> wußte seit gestern unun-
terbrochen, daß er kommen werde”?
     

Wenn man das Wissen einen <>Zustand<> nennt,
dann in dem Sinn, in welchem man vom
Zustand eines physikalischen Körpers oder
eines physikalischen Modells redet
(also im physiologischen Sinn, oder ˇauch im Sinn
einer Psychologie, die von unbewußten Zu-
ständen eines Seelenmodells redet). Und
das würde freilich auch jeder zugeben; aber
nun muß man noch sehen verstehen nun muß man sich noch darüber klar sein, daß man sich
dam<i>t ˇaus dem grammatischen Bereich der seelischen bewußten Zustände (Zahnschmerzen etc.) in ein anderes grammatisches Gebiet
begeben hat. Ich kann sehr wohl von un-
bewußten Zahnschmerzen reden, wenn der
Satz “ich habe unbewußte Zahnschmerzen”,
etwa nun vielleicht, bedeuten soll, was wir gewöhnlich
du<r>ch den Satz “ich habe einen schlechten Zahn,
der mir keine Schmerzen bereitet verursacht” ausdrüc-
ken. so ausdrücken: “…… Der ‘bewußte Zustand’ (im früheren Sinn) steht
nun nich zum ‘unbewußten ˇZustand’ nun nicht in
dem grammatischen Verhältnis, wie ‘ein
Sessel, den ich sehe’ zu einem ‘Sessel den ich nicht
21
sehe, weil er im Nebenzimmer steht”. // Ich
kann wohl von “unbewußten Zahnschmerzen”
reden, wenn der Satz “ich habe unbewußte
Z.” etwa bedeuten soll: “ich habe einen schlech-
ten Zahn, der mir keine Schmerzen verursacht”.
Man muß nun sehen, daß der Ausdruck
“bewußter Zustand” (im früheren Sinne) zum
Ausdruck “unbewußter Zustand” nicht
in dem ˇgrammatischen Verhältnis steht wie “ein Sessel, den
ich sehe” zu “ein Sessel, den ich nicht sehe, weil
er versteckt ist”.
     

Etwas wissen ist damit zu vergleichen kommt für unsere Zwecke auf das Gleiche hinaus wie: ˇeinen Zettel in
meiner Tasche tragen, auf dem es aufge-
schrieben steht.
     

⋎ S. 35 A
     

Auf die Frage “verstehst Du das Wort
<>rot<>, weißt Du, welche Farbe <>rot<> heißt?”
würde kann <…> man antworten: “Ja; wenn hier etwas
Rotes wäre, so würde ich es erkennen”.
     

  Ist etwa Es sei
a
b
c
d
e
f
g
h

mein Wörterbuch, &<.> [i|I]ch übersetze mit ihm den
Satz “b d c a” in den Satz “f h g e”; nun
habe ich gezeigt, daß ich den Gebrauch
des Wörterbuchs verstehe & kann sagen,
daß ich auf gleiche Weise den Satz “c d a b”
übersetzen kann, wenn ich will.
     


⋎ S. 35 A
     


[Zu p. 7]
        Das Verstehen eines Satzes der Sprache
ist dem Verstehen eines Musikstücks <…>
22
verwandter, als man glauben möchte. – Warum
möchte sollen d müssen diese Takte
gerade so gespielt werden? Warum brin-
ge ich den Wechsel der Stärke & des Zeit-
maßes Rhythmus gerade auf dieses ganz be-
stimmte Ideal? Man möchte sagen:
“weil ich weiß, was das alles heißt”, –
aber was heißt es denn? – – Ich wüßte es
nicht zu sagen, außer wieder durch eine
Übersetzung in einen Ausdruck mit dem vom
gleichen Rhythmus. // … außer wieder durch
indem ich die Musik in einen ˇandern Ausdruck
vom gleichen Rhythmus ˇjenes Ideals übersetze.//
     


A “Ich kann das Wort <>gelb<> ‘Kugel’ anwenden”, – ist
das auf einer andern Stufe als: “ich kann
den König weiß, wie man den König im Schachspiel verwenden” verwendet.”? //“ich
kann mit dem König im Schachspiel ziehen”//?
// “Ich weiß, wie ein Bauer ziehen darf”.
“Ich weiß, wie das Wort ‘Kugel’ gebraucht
werden darf”.
     




⋎ p. 23 D p. 24 A



     

B Ein schwieriges Problem Paradox scheint der Gegen-
satz, das Verhältnis zu sein, zwischen dem
Operieren mit der Sprache im Laufe ihrer
Anwendung & dem momentanen Erfassen
des Satzes Sinnes.
    Aber wann erfassen wir, oder verstehen,
wir den Satz?! Nachdem Wenn wir ihn ausgesprochen
haben? Oder während wir ihn aussprechen? – Und ist
das Verstehen ein artikulierter Vorgang, wie das
23
sprechen oder schreiben bilden des Satzes[?|,] oder ein
unartikulierter? Und wenn ein artikulier-
ter: <,> – ist er projektiv mit dem andern
verbunden? oder ist seine Artikulation
von der des Satzes unabhängig? –
entspricht seine Articulation der des Satzes oder ist sie
von ihr unabhängig?
     

[Absatz]
     

< <A> > “Er sagt das, & meint es”. Vergleiche das
mit dem Satz: “er sagt das & schreibt
es nieder”, – & anderseits mit: “er sagt schreibt
das & unterschreibt es”.
     

↺ Wie lange braucht es, : einen Satz verstehn?
< B > Und ˇwenn man ihn eine Stunde lang versteht,
beginnt man das immer wieder von frischem? neuem?
     

< C > Ist das Verstehen eines Satzes nicht dem Ver-
stehen eines Schachzuges als Zug des bestimm-
ten
Spieles analog
dieses des Spiels ähnlich vergleichbar? // Ist das Verstehen eines
Satzes nicht analog vergleichbar dem ……?// Wer das Spiel
gar nicht kennt & sieht jemand einen Zug
machen, der wird ziehen, der wird …… die Handlung nicht ver-
stehn, d.h. nicht als Zug eines Spiels. (Oder ˇauch,
nicht als Zug dieses Spiels.) Und es ist
etwas a Anderes den dem Zug mit Verständ-
nis des Spiels sehen folgen , als ihn ohne dieses
Verständnis zu sehen.
     

[zu p. 22]
< D > Wie, wenn man fragte: wann kannst Du
Schach spielen? Immer? oder ˇjetzt während Du
sagst, daß Du es kannst? es sagst? oder während
jedes ˇeines SchachZuges? – Und wie seltsam, daß Schach-
spielen-Können so kurze Zeit braucht & eine
Schachpartie so viel länger!

  (Augustinus: “Wann messe ich einen Zeitraum.”)



     

24
[zu p. 22]

     < A > Wenn “das Wort ‘gelb’ verstehen” heißt, es
anwenden können, so ist die gleiche Frage:
wann kannst Du es anwenden? Redest
Du von einer Disposition? Ist es eine
Vermutung?
     



[Ordnung der Sätze: 22A, 23D, 24A, 22B, 23B, 23A, 23C]

     

Das Verständnis der Sprache – quasi des Spiels –
scheint wie ein Hintergrun[g|d], auf dem der
einzelne Satz erst Bedeutung gewinnt. (siehe § 25)
     

Man könnte sagen: Mich interessiert nur
der Inhalt des eines Satzes; & der Inhalt des
Satzes ist in ihm.

nicht <…>
   Seinen Inhalt hat der Satz als Glied
eines Kalküls.
     Ist also “einen Satz verstehen” ˇnicht von
gleicher Art, wie “einen Kalkül verstehen” Einen Satz verstehen bedeutet: einen Kalkül verstehen?
also wie: “multiplizieren können”?
     

Was ist es aber dann, was uns immer das
Gefühl gibt, daß das Verstehen des Satzes
das Erfassen von etwas außerhalb ihm
Liegenden ist; aber nicht von der Welt außer-
halb der Zeichen, wie sie eben ist, sondern
von der Welt, wie sie das Zeichen sie – gleich-
sam – wünscht.

    Das Übersetzen in die Vorstellung &
das Eingreifen des Satzes in uns bilden
jenes Außerhalb.
     

Man möchte etwa sagen: “Ich sage ja nicht
nur ‘Zeichne einen Kreis’, sondern ich wünsche
25
doch daß der Andre etwas tut.” (Freilich!)
     

Das Verständnis der Sprache – quasi des
Spiels – scheint wie ein Hintergrund,
auf dem der einzelne Satz erst Be-
deutung gewinnt.
     

Wenn “die Bedeutung eines Wortes ver-
stehen” heißt, die Möglichkeiten seiner
grammatischen Anwendung kennen <,> so
kann ist die Frage entstehen denkbar: “Wie kann man ich
dann gleich wissen, was ich mit ‘Kugel’
meine, ich kann doch nicht die ganze Art
der Anwendung des Worts auf einmal
im Kopf haben?”
   In einem Sinne kann man sagen, ich
wisse die Regeln des Schachspiels (‘habe
sie im Kopf’) während wenn ich spiele. Aber ist
dieses “im Kopf haben” nicht nur eine Hypo-
these? Gewiß, dieses Wissen ist nur das hypo-
thetische Reservoir, woraus das wirklich
gesehene Wasser fließt.
     





⋎ S. 27/A, S. 31/A
     



Wenn Du von Rot gesprochen hast, hast Du
das gemeint, wovon man sagen kann,
es sei hell, aber nicht, es sei grün, auch
wenn Du an diese Regel nicht gedacht
hast noch von ihr Gebrauch gemacht hast?
– Hast Du das ~ verwendet, wofür ~~~p = p
ist? auch wenn Du diese Regel nicht ver-
wendet hast? Ist es etwa eine Hypothese,
26
daß es das ~ war? Kann es zweifelhaft
sein, ob es dasselbe war & durch die Erfah-
rung bestätigt werden?
     

Das Schachspiel ist gewiß durch seine Regeln
(sein Regelverzeichnis) charakterisiert. Wenn
ich Schach nun durch seine Regeln definie-
re (von Dame vom Damespiel unterscheide), so gehören diese
Regeln zur Grammatik des Wortes “Schach”
Muß nun dem, der das Wort “Schach” sinn
voll gebraucht (etwa im Satz wenn er sagt:
“ich möchte jetzt Schach spielen”) eine Defini-
tion des Wortes vorschweben? Gewiß nicht. –
Gefragt, was er unter “Schach” versteht,
wird er erst eine geben.
   Wenn ich nun fragte: “Wie Du das Wort
ausgesprochen hast, was hast Du damit
gemeint?” – Wenn er mir darauf antwortet:
“Ich habe das Spiel gemeint, das wir so oft
gespielt haben etc. etc.”, so weiß ich, daß
ihm diese Erklärung in keiner Weise beim
Gebrauch des Wortes vorgeschwebt hatte,
& daß seine Antwort meine Frage nicht
in dem Sinn beantwortet, daß sie mir
sagt, was “in ihm vorgegangen ist” als
er das Wort aussprach.
     

Denn die Frage ist eben, ob unter der
“Bedeutung, in der man ein Wort gebraucht”
ein Vorgang verstanden werden soll, den
wir beim Sprechen oder Hören des Wortes erleben.
     

Statt “ich habe das Spiel gemeint, welches …”
hätte er auch sagen können: “ich setze <(>jetzt<)>
statt des Wortes ‘Schach’ – das ich fruhe vorhin gebraucht
27
habe – den Ausdruck ”.
     

⋎ 27/B
     

Die Quelle der Verwirrung ist vielleicht der
Begriff vom Gedanken, der den Satz begleitet
(Oder seinem Ausdruck vorangeht.) Dem
Wortausdruck kann natürlich der Gedanke
in anderer Form vorangehen, aber für uns
kommt der Artunterschied Unterschied dieser beiden
Ausdrücke, oder Gedanken, nicht in Frage.

[kein <…> neuer Absatz]
(“Er hat diese Worte gesagt, sich aber dabei
gar nichts geda[g|ch]t.” – “Doch, ich habe mir
etwas dabei gedacht.” – “Und zwar was
denn?” – Nun, was ich gesagt habe.”)
     

Auf die Aussage “dieser Satz hat Sinn”
kann man nicht wesentlich fragen “welchen?”.
So wie man ˇja auch auf den Satz “diese Worte
bilden einen sind ein Satz” nicht fragen kann “welcher?”.
     

“Ich meine aber doch mit diesen Worten etwas”.
Gewiß: im Gegensatz zu dem Falle, wo ich nichts meine,
wo ich etwa die Silben ihres komischen Klangs
wegen aneinanderreihe. (Der Satz “ich meine etwas …”,
nicht metalogisch.)
     

< A >
      Es handelt sich beim Verstehen, Meinen,
nicht um einen Akt des eines momentanen,
sozusagen nicht-diskursiven Erfassens
der Grammatik. Als könnte man sie gleich-
sam auf einmal hinc her unterschlucken.
     

< B > Das < (> also <)> , was der macht, der ein Zeichen, wel-
ches das ihm ein Anderer man ihm gegeben hat
, ˇin einem Sinne deutet, ˇauffasst, ist
ein Schritt in einem eines Kalkül<s> (quasi einer Rechnung).
28
Er tut ungefähr was er sagt, wenn er seiner
Deutung Ausdruck gibt. – Und wenn ich
sage “was er macht, ist der Schritt eines Kal-
küls”, so meine ich, daß ich diesen Kalkül
schon kenne; in dem Sinne, in dem ich die
deutsche Sprache kenne, oder das Einmaleins.
Welche<s> ich ja auch nicht so in mir habe,
als wären die ganze deutsche Grammatik &
die alle ge Einmaleinssätze zusammengeschoben
auf [E|e]twas, was ich nun als Ganzes besitze.
     




   Es können <(>nun<)> die grammatischen
Regeln als die Auseinanderlegung dessen
erscheinen
, was Es kann uns vorkommen erscheinen, als wären die gr. Regeln ˇin irgend einem Sinne die die Auseinanderlegung dessen, was …… wir im beim Gebrauch des Wortes
auf einmal erleben.
     

Fortsetzung von S. 14 Großes Format
     

Kann ich das, was die grammatischen Regeln
von einem Worte sagen, auch anders beschrei-
ben, nämlich durch die Beschreibung des
Vorgangs, der beim Verstehen stattfindet?
    Wenn also die Grammatik – z.B. – die Geo-
metrie der Verneinung ist, kann ich sie durch
die Beschreibung dessen ersetzen, was bei der
Anwendung sozusagen hinter dem Wort
“nicht” steht?
    Wir sagen: “Wer die Negation versteht,
der weiß, daß die doppelte Negation eine
Bejahung ergibt”.
     

  Das klingt so wie: “Kohle & Sauerstoff gibt
Sauerstoff Kohlensäure”. Aber in Wirklichkeit gibt die doppelte
29
Negation nichts, sondern ist etwas.
    Es täuscht uns da etwas eine physi-
kalische Tatsache vor. Als sä[g|h]en wir ein
Ergebniss des logischen Processes. Während das
Ergebnis nur das des physikalischen physischen Processes
ist.
     

  Man möchte sagen: “die Verneinung hat die
Eigenschaft verdoppelt eine Bejahung zu er-
geben.” Während die Regel die Verneinung nicht
näher beschreibt sondern konstituiert.
   Die Negation hat keine andere die Eigenschaft,
als, etwa, die, in gewissen einen den & den Satz wahrheits-
gemäß zu verneinen.
//, … der Wahrheit gemäß zu ver-
neinen. //
    So hat ein Kreis – etwa ein auf Papier einer Fläche
gemalter – die Eigenschaft,, da oder dort
zu stehn, diese Farbe zu haben, von einer
Geraden (Farbgrenze) geschnitten zu werden,
etc.; aber nicht Eigenschaften, die ihm die
Geometrie zuzuschreiben scheint. (Näm
lich, jene Eigenschaften haben zu können.)
Und die Eins hat nicht die Eigenschaft zu sich selbst addiert zwei zu ergeben.
     

    Die Geometrie spricht sowenig von Würfeln,
wie die Logik von der Verneinung.
    Sie definiert die Würfelform aber be-
schreibt sie nicht. Sagt die Beschreibung
eines Würfels, daß er rot & hart ist, dann
ist ‘Beschreibung der Würfelform’ ein Satz
wie: “diese Kiste ist würfelförmig”.
    Aber wenn ich nun beschreibe, wie
man eine würfelförmige Kiste macht,
ist hierin nicht auch eine Beschreibung der
Würfelform enthalten? Nur inˇ Eine Beschreibung nur sofern, als von
diesem Ding gesagt wird, es sei würfelförmig,
30
<&> im Übrigen aber ˇist dies eine Definition ˇAnalyse, des Begriffs Würfel.
Nicht die Würfelform hat die Eigenschaft
lauter gleiche Seiten zu besitzen; aber ein
Holzklotz hat diese Eigenschaft. Noch hat
“die Eins die Eigenschaft, zu sich selbst ad-
diert zwei zu ergeben”.
     

“Dieses Papier ist nicht schwarz, & ‘nicht zwei
solche Verneinungen geben eine Bej[ä|a]hung”.
   “Dieses Buch ist rot & die Rose ist rot,
& die beiden Wörter ‘rot’ haben die gleiche
Bedeutung.”
   
“Und zwei solche Verneinungen geben
eine Bejahung”
das ˇDer Zusatz erinnert an: “ˇund zwei
solche Pferde können den Wagen fortbe-
wegen”. Aber in jenem Zusatz ihm wird nichts
über die Verneinung ausgesagt; sondern
er ist eine Regel über die Ersetzung
eines Zeichens durch ein anderes.
     

“Daß zwei Verneinungen eine Bejahung
ergeben, muß doch schon im Wesen in
der Verneinung, die ich jetzt gebrauche, liegen.”
Bin ich hier nicht Hier bin ich im Begriffe eine Myt<h>ologie
ˇdes Symbolismus zu erfinden?
      Es hat den Anschein, als könnte
man aus der Bedeutung der Negation
schließen, daß “ ~~p” p bedeutet. Als wür-
den aus der Natur der Negation die Regeln
über das Negationszeichen folgen. So daß,
in gewissem Sinne, die Negation zuerst vorhan-
den ist, & dann die Regeln der Grammatik.
    Es ist also, als hätte das Wesen der Negation
einen zweifachen Ausdruck in der Sprache: dasjenige
was denjenigen welchen dessen Bedeutung ich erfasse, wenn ich das Wort “nicht” wenn ich den Ausdruck der Negation, etwa das Wort “nicht”<…>, in einem
31
Satz verstehe, & die Folgen dieses des erfaßten Wesens dieser Bedeutung in der
Grammatik.
     

A [zu S. 25]
         Man ist versucht etwa folgenden
Einwand zu machen: Man Ich möchte ˇetwa auch sagen: Wenn mir jemand
sagt: “sieh' dort ist eine Kugel”, oder “dort
ist eine Halbkugel”, so kann die Ansicht
ˇdie ich erhalte zu beidem passen; & wenn ich nun sage “ja,
ich sehe sie”, so unterscheide ich doch
zwischen den beiden Hypothesen. – Wie ich im Schachspiel in der
Schachpartie
zwischen einem Bauer & dem
König unterscheide, auch wenn der gegen-
wärtige Zug einer ist, den beide machen könnten,
& wenn selbst eine Königsfigur als Bauer
fungierte.
     Das Wort “Kugel” ist mir bekannt & steht
in mir für etwas; : d.h. es bringt mich in eine
gewisse Stellung Haltung zu sich (wie ein Magnet eine
Nadel in seine Richtung bringt).
       Man ist in der Philosophie immer in Gefahr,
eine Mythologie des Symbolismus zu geben,
oder der Psychologie; statt einfach zu
sagen, was man weiß.
     

ˇ [Zu S. 32] B
     Es kann ˇuns so scheinen, scheint so, als wäre in einem
Satzˇ, der, z.B., das Wort “Kugel” enthält, schon
der Schatten anderer Sätze mit diesem Wort Verwendungen des dieses Worts
enthalten. Nämlich eben die Möglichkeit,
jene andern Sätze zu bilden. Wem scheint es so? und unter welchen Umständen?
     

Was heißt es nun, wenn ich sage, wenn daß
im Satze “die Rose ist rot” das “ist” eine andere
Bedeutung hat, als in “2 mal 2 ist 4”?
Wenn man antwortet, es heiße, daß verschiedene
Regeln von diesen beiden Wörtern gelten, so ist
32
zunächst zu sagen, daß wir hier nur
ein Wort haben. – Und wenn ich nur auf
die grammatischen Regeln achte, so er-
lauben diese eben die Verwendung des
Wortes “ist” in beiden Zusammenhängen. – Die
Regel aber, welche zeigt, daß das Wort “ist”
in den zwei Sätzen verschiedene Bedeutung
hat, ist die, welche erlaubt im zweiten
Satz das Wort “ist” durch den Aus “ist gleich”
zu ersetzen, aber & die diese Ersetzung im ersten
Satz verbietet.
     

   “Ist nun diese Regel nur die Folge des
Ersten: daß das Wort ‘ist’ in den zwei beiden Sätzen
verschiedene Bedeutungˇgen hat[;|?] Oder ist es so, daß es so, daß
diese diese Regel eben der ein der Ausdruck dafür
ist ist, daß das Wort ‘ist’ ˇin den beiden Sätzen Zusammenhängen Verschiedenes be-
deutet?”
     

⋎ S. 31B
     

Es liegt hier der Vergleich nahe, daß das
Wort “ist” in verschiedenen Fällen einen
andern
verschiedene Bedeutungskörper hinter sich
hat; daß es ˇetwa beidemale die gleiche eine quadratförmige Flächec
ist, <(>etwa jedesmal ein Quadrat<)> , das aber
<das> ein[m|em]al ˇdie Endfläche einer Pyramide<.> ist.
     Denken wir uns ˇnun diesen Fall: Wir hätten Glas-
würfel, die vollkommen durchsichtig wären sein sollen ˇwären,
deren eine Seitenfläche aber ˇsei rot gefärbt<.> wäre.
Wenn wir diese Würfel im Raume gruppieren zusammenstellen,
so werden nur ganz bestimmte Anordnungen
roter Quadrate im Raum entstehen können,
bedingt durch die Würfelform Form der Glaskörper.
Ich könnte nun die Regel, nach der die roten Qua-
drate angeordnet sein können auch ohne Erwähnung
33
der Würfel ausdrücken angeben , aber in ihr wäre den-
noch das Wesen der Würfelform präjudiziert enthalten.
Freilich nicht, daß gläserne Würfel hinter
den ˇroten Quadraten sind stehen, wohl aber die Geome-
trie des Würfels.
       Wenn wir nun aber einen solchen Würfel
sehen, sind damit wirklich schon die Gesetze
der möglichen Zusammenstellung gegeben?<;>
Aalso die Geometrie des Würfels? Kann ich die
Geometrie des Würfels von einem Würfel ablesen?
     

       Der Würfel ist dann eine Notation ein Ausdruck der Regel.
Und hätten wir eine solche Regel gefunden, so
könnten wir sie wirklich nicht besser notieren,
als durch die mittels der Zeichnung eines Würfels. (Und daß
es hier auch eine Zeichnung ˇstatt des Würfels tut, ist sehr
bedeutsam.)
       Wie kann aber der Würfel (oder die Zeichnung)
als Notation einer geometrischen Regel dienen?
Nur sofern er als Satz ˇoder Teil eines Satzes einem System von
Sätzen angehört.
     

      ⋎ S. 93 ⋎ S. 52D oder großes Format S. 26A
     

Das Zeichen der Negation, z.B.
p
W
F


F
W
<, z.B.,>
ist gleichwertig jedem andern Negationszei-
chen; es ist ebenso ein Komplex von Strichen,
wie das Wort nicht der Ausdruck “nicht p”, & zum N Zeichen für die Ne-
gation wird es nur durch die Art, wie es ‘wirkt’, –
ich meine: wie es im Spiel gebraucht wird.
< (Analoges<,> gilt die S für die W-F-Schemata der Tautologie & Contradiktion.) >
     

Ich möchte sagen: Nur dynamisch wirkt das ist etwas ein
Zeichen, nicht statisch.
     

Es scheint hier ˇleicht, als ob das Zeichen die ganze
Grammatik zusammenfaßte; daß sie in ihm
34
enthalten wäre, ˇwie die Perlˇenschnur in einer Schachtel & wir sie nur herausziehen
müßten. (Aber dieses ein solches Bild ist es eben, was welches <das>
uns irreführt.) | Als wäre das Ver-
ständnis ein momentanes Erfassen von
etwas, wovon später mir die Konsequenzen
gezogen werden, & zwar so, daß diese Kon-
sequenzen bereits in einem, ideellen Sinn
existieren, ehe sie gezogen werden. |
c < Wird geschrieben> Als
ob der Würfel schon die Geometrie des
Würfels enthielte & ich sie nur noch
auszubreiten hätte. Aber welcher Würfel?
Der Gesichtswürfel, oder ein Eisenwürfel? Oder
gibt es einen idealen geometrischen Würfel?
Offenbar schwebt uns Es schwebt uns offenbar der Vorgang vor, wenn
wir aus einer Zeichnung, ˇeiner Vorstellung (oder
einem Modell) Sätze der Geometrie ableiten.
// Wir denken hier offenbar an den Vorgang,
wenn …… //
Aber welche Rolle spielt
dabei das Modell? Doch wohl die des Zeichens;
[. D|d]es Zeichens, das in einem bestimmten
Spiel verwendet wird. – Und es ist interessant
& merkwürdig, wie dieses Zeichen verwendet
wird, wie wirˇ, etwa, die Zeichnung des Würfels
wieder & wieder benützenc, mit in immer andern Zutaten. immer anderen <…>
Verbindungen. – Einmal sind die Diagonalen
gezogen, einmal mehrere Würfel an
einandergereiht, etc. etc..
Und es ist dieses
Zeichen (mit der Identität eines Zeichens),
welches wir für jenen Würfel nehmen, in
dem die geometrischen Gesetze bereits liegen.
(Sie liegen in ihm so wenig, wie im Schach-
könig die Dispositionen in gewisser Weise
benützt gebraucht zu werden.)
     

Man ist in der Philosophie immer in der Gefahr Versuchung,
35
eine Mythologie des Symbolismus zu geben,
oder der Psychologie ˇaufzustellen; statt einfach zu
sagen, was man weiß.
     

A [Zu S. 21]
           Es ist <(> so <)>, wie wenn wir ich mir im Werk-
zeugkasten der Sprache Werkzeuge zum
künftigen Gebrauch herrichtete. Dieser Der
Werkzeugkasten ist die Grammatik mit
ihren Regeln. Denke an den Gebrauch
des Bildes einer Kugel (der Vorstellung
oder eines Bildes auf dem Papier). Ein
solches Bild wird nicht immer gebraucht
werden, wenn von einer Kugel die Rede
ist (wenn das Wort ‘Kugel’ sinnvoll ge-
braucht wird), aber es wird in gewissen
Fällen gebraucht & dann sozusagen
aus dem Werkzeugkasten gezogen // hervorgezogen//.
werden.










⋎ S. 52 in der Reihenfolge: A C D B E






     

   Der Begriff der Bedeutung, wie ich ihn ˇin meine philosophischen Gedanken Erörterungen über
kommen
übernommen habe, stammt aus einer primiti-
ven Philosophie der Sprache her.
     

   Was wir “Bedeutung” nennen, scheint
mit der primitiven Gebärdensprache (Zeigespra-
che) zusammenzuhängen.

“Bedeutung” kommt von “deuten”.
     

Augustinus, wenn er vom Lernen der
Sprache redet, redet nur davon, wie wir
den Dingen Namen beilegen, oder die Namen
der Dinge verstehen. Hier scheint [d|D]as Benennen das ˇscheint hier das
36
Fundament & Um & Auf der Sprache
zu sein.

   Diese Betrachtungsweise ist wohl die,
welcher Es ist die Auffassung, der die Erklärungsform “das ist …”
im Fundament der Sprache zu liegen
scheint.
Von einem Unterschied der Wort-
arten redet Augustinus nicht & meint
mit “Namen” offenbar Wörter wie “Baum”,
“Tisch”, “Brot” , & gewiß die Eigennamen von der
Personen; dann aber wohl auch “essen”,
“geben”, “hier”, “dort”, kurz alle Wörter.
Gewiß aber denkt er zunächst an Haupt-
wörter
, & an die übrigen als etwas, was
sich finden wird. (Und Plato sagt, daß der
Satz aus Haupt- & Zeitwörtern besteht.)
    Sie beschreiben eben das Spiel einfacher
als es ist.
    Aber das Spiel, das welches Augustinus be-
schreibt, kommt wohl auch in der
Wirklichkeit vor wird wohl auch in der
Wirklichkeit
gespielt.
ein Teil der ist allerdings ein Teil der Sprache. Denken wir, ich
wollte aus Bausteinen, die mir ein
Andrer zureichen soll, ein Haus einen Bau auffüh-
ren; so könnten wir zuerst ein Überein-
kommen dadurch treffen, daß indem ich, auf
einen Baustein zeigend, sage: “das ist
eine Säule”, auf einen andern zeigend:
“das heißt ein ‘Würfel’”, – “das heißt ‘Platte’”,
u.s.w.. Und nun bestünde die Anwen-
dung
riefe ich die Wörter “Säule”, “Platte”
etc. aus in der Ordnung, wie ich die
Steine brauche.
     

    Augustinus beschreibt einen Kal-
kül unserer Sprache, nur ist nicht alles,
37
was wir Sprache nennen, dieser Kalkül.
 (Und das muß man in sehr vielen
Fällen sagen, wo die Frage ist ˇuns entgegentritt ˇvor uns steht: “ist
diese Darstellung brauchbar, oder
unbrauchbar”. Die Antwort ist lautet ist:
“ja, brauchbar, – aber nur dafür; nicht
für das ganze Gebiet, das Du darzu-
stellen vorgabst”.) < ⋎ S. 179 A >
     

   Es ist so, wie wenn jemand erklärte:
“Ein Spiel spielen besteht darin, daß
man Dinge, gewissen Regeln gemäß, auf
einer Fläche verschiebt …”; und wir ihm
sagten: Du denkst da gewiß an die Brett-
spiele & auf die ist Deine Beschreibung
anwendbar; aber das sind nicht alle
Spiele. Du kannst also Deine Erklärung
dadurch richtigstellen, daß Du sie
ausdrücklich auf diese Spiele einschränkst.
< ⋎ S. 179 B >
     

⋎ S. 179 B
ˇIch wollte sagen: Wie Augustinus das Lernen der Sprache be-
schreibt, das kann uns zeigen, woher diese
Auffassung eigentlich kommt.

     Man könnte den Fall ˇunserer Sprache mit dem
einer Schrift vergleichen, in der Buchstaben
zum Bezeichnen von Lauten benützt wür-
den, aber auch zur Bezeichnung des
Accentes
der Betonung & ˇetwa als Interpunktionszeichen.
Fassen wir S[e|ie]h[e|t]n man dann diese Schrift als Sprache
zur Beschreibung des Lautbildes auf an,
, so kann man sich denken, daß ei
Einer sie so versteht mißverstünde, als entspräche
einfach jedem Buchstaben ein Laut, & als
hätten die Buchstaben nicht auch ganz
andere Funktionen.
     

38


↻ Hierher gehört auch: Man kann für
Andere
leicht verständlich<,> von Kombina-
tionen von Farben mit
Formen Figuren sprechen
(etwa der Farben rot & blau mit den
Formen Figuren Quadrat & Kreis), ganz ebenso
wie von Kombinationen verschiedener
Formen Figuren oder Körper. Und hier haben wir ist
die Wurzel des irreleitenden schlechten Ausdrucks, :
die Tatsache sei ein Komplex von Gegen-
ständen. Es wird also hier, daß ein Mensch
kl krank ist verglichen mit der Zusam-
menstellung zweier Dinge, wovon das eine
der Mensch, das andere die Krankheit
wäre. Hüten wir uns davor zu vergessen,
daß das ein Vergleich ist.
     

Wie ˇmit die Handgriffen i[n|m] dem Stellwerk Führerstand einer Lokomotive sehr
verschiedene Dinge ausgeführt werden Arten der Betätigung haben, so
mit den die Wörtern der Sprache, die in gewissem
Sinne Handgriffen entsprechen gleichen. Ein Hand-
griff etwa gehört zu
Einer ist der Handgriff einer Kurbel, die sie kann
kontinuierlich verstellt werden kann
, denn sie betätigt ein Ventil; ein Hand-
griff
anderer betätigt bewegt betätigt einen Schalter, der zweier
Stellungen fähig ist hat; ein dritter ist der
Handgriff einer Pumpe & wirkt nur
wenn er auf & ab bewegt wird; etc.. Aber
alle sehen einander ähnlich, denn
sie werden mit der Hand angefaßt.


     
Jeder, der Wer einen Satz einer ihm geläufigen
Sprache liest, nimmt empfindet die Wörter der verschie-
denen Wortarten in ˇganz verschiedener Weise<.> auf.,
obwohl sich ihr Bild & Klang der Art nach
39
nicht unterscheidet.
(Das Gleichnis vom Bedeutungskörper.) Wir vergessen ganz, daß ˇdie Laut- oder Schriftbilder
“nicht” & “Tisch” & “grün” als Laut- oder
Schriftbilder sich nicht ihrem Wesen nach
von einander unterscheiden
gleichartige Dinge sind & sehen dies
// & sehen die Einförmigkeit der Wörter // nur
klar in einer uns fremden Sprache. (Das
Gleichnis vom Bedeutungskörper der hinter
dem Wort steht, drängt sich uns hier
auf)
(Vergleiche auch William James über die Gefüh-
le die Worten wie “nicht”, “aber”, etc. entspre-
chen.)
     

⋎ [S. 26 großes Format B als neuer Absatz]
Vergleich der Linien auf einer Landkarte
mit verschiedener Funktion auf einer
Landkarte ˇ(Grenzen, Straßen, Meridiane, Schichtenlinien) mit den verschiedenen Wort-
arten im Satz. Der Unbelehrte sieht
eine Menge von Linien & kennt nicht
die Verschiedenheit der ihrer Bedeutungen.
    Denken wir uns ˇauf der Karte auch einen Strich, der
ein Zeichen durchstreicht, um zu zeigen,
daß es ungiltig ist.
     

Der Unterschied der Wortarten ist dem
Unterschied der Spielfiguren im Schach
zu vergleichen, oder aber auch dem noch
größeren einer Spielfigur & des Schachbrettes.
     




Man könnte sagen kann erklären: Dc d er Ort eines Wortes in
der Grammatik ist seine Bedeutung.
< Absatz > [I|i]n der alten Ausdrucksweise <…> sag[t|en
] man: Das Wesentliche ˇam Wort ist die seine Bedeutung des
Wortes
, nicht das Wort. Wir können also das

40
Man sagt: Das Wesentliche am Wort ist seine Bedeutung. Man kann das
Wort durch ein anderes ersetzen, das die
gleiche Bedeutung hat. Damit ist sozusagen gleichsam
ein Platz für das Wort fixiertc, & man kann
ein Wort für ein anderes setzen, wenn man
es an den gleichen Platz setzt.
     

Wenn ich mich entschlösse (auch in
meinen Gedanken) statt “rot” ein neues
Wort zu sagen, wie würde es sich zeigen
daß dieses an dem Platz des Wortes “rot”
steht? – Sind es etwa immer Vorstellungen
die den Platz der Wörter halten?

     Wenn man übereinkäme im Deutschen
statt “nicht” “non” zu sagen & dafür
“nicht” statt des Wortes “rot” ˇ “nicht” ; so bliebe
das Wort “nicht” in der Sprache, & doch
könnte man sagen, daß “non” ˇjetzt so
gebraucht wird, wie früher “nicht”, & daß
jetzt “nicht” anders gebraucht wird<.>
als früher.
     

  Wäre es das es nicht ähnlich, wenn ich mich
entschlösse, die Formen der Schachfiguren
zu ändern, oder, eine die Figur eines Pferdchens
als König zu verwenden? Wie würde es
sich nun zeigen, daß das Pferdchen Schach-
könig ist? Kann ich hier nicht sehr gut
von einem Wechsel der Bedeutung reden?

     

Fortsetzung S. 15 Großes Format
Ist es, anderseits, eine unwesentliche Än-
derung wenn ich so in einem Gedicht // in
einem Satz der Lyrik // ein Wort durch ein
anderes ersetze? – Welche Art von Unter-
schied macht es, wenn ich, etwa, in einem
Lehrbuch der Physik das Wort Geschwindigkeit
41
ˇsystematisch durch ein beliebiges andere oder den Buchsta-
ben v durch einen hebräischen ersetzte? & Und wel-
chen Unterschied, anderseits, wenn ich etwa
ein Wort eines lyrischen Stücks durch das
Zeichen “A” ersetzte & erkläre A solle die Be-
deutung jenes Wortes haben. Das wäre, als
wollte ich die Stirn runzeln & erklären,
daß es das gleiche bedeuten solle, wie
ein freundliches Lächeln.
     

[Dazu gehört: Die Bedeutung des Worts, der Sinn des Satzes liegt in ihm, im Kalkül <dem er angehört. Dieser ist sozusagen> <autonom. Der Satz Die Sprache, muß für sich selber sprechen. Uns interessiert der Inhalt des Satzes u.s.w.. >
   Die Bedeutung eines Namens ist nicht
sein Träger. – Der Ausdruck “der Träger
des Namens ‘N’” hat die gleiche Be-
deutung wie der Name ‘N’. Der Aus-
druck kann statt des Namens ein-
gesetzt werden. “Der Träger des Namens
‘N’ ist krank” heißt: N ist krank. Aber
wir sagen
Man sagt nicht, die Bedeutung des
Wortes N sei <…> krank. Der Träger des Namens
‘N’ hört etwa auf zu existieren, wenn er ˇvernichtet wird,
ˇ <…> stirbt; wenn aber der Name ˇverliert seine Bedeu-
tung verliert, so etwa dadurch, daß
wir seinem Träger einen anderen Namen
gegeben haben.
wenn wir ihn abschaffen & durch einen andern ersetzen.
    Aber heißt es nicht dasselbe zu
sagen “zwei Namen haben einen Träger” &
“zwei Namen haben dieselbe Bedeu-
tung”? Wohl Gewiß <,> denn statt der Gleichung:
       der Träger des Namens A = der Träger des Namens B
kann man ja schreiben: A = B
     

Wir weisen zur Erklärung der Bedeutung
des Namens auf seinen Träger. Man
kann dadurch den Gebrauch des Wortes
42
lehren, wenn dieser Gebrauch, sozusagen,
schon bis auf eine letzte Bestimmung be-
kannt ist.
    Erinnere Dich daran, daß durch
dieselbe hinweisende Geste auf den gleichen
Körper die Bedeutung von Wörtern verschie-
dener Art erklärt werden kann. Z.B.:
“das (worauf ich zeige) heißt ‘Holz’”, “das
heißt ‘braun’”, “das heißt ‘Stab’”, “das
heißt ‘Federstiel’”.
     Der erklärende Hinweis entscheidet
da nur noch eine Frage von der Art: “Wel-
cher dieser Leute ist Herr N”, “Welche Farbe heißt
lila violett’”, “welcher Ton ist das hohe C”
, “welcher Ton ist das hohe C”, “Welche Farbe heißt ‘lila violett’”
.
     


  [Zu S. 59]
Wenn ich sage “die Farbe dieses Gegenstands
heißt ‘violett’”, so muß ich die Farbe
mit den Worten dem Hinweis “die Farbe dieses Gegenstands”
schon bezeichnet haben, sie schon zur
Taufe gehalten haben, damit eine die Namen-
gebung geschehen kann. Denn ich könnte
auch sagen: “der Name dieser Farbe ist
von Dir zu bestimmen”; & der den Namen
gibt müßte nun schon wissen, wem er
ihn geben soll (an welchen Platz der
Sprache er ihn stellt).

        Ich könnte so erklären: die Farbe
dieses Flecks heißt “rot”, die Form “Elipse”.
Und hier stehen die Wörter “Farbe” & “Form”
stehen hier für die Anwendungsarten der
gegebenen Namen & bezeichnen in Wirklich-
keit Wortarten wie “Hauptwort” & “Eigen-
schaftswort”. Man könnte sehr wohl
in der gebräuchlichen Grammatik die Bezeich-
nungen
“Farbwort”, “Formwort”, “Stoffwort” einfüh
43
ren. (Aber mit demselben Recht auch “Baumwort”,
“Buchwort”?)
     

Denken wir aber an das Zeigen & Benennen
von Gegenständen, wenn man Kindern die Anfänge
der Sprache lehrt. Hier kann man nicht sa-
gen, diese Erklärung (wenn man das eine
Erklärung nennen will) gebe noch eine
letzte Bestimmung über den Gebrauch des
Wortes (des Wortes “Papa” etwa); & das Kind kann
auch noch nicht fragen “wie heißt das”.
(Diese ‘Erklärung’ ist nicht die Antwort auf
die Frage “wie heißt dieser Gegenstand”.)
     

Der Name, den ich einem Körper gebe, ˇoder aber einer
Gestalt, einem Ort, einer Farbe, hat jedes-
mal in jedem Fall eine andere Grammatik. “A” in “A ist
gelb” hat eine andere Grammatik, wenn
es einmal der Name eines Körpers, ein ander-
mal der Name einer der F Oberfläche eines
Körpers ist. (Es hat z.B. Sinn zu sagen der
Körper sei durch & durch gelb, aber nicht, die
Fläche sei es.) Und man zeigt in anderm Sinne
auf einen Körper, auf seine Länge, & auf seine
Farbe. Es ist etwa eine Definition möglich:
auf eine Farbe zeigen heißt: <,> auf den Körper
zeigen der sie hat. (Wie, <> wer der, welcher Geld he<i>ratet, es
nicht in demselben Sinne heiratet, wie er die
Frau heiratet, die es besitzt.)
     


Man könnte sagen: Die Bedeutung eines
Wortes ist das, was die Erklärung der
Bedeutung erklärt.
    Und soweit ˇdie Bedeutung in der Erklärung n<i>edergelegt ist, tritt der Begriff der Bedeu-
44
tung in den Kalkül ein, den wir mit
den Zeichen betreiben.

