Title: | Ms-115: XI, Philosophische Bemerkungen (WL) - Diplomatic transcription [Draft] [Currently not available:] |
Author: | Ludwig Wittgenstein |
Editor: | Edited by Organization: Wittgenstein Archives at the University of Bergen (WAB). Editors: Alois Pichler, WAB (text and facsimile); Heinz Wilhelm Krüger, WAB (text), Michael Biggs, London (graphics) |
Funders & Partners: | Trinity College, Cambridge; Oxford University Press, Oxford; Uni Research, Bergen; University of Bergen, Bergen; L. Meltzers Høyskolefond, Bergen; COST Action A32, Brussels; eContent+ DISCOVERY, Luxembourg; ICT PSP DM2E, Brussels |
Transcription: | Alois Pichler, Peter Cripps (transcription in MECS-WIT markup: 1992, 1994, 1995) |
Alois Pichler (2001-: coordination and editorial guidelines; amendments; conversion from MECS-WIT to XML-TEI; XML-TEI markup) | |
Claus Huitfeldt, Kjersti Bjørnestad Berg, Sindre Sørensen, MLCD project (2001: parser for conversion from MECS to XML) | |
Vemund Olstad, Øyvind L. Gjesdal (2002-: stylesheets) | |
Tone Merete Bruvik, Øyvind L. Gjesdal (2006-: XML-TEI validation) | |
Heinz Wilhelm Krüger, Deirdre C. P. Smith, Florian Gstöhl (2006-: amendments; XML-TEI markup) | |
Alexander Berg (2014: proofreading) |
Rights: | Copyright holders: The Master and Fellows of Trinity College, Cambridge; University of Bergen, Bergen. Released under the Creative Commons General Public License Attribution, Non-Commercial, Share-Alike version 3 (CCPL BY-NC-SA). |
aber es ist sehr schwer es richtig zu kürzen. Diese Bemerkung bezieht sich nicht auf den ,“⇒Versuch einer Umarbeitung”.
|
Wir sind geneigt zu denken, es gäbe ein bestimm- tes Phänomen des Wiedererkennens, das Ding als das zu erkennen. Aber als was? Als das, welches diesen Namen hat? oder so gebraucht wird? Denn ‘das Ding als sich selbst erkennen’ heißt nichts. Die Idee, die uns da vorschwebt, ist die des Ver- gleichs zweier Bilder; es ist als trügen wir ein Bild des Gegenstandes mit uns herum, & wenn wir ihn wiedersehen & wir er- kennen einen Gegenstand als den, welchen das Bild darstellt zeigt. Es ist uns so, als ob unser Gedächtnis so einen Vergleich vermittelte; indem es uns ein Bild des früher gesehenen aufbewahrt oder uns erlaubt in die Vergangenheit zu sehen schauen, <(>so<)>-daß wir jedes Bild, oder das in der Vergangenheit [g|G]eschau- te, das was uns das Gedächtnis zeigt, mit dem gegenwärtig [g|G]esehenen vergleichen können. ˇAber Wwenn wir die Gegenstände die uns umgeben & die wir unzählige Male gesehen
2 haben nicht
als fremde sondern alswohlvertraute behandeln, ja sogar wenn wir auf eine Frage etwa antworten “ja, diesen Tisch kenne ich gut wohl, ich bin immer ich sehe ihn täglich”, so geht hier kein Vergleich zweier Eindrücke (eines Erinnerungs- bildes & der Wirklichkeit) vor sich. Ja, nicht einmal dann, wenn wir sagen “ich erinne- re mich, daß diese Farbe gestern etwas heller war”, es sind auch da in den meisten Fällen nicht zwei Eindrücke. |
Ich leugne natürlich nicht, daß es Phä- nomene des Wiedererkennens gibt[.| (]Wenn wir, z.B., sagen: “das ist dasselbe Kästchen, das ich vor Jahren dort gesehen habe”) auch nicht, daß unter den Phänomenen des Wie <,> die wir “Wiedererkennen” nennen, das dasjenige ist, ein Vorstellungsbild mit der Wirk- lichkeit ˇzu vergleichen. | Wenn aber jemand auf meinen Schreibtisch zeigt & ˇman mich fragt: “hast Du ihn Deinen Schreibtisch wiedererkannt, wie als Du ihn heute früh früh wieder nach dem Aufstehen gesehen hast wie Du heute morgens in Dein Zimmer getreten bist?” so werde würde ich zwar wohl sagen “gewiß!” und doch ist es irreführend, das was sich da abge- spielt hat ein “Wiedererkennen” zu nennen. Gewiß, der Schreibtisch war mir nicht fremd, ich war nicht überrascht ihn zu sehn, wie ich es gewesen wäre wenn ein andrer dagestanden hätte oder gar ein ˇfremdartiger Gegenstand<.> desgleichen ich noch nie gesehen hätte. |
“Was heißt es: ‘dieser Gegenstand ist mir wohlbekannt?” – “Nun, ich weiß daß er ein Tisch ist.” Das kann u.a. ˇaber alles mögliche heißen<,> ˇu.a.: “ich weiß, wie er gebraucht wird”, “ich weiß daß, ˇer sieht wie ein Tisch aus wenn man ihn aufklappt.“, er wie ein Tisch aussieht“, etc. “ich weiß, daß man das einen ‘Tisch’ nennt”. |
Was ist das Wesens des ‘wohlbekannt Sseins’? Worin besteht es, daß ein Anblick mir wohlbekannt ist? (Schon diese Frage ist eigentümlich; sie klingt nicht wie eine grammatische Frage.) Ich möchte sagen: “Ich sehe was ich sehe. Und die Wohlbekannt- heit kann nur darin liegen, daß ich in dem Anblick ruhe. |
“Ich sehe, was ich sehe”, das sage ich darum, weil ich nicht benennen will, was ich sehe. Ich will nicht sagen, “ich sehe eine Blume”, denn das setzt <ein> Sprachübereinkommen voraus & meine Ausdrucksweise will sich nicht auf die Geschichte des Eindrucks beziehen. |
Ja, wenn ich sage das Wohlbekanntsein bestehe darin, daß ich erkenne, was ich
4 sehe //daß ich erkenne, was das
istwas ich sehe//. ich sehe eine Blume, so wende ich die Sache nun so sehe … so an, <:> das Aussprechen das Aussprechen der Worte des Erkennens “das ist eine Blume” ist eine Reaktion auf den Anblick; man kann aber nicht sagen, es sei das Kri- terium des Erkennens, daß ich den Gegenstand richtig benenne; vielmehr muß es nun heißen, das Erkennen ist dadurch charakterisiert, daß ich bei dem Anblick des Gegenstandes eine Lautverbindung ausspreche, etwa mit gewissen Empfindungen, ausspreche. Denn daß diese Lautverbindung das richtige deutsche Wort ist, ja überhaupt ein Wort einer bestehenden existierenden Sprache, liegt nicht in der Erfahrung beim Aussprechen. |
Das Wohlbekanntsein bestehe darin, daß ich erkenne, <:> was ich sehe sei eine Blume. Ich sehe sage nun die Sache so an: Das Aussprechen der Worte des Erkennens “das ist eine Blume“ ist eine die Reaktion ˇdes Erkennens auf den Anblick <(>des Gegenstandes<)>; ich sage aber nicht, das Kriterium des Erkennens sei ist nicht, daß ich den Gegenstand richtig benenne, sondern daß ich bei seinem Anblick eine Lautverbindung mit be- stimmtem Erlebnis ausspreche. Denn daß die Lautverbindung das richtige deutsche Wort ist, oder überhaupt ein Wort einer bestehenden Sprache liegt nicht in dem Erlebnis beim Aussprechen.