   Verstehen wir unter “Bedeutung” aber
ein charakteristisches Gefühl, das beimc durch's beim
Hören eines Wortes wachgerufen wird, dann
ist die Bedeutung in der Erklärung eines des
Wortes nicht niedergelegt, aber durch
sie etwa vielleicht bewirkt, wie die Krankheit durch
die Verkühlung. <Speise.>
     

(Dazu: “Das, was 1cm³ Wasser wiegt, hat man
‘1 Gramm’ genannt.” – “Ja, was wiegt er denn?”)
     

⋎ S. 45 A
In dem ersten Sinn kann könnte man die Erklä-
rung der Bedeutung die Ausschließung
von Mißverständnissen nennen ˇwollen. Die
Erklärung sagt
Sie sagt ˇetwa, das Wort hat diese Bedeu-
tung, nicht jene. Aber das gilt nur
von Gewissem, was wir die Erklärung der
Bedeutung eines Wortes nennen, wenn
wir etwa erklären: “diese Farbe heißt
‘orange’” (nicht jene), “dieser Mann heißt
‘N.N.’” (nicht der [a|A]ndere).
     ‘Erklärung der Bedeutung’ aber,
nennen wir vielerlei.

      // Die Erklärung eines Zeichens muß
jede Meinungsverschiedenheit in Bezug
auf seine Bedeutung beseitigen können.
      Mißverständnisse nenne ich das, was
durch eine Erklärung zu beseitigen ist, <.> Die
Erklärung der Bedeutung eines Wortes
schließt Mißverständnisse aus.
      Die Aufklärung kann nur verstan-
den werden, wenn sie in einer Sprache
gegeben wird, die unabhängig von dem
45
Mißverständnis besteht. Die Aufklä-
rung sagt etwa: das Wort hat diese
Bedeutung, nicht jene. Aber das
gilt …… //
    ‘Erklärung der Bedeutung’ aber, nennen
wir vielerlei. Aber wir nennen sehr verschiedenes ‘Erklärung der Bedeutung. Zur Erklärung des Wortes
“Blatt” zeigen wir wohl auf verschiede-
ne Blätter; zur Erklärung des Wortes “vio-
lett”
c auf einen violetten Gegenstand; zur
Erklärung des Wortes “wehe!” machen
wir vielleicht etwa eine Geste & sprechen in be-
stimmtem Tonfall;
zur Erklärung des
Zeichens “ ⊃ ” schreiben wir “ p ⊃ q = p ⌵ ~q ”
u.s.f.. [neue Zeile ⋎ S. 46 A], B ] ⋎ S. 48 < B > nach S 46 A]
    Man sagt dem Kind: “nein, kein Stück
Zucker mehr!” & nimmt es ihm weg. So
lernt es die Bedeutung des Wortes
“kein”. Hätte man ihm mit denselben
Worten ein Stück Zucker gereicht, so
hätte es gelernt, das Wort anders
zu verstehn. (Es hat damit gelernt
das Wort zu gebrauchen, aber auch ein
bestimmtes Gefühl mit ihm zu verbin-
den, es in gewisser bestimmter Weise zu
erleben.)
     


[Neuer Absatz ⋎ S. 48 A



[Zu S. 44] A Die Erklärung der Bedeutung
ist ein Teil des Kalküls mit den Worten.
Und man kann sagen, sie sei das
was uns in der Philosophie an der Be-
deutung eines Wortes interessiert.
wenn von der Bedeutung eines Wortes die Rede ist, angeht. Denn
diese Erklärung ist ein weiteres Stück Sprache.
      Man könnte auch so sagen. Fragen wir nicht,
was Bedeutung sei, sondern sehen wir uns an, was
man die “Erklärung der Bedeutung” nennt.

     

46
[Zu S. 45] A
         Man sagt: “der Name ‘Mont Blanc’
ˇauf der Karte bedeutet diesen Berg”, “das Wort ‘violett’, diese
Farbe”, “das Wort ‘Blatt’ so einen
Gegenstand”, aber ˇes gibt nichts Analoges für das
Wort “nicht”.
   Aber auch vom Wort “hallo” oder
“ach” sagt man es hat eine Bedeutung
zum Unterschied etwa von einer in unserer
Sprache nicht gebrauchten Bildung (wie etwa
“ech”).
   Von manchem Wort werden wir sagen, es
sei gleichbedeutend einer Geste; & wenn wir
von der Bedeutung des Wortes “hehe!” reden
wollten, so im [S|s]elben Sinne wie von der
des Lachens [⋎
     

[Zu S. 45] B
          Was man Erklärung der Bedeutung
eines Wortes nennt, eine Definition z.B.,
lehrt uns den Gebrauch des Wortes. Und
die meisten Worte wurden uns nicht
durch Definition erklärt, in diesem Sinne erklärt, sondern
wir lernten ihren Gebrauch auf ande-
re Weise. //, sondern ihr Gebrauch uns
auf andere Weise gelehrt.//
     


Man möchte nun sagen: Gewiß, die Bedeu-
tung eines Wortes ist seine Wirkung. Denn die
Sätze, die wir sagen, haben einen bestimmten
Zweck, sie sollen gewisse Wirkungen herbei-
führen
hervor-
bringen
. Also sind sie offenbar Teil eines
Mechanismus (vielleicht eines psychologi
schen) ˇzur Herbeiführung dieser Wirkung & die W[o|ö]rte<r> sind auch solche
Teile // Bestandteile// (Hebel, Zahnräder u. dergl.).
Und das einfachste Beispiel wäre die Wirkung
47
einer Gruppe von Löchern in dem Tonstreifen eines
Pianola. Wie aber, wenn das Pianola nicht
richtig funktioniert, weil sein Mechanismus
in Unordnung geraten ist? Wenn also diese
Gruppe von Löchern statt einer musikali-
schen Phrase ein Klopfen & Zischen hervor-
ruft. Vielleicht sagt man, der Sinn der Zeichen
sei die Wirkung ˇjener Löcher auf ein in einem Pianola in gutem
Zusta<n>d (der Sinn eines Befehls sei seine Wirkung
auf einen willigen Menschen). Aber was
soll hier als Kriterium der Willigkeit
dienen?
     

Nicht der Wirkung entspricht der Sinn,
sondern dem Zwe<c>k (der Zweck wird fest-
gesetzt, die Wirkung ist Sache der Er-
fahrung.)
   Die Bedeutung eines Wortes wird festge
setzt. Die Wirkung wird die Erfahrung leh-
ren.
   Soll ich also sagen, der Zweck eines Wortes
ist seine Bedeutung? – Was ist also nun der
Zweck des Wortes “Gras”? (Sage nicht, es sei
einfach der, in uns im Hörenden eine Vorstellung
von Gras hervorzurufen.) – Nach dem Zwe<c>k
der Löcher auf der Pianolarolle gefragt,
werde ich wohl ihre Wirkungsweise im Pianola
beschreiben. Aber ich könnte nicht den Zwe<c>k
dieser Löcher als Teil des Zwecks des Pianolas
darstellen, ˇetwa des Zwecks etwa, vielleicht, einen Menschen
aufzuheitern. Man könnte sagen, es sei
die Funktion des Schachspiels uns Vergnügen
zu machen; aber kann man die Funktion
des Rössels damit beschreiben, daß man
den Teil des ˇganzen Vergnügens zeigt, der auf das
48
Rössel entfällt // zeigt, den uns das Rössel macht?//
     


⋎ Absatz, dann S. 51 A



ˇ[Zu S. 45]
A Wie lernt ein Kind den Gebrauch etwa des
Wortes “vielleicht”? – Es spricht etwa einen
Satz nach, den es wie es ihn ähnlich von einem Erwachsenen
gehört hat: “sie wird vielleicht kommen”; im
gleichen Tonfall wie der Erwachsene. (Dies
ist gleichsam ein Spiel.) Dann fragt man
sich manchmal: versteht es das Wort
“vielleicht” schon, oder spricht es es nur
nach? – Was ist das Anzeichen dafür,
daß es das Wort wirklich versteht? –
Daß es das Wort es in verschiedenen Fällen
richtig – (das heißt doch[;|,] den [r|R]egeln gemäß)
– gebraucht, & auch danach danach auch handelt.
     


[Zu S. 45 nach dem Satz S 46 A] A B Geld, & was man
dafür kauft. In gewissen Fällen einen Ge-
genstand (einen Apfel), aber auch die Erlaub-
nis auf einem Platz im Theater zu sitzen,
oder einen Titel, oder schnelle Fortbewegung,
oder das Leben, etc..
     


Man möchte mit dem Gedächtnis & der
Assoziation den Mechanismus des Bedeu-
tens erklären.
       Aber wir fühlen, daß es uns nicht
auf die eine Erklärung eines Mechanismus
ankommen kann. Denn diese Erklärung
ist wieder eine Beschreibung von Phäno-
menen durch die Sprache. Sie sagt etwa:
wenn das Wort “rot” gehört wird, springt
49
die Vorstellung rot hervor[.|(]eine Tafel durch
den Druck eines Knopfes). Nun, wenn das
eintritt, – was weiter? – Wir wollen eben
die Erklärung eines Kalküls hören. Und
die Erklarung des Mechanismus stellt
sich außerhalb des Kalküls. Sie ist
selbst eine Beschreibung in der Sprache,
& eine, die in den Kalkül, der uns erklärt
werden soll, nicht eingreift. Während
wir eine Erklärung brauchen, die ein
Teil dieses des Kalküls ist.
     

(Die psychologischen – trivialen – Erörte-
rungen über Assoziation, Wiedererkennen,
etc. lassen immer das eigentlich für uns Merk-
würdige aus & man merkt ihnen an,
daß sie herumreden, ohne den springenden
Punkt zu berühren.)
     

“Wie soll er wissen, welche Farbe er zu wählen
hat, wenn er das Wort ‘rot’ hört?” – “Sehr
einfach: er soll die Farbe nehmen, deren
Bild ihm beim Hören des Wortes einfällt”. –
Aber wie soll er wissen, was das heißt
& welche das ist “die ihm beim dem Wort
‘rot’ einfällt”?
   (Es gibt freilich auch ein Spiel: die Farbe
wählen die Dir bei diesem Wort einfällt.)
Und: “‘rot’ bedeutet: die Farbe die mir beim Hören
des Wortes ‘rot’ einfällt” wäre eine Definition.)
     Wenn ich sage, dasSymbol ist das, was
diesen bestimmten Effekt hervorruft”, – so fragt es sich
eben, wie ich von “diesem Effekt” reden kann.
Und wie ich weiß, daß er es der ist, den ich
gemeint habe
, wenn er eintritt.
50

  Es ist darum drum keine Erklärung, die die Wurzel unserer Schwierigkeit unseres Problems trifft, zu sagen:
sehr einfach, wir vergleichen ihn mit
unserem Erinnerungsbild; – denn wie ist
uns die Vergleichsmethode gegeben
nach der wir vergleichen sollen? D.h., wie wissen wir was das Wort “vergleichen” bedeutet?
    Was ist denn das Kriterium dessen
//dafür//, daß ich die Farbe rot richtig wieder-
erkannt habe?
    Und es ist <g>a[g|r] nicht notwendig die
Wirkungsweise eines Worts durch Asso-
ziation & Gedächtnis zu erklären, weil
man statt dieser Fähigkeiten immer
einen Zettel mit einer Tabelle bei sich
<t>ragen kann.
     

    Ich könnte auch so fragen: Warum
verlangst Du ˇkausale Erklärungen? Wenn diese
gegeben sein werden, wirst Du ja doch
wieder vor einem Ende stehen. Sie können
Dich nicht weiter führen, als Du jetzt
bist.
     

   Ich wünsche mir, einen Apfel zu bekom-
men; kann ich sagen, daß erst die
Erfüllung des Wunsches mir zeigt,
was ich gewünscht habe? daß sie mich
erst die Bedeutung des Wortes “Apfel”
lehrt? – Diese Bedeutung wird durch
eine Worterklärung gegeben // Das
Verständnis dieses Wortes wird durch
eine Worterklärung gegeben//, welche
nicht die Erfüllung des Wunsches ist.
     


⋎ Absatz, dann S. 59 A



  Es ist eine Funktion des Wortes “rot” uns
51
die ˇbestimmte Farbe in Erinnerung zu rufen & , ja es
könnte z.B. es könnte auch z.B. gefunden werden, daß sich
dazu das Wort “rot” besser eignet
als ein anderes, daß seine Bedeutung
etwa nicht so leicht vergessen oder ver-
wechselt wird. Aber wir hätten uns,
wie schon gesagt, statt des Mechanis-
mus der Assoziation einer Tabelle
(oder dergleichen) bedienen können; &
nun müßte unser Kalkül eben mit
dem assoziierten, oder gesehenen, Farbmuster
weiterschreiten. Die psychologische Zweck-
mäßigkeit
Eignung Wirksamkeit eines Zeichens beschäftigt uns mich
nicht. (Dagegen, z.B., heißt es im Kratylos: “Bei weitem & ohne
Frage ist es vorzüglicher, Sokrates, durch
ein Ähnliches darzustellen, was jemand
darstellen will, als durch das erste
beste.”)
     


ˇ[Zu S. 48]
A Die Verwendung eines Planes, einer Landkarte
besteht darin, daß wir uns in irgendeiner Wei-
se nach ihr richten; daß wir ihr Bild in un-
sere Handlungen übertragen. Es ist klar,
daß da kausale Zusammenhänge
stattfindenhaben; aber würde man sagen, sie
sind es, die den Plan zum Plan machen?
     


    Die Untersuchung, ob die Bedeutung eines
Zeichens seine Wirkung ist, sein Zweck, etc. ist
eine grammatische Untersuchung.






52
<
[Zu S. 35]
> [Zu S. 35] A
      Anderseits sagt man: “ich verstehe
diese Geste”, wie “ich verstehe dieses Thema”,
“es sagt mir etwas”, & das heißt hier:
ich erlebe es, es greift in mich ein. Ich
folge ihm mit bestimmtem Erlebnis
       < B > Wenn ich sage, bei irgend einer Gele-
genheit, sage: “ich verstehe diese Geste”,
meine ich da, daß ich sie in Worten
oder andere Zeichen übersetzen kann?
Gewiß nicht immer. Ich charakterisie-
re ˇauch ein Erlebnis. < (Die Geste macht einen Eindruck auf mich) >
     

[Zu S.<…>]
     

< C > Es ist sonderbar : das Verstehen einer Geste
werden // möchten // wir durch als ihre Über-
setzung in Worte erklären & das Ver-
stehen von Worten, durch als eine Über-
setzung in Gesten.
//: das Verstehen einer Geste möchten wir …
         Und wirklich werden wir Worte
durch eine Geste & eine Geste durch Worte
erklären.//


  Das [Zu S. 33]
      < D > (Gefragt, was ich mit dem Wort “und”
im Satz “gib mir das Brot und die Butter”
meine, würde ich mit einer ˇzusammenfassenden Gebärde ant-
worten; & diese Gebärde würde, was ich
meine, illustrieren. Ähnlich, wie das ein
grüne<s> Täfelchen ˇdie Bedeutung von “grün” illustriert &
die W-F-Notation die Bedeutung von “nicht”,
“und”, etc..) < (Die Geste des Wortes “vielleicht”; des Wortes “bitte” & ˇ“danke”.) >
     

E
      Das “nicht” macht eine abwehrende Geste.
Es ist eine abwehrende Geste. Ja, es ist …… Und man könnte
ˇwohl sagen: das Verstehen der Verneinung ist
53
das Verstehen einer abwehrenden (vernei-
nenden) Geste. (Wie lernt man das Kopfschütteln
der Verneinung verstehen.)
     



     Es ist möglich daß Einer die Bedeutung
eines Wortes, etwa des Wortes “blau”,
vergißt. Was hat er da vergessen? <> Wie
äußert sich das?
      Da gibt es verschiedene Fälle. ˇ Z.B. [E|e]r zeigt
etwa auf ve Täfelchen verschiedener Farben
& sagt: “ich weiß nicht mehr, welche von
diesen man ‘blau’ nennt”. Oder aber, er
weiß überhaupt nicht mehr, was das Wort
bedeutet, & nur, daß es ein Wort der deu-
tschen Sprache ist.
     Wenn wir ihn nun fragen “weißt Du,
was das Wort ‘blau’ bedeutet” <,> & er sagt
“ja”, – da konnte er verschiedene Kriteri-
en anwenden, um sich “zu überzeugen”,
daß er die Bedeutung wisse. (Denken wir
an die entsprechenden Kriterien dafür,
daß er das Alphabet hersagen kann.) Viel-
leicht ruft er sich ein blaues Vorstellungs-
bild vor die Seele, vielleicht sah er nach
einem blauen Gegenstand im Zimmer, vielleicht
fiel ihm das englische “blue” ein, oder
er dachte an einen ˇSchlag der einen blauen Fleck, den
er sich geholt hatte.
erzeugt hatte,. <etc..>
      Wenn gefragt würde: wie kann er
sich denn zur Probe seines Verständnisses
ein blaues Vorstellungsbild hervorru-
fen
vor die Seele rufen? Denn, wie kann ihm das Wort “blau”
zeigen, zeigen welche Farbe aus dem Farbenkasten
54
seine Vorstellung er zu wählen hat, – so
ist zu sagen, daß es sich da eben zeigt,
daß das Bild vom Wählen, etwa, eines blau-
en Gegenstandes mittels einesc blauen
Mustertäfelchens nach einem hier unpassend // unge-
eignet // ist.
versagt. Und der Vorgang eher mit dem
zu vergleichen ist, wenn beim [d|D]rücken
eines Knopfes, auf dem das Wort blau ge-
schrieben steht,
der die Aufschrift “blau” trägt, automatisch ein
blaues Täfelchen hervorspringt; oder,
wenn der Mechanismus versagt, nicht
vorspringt.
     Man könnte nun sagen: Der, welcher
die Bedeutung des Wortes “blau” vergessen
hat & aufgefordert wurde, einen blauen
Gegenstand aus anderen auszuwählen,
fühlt beim Ansehn dieser Gegenstände,
daß die Verbindung zwischen dem Wort
“blau” & jenen Farben nicht mehr be-
steht (daß sie unterbrochen ist). Und
die Verbindung wird wieder hergestellt angeknüpft ,
wenn wir ihm die Erklärung des Wortes
wiederholen. Aber wir konnten die Verbin-
dung auf mannigfache Weise wieder her-
stellen: Wir konnten, auf einen blauen
Gegenstand zeigend, <&> sagen “das ist blau”,
oder ihm sagen “erinnere Dich an
Deinen blauen Fleck”, oder wir erinnerten
ihn an das Wort “blue”
// oder wir flüsterten
ihm
sagten das Wort “blue” zu ein // , etc.. Und wenn
ich sagte, wir konnten die Verbindung
auf diese verschiedenen Arten herstel-
len, so liegt der Gedanke nahe, daß ich
ein bestimmtes Phänomen, welches ich die
Verbindung zwischen Wort & Farbe, oder das
55
Verständnis des Wortes nenne, auf alle diese
verschiedenen Arten hervorgerufen habe,
wie ich etwa sage, daß ich die Enden zwei-
er Drähte durch Dinge verschiedener Formen
& Materialien
[von verschiedener Form & aus versch. Material] verschiedene Gegenstände leitend mit einander
verbinden kann. Aber von so einem Phä-
nomen ˇder Verbindung, dem Entstehen eines blauen Vor-
stellungsbildes etwa, muß keine Rede
sein, & das Verständnis wird sich dann
dadurch zeigen, wird darin bestehen, daß
er die blaue Kugel aus den andern tat-
sächlich auswählt; oder sagt, er könne
es nun tun, wolle es aber nicht; ˇoder etc., etc.,<.>
etc. . Wir können dann immer ein Spiel fest-
setzen, welches eine Möglichkeit so eines
Vorgangs
darstellt, & müssen nicht ver-
gessen, daß in Wirklichkeit unzählige
verschiedene & ihre Kreuzungen mit
den Worten “die Bedeutung vergessen”,
“sich der Bedeutung erinnern”, “die Be-
deutung kennen” beschrieben werden.




     

   Welche Wirkung hat<te> ˇnun die hinweisende Erklä-
rung? Wird sie beim Gebrauch des Worts
immer wieder herangezogen, oder wirkt wirkte sie
wie eine Impfung, die uns bis auf weiteres ge-
ändert hat?
     

    Die Art des Erlernens der Sprache // [d|D]ie Wei <…> se,
wie wir die Sprache erlernten, // ist in ihrem
Gebrauch nicht enthalten. (Wie die Ursache
eben c? nicht in ihrer Wirkung.)
     

    Die Erklärung als Teil des Kalküls kann
56
nicht in die Ferne wirken. Sie wirkt nur, so-
fern sie angewandt wird.
     

[Bis hierher M.S. großes Format S. 39]

  Ist es nicht so, daß eine ˇErklärung, eine Tabelle, zuerst
so gebraucht werden wird, daß man sie “nach-
schlägt”, daß man sie dann gleichsam
im Kopf nachschlägt, sie sich vors innere
Auge ruft (oder dergleichen), & daß man
endlich ohne diese Tabelle arbeitet, – also
so, als wäre sie nie dagewesen. – In diesem
letzteren Falle spielt man nun ˇaber ein ande-
res Spiel. Denn es ist nun nicht so, ist nicht so, daß
jene Tabelle ja doch im Hintergrund steht (&
man immer auf sie zurückgreifen kann); sie
ist aus unserm Spiel ausgeschieden, & wenn
ich auf sie “zurückgreife”, so tue ich, was
der Erblindete tut, der auf den Tastsinn
zurückgreift. Eine Erklärung fertigt
eine Tabelle an, & sie wird zur Geschich-
te, wenn ich die Tabelle nicht mehr be-
nütze.
     


  Ich muß unterscheiden zwischen den
Fällen: wenn ich ˇmich, einmal, nach der Tabelle
richte, &, ein andermal in Übereinstimmung
mit der Tabelle<,> (Regel, handle, ohne die
Tabelle
sie zu benützen. – Die Regel, deren Erler-
nung uns veranlasste, jetzt so & so zu
handeln, ist als Ursache unserer Hand-
lungsweise, als ihre Vorgeschichte ohne In-
teresse für uns. – Sofern sie aber eine allge-
meine Beschreibung unsrer Handlungswei-
se ist, ist sie eine Hypothese. Es ist die Hypo-
these, daß diese beiden Leute, die am Schach-
57
brett sitzen, so & so handeln (ziehen) werden.
([w|W]obei auch ein Verstoß gegen die Spielregeln
unter die Hypothese fällt, denn sie sagt
dann etwas darüber aus, wie sich die
Beiden benehmen werden
über das Verhalten der Spieler, wenn sie auf den
Verstoß aufmerksam werden.) Die Spieler könnten
aber die Regeln auch so benützen, daß sie
in jedem besonderen Fall nachschla ü gen, was
zu tun ist; hier träte die Regel in die
Spielhandlung selbst ein & verhält verhielte sich
zu ihr nicht, wie eine Hypothese zu ihrer
Bestätigung. – Hier gibt es aber eine Schwierig-
keit: Denn der Spieler, der ohne [b|B]enützung eines
Regelverzeichn<i>sses spielt, ja, der nie eins
gesehen hat, könnte dennoch, wenn es
verlangt würde, ein Regelverzeichnis Regeln
seines Spiels angeben; & zwar nicht, indem
er durch wiederholte Beobachtung festsetzte
feststellte, wie er in dieserm & jener Situa-
tion
Spielsituation gehandelt hat, sondern, indem
er, vor einem Zug stehend, sagte: “in
diesem Fall zieht man so”. – Aber, wenn
das so ist, so zeigt es doch nur,
daß er unter gewissen Umständen eine
Regel aussprechen wird, nicht, daß er
von ihr beim [s|S]pielen expliziten Gebrauch
macht.
   Daß er ein Regelverzeichnis anlegen
wird, wenn man es verlangt, ist eine Hypo-
these; & wenn man eine Disposition, ein
Vermögen dazu in ihm annimmt, so ist es eine
psychische Disposition analog einer physiologi-
schen. Wenn gesagt wird, diese Disposition
charakterisiere t den Vorgang des Spiels, so charak-
terisiert sie ihn als einen psychischen psychologischen oder
58
physiologischen, was er tatsächlich ist. (I[m|n]
unser<e>m Studium des Symbolismus gibt es
keinen Vordergrund & Hintergrund, nicht ˇwesentlich
ein greifbares Zeichen & ein es begleitendes
ungreifbares Vermögen oder Verständnis.)
     


   Das, was uns in an der Sprache am Zeichen inter-
essiert, die Bedeutung, die für maß-
gebend ist, ist das, was in der Gramma-
tik des Zeichens niedergelegt ist.
     

    Wir fragen: Wie gebrauchst Du das Wort,
was machst Du damit, ? – das Das wird uns
z lehren, wie Du es verstehst.
     

   Die Grammatik, das sind die Geschäfts-
bücher der Sprache, aus denen alles zu
ersehen sein muß, was nicht begleiten-
de Gefühle Empfindungen betrifft,sondern die unsere tatsäch-
lichen ˇsprachlichen Transaktionen. //, sondern
//, sondern
unsere die tatsächlichen Transaktionen mitc in
der Sprache. //
     

  Man könnte in gewissem Sinne sagen,
daß <es> uns es nicht auf Nuancen an-
kommt. ˇ [Neuer Absatz] (Ich könnte mir einen Philoso-
phen denken, der glaubte, einen Satz<,> ˇüber das Wesen des Erkennensˇ, etwa <…> <,> in
roter Farbe drucken lassen zu müssen,
da er erst so ganz er sonst nicht wirklich das sage ausdrücke, was er
sagen ausdrücken solle.)
     



     Die Deutung von Schrift- & Lautzeichen
59
durch hinweisende Erklärungen ist nicht
Anwendung der Sprache, sondern ein Teil der sondern Teil
der ……
Sprachlehre. Die Deutung vollzieht
sich noch im Allgemeinen, als Vorberei-
tung auf jede Anwendung.
     


¤ ˇ ⋎ S. 42 A [Dann Absatz]
     

  Zur Grammatik gehört nicht, daß dieser Er-
fahrungssatz wahr, jener falsch ist; zu <.> Zu
ihr gehören alle Bedingungen (die Metho-
de) des Vergleichs des Satzes mit der
Wirklichkeit. Das heißt, alle Bedin-
gungen des Verständnisses (des Sinnes).
     


[Zu S. 50] A Soweit sich die Bedeutung der
Wörter in der eingetroffenen Erwartung, ˇin der Erfüllung des Wunsches<,> in der
Befolgung des Befehls, etc., erweist, zeigt, zeigt
kommt sie in der Beschreibung der jeder Tatsache<n>
zum Vorschein. (D.h., im in einem Ausdruck der Erwar-
tung, des Befehls.)
zeigt sie sich immer schon in einer sprachlichen Darstellung der Erwartung etc.<.> (Sie wird also ganz in
der Sprachlehre bestimmt. (In dem, was sich
hat voraussehen lassen; worüber man
schon vor dem Eintreffen der Tatsache reden
konnte.)
     


  Ist nicht der Grund, weshalb wir glauben,
mit der hinweisenden Erklärung das Gebiet
der Sprache, der Zeichen, zu verlassen, daß
wir dieses Heraustreten aus den Schriftzeichen
mit einer Anwendung der Sprache, etwa
mit der Beschreibung eines gesehenen Ge-
genstandes verwechseln?




     

60


    Besteht nun unsere Sprache wesent-
lich
aus primären Zeichen (hinweisenden
Gesten) & sekundären Zeichen (Worten)?
Man möchte fragen, ob ˇes in unsere<r> Sprache
nicht diese primären Zeichen geben müsse,
während sie auch ohne die anderen sekundären aus-
kommen könnte.
  (Der falsche Ton in dieser Frage liegt
<(> schon <)> darin, daß sie eine Erklärung
der bestehenden wirklichen ˇwirklich bestehenden Sprache<,> ˇwie sie existiert <,> erwartet, statt
der einfachen bloßen Beschreibung.)
ˇ Absatz
    Es klingt ˇnatürlich wie eine lächerliche Selbst-
verständlichkeit, wenn ich sage, daß
der, welcher sagt glaubt, die Gebärden Gesten
seien die primären Zeichen, die allen andern
zu Grunde liegen, außer Stande wäre, den
gewöhnlichsten Satz durch Gebärden zu
ersetzen.
     

  Man möchte zwischen Regeln der Gram-
matik unterscheiden, die “eine Verbindung
von Sprache & Wirklichkeit” herstellen, &
solchen, die es nicht tun. Von ˇEine Regel der ersten
Art ˇist: “diese Farbe heißt ‘rot’”, – von eine Regel der
zweiten ˇArt: “ ~~p = p”. Aber über Über diesen Unter-
schied besteht ein Irrtum : ; die Sprache
ist nicht etwas, was dem eine Struktur ge-
geben,<,> & das dann der Wirklichkeit aufge-
paßt wird. // … ein Irrtum: der Unterschied
scheint prinzipieller Natur zu sein, & die
Sprache etwas, dem eine Struktur …… //
     

Man könnte fragen wollen: Ist es denn aber
ein Zufall, daß ich zur Erklärung
61
von Zeichen, also zur Vervollständigung
des Zeichensystems, aus den Schrift- &
Lautzeichen heraustreten muß? Trete
ich damit nicht eben in das Gebiet, wo-
rin sich dann das zu Beschreibende
abspielt? – Aber ist es nicht seltsam,
daß ich dann überhaupt mit de[m|n]
Schriftzeichen etwas anfangen kann? –
Man sagt etwa, daß die Schriftzeichen
bloß die Vertreter jener Dinge sind, < aufc >
diec man c in den die hinweisende Erklarung zeigtc. der Dinge sind. Aber wie selt-
sam, daß so eine diese Vertretung möglich
ist. // Aber wie ˇdenn istist ˇdenn diese Vertretung möglich?//
(Ich kann nicht sagen: statt Milch trin-
ke ich Wasser & esse statt Brot Holz, indem
ich Wasser die Milch<,> & Holz das Brot ver-
treten lasse.)


    (Es hat natürlich einen guten Sinn, zu
sagen, das Definiendum definierte Zeichen verträte das defi-
nierende; & auch in d[er|ie] hinweisenden Erklä-
rung könne mache ein Wort zum Vertreter
des Hinweises auf einen Gegenstand.) Übri-
gens aber: nicht die Farbe rot wird vom
Wort “rot” vertreten, sondern etwa ein rotes
Täfelchen.)
⋎ S. 180 A
     

    Man möchte sagen sagt: ein rotes Täfelchen<,>
(oder dergleichen<,>) ist das primäre Zeichen für
die Farbe Rot, ein das Wort ˇ oder ein sekundäres
Zeichen, : denn es erklärt die Bedeutung
des Wortes “rot”, wenn ich auf ein rotes
Täfelchen weise, etc., aber nicht, wenn ich
sage “rot” bedeute dasselbe wie “rouge”.
<
⋎ S 184
> Aber ist das unter allen Umständen so?
Muß immer ein roter Gegenstand oder ein rotes
62
<
Zu S. 73
> Vorstellungsbild gegenwärtig sein, wenn
ich das Wort “rot” verstehen soll?
Denke
an den Befehl: “stelle Dir einen roten
Kreis auf weißem Grund vor”! Und
was ist welches sind die primären
Zeichen für Bindewörter, Präpositionen,
Interjektionen, etc.?
     

⋎ S. 63 A

   Was Welches ist das Kriterium unseres des Verständ-
nisses: das Aufzeigen des eines roten Täfelchens
Gegenstands, wenn gefragt wurde, welcher
von diesen Gegenständen ist rot, – oder das
Wiederholen der hinweisenden Erklären: “diese
Farbe heißt ‘rot’”?

     // Welches ist <(>aber<)> das Kriterium Zeichen unseres des ˇ Des Andern, oder des eigenen?
Verständnisses ˇbeim Andern: [E|e]inen roten Gegenstand
aus anderen auszuwählen auswählen, wenn es
verlangt wird, oder, die hinweisende
Erklärung des Wortes “rot” geben? //
    Beides betrachten wir als Zeichen des
Verständnisses. Hören wir jemand das Wort
“rot” gebrauchen & bezweifeln, daß er es
versteht, so können wir ihn zur Prüfung
fragen: “welche Farbe nennst Du ‘rot’”.
Anderseits, wenn wir jemandem die hin-
weisende Erklärung ˇdes Wortes gegeben hätten & nun
sehen wollten, ob er sie richtig verstanden
hat, würden wir nicht ˇvon ihm verlangen, daß er
ˇsolle sie wiederhol[t|e]<n>, sondern wir gäben ihm
etwa die Aufgabe, aus einer Reihe von
Dingen die roten herauszusuchen. In jedem
Fall ist
das, was Was wir Wie wir das Wort <>Verständnis<> nennen, gebrauchen,, ist
dadurch durch das bestimmt, was wir als Probe des
Verständnisses ansehen. (Denke auch an den
63
Fall in dem wenn wir sagen: “ja, wenn das Wort das
bedeutet, ist der Satz wahr.”) <// … das bedeuten soll, so
stimmt es, was er sagt.”)
>
< Wie aber wenn er das Wort nach dem einen Test versteht & nach
dem andern nicht?
>
     


ˇ[Zu S. 62] < A >
  Wenn [e|E]iner sagte: “es gilt mit Recht als
<(> ein <)> Zeichen des Verständnisses Verstehens
des Wortes “rot”, einen roten Gegenstand
ˇauf Befehl aus andersgefärbten herausgreifen <(> zu <)>
können; dagegen ist das richtige Übersetzen
des Wortes “rot” in's Französische kein Be-
weis des Verstehens”, – so würde ich antwor-
ten: Das zeigt nur, was Du so antworte ich: Das zeigt, was Du …… mit “verstehen”
meinst. Was heißt:[e|E]s gilt mit Recht”?
sollte soll doch wohl nicht heißen<:>, daß
wenn ein Mensch einen roten Gegenstand auf
Befehl etc. etc., dann hat er, erfahrungs-
gemäß, das Wort verstanden. (War das
gemeint, so kann man ˇweiter fragen: welche
andere Erfahrung gilt als der spezifi-
sche Test des Verständnisses.)
     

   Wie ist es nun mit dem, was man “primäre
Zeichen” nennen möchte, : sind sie
ˇSind die Zeichen, die man ‘primäre’ nennen möchte unmißver-
ständlich // unmißdeutbar//?
    Kann man etwa ˇsagen sie müßten eigentlich
nicht mehr verstanden werden? – Wenn das
heißen soll, sie mü[ss|ß]ten nicht weiter ge-
deutet
werden, so gilt das auch vom
Wort; heißt es aber, sie könnten nicht
weiter gedeutet werden, dann ist es falsch.
(Denke an die Erklärung der Gesten durch
Worte u.u..)
     

⋎ S. 185
64
< Hier [Hierher gehört eine Bemerkung, daß die hinw. Def. ein Zeichen für ein anderes setzt] >

     

    ˇWie ist es [W|w]enn ich eine Bezeichnungsweise festsetze;
wenn ich, z.B. für den eigenen Gebrauch, Far-
b[en|]nen Namen geben will, : Ich
werde
will: Ich werde das etwa mittels einer Tabelle tun;
und nun werde ich doch nicht den Namen
zur falschen Farbe schreiben (zu der Farbe,
der ich ihn nicht geben will). Aber warum
nicht? Warum soll nicht “rot” gegenüber
dem grünen Täfelchen stehen & “grün” gegenü-
ber dem roten, etc.? Wenn die hinweisende
Definition nur ein Zeichen statt eines andern
setzt so sollte das doch keinen Unter-
schied machen. – Da gibt es jedenfalls
zwei verschiedene Fälle: Es kann die Tabel-
le, mit grün gegenüber “rot” etc., so
gebraucht werden, daß der, der sie
nachschlägtc’, vom Wort “rot” schräg
auf das rote Täfelchen übergeht &
vom Wort “grün” auf das grüne u.s.f..
Wir würden dann sagen, die Tabelle
sei nur anders angeordnet als die
gewöhnliche // gewohnte//
(nach einem andern
räumlichen Schema), aber sie verbinde
die Zeichen, wie die gewohnte. – Es könnte
aber auch sein, daß der welcher sie die Tabelle
benützt, von der einen Seite horizontal
zu andern blickt & nun in irgend welchen
Sätzen das Wort “rot” durch ein grünes
Täfelchen ersetzt; aber nicht etwa auf
den Befehl “gib mir das rote Buch”
ein grünes bringt, sondern ganz richtigc
ein rotes (d.h. das, welches auch wir “rot”
nennen). Dieser hat nun die Tabelle anders
benützt, als der [e|E]rste, aber doch so, daß
65
das Wort “rot” für ihn die gleiche Farbe
bedeutet, wie für uns.
     Es ist nun der zweite Fall, der uns
interessiert, & die Frage ist: Kann ein
grünes Täfelchen als Muster für rot
dienen? –
     Ich kann mir eine Abmachung
denken, nach welcher Einer, dem ich eine
grüne Tafel zeige & sage male mir diese
Farbe, mir ein Rot malen soll; zeige
ich ˇihm mit diesen Worten auf blau, so hat
er gelb zu malen; <(>etwa immer die komple-
mentäre Farbe[.|<)>]. Und daher ist es auch
möglich daß Einer meinen Befehl, auch
ohne eine solche Abmachung, so deu-
tet. Ich kann Die Abmachung hätte
er
könnte auch gelautet haben: “wenn
ich sage, male diese Farbe, dann male
immer eine etwas dunklere”; & wieder
können wir uns denken, daß der Befehl
auch ohne diese Verabredung so gedeu-
tet würde. – Aber kann man sagen: es
kopiere Einer das Rot des Täfelchens, in-
dem er einen bestimmten Ton von grün
(oder ein anderes Rot als malt? & Und zwar ˇetwa
so, wie er eine geometrische Figur, nach
verschiedenen Projektionsmethoden, ver-
schieden & genau kopieren kann? – Kann
ich hier Farben mit Gestalten vergleichen
& sagen kann ein grünes Täfelchen einer-
seits als Name einer bestimmten Schattie-
rung von [r|R]ot verwendet werden, ander-
seits als ihr Muster? wie ein Kreis als
Name einer bestimmten Elipsengestalt
dienen kann, aber auch als ihr Muster.
     
66




   Es ist klar: das Muster wird nicht ver-
wendet wie das Wort[.| (]der Name). Und die
[H|h]inweisende Erklärung, die Tabelle, so-
fern sie uns Muster uns von Worten zu
Mustern führt anders, als die Verbal-
definition
Tabelle die einen Namen durch
einen andern ersetzt.
     


   Das Wort “kopieren” hat aber in ver-
schiedenen Fällen verschiedene Bedeu-
tung & dem entsprechend ist das wechselt,
was ich “Muster” nenne. Was heißt
es “eine Figur genau kopieren”?: sie
nach dem Augenmaß ˇgenau kopieren? oder
mit Meßinstrumenten? und mit welchen?
Welches wollen wir die gleiche Farbe wie
die des Musters nennen? [d|D]enke an ver-
schiedene Vergleichsmethoden. Inwiefern
läßt sich die Regel dunkler zu
kopieren mit der vergleichen eine Figur
in vergrößertem ˇoder verkleinertem Maßstab zu kopieren?
     


   Denken wir uns einen Menschen, der
vorgäbe, er könne Schattierungen von Rot
in grün kopieren, & der nun, das rote
Muster ansehend ins Auge fassend, mit allen äußeren Zei-
chen des genauen Kopierens einen grünen
Ton mischte. Der wäre für uns auf gleicher
Stufe, wie Einer, der ˇ(genau hinhorchend) Farben nach Violintönen
mischte. Wir würden in dem Fall sagen: “ich
weiß nicht, wie er es macht”; aber nicht in
67
dem Sinne, als // aber nicht, als// verstünden
wir nicht die verborgenen Vorgänge in sei-
nem Gehirn oder in seinen Muskeln,
sondern, wir verstehen nicht, was es
heißt “dieser Farbton sei die Kopie dieses
Violintons”. Es sei denn, daß damit nur
gemeint wird ist, ein daß ein Mensch assoziiert er-
fahrungsgemäß einen bestimmten Farb-
ton mit einem bestimmten Klang asso-
ziiert (ihn vor sich sieht, malt, etc.). Der
Unterschied zwischen dem der Bedeutung<en> von <>Assoziieren<> &
<>Kopieren<> besteht zeigt sich darin, daß es ˇkeinen Sinn hat für
die assoziierte Gestalt (oder Farbe) keinen
Sinn
von einer Projektionsmethode oder
<(>Regel des Übertragens Kopierens <)> der Assoziation zu
reden. Es hat Sinn zu sagen Wir sagen: “Du hast nicht
richtig kopiert”, – aber nicht “Du hast nicht
richtig assoziiert”.
     




⋎S. 185

   Bringt die unsere Tabelle das Wort mit einem
Muster in Zusammenhang, so ist es nun
nicht gleichgültig mit welchem Täfelchen
beim Nachschlagenc Aufsuchen das Wort verbunden
wird<.> (denke daran, daß eine Farbe der andern
nicht in dem ˇgleichen Sinne als Muster dien[e|t]n kann
wie sich selbst).
– “Aber dann gibt es also
willkürliche Zeichen & solche, die nicht will-
kürlich sind!” – Denken wir nur an die Ver-
ständigung durch Landkarten, Zeichnungen,
& anderseits durch Sätze. Die Sätze sind so
wenig willkürlich, wie die Zeichnungen; nur
die Worte sind willkürlich. Und anderseits
ist die Proje[c|k]tionsmethode der Landkarte
willkürlich.[o] Und ; ; und wie sollte ˇman bestimmen, was
68
willkürlich ist.
     


  Ich kann wohl allerdings die Festsetzung von Wort-
bedeutungen vergleichen der Festsetzung
einer Projektionsart // Projektionsmethode//,
ˇwie der zur Abbildung räumlicher Gebilde (“der
Satz ist ein Bild”); dies ist ein guter Vergleich, :
aber er enthebt uns nicht der Unter-
suchung des Funktionierens der Worte,
davon, das Funktionieren der Bezeichnung durch Worte zu untersuchen, welches seine eigenen Regeln hat. Wir kön-
nen freilich sagen – d.h. es entspricht
dem Sprachgebrauch – daß wir uns durch
Zeichen verständigen, ob wir nun Wörter
oder Muster verwenden; aber das Muster
ist kein Wort, &
das Spiel, sich nach Worten
zu richten ˇist ein anderes, als das, : sich
nach Mustern richten. (Wörter sind einer
Sprache als solcher
dem was wir “Sprache” nennen nicht wesentlich,
& Muster auch nicht.)
     Die Wortsprache ist nur eine unter
vielen möglichen Arten der Sprache & es
gibt Übergänge von ihr in die einer zur andern.
(Denke an zwei Darstellungsarten Arten de[s|n]
Satzes “ich sehe einen roten Kreis” ˇzu schreiben: es
könnte z.B. dadurch geschehen, daß ich
einen Kreis schreibe & ihm die entsprechen-
de Farbe (rot) gebe; aber auch so, daß
ich einen Kreis & daneben einen roten
Fleck schreibe.) Betrachte die Landkarte
daraufhin, was in ihr der B Ausdrucks-
form derc einer Wortsprache entspricht.)
     