5 |
⋏
ˇ[Zu S. 3] A Prüfe: “Wohlbekannt ist das, wovon ich weiß, was es ist”. |
Ich will alles ‘Geschichtliche’ aus meiner Betrachtungsweise des Bekannt- seins ausschalten. Es bleiben dann Eindrücke (Erlebnisse, Reaktionen), & auch wo die Sprache in unsere Erfah rungen eintritt betrachten wir sie nicht als bestehende Einrichtung. |
Die Multiplizität des Wohlbekanntseins, wie ich es verstehe, ist also die des Ru- hens in einem Anblick. Es könnte darin bestehen daß mein Blick auf dem Gegenstand nicht unruhig <(suchend)> umherschweift, daß ich den Aspekt des Gesehenen nicht wechsle sondern mich in einem Aspekt niederlasse & bleibe. sogleich einen Aspekt ergreife & festhalte. |
Ich sehe das Bild eines dicken Rockes & habe ein Gefühl der Wärme & Behag- lichkeit, ich sehe das Bild einer winter- lichen Landschaft & friere. Diese Reaktio- nen, könnte man sagen, sind durch frühere Erfahrung gerechtfertigt. Aber wir be- kümmern uns jetzt nicht um die Geschich- te unserer Erfahrungen & also auch nicht um eine solche Rechtfertigung.
6 |
Niemand wird sagen, daß jedesmal wenn ich in mein Zimmer komme, in die altgewohnte Umgebung, sich ein Wiedererkennen alles dessen was ich sehe, & hundertemale gesehen habe, abspielt. |
Wenn wir an unser Verstehen eines Bildes etwa eines Genrebildes denken, so sind wir vielleicht geneigt anzuneh- men, daß es da ein bestimmtes Phäno- men des Wiedererkennens gibt & wie die gemalten Menschen als Menschen, die gemalten Bäume als Bäume erken- nen, etc. Aber vergleiche ich den beim Anblick eines Genrebildes die gemalten Men- schen mit wirklichen, etc.? Soll ich also sagen ich erkenne die gemalten Menschen als gemalte Menschen<?> & Und also auch die wirkli- chen Menschen als wirkliche? |
Freilich gibt es ein das Phänomen des Er- kennens, wenn wir, etwa nach einem Vor- gang des Suchens, eine Zeichnung als die Darstellung eines Menschen erkennen; aber was sich hier abspielt geschieht eben nicht, wenn ich die Zeichnung sogleich als die Darstellung eines Menschen sehe.
7 |
Der Anblick Das Bild der einer menschlichen Gestalt sowie die menschliche Gestalt selbst sind uns wohlvertraute Gegenstände. Von einem Wiedererkennen aber ist hier keine Rede. |
Von den Vorgängen, die man “Wiedererken- nen” nennt haben wir leicht einen falschen Begriff; als bestünden sie das Wiedererkennen immer darin daß wir zwei Bilder Eindrücke mit einander vergleichen. Es ist als trügen wir ich ein Bild des eines Gegenstandes mit uns bei mir & agnoszierte danach einen Gegenstand als den, welchen das Bild darstellt. Unser Gedächtnis scheint uns so einen Vergleich zu vermitteln, indem es uns ein Bild des früher Gesehenen aufbewahrt oder uns erlaubt (wie durch ein Rohr) in die Vergangenheit zu blicken. |
In den meisten Fällen des Wiedererkennens findet kein solcher Vergleich statt. Jemand kommt mir auf der Gasse entgegen dessen Gesicht meinen Blick auf sich zieht; vielleicht frage ich mich “wer ist das?”; plötzlich ändert sich der Aspekt des Gesichtes in bestimmter Weise, “es wird mir bekannt”; ich lächle gehe auf ihn zu & begrüße ihn beim Namen; jetzt reden wir von ˇder vergangenen Zeit & dabei schwebt mir vielleicht auch ein Erinnerungsbild ˇvon ihm vor, & ich
8 sehe ihn ich sehe ihn in einer bestimmten
Situation. |
Man sagt vielleicht: hätte ich nicht sein Bild in der Erinnerung bewahrt, so könnte ich ihn nicht erkennen. Aber hier gebraucht man eine Metapher, oder ˇman spricht eine Hypothese aus. |
Man könnte sagen: “sein Gesicht der Anblick war erinnerungsbetont”. |
Man sagt auch: “wir könnten Worte gar nicht gebrauchen, wenn wir nicht sie & die Gegenstände die sie bezeichnen wiedererkennten”. Wenn wir die Farbe Grün nicht als solche wiedererkennten (wohl wegen Mangels an Gedächtnis), so könnten wir also das Wort “Grün” nicht anwenden. Aber haben wir den ir- gend eine Kontrolle dieses Wiedererkennens, so daß wir wissen daß es auch wirklich ein Wiedererkennen ist? Wenn wir von einem Wiedererkennen reden, so meinen wir, daß wir etwas als das erkennen, was es, nach andern Kriterien, wirk- lich ist. “Erkennen” heißt: erkennen, was ist. |
Die Wohlbekanntheit bestätigt den Aspekt Anblick ohne ihn aber mit etwas [a|A]nderem zu vergleichen. Sie stempelt ihn gleichsam ab.
9 |
Anderseits möchte ich sagen: “was ich hier vor mir sehe, ist doch nicht irgend eine Form, die ich auf bestimmte Weise sehe, sondern es sind eben meine Schuhe, die ich kenne. Aber hier bekämpfen sich eben zwei Ausdrucksweisen. |
Diese Form, die ich sehe – möchte ich sa- gen – ist nicht einfach eine Form, sondern sie ist eine von den mir bekannten For- men; sie ist eine im vorhinein ausgezeich- nete Form. Sie ist eine von den Formen deren Bild schon früher in mir war & nur weil sie so einem Bild entspricht, ist sie die wohlbekannte Form. (Ich trage gleichsam einen Katalog solcher Formen mit mir herum & die Gegenstän- de die dort abgebildet sind, sind dann die wohlbekannten.) |
Aber daß ich das Bild schon früher mit mir herumgetragen habe wäre nur eine kausale Erklärung des gegenwär- tigen Eindrucks. Es ist, als sagte man: diese Bewegung geht so leicht, als wäre sie eingeübt worden. Und es ist ja nicht so sehr als [V|v]ergliche ich den Gegenstand mit einem neben ihm stehenden Bild sondern als deckte er sich mit dem Bild. Ich sehe also nur Eines & nicht zwei.
10 |
Man sagt: “[D|d]ieses Gesicht hat
einen ganz bestimmten Ausdruck”, & sucht etwa nach Worten, die ihn charakterisieren. |
Hier ist es leicht in jene Sackgasse des Philosophierens zu geraten, wo man glaubt die Schwierigkeit der Aufgabe liege Er darin, daß schwer Erhaschba- res erhaschbare Erscheinungen, die schnell entschlüpfende gegen- wärtige Erfahrung, oder dergleichen, von uns beschrieben werden soll<t>en. Wo die gewöhnliche Sprache uns zu roh erscheint; & ˇes scheint als haben wir es nicht mit den Phänomenen ˇzu tun, von denen der Alltag redet, zu tun zu haben scheinen, sondern “mit den leicht entschwindenden, die mit ihrem Auftauchen & Vergehen jene ersteren annähernd erzeugen.”. |
Und da muß man sich daran erin- nern, daß alle die Phänomene, die uns nun so merkwürdig vorkommen, die ganz gewöhnlichen sind, die, wenn sie geschehen, uns nicht im geringsten auf- fallen. Sie kommen uns erst in der selt- samen Beleuchtung, die die merkwürdig vor, die wir ˇnun auf sie werfen, wenn wir philosophieren. |
“Das Bild sagt mir sich selbst”, möchte ich sagen. D.h., daß es mir etwas sagt, liegt besteht in seiner eigenen
11 Struktur in seinen Formen & Farben.
So ein Fall wäre es z.B., wenn der Satz “es sagt mir etwas” oder “es ist ein Bild” hieße: es zeigt irgend eine Kombi- nation von Würfeln & Zyllindern. |
“Es sagt mir etwas” kann heißen: es erzählt mir etwas, es ist eine Erzählung |
Es sagt mir sich selbst, wie ein Satz, eine Erzählung mir sich selbst sagt. |
Ist denn der Begriff des erzählenden Bildes nicht ähnlich dem des Genrebil- des (oder Schlachtenbildes). Und wenn ich beschreiben wollte, was ein Schlach- tenbild ist, so brauchte ich mich nicht auf eine Realität außerhalb des Bildes zu beziehen sondern nur von gemalten Menschen, gemalten Pferden, ˇgemalten Kanonen etc zu reden. |
“Das Bild sagt mir etwas”: es gebraucht, sozusagen, Worte[.|;] Ich vergleiche das Hier hier sind Augen, Mund, Nase, Hände, etc. etc.. Ich vergleiche das Bild mit einer Kombination sprachlicher Formen. |
Aber das System der Sprache ist nicht von der Kategorie des eines Erlebnisses<.> & [e|E]in Erlebnis Das typische Erlebnis beim Gebrauch eines Systems nicht das System.
12
(Vergleiche: Bedeutung des Wortes “oder”
& Oder-GefOder-Gefühl.) |
“Jetzt sagt mir diese Zeichenfolge etwas; früher, ehe ich die Sprache lernte, hat sie mir nichts gesagt”. Nehmen wir an wir meinten meinen damit, daß der Satz jetzt einen bestimmten Eindruck auf mich macht. mit einem bestimmten Erlebnis gelesen wird. Gewiß, diese Zeichenfolge hat, ehe ich die Sprache verstehen lernte, nicht diesen Eindruck auf mich hervorgebracht. diesen Eindruck gemacht. Der Eindruck ist natürlich, wenn wir vom Kausalen absehen vom System der Sprache ganz unabhängig. – Und nun wehrt sich etwas in mir dagegen, zu sagen:: daß der Satz etwas sagt, be- steht darin, daß er mir diesen Ein- druck macht. “Etwas ist ein Satz nur in einer Sprache”, will ich sagen. |
‘Sprache’, das sind doch die Sprachen. Auch solche die ich nach Analogie bestehender erfinde. Die Sprachen sind Systeme. |
“Ein Satz ist ein Satz einer Sprache”, Aber das heißt eben,: “Sätze” nenne ich Glieder der Sprachen. |
Aber achten wir auf den Gebrauch des Wortes “deutsche Sprache”, sonst fragen wir etwa: “Was ist die Sprache? alle ˇihre Sätze die je
13 gesprochen worden sind? ˇ[D|d]ie
Klasse [I|i]hre<r> Regeln ˇ& Wörter? etc. etc..” “Was ist das System? Wo ist es? Was ist das Schachspiel? alle Partien? Das Regelverzeichnis? |
“Satz ist das Glied einer Sprache”.” “Es ist doch offenbar die Kombination von Wör- tern die auch anders kombiniert werden könnten können, was den Satz ausmacht”. D.h. aber: was ihn für mich ausmacht. So betrachte ich die Sprache |
Wir wollen eben auf das System der Sprache achten. |
Gewiß, ich lese eine Geschichte & kümmere mich den Teufel um ein System der Sprache. Ich lese einfach, habe Eindrücke, sehe Bilder vor mir, etc.. Ich lasse die Geschichte an mir vorüberziehen wie Bilder, wie eine Bildergeschichte. (Damit will ich natürlich nicht sagen, daß jeder Satz in mir ein visuelles Bild oder mehrere hervorruft, & daß das etwa der Zweck eines des Satzes sei.) |
Denken wir uns eine Bildergeschichte in S schematischen Bildern, also ähnlicher der Erzählung in einer Sprache als eine Folge realistischer Bilder. Man könnte in so einer Bildersprache etwa insbesondere den Gang von Schlachten festgehalten haben. (Sprachspiel.) Und ein Satz unserer Wort- sprache kommt kommt so einem Bild dieser Bildersprache viel näher als man meint.