  “Ich will nicht verlangen, daß in der erklären-
69
den Tabelle das rote Muster horizontal
gegenüber dem Wort “rot” stehen soll,
aber irgend ein Gesetz des Lesens der
Tabelle muß es doch geben, denn sonst
verliert sie ja ihren Sinn”. Aber Ist es
aber gesetzlos wenn die Tabelle so
aufgefaßt wird, wie die Pfeile des Schemas
andeuten? – “Aber muß dann nicht
eben das Schema der Pfeile vorher gege-
ben werden?” – Muß denn vor der
gewöhnlichen Gebrauchsweise das Schema
gegeben werden?
      “Wird aber dann nicht wenigstens
eine zeitliche Regelmäßigkeit im Gebrauch
der Tabelle gefordert? würde es angehen,
wenn wir eine Tabelle einmal nach diesem,
einmal nach jenem Schema zu gebrauchen
hätten? Wie Und wie soll man denn wissen,
wie man die Tabelle zu gebrauchen ist?”
– Ja, weiß man es denn heute sonst ? Die Zeichen-
erklärungen haben doch irgendwo ein
Ende.
    Ich würde freilich natürlich ein Mißverständnis
hervorrufen, wenn ich, ohne eine besondere
Abmachung, jemandem den einen Weg wiese,
indem ich mit dem Finger nicht in
der Richtung zeigte, in der er gehen soll,
sondern in der entgegengesetzten. Aber
auch diese Art des Zeigens könnte richtig ver-
70
standen werden.
Es liegt in der menschlichen
Natur, das Zeigen mit dem Finger so
zu verstehen. (Wie es in ihr liegt Brettspie-
le zu spielen & Zeichensprachen zu
erfinden benützen, die aus geschriebenen Zeichen Schriftzeichen
auf einer Fläche bestehnen.)
     


<Die> Tabelle garantiert die Gleichheit der Über-
gänge, die mit in ihr gemacht werden,
nicht. Sie zwingt mich ja nicht, sie immer
gleich zu gebrauchen. Sie ist da, wie ein Feld,
durch das Wege führen; aber ich kann
ja auch querfeldein gehen. – Ich mache
den Übergang in der Tabelle bei jeder
Anwendung von Neuem. Er ist nicht,
quasi, ein für allemal in der Tabel-
le gemacht (sie verleitet mich nur
ihn zu machen.).
   (Von welcher Art sind diese Sätze? –
Wohl von derselben, wie die Bemerkung, daß
die Zeichenerklärungen doch einmal ein
Ende haben. Und das ist etwas ähnlich,
wie wenn man sagt: “was nützt Dir
die Annahme eines Schöpfers am Anfang
der Welt
, sie schiebt doch das Problem
des Anfangs der Welt nur hinaus”. Diese
Bemerkung hebt einen Aspekt meiner
Erklärung hervor, den ich vielleicht
nicht bemerkt hatte. Man könnte auch
sagen: “Sieh' Deine Erklärung doch so <…>
an! – bist Du jetzt noch immer von ihr
befriedigt?”
     


71


   Kann man etwas Rotes nach dem
Wort “rot” suchen? braucht man ein
Erinnerungsbild dazu?
     

    Kann man sagen, daß das Wort “rot”,
um ein brauchbares Zeichen zu sein,
ein Supplement – etwa im Gedächtnis –
braucht?
    Wenn ich eine Erfahrung mit den
Worten beschreibe “vor mir liegt ein rotes
Buch”, ist die Rechtfertigung <(> des
Gebrauchs
<)> der Wahl dieser Worte, außer der ˇbeschriebenen Erfah-
rung, die in den Worten beschrieben wird,
noch eine die Erinnerung, daß ich ˇmich erinnere das
Wort “rot” immer für diese Farbe verwen-
det ˇzu habe<n>? < (“Stelle Der Befehl:Ruf Dir Muß das die Rechtfertigg. sein? >
     

S. 74 A S. 186

   Wenn es beim Gebrauch des Wortes “rot”
auf das Bild ankommt, das mein Gedächt-
nis beim Klang dieses Wortes automatisch
reproduziert, so bin ich dieser Reproduk
tion geradeso ausgeliefert, als wäre ich
entschlossen, die Bedeutung durch Nach-
schlagen in einer Tabelle zu bestimmen,
wobei ich mich dieser, dem, was ich in ihr fände, quasi, auf Gnade &
Ungnade ergeben würde.
     


  Wenn mir das Farbmuster, nach dem ich
mich richten will, dunkler vorkommt als
es meiner Erinnerung nach gestern war,
so muß ich nicht dem Gedächtnis recht
geben & tue es auch nicht immer. Und
ich könnte in sehr wohl von einem Nach-
72
du<n>keln meines [g|G]edächtnisses reden.
     


  Wenn ich jemandem sage: “male die Farbe
Deiner Zimmertür nach dem Gedächtnis”,
so bestimmt das, was er zu tun hat,
nicht eindeutiger als der Befehl: “male das
Grün, welches Du auf dieser Tafel siehst”.
Auch den ersten dieser Befehle Sätze könnte
man sich so aufgefaßt denken, daß wie,
normalerweise<,>ˇ, etwa, den Satz “male einen Farb-
ton, etwas lichter als den, welchen Du
Dich erinnerst dort gesehen zu haben”; und
anderseits wird der, wel dem man den
Befehl gibt, den Farbton nach einem
Muster zu malen für gewöhnlich nicht
über die Projektionsmethode im Zweifel
sein.
     


  Wenn mir befohlen worden wäre, : “suche
mir eine rote Blume auf dieser Wiese
& bringe sie mir”, & ich fände nun eine, –
vergleiche ich sie da mit meinem Erin-
nerungsbild von der roten Farbe? – Und
muß ich auch ein weiteres Bild zu rate
ziehen um zu sehen ob das erste
noch stimmt? – Und wozu warum soll ich
dann unbedingt das erste brau-
chen? – Ich sehe die Farbe der Blume
& erkenne sie. (Es wäre natürlich
der Fall denkbar, daß [e|E]iner das Muster
einer Farbe haluziniert & es wie ein
Wirkliches mit dem gesuchten Gegenstand
vergleicht.)

73

  Auch wenn ich sage “nein, diese Farbe
ist noch nicht die richtige, sie ist heller
als die, die ich dort gesehen habe”, so
sehe ˇist nicht gesagt daß ich diese nicht vor mir ˇsehe & der Vor-
gang ˇder ist nicht der des Vergleichens zweier
gleichzeitig gesehener Farbtöne. Und
es ist auch nicht so, als klingelte
es irgendwo in meinem Geiste, wenn der
richtige Farbton gefunden wäre & als
hätte ˇtrüge ich nun ständig ein Bild dieses
Klingelns mit mir herum[.|,] ˇum beurteilen zu können, wenn es klingelt.
     


  Es ist ein anderes Spiel, mit einem Muster
auf die Suche gehn, es an die Gegenstän-
de anlegen & <(> soc <)> die Farbengleichheit prü-
fen, & anderseits: ˇohne ein solches Muster
nach Wörtern einer Wortsprache hand<e>ln.
Denken wir an das laute Lesen
nach der Schrift (oder das Schreiben, nach dem
Gehör). Wir könnten uns natürlich freilich eine
Art Tabelle denken, nach welcher wir die
uns dabei führen könnte. Aber es führt
uns keine; kein Akt des Gedächtnisses,
nichts, vermittelt zwischen dem geschriebe-
nen Zeichen & dem Laut.
     




⋎S. 62

  Würde Wenn ich nun gefragt werde: “warum wählst
Du diese Farbe auf diesen Befehl hin; wie recht-
fertigst Du Deine diese Wahl?”, – so kann ich
in dem einen Fall antworten: “Weil diese
Farbe in meiner Tabelle gegenüber dem Wort
‘rot’ steht”. Im andern Fall hat diese
gäbe es auf diese Frage keine Antwort &
74
die Frage hat keinen Sinn. Aber im ersten
Spiel hat <(> wieder <)> die Frage keinen Sinn:
[w|W]arum nennst Du die Farbe ‘rot’ die
in der Tabelle gegenüber dem Worte ‘rot’
steht”. Ein Grund läßt sich nur
innerhalb eines Spiels angeben. Die Kette
der Gründe kommt zu einem Ende & zwar
an der Grenze des Spiels. (Grund & Ursache.)
     


[Zu S. 71] A Ich kann sagen: Betrachten wir den Befehl: “Tu jetzt, was Du, Dei-
ner Erinnerung nach, gestern um diese
Zeit getan hast”. Wie weiß er, was die Worte
dieses Befehls von ihm verlangen, – wenn
wir annehmen, es sei immer ein Erinnerungs-
bild das den Worten ihre Bedeutung gibt?
< Diese Worte können ihm nur den Ort sagen wo er nach einem Bild suchen
soll; aber um diese Worte zu verstehen braucht er ja wieder ein Bild u.s.f..
> – Wenn er sich daran erinnert, kann
er seiner Erinnerung folgen; erinnert
er sich aber nicht, so ha[b|t]en der Befehl
keinen Sinn für ihn. Der Befehl ist also
ähnlich dem: “tu, was auf diesem Zettel
geschrieben steht”. Wenn der Zettel leer
ist, so ist dies kein Befehl. (Denken wir
uns, daß auf dem Zettel eine sinnlose
Wortverbindung steht.<)> Etwa “iß n Äpfel
& n² + 2n + 2 = 0.”)
     


  Und, wenn man sich in die Erinnerung ruft,
“daß die Tabelle uns nicht zwingt”, sie auf
eine bestimmte Weise<,> , <> noch, sie immer auf die
gleiche Weise zu benützen, – so wird es <(> ganz <)> Jedem
klar, daß unser Gebrauch des Wortes “Regel” &
“Spiel” ein schwankender ist (nach den Rändern zu
verschwimmender) ist.
     



75


⋎ S. 77 A, B





  < A > Es wäre unrecht ist unwahr ist falsch zu ˇ Man sollte nicht Es ist nicht richtig zu sagen: die Überein-
stimmung (und Nichtübereinstimmung) zwi-
schen Satz & Welt // Außenwelt // sei ist willkür-
lich durch eine Zuordnung geschaffen. der beiden erzeugt.
Denn, wie ist die Zuordnung auszudrüc-
ken? Sie besteht darin soll darin bestehen, daß der Satz “p” sagt,
es sei gerade das der Fall. Aber wie ist
dieses ‘gerade das’ <(> im besondern Fall <)> in
uns gegeben ( ˇ d.h. ausgedrückt)? Wenn durch ˇandern eineneinen ˇandern
Satz, so gewinnen wir nichts dabei; wenn aber
durch eine Tatsache ein Factum der Außenwelt, dann
muß dieses schon in bestimmter Weise arti-
kuliert aufgefaßt sein werden
dann gehört dieses als Erklärung der Sprache mit zur Sprache. D.h., <:> es gibt
keine hinweisende Definition eines Satzes, <> oder
richtiger: die die hinweisenden Erklärun-
gen müssen werden vor der Anwendung des
Satzes gegeben werden & sind verschieden
von der Anwendung. // von der Anwendung
ad hoc. // // von der Anwendung im besondern
Fall<.> //)
     


B
    Die Verbindung zwischen “Sprache & Wirklich-
keit” ist durch die Worterklärungen ge-
macht, – welche zur Sprachlehre gehören.[o] So ; <so>
daß die Sprache in sich geschlossen, autonom,
bleibt.
     


    Wenn ich das Klangbild eines chinesi-
schen Satzes auswendig lernte kennte
& wüßte, daß dieser Satz, etwa in einem
76
Bilderbuch, als Titel unter einem jenem ˇbestimmten
Bild steht, so würde mich das könnte ich dadurch noch nicht
befähigen einen chinesischen Satz zu
bilden. Ich könnte sagen: es befähigt
mich nicht einen Sachverhalt auf
chinesisch zu portraitieren.
     


  Wenn man jemanden fragte “wie weißt
Du, daß diese Beschreibung // dieser Wortausdruck//
wiedergibt, was Du siehst”, so könnte er
vielleicht geneigt sein so wäre er vielleicht ……, zu antworten “ich
meine das mit diesen Worten”. Aber was ist
dieses “das”, wenn es nicht selbst wieder
artikuliert also schon Sprache ist?
Und damit könnte er glauben sich in die Psychologie gerettet zu haben. Aber “ich meine das” ist der Ausdruck einer Zeichengebung. ˇUnd [A|a]lso
ist war “ich meine das” gar keine Antwort. Die
Antwort ist eine Erklärung der Bedeutungen
der Worte.
     

  Wenn ich eine Beschreibung nach festgesetzten
Regeln
bilde, die Wirklichkeit nach ihnen
in die Beschreibung übertrage, dann
übersetze ich sie wie aus einer Sprache in
eine andere. Und wenn ich die Übertragung Beschreibung
durch Berufung auf die Grammatik
rechtfertige, so tue ich nichts, als
eine [b|B]eziehung zwischen Wirklichkeit &
Beschreibung (eine projektive Beziehung)
festzustellen; : von der Intention aber, mei-
ner Beschreibung, als einem psychischen
Vorgang, ist dabeic hiebei keine Rede. (D.h., ich kann
eben nur die Ähnlichkeit des Portraits [P|p]rüfen,
nichts weiter. ]
     


77


[Zu S. 75 zwischen S. 75 A & S. 75 B nach S. 75 B] A Man könnte Könnte ich sagen:
mich interessiert nur der Inhalt des
Satzes; , & der Inhalt des Satzes ist in ihm.

       < [Keine neue Zeile.] > Seinen Inhalt hat der Satz als Glied
eines Kalküls.
       Die Sprache muß für sich selber spre-
chen.
     



ˇ[Zu S. 75 nach S. 77 A]
B Denken wir an eine Gebärdensprache, mit
der wir uns Menschen verständlich ma-
chen, die keine Wortsprache mit uns ge-
meins haben[:|.] Fühlen wir hier auch das Be-
dürfnis aus der Sprache heraus zu treten,
um ihre Zeichen mit der Wirklichkeit zu ver-
bindenknüpfen? // Fühlen wir nun da auch das Bedürf-
nis, zur Erklärung der Zeichen jener Sprache
aus ihr herauszutreten?//
     


  “Die Verbindung von Wort & Sache durch das
Lehren der Sprache hergestellt”. Was ist das
für eine Verbindung, welcher Art? Eine mecha-
nische, elektrische, psychische Verbindung
kann funktionieren oder nicht funktionieren.
Mechanismus & Kalkül.
       Die Zuordnung von Gegenstand & Namen
ist keine andere als die durch d eine Tabelle,
hinweisende Geste & gleichzeitiges Aussprechen
des Namens, u. dergl, erzeugte. Sie ist ein Teil
des Symbolismus. Einem Gegenstand einen
Namen geben ist wesentlich von gleicher Art
wie ihm ein Namenstäfelchen umhängen.

78

   Es ist der Ausdruck einer unrichtigen
Auffassung, wenn man sagt: die Verbindung
wischen Name & Gegenstand sei eine P psycho-
logische.
     



   Denken wir uns, daß jemand eine Figur
im Maßstab 1:10 kopiert; ist dann in dem
Vorgang des Kopierensc schon das Verständ-
nis der allgemeinen Regel dieses Abbil-
dens enthalten? – Mein Stift wurde von
mir quasi ganz voraussetzungslos ge-
halten & nur von der Länge der Vorlage
geführt (beeinflußt). – Ich würde sagen:
wäre die Vorlage länger gewesen, so wäre
ich mit dem Stift noch weiter gefahren &
wenn kürzer, weniger weit. Aber ist, gleich-
sam, der Geist, der sich hierin ausspricht,
schon im Nachziehen des Strichs ent-
halten?
      Ich kann mir vornehmen: “i I ch gehe
solange, bis ich ihn den N. finde” ( <> ich will etwa
jemand auf einer Straße treffen –; & nun
gehe ich die Straße entlang & treffe ihn
an einem bestimmten Punkt, & bleibe stehn.
War in dem Vorgang des Gehens, oder einem
andern gleichzeitigen das Handeln nach der
allgemeinen Regel, die ich mir vorgesetzt
hatte, enthalten? Oder war der Vorgang
nur in Übereinstimmung mit dieser Regel,
aber also auch ˇin Übereinstimmung mit andern Regeln?
      
Ich gebe jemandem den Befehl von A
eine Linie parallel zu a zu ziehen.
Er versucht (beabsichtigt) es zu
79
tun, aber mit dem Erfolg, daß die Linie paral-
lel zu b wird. War der Vorgang des Kopierens
derselbe, als hätte er beabsichtigt eine
Linie parallel zu b zu ziehen, & seine Absicht
ausgeführt?
     

     Und wenn es mir gelungen ist, eine
Vorlage nach der vorgesetzten Regel zu
kopieren
// wiederzugeben//, ist es dann möglich
den Vorgang des Kopierens Nachbildens, wie er stattgefunden
hatte, auch durch eine andere allgemeine Re-
gel zu beschreiben? Oder kann ich diese Beschrei-
bung ablehnen mit den Worten: “nein, ich
habe mich von dieser Regel leiten lassen – &
nicht von der andern, die in diesem Falle aller-
dings das gleiche Resultat ergeben hätte”?
     

  Man möchte sagen: Wenn ich absichtlich
eine Form nachzeichne, so hat der Vor-
gang des Kopierens mit der Vorlage diese
Form gemein. Sie ist eine Fassette des Vorgangs
des Kopierens; eine Fassette, die an dem p kopier-
ten Gegenstand anliegt & sich dort mit ihm
deckt.
   Wenn auch mein Bleistift die Vorlage nicht
trifft, die Absicht trifft sie immer.
     


  Wenn ich ein Stück auf dem Klavier nach Noten spielen will,
so muß wird die Erfahrung lehren zeigen, was welche Ton-
folge // welche Töne // ich t[ä|a]tsächlich spielen wer-
de; & die Beschreibung des Gespielten muß nichts
mit der Beschreibung des Notenbildes gemein ha-
ben. Wenn ich dagegen meine Absicht beschreiben
will, so muß ich sagen, es heißen: daß ich dieses Notenbild
80
in Tönen wiedergeben wollte. – Und nur das
kann der Ausdruck dafür sein, daß die
Absicht an die Vorlage heranreicht & eine
allgemeine Regel enthält.
     

Der Ausdruck der Absicht beschreibt
die Vorlage ˇder Abbildung; die Beschreibung des Abbildes
nicht.
     



   Es kann nie essentiell für unsere Betrach-
tungen sein, daß ein symbolisches Phäno-
men in der Seele sich abspielt & nicht
auf dem Papier, für den Andern jeden Andere sichtbar.
Immer wieder ist man in Versuchung, einen
symbolischen Vorgang durch einen beson-
dern psychischen Vorgang erklären zu
wollen; als ob die Psyche “in dieser Sache
viel mehr tun könnte”, als die Zeichen.
Es mißleitet <…> uns da ein falscher Ver-
gleich mit einem Mechanismus
die Idee eines Mechanismus, der
mit andern besonderen Mitteln arbeitet, & daher
besondere Bewegungen erklären kann.
Wie wenn wir sagen: diese Bewegung kann
nicht durch eine Anordnung von Hebeln
erklärt werden.
     


   Die Beschreibung des Psychischen muß
sich ja wieder als Symbol verwenden
lassen.
     < Absatz > Hierher gehört, daß es eine wichtige Einsicht
ist in das Wesen der Zeichenerklärung,
daß sich das Zeichen durch seine Erklä-
81
rung ersetzen läßt. Das bringt den Begriff
dieser Erklärung in Gegensatz zu dem der
Kausalerklärung.
     


  Man kann sagen daß es sich nicht
durch äußere Beobachtung entscheiden
läßt, ob ich lese oder nur Laute
hervorbringe, während ein Text an
meinen Augen vorbeiläuft. Aber das
Lesen Aber was uns am Lesen interessiert, …… ist kann nicht wesentlich eine innere
Angelegenheit sein. Das Ableiten der
Übersetzung von der Vorlage kann auch
ein sichtbarer Vorgang sein. Man muß
z.B. den Vorgang dafür nehmen können
der sich auf dem Papier abspielt, wenn
die Glieder der Reihe 1, 4, 9, 16 100, 121, 144, <169>
durch die Rechnungen
aus den Gliedern der Reihe 10, 11, 12, 13
abgeleitet erscheinen. < ⋎ S. 82 B [neue Zeile, nicht Absatz] >
     

  Das Gefühl, welches man bei jeder solchen
– gleichsam behaviouristischen – Darstellung
hat, daß sie roh (unbeholfen) ist, leitet
irre; wir sind versucht, nach einer “besseren”
Darstellung zu suchen[. D|; d]ie gibt es aber
gar nicht. Eine ist so gut wie die andere &
jedesmal stellt das System dar, worin ein
Zeichen verwendet wird (“Darstellung dynamisch,
nicht statisch”.)
⋎ S. 82 A [Neue Zeile, nicht neuer Absatz.]




     
82
ˇ[Zu S. 81] B (Der Unterschied zwischen ‘innen’ & ‘außen’
interessiert uns nicht.)
     


[Zu S. 81] A (Auch der psychische Prozess kann
nichts in wesentlich anderem Sinne
‘offen lassen’, als eine leere Klammer
im Symbolismus eine Argumentstelle
offen läßt.)
     


  Man kann nicht fragen: Welcher Art
sind die geistigen Vorgänge, daß sie
wahr & falsch sein können, was die
außergeistigen nicht können. Wenn,
wenn es die ‘geistigen’ können, so
müssen's auch die anderen können; &
umgekehrt. – Denn, können es die seeli-
schen Vorgänge, so muß es auch ihre
Beschreibung können. Denn in ihrer
Beschreibung muß es sich zeigen, wie es
möglich ist.
     


  Wenn man sagt, der Gedanke sei eine see-
lische Tätigkeit, oder eine Tätigkeit des Gei-
stes, so denkt man an den Geist als an
ein trübes, gasförmiges Wesen, in dem man-
ches geschehen kann, das außerhalb
dieser Sphäre nicht geschehen kann. Und von
dem man manches erwarten kann, das
sonst nicht möglich ist.
   (Der Vorgang des Denkens im menschli-
chen Geist, & der Vorgang der Verdauung.)
     

83




    Jedes Abbilden (Handeln nach – nicht
bloß in Übereinstimmung mit – gewissen
Regeln), Ableiten einer Handlung aus
einem Befehl, Rechtfertigen einer
Handlung mit einem Befehl, ist von
der Art des schriftlichen Ableitens
eines Resultats aus einer Angabe,
des Hinweises auf eine Tabelle // auf
die Gegenüberstellung von Zeichen in einer
Tabelle//.

   (Der Begriff des Abbildens ist kein
metalogischer Begriff.)
     


⋎ S. 84 A

   Wenn die Aufgabe ist die Quadrate,
Kuben, etc., der natürlichen Zahlen zu
bilden, so kann man sagen:
“ich
schreibe in der Tabelle <hierher die Zahl 16,>
an diesen Ort die Zahl 16,
weil dort x² steht
Wie aber, wenn ich sagte: “ich schreibe hierhin
ein “ + ”, weil dort x² steht”? Man würde fragen:
“Schreibst Du überall ein “ + ” wo ein steht?”
– – d.h., man würde nach einer allgemeinen
Regel fragen; <;> forschen; <;> das “weil” in meinem Satze
gäbe sonst keinen Sinn.
das “weil” in meinem Satze gäbe // gibt // sonst keinen Sinn.



“Ich schreibe ‘16’ habe ‘16’ geschrieben weil dort ‘ x²’ steht”. – <Oder man könnte fragen: “>

“Woher
weißt Du denn, daß Du es deswegen geschrieben
84
hast?”
   Hier hat man das “weil” als Ein-
leitung einer Angabe der Ursache
aufgefaßt, statt des Grundes.
     


ˇ[Zu S. 83]
A “Ich schreibe hierher die Zahl Ziffer ‘16’
weil dort ‘ x²’
steht & hier ‘64’ weil dort ‘ x³’
steht”. So sieht jede
Rechtfertigung aus.
In gewissem Sinne
bringt uns das nicht weiter. Aber
es kann uns ja nicht weiter, d.h., zu
dem Metalogischen bringen.
    (Die Schwierigke<i>t ist hier, : das nicht
zu rechtfertigen versuchen, was
keine Rechtfertigung hat zuläßt.)
     


Wenn ich der Regel folgend unter ‘4’
‘16’ schreibe, so könnte es scheinen,
als wäre hier eine Kausal<i>tät im
Spiel, die nicht hypothetisch, sondern
unmittelbar wahrgenommen ˇ(erlebt) wäre.
(Verwechslung vonc der Begriffe ‘Grund’ & ‘Ursache’)
     


Welche Art von Nexus mei ist in dem
Satz: “ich geh' hinaus, weil er es befielt”, gemeint? meine ich in dem Satz: ““ich geh' hinaus, weil er es befielt”…”?
      Und wie vergleicht sich dieser Satz mit
dem: “ich geh' hinaus, obwohl er es ˇmir befoh-
len hat”. <(>Oder: Oder: “ I ich geh' hinaus, aber nicht,
weil er es befohlen hat”, “ich geh' hinaus,
weil er mir befohlen hat, es nicht zu tun”.<)>//
85
// Welchen Nexus meine ich in dem Satz: “ich
geh' hinaus, weil er es befielt”? Und wie
verhält sich dieser Satz zu: … //
     



  “Das soll er sein” (dieses Bild stellt
ihn vor), darin ist liegt das ganze Problem
der Darstellung.
     Was ist das Kriterium dafür, wie
ist es zu verifizieren, daß dieses Bild das
Porträt jenes dieses Gegenstandes ist( , – d.h.,
ihn darstellen soll? Die Ähnlichkeit
macht das Bild nicht zum Portrait.
(es könnte dem Einen täuschend ähn-
lich sein & dabei das Portrait eines An-
dern sein, dem es weniger ähnlich sieht.)
   Wie kann ich wissen daß er das Bild
als Porträt des N meint? – Nun<,> ˇetwa indem
er's sagt, oder drunter schreibt.
     Welchen Zusammenhang hat sein
P
das Portrait des N mit ihm. Etwa
den, daß der Name darunter steht
mit dem er angeredet wird.
     


   Wenn ich mich an meinen Freund erin-
nere, ihn “vor mir sehe”, was ist hier
der Zusammenhang des Erinnerungsbildes
mit seinem Gegenstand? Die Ähnlichkeit?
    Nun die Vorstellung als Bild kann
ihm nur ähnlich sein.
     

   Die Vorstellung von ihm ist ein ungemal-
tes Portrait.

86
Ich mußte auch in der Vorstellung seinen
Namen unter das Bild schreiben, damit
es zur Vorstellung von ihm wurde.
     


    Ich habe den Vorsatz eine bestimmte
Handlung auszuführen, ich hege einen
Plan aus. Der Plan ˇin meiner Seele soll darin beste-
hen, daß ich mich das & das tun sehe.
Aber wie weiß ich, daß ich es bin den
ich sehe? Nun ich bin es ja nicht, son-
dern etwa ein Bild. Aber warum nenne
ich es mein Bild?
   “Wie weiß ich, da[s|ß] ich es bin”, <:> die Frage
hat Sinn, wenn es z.B. heißt: “wie weiß
ich, daß ich es bin, den ich dort im
Spiegel sehe”. Und die Antwort gibt Merk-
male, nach denen ich zu erkennen bin.
   Daß aber mein Vorstellungsbild
mich vertritt ist meine eigene Bestim-
mung. Und ich könnte ebensogut fragen:
“woher weiß ich, daß das Wort ‘ich’ mich
vertritt?”, denn meine Gestalt im Bild
war nur ein anderes Wort “ich”.
     


   “Ich kann mir vorstellen daß du zur
Türe hinausgehen wirst”<.> – die ˇWir unterliegen einer seltsame<n> Täu-
schung, der wir unterliegen, daß im Satz<,> ˇim Gedanken<,>
die Gegenstände das tun, was der
Satz von ihnen aussagt[!|.] Es ist, als ob
im Befehl ein Schatten der Ausführung
läge. Aber ein Schatten eben dieser Ausfüh-
rung. Du gehst im Befehl dort & dort hin. –
Sonst wäre es aber eben ein <…> andrer Befehl.
87

   Gewiß diese Identität ist die, die der
Diversität zweier verschiedener Befehle
entspricht // entgegengesetzt ist//.
     


   “Ich dachte Napoleon sei im Jahre 1805 ge
krönt worden.” – Was hat Dein Gedanke
mit Napoleon zu tun? Welche Verbindung Welcher Zusammenhang
besteht zwischen Deinem Gedanken &
Napoleon? – Es kann, z.B., die sein, daß
das Wort “Napoleon” in dem Ausdruck
meines Gedankens vorkommt, plus dem
Zusammenhang, den dieses Wort mit sei-
nem Träger hatte; also etwa, daß er sich
so unterschrieb, so angeredet wurde etc.,
etc..
   “Aber mit dem Wort ‘Napoleon’ bezeich-
nest Du doch, während wenn Du es aussprichst,
eben diesen Menschen”. – “Wie geht denn, Dei-
ner Meinung nach, dieser Akt des Bezeich-
nens vor sich? Momentan? oder braucht er
Zeit?” – “Ja aber, wenn man Dich fragt:
‘hast Du jetzt eben den Mann gemeint, der
die Schlacht bei Austerlitz gewonnen hat’,
wirst Du doch sagen: ‘ja’. Also hast Du
diesen Mann gemeint, als Du den Satz, worin
sein Name vorkommt,
aussprachst?” – Wohl,
aber nur etwa in dem Sinn, in welchem
ich damals auch wußte, daß 6 × 6 = 36 ist.
    Die Antwort “ich habe den Sieger von
Austerlitz gemeint” ist ein neuer Schritt
in unserm Kalkül. Täuschend ist an
dieser Antwort ihm die vergangene Form, die
eine Beschreibung dessen zu geben scheint,
was “in mir” während des Aussprechens vor-
88
gegangen warging. < [Absatz] >
   (“Aber ich habe ihn gemeint”. Sonderbarer
Vorgang, dieses Meinen! Kann man ˇ(in Europa) jemanden
meinen, auch wenn er der in Amerika ist?
Oder gar Und gar auch, wenn er ˇgar nicht mehr exi-
ststiert?)
     



   Man ist (irregeführt durch unsere
Grammatik) versucht, zu fragen: “wie
denkt
man einen Satz, wie erwartet man
daß das & das ein[f|t]reffen wird? (wie macht
man das?)”
     “Wie arbeitet der Gedanke, wie be-
dient er sich seines Ausdrucks?” –
[d|D]iese Frage scheint analog der: “wie ar-
beitet der Musterwebstuhl, wie be-
dient er sich der Karten”.

     Aber man könnte antworten: “Weißt
Du es denn wirklich nicht? Du siehst
es doch, wenn Du denkst.” Es ist ja
nichts verborgen.




⋎ S. 89 A [nach S. 88 A]
     

   Aber auf die Antwort “Du weißt ja,
wie es der Satz es macht, es ist ja nichts verbor-
gen” möchte man sagen: 8 “ja, aber es
fließt alles so rasch vorüber & ich
möchte es gleichsam breiter auseinander-
gelegt seh<e>n”. (“Alles fließt.”)
     


< A > Unser Gefühl ist dann, daß in dem Satz
“ich glaube, daß p der Fall ist” etwas
89
Wesentliches, der eigentliche das Westentliche, der eigentliche …… Vorgang des
Glaubens<,> ˇnicht dargestellt, nur angedeutet sei, daß sich
diese Andeutung durch eine Beschreibung
des Mechanismus ˇdes Glaubens müsse ersetzen lassen. <Eine>
Beschreibung, worin in der die Wortfolge “p”ˇ vorkäme, wie die
Karten in der Beschreibung des Musterwebstuhls<.>
vorkäme Und daß nun diese Beschreibung erst
der volle Ausdruck des Glaubens Gedankens wäre.
    Vergleichen wir das Glauben mit dem
Aussprechen des Satzes; es gehen auch
da sehr äußerst komplizierte Vorgänge in unserm
Kehlkopf, in den Sprechmuskeln, Nerven, etc., vor
sich. Diese begleiten den ausgesprochenen
Satz. Und ; und er bleibt das Einzige was uns
interessiert, <> nicht als Bestandteil eines
Mechanismus, sondern eines Kalküls.
     


[Zu S. 88] A “Wie macht der Gedanke das, daß er
darstellt?” – Die Antwort könnte sein:
“Weißt Du es denn wirklich nicht? Du siehst
es doch, wenn Du denkst.”. Es ist ja nichts
verborgen.
   Wie macht der Satz das? – Weißt Du es
denn nicht? Es ist ja nichts versteckt.
     


   Es ist uns, als ginge es uns mit dem
Gedanken so, wie mit einer Landschaft,
die wir gesehen haben & beschreiben sollen,
aber wir erinnern uns ihrer nicht genau
genug, um sie in mit allen ihren Zusammenhän-
gen beschreiben zu können. So, meinen wir, kön-
nen wir das Denken nachträglich nicht beschrei-
ben, weil uns die vielen feineren Vorgänge dann
90
verloren gegangen sind. Diese feinen Ver-
<…> häkelungen möchten wir sozusagen unter
der Lupe sehen. (ˇDenke an den Satz: “Alles fließt”.)




[nach S. 90 A ⋎ S. 91 A 188]
     

“Aber könnte eine Maschine denken?”
– Könnte sie [s|S]chmerzen haben? Hier kommt
es drauf an, was man darunter unter dem Ausdruck versteht
“Schmerzen haben”. // …, was man darunter ver-
steht: “etwas habe Schmerzen”.// Ich kann
den Andern als eine Maschine anse-
hen die Schmerzen hat, d.h.: den andern Körper.
Und ebenso, natürlich, meinen Körper. Da-
gegen setzt das Phänomen der Schmerzen,
wie welches ich es beschreibe, wenn ich etwa sage,
“ich habe Zahnschmerzen”, einen ˇphysikalischen Körper
nicht voraus. (Ich kann z Zahnschmerzen
haben ohne Zähne.) Und hier hat nun die
Maschine gar keinen Platz. – Es ist klar, die
Maschine kann nur einen physikalischen
Körper ersetzen. Und in dem Sinne, in welchem man
von einem solchen sagen kann, er habe
[s|S]chmerzen, kann man es auch von einer
Maschine sagen. Oder wieder: die Körper, von
denen wir sagen, sie hätten Schmerzen, kön-
nen wir mit Maschinen vergleichen, & auch
Maschinen nennen.
     


< A > Wir fragen: “Was ist ein Gedanke; welcher Art
muß etwas sein, um die Funktion des Ge-
dankens verrichten zu können?” Und diese
Frage ist analog der: was ist, oder, wie funktio-
niert eine Nähmaschine? – Aber die Ant-
wort, die der unsern analog wäre, würde würde
91
sein laute[t|n]: schau “Schau den Strich an, den sie nähen
soll; alles, was der Maschine wesentlich
ist, ist in an ihm zu sehen; alles andre kann
so, oder anders sein.
    Was ist denn die Funktion, Bestimmung,
des Gedankens? – Wenn sie seine Wirkung
ist, dann interessiert sie uns nicht.
    Wir sind nicht im Bereiche der Kau-
salerklärungen & jede solche Erklärung
klingt ˇfür uns trivial.
     


[Zu S. 90] A Wenn man an den Gedanken, als etwas
spezifisch Menschliches, Organisches,
denkt, möchte man fragen: “Könnte es
eine Gedankenprothese geben?” – Nun,
die Rechenmaschine kann man als Er-
satz
d[er|ie] zehn Finger beim Rechnen er-
setzen; aber von einem anorganischen
Ersatz für die Rechnung kann man ˇnatürlich nicht
reden.
     


   Es ist hier, merkwürdigerweise, eine der ˇfür unsere Betrachtungen
gefährlichsten Ideen, daß wir mit dem Kopf,
oder im Kopf, denken.
    Die Idee von einem Vorgang im Kopf, in
dem gänzlich abgeschlossenen Raum, gibt
dem Denken etwas Okultes.
   “Das Denken geht im Kopf vor sich” heißt
eigentlich nichts anderes<,> als, <:> der Kopf hat etwas
mit dem Denken zu tun.
steht in Zusammenhang mit dem Denken. – Man sagt freilich auch
“ich denke mit der Feder” & diese Ortsangabe
ist mindestens so gut wie die erste. ebensogut.
   Zu sagen: Denken sei eine Tätigkeit des unseres Geistes,
92
wie Schreiben eine Tätigkeit der Hand, ist eine
Travestie der Wahrheit.
   (Das Herz als Ort der Liebe. Die Liebe im Herzen. Kopf & Herz
als Lokalitäten Örtlichkeiten der Seele.)
     


⋎ S. 188 A, 189 B, 190 C

    Denken nennen wir den Gebrauch von,
das Operieren mit Symbolen.
    Man kann etwa sagen, das Denken
rechne auf Grund von Daten & ende
in einer Handlung. ‘Denken’ ist aber ein
wechselnder Begriff. (Die Berechnung der
Wandstärke eines Kessels & die seine
Verfertigung der Berechnung entspre-
chend ist gewiß ein Beispiel des Den-
kens & seiner Anwendung. Funktion.)
     

    ˇWenn wir vom Gedanken & seinem Ausdruck reden so ist [D|d]er Gedanke ist nicht eine Art von Stimmung,
die durch seinen Ausdruck den Satz, wie durch
eine Droge einen Trank hervorgerufen wird. Und die
Verständigung, die Vermittelung des Gedan-
kens
durch die Sprache, ist nicht der
Vorgang, daß ich durch ein Gift im
Andern die gleichen Schmerzen her-
vorrufe, wie ich sie habe.
    (Was für einen Vorgang kann könnte man “Gedan-
kenübertragung” & “Gedankenlesen” nennen?)
     


   Ein französischer Politiker unserer Tage
hat einmal gesagt, die französische Spra-
che sei dadurch ausgezeichnet, daß in
ihr ihren Sätzen die Wörter in der Reihenfolge stünden, wie
man denkt.
       Die Idee, daß eine Sprache eine Wortfolge
93
haben kann, die der Reihenfolge des Denkens
entspricht, im Gegensatz zu anderen Spra-
chen, rührt von der Auffassung her,
daß das Denken vom Ausdruck der Ge-
danken getrennt vor sich geht; & ein
wesentlich anderer Vorgang ist. (Nach die-
ser Auffassung könnte ich vielleicht sagen:
“D[as|ie] grammatischen Möglichkeiten des
Negationszeichens offenbaren sich freilich erst
nach & nach im Gebrauch des Zeichens,
aber ich denke die Negation auf einmal. Das
Zeichen ‘nicht’ ist ja nur ein Hinweis auf den
Gedanken ‘nicht’; es stößt mich nur,
daß ich das Rechte denke (ist nur ein Sig-
nal). )


[Neue Zeile, nicht Absatz.] ¤ Zu S. 33
 (Niemand würde fragen, ob die Multipli-
kation
das schriftliche Multiplizieren zweier Zahlen im Dezimalsystem
gleichläuft mit dem Gedanken ˇder Multiplikation.)
     

⋎ S. 94

  Das Denken ist diskursiv. – ‘Intuitives
Denken’, das wäre so, wie ‘eine Schachpartie,
auf die Form eines dauernden, gleichblei-
benden Zustandes gebracht’.

   (Es stört uns nun, daß der Gedanke
eines Satzes in keinem Moment ganz vorhan-
den ist. Hier sehen wir, daß wir den Gedanken
mit einem Ding vergleichen, das wir erzeugen,
& das wir nie als Ganzes besitzen; sondern
kaum entsteht ein Teil, so verschwindet
ein andrer. Das hat, gewissermaßen, etwas
Unbefriedigendes, weil wir, durch ein naheliegen-
des Gleichnis verführt, uns etwas Anderes er-
warten.)



     
94
[Zu S. 93]
        “Ich habe etwas bestimmtes damit gemeint,
als ich sagte …”. – “Hast Du bei jedem Wort
etwas anderes gemeint, oder während des
ganzen Satzes dasselbe?”
     Übrigens seltsam: wenn man bei
jedem deutschen Wort etwas meint, daß
dann eine Zusammenstellung solcher
Wörter Unsinn sein kann! –
     “Dachtest Du denn, als Du den Satz
sagtest, daran, daß …” – “Ich dachte nur, was
ich sagte.”
     


   (Lernt das Kind auch nur sprechen, oder
auch denken? Lernt es den Sinn des Mul-
tiplizierens vor, <–,> oder nach dem Multiplizie-
ren?)
     


   Ist es, quasi, eine Verunreinigung des
Sinnes, daß wir ihn ein einer bestimmten
Sprache, mit ihren Zufälligkeiten, ausdrücken,
& nicht gleichsam körperlos & rein?
    Spiele ich eigentlich doch nicht das Schach-
spiel selbst, da die Figuren auch anders
sein könnten?!
   (Ist ein B mathematischer Beweis in der
allgemeinen Theorie der [i|I]rrationalzahlen
we dadurch darum weniger allgemein ˇoder streng, daß weil wir
ihn mit Bezug auf die Dezimalnotation
dieser Zahlen führen?) Gilt etwa auch
die Gleichung 25 × 25 = 625
Beeinträchtigt
es vielleicht auch die Strenge & Reinheit
des Satzes 25 × 25 = 625, daß er in einem be-
95
stimmten Zahlensystem hingeschrieben
ist?)
     