14 |
Ein Satz einer Erzählung gibt uns dieselbe Befriedigung, wie ein Bild. |
Wir können uns <(>anderseits<)> eine Sprache denken, in deren Verwendung der Ein- druck, den ein Zeichen uns macht, , den wir von den Zeichen erhalten, in keiner Weise eintritt nicht eintritt keine Rolle spielt; in der es ein Verste- hen im Sinne eines solchen Eindrucks nicht gibt. //; in der ein Verstehen im Sinne eines solchen Eindrucks nicht in Frage kommt.// Die Zeichen werden uns etwa geschrieben übermittelt & wir können sie uns nun merken. (D.h. der einzige Eindruck von dem da die Rede ist, ist das Bild des Zeichens.) Wenn es nun ein Befehl ist, so übertragen wir nach Regeln, Tabellen, das Zeichen in Handlung. Zum Eindruck ähnlich dem eines Bildes kommt es gar nicht & man schreibt auch nicht Erz Geschichten in dieser Sprache. Es gibt
15 aber etwa eine Art Unterhaltungslektüre,die darin besteht, daß man gewisse Zeichenfolgen in Körperbewegungen über- setzt die eine Art Tanz bilden. (Verglei- che die Bemerkung über Verstehen & Chiffre.) ⋎ • |
Es wäre natürlich auch denkbar, daß wir einen Satz der Wortsprache, um von ihm einen Eindruck zu erhalten, nach Regeln in ein gezeichnetes Bild über- tragen müßten. (Daß erst dies Bild eine Seele hätte) |
(Ich könnte meinem Schüler sagen: Du wirst anders denken, wenn Du durch diese Übungen gegangen bist.) |
↺⋏ In diesem Fall könnte man ˇwirklich sagen: “Die Zeichenfolge ist tot ohne das System”. //“Das Zeichen lebt nur im System.”// |
Aber auch in unserer gewöhnlichen Spra- che können wir von dem Eindruck des Satzes oft ganz absehen & wichtig ist nur, wie wir mit dem Satz operieren. (Frege's Auffassung der Logik.) |
“Es gibt keinen alleinstehenden Satz”. Denn was ich “Satz” nenne ist eine Spielstellung in einer Sprache.
16 |
Ist das Verwirrende nicht, daß ich eine Spielstellung betrachten kann so ge- nau ich will, aber dadurch nicht heraus- finde, daß es eine “Spielstellung ist? Es verwirrt uns hier etwas in an der Gram- matik des Wortes “Spielstellung”. |
Das Denken heißt eine Tätigkeit, wie das Rechnen. Niemand wurde rech- nen einen Zustand nennen, oder Schach spielen. |
Denken wir uns eine Art Vexierbild, worin nicht ein bestimmter Gegenstand aufzufinden ist, sondern das uns auf den ersten Blick als ein Gewirr nichtssagender Striche erscheint & nach einigem Suchen erst als, sagen wir, ein Lan<d>schaftsbild. – Worin besteht der Unterschied zwischen dem Anblick des Bildes vor & nach der Lösung //Auflösung//. Daß wir es beidemale anders sehen ist klar. Inwiefern aber kann man nach der Auflösung sagen, jetzt sage uns das Bild etwas, früher habe es uns nichts gesagt? |
Wir können diese Frage auch so stellen: Was ist das allgemeine Charakteristikum dafür, daß die Lösung gefunden ist?
17 |
Als das Kriterium der Auflösung könnte ich alles mögliche bestimmen. Ich will annehmen, daß ich, sobald es gelöst ist, die Lösung dadurch dar- stelle kenntlich mache, indem daß ich gewisse Striche des Vexierbildes stark nachziehe <&> etwa Schatten eintrage. Warum nennst Du nun das Bild das Du eingezeichnet hast eine Auflösung? a) Weil es die klare Darstellung einer Gruppe dreidi räumlicher Gegenstände ist. b) Weil es ˇdie Darstellung eine[n|s] regelmäßigen Körper<s> darstellt ist. c) Weil es eine symmetrische Figur ist. d) Weil es eine Figur ist die mir eine[m|n] or- namentalen Eindruck macht. e) Weil es die Darstellung eines Körpers ist der mir bekannt vorkommt f) Weil es eine Liste von Auflösungen gibt & diese Figur (dieser Körper) auf der Liste steht. g) Weil es eine Art von Gegenstand darstellt, die ich wohl kenne: denn sie er macht mir den augenblicklichen Eindruck der Wohlbekanntheit, ˇich verbinde augenblicklich alle möglichen Assozitionen mit ihm, ich weiß, wie er heißt, ich weiß, daß ich ihn oft gesehen habe, ich weiß, wozu man ihn gebraucht, etc. etc. h) Weil es ein Gesicht darstellt, welches mir bekannt vorkommt i) Weil es ein Gesicht darstellt welches ich erkenne: α) es ist das Gesicht meines Freundes so & so β) es ist ˇein Gesicht welches ich oft abgebildet gesehen habe. etc. k) Weil es einen Gegenstand darstellt,
18 den ich mich erinnere, einmal gesehen zuhaben. l) Weil es ein Ornament ist das ich gut kenne (obwohl ich nicht weiß, wo ich es gesehen habe). m) Weil es ein Ornament ist das ich gut kenne: ich kenne seinen Namen, weiß wo man es finden kann ich es schon gesehen habe. n) Weil es einen Einrichtungsgegenstand meines Zimmers darstellt. o) Weil u.s.w. ich instinktiv diese Striche nachgezogen habe & mich nun beruhigt fühle. p) Weil ich mich erinnere, daß mir dieser Gegen- stand beschrieben worden ist. g1) Weil ich den Gegenstand wohl zu kennen meine //scheine//: ich es fällt mir sogleich ein Wort als sein Name ein (obwohl das Wort keiner bestehenden Sprache angehört), ich sage mir: “natürlich das ist ein α wie ich es oft in β gesehen habe. Man γt damit die δ bis sie εen.” So etwas kommt z.B. im Traum vor. q) u.s.w. |
(Wer nicht versteht, warum wir über diese Dinge reden, muß, was wir sagen, als leere Spielerei empfinden.) |
Der Eindruck ist [e|E]ins, & die Bestimmt- heit des Eindrucks etwas Anderes. Was ich den Eindruck der Wohlbekanntheit nenne ist von der hat die Multiplizität
19 einer Bestimmtheit. |
Wir können in ein menschliches Gesicht schauen das wir genau kennen ohne irgend einen Eindruck zu erhalten haben, so- zusagen ganz stumpfsinnig; & von da bis zu einem starken Eindruck gibt es alle Stufen. |
Denken wir uns ˇder Anblick eines ein Gesicht<s> machte brächte uns einen starken Eindruck auf uns hervor //ergriffe uns stark// ˇes flößt uns etwa Furcht ein. Soll ich dann sagen: vor allem muß hier da ein der Eindruck der [w|W]ohlbekanntheit sein statthaben, ich muß muß in dem Anblick des Gesichts ruhen, oder dergleichen; die Form des menschlichen Gesichts als solche muß mir den Eindruck der Bekanntheit machen; & zu diesem Eindruck kommt nun der der Furcht. – Ist es nicht <(>vielmehr<)> so, daß, was ich den Eindruck der Artbekannt- heit nenne, ein Chara[k|c]teristicum eines jeden starken Eindrucks ist den ein Ge- sicht auf mich macht. Etwa das Chara- cteristicum der Bestimmtheit. Ich sagte ja der Eindruck der Wohlbekanntheit bestehe etwa darin daß wir in einem An- blick ruhen, den Aspekt nicht wechseln & dergleichen. |
Kann ich mir den Eindruck der indi- viduellen Bekanntschaft wegdenken, wo er ist, & hinzudenken wo er nicht ist? Und was heißt das? Ich sehe
20
z.B. das Gesicht eines Freundes an
&frage mich: wie schaut dieses Gesicht aus wenn ich es als ein mir unbe- kanntes Gesicht sehe (als sähe ich es etwa jetzt zum ersten mal)? Was bleibt sozusagen von dem Anblick des Gesichts wenn ich den Eindruck der Bekanntheit wegdenke, abziehe? – Hier bin ich nun geneigt zu sagen: “es ist sehr schwer die Bekanntheit von dem Eindruck des Gesichts zu trennen”. Aber ich fühle auch daß das eine irreführende Aus- drucksweise ist. Ich weiß nämlich gar nicht wie ich es auch nur versuchen soll diese beiden zu trennen. Der Aus- druck “sie trennen” hat für mich gar keinen klaren Sinn. Ich weiß was es heißt: “stelle Dir diesen Tisch vor aber schwarz, obwohl er blau<n> ist” das heißt etwas [a|A]hnli- ches wie: “ze male ein Bild dieses Ti- sches aber schwarz statt braun”; ˇoder analog: “zeichne diesen Menschen aber mit länge- ren Beinen als er hat”. |
Wie, wenn man sagte: “denke Dir diesen Schmetterling, genau so wie er ist, aber häßlich statt schön”?! |
Die Ausdrucksweise “[e|E]s ist sehr schwer … wegzudenken”, : hier scheint es als handle es sich um eine ˇpsychologische Schwierigkeit, ˇeine Schwierigkeit der Introspektion
219 einer Bestimmtheit oder
dergleichen.
(Dies trifftfür ein großes Gebiet von philosophischen Problemen zu: Denke an das Problem der genauen Wiedergabe<,> ˇBeschreibung<,> des im Gesichts- feld gesehenen; an die Beschrei- bung der immer fließenden Erschei- nung; auch an die Frage daran: “wie- viel Regentropfen siehst Du, wenn Du in den Regen schaust”.) < Vergleiche: “Es ist schwer diesen Tisch aus der Ferne bewegen zu wollen”. > |
Wir haben in diesem Fall nicht bestimmt, was es heißen soll sich die Wohl- bekanntheit wegzudenken. Es könnte etwa heißen, sich des Eindrucks zu entsinnen den ich hatte als ich das Gesicht zum ersten Male sah. Und hier wieder muß man wissen was es heißt zu “versuchen” sich an den Eindruck zu erinnern. Denn das hat mancherlei Bedeutung. Fragen wir uns: welche Tatigkeiten nennen wir “ver- suchen uns an etwas zu erinnern”[. W|; w]as tun wir wenn wir uns daran erinnern wollen was wir gestern zu Mittag geges- sen haben[?|;] ; gibt es so eine diese Methode auch für die ˇfrühen Kindheitserinnerungen eines Erwachsenen; kann man versuchen, sich an seine die eigene Geburt zu erinnern? |
Ich sage mir: ich will versuchen ein gedrucktes deutsches Wort anzuschauen und mir vorzu es so zu sehen als hätte ich nicht lesen gelernt & a[s|l]s seien
202
die schwarzen Figuren auf dem
Papier sonder-bare Zeichnungen de[sse|ren]n Zweck ich mir nicht denken kann, oder nicht ahne. Da geschieht nun dies, daß ich das gedruckte Wort nicht anschauen kann ohne da[s|ß] mir das Lautbild des Wortes oder der Buchstaben die ich gerade an- schaue vorschwebt. |
Die Eine Zeichnerische Darstellung des In- nern eines Radioempfängers wird für den Einen <den> der nicht das Geringste vom Radio weiß den keine Kunde von solchen Dingen hat, ein Gewirr sinnloser Striche sein. Lernt Hat er aber den Apparat & seine Funktion kennenˇgelernt so wird jene Zeichnung ˇfür ihn ein sinnvolles Bild sein. Gegeben nun eine bestimmte mir jetzt Gegeben irgend eine mir jetzt …… sinnlose körperliche Gestalt ( etwa im Bild), kann ich nach Belie- ben sie sinnvoll vorstellen? Das wäre, als fragte man: kann ich mir einen beliebig geformten Gegenstand Körper als Gebrauchsgegenstand vorstellen? Aber zu was für eine[n|m] Gebrauch? Nun man kann ja wenigstens eine Klasse von Körperformen sich metho- disch als Wohnungen von Tieren oder Menschen denken. Eine andere Klasse als Waffen. Eine etwa als Modelle von Landschaften etc. etc.. Und hier weiß ich also, wie ich einer sinnlosen Form Sinn geben //andichten// kann.