   Der Gedanke muß kann nur etwas ganz hausbacke-
nesˇ, gewöhnliches, sein. (Man pflegt sich ihn als etwas
Aetherisches, Unerforschtes, zu denken; als
handle es sich um Etwas, dessen Außen-
seite bloß wir kennen, dessen Wesen Inneres aber
noch unerforscht ist, <> etwa wie unbekannt ist, etwa wie …… nicht bekannt ist, etwa …… unser Gehirn.)
                     (Man möchte sagen:
“Der Gedanke, dieses seltsame welch ein seltsames Wesen”) < ⋎S. 190. >

       Wir können wieder nur die Grammatik
des Wortes “denken” explizit machen. (Und
ebenso de[s|r] Wortes “erwarten”, “glauben”, etc..)
     



     Wozu denkt der Mensch? Wozu ist es
nütze? Warum berechnet er ˇdie Wandstärke eines Dampfkessel<s> &
überläßt sie nicht de[m|n] Zufall, oder d[er|ie] Laune?
<…> , sie bestimmen? Es ist doch bloß Erfah-
rungstatsache, daß Kessel, die berechnet
wurden, nicht so oft explodieren. Aber, wie er alles
eher täte, als die Hand ins Feuer stecken,
das ihn früher gebrannt hat, so wird er
alles eher tun, als den Kessel nicht be-
rechnen. Da uns nun Ursachen nicht inter-
essieren, so können wir sagen: die Menschen den-
ken tatsächlich; sie gehen z.B. auf diese Weise
vor, wenn sie einen Dampfkessel bauen. – Kann
nun ein so erzeugter Kessel nicht explodieren?
Doch, gewiß!
     

     Wir überlegen uns Handlungen, ehe wir sie
96
ausführen. Wir machen uns Bilder von ihnen;
aber wozu? Wir Es gibt doch kein “Gedankenex-
periment”!
     Wir erwarten etwas, & handeln der Erwar-
tung gemäß; muß die Erwartung eintreffen?
Nein. Warum aber handeln wir nach der
Erwartung? Weil wir dazu getrieben wer-
den, wie dazu, einem Automobil aus-
zuweichen, uns niederzusetzen, wenn wir
müde sind, aufzuspringen, wenn wir uns
auf einen Dorn gesetzt haben.
     

     Was es mit dem Glauben an die
Gleichförmigkeit des Geschehens auf sich
hat, wird vielleicht am klarsten, wenn
wir Furcht f vor dem erwarteten Ereignis
empfinden. Nichts könnte mich bewegen,
meine Hand ins Feuer in die Flamme zu stecken, obwohl
ich mich doch nur in der Vergangenheit
verbrannt habe.
     Der Glaube, daß mich das Feuer bren-
nen wird, ist von der Natur der Furcht, daß
es mich brennen wird.
     Hier sehe ich auch was “es ist sicher”
bedeutet.
     


    Wenn man mich in's Feuer zöge, so
würde ich mich wehren & ˇwürde nicht gutwillig
gehn; & ebenso würde ich schreien “es wird
mich brennen!” & nicht: “es wird vielleicht
ganz angenehm sein!”
     


     “Aber Du glaubst doch auch, daß es
97
mehr Dampfkesselexplosionen geben würde,
wenn man die Kessel nicht berechnete!”
– Ja, ich glaube es; – aber was will das
sagen? Folgt daraus, daß tatsäch-
lich weniger sein werden? – Und was ist denn
die Grundlage dieses Glaubens?
     


    Ich nehme an, daß dieses Haus<,> ˇin dem ich schreibe nicht
i[n|m] einer Laufe der nächsten halben Stunde ˇnicht einstürzen wird. – Wann
nehme ich das an; die ganze Zeit? Und was für eine Tätigkeit ist dieses Annehmen?
  Es kann damit eine psychologische Dispo-
sition gemeint sein; aber auch das Denken,
[a|A]usdrücken, eines bestimmten Gedankens. bestimmter Gedanken.
Im zweiten Falle wird der Satz, den ich etwa
werde ich etwa einen ausspreche <n> ˇich etwa einen Satz aus, der wieder ein Glied einer Über-
legung (Kalkulation) ist. Nun sagt man:
Du mußt aber doch einen Grund haben,
das anzunehmen, sonst ist die Annahme
ungestützt & wertlos. – (Erinnere Dich daran, daß
wir zwar auf der Erde stehen, die Erde aber
nicht wieder auf etwas; & Kinder glauben,
sie müsse fallen, wenn sie nicht gestützt ist.)
Nun, ich habe auch Gründe zu meiner
Annahme. Sie lauten etwa: daß das Haus
schon jahrelang gestanden hat, aber nicht
solange, daß es schon baufällig sein könn-
te; etc., etc.. – Was als Grund einer Annahme
gilt, kann von vornherein angegeben werden, &
bestimmt einen Kalkül; ein System von Übergän-
gen. Wird nun aber nach einem Grund dieses
Kalküls gefragt, so sehen wir, daß er nicht
vorhanden ist.
     Ist der Kalkül also willkürlich
98
von uns angenommen? So wenig, wie die
Furcht vor dem Feuer, oder einem wütenden
Menschen, der sich uns nähert.
      “Gewiß sind doch die Regeln der
Grammatik, nach denen wir vorgehen
& operieren, nicht willkürlich!” – Gut,
also, warum denkt denn ein Mensch,
wie er denkt, warum geht er denn
durch diese Denkhandlungen? (Gefragt
ist hier natürlich nach Gründen, nicht
nach Ursachen.) Nun, da lassen sich
Gründe in dem Kalkül angeben, & zum
Schluß & ganz zum Schluß ist man dann versucht zu sagen:
“es ist eben sehr wahrscheinlich, daß
sich die Dinge jetzt so verhalten, wie sie
sich immer verhalten haben”, – oder derglei-
chen. Eine Redewendung, die den Anfang
der Begründung verhüllt. (Der Schöpfer
ˇals Erklärung am Beginn der Welt.)
     Das was so schwer einzusehen
ist, lautet etwa: kann so ausgedrückt werden: daß, solange wir im
Bereich der Wahr-Falsch-Spiele bleiben, eine
Änderung der Grammatik uns nur
von einem solchen Spiel zu einem andern
führen kann, aber nicht von etwas Wahrem
zu etwas Falschem. Und wenn wir ander-
seits aus dem Bereich d<i>e[r|s]er Spiele heraus-
treten, so nennen wir es nicht mehr ‘Spra-
che’ & ‘Grammatik’, & zu einem Widerspruch
mit der Wirklichkeit kommen wir wieder
nicht.
     



   Was ist ein Satz? – Wovon unterscheide ich denn
99
einen Satz? Oder, wovon will ich ihn denn unter-
scheiden? Von Satzteilen in seinem grammati-
schen System (wie eine Gleichung von ihren Teilen),
oder von Allem, was wir nicht ‘Satz’ nennen,
also diesem Sessel, meiner Uhr, etc., etc.?
     


  Wenn ich frage: “wie ist der ˇallgemeine Begriff des Satzes
begrenzt”, – so muß zuerst dagegen gefragt werden:
“ja, haben wir denn einen allgemeinen Be-
griff vom Satz?”
    “Aber ich habe doch einen bestimmten
Begriff von dem was ich ‘Satz’ nenne.” – Nun,
wie würdest Du ich ihn denn einem Andern, oder
Dir mir selbst, erklären? Denn in dieser Erklä-
rung wird sich ja zeigen, was Dein mein Begriff ist
(ein das Wort ‘Satz’ begleitendes Gefühl geht
mich ja nichts an). Ich würde den Begriff
durch Beispiele erklären. – Also geht mein
Begriff, soweit die Beispiele gehn. – Aber
es sind doch eben nur Beispiele &
der Begriff, der nur sie allein umschließt,
soll ja eben & ihr Gebiet soll ja eben …… ausdehnungsfähig sein. –
Gut, dann mußt Du mir sagen, was
das Wort “ausdehnungsfähig” hier be-
deutet. Die Grammatik dieses Wortes muß
bestimmte Grenzen haben.
     


   “Aber ich kenne doch einen Satz, wenn ich
ihn sehe, also muß ich auch die Grenzen
des Begriffes scharf ziehen können.” Ist
aber wirklich kein Zweifel möglich? – Den-
ken wir uns eine Sprache in der alle
Sätze Befehle sind in bestimmter Richtung
100
zu gehn. (Sie würde etwa von einer Art
primitiver Menschen <…> ausschließ-
lich im Kriege gebraucht. Denken wir
daran, wie beschränkt einmal der
Gebrauch der geschriebenen Sprache war.)
Nun, Befehle “geh' hierhin!”, “geh dort-
hin!” würden wir noch Sätze nennen;
wie aber wenn die Sprache nun nur
aus dem Zeigen mit dem Finger in
irgend einer Richtung bestünde? Wäre
dieses Zeichen noch ein Satz? – Und wie ist wäre
es mit einer Sprache d[ie|er]en Zeichen ˇnur das Ver-
langen nach gew bestimmten Gegenstän-
den ausdrückte (ähnlich der ersten Spra-
che der Kinder) & die bloß aus Zeichen für
diese Gegenstande besteht (gleichsam aus
Hauptwörtern)? Oder denken wir an ein
System aus zwei Zeichen bestehend, deren
eines Annahme, das andre Ablehnung
dargebotener Gegenstände ausdrückt.
Ist dies eine Sprache, besteht sie aus Sätzen?
     Und anderseits: fällt alles was
den Satzklang der deutschen Sprache hat
unter den unsern Satzbegriff? “Ich bin müde”, “2 × 2 ist 4”,
“die Zeit vergeht”, “es gibt nur eine 0”?
     


  Das Wort “Satz” bezeichnet noch keinen
scharf begrenzten Begriff. Wollen wir unserm
Gebrauch dieses Wortes einen Begriff mit
scharfen Grenzen an die Seite stellen, so
steht es uns frei ihn zu definieren,
ˇähnlich wie es uns freisteht d[en|as] primitiven Längenmaß <>Schritt<>-
maß
einen Schritt von 75 cm Länge dem
Längenmaße “ein Schritt” außer seiner primi-
101
tiven
die [b|B]edeutung des primitiven Längenmaßes
“ein Schritt” auf [7|e]ine Längeneinheit das Maß von
75 cm einzuengen. zu präzisieren.
     


    “Was geschieht, wenn ein neuer Satz
in die Sprache aufgenommen wird: was ist
das Kriterium dafür, daß es er das neue Gebilde // das Neue // ein Satz ist?”
Denken wir uns so einen ˇsolchen Fall. Wir lernen,
etwa, einen neuen Hautreiz kennen, das
Wir lernen ˇetwa eine neue Erfahrung kennen, etwa das
Bremseln des elektrischen Schlages, & sagen
davon aus, es sei Un unangenehm. Mit
welchem Rechte nenne ich diese neu gebil-
dete Aussage einen “Satz”? Nun, mit wel-
chem Rechte habe ich denn von einer
neuen “Erfahrung” geredet, oder, noch
genauer,
von einer neuen “Muskelempfin-
dung”? Doch wohl, nach Analogie meines
früheren Gebrauches dieser Wörter. Mußte
ich aber, anderseits, das Wort “Erfahrung”
& das Wort “Satz” ˇin dem neuen Fall gebrauchen? Ist denn
damit schon etwas über das Bremseln die Empfindung des elektr. Schlages
ausgesagt, daß man sagt es sei eine ich dafür das Wort Er-
fahrung ˇgebrauche? // daß ich es eine Erfahrung nenne? // Und was läge daran, wenn ich ˇden Ausdruck
// die <…> Aussage // “das Bremseln ist [U|u]nangenehm” aus dem
Satzbegriff ausschlösse, weil ich dessen seine Grenzen
schon früher fest endgültig gezogen hätte?
     


Vergleiche mit dem Satzbegriff den Begriff
‘Zahl’, & anderseits den Begriff der Kardinal
zahl. Zu den Zahlen rechnen wir die Kardinal-
zahlen, Rationalzahlen, irrationalen Zahlen,
komplexen Zahlen; ob wir noch andere Kon-
struktionen, nach ihrer Ahnlichkeit mit
102
diesen<,> Zahlen nennen<,> wollen oder die
Grenze hier oder anderswo endgültig ziehen
wollen, steht uns frei. Der Zahlbegriff
ist darin analog dem Begriff des Satzes.
Anderseits Dagegen ist sind die ist der kann man den Begriffe der
Kardinal- & Rationalzahlen Kardinalzahl
[1, ξ, ξ + 1] einen streng umschriebenen
nennen, & d.h. er ist ‘Begriff’ in einem andern
Sinne dieses Wortes.
     


   Wie bin ich denn zum Begriff ‘Satz’, oder
zum Begriff ‘Sprache’ gekommen? Doch nur
durch die Sprachen, die ich gelernt habe. –
Aber die scheinen mich in gewissem Sinne
über sich selbst hinausgeführt zu
haben, denn ich bin jetzt im Stande, eine
neue Sprache zu konstruieren, z.B., Wörter
zu erfinden. – Also gehört diese Konstruk-
tion noch zum Begriff der Sprache. Aber
nur, wenn ich ihn so festlege. festlegen will. Immer
wieder hat der ist der Sinn des meines “u.s.w” eine Gren-
ze
<.> in der Grammatik. grammatisch begrenzt.
     

   Ich kann in der Logik (innerhalb in einer
exakten Grammatik) nicht ins Blaue
verallgemeinern. Ich rede denke aber hier nicht von
einer
an die Einschränkung durch eine “Theorie
der Typen”.
// Ich meine ˇhier aber nicht eine Einschrän-
kung durch “ˇlogische Typen”. // , [s|S]ondern, <:> die Verallgemei-
nerung ist ein Zeichen mit bestimmte[n|r] [g|G]ram-
mati[s|k]chen<.> Regeln. D.h. die Unbestimmtheit
der Allgemeinheit ist keine logische Un-
bestimmtheit. Sie ist ˇeine Bewegungsfreiheit i[n|m] einem
Raum, nicht die eine Unbestimmtheit der Geometrie
103
des Raumes.
// Sie ist eine Bewegungsfreiheit,
nicht eine Unbestimmtheit der Geometrie. //
<
⋎ S. 191 B
>

< S. > 103 A, S. 123 A
     

   Über sich selbst führt uns kein Zeichen
hinaus, & auch kein Argument.
     

   Was tut der, der eine neue Sprache
konstruiert (erfindet)[?|,] nach welchem Prinzip
geht er vor? Denn dieses Prinzip ist der Be-
griff der ‘Sprache’. – Erweitert (verändert) jede
neu konstruierte Sprache den Begriff der
Sprache? – Überlege, welches Verhältnis sie
zum früheren Begriff hat. Das kommt darauf
an, wie dieser Begriff festgelegt wurde. – Denken
wir an das Verhältnis der Komplexen Zahlen
zum ältern Zahlbegriff; & anderseits, an den Fall,
wenn zum ersten Mal zwei bestimmte (etwa
sehr große) Kardinalzahlen hingeschrieben &
mit einander multipliziert werden, & an das
Verhältnis dieser neuen Multiplikation zum
allgemeinen Begriff der Multiplikation von
Kardinalzahlen.
     


A
     Das ist es auch, was ich damit gemeint habe,
“daß es zwar in der Wirklichkeit überraschun-
gen gibt, aber nicht in der Grammatik”.
     


⋎ S. 191 A

   Aber, wenn so der allgemeine Begriff der
Sprache, sozusagen, zerfließt, zerfließt da
nicht auch die Philosophie? Nein, denn ihre die
Aufgabe der Philosophie ist nicht, eine neue,
die richtige ideale, [s|S]prache zu schaffen, son-
dern den Sprachgebrauch unserer Sprache – der
bestehenden – zu klären. Ihr Zweck ist es beson-
104
dere Mißverständnisse zu beseitigen;
nicht, etwa, ein eigentliches Verständnis
erst zu schaffen.
     


  Der welcher darauf aufmerksam macht,
daß ein Wort in zwei mehreren verschiedenen Be-
deutungen gebraucht wurde, oder, daß
bei dem Gebrauch eines Ausdrucks
uns dieses irreführende Bild vorschwebt,
& der überhaupt die Regeln feststellt
(tabuliert), nach denen ˇgewisse Worte gebraucht
werden, hat gar nicht die Pflicht über-
nommen eine Erklärung (Definition) des
Wortes “Regel”, oder “Satz”, oder “Wort”, etc.
zu geben.
      Es ist mir erlaubt das Wort “Regel”
zu verwenden, ohne zuerst erst die Regeln
des Gebrauchs dieses Wortes zu tabulie-
ren. Und diese Regeln sind nicht Über-Re-
geln.
     


    Und die Philosophie hat es in demselben
Sinn mit Kalkülen zu tun, wie sie es
mit Gedanken, Sätzen & [s|S]prachen zu tun hat.
Hätte sie's aber wesentlich mit dem Begriff
des Kalküls zu tun, also mit dem Begriff
des Kalküls vor allen Kalkülen, so gäbe
es eine Metaphilosophie. (ˇAber die gibt es nicht. . Man könnte
alles, was wir zu sagen haben, so darstel-
len, daß das als ein leitender Gedanke
erschiene.)
     


105
    Wie gebrauchen wir denn das Wort “Regel”,
wenn wir etwa von Spielen reden? Im Gegen-
satz wozu? – Wir sagen z.B. “das folgt aus
dieser Regel”, aber dann könn<t>en wir ja die
Regel des Spiels betreffende Regel zitieren & so das Wort “Regel”
ersetzen vermeiden. Oder wir sprechen von “allen Regeln
des Spiels” & müssen haben sie dann entweder auf-
gezählt haben (& dann liebt wieder der
erste Fall vor), oder wir sprechen von den
Regeln als einer Gruppe ˇvon Ausdrücken, die deren Glieder ˇdie auf bestimmte
Art aus gegebenen Grundregeln erzeugt
werden, & dann steht das Wort “Regel”
für den Ausdruck dieser Grundregeln & Ope-
rationen. Oder wir sagen: “das ist eine Regel, das
nicht”, – wenn etwa das zweiteˇ, etwa, nur ein einzel-
nes Wort ist < + (oder ein nicht vollständiger Satz im Sinne der deutschen Grammatik)>, oder ˇdie Illustration einer Konfiguration Stellung der
Spielsteine. Spielfiguren. (Oder: “nein, das ist nach der neuen
Abmachung auch eine Regel”.) – Wenn wir
etwa das Regelverzeichnis des Spiels aufzu-
schreiben hätten, so könnte so etwas ge-
sagt werden & dann hieße es: bedeutete es: das gehört
hinein, das nicht. Aber nicht vermöge einer
bestimmten Eigenschaft (nämlich der, eine
Regel zu sein.); wie Eigenschaft, der nämlich, eine
Regel zu sein; wie ……
wenn man lauter Äpfel
in eine Kiste packen möchte, & sagt: “nein, das
gehört nicht hinein, das ist ein Birne”.
     Ja, aber wir nennen doch manches
“Spiel”, & manches nicht, & manches “Regel”,
& manches nicht! – Aber auf die Abgrenzung
alles dessen, was wir Spiel nennen gegen al-
les [a|A]ndere, kommt es ja nie an. Die Spie-
le sind für uns die Spiele, von denen wir gehört
haben, die wir aufzählen können, & etwa noch
einige nach Analogie neu gebildete; & wenn
jemand etwa ein Buch über die Spiele schriebe,

106
so brauchte er eigentlich das Wort “Spiel”
auch im Titel des Buches nicht unbedingt zu verwenden,
sondern als Titel könnte eine Aufzäh-
lung der Namen der einzelnen Spiele ste-
hen.
   Und gefragt: Was ist denn aber das Ge-
meinsame
aller dieser Dinge, weswegen
Du sie zusammenfaßt? – könnte er
sagen: ich weiß es nicht in einem Satz ohne weiteres
anzugeben, – aber Du siehst ja viele
Analogien. Im übrigen scheint mir diese die
Frage müßig, da ich auchˇ wieder,, nach Ana-
logien fortschreitend, fortfahrend, durch unmerkbare
Stufen, zu Gebilden kommen kann, die
niemand mehr im gewöhnlichen Leben
“Spiel” nennen würde. Ich nenne daher
“Spiel” das, was auf dieser Liste steht,
wie auch, was diesen Spielen bis zu einem
gewissen (von mir nicht näher bestimmten festgelegten)
Grade ähnlich ist. Und ich behalte mir Übrigens behalte ich mir
vor, in jedem neuen Fall zu entscheiden, ob
ich etwas zu den Spielen rechnen will oder nicht.
     


   Und so verhält es sich mit dem Begriff
‘Satz’, ‘Regel’, ‘Satz’, ‘Sprache’, etc.. Nur in beson-
deren Fällen (d.h., nicht immer, wenn wir das
Wort “Satz Regel” gebrauchen) handelt es sich da-
rum <die> Sätze Regeln von etwas abzugrenzen, was nicht
Satz Regel ist, & dann können leicht [g|G]renzen gezo-
gen werden.
& in allen diesen Fällen ist es
leicht das unterscheidende Merkmal zu
geben. Wir brauchen das Wort “Regel” im Gegen-
satz zu “Wort”, “Abbildung” & einigem Andern,
& diese Abgrenzungen sind klar zu ziehen. können klar gezogen werden.
107
Dagegen ziehen wir dort ˇmeist keine Grenzen, wo
wir sie nicht brauchen. (Es ist, wie wenn
man für gewisse Spiele nur einen Strich mitten
durchs Spielfeld zieht um die Parteien zu tren-
nen // scheiden//, das Feld aber im übrigen nicht
begrenzt, weil es nicht nötig ist.)
     Wir können das Wort “Pflanze” in un-
mißverständlicher Weise gebrauchen, aber es
lassen sich unzählige Grenzfälle konstru-
ieren, für welche die Entscheidung, ob etwas
noch unter den Begriff ‘Pflanze’ falle fällt, erst
zu treffen wäre. Ist aber deshalb die Bedeu-
tung des Wortes “Pflanze” in allen andern
Fällen unsicher, mit einer Unsicherheit behaftet, sodaß man <…> sagen könnte,
wir verstehen das Wort gar nicht? eigentlich nicht? // … könnte, wir
gebrauchen das Wort, ohne es zu verstehen?// Ja,
würde uns eine Definition, die den diesen Begriff nach
mehreren Seiten hin begrenzte, die Bedeutung
des Wortes in allen Sätzen klarer machen, &
würden wir daher also alle Sätze, in denen es vorkommt,
ˇ <…> besser verstehn?
     


< ⋎ [S. 192 und das Folgende bis S 196 zum Strich.] >
   Der Gebrauch des Wortes “Spiel”, “Satz”, “Sprache”,
etc. hat die Verschwommenheit des norma-
len Gebrauchs aller der Begr<i>ffswörter unserer
Sprache. Zu glauben, sie wären darum unbrauch-
bar, oder doch ihrem Zweck nicht ganz ideal entspre-
chend, wäre so so, als wollte man sagen: “der
Duft dieser Rose Blumen die Wärme die dieser Ofen gibt ist nichts nutz, weil man nicht
weiß, wo er sie anfängt & wo er sie aufhört”.
      Will ich zur Aufklärung & zur Vermei-
dung von Mißverständnissen im Gebiet eines
solchen Sprachgebrauchs scharfe Grenzen
ziehen, so werden sich diese zu den verfließenden
108
Grenzen im ˇnatürlichen Sprachgebrauch <(> <…> <)> verhalten,
wie die scharfen Konturen in einer Feder-
zeichnung zu den allmählichen Übergän-
gen ˇvon Farbflecken in der dargestellten Wirklichkeit.
     



    Unsere Betrachtungsweise ist entgegen-
gesetzt der Platos.
Sokrates weist den
Schüler zurecht, der, nach dem Wesen
auf die Frage der Erkenntnis gefragt, Erkenntnisse
aufzählt. & Und er läßt diese Aufzäh-
lung
dies ˇauch nicht als <…> einen vorläufigen Schritt
zur Beantwortung der Frage gelten.
   Während unsere Antwort gerade eine
solche Aufzählung & die Angabe eini-
ger Analogien ist. // Und er Sokrates sieht darin
auch nicht einen vorläufigen Schritt zur
Beantwortung der Frage.
     Während unsere Antwort in einer solchen
Aufzählung & der Angabe einiger Analo-
gien besteht.// (Wir machen es uns in
der Philosophie ˇin gewissem Sinne immer leichter & leichter.)
     



    Die Philosophie der Logik redet in kei-
nem andern Sinn von Sätzen ˇ& Wörtern, als wir es im
gewöhnlichen Leben tun, wenn wir sagen
“hier steht ein ˇchinesischer Satz aufgeschrieben”, oder
“nein, das sieht nur aus wie ein Satz, <ein> W[ö|o]rter ein Schriftzeichen, ist
aber keinerˇsondern ein Ornament”,, etc. etc..
      Wir reden von dem räumlichen & zeit-
lichen Phänomen der Sprache, nicht von einem
unräumlichen & unzeitlichen Unding. Aber
wir reden von ihr so, wie von den Figuren des Schach-
109
spiels, indem wir Regeln für ihren Gebrauch
angeben // indem wir Spielregeln für sie an-
geben//, nicht ihre physikalischen Eigen-
schaften beschreiben.
    Die Frage “was ist ein Wort” ist ana-
log der : “was ist eine Schachfigur (etwa
der Schachkönig)”.
     


       
Zu Bd. XI./49/1

    Wir können leicht, beim Nachdenken
über die Sprache & Bedeutung, dahin kommen
zu , daß wir denken, wir man redeten dürften redete ˇin der Philosophie eigentlich nicht eigentlich nicht
von Wörtern & Sätzen im ganz hausbackenen
Sinn, oder, sondern in einem sublimierten, ab-
strakten Sinn. <> So als wäre ein bestimmter
Satz nicht eigentlich das, was irgend ein
Mensch ausspricht, sondern ein Ideal-
wesen (die “Klasse aller gleichbedeutenden
Sätze”, oder dergleichen). Aber ist auch der
Schachkönig von dem die Schachregeln han-
deln ein solches Idealding, ein abstrak-
tes Wesen? < [Dazu der Satz ‘Spinnennetz …’] [“Hier ist es schwer den
Kopf …”]
>

[neue Zeile], nicht Absatz] S. 110 A
     

  Wir können in der Philosophie ˇauch keine größere
Allgemeinheit erreichen, als in dem, was wir
im Leben & in der Wissenschaft sagen. Auch
hier (wie in der Mathematik) lassen wir alles, wie es
ist.
     


  Wenn ich über Sprache[,| (]Wort, Satz, etc.) rede,
muß ich die Sprache des Alltags reden.
Ist diese Sprache etwa zu grob, materiell, für
das, was wir sagen wollen? Wie ist eine andere Und wie wird eine denn eine andere
110
gebildet? – Und ˇwiec merkwürdig, daß wir dann
mit der unsern überhaupt etwas anfan-
gen können!
      Daß ich beim in den philosophischen
Erklärungen der über die Sprache schon die volle
Sprache (nicht etwa eine vorbereitende,
vorläufige) anwenden muß, zeigt schon,
daß ich nur Äußerliches über die
Sprache vorbringen kann.
      “Ja, aber wie können uns diese Aus-
führungen dann befriedigen?<> <> Nun, Deine
Fragen w[ä|a]ren ja auch schon in dieser Spra-
che abgefaßt! – Und Deine Skrupel sind
Mißverständnisse. – Deine Fragen beziehen
sich auf Wörter, so muß ich von Wörtern
reden.
   Man sagt: Es kommt nicht auf's Wort
an, sondern auf seine Bedeutung; & denkt
dabei an die Bedeutung, wie an eine Sache
von der Art des Worts, wenn auch vom
Wort verschieden. Hier das Wort, hier die Bedeu-
tung. (Das Geld & die Kuh, die man dafür kau-
fen kann. (Anderseits aber: das Geld, & sein
Nutzen.)
     


[Zu S. 109] A (Über unsre Sprache sind nicht mehr
Bedenken // Skrupel// gerechtfertigt, als ein Schachspie-
ler über das Schachspiel hat, nämlich keine.)
     



     Wenn wir nach der allgemeinen Satzform
fragen, –, bedenken wir, daß die gewöhnliche
Sprache zwar einen bestimmten <…> ˇSatzrhythmus<,> Satzklang hat,
111
daß wir aber nicht alles, was diesen Satzklang
hat, einen Satz nennen , was ‘wie ein Satz klingt’, “Satz” nennen. – Daher spricht man
auch Es vom sinnvollen & unsinnigen “Satz”.
      Anderseits aber ist dieser Satzklang
dem was wir in der Logik Satz nennen na-
türlich
nicht wesentlich. Der Ausdruck
“gut Zucker” klingt nicht wie ein deutscher
Satz, kann aber doch sehr wohl den Satz
“Zucker schmeckt gut” ersetzen. Und zwar
nicht etwa nur, wenn etwa so, daß wir uns Worte etwas Fehlendes hinzu-
denken müßten. (Vielmehr kommt es nur
auf das Sprachsystem Ausdrucksystem an dem der Aus-
druck “gut Zucker” angehört.)
    Es fragt sich also, ob wir abgesehen von
diesem irreführenden Satzklang noch einen
allgemeinen Begriff vom Satz haben.
     

    Denken wir uns die deutsche Sprache so
geändert daß die Reihenfolge der Wörter
im Satz die umgekehrte der gegenwärtig rich-
tigen ist. Das Ergebnis wären also Sätze, wie Wortfolgen welche
wir sie erhalten, wenn wir die Sätze eines
deutschen Buches von rechts nach links durch
lesen. Es ist klar, daß die Mannigfaltigkeit
der Ausdrucksmöglichkeiten dieser neuen Spra-
che genau die gleiche wie die der deutschen
sein muß; aber wir könnten einen längeren
Satz, wenn er so gelesen würde nur äußers
äußerst schwer verstehen & würden vielleicht
nie lernen “in dieser Sprache zu denken”. (Das
Beispiel einer solchen Sprache kann manches
Wesentliche am Gedanken am Wesen des Gedankens dessen, was wir “Gedanken” nennen, klar machen.)
     


  Die Erklärung: “Satz sei alles, was wahr oder
112
falsch sein kann” bestimmt den Begriff
des Satzes in einem ˇ besondern Sprachsystem als
das, was in diesem System Argument
einer Wahrheitsfunktion sein kann.
     Und wenn wir von dem sprechen, was
der Satzform als solcher wesen<t>lich ist,
// sprechen, was den Satz zum Satz macht,//
so sind wir geneigt die Wahrheitsfunk-
tionen zu meinen.
    “Satz ist alles, was wahr oder falsch sein
kann” heißt dasselbe wie: “Satz ist
alles, was sich verneinen läßt”.
     


  “p” ist wahr = p
   “p” ist falsch = ~p
Man könnte sagen: Wahr die Worte “wahr”
& “falsch” sind nur Glieder einer besti
bestimmten Notation der Wahrheitsfunk-
tionen.

    Was er sagt, ist wahr = Es ist so, Es verhält sich so, wie er sagt
     


     Ist es denn richtig, zu schreiben
““p” ist wahr”, “‘p’ ist falsch”[?|;] muß es nicht
heißen “ p ist wahr” (oder falsch)? Der Tintenstrich
ist doch nicht wahr; wie er schwarz & krumm
ist.
  Sagt denn “‘p’ ist wahr” etwas über das Zeichen
‘p’ aus? – “Ja, es sagt, daß ‘p’ mit der Wirk-
lichkeit übereinstimmt.” – Denken wir uns Be-
trachten wir, statt eines Satzes der Wortspra-
che, ein nach exakten Regeln einer objektiven Projektionsregeln
gezeichnetes Bild das nach exakten Projektions-
regeln mit der Wirklichkeit zu vergleichen ist.
113
Hier muß es sich gewiß am deutlichsten zeigen,
was “‘p’ ist wahr” von dem Bild ‘p’ aussagt.
Man kann also den Satz “‘p’ ist wahr” mit
dem vergleichen: “dieser Gegenstand hat die Länge
dieses Maßstabes Meterstabes”; & “p” dem Satz: “dieser Ge-
genstand ist 1m lang”. Aber der Vergleich
ist falsch, denn “dieser Meterstab” ist eine
Beschreibung, weil “Meterstab” eine Begriffsbe-
stimmung<.> ist. Dagegen tritt in “‘p’ ist wahr”
der Maßstab unmittelbar selbst in den Satz ein. ‘p’ re-
presentiert hier einfach die Länge & nicht den
Meterstab. Denn die darstellende Zeichnung
ist ja auch gar nicht ‘wahr’, außer nach einer
bestimmten Projektionsmethode, die den Maß-
stab zu einem rein geometrischen Anhäng-
sel der gemessenen Strecke macht.
     


Man kann es auch so sagen: Den Satz
“‘p’ ist wahr” kann man nur dann verstehen
wenn man die Grammatik des Zeichens “‘p’”
als eines Satzzeichens versteht; nicht, wenn
man “‘p’” einfach der Name der Gestalt eines
bestimmten Tintenstriches ist. Und endlich kann
man sagen die Anführ[ü|u]ngszeichen im Satz
“‘p’ ist wahr” sind einfach überflüssig.
     


Wenn man erklärt, <:> “ (x) ∙ fx” sei wahr, wenn
“ f()” für alle Substitutionen einen wahren S[a|ä]tz<e>
ergibt, – so bedenken wir, daß der Satz “ (x) ∙ fx”
aus dem Satz “‘ f()’ gibt für alle Substitutionen
wahre Sätze” folgt, & umgekehrt dieser aus jenem.
Die beiden Sätze sagen also das selbe.
   Jene Erklärung setzt also den Mechanis-
114
mus der Verallgemeinerung nicht erst aus
seinen Teilen zusammen. –
     


  Man kann natürlich nicht sagen,
Satz sei dasjenige, wovon man “wahr” &
“falsch” aussagen kann, in dem Sinne,
als könnte man versuchen, zu welchen
Symbolen die Wörter “wahr” & “falsch” paßten
& danach entscheiden, ob etwas ein Satz ist.
Denn dieser Versuch // … als könnte man
zum Versuch versuchsweise Symbole mit den Wörtern “wahr”
& “falsch” zusammenstellen & um zu sehen ob
sie Sinn ergeben. Denn dieser mit diesem Versuch könn-
te man nur dann etwas bestimmen, entscheiden, wenn
“wahr” & “falsch” schon bestimmte Bedeu-
tungen haben, & das können sie nur
wenn der Zusammenhang in dem sie vor-
kommen dürfen bereits festgelegt ist.
  (Denke auch an die Bestimmung von Rede-
teilen durch Fragen. “Wer oder was …?”)
     


⋎S. 115 A, B
Kann man die allgemeine Form des Satzes
angeben? – Warum nicht? Wie man ja auch
den Begriff Zahl festlegen die allgemeine Form der Zahl angeben könnte, durch
das Zeichen “[0, ξ, ξ + 1]” z.B.. Es steht mir doch ja
frei nur das “Zahl” zu nennen, & so kann
ich
kann ich auch, eine analoge Vorschrift ˇauch zur Bil-
dung von Sätzen oder Gesetzen zu geben & das
Wort “Satz” oder “Gesetz” als Äquivalent dieser
Vorschrift zu gebrauchen. – Wehr<t> man sich dagegen
& sagt, es sei doch klar, daß dadurch
nur gewisse Gesetze von andern abgegrenzt worden
seien, so antworte ich: Du kannst freilich nicht
115
eine Grenze ziehen, wenn Du von vornherein
entschlossen bist keine anzuerkennen!
Es bleibt dann natürlich die Frage: Die Frage bleibt natürlich …… Wie gebrauchst
Du das Wort Satz? Im Gegensatz wozu? –
     

(“Kann ein Satz von allen Sätzen handeln, oder
allen Satzfunktionen, handeln?” – Was meint man
damit? Denkt man an einen Satz der Logik? –
Wie s<i>eht denn der Beweis des ˇeines solchen Satzes <…> aus?)
     


[Zu S. 114] B
       Wenn ich übrigens “es verhält sich
so & so” als allgemeine Satzform gelten lasse,
dann muß ich “2 + 2 = 4” unter die Sätze rech-
nen. Es braucht weitere Regeln, um die Sätze
der Arithmetik auszuschließen.
     

[Zu S. 114] A
         In dem Schema “es verhält sich so & so”
ist der Ausdruck das “es verhält sich” eigentlich
der Angriff für die Wahrheitsfunktionen.
   “Es verhält sich” ist also ein Ausdruck aus
einer Notation der Wahrheitsfunktionen. Ein Aus-
druck der uns zeigt, welcher Teil der Grammatik
hier in Funktion tritt.
     


   Eine allgemeine Satzform bestimmt den Satz
als Glied eines Kalküls.
     



  Die Regeln, welche aussagen, sagen, daß die & die
Zusammenstellungen von Worten Wörtern keinen Sinn er-
gibt, sind sie mit den Festsetzungen für das
Schachspiel zu vergleichen, daß ˇes, z.B., keine Spiel-
116
stellung ist, wenn zwei Figuren auf dem-
selben Feld stehen, oder eine Figur auf der
Grenze zweier Felder, etc.? Diese Sätze sind
wieder ähnlich gewissen Handlungen; wie wenn
man z.B. ein Schachbrett aus einem grö-
ßeren Stück eines karierten Papiers heraus-
schnitte. Sie ziehen eine Grenze.
Was heißt es denn, zu sagen: “diese Wort-
zusammenstellung ist sinnlos // hat besitzt keinen
Sinn//”? Von einem Wort Namen (einer Lautreihe) kann man
sagen: “diesen Namen habe ich niemandem
gegeben”; & das Namengeben ist eine bestimm-
te [h|H]andlung (Umhängen eines Täfelchens).
Denke Denken wir an die Darstellung der Reise Reiseroute eines
Forschers durch eine Linie, die wir in
die in den den beiden Projektionen der beiden Erd-
halbkugeln ziehen. gezogen ist. Wir können nun sagen:
Ein Linienstück, das welches auf der Zeichenebene
die Grenzkreise dieser Projektionen ver-
läßt, ist in dieser Darstellung sinnlos.
Man könnte es auch so ausdrücken sagen:
Keine Vereinbarung ist darüber getroffen
worden. Nichts ist darüber vereinbart worden.
     



    “Wie mach' ich's denn, um ein Wort immer
sinnvoll anzuwenden?; schaue ich immer
in der Grammatik nach? Nein, daß ich etwas
meine, – was ich meine, hindert mich Unsinn
zu sagen”. – Aber was meine ich denn? –
Ich möchte sagen: Ich rede vom Teilen eines
Apfels, aber nicht vom Teilen der Farbe Rot,
weil ich bei den Worten “teilen eines Apfels” mir
etwas denken kann, etwas vorstellen, etwas
wollen kann, – beim Ausdruck “teilen der
117
Farbe Rot” nicht. (Und ist es etwa so, daß man
bei diesen Worten nur noch keine Wirkung
auf andere Menschen beobachtet hat?)

Richtiger wäre es zu sagen[;|,] daß ich mir
bei den Worten “teilen eines Apfels” mir
etwas denke, vorstelle, etwas will, aber nicht
beim Ausdruck “teilen der Farbe rot”.
      Der [a|A]usdruck “ich teile Rot”
kann aber doch einen Sinn haben (z.B. den
des Satzes “ich teile etwas Rotes”). – Was, wenn
ich fragte: welches Wort, welcher Fehler,
macht den S Ausdruck zum Unsinn?
Da sieht man, daß wir bei diesem Aus-
druck, trotz seiner Sinnlosigkeit, an ein
ganz bestimmtes grammatisches System denken.
Daher sagen wir auch “[r|R]ot kann man
nicht teilen”, geben also eine Antwort;
während man auf eine Wortzusammenstel-
lung wie “ist hat gut” nichts antworten
würde. – Denkt man nun aber an ein be-
stimmtes System, Sprachspiel mit seiner An-
wendung, dann sagt, daß “ich teile rot”
unsinnig ist, vor allem, daß dieser Aus-
druck nicht z zu dem bestimmten Spiel ge-
hört, zu dem es, auf den ersten Blick
seinem Aussehen nach zu gehören scheint.
     


   Was machen wir nun // [w|W]ie machen wir es
nun//, wenn wir der Wortgruppe “ich teile Rot”
einen Sinn geben? – Ja wir könn<t>en doch ganz
Verschiedenes aus ihr machen: E einen Erfahrungs-
satz, einen Satz der Arithmetik (wie 2 + 2 = 4), einen
unbewiesenen Satz der Mathematik (wie den Goldbach-
schen Satz), einen Ausruf, und anderes. Ich habe
118
also eine beliebige Auswahl; & wie ist die
begrenzt? Das ist schwer zu sagen –:
durch allerlei Arten von Nützlichkeit,
& auch durch die formelle Ähnlichkeit
der Gebilde mit gewissen primitiven
Satzformen, & alle diese Grenzen sind
verschwommen.
     


    “Woher Wie weiß ich, daß man Rot nicht
teilen kann<?>” – Die Frage selbst Das ist ˇselbst gar
keine Frage.
     Ich möchte sagen: “Man Ich muß mit
der Unterscheidung von Sinn & Unsinn anfangen.
Vor ihr ist nichts möglich. Ich kann sie
nicht begründen.”
     


  Kann man fragen: “wie müssen die gram-
matischen Regeln für die Wörter beschaf-
fen sein, damit sie einem Satz Sinn geben”?
     Ich sage z.B.: “[h|H]ier liegt kein Buch,
aber es könnte eins da liegen; dage-
gen ist es unsinnig zu sagen, ˇdie Farben grün & rot
könnten zu gleicher Zeit an einem Ort sein.
Aber, wenn der Satz dadurch sinnvoll
wird, daß er mit den grammatischen Re-
geln in Einklang ist, <…> so machen wir
eben die Regel, die den Satz “rot & grün
sind zugleich an diesem Fleck” zuläßt.
Gut; aber damit ist nun die Gramma-
tik dieses Ausdrucks noch nicht fest-
gelegt. Es müssen erst noch weitere Be-
stimmungen darüber getroffen werden, wie ein
solcher Satz zu gebrauchen ist; wie er z.B. verifi-
119
ziert wird.
     