23 |
Wenn ich sage,, dieses Gesicht hat den Ausdruck der Milde, Güte, Feigheit, so scheine ich nicht nur zu meinen daß wir die & die Gefühle mit dem G An- blick des Gesichts assoziieren, sondern ich bin versucht zu sagen, daß das Gesicht ein Aspekt der Feigheit, Güte, etc., selbst ist. (ˇVergleiche z.B. Weininger.) – Man kann sagen: ich sehe die Feigheit in dieses Gesicht hinein (& könnte sie auch in ein anderes hineinsehen), aber jeden- falls scheint sie mit dem Gesicht nicht bloß assoziiert, äußerlich ver- bunden, sondern die Furcht hat die Multiplizität der Gesichtszüge. Und wenn sich z.B. die Züge ein wenig ändern, so können wir von einer entsprechenden Ände- rung der Furcht reden. Würden wir gefragt: “kannst Du Dir dieses Gesicht auch als Ausdruck des Mutes denken”, so wüßten wir, gleichsam, nicht, wie wir den Mut in diesen Zügen unter- bringen sollten. Ich sage dann etwa: “Ich weiß nicht, was das hieße, wenn dieses Gesicht ein mutiges Gesicht ist wäre”. ist”. [Diesen Satz kann man nicht richtig stellen indem man statt “wenn” “daß” setzt, oder statt “ist” wäre”.] Aber wie s<i>eht die Lösung so einer Frage aus? Man sagt ˇetwa: “Ja, jetzt verstehe' ich es; : das Gesicht ist sozusagen gleichgültig gegen die Außenwelt”. Wir haben also Mut hineingedeutet. Der Mut, könnte man sagen, paßt jetzt wieder auf das Gesicht. Aber was paßt hier worauf?
24 |
Es ist ein verwandter Fall (obwohl es vielleicht nicht so scheinen möchte) wenn wir uns z.B. darüber wundern, daß die Franzosen nicht ˇeinfach sagen “der Mann ist gut” sondern ein attri- butives [a|A]djektiv dorthin setzen, wo ein prädikatives stehen sollte; und wenn wir das Problem uns dann da- durch lösen daß wir sagen sie mein- ten “der Mensch ist ein guter”. |
Könnten verschiedene Deutungen eines Gesichtsausdrucks nicht darin bestehen, daß ich mir zu ihm jedesmal eine Andere Fortsetzung //eine andere Art Weise der Fortsetzung// denke? So ist es gewiß oft. Ich sehe ein Bild das einen lächelnden Kopf darstellt. Was tue ich, wenn ich das Lächeln ein- mal als freundliches einmal als böses auffasse? Stelle ich es mir dann nicht in einer räumlichen & zeitlichen Umgebung vor die ich freundlich oder boshaft nenne? Ich So könnte ˇich mir zu dem Bild vorstellen daß der Lächelnde auf ein spielendes Kind herniederlächelt oder ˇaber auf das Leiden eines Feindes. Daran wird nichts geändert dadurch, daß ich mir auch die auf den ersten Blick liebliche Situation durch eine weitere Umgebung wieder anders deu- ten kann. Ein gewisses Lächeln werde ich, wenn keine besondern Umstände meine Deutung umstellen, als freund-
25 liches auffassen, ein freundliches nennen,entsprechend reagieren. ⋎ <
⋎
S. 27 A > |
Was heißt es: “Freundlichkeit in das
Lächeln hineinlesen”? Es heißt vielleicht, ich mache ein dem lächelnden Gesicht auf ˇeine bestimmte Weise koordiniertes Gesicht. Ich nehme etwa den gleichen Gesichtsausdruck an Ich ordne etwa dem andern Gesicht meines in der Weise zu daß es den einen oder andern Zug des andern übertreibt. |
Ein freundlicher Mund, ein freundliches Auge. Wie denkt man sich eine freund liche Hand? – Wahrscheinlich geöffnet & nicht als Faust. – Und könnte man sich die Haarfarbe des Menschen als Ausdruck der Freundlichkeit, oder des Gegenteils, denken? Aber, so gestellt, scheint dies diese Frage zu fragen, ob uns das gelingenc wird //gelingen kann//. Die Frage soll //sollte// lauten: Wollen wir etwas eine freundliche, oder unfreundliche Haarfarbe nennen? Wollen wir solchen Wor- ten Sinn geben, so würden wir uns etwa einen Menschen denken dessen Haare dun- kel werden, wenn er böse zornig wird. Das Hinein- lesen des bösen Ausdrucks in die dunklen Haare aber geschähe mittels einer schon fertigen Idee. Man kann sagen: das freundliche
26 Auge der freundliche Mund, das Wedelndes Hundes sind ˇunter anderm primäre & von einan- der unabhängige Symbole der Freund- lichkeit, ich meine damit: sie sind Teile der Phänomene die man Freundlichkeit nennt. Will man sich andere Erscheinun- gen als Ausdruck der Freundlichkeit denken so sieht man jene Symbole in sie hinein. Wir sagen “er macht ein finsteres Gesicht”; vielleicht weil die Augen durch die <(>heruntergezogenen<)> Augenbrauen ˇstärker beschattet werden; & nun übertragen wir die Idee der Finsternis auf die Haarfarbe. Er macht finstere Haare. Fragte man mich ob ich mir einen Sessel mit freundlichem Ausdruck den- ken kann, so ich würde ich mir ihn gewiß vor allem mit einem freundlichen Gesichtsausdruck vorstellen wollen, ein freundliches Gesicht in ihn hineinlesen. |
Ich sage: “dieses Gesicht (was das zuerst den Eindruck der Furchtsamkeit macht) kann ich mir auch als ein mutiges denken”. Damit meinen wir nicht, daß ich mir vorstellen kann, wie jemand mit diesem Gesicht ˇetwa einem Andern das Leben retten kann (das kann man sich natürlich zu jedem Gesicht vorstellen). Ich rede vielmehr von einem Aspekt des Gesichtes selbst. Was ich meine ist auch nicht, daß ˇich ˇkönne mir vorstelle, daß dieser Mensch sein Gesicht in ein, im gewöhnlichen geläufigen Sinne, mutiges veränd //in ein, nach der gewöhn- lichen Auffassung// mutiges<,> ˇim gewöhnlichen Sinn<,> verändern
27 kann wird;
wohl aber, daß es auf eine ganzbestimmte Art in ein solches übergehen kann. Die [u|U]mdeutung eines Gesichts- ausdrucks ist ˇaber //wohl// zu vergleichen mit der Umdeutung eines Akkordes in der Musik, wenn wir ihn einmal einmal als Überlei- tung in die<se> eine ei ˇeinmal in oder jene Tonart ‘hören’ ˇ//empfinden//. (Vergleiche auch den Unterschied Mischfarbe, Zwischenfarbe.) |
⋏ [Zu S. 25] A Das [H|h]ängt mit dem Gegen- satz von sagen & meinen zusammen. “Jeder Ausdruck kann <(>doch<)> lügen”: [a|A]ber denke doch nur was Du mit “lügen” meinst. Wie stellst Du Dir die Lüge vor? setzt Du nicht einen Ausdruck einem andern entgegen? Doch gewiß dem Ausdruck einen Vorgang, der auch Ausdruck sein könnte. |
Wenn wir uns fragen “welcher ˇPersonen[N|n]ame würde den Charakter dieses Menschen treffen” – klanglich abbilden – so ist es gl steht gleichsam die Projek tionsmethode, mittels nach der wir abbilden, fest ˇ(So könnte sich etwa ein Dichter fragen welchen Namen er einer Person geben will.). Manchmal aber projizieren wir den Charakter in den ˇgegebenen Namen. So scheint es uns, daß die großen Meister gerade die Namen haben die einzig zu ih dem Charakter ihrer Werke passen. |
Erlebnis der wirklichen Größe. Wir sähen
28 ein Bild da[ß|s] uns die Form eines Sesselszeigt; man sagt uns, es stelle eine Konstruktion von Hausgröße vor. Nun sehen wir es anders. |
Was geschieht wenn wir lernen den Schluß einer Kirchentonart als Schluß zu empfinden? |
Denke an die Vielgestaltigkeit dessen was wir “Sprache” nennen. Wortspra- chen, Bildersprachen, Gebärdensprachen, Tonsprache. |
Die philosophischen Schwierigkeiten, etwa das Wiedererkennen betreffend, sind nicht solche die wir zwar in praxi übersehn nicht merken, die sich aber zeigen wenn sowie man die Phänomene Vorgänge genauer betrachtet. Sie zeigen sich vielmehr nur, wenn wir sie durch ein vorgefaß- tes Schema |
Ich bin versucht zu sagen: “‘[d|D]iesen Gegenstand kenne ich wohl’”, das ist als sagte ich: ‘dieser Gegenstand ist in meinem Katalog abgebildet’”. Dann bestünde es also darin, daß so ein Bild in einem bestimmten Umschlag mit andern zusammengebunden wäre; in dieser Lade läge. – Aber wenn ich mir das wirklich vorstell[t|e]e, & denke
29 ich vergliche einfach den gesehenen Gegenstandmit Bildern in meinem Katalog & fände, daß er mit einem von ihnen übereinstimmt, so wäre das eben nicht ähnlich dem Phänomen der Wohlbekanntheit. Man nimmt nämlich an es ↻sei uns das Bild in unse- rem Katalog • wohlbekannt. Wäre es uns fremd, so würde die Tatsache daß es in die- sem Umschlag, in dieser Lade ist liegt gar nichts für uns bedeuten. |
Wenn ich nun von dem Vorbild im Katalog meines Geistes rede oder dem Futeral in worein in welches der Körper Gegenstand paßt, wenn er mir wohlbekannt ist, so möchte ich, daß das Futeral in meinem Geist sozusagen als “Form der Vorstellung” ist, sodaß ich nicht sagen kann, ein Vorbild sei in meinem Geiste, welches <(>wirk- lich<)> nicht dort ist. – Das Vorbild zieht sich sozusagen in meinen Geist zurück, ist also kein Objekt mehr für mich ihn. Das heißt aber ˇnur: Das aber heißt nur: es Es hatte keinen Sinn von einem Vorbild überhaupt zu reden. (Vergleiche ˇdamit die Idee [der|Die] Raumbrille die man wir nicht ablegen kann. können.) |
Wenn wir von der Wohlbekanntheit als von einem Passen ˇdes Gegenstandes in ein Futeral reden, so ist das nicht ganz so als verglichen wir das Gesehene mit einem Abbild. Wir meinen dann eigentlich das Gefühl, wenn ein der Gegenstand ohne Widerstand in die Form des Futerals gleitet. Aber dieses Gefühl könnten wir auch
30 haben, wenn gar kein genau passendes Fu-teral vorhanden wäre. Wir könnten uns auch jeden Gegen- stand in einem unsichtbaren Futeral denken & das ändert gar nichts an unseren Erfahrungen & ist nun eine leere Form der Darstellung |
(Die Darstellung der Philosophie kann nur gedichtet werden.) |
(Philosophie dürfte man eigentlich nur dichten. Daraus muß sich, scheint mir, ergeben, wie weit mein Denken der Gegen- wart, Zukunft oder der Vergangenheit an- gehört: Denn ich habe mich damit auch als einen bekannt, der nicht ganz kann, was er zu können wünscht. |
⋏ ˇ[Zu S. 53] <A> Die Beruhigung in der Philosophie tritt ein, wenn das erlösende Wort gefunden ist. |
“Es sollte eigentlich nicht heißen: “ja, ich erkenne es, es ist ein Gesicht” sondern: “ich erkenne es, ich sehe es als Gesicht” sehe ein Gesicht”. (Das Wort Gesicht könnte für mich hier das bloße Ornament bedeuten ˇ(ohne irgend eine Beziehung zum Geicht des Menschen), wäre also auf derselben gleicher Stufe wie irgend eine andere mir wohlbekannte uns bekannte Figur, z.B. ein Hakenkreuz.) Denn die Frage ist <(>hier<)>: Was erkenne ich hier als was? Denn, <“>ein Ding als
31 sich es selbst
erkennen<”>, heißt nichts. |
Das Gedächtnis mit einem Notitz- buch verglichen: Einerseits dient dieser Vergleich als Bild dessen was bewußt vorgeht; anderseits gibt er ein psychologisches Modell. (Und das Wort “bewußt” verweist hier auf einen Abschnitt der Grammat<i>k & ist nicht der eine Teil des psychologischen Gegensatzes “bewußt” – “unbewußt”) |
Die Vorgänge des Erinnerns sind sehr mannigfach. “Bist Du gestern an bei Deinem Tisch ge- sessen in Deinem Zimmer gewesen?” – “Ja.” – “Bist Du sicher?” – “Ich sitze jeden Tag an diesem Tisch & ich wüß- te [es|doc]h wenn [es|ich] gestern nicht geschehen hier gewesen wäre!” Dabei brauche ich mich keinen Augenblick vor dem Tische sitzen sehen in der Erinnerung in meinem Zimmer sehen. Aber nehmen wir an ich sähe mich während ich so spräche in meinem Zimmer am Fenster stehen; wie zeigt mir das Bild das es ges- tern war. Freilich, das Bild könnte das auch zeigen, wenn ich z in ihm etwa einen Wandkalender mit dem gestrigen Datum sähe. Wenn das aber nicht der Fall war, wie las ich dann aus dem Erinnerungsbild ˇoder der Erinnerung ab daß ich gestern so am Fenster stand, wie übersetzte ich die Erinner das Erleb-
32 nis der Erinnerung in Worte?