  Wenn man auch den Satz als Bild des be-
schriebenen Sachverhalts auffaßt & sagt, der
Satz zeige eben, wie es ist, wenn wie sich die Dinge verhalten, wenn …… er wahr ist,
er zeige also die Möglichkeit des behaup-
teten Sachverhalts; so kann der Satz doch
bestenfalls tun, was ein gemaltes, oder mo-
delliertes, Bild tut, & er kann also jedenfalls
nicht das wirklich hinstellen, was nun
einmal nicht der [f|F]all ist. Also hängt es
ganz von unserer Grammatik ab, was mög-
lich genannt wird & was nicht, nämlich eben
was sie zuläßt. Aber das ist doch will-
kürlich! – Gewiß; aber grammatische Gebilde,
welche wir Erfahrungssätze nennen, z.B
die, welche eine ˇsichtbare Verteilung von Körpern
im Raum beschreiben & sich durch eine
zeichnerische Darstellung ersetzen ließen,
haben eine bestimmte Anwendung, einen be-
stimmten Nutzen. Aber nicht jede Konstruk-
tion, die einem solchen Satz Erfahrungssatz ihrer äußern
Form nach, ähnlich ist & die in einem Kal-
kül eine ˇirgendwie ähnliche Rolle spielt, hat
einen analogen Nutzen eine analoge Anwendung, & wir werden dann
nicht geneigt sein diese Konstruktion einen
Satz zu nennen.
     


  “Möglich” heißt hier soviel wie “denk-
bar”; aber “denkbar” kann heißen
“malbar”, “modellierbar”, “vorstellbar”,
also: darstellbar in einem bestimmten System.
Nun, da kommt es auf das System an. –
120
Man fragt z.B.: “ist es denkbar, daß eine
Baumreihe endlos in gerader Richtung weiterläuft, ohne je zu
einem Ende zu kommen?” – Warum soll
das nicht ‘denkbar’ sein, es ist doch
ˇjedenfalls in einem grammatischen System aussprech-
bar. Aber was ist nun die Anwendung
so eines des Satzes, wie wird er verifiziert,
welche Beziehung hat d seine Verifika-
tion zu der eines Satzes wie: “diese Baum-
reihe läuft bis zum endet mit dem 100sten Baum”<?> Baum weiter.
Das wird uns zeigen wie viel diese Denkbar-
keit <,> sozusagen <,> wert ist.
< chemisch möglich >
     

    “Ich habe tatsächlich nie gesehen,
daß ein schwarzer Strich nach & nach
immer heller wird, bis er weiß ist, & dann
immer rötlicher bis er rot ist; aber
ich weiß, daß es möglich ist, weil ich es
mir vorstellen kann.” – Die Ausdrucks-
weise “ich weiß, daß es möglich ist, weil …”
ist von Fällen hergenommen, wie: “ich
weiß, daß es möglich ist diese die Tür mit diesem
Schlüssel aufzusperren, weil ich es schon
einmal getan habe”. Vermute ich also
in dem Sinn, <:> daß jener Farbenübergang
möglich sein wird, weil ich mir ih[m|n] vor-
stellen kann? – Muß Ist es nicht vielmehr
heißen so: “der Farben<ü>bergang ist möglich” heißt
hier dasselbe wie “ ich kann mir ih[m|n]
vorstellen”? – Wie ist es damit: “Das Alphabet
läßt sich laut hersagen, weil ich es mir
im Geiste hersagen kann”?
   Und “ich kann mir den Farbenübergang
vorstellen” ist hier keine Aussage über
121
meine besondere Vorstellungskraft, wie der Satz
“ich kann 50 kg diesen Stein heben” eine Aussage über
meine Muskelkraft. Der Satz “ich kann es mir
ˇden Übergang vorstellen”, verb ebenso wie der “dieser Sachverhalt
läßt sich zeichnen”, verbindet die Sprach-
liche Darstellung mit einer anderen Dar-
stellungsweise; er ist als Satz der Gram-
matik zu verstehn.
     


⋎ S. 122 A



  Wenn man die Sinnlosigkeit einer, Erfahrungs-
sätzen ähnlichen,
gewisser metaphysischer Redeweisen dartun will,
sagt man oft: “ich könnte mir das
Gegenteil davon nicht vorstellen”, oder:
“wie wäre es denn, wenn's anders wäre”. (Wenn
z.B. jemand gesagt hätte, daß meine Vorstel-
lungen privat seien, daß nur ich allein es
wissen kann, wenn ich Schmerzen empfinde, etc..)
Kann <Nun,> [W|w]enn ich mir nicht vorstellen ˇkann, wie es an-
ders wäre, so kann ich mir auch nicht
vorstellen, wie es so sein kann. daß es so wäre. es wäre so. //, daß es so ist. // Denn, “ich
kann mir nicht vorstellen” heißt hier nicht,
was es im Satz “ich kann mir keinen Toten-
kopf vorstellen” bedeutet heißt
(Ich will damit
ˇdeutet hier nicht auf eine auf eine mangelnde Vorstellungskraft).
Ich kann ja ebensowenig auch nicht versuchen, es mir
vorzustellen: Es ergibt keinen Sinn, zu sagen,
“ich stelle es mir vor”. Und das heißt, : eine
Verbindung zwischen diesem Satz & der Dar-
stellungsweise der Vorstellung (oder Zeich-
nung) ist nicht gemacht.
      Warum sagt man aber ˇgerade: “ich kann
mir nicht vorstellen, wie es anders wäre sein könnte” &
nicht “ich kann mir das nicht vorstellen”?
Man sieht den unsinnigen Satz ˇ(z.B. “dieser Stab hat eine Länge” hier als eine
122
<(> Art <)> Tautologie an, im Gegensatz zu einer
Kontradiktion. Man sagt gleichsam:
“Ja, er hat eine Länge; aber wie könnte
es denn anders sein; also, wozu es sagen!”
  Wir sind versucht werden auf den Satz “dieser
Stab hat eine Länge” nicht “Unsinn!” zu
antworten ˇ“Unsinn!”, sondern: “Freilich!”. Wir könnten
es auch so sagen: Wenn wir die Bei beiden
Sätze “dieser Stab hat eine Länge” & seine Ver-
neinung “dieser Stab hat keine Länge” hören,
so sind wir parteiisch & neigen dem ersten
Satze zu; statt beide für Unsinn zu erklä-
ren. Der Grund dieser Einseitigkeit aber
ist eine Verwechslung: Wir sehen den
ersten Satz verifiziert (& den zweiten falsi-
fiziert) dadurch, “daß der Stab 4m hat”.
“Und 4m ist doch eine Länge”, – aber man
vergißt, daß dies ˇein Satz der Grammatik ist.
     


[Zu S. 121 ˇ[neuer Absatz]] A Es scheint, als könnte man sagen:
die Wortsprache läßt unsinnige Wort-
zusammenstellungen zu, die Sprache
der Vorstellung aber nicht unsinnige Vor-
stellungen. Also die Sprache der Zeichnung
auch nicht unsinnige Zeichnungen; – aber
so ist es nicht: denn eine Zeichnung kann
auf gleiche Weise unsinnig sein, wie ein
Satz. Denken wir an eine Werkzeichnung
nach welcher der der Dreher arbeiten soll;
hier ist es sehr leicht sich das exakte
Analogon zu einem unsinnigen [s|S]chein-
satz vorzustellen. Denken wir auch
an das Beispiel vom Einzeichnen einer
Reiseroute in die Projektionen der Erdkugel.

     
123






[Zu S. 103] A “Aber die Sprache kann sich doch
erweitern.” – Gewiß; aber wenn dieses Wort
“erweitern” hier einen Sinn hat, so
muß ich jetzt schon wissen, was damit
gemeint ist // was ich damit meine//, muß
angeben können, wie ich mir so eine
Erweiterung vorstelle. Und was ich jetzt
nicht denken kann, das kann ich jetzt
auch nicht ausdrücken, & auch nicht
andeuten. Und das Wort “jetzt” bedeutet
hier: “in diesem Kalkül, oder: “wenn die
Worte nach diesen grammatischen Regeln
gebraucht werden”.
   Hier haben haben wir auch liegt auch dieses boh-
rende Problem: wie es möglich ist, an die
Existenz von Dingen auch nur zu denken, wenn
wir immer nur Vorstellungen – ihre Abbilder
– sehen. – Zu dieser Frage ist ganz richtig der
Nachsatz zu denken –
abgeschrieben – Wir fragen: “Wie bin ich denn aber
überhaupt zu diesem Begriff gekommen?” Zu die-
ser Frage ist ganz richtig der Nachsatz zu
denken: “ich konnte doch nicht mein eigenes
Denken transzendieren”, “ich konnte doch
nicht sinnvoll das transzendieren, was für
mich Sinn hat”. Es ist das Gefühl: daß
ich nicht auf Schleichwegen (hinterrücks)
dahin kommen kann, etwas zu denken,
was ˇauf direktem Wege zu denken mir eigentlich verwehrt ist[;|.]
daß es hier keine Schleichwege gibt, auf denen
ich weiter kommen könnte, als auf dem direk-
ten Weg. (ˇDenke an die Mengenlehre & Ähnliches.)




     

124




    Man kann auch oft zeigen, daß ein Satz
metaphysisch gemeint ist, indem man
fragt: Ist “Soll das was Du behauptest eine Erfahrungstat-
sache sein? Kannst Du Dir denken (vor-
stellen), daß es anders wäre?” – Willst Du
sagen, Substanz sei noch nie zerstört
worden, oder, es sei undenkbar, daß sie
zerstört werde? < Willst Du sagen daß die ˇ <…> Erfahrung
lehre, daß der Mensch immer das [a|A]ngenehmere dem [u|U]nangenehmeren ˇvorziehe?
>
     

  Seltsam, daß man sollte sagen können,
der & der Sachverhalt sei undenkbar! Auch
wenn wir im Denken wesentlich eine Beglei-
tung des Ausdrucks sehen, so müssen
also doch die Worte, die den undenkbaren
Sachverhalt ˇin dieser Aussage angeben unbegleitet sein.
Was soll sie also für einen Sinn haben?
es sei denn, daß sie aussagt, diese
Worte seien sinnlos. Aber dann ist
nicht, quasi, ihr Sinn sinnlos; son-
dern sie werden aus unserer Sprache
ausgeschlossen, ausgeschaltet, wie ˇetwa irgend ein beliebi-
ges Geräusch, & der Grund zu ihrer aus-
drücklichen
Ausschließung kann nur
darin liegen, daß wir versucht sind,
das Gebilde sie mit einem Satz unserer
Sprache zu verwechseln.
     



     Welche Rolle der Satz im Kalkül
spielt, das ist sein Sinn.
      Die Methode des Messens[,| (]des Messens
125
einer Länge z.B.[,|)] verhält sich zu einer be-
stimmten Messung genau so, wie der Sinn
eines Satzes zu seiner Wahr- oder Falschheit.
// Die Methode des Messens ( <> einer Länge z.B.) <> ver-
hält sich zur Richtigkeit eines einer <(> bestimmten <)>
Messungsresultats einer Maßangabe genau so, wie der
Sinn eines Satzes zu seiner Wahr- oder Falsch-
heit.//
     


  Was heißt es denn: “entdecken, daß eine
Aussage keinen Sinn hat”? – Und was heißt
das: “wenn ich etwas dam<i>t meine, muß
es doch Sinn haben ˇdas zu sagen”? – <>Wenn ich etwas ˇdamit meine’ –
wenn ich Was damit meine?! –
Man will sagen: der sinnvolle Satz ist der, den ich man nicht nur sagen <, sondern ˇden man auch denken kann.> < Oder heißt es: Das sagte wäre etwa
als sagte man: das sinnvolle Bild ist das, was
ich nicht nur zeichnen sondern auch modellieren kann.
Und dies zu sagen, hätte Sinn.
> <Aber das Denken des Satzes>
<ist nicht eine Tätigkeit die man nach den Worten vollzieht
(wie etwa das Singen nach den Noten).
> < Das folgende Beispiel
zeigt dies.
>
     Hat es Sinn zu sagen: “ich habe soviele
Freunde, soviel als die eine Lösung von x³ + 2x ‒ 3 = 0
ergibt”? Hier , könnte man meinen, wir hätten wir hätten wir
ˇwäre // ist // eine Notation, deren Grammatik allein
es nicht bestimmt, ob ein Satz Sinn hat oder
nicht. So daß es also von vornherein über
haupt nicht bestimmt nicht von vornherein bestimmt …… wäre.
    Wenn der Ausdruck “die Wurzel der
Gleichung …” eine Beschreibung im Rus-
sell'schen Sinne wäre, so hätte der Satz
“ich habe n Äpfel & 2 + n = 6” einen andern Sinn, als
der Satz “ich habe 4 Äpfel”.
     

Dies gibt ein herrliches Beispiel dafür, was
es heißt, <:> einen Satz zu verstehen.
     


  Der Sinn eines Satzes ist nicht pneu-
matisch (wie der Gedanke es nicht ist), son-
dern er ist das, was auf die Frage nach
126
der Erklärung des Sinnes zur Antwort
kommt. Oder: der eine Sinn unterschei-
det sich vom andern, wie die Erklärung
des einen von der Erklärung des andern.
Also auch: der Sinn des einen Satzes
unterscheidet sich vom Sinn des andern,
wie der eine Satz vom andern.
       Der Sinn des Satzes ist keine Seele.
     


    Etwas ist ein Satz nur in einer Sprache
Einen Satz verstehen, heißt, eine Sprache
verstehen.
    Ein Satz ist ein Zeichen in einem
System von Zeichen. Er ist eine Zeichen-
verbindung unter mehreren möglichen
& im Gegensatz zu andern möglichen.
Gleichsam eine Zeigerstellung
im Gegensatz zu andern möglichen.
     

     “Geh' in der Richtung, in der der
Pfeil zeigt.”
     “Geh' so viele meter als wieviele m 100 mal soweit als der Pfeil lang
ist.”
     “Mach soviele Schritte als ich Pfeile zeich-
ne.”
     “Zeichne diesen Pfeil nach.”
     “Geh' um die Zeit von
     “Komm' um die Zeit die dieser Pfeil
anzeigt wenn er der Stundenzeiger einer
Uhr ist.”
   Für jeden dieser Befehle kann könnte der gleiche
Pfeil stehen.
  ↑ im Gegensatz zu ↗ ist ein andres Zeichen, als ↑ im
Gegensatz zu ↑.
     

127






    Das Symbol (der Gedanke) scheint als sol-
ches unbefriedigt zu sein.
    Der Wunsch, die Vermutung, der Glau-
be, der Befehl , scheint etwas Unbefriedigtes<,> ˇErgänzungsbedürftiges <[.|z]u sein.>
Ich So möchte ˇich mein Gefühl ˇdes Verstehens // Erfassens//, dem Befehl -
gegenüber als ˇdas einer Innervation be-
zeichnen. Aber auch die Innervation
an sich ist nicht unbefriedigt, läßt
nichts offen, ist nicht ergänzungsbe-
dürftig.
     Und ich meine will sagen: “die der Wunsch ist
unbefriedigt, weil er der Wunsch nach
Etwas
ist; die Meinung unbefriedigt,
weil sie die Meinung ist, es sei etwas
der Fall, <> etwas Wirkliches; etwas außer-
halb dem Vorgang der Meinung.”
     

   Ich möchte sagen: “Meine Erwartung
ist so gemacht, daß, was immer kommt,
mit ihr übereinstimmen muß, oder nicht.”
< [Neuer Absatz.] > Der Satz scheint uns als Richter
hingestellt & wir fühlen uns vor ihm ver-
antwortlich. – Er scheint die Realität
zu fordern sich mit ihm zu vergleichen.
     

   Ich sagte, der Satz wäre wie ein Maß-
stab an die Wirklichkeit angelegt: aber <das ist,> . Und der Maßstab
wie alle logischen Gleichnisse des Satzes,
selber ˇein besonderer Fall ein<es> Satzzeichen<s> // selber ein Satzzeichen in
einem besonderen Fall//. Man möchte nun
sagen: “Lege den Maßstab an einen Körper an;
er sagt nicht, daß der Körper so lang ist.
128
Vielmehr ist er gleichsam tot & leistet nichts
von dem, was der Gedanke leistet.” Es ist,
als hätten wir uns eingebildet, das
Wesentliche am lebenden sei die äuße-
re Gestalt, & hätten nun einen Holzblock
hergestellt in dieser Gestalt verfertigt hergestellt &
sähen mit Enttäuschung Beschämung den toten Klotz,
der auch keine Ähnlichkeit mit dem
Leben hat.
     


  Ich will sagen: “Wenn [e|E]iner die Erwar-
tung // den Vorgang der Erwartung// sehen
könnte, müßte er sehen, was erwar-
tet wurde.” – Aber so ist es ja auch:
Wer den Ausdruck der Erwartung
sieht, sieht was erwartet wird. Und
wie könnte man es auf andere Weise,
in anderem Sinne, sehen?!
     


⋎ S. 196.

   Der Befehl die Zahlen 1 bis 4 zu quadrieren,
wenn ich ihn etwa durch die Tabelle
ausdrücke, kommt uns in gewissem
Sinne unvollkommen unvollständig vor; es ist uns, als
wäre etwas nur angedeutet, was nicht aus-
gesprochen ist. <(>Nämlich ˇeben die Befolgung<.><)> des
Befehls.<)>

     Es scheint uns, als ob, wenn wir
den Befehl verstehen, wir etwas hinzufügen,
was die Lücke füllt. So daß wir dem, der
uns sagte “aber Du verstehst ihn ja, also
ist er ˇja vollständig” antworten können: “Ja,
129
aber nur, weil ich noch etwas hinzufüge:
die Deutung nämlich.” – Aber was veran-
laßt Dich denn zu gerade dieser Deutung?
Ist es der Befehl, dann war er ja schon
eindeutig, da er diese Deutung befahl forderte.
Oder hast Du die Deutung willkürlich hin-
zugefügt –, dann hast Du auch den Be-
fehl nicht verstanden, sondern erst das,
was Du aus ihm, auf eigene Faust, gemacht
hast.
   Wir möchten sagen, es sei nur angedeu-
tet, das Zeichen suggeriere nur undeut-
lich, was wir zu tun hätten. Es sei
etwa undeutlich in dem Sinnin dem Sinn undeutlich, in wel-
chem
wie der Pfeil
weniger nicht so deutlich ist, als wie <der Pfeil>
Das Zeichen scheint sucht sich wie ein Stummer
durch allerlei suggestive Gebärden

< [Neuer Abs] > Dieser Der Schein der von Unbeholfenheit, mit welcher
das Zeichen wie ein Stummer durch allerlei
suggestive Gebärden sich verständlich zu
machen sucht, – verschwindet, wenn wir
bedenken, daß das Zeichen nur in einem
grammatischen System seine Funktion er-
füllt
hat. Für uns ist ˇdann der Befehl deutlich eindeutig vollständig, wenn
er unzweideutig ist;
c & einen deutlichern gibt
es nicht
c // & deutlicher kann er nicht sein// . Wir wer-
den den Befehl dann deutlich nennen, wenn
er unzweideutig ist.

   (Was in der Logik nicht nötig ist, hilft
auch nicht.)




130
     

    In wiefern kann man den Wunsch als
solchen, den Glauben die Erwartung, – ‘unbefriedigt’ nennen?
Was ist das Vorbild unser Urbild der Unbefriedigungˇ, das wovon wir unsern Begriff nehmen.
Ist es ein Hohlraum eine Hohlform? und
würde man von eine[r|m] solchen sagen, sie er er sei
unbefriedigt; wäre das nicht auch eine Meta-
pher? Ist es nicht ein Gefühl, was wir
Unbefriedigung nennen[?|;] etwa den der Hunger?
  Wir können aber in einem bestimmten
System des Ausdrucks einen Gegenstand mittels der
Worte “befriedigt” & “unbefriedigt” be-
schreiben. Wenn wir, z.B., festsetz<t>en den
Hohlzylinder den “unbefriedigten Zylinder”
zu nennen & den ihn ergänzenden Voll-
zylinder, seine “Befriedigung”.
     


Es scheint: Die Erwartung & die Tatsache,
die die Erwartung befriedigt, passen doch
irgendwie zusammen. Man soll möge nun eine
Erwartung beschreiben & eine Tatsache, die
zusammenpassen, damit man sieht, worin
diese Übereinstimmung besteht. Da denkt
man sofort an das Passen einer Vollform in
eine entsprechende Hohlform. Aber wenn man
diese beiden beschreiben will, so sieht man, daß,
soweit sie passen eine Beschreibung für beide
gilt. (Vergleichen wir dagegen, was es heißt:
“diese Hose paßt nicht zu diesem Rock”.)
     


⋎ S. 133 A
Das Paradoxe Seltsame ist darin ausgedrückt,
daß, wenn das Ereignis eintritt // wenn dies
das Ereignis ist// welches ich erwartet habe,
131
es sich nicht von dem unterscheidet, welches
ich erwartet habe. Wenn man also
fragt: “Wie unterscheidet sich denn dieser
Mensch von dem, den Du erwartet hast;
denn in Deiner Erwartung war doch der
wirkliche Mensch nicht vorhanden, sonst
hättest Du ihn nicht erwarten können”,
so ist die Antwort dennoch: dieser
Mensch ist der, den ich erwartet habe.

  Ich sage: “[g|G]enau so habe ich mir's vor-
gestellt”; & jemand antwortet etwa: “Das ist
unmöglich, denn das eine war eine Vor-
stellung & das andere ist keine; & hast
Du etwa Deine Vorstellung für Wirklichkeit
gehalten?”
< Absatz >
     Ich sehe wie [e|E]iner das Gewehr anlegt &
ich sage: “ich erwarte mir einen Schuß Knall”. Der
Schuß fällt. – Wie, das hast Du Dir erwartet;
was also dieser Krach irgendwie schon in
Deiner Erwartung? Oder stimmt Deine Er-
wartung nur in anderer Hinsicht mit
dem Eingetretenen überein; war dieser Lärm
nicht in Deiner Erwartung enthalten &
kam nur als ein Accidens hinzu, als
die Erwartung erfüllt wurde? Aber nein,
wenn der Lärm nicht eingetreten wäre, so
so wäre meine Erwartung nicht erfüllt
worden; der Lärm hat sie erfüllt; er kam
nicht zu der Erfüllung hinzu, wie ein
zweiter Gast zu dem einen den ich erwartet
hatte. – War das am Ereignis, was nicht
auch in der Erwartung war, ein Accidens, eine
Beigabe der Schickung? – Aber was war denn dann
nicht Beigabe, – kam den<n> irgend etwas vor dem
Schuß schon in meiner Erwartung vor? – Und was
132
war denn b Beigabe, – denn hatte ich mir
nicht den ganzen Schuß erwartet?

    “Der Knall war leiser als ich mir ihn
erwartet hatte.” – “Hat es also es in Deiner
Erwartung lauter geknallt?”
     


    Wie komisch wäre es, zu sagen: ein Vorgang
sieht anders
“Das Rot, das Du Dir vor-
stellst, ist doch gewiß nicht [d|D]asselbe
– dieselbe Sache – wie das, was Du vor
Dir siehst; – wie kannst Du dann sa-
gen ‘das ist dasselbe, was ich mir vor-
gestellt habe’?” , es sei das, was Du Dir vorgestellt hattest?” – Aber verhält es sich
nicht ebenso analog in den Sätzen ist es nicht ähnlich in den Sätzen …… “hier ist
ein roter Fleck” & “hier ist kein roter Fleck”?
In beiden kommt das Wort “rot” vor, also
kann dieses Wort nicht das Vorhanden-
sein von etwas Rotem anzeigen. Das
Wort “rot” hat eben nur im Satzzusammen-
hange seine Funktion;[o] & . Und ist nicht das
Mißverständnis ˇdies , daß man die Bedeutung
des Wortes “rot” für den Sinn eines Satzes
nimmt<,>? welcher sagt, etwas sei rot?
     

⋎ S 139 A dann S. 138 A

  Komisch wäre es, zu sagen: “ein Vorgang
sieht anders aus, wenn er geschieht, als
wenn er nicht geschieht”. Oder: “Ein roter
Fleck sieht anders aus, wenn er da ist, als
wenn er nicht da ist; aber die Sprache
abstrahiert von diesem diesem Unterschied,
denn sie spricht von einem roten Fleck,
ob er da ist, oder nicht.”
     


Die Realität ist keine Eigenschaft, die dem
133
Erwarteten noch fehlt & die nun hinzutritt,
wenn die Erwartung das Erwartete eintrifft. – Sie Die Rea-
lität ist auch nicht wie das Tageslicht,
das den Dingen erst Farbe gibt, wenn
sie im Dunkeln schon, gleichsam farblos,
vorhanden sind.
     


“Wie weißt Du, daß Du einen roten Fleck
erwartest.[o] D.h. ; d.h. : , wie weißt Du, daß ein roter
Fleck die Erfüllung dessen ist, was Du Dir
erwartest?” Aber ebensogut könnte ich
fragen, : “wie weißt Du, daß das ein roter Fleck
ist?”
   Wie weißt Du, daß, was Du getan hast,
wirklich war: das Alphabet im Geist herzusagen?
– Aber wie weißt Du, daß, was Du laut her-
sagst, nun wirklich das Alphabet ist?
   Das ist natürlich die gleiche Frage wie
die: “Woher weißt Du, daß, was Du [|]rot’
nennst, wirklich dasselbe ist, was der Andre
so nennt”. Und die eine Frage ist, wenn
sie
hat, als eine metaphysisch<e> gebraucht wird, ebenso
unsinnig, wenig Sinn wie eine andere.
     


[Zu S. 130] A Die Erwartung verhält sich eben
zu ihrer Befriedigung nicht, wie der Hunger
zu seiner Befriedigung. Ich kann den Hunger
beschreiben, & das was ihn stillt, & sagen,
daß es ihn stillt. ⋎ S. 134 A
     


Du siehst also, möchte ich sagen, an diesen
Beispielen, wie die Worte wirklich gebraucht
134
werden.
     


Zu [Fortsetzung von 133 A zu S. 130] A Aber Und es ist auch
nicht so: ich habe Lust auf einen den Wunsch nach einem Apfel;
was immer also diese Lust diesen Wunsch stillen wird,
werde ich einen “Apfel” nennen.
     


   Man könnte meinen: Welcher außer-
ordentliche
sonderbare Prozess muß das Wollen sein,
daß ich das jetzt wollen kann, was ich
erst in fünf Minuten tun werde!
   Wie kann ich das Ereignis erwarten;
es ist ja noch gar nicht da[!|?]
     


    “Sokrates: Wer also vorstellt; was nicht ist,
der stellt nichts vor? – Theaitetos: So
scheint es. – S. : Wer aber nichts vorstellt,
der wird gewiß überhaupt gar nicht
vorstellen? – Th. : Offenbar, wie wir sehen.”
  Setzen wir in diesem Argument statt
des Wortes “vorstellen” etwa das Wort “töten bekämpfen”,
so gibt es eine Regel für den Gebrauch
dieses Worts; es hat keinen Sinn zu sagen:
“ich töte etwas, was nicht existiert”.
Ich kann mir einen Hirsch auf dieser
Wiese vorstellen, der nicht da ist, aber
keinen töten, der nicht da ist. Und “sich
einen Hirsch ˇauf dieser Wiese vorstellen” heißt: sich vorstellen,
daß ein Hirsch da ist. Einen Hirsch töten aber
heißt nicht: töten, daß etc.. Wenn aber jemand
sagt: “um damit ˇ <…> ˇich mir einen Hirsch vorzustellen ˇkann,,
muß es ihn doch in einem gewissen Sin-
ne geben”, – so ist die Antwort: nein, es
135
muß ihn dazu in keinem Sinne geben.
Und wenn geantwortet würde: “aber die
braune Farbe ˇ z.B. muß es doch geben,
damit ich sie mir vorstellen kann”, –
so ist zu sagen: “es gibt die braune
Farbe” heißt überhaupt nichts; außer
etwa, daß sie da oder dort als Färbung
eines Gegenstands erscheint vorhanden ist, & das ist
nicht nötig, damit ich mir einen brau-
nen Hirschen vorstellen kann.
     


[Zu S. 147]
   Etwas tun können erscheint wie ein
Schatten des wirklichen Tuns, gerade d wie
der Sinn des Satzes als Schatten seiner
Verifikation Tatsache, oder das Verstehen
des Befehls als Schatten seiner Aus-
führung. Der Im Befehl wirft die Tatsache
gleichsam “ihren Schatten schon voraus”.
Dieser Schatten aber, was immer er sein
möge,
wäre, ist nicht das Ereignis.
    Dieses Das schattenhafte antizipieren
der Tatsache besteht also darin,
daß wir jetzt denken können, daß
das eintreffen wird, was erst eintref-
fen wird. Oder, wie es in irreführender Weise
ausgedrückt wird heißt: daß wir
jetzt das (oder, an das) denken können,
was erst eintreffen wird.

    Dieser Fehler ist tief in unsrer Sprache
verankert
     


  Wir sagen, der Ausdruck der [e|E]rwartung
‘beschreibe’ die erwartete Tatsache, die
136
Erfüllung,
<// Wir reden vom Ausdruck der Erwartung als der Beschreibung der erwarteten Tatsache //>
& denken an sie wie an
einen Gegenstand oder Komplex der
mit der als Erfüllung <// & denken an einen Gegenstand oder Komplex der als Erfüllung …… //> der Erwartung
in die Erscheinung tritt. – Aber der
Erwartete ist nicht die Erfüllung, sondern
daß er gekommen ist. kommt.
    Dieser Der Fehler ist tief in unserer
Sprache verankert: Wir sagen “ich er-
warte ihn” & “ich erwarte sein Kommen”
& “ich erwarte, daß er kommt”.
      < [Absatz] > Es ist uns schwer, von dem Ver-
gleich der Analogie loszukommen: Der Mensch tritt
ein – das Ereignis tritt ein. Als wäre das
Ereignis schon vorgebildet vor der Tür der
Wirklichkeit & würde nun in diese (wie
in ein Zimmer) eintreten.
     


   Ich kann ihn suchen, wenn er nicht
da ist, aber ihn nicht hängen auf ihn zeigen, wenn
er nicht da ist.
   Man könnte sagen wollen: “da muß
er doch auch dabei sein, wenn ich
ihn suche”. – Dann muß er auch dabei
sein, wenn ich ihn nicht finde, & auch,
wenn es ihn nicht gibt.
     


  Ihn (etwa meinen Stock) suchen, ist eine Art
des Suchens & unterscheidet sich davon, daß
man etwas anderes sucht, durch das, was
man beim Suchen tut (sagt, denkt), nicht
durch das was man findet.
     Und trage ich beim Suchen ein Bild mit
mir oder eine Vorstellung des Gesuchten, – nun
137
gut. Und sage ich, das Bild sei das Bild des
Gesuchten, so sagt das nur, welchen
Platz das Bild im Vorgang des Suchens
einnimmt. Und finde ich ihn & sage “da
ist er! den habe ich gesucht”, so sind
diese Worte nicht etwa eine Worterklärung
für die Bezeichnung des gesuchten Gegen-
stands (etwa für die Worte “mein Stock”),
die erst jetzt, wo er gefunden ist, gegeben
werden könnte.
     



   “Den hast Du gesucht? Du konntest ja
nicht einmal wissen, ob er da ist!” Ver-
gleiche dagegen das Suchen nach der Drei-
teilung des Winkels.)
     


  Man kann vom Träger des eines Namens
sagen, daß er nicht existiert; & das ist
natürlich keine Tätigkeit, obwohl man es
mit einer verwechseln vergleichen könnte & sagen, <:> er
müsse doch dabei sein, wenn er nicht exi-
stiert. (Und das ist von einem Philosophen
bestimmt schon einmal geschrieben worden.)
     


  Der Gedanke, daß uns erst das Finden
zeigt, was wir gesucht, erst die Erfül-
lung des Wunsches was wir gewünscht
haben, heißt den Vorgang so beurteilen,
wie die Symptome der Erwartung, oder des
Suchens bei einem Andern. Ich sehe
ihn unruhig in seinem Zimmer auf & ab
gehen; da kommt jemand zur Tür herein
138
& er wird ruhig & gibt Zeichen der Befrie-
digung; & nun sage ich: “er hat offenbar
diesen Menschen erwartet”.
  Die Symptome der Erwartung sind nicht
der Ausdruck der Erwartung.
     


ˇ[Zu S. 132] < A > ˇHierher gehört auch: Wenn wir Einem sagen “stelle Dir
die Farbe Rot vor” so wird soll er etwa
versuchen
sich etwa einen roten Gegenstand Fleck
vorzustellen, aber nicht: sich einen
grünen<,> vorzustellen, weil dieser er nich<t> rot
ist.


  <(>Könnte man zur Erklärung des
Wortes “rot” auf etwas weisen, was
nicht rot ist? Das wäre ähnlich w<i>e
wenn man Einem, der der deutschen
Sprache nicht mächtig ist, das Wort
“bescheiden” erklären sollte & man
zeigte zur Erklärung auf einen sehr
arroganten Menschen & sagte: “dieser
ist nicht bescheiden.”. Es ist kein Ar-
gument gegen eine solche Erklärungs-
weise, daß sie vieldeutig ist. Jede Erklä-
rung kann mißverstanden werden.
(Vergleiche: Der Wegweiser dessen Hand ent-
gegen der Wegrichtung weist.)
< ⋎ S. 197 >

   (Man könnte z.B. zur Erklärung Es könnte z.B. Menschen geben, die zur Erklärung ……
eines Farbworts ˇimmer auf die komplemen-
täre Farbe zeigen weisen; aber ohne vorher
abzumachen, daß man auf die komple-
mentäre sie zeigen werde: wie man ja heute jetzt
auch nicht abmacht, daß man auf
d einen Gegenstand von der Farbe selbst
zeigt. die gleiche Farbe zeigt.) Vergleiche auch den Wegweiser dessen
139
Hand entgegen der Wegrichtung weist zeigt.<)>
     


[Zu S. 132] A Unser ˇDie Möglichkeit dieses Mißverständnis<ses> liegt äußert
sich
auch darin, daß es doppelsinnig ist, in dem Doppelsinn der Ausdrucksweise
vo[m|n] “Vorkommen <>der Farbe Rot in zwei
Sachverhalten
als deren dem dem gemeinsamen Be-
standteil zu reden zweier Tatbestände”<.>
zu reden. Dies kann heißen, daß in beiden
etwas rot ist, die Farbe rot hat.
// In dem
einen Fall heißt es das, daß sowohl da
wie dort etwas rot ist, ˇetwas die Farbe Rot
hat // Im andern Fall handelt es
sich nicht um eine Gemeinsamkeit der
Farbe (die ja durch eine Farbangabe aus-
gedrückt würde). // Dies kann heißen,
daß in beiden etwas rot ist, die Farbe
[r|R]ot hat; aber auch, daß zwei Sätze von
der Farbe Rot handeln.//
   Diese Gemeinsamkeit ˇim letzteren Fall ist die Har-
monie zwischen Wirklichkeit & Gedanken,
der welcher in Wahrheit eine Form unserer
Sprache entspricht.
     


   In der Sprache berühren sich Erwar-
tung & Erfüllung.
     


  Man hat vielleicht das Gefühl, daß
man sich im Satz “ich erwarte, daß
er kommt” der Worte “er kommt” in an-
derem Sinne bedient, als in der Behaup-
tung “er kommt”. Aber wäre es so, wie könn-
te ich davon reden, daß meine Erwartung
140
in Erfüllung gegangen ist?
< Aber nun sage ich vielleicht beim auf & ab gehen “Ich erwarte, daß er herein
kommt”. – Nun ist eine [a|A]hnlichkeit vorhanden! Aber welcher
Art ist sie?!
>
   Nun könnte man aber fragen: Wie
schaut das aus, wenn er kommt? – Es
geht die Tür auf, ein Mann tritt ein, etc..
Wie schaut das aus, wenn ich erwarte,
daß er kommt? – Ich gehe im Zimmer
auf & ab, sehe vielleicht z<u>weilen nach
der Tür
auf die Uhr, etc.. – Aber der eine
Vorgang hat ja mit dem andern nicht
die geringste Ähnlichkeit! Wie kann
man dann dieselben Worte zu ihrer Be-
schreibung gebrauchen? < Wo ist denn hier Hohlform & Vollform? <…> >
  Aber in meinem Zimmer auf- & ab gehen
konnte ich doch auch ohne zu erwarten,
daß er kommen werde, & auch auf die Uhr
sehen, etc.. Diese Vorgänge würde ich
nicht mit den Worten “ich erwarte, daß
er kommt” beschreiben. Worin läge es
denn z.B., daß ich gerade ihn erwarte?
Ich sagte doch, der Vorgang der Erwar-
tung sollte ein solcher sein, daß ich man
aus ihm ersehen müßte, was erwartet
wird.
   Will Nennt man jene erwartenden Handlun-
gen die Erwartung nennen , dann ,, dann ist
sie ein Hunger & die Erfüllung der Er-
wartung ist das, was den Hunger stillt.
    Was uns interessiert ist die Er-
wartung als Gedanke, also als
Ausdruck der Erwartung.


     Und die Worte “er kommt” bedeuten
dasselbe im Ausdruck der Erwartung
& in der Beschreibung der Erfüllung, denn
wenn ich die beiden Worte erklären wollte,
etwa durch eine hinweisende Erklärungen %
141
so würden die gleichen diese Erklärungen für
beide Sätze gelten.
     


⋎ S. 149 A

  Wenn wir sagen:[i|I]ch habe ihn den ganzen
Tag erwartet<.>, so Hier ist hier mit “erwarten”
kein Dauerzustand gemeint der den
Erwarteten & sein Kommen als Bestandteile
enthielte, sondern eine
eine Folge von Handlun-
gen, Gefühlen & Gedanken gemeint; kein
Dauerzustand der den Erwarteten &
sein Kommen als Bestandteile enthielte.
Kein Gedanken in amorpher Form.
     

  Wenn wir den Satz “ich erwarte, daß er
kommt” verstehen wollen, – fragen wir uns
Wir fragen also: Was ist das Kriterium dafür, daß, was
wir tun, ist, ihn zu erwarten?
  Wie weiß ich, daß ich: ihn erwarte ?
   Und das selbe gleiche kann ich von der Inten-
tion sagen.
Warum nennen wir das was
wir in dieser Situation tun “ihn
erwarten”? Welche Bestimmungen treffen
wir über den Gebrauch des Worts “erwarten”?
Nennen Wollen wir unsere Gedanken die Erwartung ˇnennen,
, oder ist soll es eine Hypothese ˇsein, daß wir ge-
rade das erwarten; geht, was wir erwar-
ten, aus gewissen Handlungen hervor ( z.B.
daraus, daß ich die Speise vorbereite zu
einer Mahlzeit statt nur eines Gedeckes <für mich>
zwei Gedecke vorbereite & die Speise, die
N.N. besonders gerne hat), oder nenne
ich
ist heißt es, den N. erwarten, wenn ich unter
ganz bestimmten Umständen, z.B. etwa nachdem
ich mich mit ihm auf 5 Uhr verabredet habe,
142
um diese Stunde allein in meinem Zimmer
sitze etc. etc.?
     


⋎ [S. 198 & das Folgende ˇbis S. 201 zum Strich] ⋎ S. 150 A B , S. 201 A, B.]


   Das Gleiche ist von der Intention zu
sagen. Wenn eine Vorrichtung als
Bremse wirken soll, tatsächlich aber,
aus irgend_welchen Ursachen den Gang
der Maschine nicht verzögert, so ist
die Absicht, der die Vorrichtung dienen
soll aus ihr & ihrer Wirkungsweise
allein nicht ˇunmittelbar zu erkennen. Wenn man
sagt: “das ist eine Bremse, sie funk-
tioniert aber nicht”, so spricht man
von der Absicht. – Wenn es nun aber
so wäre, daß immer dann, wenn die
Vorrichtung nicht als Bremse funktio-
niert, eine bestimmte Person ärgerlich
würde, –<…> wäre nun in dieser Wirkungs-
weise die Intention der Vorrichtung ˇnicht aus-
gesprochen? Könnte man ˇaber nun nicht
sagen, daß der Hebel einmal die
Nein, denn nun könnte man sagen, daß der Hebel einmal die …… Brem-
se, einmal den Ärger betätigt? Denn
Wie nämlich drückt es Denn wie drückt es …… sich aus, daß
er jener Mensch darüber ärgerlich ist wird, daß der Hebel
die Bremse nicht betätigt. Denn,
argerlich
[s|S]ich darüber ärgern, daß
die Vorrichtung nicht so funktio-
niert”, heißt doch nämlich wieder etwas ähnliches
wie, “wünschen, daß sie so funk-
tioniert”. – Und wir haben hier das alte
Problem, welches wir so ausdrücken
möchten: <,> : “daß der Gedanke, daß p der
Fall ist, nicht voraussetzt, daß es der
Fall ist sei; daß aber ande<r>seits doch etwas
143
an der Tatsache für den Gedanken die Möglichkeit des Gedankens selbst
[v|V]oraussetzung sein muß,– <(>ich kann
nicht denken, daß etwas rot ist, wenn
die Farbe Rot nicht existiert)”. Es ist das
Problem der Harmonie zwischen Welt &
Gedanken. – Man kann darauf ant-
worten, daß die Gedanken im selben
sein müssen, sind wie das Zweifelhaf-
te, wenn auch an einer andern Stelle.
Im Raum der Sprache nämlich. & an diesem anligen wie der Maßstab an dem Gemessenen.
< [Absatz] >
  Denn eigentlich will ich doch sagen, :
daß der Wunsch, ‘er möchte kommen’
der Wunsch ist, daß: wirklich er wirklich
kommen möge; & <.> Und wollte man eine wei-
tere Erklärung dieser Versicherung Beteuerung ha-
ben, so würde<n> würde man man ich wir sagen: “& unter
‘er’ verstehe ich diesen da, & mit
kommen’ meine ich das diese Handlung …”[:|.] Aber das
sind eben Erklärungen der Grammatik,
Erklärungen, die die Sprache konstituieren. schaffen.
[Absatz] Der Satz “ich könnte nicht denken,
daß etwas rot ist, wenn Rot nicht exi-
stierte” bezieht sich wirklich auf die meint wirklich die
Vorstellung von etwas Rotem, oder die Exi-
stenz eines roten Musters, als Teil unserer
Sprache
. Aber natürlich kann man
auch nicht sagen, unsere Sprache müsse
ein solches Muster enthalten. Enthält
sie es nicht, so ist sie eben eine [a|A]nde-
re. Aber man kann sagen & betonen,
daß sie es enthält.
     

↺ [Als eigener Absatz] In der Sprache wird alles ausgetragen.
     

   Es ˇkann nun schein[t|e]<n> nun als Es kann nun scheint
nun, ˇ irgendwie, : als würde man die Intention, von
144
außen betrachtet, nie als Intention er-
kennen; als müsste man sie selbst in-
tendieren meinen, um sie als Meinung zu ver-
stehen. (Und das ist einesteils so, als
wollte man sagen, man könne Zahn-
schmerzen nur von innen betrachtet
als solche erkennen.) Es heißt die
Intention nicht als Phänomen, nicht als
Tatsache zu betrachten. Und hier er-
innert die Intention an den Willen
(auch im Schopenhauer'schen Sinn).
Jedes Phänomen scheint uns tot im
Vergleich Gegensatz zum lebenden Gedanken.
  Man muß aber den Gedanken, die
Intention<,> ˇ “von außen betrachtet” <,> als solche verstehen: ;
ohne ˇnämlich über die eine Bedeutung ˇin ihnen unterrichtet
zu werden. D.h.: Wenn man den Gedanken
betrachtet, so kann nicht mehr von
einem Verstehen die Rede sein; denn, sieht
man ihn, so muß man ihn als den
Gedanken dieses Inhalts erkennen; es
ist nichts zu deuten. – Aber so ist
es ja wirklich: wenn wir denken, da
wird nicht gedeutet. –
     




⋎ [von S 202 nach dem Strich bis S. 227 zum Strich]

       In der Sprache wird alles ausge-
tragen.

      Die Erfüllung der Erwartung be-
steht nicht darin, daß ein Drittes ge
schieht, das man, außer eben als “die
Erfüllung dieser Erwartung” auch noch
anders beschreiben könnte, etwa also z.B. als ein
Gefühl der Befriedigung, oder der Freude, oder
wie immer. Die Erwartung, daß p der Fall
145
sein wird ist das Gleiche wie die Erwartung
der Erfüllung der jener Erwartung.
   Könnte die Rechtfertigung einer Hand-
lung als Befolgung eines Befehls so
lauten: “Du hast gesagt ‘bring mir eine
gelbe Blume’, & diese hier hat mir
daraufhin ein Gefühl der Befriedigung
gegeben, darum habe ich sie gebracht”?
Müßte man da nicht antworten: “Ich
habe Dir doch nicht geschafft, mir die
Blume zu bringen, die Dir auf meine Wor-
te hin ein solches Gefühl geben wird!”
     


(Ich gehe die gelbe Blume suchen. Auch
wenn mir während des Suchens ein Bild
vorschwebt, – brauche ich es denn, wenn
ich die gelbe Blume – oder eine andere –
sehe? – Und wenn ich sage: “sobald ich
eine gelbe Blume sehe, schnappt, gleich-
sam, etwas in dem Gedächtnis ein”, –
wie etwa im Schlagwerk einer Uhr ein Hebel in die <…> ˇ Nut eines Zahn[r|R]ades kann ich denn dieses Einschnappen eher
voraussehen, erwarten, als die gelbe Blu-
me? – Wenn es auch in einem bestimmten
Fall wirklich so ist, daß ich nicht das Ge-
suchte, sondern ein anderes (indirektes)
Kriterium erwarte, so ist dies jedenfalls
keine Erklärung des Erwartens.)
     


Aber geht nicht mit dem Eintreffen des
Erwarteten immer ein Phänomen der Zustimmung
(oder Befriedigung) zusammen? – Ist dieses Phänomen
ein anderes, als das Eintreten des Erwarteten?
Wenn ja, dann weiß ich nicht, ob so ein Phäno-
146
men die Erfüllung immer begleitet.
    Wenn ich sage: der, dem die Erwar-
tung erfüllt wird, muß doch nicht
ausrufen “ja, das ist es”<,> (oder dergleichen, –
so kann man mir antworten: “Gewiß,
aber er muß doch wissen, daß die Erwar-
tung erfüllt ist”. – Ja, soweit dieses das
Wissen dazu gehört, daß sie erfüllt
ist. – “Wohl, aber wenn Einem eine Er-
wartung erfüllt wird, so tritt doch im-
mer eine Entspannung auf ein!” – Woher weißt
Du das? // Wie kann man das wissen?//
     


    Die Eine Beschreibung der Sprache muß
dasselbe leisten, wie die Sprache. “Denn
dann kann ich wirklich aus dem
Satz, der Beschreibung der Wirklichkeit,
ersehen, wie es sich in ˇder Wirklichkeit ver-
hält.” – Aber nur das nennt man ja
“Beschreibung”, & nur das nennt man
ja “ersehen, wie es sich verhält”! ˇUnd [E|e]twas an-
deres ist es ja nicht, was wir je damit sagen: gesagt wird:
daß wir aus der Beschreibung ersehen,
wie es sich in Wirklichkeit verhält.
   <>Du beziehst von dem Befehl die Kenntnis
dessen, was Du zu tun hast. Und doch
gibt Dir der Befehl nur sich selbst, &
auf seine Wirkung kommt es nicht an.”
Aber hier werden wir eben von der Ausdrucks-
weise unserer Sprache irregeleitet, wenn sie
sagt “die Kenntnis dessen”, oder “die Kennt-
nis der Handlung”. Denn es ist also, als
ob dieses Etwas, die Handlung, ein Ding wäre,
das in der Befolgung des Befehls in <(> die <)> Existenz
147
treten solle, & als ob der Befehl uns eben
dieses Ding kennen lehrte, also zeigte;
so daß er es also schon in irgend ei-
nem Sinne in die Existenz riefe. (Wie kann
der Befehl – die Erwartung – uns einen Men-
schen zeigen, ehe er in unser Zimmer einge-
treten ist?!)
     


   Wenn man sagt, aus dem Befehl
sei ist die Handlung zu entnehmen, die
ihn befolgt, aus dem Satz die Tatsache
die ihn wahr macht, – was ist denn aus
dem Satz zu entnehmen, außer er selbst.
[o|O]der wie kann man denn aus ihm
dem Befehl die Handlung ableiten
ehe sie geschieht? außer man
meint eine andere Form der Beschrei-
bung jener Handlung, wie wenn ich etwa
nach dem Befehl eine Zeichnung der
Handlung anfertige. – Aber auch diese
weitere Beschreibung ist erst da,
wenn ich sie abgeleitet habe & nicht
steckt nicht schon schattenhaft
im Befehl selbst.
     


⋎ S. 135 [neuer Absatz]



   Das Denken mit seiner Anwendung
geht [sc|Sc]hritt für Schritt als Kalkül vor
sich. – Wieviele Zwischenstufen ich auch
zwischen den Gedanken & die Anwendung
setze, immer folgt eine Zw<i>schenstufe
der nächsten – & die Anwendung der letzten –
ohne Zwischenglied. Hier haben wir den glei-
chen Fall, wie wenn wir zwischen Entschluß
148
& Tat durch Zwischenglieder vermitteln
möchten // wollen//.
     


  Die Zweideutigkeit Doppeldeutigkeit unserer Ausdruckswei-
se: Wenn uns ein Befehl in einer
Chiffre gegeben wäre & auch der Schlüssel
zur Übersetzung in's Deutsche, so
würden wir könnten wir das den Vor-
gang des Bildens de[s|n] deutschen Befehls
nennen zu bilden, mit den Worten bezeichnen: “aus der Chiffre ableiten,
was wir zu tun haben” ˇoder “ableiten, was die Befolgung des Befehls ist”.. Wenn wir ander-
seits nach dem Befehl handeln,
ihn befolgen, so kann man auch hier
von einem Ableiten der Befolgung reden.
     

   Wir können die Brücke zur Befolgung
nicht überschreiten, als bis ehe wir bei ihr
angelangt sind. // ehe wir dort sind.//
     



    < 387 > Wenn der Gedanke ein Bild ist, so er-
sch[ei|ie]n[t|e]
die unsere Beschäftigung mit diesem
Bild
// Unsere Die Beschäftigung mit dem
Bild des Gedankens erscheint als ˇbloßes
Spiel, wenn sie sich nicht mit der
uns interessierenden Wirklichkeit be-
faßt
//, wenn sie nicht mit der … Wirklich-
keit operiert//. Wenn ich erwarte daß er
zur Tür hereintreten
Man kann sagen,
die Erwartung ist eine vorbereitende Hand-
lung. – Und
Wenn unsere Erwartung, unser Denken, ein Spiel ist, // ein selbständiges Spiel ist, // warum sollte unsc gerade
dieses Bild Phantasiebild interessieren, wo
wir uns doch sonst mit Seelenzuständen,
149
Magenschmerzen, etc. nicht b<e>fassen.
((Wozu denken wir, wozu ist es nütze?))
< Was wir wissen wollen ist: Was hat der Gedanke mit dem
zu tun, was außerhalb dem Gedanken vorfällt?
>
Was hat das, was ich denke, mit dem
zu tun, was der Fall ist?
     




⋎ S. 228

   Der Kalkül des Denkens knüpft
mit der Wirklichkeit außerhalb des
Denkens
dem Denken an.
< Absatz >
     Vom Befehl zu seiner Ausführung
ist Von der Erwartung zur Erfüllung ist …… ein Schritt einer Rechnung. Ja, die
Rechnung

steht zu ihrem Resultat 625 genau
im Verhältnis des Befehls der Erwartung zur Aus-
führung Erfüllung. Und soweit – & nur soweit –
als diese Rechnung ein Bild des Resul-
tats ist, ˇist auch der Befehl die Erwartung ein Bild der Aus-
führung Erfüllung. Und …… (die Erwartung ein Bild der Erfül-
lung). soweit das Resultat von
durch die Rechnung bestimmt ist, so-
weit ist die Befolgung Erfüllung durch den Befehl die Erwartung be-
stimmt.
     


ˇ[Zu S 141 A Von der Erwartung <,> ˇder Erwartung als Gedanke kann man sagen, daß
sie eine vorbereitende, erwartende, Handlung
ist. Sie streckt, wie ein Ballspieler, die Hände
aus, richtet sie her vor , um den Ball zu em-
pfangen<.>, der kommen soll.







     
150
ˇ[Zu S. 142 < A > Wenn ich jemanden erwarte, – was ge-
schieht? – Ich finde etwa in meinem
Kalender beim heutigen Datum seinen
Namen N & den Vermerk “5 h ”. Ich sage zu
jemand anderem “ich kann heute nicht
zu Dir kommen, weil ich N erwarte.” Ich
mache Vorbereitungen ˇwie zum Empfang
eines Gastes. Ich überlege: “raucht N?” & er-
innere mich, ihn rauchen gesehen zu
haben & stelle Zigarren zurecht. Nahe
an 5 h sage ich zu mir: “jetzt wird er
gleich kommen”, & dabei stelle ich mir
einen Menschen vor der ungefähr aus-
sieht wie N; dann stelle ich mir vor,
wie er in's Zimmer tritt & wie ich ihn be-
grüße & beim Namen nenne.
Das & ähn-
liches
heißt:
Das ˇSo ein Vorgang & vieles mehr oder weniger Ähnliche heißt: …… “das Kommen des N er-
warten”. < Nein! Denn “ich erwarte Dich” heißt
nicht daß ich in dieser Weise handle.
Solche Vorgänge & ähnliche sind Vorgänge
des Erwartens.
>
     


[Zu S. 142 B
        Ist der Hunger der Wunsch nach
dem Essen? Aber warum nicht bloß
der Wunsch nach dem Aufhören des Hun-
gers [?|,] , wodurch immer es dies bewirkt werden
mag? – Aber welche Erscheinung ist der
Wunsch, – we<l>che nennt man “den Wunsch
nach dem Essen”? Wenn ich Hunger habe;
& ich suche in einer Lade, wo gewöhnlich
etwas Essbares zu finden ist; & die Lade ist
leer & ich werde ärgerlich; & nun sage ich
vielleicht zu mir: “wo könnte ich noch etwas
finden<?>”; endlich kommt jemand & ich
sage: “ich möchte etwas essen”.





151
     
      Wenn ich in der Sprache denke, so
schweben mir nicht neben <dem> sprachlichen
Ausdruck die noch Bedeutungen vor; sondern
die Sprache selbst ist das Vehikel der
Gedanken // des Denkens//.

      In der Sprache wird alles ausgetra-
gen.
     


      Inwiefern nimmt antizipiert denn der Befehl
die Ausführung? – Dadurch, daß er das
jetzt befielt, was später ausgeführt wird?
Aber es müßte ja heißen: “<> was später aus-
geführt wird, oder nicht ausgeführt wird”. Und
das sagt nichts.
     “Aber, wenn auch mein Wunsch nicht be-
stimmt, was der Fall sein wird, so bestimmt
er doch sozusagen das Thema einer Tatsa-
che, ob die nun den Wunsch erfüllt, oder
nicht.” Wir wundern uns – sozusagen gleichsam – nicht darüber,
daß Einer die Zukunft weiß, son-
dern darüber, daß er überhaupt prophe-
zeien kann (richtig oder falsch).
    Als nähme die bloße Prophezeiung,
(ˇgleichgültig ob richtig oder falsch)<,> schon einen Schatten
der Zukunft voraus<.>, – Während sie über die
Zukunft nichts weiß; & weniger als nichts
nicht wissen kann.
     


   Wenn man nun fragt: Ist also die
Tatsache durch die Erwartung auf
ja & nein bestimmt, oder nicht, – d.h.,
ist es bestimmt, in welchem Sinne die
Erwartung durch ein Ereignis – welches immer
152
eintreffen mag eintrifft – beantwortet werden
wird, – so muß man antworten: Ja!
[u|U]nbestimmt kann man das Ereignis
nennen
wenn nicht der Ausdruck
der Erwartung unbestimmt ist, insofern
er z.B. eine Disjunktion verschiede-
ner Möglichkeiten ist. enthält.
     


   In der Sprache wird alles ausge-
tragen.
     


   “Der Satz ‘p’ bestimmt doch schon im
Voraus, was ihn wahr machen wird”.
Gew<i>ß, der Satz ‘p’ bestimmt, daß p
der Fall sein muß um ihn
wahr zu machen; & das heißt:
    (der Satz p) = (der Satz, den die Tatsache p
wahr macht)
Und die Aussage, daß der Wunsch,
p möge der Fall sein, daß p der Fall sein möge, durch das Ereig-
nis p befriedigt wird, sagt nichts; außer . Es sei denn
als ˇeine Zeichenregel:
(der Wunsch daß p der Fall sein möge) = (der Wunsch,
der durch die Tatsache das Ereignis p befriedigt wird)
     


    Wie alles Metaphysische ist die Har-
monie zwischen Gedanken & Wirklichkeit in
der Grammatik der Sprache aufzufinden.
     


Was macht uns glauben Statt ˇHarmonie, Übereinstim-
mung der von Gedanken mit der & Wirklichkeit
153
könnte man hier ruhig sagen: Bildhaftigkeit
der Gedanken. Ist aber die Bildhaftigkeit
eine Übereinstimmung? In der Abhandlung
hatte ich so etwas gesagt wie: sie ist
eine Übereinstimmung der Form. Das ist
aber irreführend. Alles
   Alles kann ein Bild von allem sein:
wenn wir den Begriff des Bildes entspre-
chend ausdehnen. Und sonst müssen
wir eben sagen erklären, was wir ein Bild von
etwas nennen, & damit auch, was wir
noch die Übereinstimmung der Bildhaftig-
keit, die Übereinstimmung der Formen nen-
nen wollen.
   Denn, was ich sagte, kommt ja eigent-
lich darauf hinaus: daß jede Projektion,
nach welcher Methode immer, etwas
mit dem Projizierten gemeinsam haben
muß. Aber das sagt nur, daß ich
hier den Begriff des ‘gemeinsam habens’
ausdehne & ihn dem allgemeinen
Begriff des Projizierens äquivalent ma-
che. Ich mache also nur auf eine
Moglichkeit der Verallgemeinerung auf-
merksam (was freilich sehr wichtig sein
kann). < Die Übereinstimmung von Gedanken & Wirklichkeit
liegt darin, daß, wenn ich fälschlich sage, etwas
sei rot, es doch immerhin nicht rot ist. Und wenn ich Einem
das Wort “rot” im Satze “[d|D]as ist nicht rot” erklären will, ich dazu
auf etwas Rotes zeige.
>
     


    In welchem Sinne kann ich sagen, der
Satz sei ein Bild? Wenn ich darüber denke,
möchte ich sagen: er muß ein Bild sein,
damit er mir zeigen kann, was ich tun
soll; damit ich mich nach ihm richten
kann. Aber dann willst Du also bloß
sagen, daß Du Dich nach dem Satz richtest
154
in dem Sinne, in welchem Du Dich nach
einem Bild richtest.
     Zu sagen, daß der Satz ein Bild
ist, hebt gewisse Züge in der Gramma-
tik des Wortes “Satz” hervor. < Absatz >

    Das Denken ist ganz dem Zeichnen
von Bildern zu vergleichen. < Absatz >

    Man kann aber auch sagen,
daß das, was wie ein Vergleichsob-
jekt erscheint des Gedankens, oder des
Satzes, erscheint, in Wirklichkeit ein
besonderer Fall <,> ˇein Beispiel <,> der unseres allgemeinern
Idee <…> ˇBegriffs ist. Wenn ich den Satz mit einem
Maßstab verglichen habe, so habe
ich, strenggenommen, einen Satz, der
mit Hilfe eines Maßstabs die Länge
eines Gegenstands angibt,
// so habe ich,
strenggenommen, die eine Längenangabe mit
Hilfe eines Maßstabes // als Beispiel
für alle Sätze herangezogen gebraucht.
     


  Sinn des Satzes, Sinn eines Bildes. Wenn
wir den Satz mit einem Bild verglei-
chen, so müssen wir bedenken, ob
mit einem Portrait (einer historischen
Darstellung), oder mit einem Genrebild.
Und beide Vergleiche haben Sinn.
(Sätze in Dichtungen entsprechen Genrebil-
dern.)
     “Wenn ich ein Genrebild anschaue,
so ‘sagt es mir etwas’, auch wenn ich
keinen Augenblick glaube (mir einbilde),
die Menschen, die ich darin sehe seien wirk-
lich, oder, es habe wirkliche Menschen
155
in dieser Situation gegeben,<.> von denen dies
ein verkleinertes Bild ist sei
‘Es sagt mir
etwas’ kann aber hier nur heißen, es
ich habe eine bestimmte Einstellung
dazu, sehe es in bestimmter Weise.

Denn wie, wenn ich fragte: “was sagte es
mir denn?” < ⋎ S. 228 >

     Bedenke die gänzlich verschiedene
Grammatik der Ausdrücke:
       “dieses Bild stellt Leute in einer Dorf-
schenke dar”,
und
       “dieses Bild stellt die Krönung Napoleons
dar”.
     

  (Sokrates: “Und wer vorstellt, sollte nicht
etwas vorstellen?” – Theaitetos: “Notwendig.” –
Sok. : “Und wer etwas vorstellt, nichts Wirk-
liches?” – Th. : “So scheint es.”)
     


⋎ [S. 228 und S. 1 – 34 Bd XI zum Strich]

    Wenn man es für selbstverständlich
hält, daß sich der Mensch <an> seiner Phan-
tasie vergnügt, so bedenke man man, daß diese
Phantasie nicht wie ein gemaltes Bild
oder plastisches Modell ist; sondern einem gemalten Bild oder … ähnlich ist; sondern …… ein
kompliziertes Gebilde aus heterogenen Be-
standteilen: Wörtern, Bildern, u.a.. Man
wird dann das Operieren mit Schrift – &
Laut[z|z]eichen nicht mehr in Gegensatz stel-
len zu dem Operieren mit “Vorstellungsbil
dern” der Ereignisse.
     


   Die Illustration in einem Buch gesellt
sich zum Wort, wie ein verwandter Behelf
zu<m>
156
einem andern
. (Die Häßlichkeit eines Men-
schen kann im Bildˇ, im gemalten, abstoßen, wie in
der Wirklichkeit, aber auch in der Beschrei-
bung, in den Worten.)
     


   Die Stellungnahme zu dem Bild (dem
Gedanken), – wie wir das Bild erleben, das
macht es uns uns das Bild zur Wirklichkeit<.>, ver-
bindet es mit der Wirklichkeit
D.h., ˇdas ver-
bindet es mit der Wirklichkeit; stellt
eine Kontinuität mit der Wirklich-
keit her.
  (Die Furcht verbindet das Bild mit
dem den Schrecken der Wirklichkeit.)
     



    Kann eine hinweisende Erklä-
rung mit den übrigen Regeln der
Anwendung eines Wortes kollidie-
ren? – Denn Regeln können doch Denn so könnte es scheinen; aber Regeln können doch ……
nicht kollidieren, außer sie widerspre-
chen einander. Denn im Übrigen be-
stimmen sie ja eine Bedeutung, & sind
keiner verantwortlich, so daß sie ihr
widersprechen könnten.
     


   Die Grammatik ist keiner Wirklichkeit
Rechenschaft schuldig. Die grammatischen
Regeln bestimmen erst die Bedeutung
(konstituieren sie) & sind darum keiner
Bedeutung verantwortlich & <in>sofern will-
kürlich.
157
     



    Es kann keine Diskussion darüber
geben, ob diese Regeln oder andere die
richtigen für das Wort “nicht” sind (d.h.
ob sie seiner Bedeutung gemäß sind).
Denn das Wort hat ohne diese Regeln
noch keine Bedeutung, & wenn wir die
Regeln ändern, so hat es nun eine
andere Bedeutung (oder keine) & wir
können dann ebensogut auch das
Wort ändern. Daher sind diese Regeln
willkürlich, weil die Regeln erst das
Zeichen machen.
     


    “Das einzige Korrelat in der Sprache
zu einer Naturnotwendigkeit ist eine
willkürliche Regel. Sie ist das einzige,
was man von dieser Notwendigkeit in
einen Satz abziehen kann.” < [Vielleicht zu dem
Paradox daß die Mathem. aus Regeln besteht.]
>

     

  Warum nenne ich die Regeln des Kochens
nicht willkürlich; & warum bin ich versucht,
die Regeln der Grammatik willkürlich zu
nennen? Weil das Kochen durch seinen Zweck
definiert ist, die S dagegen die Sprache nicht. Weil ich den Begriff des <>Kochens<> durch den Zweck des Kochens definiert denke, dagegen den Begriff der <>Sprache<> nicht durch den Zweck der Sprache. Da-
rum ist der Gebrauch der Sprache in ˇeinem gewisse[m|n]
Sinne autonom, in dem das Kochen & Waschen
es nicht ist.
Denn, wer Wer sich beim Kochen nach
andern als den richtigen Regeln richtet kocht
schlecht; aber wer sich nach andern Regeln
als denen des Schach richtet, spielt ein
158
anderes Spiel; & wer sich nach andern
grammatischen Regeln richtet, als etwa den
üblichen, spricht darum nichts Falsches,
sondern von etwas Anderem.
     


    Wenn ich dem Holzblock eine bestimmte
Form geben will, so ist der Hieb der rich-
tige, der diese Form erzeugt. Ich
nenne aber nicht das Argument
das richtige, das die gewünschten
Folgen hat. (Pragmatism.) Vielmehr
nenne ich die Rechnung falsch, obwohl
die Handlungen, die dem Resultat
entsprungen sind, zum gewünsch<t>en
Ende geführt haben. (Vergleiche den
Witz: “Ich mach' den Haupttreffer
& er will mich belehren<!>.) Das Zei zeigt,
daß die Rechtfertigungen in den beiden
Fällen verschieden sind, & also daß
“Rechtfertigung” verschiedenes in den bei-
den bedeutet. In einem Fall kann man
sagen: “Wart' nur, Du wirst schon sehen, daß
[s|d]as Rechte ˇ(d.h. gewü[ü|n]schte) herauskommt”; im andern
ist dies keine Rechtfertigung.
     


   Wenn man von der Willkürlichkeit
der grammatischen Regeln spricht, so
bedeutet das, daß es die Rechtfertigung,
die in der Grammatik als solcher liegt,
nicht für die Grammatik gibt.
     


Die Regeln der Kochkunst hängen mit der
159
Grammatik des Wortes “Kochen” anders
zusammen, als die Regeln des Schach-
spiels mit der Grammatik des Wortes
“Schachspielen” & als die Regeln des Mul-
tiplizierens mit der Grammatik des
Wortes “multiplizieren”.
     


Die Regeln der Grammatik sind in
demselben Sinne willkürlich, wie die
Wahl einer Maßeinheit. Aber das kann
doch nur heißen, daß sie von der Länge
des Objekts der Messung unabhängig ist[.|;]
Uund daß nicht die Wahl der einen Ein-
heit ‘wahr’, der andern ‘falsch’ ist, wie
die Angabe der Länge wahr oder falsch
ist. Das ist natürlich nur eine Bemerkung
über die Grammatik des Wortes “Längenein-
heit”.
     


   Man ist versucht, die Regeln der Gram-
matik durch Sätze zu <…> rechtfertigen, indem
man z.B. sagt: “aber es gibt doch wirk-
lich 4 primäre Farben”. Und gegen die Möglich
keit dieser Rechtfertigung richtet sich das Wort,
daß es sich, wenn wir sagen, daß …… die Regeln der Grammatik willkürlich sind.
Kann man aber nicht doch sagen, daß die
Grammatik der Farbwörter die Welt, wie
sie tatsächlich ist, charakterisiert? Man
möchte sagen: kann ich nicht wirklich ver-
gebens nach einer fünften primären Farbe
suchen? (Und wenn man suchen kann, dann
ist ein Finden denkbar.) Nimmt man nicht nicht die Grammatik
die primären Farben zusammen, weil sie eine
160
Art von Ähnlichkeit haben? oder doch
die Farben im Gegensatz zu den Formen &
Tönen? Oder habe ich, wenn ich diese
Einteilung der Welt als die richtige
hinstelle,
schon eine vorgefaßte
Idee als Paradigma im Kopf? Von der
wir ich dann sagen kann: “das ist die
Weise, wie wir die Dinge betrachten”; oder
“wir wollen eben ein solches Bild der
Dinge machen”. Wenn ich nämlich sage:
“die ˇprimären Farben haben doch eine gewisse bestimmte Ähn-
lichkeit miteinander”, – woher nehme ich
den Begriff dieser Ähnlichkeit? Nicht nur
von den 4 primären Farben? Ist nicht
so, wie der Begriff ‘primäre Farbe’ nichts
andres ist als ‘blau[,| o]der rot oder grün
oder gelb’, auch der Begriff jener Ähnlich
keit nur durch die vier Farben gegeben?
<// Ist nicht so, wie der Begriff ‘prim. Farbe’ nur die Disjunktion
‘blau oder …’, auch der Begriff jener Ähnlichkeit nur durch diese die vier Elemente gegeben? //
>
Ja, sind sie diese Begriffe nicht die gleichen! (Denn
hier kann man sagen: “Wie wäre es wenn
diese Farben diese Ähnlichkeit nicht
hätten?!”) (Denken wir an die Zusammen-
fassung der vier primären Farben mit
weiß & schwarz, & an die Zusammen-
fassung
der ˇsichtbaren Farben mit Ultraviolett &
Infrarot.)
     



     Ich nenne ˇdie Vorschriften Regeln der Darstellung
nicht Konventionen, wenn sie die wenn sie sich dadurch
rechtfertigen lassen, daß indem man das Darge-
stellte beschreibt & zeigt,
daß die Darstel-
lung, ˇwenn sie jenen Vorschriften Regeln gemäß ˇist, ˇmit der Wirklichkeit
gemäß ist übereinstimmt. Die Konventionen Regeln der Grammatik
lassen sich nicht durch eine Charakterisie-
161
rung des Darzustellenden rechtfertigen.
Denn, was die Grammatik dieser Charak-
terisierung zuläßt, warum soll es nicht
auch die Grammatik zulassen, die ich zu
rechtfertigen versuche. |
<
⋎ S. 34 Bd XI A

> Denn, Und, was diese
Sprache dieser Charakterisierung ˇDarstellung Rechtfertigung sagen

ˇUnd was diese Rechtfertigung sagen kann, was ihre Grammatik zuläßt, –
warum soll es nicht auch die Grammatik
zulassen, die ich zu rechtfertigen versuche.
Warum sollen beide Sprachen Ausdrucksweisen nicht die selbe
Freiheit der Ausdrucksweise haben? Und wie
kann, was die eine sagt, einschränken, was die
andre sagen darf?
     


⋎ S. 34 Bd XI B

   Wer es ablehnt, daß man die Regeln
der Grammatik Spielregeln nennt, hat
in dem Sinne recht, daß als er das, was das
Spiel zum Spiel macht, die Konkurrenz der
Spielenden, der Zweck der Unterhaltung
& Erholung, u.a., in der Grammatik nicht
vorhanden ist.
Aber n N iemand wird leugnen,
daß das Studium des Wesens der Spielregeln
für das Studium der grammatischen Regeln
nützlich sein muß, da irgend eine Ähn-
lichkeit zweifellos besteht. – Es ist überhaupt
besser Es ist das Richtige, ohne ein vorgefaßtes Urteil <,> oder Vorurteil <,>
über die Analogie zwischen Grammatik &
Spiel, & nur getrieben von dem sicheren Instinkt,
daß hier eine Verwandtschaft vorliegt, die
Spielregeln zu betrachten. Und hier wieder soll
man einfach berichten, was man sieht &
nicht fürchten, daß man damit eine bedeu-
tungsvolle & richtige
Anschauung unter
gräbt; oder auch, seine Zeit mit etwas Über-
162
flüssigem verliert.
     


    Man kann natürlich die Sprache als
einen Teil eines psychischen // psychologi-
schen Mechanismus betrachten.
Am einfachsten ist das wenn man
den Sprachbegriff auf Befehle ein-
schränkt. so einschränkt daß die Sprache aus Befehlen besteht.
     Man kann dann daran denken,
wie ein Vormann die Arbeiten von einer
Schar von Leuten durch Zurufe lenkt.
     

  Man kann sich denken, daß ein
Mensch die Sprache erfindet; daß
er die Erfindung macht andere mensch-
liche Wesen für sich // statt seiner// arbeiten
zu lassen indem er sie durch Strafe
& Belohnung abrichtet auf Zurufe
hin gewisse Tätigkeiten zu verrichten.
Diese Erfindung wäre ganz von
analog der ˇErfindung der einer Dampf[m|M]aschine etwa.
     

  Das System von Zurufen, Signalen,
welches er verwendet, wäre ana-
log dem System der Durchlöcherung
des Papierstreifens eines Pianola.
(Ich denke mir hier übrigens ein
solches welches auch stärke & Schwä-
che des Tons selbsttätig nach den
‘Zeichen’ auf dem Papierstreifen regelt.)
Der Mensch der nach Noten spielt
kann dann auch als eine Spielma-
schine aufgefaßt werden & wir könnten
163
uns auch eine Spielmaschine denken, die
das Musikstück von den gewöhnli-
chen gedruckten Noten ‘herunterläse’.
     (Jede solche Vorrichtung wie
der ˇgelochte Streifen eines Pianolas ist dem
Bart eines Schlüssels zu vergleichen)<,>
& man könnte von der Sprache des
Schlüsselbartes reden.)
     


   Kann man sagen die Grammatik
beschreibe die Sprache; die Sprache, jenen
Teil des psychologischen psycho-physischen Mechanismus
mittels dessen wir durch das Aus-
sprechen von Worten gleichsam wie
durch das Drücken auf gewisse Knöpfe die Knöpfe einer Tastatur
<eine> menschliche Maschinen für uns ar-
beiten lassen machen? Die Grammatik
nun beschreibe jenen Teil der ganzen
Maschine<.>, wie man einen Teil einer
Setzmaschine, etwa, beschreiben könnte.

Diejenige Sprache, dann, wäre die rich-
tige, die die gewünschte Tätigkeit
veranlassen würde<.> die also funktionier-
te, eine Sprache die das nicht tut, wäre
wie eine nach falschen Prinzipien ge-
baute Dampfmaschine[.| (]also eigent-
lich keine Dampfmaschine)
     


  Es ist klar ich kann durch Erfahrung
feststellen, daß ein Mensch (oder Tier)
auf ein Zeichen so reagiert wie ich es
will, auf ein anderes nicht. Daß
z.B. ein Mensch auf das Zeichen „→” hin
164
nach rechts, auf das Zeichen „←” nach
links geht; daß er aber auf das
Zeichen „” nicht so reagiert wie auf
„→” etc..
     Ja ich brauche gar keinen Fall
zu erdichten & nur den tatsächli-
chen Fall zu betrachten daß ich
einen Menschen der nur Deutsch ge-
lernt hat, nur mit der [D|d]eutschen Spra-
che lenken kann. (Denn das Lernen
der deutschen Sprache betrachte ich
nur als ein Einstellen des Mecha-
nismus auf eine gewisse Art der
Beeinflussung & es macht keinen
prinzipiellen Unterschied ob der
Andere er die Sprache gelernt hat
oder vielleicht schon mit von
Natur so gebaut ist daß er auf die
Sätze der deutschen Sprache so reagiert
wie [E|e]iner der gewöhnlichere Mensch, der wenn er sie
gelernt hat.)
     


  Ich hätte nun die Entdeckung gemacht,
daß Einer etwa auf einen Wink ver-
bunden mit dem Aus Ruf „Zu”
mir Zucker bringt auf den Wink
& den Ruf “Mi” ˇmir Milch bringt,
& daß er dies auf ein andere
Worte hin nicht tut. Kann ich
dann sagen, es zeige sich, daß
“Zu” das richtige (einzig richtige)
Zeichen für Zucker, s “Mi” das richtige
für Milch sei?
    Nun wenn Wenn ich das sage, so
165
gebrauche ich d[as|en] <…> Ausdruck “Zeichen
für Zucker” so wie anders, als man es für gewöhn
lich gebraucht & anders als ich es
gebrauchen will[.|//] zu gebrauchen wün-
sche die Absicht habe. //.
     


     “Dieses ist das Zeichen für Zucker”
konstatiert nicht eine Wirkung dieses
Zeichens sondern drückt eine
Absicht aus. D.h. verbindet das
Wort “Zucker” mit einem andern Aus
druck der Sprache.

    “Dieses ist das Zeichen für Zucker” ver-
wende ich also nicht analog dem
Satz: “wenn ich diesen Knopf drücke
so erhalte ich ein Stück Zucker”.
     


  Vergleichen wir nun aber dennoch die Spra-
che mit einem System solcher Knöpfe,
mit einer Tastatur, mittelst welcher
ich durch drücken verschiedener Kom-
b<i>nationen von Tasten einen Menschen
oder eine Maschine lenken kann.
Was entspricht in diesem Fall der Gram-
matik der Sprache?
     Es ist leicht sich eine sol-
che Tastatur durch die der Ma-
schine verschiedene [|]Befehle’ zu geben
sind zusammenzustellen. Sehen
wir uns eine ganz einfache an: sie
bestehe aus zwei Tasten; auf der
einen steht “geh” auf der andern
“komm”. Nun könnte man meinen
eine Regel der Grammatik müsse
166
offenbar sein, die beiden Tasten dürfen
nicht zugleicherzeit niedergedrückt
werden (das ergäbe einen Widerspruch).
Aber was geschieht den[m|n], wenn wir
beide zugleich drücken? Nehme ich an,
daß dies eine Wirkung hat? oder
keine? – In jedem Fall kann ich die
Wirkung oder das Ausbleiben einer Wir-
kung als den ˇZweck & Sinn des ˇgleichzeitigen Niederdrückens
beider Knöpfe bezeichnen.
     

   Oder: Wenn ich sage der Befehl “bring
mir Zucker” & “bring mir Milch” hat
Sinn aber nicht die Kombination “Zucker
mir Milch”, so heißt das nicht,
daß das aussprechen dieser Wort-
verbindung keine Wirkung hat. Und
wenn sie nun die Wirkung hat,
daß der Andre mich anstarrt &
den Mund aufmacht, so nenne
ich sie nicht deswegen den Befehl
mich anzustarren etc.. <auch wenn ich gerade
diese Wirkung hätte hervor-
bringen wollen.
>
     

   “Diese Wortverbindung hat keinen Sinn”
heißt nicht, sie hat keine Wirkung.
< Und auch nicht, <>sie hat nicht die gewünscht Wirkung”. >
     

  Zu sagen “diese Wortverbindung hat
keinen Sinn” schließt sie aus dem
Bereich der Sprache aus & umgrenzt
dadurch das Gebiet der Sprache. Wenn
man aber eine Grenze zieht, so kann
das verschiedenerlei Gründe haben.
Wenn ich einen Platz mit einem Zaun
einem Strich oder sonst irgendwie um-
ziehe, so kann das den Zweck haben
167
irgend jemand nicht hinaus, oder
nicht hinein zu lassen; es kann
aber auch zu einem Spiel gehören
// ein Teil eines Spiels sein// & die
Grenze soll etwa von den Spielen-
den übersprungen werden; oder
es kann andeuten, wo der Besitz
des A aufhört & der des B anfängt;
etc. etc.. Ziehe ich also eine Grenze,
so ist damit noch nicht gesagt,
weshalb ich sie ziehe.
     

   Die Sprache ist für uns nicht als
Einrichtung definiert, die einen be-
stimm<t>en Zweck erfüllt. Sondern
“Sprache” ist für mich ein Sammel-
name & ich verstehe darunter die
deutsche Sprache, die englische Sprache,
u.s.w plus & noch verschiedenen Zeichensyste-
men die mit diesen Sprachen eine
größere oder geringere Verwandschaft
haben.
     

   Die Sprache interessiert mich als
Erscheinung & nicht nur als ˇdas bloße Mittel
zu einem bestimmten Zweck. Die Sprache
ist durch die Sprachhandlungen
     

   Die Grammatik besteht aus Verein-
barungen. [s|S]o eine Vereinbarung ist
es, z.B., wenn sie sagt: “das Wort
‘rot’ bedeutet diese Farbe”. Eine solche
Vereinbarung kann also etwa in einer
Tabelle enthalten sein. – Nun, Nun [w|W]ie könn
te denn diese Vereinbarung <(> also <)>
168
in einem Mechanismus (einem dem
Pianola analogem) Platz finden? Nun,
es wäre ist doch möglich, daß in dem
Mechanismus sich ein Teil von der
Art einer Tabelle sich befindet, der
zwischen das der einer Sprache [a|A]naloge &
den übrigen Mechanismus einge-
schaltet ist.
     


   “Sinn haben” bezeich bedeutet die
Zugehörigkeit zu einem bestimmten
System.
    Wenn man bei der Pianolarolle
vom Zweck ihrer Perforierung (nicht
ihrer Wirkung spricht, so ist es
leicht auf “Sinn” & “Unsinn” über-
zugehn. Denn der Zweck wird zum
Voraus beschrieben & ist unabhän-
gig von der Erfahrung.
     


  Freilich stellt eine hinweisende Erklä-
rung eines Worts eine Verbindung her
zwischen einem Wort & ‘einer Sache’
& der Zweck dieser Verbindung ist etwa
daß der Mechanismus dessen Teil
unsre Sprache ist auf gewisse Weise
funktioniert. Die Erklärung bewirkt kann
also das richtige Arbeiten bewir-
ken, wie die Verbindung zwischen Taste
& Hammer im Klavier; aber die Verbin-
dung besteht nicht darin, daß das
Hören des Worts nun die Wirkung hat,
wenn es vielleicht auch diese Wirkung
169
hat, weil die Verbindung <(> so <)> gemacht
wurde. Und die <…> Verbindung, nicht
die Wirkung, bestimmt die Bedeutung.
     


ˇ[Zu S. 171 < A > Wenn ich sagte für uns sei Sprache
nicht das, was einen bestimmten Zweck
erfülle, sondern den Begriff bestim-
men gewisse Systeme die wir “Sprachen”
nennen & solche die nach [a|A]nalogien
zu jenen gebildet seien, – so könnte
ich das auch so ausdrücken:, daß
ich mir erlaube ˇmir kausale Zusammen-
hänge für die Wirkungsweise der Spra-
che auch zu erdichten.
     


⋎ S. 171 A
Wenn Einem die eine Sprache gelehrt
wird, lernt er da, was Sinn & was
Unsinn ist? Inwieweit benützt er die
Grammatik & insbesondere die Unterschei
dung von zwischen Sinn & Unsinn wenn er die
Sprache verwendet?
     

  Wenn er die Notenschrift lernt, so
wird ihm eine Art Grammatik bei-
gebracht. Es heißt da: diese Note, ent-
spricht dieser Taste am Klavier, das
Zeichen # erhöht einen Ton, das Zeichen
♮ hebt die Wirkung Kraft des # auf etc. etc..
Wenn der Schüler fragte ob ein Unter-
schied zwischen
&
sei oder was
das Zeichen
bedeute, so würden wir
ihm sagen, daß die Entfernung des
170
Notenkopfes von den Linien nichts ausdrücke,
u.s.f.. Diese Belehrungen kann
man so auffassen, daß sie dazu
dienen den Schüler zu einer Spielma-
schine (Pianola) zu machen. sie ein Teil der Vor-
bereitung sind die den Schüler zur Spielmaschine machen.
Und so
ist, was im Pianola der Gramma-
tik der Sprache seines des Tonstreifens
entspricht, im Bau des Pianolas
verkörpert.
     So[fern|weit] Sofern man den Zweck aus dem
Bau ablesen kann, ist die Gramma-
tik im Bau in ihm ausgedrückt. Die Wirkung
kann man nicht ablesen.
     


  Kann man denn auch von einer Gram-
matik reden, sofern die eine Sprache einem dem
Menschen durch ein reines Abrichten
gelehrt wird? Es ist klar, daß ich
da das Wort “Grammatik” nur in
einem “degenerierten” Sinn gebrauchen
kann, wenn ich es gebrauchen will:
denn wie kann ich hier von “Erkla-
rung” reden oder von “Übereinkom-
men”? // denn nur so könnte ich nur in einem degenerierten Sinn könnte ich …….
auch von “Erklärung” reden, oder
von “Übereinkommen”.//
      Ein abgerichtetes Kind ˇoder Tier kennt
auch noch keine Philosophie Probleme der Philosophie.
     

   Worin besteht denn die überwälti-
gende Bedeutung der Grammatik? Worin
besteht die Bedeutung der Grammatik
für uns?
    Wir erinnern immer daran, welche
171
Abmachungen über ein Wort in der Gram-
matik geschlossen worden sind.
     


⋎ S. 169 A
ˇ[Zu S. 169] < A > Denken wir uns es würde Einer erklä-
ren: “Sprache ist alles, womit man
sich verständigen kann”. Worin besteht
es aber, sich mit einander verstän-
digen? <> Zur Erklärung müßten wir einen
Vorgang der Verständigung beschrei-
ben[. U|; u]nd in diesem Vorgang würden
gewisse kausale Verbindungen, erfah-
rungs[m|gem]äß[i|e]ge Regelmäßigkeiten auftre-
ten. Aber gerade die würden mich
nicht interessieren; d.h. ich würde mich
nicht scheuen solche Zusammenhänge
zu fingieren. Ich würde also “Schlüssel-
bart” nicht das nennen, was die Tür
öffnet sondern das, was eine bestimm-
te Form, Struktur, hat.





<
⋎ [S.35 Bd XI. A]
>
     
  “Ein Zeichen ist doch immer für ein leben-
des Wesen da, also muß das etwas dem
Zeichen essentielles wesentliches sein”. Ja, wie ist ein
“lebendes” Wesen definiert? Es scheint
daß ich hier bereit bin, das Lebewe-
sen durch die ˇFähigkeit zur Benützung einer Zeichen-
sprache zu definieren.
   Und der Begriff des Lebewesens hat
wirklich eine ganz ähnliche Unbe-
stimmtheit wie der der Sprache // wie
der Begriff ‘Sprache’ //.





172
     
   Eine Sprache erfinden könnte heißen,
auf Grund von Naturgesetzen (oder in
Übereinstimmung mit ihnen) eine Vorrich-
tung zu bestimmtem Zweck erfinden;
es kann hat aber auch den andern Sinn,
dem analog, wenn wir von der Erfin-
dung eines Spiels reden.
     Ich sage hier damit etwas über die
Grammatik des Worts “Sprache” aus,
indem ich sie mit der des Wortes “[E|e]r-
finden” in Verbindung bringe.




        ⋎ S. 35 Bd XI. B
     
  Sind die Regeln des Schachspiels will-
kürlich? Denken wir uns den Fall, es
stellte sich heraus, daß nur das
Schachspiel, mit den Regeln nach denen
wir es heute spielen,
die Menschen
unterhalte & befriedige. Dann sind
doch diese Regeln, wenn der Zweck des
Spiels erfüllt werden soll, nicht will-
kürlich. Wenn wir aber von diesem Zweck
absehen, so können wir die Regeln
mit Beziehung auf eine andere
Bestimmung willkürlich nennen.

So In einem analogen Sinne ist die Maßc[e|E]cinheit Maßeinheit Maßeinheit in der wir
eine Länge ausdrücken in einem
Sinne
willkürlich, in einem andern
die Wahl der Einheit beschränkt, oder
bestimmt.
     



    Die Grammatik der Sprache macht
ihr Wesen aus.
Die Sprache ist eben für
uns ein Kalkül; sie ist durch die
173
Sprachhandlungen charakterisiert<.>,
nicht durch deren praktischen Zweck.
     

     Der Zweck der Grammatik ist nur
der Zweck der Sprache.
     Der Zweck der Grammatik ist der
Zweck der Sprache.
     


Woher die Bedeutung der Sprache? Kann
man sagen: “Ohne Sprache könnten
wir uns nicht miteinander verständigen”?
Nein[;|.] dieser [d|D]er Fall ist nicht dem ana-
log: Ohne ˇdas Telefon könnten wir nicht von
Europa nach Amerika sprechen. Wohl
aber kann man sagen
Wahr ist es aber: Ohne Sprache könn-
ten wir die Menschen nicht bewegen un-
sern Willen zu tun, ohne Sprache könn-
ten wir nicht Lokomoti Straßen Häuser bauen<.>, etc..
     

   Wohl aber kann man sagen: “mit dem ohne den
Mund könnten sich die Menschen nicht
ˇmit einander verständigen”. Der Begriff der Sprache ˇdagegen liegt
bereits im Begriff der Verständigung.
     


  Warum interessiere ich mich nun sosehr
für die Sprache? Ist es nicht, als interessierte
ich mich für Bilder, in denen wir die Welt um
uns darstellten?
    Und könnten philosophische ˇProbleme, Beunruhi-
gungen, auch in Menschen entstehen, die
ihre Umwelt durch eine Sprache gezeichne-
ter Bilder darstellten


174
auch auch in einer Sprache der den gezeichneten
Bildern unserer Umwelt erwachsen?
So ein Fall ließe sich schon ausdenken.
     


  Es wurde mir einmal die ˇfolgende Erfindung
eines neuen Systems einer neuen Benzin-
straßenwalze Motor ˇgemacht mitgeteilt; das Wesent-
liche der Erfindung war folgendes:
Die Walze war ist ein [H|h]ohler Zylinder
durch dessen Mitte eine Welle lief läuft
die an beiden Enden der Walze mit dem
Walzenrand durch Speichen fest verbun-
den war. Die Welle war ist gekröpft & als Kur-
belwelle ausgebildet & an der Kurbel
griff greift eine Pleuelstange samt Kolben
an & der dazugehorige Zylinder war ist
innen a[m|n] Walz der hohlen Walze befestigt.
– Das ganze ist mithin ein
starres System & der Kolben
kann sich in seinem Zylinder
nicht ˇaus & ein bewegen. // [D|d]as Wesentliche
der Erfindung bestand darin
daß
dieser Erfindung war, daß …… [d|D]er Motor ˇsollte sich im Innern der
ho[l|h]len Walze saß bef[a|i]nd <en> sollte. Die Kurbelwelle
lief durch die Mitte der Walze & war
an beiden Enden durch Speichen mit de[r|m]
Walze Walzenrande fest verbunden. Der Zylinder des Ben-
zin
[m|M]otors Motors aber war an der Innenseite
der Walze befestigt. – Auf den ersten Blick sieht diese Konstruktion wie eine Maschine aus. In Wirk ˇTatsächlich aber ist [D|d]as Ganze war
also
ein starres System & der Kolben
des Benzinmotors k[o|a]nnte sich i[n|m]
seinem Zylinder nicht aus & ein bewegen.
Der Irrtum des Erfinders hat mit einem
philosophischen Irrtum Verwandtschaft. < Die Konstruk-
tion schaut ˇganz so aus wie eine Maschine & ist doch keine. Wir haben sie selbst <…>
jeder Bewegungsmöglichkeit beraubt & wissen es nicht.
>
175




[⋎ S. 35 Bd XI C] als eigener Absatz.]


     

  Ich könnte mir eine Orgel denken
deren Register durch Tasten zu be-
tätigen wären, die den Spieltasten des
Manuals ganz gleichgeformt wären
& ˇso unter diese verstreut wären daß das Manual wie ein gewöhnliches aussähe . Und es
könnte so nun ein philosophisches Problem
entstehen; daß etwa: “wie sind stumme Töne
möglich”. Und der würde das Problem lösen,
der auf den Gedanken käme die Regis-
tertasten durch Züge zu ersetzen, die
mit den Spieltasten keine Ähnlichkeit
haben hätten. ⋎[S. 36 Bd XI A anschließend ˇneue Zeile]
c
     


⋎[S. 36 Bd XI B eigener Absatz]

   “Könnte eine Sprache aus lauter unabhän-
gigen Signalen bestehen?” Statt dessen könn-
te <…> man fragen: Wollen wir eine Reihe
von einander unabhängigen Signale noch
eine “Sprache” nennen? – Wenn gefragt
würde: Kann so eine Sprache das-
selbe leisten, wie eine die aus Sätzen
also Kombinationen von Zeichen, besteht,
müßte man antworten: die Erfahrung
wird es lehren, ob z.B. die Wirkung dieser
Spra
jener Signale auf die Menschen eine
ähnliche ist wie die der Sätze. Aber
die Wirkung interessiert uns nicht; wir
betrachten die Erscheinung, den Kalkül, der
Sprache.
    Denken wir uns etwa ein Tagebuch
mit unabhängigen Signalen geführt. Eine Seite
ist in Abschnitte für die Stunden des Tages einge-
teilt ˇnach Art eines Stundenplans,. Das Zeichen “A” heißt: ich schlafe; “B”
176
heißt “ich arbeite”; “C”, ich esse; u.s.w., u.s.w.. Aber
da kommt es nun drauf an: werden
diese Erklärungen ausdrücklich gegeben,
daß sie also die Signale mit einer an-
dern Sprache verbinden; werden hinweisende
Erklärungen der Signale gegeben die die
Signalsprache vervollstandigen? [o|O]der
soll die Sprache wirklich nur aus den
Zeichen A, B, C, etc. bestehen?
    Wie, wenn mich [e|E]iner fragte: “wie weißt
Du daß Du jetzt dasselbe tust, wie vor
einer Stunde”, & ich antwortete: “ich hab
mir's ja aufgeschrieben, hier steht ja
ein ‘C’.”. – Kann man fragen ob ˇdas Zeichen “A” immer
das gleiche bedeutet; & unter welchen Um-
ständen kann diese Frage, mit ja oder
nein im einen oder andern Sinn, beantwortet werden? (Man kann
sich eine Sprache denken in der die Wör-
ter, die Farbnamen z.B. etwa, mit den Wochen-
tagen ihre Bedeutung wechseln; diese
Farbe heißt Montag “rot”, [d|D]ienstag “blau”.
“ A = A” kann besagen, daß es in der be-
treffenden Sprache keinen Wechsel in den Sprachen, auf die sich die Regel bezieht, keinen Wechsel ……
der Bedeutung des Zeichens “A” gibt.)
     


   Denken wir uns wieder eine Spra-
che die aus Befehlen besteht. Man
soll mit ihr die Bewegungen eines
Menschen leiten können[. D|; d]ie Befeh-
le bestünden etwa im Nennen
einer Anzahl von Schritten
bestehen aus Ziffern einer Längenangabe verbun-
den mit den Wörtern “vor”, “rück-
wärts”, “rechts”, “links” & den Wörtern
“schnell” & “langsam”. Man könnte
177
nun natürlich alle diejenigen Befehle
die man wirklich gebrauchen wird durch
von einander unabhängige Zeichen, Signa-
le,
ersetzen. Es wäre dann m könnte
Einer diese Signale erst zuerst als Abkür-
zungen ˇder Sätze jener ersten Sprache lernen, sie die Signale
<sie> auch in diesec sie zurückübersetzen, ehe
er sie befolgt, später aber unmittel-
bar nach den Signalen handeln. – Man
könnte dann von zwei Sprachen reden &
die erste bildhafter nennen als die
zweite. Man ˇnämlich würdewürde ˇnämlich nicht sagen, daß
ich aus einer Reihe solcher Signale
allein d[ie|er] ein Bild Bewegung des Menschen,
der ihnen folgte, ableiten kann, wenn
nicht zu den Signalen noch das tritt,
was man eine allgemeine Regel der
Übersetzung in die Zeichnung nennen wür-
de. Wir würden nicht sagen, : aus dem
Zeichen abbcd läßt sich die Figur
ableiten; wohl aber aus abbcd und der
Tabelle
Man
     

  Man kann nun sagen: die Grammatik
erklärt die Bedeutung der Zeichen & da-
durch macht sie die Sprache bildhaft.
Die Grammatik bestimmt die Bedeutung
der Wörter & bestimmt ihnen damit
den Platz, den sie beim Portraitieren eines

178
Sachverhalts einnehmen dürfen. Denn wo-
nach richte ich mich, wenn ˇich hier “rot”
sage & nicht “blau”, hier “oder und & nicht
“und” “oder”? Doch woh nach der Bedeu-
tung der Wörter, nach dem, was in Ab-
machungen über sie, also in der Gram-
matik festgehalten ist. Denn warum
sollte ich sonst ein Wort einem an-
dern vorziehen.

   Das heißt will sagen: Wenn [i|I]ch ˇkann die Wahl
eines Wortes rechtfertige, dann so geschieht es durch die
Grammatik ˇrechtfertigen. Das heißt aber nicht, daß
ichˇdie Worte, wenn die ich Worte gebrau ˇsie etwa bei in
einer Beschreibung, gebrauche ich sie
durch Erklärungen rechtfertige, oder
rechtfertigen muß.
     



   Wir reden vielmehr von der Möglichkeit
dieser Rechtfertigung. Und die ver-
hält sich zum wirklich eintreten-
den Fall ähnlich wie ein Gedanken-
gang, in dem ich die Überlegung m
12 × 12 = 144 mache, zu einer Wiedergabe
des Gedankengangs, worin diese Rech-
nung
Multipli-
kation
auf dem Papier wirklich durch-
geführt ist.
     Wir vergleichen den tatsächlichen
Vorgang beim Gebrauch des Zeichens
mit dem einem solchen, in wel-
chem eine Rechtfertigung gegeben
wird. Wir ergänzen das tatsächlich
Ausgeführte zu einem bestimmten
Kalkül, um es von diesem bestimmten
Gesichtspunkt anzusehen.
Ähnlich, wie die
179
ˇDamit ist es zu vergleichen wenn die gewöhnliche Grammatik einen eliptischen Satz ergänzt,
also dieses Gebilde als einen verkürzten
Satz auffaßt.
     


[Zu S. 37] A Man könnte also sagen, Augustinus
stelle die Sache zu einfach dar; aber auch: er
stelle eine einfachere Sache dar.
     


[Zu S. 37] B Wie Augustinus das Lernen der Spra-
che beschreibt, das kann uns zeigen,
von welcher Auffassung der Sprache der
Begriff von der Bedeutung der Wörter
sich herleitet.
     



   Ich will erklären: Der Ort eines Worts in
der Grammatik ist seine Bedeutung.
     

    Ich kann das auch so sagen: der Ge-
brauch des Wortes in der Sprache ist sei-
ne Bedeutung.
     

  ˇIch kann aber auch sagen:
Die Bedeutung eines Wortes ist das, was
die Erklärung der Bedeutung [E|e]rklärt.
     

  Die Erklärung der Bedeutung aber erklärt
den Gebrauch des Wortes.
  Der Gebrauch des Wortes in der Sprache ist seine
Bedeutung




     
180
[Zu S. 61 anschließend an: “zeigt. –”] Aber wie ist
denn diese Vertretung möglich? Ich kann
doch nicht ein beliebiges Ding ein ande-
res vertreten lassen. – Es ist dann eben
bedeutsam, daß diese Vertretung möglich
ist; denn der Vertreter das Vertretende muß dann,
in bestimmten Fällen wenigstens, ebenso-
gut taugen wie das Vertretene.
     

[Das Folgende bis zum Strich ˇauf S. 184 gehört zu S. 38 gr. Format]


     
  Wir reden von einem Verstehen (einem
Vorgang des Verstehens, oder auch einem Zu-
stand des Verstehens Verständnisses) & auch von
gewissen Vorgängen, die Kriterien die-
ses Verstehens sind.
     Das Verstehen möchte man einen
geistigen Vorgang oder einen Zustand
der Seele nennen & charakterisiert
es damit als hypothetischen Vorgang
etc. oder richtiger als Vorgang (oder
Zustand) im hypothetischen Sinn.
D.h. man verweist das Wort “Verste-
hen” in ein bestimmtes Gebiet der
Grammatik.




     
   Und zwar ist die Grammatik des
seelischen Zustands oder Vorgangs ˇin mancher Beziehung
ähnlich der etwa des Gehirnvorgangs.
Der Hauptunterschied ist vielleicht
der, daß im Falle des Gehirnvor-
gangs eine direkte Kontrolle ˇals möglich zu
gelassen wird; wenn man etwa
den ˇbetreffenden Vorgang durch öffnen des Schädels
181
sieht. Während ein solches von so einem ‘unmittel-
bare[s|n] Wahrnehmen’ das in der Gram-
matik des seelischen Vorgangs nicht
die Rede ist. (Diesen Zug gibt es in
diesem Spiel nicht.)




     
Welches ist das Kriterium dafür, daß
wir das Wort “rot” verstehen?
Daß wir einen roten Gegenstand aus
anderen auswählen, wenn es verlangt
wird, oder daß wir die hinweisende
Definition des Wortes “rot” geben kön-
nen?
   Beides betrachten wir als Zeichen des
Verständnisses. Hören wir jemand das
Wort “rot” gebrauchen & bezweifeln
daß er es versteht, so können wir ihn
zur Prüfung fragen: “welche Farbe
nennst Du ‘rot’”. Anderseits, wenn
wir jemandem die hinw. Erklärung ˇdes Wortes
gegeben hätten & nun sehen wollten,
ob er sie richtig verstanden hat, wür-
den wir nicht von ihm verlangen, daß er
sie wiederhole, sondern wir gäben
ihm etwa die Aufgabe, aus einer
Reihe von Dingen die roten heraus-
zusuchen.




     

Hier kann g vor allem gefragt werden:
“ist von meinem Verstehen oder vom
Verständnis des Andern die Rede?”
“Nur ich kann wissen, ob ich verstehe,
der Andere kann es nur vermuten.”
182
“Daß ich verstehe ist keine Hypothese, daß
der [a|A]ndere versteht ist eine.”
Wenn wir das sagen, so fassen wir “Ver-
stehen” als ein Erlebnis auf analog
ˇ z.B. dem der Zahn[s|S]chmerze[n|s] eines etwa.
    Man sagt: “Du kannst nicht
wissen ob ich verstehe (ob ich mich freue etc);
Du kannst nicht in mich hineinschau-
en”. “Du kannst nicht wissen, was ich
denke”. Wohl, aber das gilt nur
dann, wenn Du nicht laut denkst;
& der Unterschied zwischen dem
lauten (oder schriftlichen) Denken &
dem Denken in der Vorstellung inter-
essiert uns hier nicht.
     

  Darauf kann man einwenden
daß das Denken auch wenn es
nur das visuelle Erlebnis des
Schreibens wäre, doch privat ist &
daß der Andere zwar w sehen kann
was meine physische Hand schreibt
aber nicht mein Seherlebnis haben
kann. Diese Fragen müssen
uns an einer andern Stelle be-
schäftigen.




     
Aber können wir für unseren gegenwär-
tigen Zweck statt “er versteht” &
“ich verstehe” nicht sagen “er
schreibt” & “ich schreibe”?
     Wir lassen dann die Frage
des Erlebens ganz aus dem Spiel.
Und also etwa auch die Frage
183
privaten Verständnisses. Sie erscheint
uns dann hier unwichtig. // Sie er-
scheint uns dann an dieser Stelle
unwichtig.//




     
  Wir nennen “verstehen” nicht die
Handlung – welche immer – die uns
das Verständnis zeigt, sondern einen
Zustand, für den diese Handlung
ein Anzeichen ist. Und das ist eine
Aussage über die Grammatik der
Bezeichnung eines solchen Zustan-
des.




     
Wir können das Hersagen Aussprechen der Regel
allein ‘Kriterium des Verstehens’ nen-
nen oder auch Proben des Gebrauchs
allein.
   In einem Fall wird dann “er ver-
steht” heißen: “wenn Du ihn nach
der Regel fragst wird er sie sagen”;
im andern Fall: “wenn Du eine An-
wendung der Regel von ihm verlangst
wird er Deinen Befehl ausführen.
   Oder aber wir betrachten das das
Angeben der Regel als ein Symptom dafür
daß er etwas Anderes tun kann als
die Regel angeben. So also, wie wir die
Uhr an's Ohr halten, sie ticken hören
& sagen, <:> sie geht. Wir erwarten dann
nicht bloß daß sie auch weiterhin
ticken wird, sondern auch, daß sie die
Zeit zeigen wird.
184
     


Man könnte sagen: “das Hersagen der
Regel ist ein Kriterium des Verständ-
nisses, wenn er die Regel mit Verständ-
nis ausspricht & nicht rein mecha-
nisch.” Aber hier kann wieder die sinn-
volle Betonung beim Aussprechen als
Verständnis gelten; & warum dann
nicht einfach das Aussprechen selbst?




     
Verstehen = be-greifen = einen bestimmten
Eindruck von dem Gegenstand erhal-
ten, ihn auf sich wirken lassen.
Einen Satz auf sich wirken lassen;
Konsequenzen von ihm des Satzes betrach-
ten, sich vorstellen; etc..




     
“Verstehen” nennen wir ein psychisches
Phänomen das speziell mit der Er-
scheinung den Er-
scheinungen
des Lernens & Gebrauchs
unserer, der menschlichen, Wortspra-
che verbunden ist.
     


[Zu S. 61] anschließend an die letzte
nicht durchstrichene Zeile]
Aber erkläre ich nicht einem Franzosen
die Bedeutung des Wortes “rot” auf eben
diese Weise? “Ja, aber nur, weil er
die Bedeutung von [|] rouge [|] durch
hinweisende Definition gelernt hat.”
Aber muß ihm diese Definition gegen-
185
wärtig sein (& andernfalls sonst ist sie nur
Geschichte), oder ein rotes Vorstel-
lungsbild, wenn er meine Erklä-
rung “rot = rouge” versteht? Muß
so ein Bild gegenwärtig sein, wenn
er, wie wir sagen würden, das Wort
“rouge” mit Verständni[g|s] gebraucht?
(Denke an den Befehl: “[s|S]telle Dir
einen ˇkreisförmigen roten Kreis vor roten Fleck vor!”)
     


[Zu S. 63 als neuer Absatz]
    Ist es richtig, & in welchem Sinne,
von hinweisenden Definition zu sagen,
sie setze wie die Verbaldefinition
ein Zeichen für ein anderes; das Wort
für den Hinweis?
     


[Zu S. 67 als neuer Absatz]
Anderseits ist es wohl denkbar, daß
Menschen in den Farben die sie mit
Violintönen assoziieren Asso[t|z]iationen von Farben mit Violintönen so genau
übereinstimmten daß Einer zum An-
dern sagen könnte: “Nein, diesen ˇViolinTon
hast Du nicht richtig gemalt dargestellt, er
war gelblicher als Du ihn gemalt
hast”; & der Andere würde nun
nicht
etwa antworten: “Du hast recht
es hat mir selber so geschienen”. –
     



  Wie kann, wenn ich klingle, das je-
mandem befehlen zu mir zu kommen?
186
Ist es nur dadurch möglich, daß ich
das Klingelzeichen nach dem Gedächt-
nis (oder nach einer Tabelle) in Worte
übersetze? Und können wieder diese
Worte nur dadurch etwas sagen, daß ich
sie (nach dem Gedächtnis oder nach einer
Tabelle) in ein Bild übersetze? (Wie
weiß ich wie dieses Bild anzuwenden
ist?)
     


[Zu S 71 als neuer Absatz]
  Brauchen wir etwa nur einen gespro-
chenen Befehl zu befolgen ˇzu können ein Erin-
nerungsbild dessen, was wir taten
als wir ihn das letzte Mal befolg-
ten?
   Befielt er uns also eigentlich, :
“Tu jetzt das, was Du, Deiner Erinne-
rung nach, damals getan hast”?
Auch diesen Befehl könnte man
geben. Aber brauche ich also
um ihn befolgen zu können
ein Erinnerungsbild davon vom
Suchen in der Erinnerung?
    Der Befehl “[t|T]u jetzt das was Du
Deiner Erinnerung nach damals
getan hast” sagt mir, ich
solle an einem bestimmten
Ort nach einem Bild suchen, wel-
ches mir sagen wird, was ich zu
tun habe. Der Befehl ist also
ganz analog dem: “Tu das was
auf dem Zettel in dieser Lade auf-
geschrieben steht”. Steht nichts
187
auf dem Zettel so ist der Befehl
sinnlos.
     


[Zu S. 75 als neuer Absatz nach S. 77 B]
Es wäre nicht richtig zu sagen: die
Übereinstimmung & Nichtübereinstimmung
zwischen Satz & Welt Wirklichkeit ist sei willkürlich durch
eine Zuordnung von sprachlichem Aus-
druck & Wirklichkeit erzeugt: Die Zuord-
nung bestünde besteht doch darin, daß der
Satz ‘p’ sagt, es sei gerade das der
Fall. Aber wie ist uns diesesc ‘gerade
das’ im besondern Fall gegeben? Ob
[d|D]urch einen andern Satz der Wort-
sprache oder durch einen Hinweis
auf die ‘Wirklichkeit’. Beides sind
Erklärungen der Sprache als Vorberei-
tung zu ihrem Gebrauch.
Aber was ist
dieses ‘gerade das’ in einem besonderen
Fall? Ist es durch einen Hinweis auf
die ‘Wirklichkeit’ gegeben, dann ist
dieser Hinweis die Erklärung eines
sprachlichen Ausdrucks, & selber
ein solcher. Der erklärende Hinweis
bereitet auf die Anwendung der
Sprache vor; er übersetzt eigentlich
aus einer Sprache in eine andere. Er
ist ein Akt der Zeichengebung & ver-
schieden von dem Urteil, daß ein Satz
mit der Wirklichkeit übereinstimmt (oder
das Gegenteil).
     



188
[Zu S. 90. neuer Absatz]
    Wenn man an den Gedanken, als etwas
spezifisch [m|M]enschliches, [o|O]rganisches
denkt, möchte man fragen: “Könnte
es denn eine Gedankenprothese geben,
einen anorganischen Ersatz für den
Gedanken?” Aber wenn das Denken
nun im Schreiben oder Sprechen besteht,
warum soll dies nicht eine Maschine
tun? – “Ja, aber die Maschine weiß
von nichts!” – Freilich, von einer Prothe-
se des Sehens & Hörens zu reden hat
keinen Sinn. Man redet zwar von einem
k<ü>nstlichen Fuß, aber nicht von künstli-
chen Fußschmerzen.
[Variante]

   Wenn man den Gedanken als etwas spe-
zifisch [m|M]enschliches, Organisches auf-
faßt, möchte man fragen: “Könnte
es eine Gedankenprothese geben, könnte
denken von einer leblosen [v|V]orrichtung
vollbracht werden? Nun, die Rechen-
maschine kann die zehn Finger beim
Rechnen ersetzen; aber von einem
anorganischen Ersatz für die Rechnung
kann natürlich nicht geredet werden.
     



[Zu S. 92 neuer Abs.]
A
     Wir können sagen: Denken ist das Operie-
ren mit Symbolen. Aber ‘[d|D]enken’ ist ein
fließender Begriff, & welcher das
‘Operieren mit Symbolen’ ist, muß
in jedem besondern Fall eigens
betrachtet werden.
189

   Ich könnte auch sagen: Denken ist
operieren mit der Sprache[.|;] <a> A ber ‘Sprache’ ist
wieder ein fließender Begriff.
     


< B > Wenn gesagt wird: “[d|D]enken ist ein
geistiger Vorgang”, so stimmt ist das
wohl nur ˇrichtig, insofern man auch das
sehen eines geschriebenen Satzes
oder das Hören eines gesprochenen
einen geistigen Vorgang nennt. Also
in dem Sinne in welchem man
Schmerzen einen geistigen Zustand
nennt. Man will dann mit dem
Wort “geistiger Vorgang” das ‘Erleb-
nis’ vom ‘physikalischen Vorgang’
unterscheiden. – Anderseits deutet
freilich das Wort “geistiger Vorgang” an,
daß es sich hier um etwas unver-
standene Vorgänge in einer uns
nicht zugänglichen Sphäre handelt.
    Ferners redet die Psychologie
auch von ‘unbewußten Gedanken’ &
gebraucht meint hier das Wort mit “Gedanken”
als einen Vorgang in einem Seelen-
modell. (‘Modell’ in dem Sinn, in
welchem man von einem mechani-
schen Modell der elektrischen Vorgänge
spricht.)
    Wenn dagegen Frege vom Gedanken
spricht, den ein Satz ausdrückt,
so ist hier das Wort “Gedanke” etwa
gleichbedeutend dem Wort “Sinn des
Satzes”.





190
     


C
     Man könnte sagen: in allen Fällen
meint man mit “Gedanken” das
Lebende am Satz. Das, ohne welches
er tot, ein<e> bloßer Lautfolge oder
Folge von geschriebene[n|r] Figuren ist.
     Wenn ich aber ebenso von einem
Etwas spräche, welches einer Konfigura-
tion von Schachfiguren Bedeutung gibt,
& d.h., sie von einer beliebigen andern
Zusammenstellung von Holzklötz-
chen unterscheidet, oder von dem
Etwas welches den Geldstücken ihre
Bedeutung, ihr Leben
was könnte
ich da nicht alles meinen! Die Regeln
die die Schachkonfiguration zu einer
Situation eines Spiels machen, die beson-
deren Erlebnisse die wir mit solchen
Spielstellungen verbinden, den Nutzen
des Spiels.
    Oder wenn wir von einem Etwas
sprächen, welches das Papiergeld von
bloßen bedruckten Zetteln unterscheidet
& ihm seine Bedeutung, sein Leben gibt!
     


[Zu S. 95 anschließend an: “Wesen.””]
Aber wenn ich sage der Gedanke sei
etwas ganz [h|H]a<u>sbackenes, so meine
ich, es gehe uns mit diesem Begriff
wie mit dem der Zahl oder Begriff etwa der
Zahl [| ]. Es scheint etwas geheim-
nisvoll an ihm zu sein, weil wir
die seine Grammatik mißverstehn
191
& ein greifbares Ding vermissen was
dem Dingwort entspricht. (Es ist uns
da
Das ist beinah ähnlich zu mute, wie wenn wir
aus dem leeren Raum vor uns eine
menschliche Stimme hörten, aber keinen
Menschen vor uns sähen.)


       [Anschließend in eine neue Zeile.]
     


      [Zu S. 103 als eigener Absatz]
A
      Ich könnte sagen: “‘Sprache’ das
ist ein Sammelname für die Sprachen;
& die Sprachen sind auf vielerlei Weise
mit einander verwandt.”
     


  Die Erklärungen, die ich das Denken
& den Gedanken betreffend zu ge-
ben habe, sind nur Darstellungen
der Grammatik der Wörter “denken”
& “Gedanke”.
     

[Zu S. 103]
B
     Man kann in der Logik nicht
allgemein sein ins Blaue. Lege
ich die Grammatik meiner Allgemein
heit fest so gibt es keine logischen
Überraschungen ˇmehr. Und lege ich sie nicht
fest so bin ich nicht mehr im
Reich einer exakten Grammatik.
    D.h.: die Unbestimmtheit der
Allgemeinheit ist keine Unbestimmt-
heit ihrer Grammatik. Die logische Unbestimmtheit. Die Allgemein-
heit ist eine Bewegungsfreiheit, keine
Unbestimmtheit der Geometrie.
     


192
[Zu S. 107 als neuer Absatz.]
  Wie haben wir denn das Wort “Pflanze”
verstehen gelernt? Wenn ich davon ab-
sehe, daß wir vielleicht eine Definition
des Begriffs, in der Botanik etwa, gelernt
haben, die dann auch nur in der
Botanik eine Rolle spielt, so ist es
klar, daß wir die Bedeutung des Wortes
durch Beispiele gelernt haben. Und
wenn wir nun von hypothetischen Dispo-
sitionen absehen, so stehen diese Bei-
spiele nur für sich selbst. Hypothesen
über das Lernen & Gebrauchen der Spra-
che & kausale Zusammenhänge
interessieren uns ja nicht. Wir neh-
men daher nicht an, daß die Beispie-
le im Lernenden etwas hervorrufen,
ein Wesen vor seine Seele rufen stellen, die
Bedeutung des Begriffswortes, den
Begriff ‘Pflanze’. Sollten die Beispiele
eine Wirkung haben indem sie, sagen
wir, ein bestimmtes Gesichtsbild im
Lernenden hervorrufen erzeugen, so geht uns
der kausale Zusammenhang zwischen
den Beispielen & diesem Bild nichts
an, & für uns stehen sie nebeneinander.
Und wir können etwa dann von den
Beispielen ganz absehen & nur das Bild
als Symbol des Begriffes ansehen; oder
auch Bild & Beispiele zusammen.
      Wenn man sagt “wir verstehen
das Wort ‘Sessel’, weil indem wir wissen, was
allen Sesseln gemeinsam ist” –, was
heißt es, daß wir das wissen? Etwa
daß wir bereit sind es zu sagen (wie im
193
Fall “wir wissen, daß 6 × 6 36 ist”)? Und was
ist also das Gemeinsame? Oder sagen wir
hier nicht nur darum, wir wissen das
Gemeinsame, weil wir das Wort “Sessel”
anwenden können? Verführt uns da
nicht etwa eine Analogie wie diese: Nehmen
wir an, ich erklärte das Wort “rot” in-
dem ich auf eine rote Wand, ein rotes
Buch, ein rotes Stück Tuch zeigte &
jemand fertigte danach nach dieser Erklärung ein Muster
der Farbe Rot an indem er ein Rotes
Täfelchen herstellte. Man könnte
in diesem Falle sagen, er habe gezeigt
daß er begriffen habe, was das [g|G]emeinsa
me aller Beispiele war, die ich ihm gege-
ben hatte.
     


Der grammatische Ort des Wortes
“Spiel”, “Regel” etc. ist durch Bei-
spiele etwa so gegeben, wie der
Ort einer Zusammenkunft durch
die Angabe sie werde bei diesem
& diesem Baum stattfinden.
     


Man denkt sich die Bedeutung
als etwas, was uns bei dem Wort
vorschwebt.
   Was uns bei dem Wort vorschwebt
charakterisiert jedenfalls die Bedeu
tung. Was mir aber vorschwebt
ist ein Beispiel, ein Fall der Anwen-
dung des Worts. Und das Vorschwe-
ben besteht nicht eigentlich darin,
194
daß, wenn immer ich das Wort <…> ausspreche
oder höre eine bestimmte Vorstellung
gegenwärtig ist, sondern daß mir,
wenn ich nach der Bedeutung des Wor-
tes gefragt werde, Anwendungen des
Wortes einfallen.
     


Jemand sagt mir: “Zeige den Kindern
ein Spiel!” Ich lehre sie nun Geld
würfeln & der Andere sagt mir: “Ich
habe nicht so ein Spiel gemeint”.
Mußte ihm da, als er mir den
Befehl gab der Ausschluß des
Würfelspiels vorschweben?
     


Nehmen wir an jemand sagte: “Nein,
so ein Spiel habe ich nicht gemeint;
ich habe ‘Spiel’ in der engeren Be-
deutung gebraucht”. Wie zeigt es
sich daß er das Wort in einer
engeren Bedeutung g<e>braucht?
     


Kann man aber das Wort “Spiel” nicht
auch in seiner weitesten Bedeutung
gebrauchen? Aber welches ist die?
Es sind ja keine Grenzen gezogen
außer wir legen eigens solche
fest.
   Ein Satz wie der: “Die Assyrer
kannten verschiedene Spiele”, wenn
wir ohne jede weitere Qualifikation etwa
in einem Geschichtsbuch fänden, würde
195
uns sehr seltsam anmuten; weil
wir nicht sicher wären ein Beispiel
angeben zu können was auch nur
beiläufig der Bedeutung des Wor-
tes “Spiel” in diesem Fall entspricht.
     


Es will etwa jemand in das Regel-
verzeichnis eines Spieles schreiben den Satz aufnehmen,
das Spiel sei in dem & dem Jahre er-
funden worden. Ich sage: “ <(> Nein, <)> das
gehört nicht ins Regelverzeichnis,
das ist keine Regel”. Ich schließe
hier also Sätze der Geschichte aus
den Regeln // aus dem Gebiet der
Regeln //
aus. Und ebenso wür-
de ich einen Satz wie: “dieses
Spiel ist nur durch lange Übung
zu erlernen” als einen Erfah-
rungssatz aus den Regeln aus-
schließen. Aber es würde
uns leicht irreführen zu sagen, man
hätte damit um das Gebiet der Re-
geln Grenzen gezogen.
     


Wenn ich jemandem den Gebrauch eines
Wortes, etwa des Wortes “wünschen”,
durch ˇcharakteristische Beispiele klar zu machen suche,
so liegt es nahe, daß der Andere
in Form eines Einwands ˇgegen das von mir Vorgebrachte Beispiele ein Beispiel
anführt das auf eine ˇnoch andere Gebrauchs
art hindeutet. Meine Antwort ist dann,
daß das neue Beispiel für unsre Betrach-
tung nützlich werden kann, daß es
196
aber kein Einwand gegen meine Beispiele
ist. Denn ich wollte ja gar nicht sagen,
diese Beispiele seien die Darstellung des
Wesens dessen was man “wünschen” nennt
Höchstens Darstellungen verschiedener
Wesenheiten die alle man wegen
gewisser Verwandtschaften mit die-
sem Wort bezeichnet. Der Irrtum
ist, daß angenommen wird, wir woll-
ten durch diese Beispiele das Wesen,
des Wünschens etwa, illustrieren, &
die Gegenbeispiele zeigten nun, daß
dieses Wesen noch nicht richtig er-
faßt sei. Das ist, als wäre unser
Ziel, eine Theorie des Wünschens zu
geben, die dann eben alle Fälle
des Wünschens erklären müßte.
    Darum sind aber anders<e>its die
herangezogenen Beispiele nur dann
von Nutzen, wenn sie klar ausgeführt,
& nicht blos vag angedeutet sind.


     
[Zu S. 128 als neuer Absatz]
  Wenn wir einen Befehl geben, so
kann es scheinen, als ob das Letzte
was der Befehl wünscht <(> doch <)> unaus
gedrückt bleiben muß, da immer
noch eine Kluft zwischen dem Befehl
& seiner Befolgung bleibt. Ich
wünsche etwa, daß Einer eine bestimm-
te Bewegung macht, etwa den Arm hebt.
Damit es ganz deutlich wird mache
ich ihm die Bewegung vor. Dieses Bild
scheint unzweideutig bis auf die
197
Frage: wie weiß er daß er diese Bewegung
machen soll
? – Wie weiß er überhaupt,
wie er die Zeichen, welche immer ich ihm
gebe, gebrauchen soll? Ich werde
nun etwa trachten den Befehl durch
ˇweitere Zeichen zu ergänzen, indem ich etwa von mir
auf den Andern denke, Gebärden der
Aufmunterung mache, etc.. Hier
scheint es als finge der Befehl zu
stammeln an.
     Denken wir, ich wollte jemandem vor-
schreiben die Zahlen von 1 bis 4 zu quadrieren &
täte es mit dem Schema:
Ich bin nun versucht zu sagen, daß mit
dem Fragezeichen doch nur etwas
angedeutet aber nicht ausgespro-
chen ist.
   Als trachte das Zeichen sich
uns verständlich zu machen. Aber
wenn wir es nun verstehen
// Als trach-
te das Zeichen mit unsicheren
Mitteln in uns ein Verständnis
hervorzurufen. // Aber wenn wir es
nun verstehen, in welchen Zeichen tun
wir das?
     


[Zu S. 138 anschließend]
Wohl aber könnte man fragen:
sollen wir das noch eine “Erklärung”
nennen? – Denn sie spielt im
Kalkül natürlich eine andere
198
Rolle als was wir gewöhnlich hinwei-
sende Erklärung des Wortes “rot”
nennen auch wenn sie dieselbe
praktische Folge dieselbe Wirkung
auf den Lernenden hätte.
     


[Zu S. 142]
   Ich kann wohl sagen: In meinem
Zimmer unruhig auf & ab<|>gehen, zur
Tür schau<e>n, bei einem Geräusch aufhor-
chen heißt: den N. erwarten. – Das ist
eben eine Definition des Ausdrucks
“den N erwarten”. Freilich ist es keine
Definition des Wortes “erwarten”, denn
es ist ja damit z.B. nicht e<r>klärt was
es heißt “den M erwarten”. Nun, dafür
können wir sorgen; wir sagen etwa:
den N X erwarten heißt die angegebenen
Handlungen ausführen & dabei den
Namen “N” “X” aussprechen. Nach dieser
Definition ist der den ich erwarte,
der, welcher den ausgesprochenen
Namen hat. Oder ich definiere: den Men-
schen X erwarten heißt: das tun was
ich im zweiten Beispiel angegeben
habe & die Zeichnung eines Menschen
anfertigen. Der Erwartete ist nun,
wer den Namen X trägt & der Zeichnung
entspricht. – Damit wäre natürlich
nicht erklärt, was es heißt “das Gehen
des N erwarten” & ich müßte dafür entwe-
der eine neue ˇunabhängige Definition geben, oder
eine allgemeinere Erklärung die
Gehen & Kommen umschließt. Und mit
199
der wäre etwa nicht erklärt, was es
heißt “ein Gewitter erwarten”; etc. etc..
     


Was alle diese Fälle char<a>kterisiert
ist, daß, was erwartet wird aus der
erwartenden Handlung mittels
der Definition abgelesen werden
kann. Nicht eine spätere Erfah-
rung entscheidet darüber, was
wir erwarten.
     Und ich kann sagen: In der Erf
Sprache berühren sich Erwartung &
Erfüllung.
     


Die Handlung des Erwartenden ist
hier also eine, die ich nach ge-
gebenen Regeln in den Satz “er
erwartet, daß p geschieht” übertra-
gen kann. Und also ist das
einfachste typische Beispiel für
diese Fälle diesen F[a|ä]lle // für diesen
Gebrauch des Wortes “erwarten” //,
daß die Erwartung des Eintreffens
von p darin besteht, daß der Er-
wartende sagt: “ich erwarte
daß p geschieht”. < Daher klärt es in sovielen Fällen die grammatische
Situation, zu sagen: Setzen wir statt der Erwartung den
Ausdruck der Erwartung. Statt des Gedankens, den Ausdruck des Gedankens. // Den Ausdruck des Ge-
dankens statt des Gedankens. //
>
     


Die Erwartung kann man auffassen
als eine erwartende, vorbereiten-
de Handlung. Sie streckt wie ein
Ballspieler die Hände aus, richtet
sie, um den Ball zu empfangen.
200
Und die Erwartung des Ballspieles
kann darin bestehen, daß er die Hände
ˇin bestimmter Haltung ausstreckt & auf den Ball blickt.
     


Mancher wird vielleicht sagen wollen:
[d|D]ie Erwartung ist ein Gedanke.” Und
gewiß
Das entspricht das offenbar einem
Gebrauch des Wortes “erwarten”. Und
wir wollen uns nur erinnern, daß
der Vorgang desc eines Gedankens sehr ver-
schiedenerlei
sein kann.
    Und ist die Erwartung der Gedanke:
“ich erwarte daß p geschieht”, so ist es
unsinnig zu sagen, ich werde vielleicht
erst später erkennen, was ich erwar-
tet habe.
     


  Dasselbe Analoges ließe sich könnte man
von Wunsch, Furcht & <,> Hoffnung sagen.
(Plato nennt die Hoffnung “eine Rede”.)
     


  Anders ist es aber, wenn man den
Hunger einen “Wunsch” nennt & etwa zwar
den Wunsch ˇdes Körpers nach der Speise, die ihn s<t>illen
wird. Dann ist es eine Hypothese,
daß gerade das den Wunsch befrie-
digen wird & es gibt eine Vermutung ˇdarüber &
einen Zweifel<.> darüber.
   Und so ist es auch wenn ich “Erwar-
tung” ein Gefühl nenne, etwa eins
der Unruhe, Unbefriedigung. Aber natürlich
sind diese Gefühle nicht Gedanken
201
in amorpher Form.
     


  Die Vorstellung, daß der Gedanke ein
seltsamer unerklärter Vorgang im menschlichen
Geist sei macht es möglich, sich ihn in
einen amorphen Dauerzustand verwan-
delt zu denken.
     


Wenn ich sage “ich habe ihn den ganzen
Tag erwartet”, so ist mit “erwarten”
kein Dauerzustand gemeint, der den
Erwarteten & sein Kommen als Bestand-
teile enthielte, wie ein Teig Mehl,
Zucker, Eier gleichmäßig verrührt enthält.
Die Erwartung bestand vielmehr
in einer Folge von Handlungen, Gedan-
ken <(> & <)> , Gefühlen.
     
[Zu S 142, wie das Vorige, aber nach S. 150 A.]
< A >
  Ich werde aber vielleicht auch dann
sagen “ich habe den N erwartet”, wenn
die einzige Verbindung meiner [E|e]rwarten-
den Tätigkeiten mit ihm, die ist, daß
ich z.B. an einem bestimmten Tage
Vorbereitungen für eine Malzeit für
mich & eine andere Person treffe & daß
sich N für diese Mahlzeit bei mir ange-
sagt hat.
     


< B > Worin besteht der Vorgang oder Zustand
des Wunsches einen Apfel zu essen? Vielleicht
empfinde ich Hunger oder Durst oder beides,
202
vielleicht & stelle ich mir dabei einen Apfel
vor ˇoder erinnere mich, daß mir gestern einer geschmeckt hat,, vielleicht sage ich: “ich möchte einen
Apfel essen”, vielleicht gehe i gehe ich & schaue
ich in einen Schrank in dem wo gewöhnlich
Äpfel liegen. Vielleicht verbinden sich alle
diese Zustände & Tätigkeiten & andere.


     

Es scheint nun irgendwie, als würde
man die Intention von außen be-
trachtet nie als Intention erkennen;
als müßte man sie selbst intendie-
ren // meinen// um sie als Meinung zu
verstehen. Das hieße aber sie nicht
als Phänomen, nicht als Tatsache an
& für sich
, zu bloß gegebene Tatsache, zu …… // nicht als Erscheinung // // Das hieße aber sie nicht als Erscheinung, nicht als Tatsache zu……// betrachten[.|;] (Hier erinnert
die Intention an den Willen in der Schopen-
hauerschen Auffassung.)
sondern als
etwas [i|I]ntendiertes, – dem eine Rich-
tung gegeben wurde. Und was diese
Richtung ist, das wissen wir nicht. ˇ(Es ist etwas, was der Erscheinung als solcher fehlt) <. –>
[Hineinrücken] <> Das ist natürlich wieder das vorige
Problem[.|;] Ddenn der Witz ist, daß man
es dem Gedanken ansehen muß, daß er
der Gedanke ist, daß das & das der Fall
ist. Kann man es ihm nicht ansehen
(sowenig wie den Magenschmerzen
woher sie rühren) so hat er kein
logisches Interesse. – Das kommt auch
darauf hinaus, <:> daß man den Gedan-
ken mit der Realität muß unmitte-
telbar vergleichen können & es nicht
erst einer Erfahrung bedürfen kann

       Meine Auffassung scheint
203
unsinnig, wenn man sie so aus-
drückt: Man soll sehen können,
worüber Einer denkt, wenn man
ihm den Kopf aufmacht[. W|; w]ie ist
ˇdenn das möglich? die Gegenstände, über
die er denkt, sind ja gar nicht
in seinem Kopf< ! > (eE?bensowenig wie
in seinen Gedanken)< (!) > ?[Siehe ursprüngliches M.S.]

    Man muß die Gedanken, Inten-
tionen, etc. “von außen betrachtet”
als solche verstehen, ohne über eine
Bedeutung von etwas unterrichtet zu
werden. Denn das Bedeuten die Relation des Bedeutens gehört
dann eben mit zum Phänomen des Gedankens.
     

Wenn man den Gedanken betrachtet,
so kann also von einem Verstehen
keine Rede mehr sein; denn, sieht
man ihn, so muß man ihn als den
Gedanken dieses Inhalts erkennen; ,
es ist nichts zu deuten. – Aber so
ist es ja wirklich; wenn wir denken,
da wird nichts gedeutet. –
     


Wenn ich sagte: <>[“D|d]as hieße aber die
Intention nicht als Phänomen zu be-
trachten”, so erinnerte hier die Inten-
tion an den Willen in der Schopenhauerschen
Auffassung. Jedes Phänomen scheint
uns [T|t]ot im Gegensatz zum lebenden
Gedanken.
     


  “Die Intention von außen gesehen”,
204
das hat mit der Frage zu tun, ob
eine Maschine denken könnte.
“We<l>ches Phänomen immer man sähe,
es könnte nie die Intention sein. Denn
die muß ja das Intendierte ent-
halten. Und jedes Phänomen, wäre
ein in sich Vollstandiges, sich um
nichts auß ihm [b|B]ekümmerndes,
das tot daläge wenn man es für
sich betrachtet.”
     Und dem analog ist es wenn wir
sagen: “Der Wille kann kein Phäno-
men sein, denn jedes Phänomen
geschieht wieder nur, wird von uns
hingenommen, ist aber nicht etwas,
was wir tun. Der Wille ist nicht ˇetwas, was
ich ich geschehen sehe, sondern er be-
steht darin gleichsam darin, daß wir
in der Handlung sind; daß wir die
Handlung sind.” Schau auf Deinen
Arm & bewege ihn & Du wirst das
sehr stark empfinden: “Du beobach-
test nicht, wie es sich bewegt
beobach-
test nicht w<i>e er sich bewegt, Du machst
keine Erfahrung – oder keine bloße
Erfahrung – sondern Du tust etwas.”
Du kannst Dir dann sagen, daß Du
Dir sehr wohl auch den Fall denken
könntest, daß wo ganz dasselbe mit
Deiner Hand geschehe, aber von Dir
beobachtet, nicht ˇvon Dir gewollt. – Aber
schließe Deine Augen & bewege den Arm;
dann machst Du doch auch eine
Erfahrung & nun frage Dich, ob Du
Dir wieder vorstellen könntest, Du machest
205
die gleiche Erfahrung, aber ohne sie
zu wollen.
     


  Wenn man willkürliche von unwill-
kürlichen Bewegungen unterscheiden will
& es wird etwa ausgesprochen, daß
sich die willkürlichen Bewegungen
des Armes, z.B., von den unwillkür-
lichen durch ein Gefühl der Inner
vation unterscheiden, so drängt
es Einen
zu sagen: “[a|A]ber ich er-
leide
doch diese Erfahrung nicht,
ich tue sie doch!” – Aber kann
man bei der Erfahrung der Inner
vation auch noch von einem Un-
terschied zwischen erleiden & tun reden?
Ich möchte sagen: “Wenn ich will
so geschieht doch nichts mit mir,
weder die Bewegung noch ein Gefühl,
sondern ich bin das Agens.” Gut,
aber es ist doch sicher daß Du
auch Erfahrungen machst, wenn
Du den Arm willkürlich bewegst;
denn Du siehst (& fühlst) ihn
doch sich bewegen ob Du Dich
nun beobachtend dazu ver-
hältst oder nicht. Dann versuche
ˇalso einmal zu unterscheiden zwischen
allen Erfahrungen des Handelns
plus dem Tun (das keine Erfahrung
ist) & allen diesen Erfahrungen
ohne das Element des Tuns. Überlege,
ob Du so ein dieses Element auch weiter
noch für bedarfst, oder ob es Dir
206
nun obsolet erscheint. – Und freilich kannst
Du mit Recht sagen, daß wenn Du
etwas tust, nichts mit Dir ge-
schieht; denn, die Phänomene in
diesen Fällen
des tu Tuns sind eben andere, als
die des Beobachtens<,> ˇetwa<,> einer Reflexbewe-
gung. Klar wird dies übrigens erst,
wenn man die ˇsehr verschiedenen Fälle
dessen ˇbetrachtet, was man gewollte willkürliche Hand-
lungen & was man ungewollte ˇoder unwillkürliche Phäno-
mene
Vorgänge unseres Lebens nennt. (Davon
an mehr an einer anderen Stelle.)
     


Mit “Intention” meine ich hier das,
was das Zeichen im Gedanken verwendet.
Die Intention scheint zu interpretieren,
die [E|e]ndgültigec endliche Interpreta-
tion zu geben, aber nicht ein weiteres
Zeichen oder Bild, sondern etwas Anderes,
das, was man nicht wieder interpretie-
ren kann. Aber ein psychologi-
sches Ende ist erreicht, kein logisches.
     Denken wir eine Zeichensprache,
eine ‘abstrakte’, ich meine eine
die uns fremd ist, in der wir uns
nicht heimisch fühlen<,> (in der, wie wir
sagen würden, wir nicht denken.) (wir
haben früher einmals so ein Beispiel
erwähnt), & denken wir uns diese
Sprache interpretiert durch eine
Übersetzung in eine, wie wir sagen
möchten, unzweideutige Bildersprache,
eine Sprache die aus perspektivisch gemalten
Bildern des Darzustellenden besteht. Es
207
ist ganz klar, daß es viel leichter
ist, sich verschiedene Deutungen der
Schriftzeichen zu denken, als eines
in gewohnter Art gemalten Bildes<,> ˇdas etwa ein Zimmer mit gewöhnlichen Mobeln darstellt.
Hier werden wir auch geneigt sein zu
sagen denken, es gebe hier keine andere
[m|M]öglichkeiten der Deutung mehr.
     


  Wir könnten da auch sagen, wir lebten
nicht in der Zeichensprache, wohl
aber im gemalten Bilde.
     


(Das hängt auch damit zusammen
daß, was wir ein ‘ähnliches Portrait’
nennen, nicht ein Bild in nach irgend
einer beliebig festgesetzten Projektions-
art ist. “Ähnlichkeit” bedeutet hier
etwas Ähnliches wie “Verwechselbarkeit”.)
     


“Nur das intendierte Bild reicht als Maß-
stab an die W<i>rklichkeit heran. Von
außen betrachtet steht es gleich
tot & isoliert da”. Es ist als hätten
wir ein Bild erst so angeschaut,
daß wir in ihm leben & die Gegen-
stände in ihm uns als wirkliche
umgeben, & dann träten wir zurück
& wären nun außerhalb, sähen
den Ra h men & das Bild wäre eine
bemalte Fläche. So, wenn wir inten-
dieren, umgeben uns die Bilder der Inten-
tion & wir leben unter ihnen. Aber wenn
208
wir aus der Intention heraustreten,
so sind es bloße Flecke auf einer
Leinwand, ohne Leben & ohne Inter-
esse für uns. <(>Wir könnten auch
sagen
:<)> Wenn wir intendieren, leben
wir im Raum der Intention unter
den Schatten der Intention // unter den
Bildern (Schatten) der Intention// zu-
gleich mit den wirklichen Dingen. Den-
ken wir, wir sitzen im verdunkelten Kino
& leben im Film // im Vorgang des Films//.
Der Saal werde nun erhellt aber das
Lichtspiel auf der Leinwand gehe
weiter. Aber jetzt sehen wir es plötz-
lich cvon außenc // Aber jetzt stehen
wir plötzlich außerhalb
als Be-
wegungen von lichten & dunkeln
Flecken auf einer Leinwand. // Aber
jetzt stehen wir plötzlich außerhalb
& sehen es als Bewegungen … //
(Im Traum geschieht es manchmal,
daß wir eine Geschichte erst lesen, &
auf einmal dann in ihr selbst agieren.
Und nach dem Aufwachen aus einem
Traum ist es manchmal als wären
wir aus dem Traum heraus zurück
getreten & sehen ihn jetzt, als ˇein fremdes
bloßes Bild, vor uns.) Und es heißt
auch etwas “in den Seiten eines Bu-
ches leben”. (Das hängt damit zusam-
men, daß ˇdas Dasein unser <es> Körper <s> für das Dasein
unserer Erfahrung ganz unwesentlich
ist. (Siehe: Auge & Gesichtsraum.)

  (Damit vergleiche man auch die Be-
merkung: Wenn wir einen Satz verstehen,
209
erhält er für uns Tiefe.)
     


  Nicht das findet statt, daß sich die-
ses Symbol nicht mehr deuten läßt,
sondern: ich deute nicht. | Denn das
Symbol, worin ich gegenwärtig bin,
ist eine Stufe auf meinem Gedan-
kenwege. Und wenn ich deute,
so schreite ich von einer Stufe zur
nächsten andern. |
Ich deute nicht, wenn
weil ich mich in dem gegenwärtigen
Bild natürlich fühle. Wenn ich deu-
te, so schreite ich auf meinem Gedan-
kenweg von Stufe zu Stufe.
     


Sehe ich das gedachte Symbol “von
außen” an, so kommt es mir
zum Bewußtsein daß es so & so
gedeutet werden könnte; ist es
eine Stufe meines Gedankenwe-
ges, so ist es ein mir natürlicher
Aufenthalt & es beschäftigt (&
beunruhigt) mich seine weitere Deut-
barkeit nicht. – Wie ich die Tabelle,
den Eisenbahnfahrplan, bei mir habe
ohne daß es mich beschäftigt,
daß eine Tabelle auf verschie-
dene Art deutbar ist.
     


Wenn ich davon redete, daß meine Vorstel-
lung, um ein Portrait zu sein auch den
Namen des Dargestellten tragen muß, so
210
meinte ich nicht, daß ich mir ihn mit
seinem Namen zugleich vorstellen muß.
Denn wenn ich etwa sage: “ich sehe
doch nicht bloß ein Bild vor mir, daß
dem N (aber vielleicht auch andern Leuten)
ähnlich sieht, sondern ich weiß doch,
daß es er ist, ihn darstellt”, so
könnte ich fragen: wann weiß ich das,
& was heißt es das zu wissen? Aber
es muß auch während des Vorstellens
gar nichts statthaben was ich dieses
“Wissen” nennen könnte. So etwas kann
etwa nach der Vorstellung vor sich gehen,
indem ich dann vom Bild zum Namen
übergehe, vielleicht sage ich hätte mir den
N vorgestellt, während zur Zeit der
Vorstellung nichts sie als die Vorstel-
lung des N charakterisierte, als etwa
eine Ähnlichkeit. Der Vorstellung konnte
etwas Auch konnte der Vorstellung etwas vorangehen, welches den Bezug
auf N ausmachte ausmacht. // welches Und so
ist die Intention nicht eine Begleitung
der Vorstellung sondern liegt in
deren Vorgeschichte oder Folgen.
Und
so begleitet die Interpretation die
Vorstellung nicht, sondern liegt
in dem
Weg, der über die Vorstellung
führt. auf dem die Vorstellung liegt. // sondern der Weg, auf dem
die Vorstellung liegt, gibt ihr die
Interpretation.//
     Alles das erscheint klarer, wenn
man statt des Vorstellens das Zeich-
nen
eines Bildes annimmt. // Alles
das würde wird klarer, wenn man sich
denkt, das Vorstellen werde bei
211
einem Menschen ersetzt, dadurch daß
er Bilder zeichnete. // Das Alles wird kla-
rer wenn man sich das Vorstellen er-
setzt denkt durch ein Zeichnen von
Bildern, wenn man sich ˇetwa Menschen
denkt bei denen das Vorstellen durch
so einen Vorgang vertreten wird.//
     


Wenn ich den Vorgang der Intention be-
schreiben will, so fühle ich vor allem,
daß sie noch am ehesten leisten
kann, was sie soll // , wenn sie ein
äußerst getreues Bild von dem enthält,
was sie intendiert. Aber ferner, daß auch
das nicht ausreicht, weil ja das Bild,
was immer es ist, sich verschieden deuten
läßt; daß also dieses Bild doch wieder
isoliert dasteht. Wie man das Bild
allein in's Auge faßt, ist es plötzlich tot &
es ist, als wäre ihm etwas genommen
worden, was es zuvor belebt hatte. Es ist
kein Gedanke, keine Intention & wie immer
wir es uns begleitet denken, durch arti-
kulierte oder unartikulierte Vorgänge &
durch welche Empfindungen immer, es
bleibt isoliert, weist nicht aus sich heraus
auf eine Realität außer sich ihm. ˇ [Neue Zeile] Nun sagt
man: “Freilich intendiert das Bild nicht, son-
dern wir müssen mit ihm <(> etwas <)> intendie-
ren”. Aber wenn dieses Intendieren<,> ˇMeinen <(>wieder<)>
etwas ist was mit dem Bild geschieht,
so sehe ich nicht ein, warum der das an
einen Menschen gebunden sein soll.
Man kann ja auch den Vorgang der
212
Verdauung als chemischen Prozess stu-
dieren unabhängig davon, ob er in ei-
nem [l|L]ebewesen stattfindet. Wir wollen
sagen: “Das Intendieren Meinen ist doch we-
sentlich ein geistiger, lebender Vorgang,
ein Vorgang des ˇbewußten Lebens // Bewußtseins, Lebens//, nicht der toten Ma-
terie”. Aber was soll so einen einen solchen ausma-
chen, als die spezifische besondere Art dessen, was
vorgeht, <> solange wir eben von einem Vor-
gang reden. wir an einen Vorgang denken. Wenn Und nun kommt es
uns soc vor, als ob daß gar kein Vorgang,
welcher Art immer, das Intendieren
sein kann. – Wir sind eben ˇhier mit der Gram-
matik des Vorgangs nicht zufrieden, &
nicht mit der spezifischen Art eines Vor-
gangs. – Man könnte sagen: jeden
Vorgang würden wir in diesem Sinne
‘tot’ nennen!
     


Denken wir uns, Sagen wir, denr Wunsch, daß
dieser Tisch ˇum ein Stück höher wäre, sei der Akt
daß ich meine Hand über den Tisch
halte, so hoch als ich ihn wünschte.
Nun ist der Einwand Einspruch: “Die Hand über dem
Tisch kann nicht der Wunsch sein: sie
drückt nicht aus, daß der Tisch höher
sein sollte; sie ist wo sie ist & der Tisch
ist wo er ist. Und es würde auch nichts
nützen, ändern, wenn ich irgend eine andere Geste
machte<.>.
     

“Die Meinung hat eine Richtung (einen
Sinn), den kein bloßer Vorgang hat.”
(Fast könnte man sagen: “die Meinung
213
geht, während jeder Vorgang steht”.)
     

  ˇNun aber: Denke ich mir das Aussprechen des
Wunsches als den Akt des Wunsches,
so erscheint mir das Problem als
gelöst; weil ich im System der Sprache
das Medium zu haben scheine,
worin der Satz nicht tot ist.
     


Wenn wir uns den Ausdruck des Wun-
sches als Wunsch denken, so ist
das ˇ ungefähr // beinahe // , wie wenn wir uns, zu in gewissen
Zwe<c>ken Überlegungen, Lebewesen vorstellen, die sich
etwa nur entlang den Linien eines
gewissen Netzes auf der Erde fortbewegten,
oder dergleichen.
     


Nun aber würde man sagen: Auch
wenn das Aussprechen des Wunsches
der Wunsch ist, so ist doch nicht
die ganze Sprache bei diesem Aus-
sprechen zugegen, & ist es dann
der Wunsch!
     Wie hilft dann die Sprache?
Nun es ist eben nicht nötig, daß
etwas außer dem Ausdruck zuge-
gen sei
.
     


Man könnte quasi in der Gramma-
tik der Sprache die ganzen Zusam-
menhänge auffinden (nachschlagen).
Das ganze Netz in das der Satz gehört,
214
ist da zu sehen.
     


Wenn man fragt: Fragt man:[W|w]arum stoßen wir
uns denn nicht an den bloßen
Vorgängen Bildern an dem bloßen Bild, wenn wir denken, meinen,
etc.?”, so müssen wir uns sagen:
wir denken ja dann dann ja nicht, ob das Bild
der Gedanke<,> ˇdie Meinung ist, etc., sondern wir ge-
brauchen
, durchlaufen,, Bilder, Sätze
etc..
     


Aber freilich, wenn Du das Bild den
Wunsch nennst ( z.B. daß der dieser Tisch höher
wäre), was Du dann tust ist, das Bild
mit einem Ausdruck der Sprache unserer Sprache ver-
gleichen, & dem entspricht es freilich allerdings
nicht, so wie wir es wünschen außer es ist Teil eine[r|s] Sprache
System<s><,> & kann das in unsere Sprache über-
trag[en|ba]<r> werden kann. ist.
     


Man sagt: wie kann den diese
Haltung der Hand, dieses Bild, der
Wunsch sein, daß das & das der Fall
wäre; sie ist weiter nichts als eine Hand
über einem Tisch & steht allein & ohne
Sinn da! Wie eine einzelne Kulisse aus
einer der Aufführung eines Theaterstücks, die
allein stehen geblieben ist. // Wie eine einzel-
ne Kulisse, die von der Aufführung eines
Theaterstücks, allein in einem Raum Zimmer
stehen geblieben ist.// Sie hatte Leben nur
im Stück. Nun diese Stellung einer Hand
215
über einem Tisch ist auch nicht der Wunsch,
der Tisch möge höher sein, wenn sie
nicht systematisch in diesen Ausdruck
übersetzt werden kann.
     


Wir sehen in der Geste den eigentlichen
Schatten der Erfüllung nicht; den
unzweideutigen, oder nicht mehr deut-
baren.
     

Wir fragen: “wünscht eine Hand über
einem Tisch?” Und wünscht irgend etwas,
was wir, ob es geistiger oder materieller
Natur
ist, hinzufügen mögen? Ist in
irgend so einer Situation oder einem
Vorgang wirklich das was gewünscht
wird da? – Und was ist unser Vor-
bild für dieses Dasein? Ist es nicht
unsere Sprache? Wo ist denn das gegeben,
was den Wunsch zu diesem Wunsche
macht, obwohl er doch nur Wunsch ist?
Eben im ausgedrückten Wunsch.
     


“Das Wünschen muß doch ˇzeigen was gewünscht
wird, es muß doch, was gewünscht
wird in der Wunschsphäre vorbilden.”
Aber welcher wirkliche Vorgang schwebt
Dir denn hierfür als Vorbild vor? (Wel-
ches ist denn der Spiegel in dem welchem Du Dir
das Gewünschte gesehen denkst?)
     


“Die Geste versucht vorzubilden,” möchte
216
man sagen, “aber kann es nicht”.
     


Kann man sagen, daß wenn während ich
wünsche
, mein Wunsch die Erfullung
vorzubilden scheint? Er scheint dann
gar nichts zu tun // gar nicht etwas zu tun//
[. E|; e]s fäl<l>t mir nichts [s|S]eltsames an ihm
auf. Nur wenn wir die sprachliche
Äußerung des Wunsches betrachten,
fällt uns so etwas auf. werden wir dessen gewahr. // entsteht
dieser Schein.
     


  Wir betrachten einen Vorgang, den wir
den einen Vorgang des Wunsches nennen
würden, daß dieser Tisch höher wäre. Aber
in diesem Vorgang ist die Erfüllung
auch nicht scheinbar vorhanden enthalten. Nun
sagt man[;|:] “Aber dieser Vorgang soll ja
ein Schatten gerade der gewünschten
Tatsache sein & das sind doch diese
Handlungen nicht.” Aber warum sagst
Du denn, daß der Wunsch das sein
soll?! “Nun, weil er der Wunsch ist,
es möge gerade das der Fall sein.”
Ja, & das ist die einzige Antwort, die
Du darauf geben konntest. Und
nun ist jener Vorgang also doch der
Schatten, soweit er dem Ausdruck des
Wunsches in der Wortsprache systema-
tisch entspricht. Dieser Schatten ist
im Wunschvorgang der Wortsprache.
< (In der Sprache treffen sich Wunsch &
Erfüllung.)
>





     
217
Bedenke, daß der Ausdruck des Wunsches
der Wunsch sein kann & dieser Ausdruck
seinen Sinn nicht durch die Anwesenheit
eines besonderen Geistes hat!
     


Denke auch an den dem unsern ˇganz analo-
gen Fall: “dieser Tisch ist nicht 80 cm hoch”;
muß die Tatsache daß er 90 cm, also
nicht 80 cm hoch ist, den Schatten
der Tatsache enthalten daß er 80 cm
hoch ist? Warum macht es diesen Ein-
druck? Macht etwa der Tisch der [8|9]0 cm
hoch ist, wenn ich ihn sehe, auch den
schatten[f|h]aften Eindruck, daß er die Höhe
hat, die er nicht hat?
  Das wäre etwa als mißverstünden wir
die Behauptung “ ⊢~p” dahin, sie enthielte
die Behauptung “ ⊢p”; etwa wie “ ⊢ p ∙ q” in einem
Sinne “ ⊢p” enthält
     


Es beschreibt mir jemand seine Handlungen die Vorgänge
als er, wie er sagt, den Wunsch hatte, der
Tisch möge 10 cm höher sein. Er sagt, er
habe die Hand 10 cm über den Tisch gehalten.
Ich antworte: “Aber wie weißt Du daß Du
nicht bloß den Wunsch hattest, der Tisch
solle höher sein, denn auch dann hättest
Du die Hand in irgend einer Höhe über
dem Tisch gehalten”. Nun sagt er: “[i|I]ch werde
doch wissen, was ich gewünscht habe”.
Ich: “Gut, aber ich will wissen woran Du
Dich erinnerst, wenn Du Dich an Deinen
Wunsch erinnerst; was Du der Vorgang die Handlung
218
Deines Wunsches war; & was Dich sagen
macht, Du hättest gerade das gewünscht.”
Er: “Ich weiß, daß ich absichtlich
die Hand gerade 10 cm hoch gehalten
habe.” Ich: “Aber worin bestand gerade
diese Absicht?” – Ich könnte auch
fragen: “Hast Du auch ˇgewiss im Maßstab 1:1
gewünscht? & wie weißt Du das?”
     Hätte er den Wunschvorgang so
beschrieben: “[I|i]ch habe gesagt, ‘ich möchte
den Tisch 10 cm höher haben’”, so wäre
die Frage, wie er wissen konnte was er wünschte, wie konnte er wissen, was er
wünschte; ……
nicht aufgetreten. (Außer
man hätte etwa weiter gefragt: “Hast Du
di<e>se Worte auch so gemeint, wie
sie gewöhnlich gemeint werden?”)
      Und es läuft endlich immer
darauf hinaus, daß er diesen den & den Vor-
gang ohne weitere Meinung eben den
Wunsch nennt, daß das geschehen

möge. < [Äußerung, nicht Beschreibung!] >
     


“Wie weiß ich, daß ich mich an ihn erin-
nere, wenn die Erinnerung ein Bild ist?”
Aber inwiefern weiß ich es denn?
  (“Wie kann ich mich an einen bestimmten
von zwei Menschen erinnern, die ganz gleich
aussehn?”)
     


Wir sagen “der Satz ist keine bloße <…>
Lautreihe, er ist mehr”; wir denken
daran daß ein chinesischer Satz für
uns ein<e> bloße Reihe von Lauten Lautreihe ist, daß
219
das eben heißt, daß wir ihn nicht ver-
stehn & wir sagen, das kommt daher
daß wir beim chinesischen Satz keinen
Gedanken haben (ˇ Z.B. das chinesische Wort
für ‘rot’ bringt in uns z.B. keine rote
Vorstellung hervor). “Also ist das, was
den sinnvollen Satz von bloßen Lauten
unterscheidet der hervorgerufene see-
lische Vorgang // der hervorgerufene Gedanke//.”
Der Satz ist wie ein Schlüsselbart dessen
einzelnen Auszahnungen so angeordnet
gewisse Hebel der Seele in gewisser Weise
bewegen. Der Satz spielt gleichsam auf
dem Instrument der Seele ein Thema
(einen den Gedanken). Wozu aber soll ich
jetzt außer dem systematischen Spiel der
Worte noch ein mit diesem parallel
laufendes Spiel geistiger Elemente anneh-
men. Es vermehrt ja nur die Sprache um
etwas Gleichartiges.
     


Der Satz sei: “N ging heute nachmittag
ins Senathaus”. Der Satz ist für mich
kein bloßer Laut Schall // Klang // , er ruft in mir eine
Vorstellung hervor etwa eines Mannes
in der Nähe des Senathauses. Aber der
Satz & diese Vorstellung ist nicht bloß
ein Klang & eine schwache Vorstellung;
sondern der Satz hat es sozusagen
in sich diese Vorstellung hervorzurufen,
aber auch andere Konsequenzen, & das ist
sein Sinn. Die Vorstellung scheint nur
ein schwaches Abbild dieses Sinnes, oder,
sagen wir, nur eine Ansicht dieses Sinnes. –
220
Aber was meine ich denn damit; sehe
ich eben den Satz ˇeben nicht als Glied in
einem System von Konsequenzen?
     


Nehmen wir an der obige Satz riefe
in mir ein sehr deutliches Bild des N
auf dem Wege zum Senathause hervor;
in diesem Bild sei auch die untergehen-
den Sonne (“abend”) & zu sehen & ein Kalen-
derblatt mit dem heutigen Datum.
Wenn ich dieses Bild, statt es durch
den Satz hervorrufen zu lassen, mal-
te & es dem Andern als Mitteilung
statt des Satzes zeigte, so würde kann er ˇwieder
geneigt sein zu sagen es müsse drücke
einen Gedanken aus, er man müsse es
verstehen; & als Akt des Verstehens
würde er wahrscheinlich an eine Über-
setzen in die Wortsprache denken.
     


“Ich komme am 24ten Dezember nach <in>
Wien an”, das sind doch nicht bloße
Worte! Gewiß nicht; wenn ich sie lese,
geht außer dem Wahrnehmen der Worte
noch verschiedenes in mir vor sich: ich em-
pfinde etwa Freude, stelle mir etwas vor
& dergleichen. – Aber ich meine doch nicht
bloß<,> ˇdaß der Satz vom ˇdaß mit dem Satz verschiedenen mehr oder weniger
unwesentlichen Begleiterscheinungen vor
sich gehn sollen; ich meine, der Satz
hat doch einen bestimmten Sinn &
den erfassen ich. nehme ich wahr. Aber was ist denn
dieser bestimmte Sinn? Nun, daß diese
221
bestimmte Person, die ich kenne, dort & dort
hin kommt, etc.. Ja, & wenn Du den Sinn
angibst, bewegst Du Dich in der <…> gram-
matischen Umgebung des Satzes umher.
Du siehst dann die verschiedenen Tra<n>sfor-
mationen & Konsequenzen des Sa<t>zes als prä-
formiert an; & das sind sie, sofern sie
in einer Grammatik niedergelegt sind. (Du
betrachtest eben den Satz, wie einen Zug
eines gegebenen Spiels.)
     


Ich sagte, es sei das System der Sprache,
welches den Satz zum Gedanken macht &
ihn uns zum Gedanken macht.
   Es heißt nicht: es ist das System der
Sprache, welches uns den Satz, wenn wir
ihn aussprechen gebrauchen, zum Gedanken macht,
denn das System ist dann nicht anwe-
send & es braucht gar nichts, das
uns den Satz lebendig macht, da die
Frage der Lebendigkeit gar nicht auf-
taucht. Wenn wir dagegen fragen:
“warum kommt uns der Satz nicht
isoliert & tot vor, wenn wir nämlich
über ihn sein Wesen, seinen Sinn, den Gedanken, etc.,
nachdenken”, so kann man sagen,
daß wir uns dann im System der Spra-
che weiterbewegen.
     


Gemäß den Worten “ich erfasse den
Sinn” oder “ich denke den Gedanken die-
ses Satzes, nimmst Du einen Vorgang an,
der zum Unterschied vom bloßen Satzzeichen
222
diese Konsequenzen beinhaltet.
     


“Der Gedanke, dieses seltsame Wesen”:
aber er kommt uns nicht seltsam vor
wenn wir ˇihn denken.
Er kommt uns selt-
sam vor, wenn wir uns sagen: daß

er die Gegenstände im Geist zusam-
menstellt, weil es eben der Gedanke
ist, daß dieser Mensch das tut; er ist
nicht ein Zeichen oder Bild, denn davon
müßte ich erst wieder wissen, wie es
gemeint ist; der Gedanke ist nicht etwas
Totes, denn für mich geschieht dann
wirklich, was ich denke.
      Was es macht Woher diese seltsa-
me Betrachtungsweise?
    Was es macht, daß man meint, der Gedanke, der
gedachte Satz, enthal-
te die Realität, ist, daß man
bereit ist von ihm zur Realität über-
zugehen & diesen Übergang als etwas
bereits in ihm potentiell enthalte-
nes empfindet (wenn man nämlich
darüber nachdenkt), denn wir sagen:
“dieses Wort meinte ihn”. Wir empfinden
diesen Übergang <(> als <)> legitim, wie den
erlaubten Zug eines Spiels.
     


Der Gedanke kommt uns nicht geheimnis-
voll vor während wir denken, sondern
nur, wenn wir, gleichsam retrospektiv,
sagen: “wie war das möglich?” Wie war
es möglich, daß der Gedanke von diesem
223
Menschen selbst handelte? Aber hier
wundere ich mich
// Aber hier erstaune ich //
nur über einen meinen sprachlichen Ausdruck,
den ich jetzt mißverstehe.
     


Der Gedanke kommt uns geheimnisvoll vor.
Aber nicht während wir denken. Auch meinen
wir nicht psychologisch merkwürdig; wir . Wir
sehen in ihm nicht nur eine besondere
Art, Bilder & Zeichen zu machen // herzustellen//;
sondern das Denken erscheint uns
als eine Art die Realität einzufan-
gen.
//; sondern wir scheinen mit ihm die
Realität einzufangen.
// ; sondern es
scheint uns, als hätten wir mit in ihm die
Realität eingefangen //
     

   Er scheint uns ein seltsamer Vorgang
nicht wenn wir ihn ansehen; sondern
wenn wir uns von der Sprache führen
lassen, wenn wir <(> das <)> ansehen, was
wir über ihn sagen.
    Dieses Geheimnis verlegen wir in
die Natur des Vorgangs. (Wir deuten
das Rätselhafte das durch das Unverständ-
nis
unser Nicht-Verstehen unserer Sprachform der Grammatik unserer Sprachformen hervorgebracht
wird, als // das durch unser ein Mißverstehen der
Grammatik unserer Sprachformen her-
vorgebracht wird, unserer Sprachform hervorgebracht wird, …… als …… // … das durch
unser Unverständnis [Unklarheit] [Dunkelheit] [Trübe unseres Blicks] unserer sprachlichen
Ausdrucksform …… //
ˇdas Rätselhafte eines uns
unverständlichen Vorgangs.)
     

224




   “Das Denken ist ein merkwürdiger
Vorgang, denn wenn ich daran den-
ke, was morgen geschehen wird, so
bin ich im Geiste in der Zukunft.”
Man muß eben die Grammatik Gram-
matik
des Satzes “ich bin im Geiste in
der Zukunft” verstehen, um nicht zu glau-
ben, daß hier die Zukunft in seltsamer
Weise im Sinn eines Satzes, in der Bedeu-
tung der Worte von Worten erfaßt wird. So meint
man auch die unendliche Reihe der
Kardinalzahlen
sei irgendwie vor unserm
geistigen Auge, wenn wir jenen Ausdruck
sinnvoll gebrauchen können
     


Was heißt: “dieses Bild Portrait ist für mich
er”? Ich habe dieselbe Einstellung
zu dem zum Portrait, wie zu dem Men-
schen selber. Denn die unterschei-
de doch zwischen ihm & seinem Bild.
     


Ein Gedankenexperiment, <(> das <)> kommt
auf dasselbe hinaus, wie ein Experiment,
das welches man, statt es auszuführen, aufzeich-
net, malt oder beschreibt. Und das
Ergebnis des ˇGedanken[E|e]xperiments ist dann
das erdichtete Ergebnis des erdich-
teten Experiments.
     


“Der Sinn dieses Satzes war mir gegenwärtig”,
was geschah da?
     
225




“Das kann nur jemand Einer sagen, der
davon überzeugt ist”. Wie hilft ihm
die Überzeugung <(> dabei <)>, wenn er es
sagt? – Ist sie dann neben dem gespro-
chenen Ausdruck vorhanden? (Oder
wird sie von diesem gleichsam zugedeckt,
wie ein leiser Ton von einem lauten, so
daß, so daß sie gleichsam nicht mehr
gehört werden kann, wenn man sie laut
ausdrückt?) Wie, wenn Einer sagte:
“damit man eine Melodie nach dem Ge-
dächtnis singen kann, muß man sie
im Geiste hören & sie nachsingen”?
     


Versuche folgendes: Sage einen Satz, etwa:
“das Wetter ist heute sehr schön”; & nun ; so, & nun
denke den Gedanken dieses Satzes, aber
ohne Satz, sondern rein.
     


“Es scheint als würde man die Intention
von außen betrachtet nie als Intention
erkennen; a<l>s müßte man sie selbst
meinen, um sie als Meinung zu erkennen verstehen
  Kann man Magenschmerzen, von außen
betrachtet, als solche verstehen? Was
sind Magenschmerzen von außen be-
trachtet? Es gibt doch hier gar kein
außen & innen! Freilich, sofern das Meinen
eine spezifische Erfahrung ist, kann wird man keine
andere “meinen” nennen. Nur erklärt keine
Besonderheit der Erfahrung der Empfindung ˇdie den Satz begleitet die Richtung der
226
Meinung.
// Nur erklärt keine Besonderheit
der Empfindung die Richtung der Meinung //
Und wenn wir sagten “von außen betrach-
tet kann man die Intention nicht
als Intention erkennen etc.”, so
wollten wir auch gar nicht sagen, die
Meinung sei eine besondere Erfahrung,
sondern sie sei nicht etwas was geschähe
oder uns geschähe (denn das wäre ja
tot) aber etwas was wir tun. (Das Sub-
jekt falle hier nicht aus der Erfahrung
heraus, sondern sei so in ihr involviert,
daß sich die Erfahrung nicht beschrei-
ben ließe.)
     

Es ist beinahe als sagte man: wir können
uns nicht dorthin // an einen Ort // dort & dort hin gehen
sehen, da wir selbst gehen[.|<(>]und also nicht
stehen & zuschauen können.<)>. Aber hier
laborieren wir eben, wie so sehr oft, an einer
Ausdrucksweise, die inadaequat ist, die wir ab-
schütteln wollen, aber & doch zugleich gebrauchen,
& ˇwir kleiden den Protest gegen unsere eigene Aus-
drucksweise in einen Satz, der ihr angehört. in dieser Ausdrucksweise.
// in eine sachliche Kritik in dieser Ausdrucks-
weise. // in einen scheinbar wissenschaftlichen sachlichen Satz <(> in <)>
dieser Ausdrucksweise.// Denn, wenn man
sagt, “wir sehen uns dorthin gehen”, so
meint man eben, daß man sieht wir sehen, was
man sieht, wenn man selbst geht, & nicht
was man sieht wenn ein Anderer geht. Und
man hat auch eine bestimmte Seherfahrung
wenn man selbst geht.





     
227
D.h., man redet von einem Fall, der Erfahrung
entgegengesetzt, in welchem das Subjekt
inextrikabel involviert ist
// in welchem dem das Sub-
jekt wie ein Element in einer chemischen Ver-
bindung gebunden ist. Aber woher nimmt man
diese Idee? Den Begriff des lebenden Tuns im
Gegensatz zum toten Phänomen.
     


Denken wir uns, jemand würde nun sagen:
“selbst gehen ist keine Erfahrung”.
     

Wir wollen sagen: “Wenn wir meinen, so
ist hier kein totes Bild (welcher Art immer),
sondern es ist als gingen wir auf jemand
zu. Wir gehen auf das Gemeinte zu.
     

Aber hier konstruieren wir fälschlich einen
Gegensatz zwischen der Erfahrung & etwas
anderem, als ob die Erfahrung das wäre,
wenn man ruhig sitzt & die Bilder an
sich vorüberziehen läßt.
     

“Wen[m|n] man meint, so meint man
selber”; so bewegt man sich selber. Man
stürmt selber vor & kann daher das Vor-
stürmen nicht auch beobachten. Gewiß nicht.
     

Ja, meinen ist, wie wenn man auf jemanden
zugeht.

     
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[Zu S. 149]
Uns interessiert das Denken als
Kalkül; nicht als Tätigkeit der mensch-
lichen Phantasie.
     


[Zu S. 50]
Sagt es mir, z.B., “in einer Schenke sitzen zwei Leute
& trinken Wein”? Nur dann, wenn dieser Satz
in irgend einer Form außer dem Bild im
Vorgang des Verstehens auftritt. Wenn ich
mir also etwa beim Betrachten des Bildes
sage: “hier sitzen zwei Leute etc.”. | S Aber so
einen Fall meine ich ja nicht. Sondern ich
meine den, in welchem das Bild uns nur
sich selbst selber gibt. Dann heißt “es sagt
mir etwas” etwas [ä|Ä]hnliches wie “diese For-
men sind mir wohlvertraut”|
Wenn mir
das Bild in diesem Sinne etwas sagt, so
sagt es mir Worte. Aber inwiefern erklärt
es sich mit in diesen Worten? Für die Reali-
tät ist es doch ein Umweg, sich durch über die
Sprache zu [E|e]rklären.
   Also ist der Tatsache, daß das Bild
mir etwas sagt nicht wesentlich, daß mir
bei seinem Anblick Worte einfallen. Denn das
Bild sollte doch die direktere Sprache sein.


Hier ist es wichtig zu verstehen, daß man statt
eines Bildes auch einen Ausschnitt aus der Kör-
perlichen Wirklichkeit hätte betrachten können.
Denn die Beziehung die wir zu einem gemalten
Tisch haben hat zwar historisch ihren Ursprung
in unserer Beziehung zu wirklichen Tischen, aber
diese tritt in jene nicht ein.