– Aber über-setzte ichc sie denn ein Erlebnis in Worte? Sprach ich nicht einfach die Worte aus[?|;] War das nicht und zwar in bestimmtem Tonfall & dergleichen ˇErlebnissen der Sicherheit? War das nicht aber das Erlebnis der Erinnerung? (Das Erlebnis der Überzeugung ist von der Art des Erlebnisses des Tonfalls.) Aber was machte Dich so sicher als Du diese Worte sprachst? Nichts; ich war sicher. Ich kann freilich, was ich so aus- sprach, nun auf andere Weise – wie man sagen würde – nachprüfen. Das heißt: ich kann nun versuchen mich an bestimmte spezielle Geschehnisse des gestrigen Tages zu erinnern & mir Bilder vor's Auge zu rufen etc.. Aber das mußte jedenfalls nicht geschehen sein ehe ich antwortete. |
Wenn wir einen Vorgang aus der Erinne- rung erzählen so sehen wir wohl manchmal Erinnerungsbilder vor uns; meistens aber sind sie nur in der Erin- nerung verstreut wie Illustrationen in einem Märchenbuch. |
Es sagt mir jemand: “stelle Dir auf dieser weißen Wand einen Fleck vor von der Farbe die man ‘rot’ nennt”. Ich tue es; – soll ich nun sagen ich habe mich daran erinnert welche Farbe ‘rot’ heißt. Wenn ich von diesem Tisch rede, erinne- re ich mich, daß dieser Gegenstand ‘Tisch’ ge-
33 nannt wird. |
Könnte man nicht einwenden: “So kann also der gewisse Erinnerungen nicht haben, der keine Sprache gelernt hat?” Freilich, – er kann keine sprachlichen Erinnerun- gen, sprachlichen Wünsche, etc. haben. Und sprachliche Erinnerungen, etc., sind Erinnerungen in der Sprache, etc. sind …… ja nicht bloß<e> Übersetzungen fadenscheinige Schema- ta; ist denn das sprachliche Erlebnis kein Erlebnis? //Und Erinnerungenˇ, etc., in der Sprache sind ja nicht bloß die fadenscheini- gen Darstellungen wirklicher eigentlicher //für eigentliche// Erlebnisse; ist denn das Sprachliche kein Erlebnis?// (Worte sind Taten.) |
Manche Menschen erinnern sich an ein musikalisches Thema in der Weise, daß das Notenbild vor ihnen auftaucht & sie es herunterlesen. Es wäre denkbar daß, bei gewissen Menschen das Gedächtnis darin bestün was wir das “Gedächtnis Erinnern” bei einem Menschen nennen, darin bestünde, daß er sichˇ im Geiste, ein Buch Notizbuch nachschlagend, sähe & daß was er in diesem Buch liest eben das Erinnerte wäre. (Wie reagiere ich auf eine Erinnerung?) |
Ubrigens, denke ich denn, wenn ich die Ge- genstände meiner Umgebung als wohlbekann- te behandle, an diesen Vergleich. Natür- lich nicht. Das tue ich erst, wenn ich den Akt des Erkennens (Wiedererkennens) nachträglich
34 betrachte; & zwar nicht so sehr indem ichzu sehen trachte, was dabei tatsächlich vorgegangen ist, als indem ich es durch ein vorgefaßtes Schema betrachte. (Fluß der Zeit.) (Das Prob- lem vom Wesen der Zeit & dem Fluß der Zeit ist diesem sehr ähnlich.) <
[Von da an wieder auf
S. 155
Bd.
X] > |
⋏
ˇ[Zu S. 161 Bd X] <A)> Ich nenne Regeln der Darstellung nicht Konventionen, wenn sie sich ˇdadurch recht- fertigen lassen, daß die Darstellung, mit wenn sie ihnen gemaß ist, mit der Wirk- lichkeit übereinstimmt. So ist die Regel, “male den Himmel heller als irgend et- was, was von ihm sein Licht empfängt” keine Konvention. Die Regeln der Grammatik lassen sich nicht dadurch rechtfertigen, daß man zeigt, ihre Anwendung führe zu einer Über- einstimmung der Darstellung mit der Wirklichkeit. Denn diese Rechtfertigung müßte das Dargestellte selbst beschrei- ben. |
⋏ <B)> Kann aber die Rechtfertigung nicht einfach auf die Wirklichkeit zeigen? Inwiefern ist dieses Zeigen aber eine Recht- fertigung? Hat es denn die Multiplizität einer Rechtfertigung? Es mag freilich die Ursache sein <(>davon<)> sein, daß wir Ursache sein, warum wir …… diesen Satz statt jene[m|s] sagen. Aber gibt es einen Grund dafür? Nennen wir das
35
“Rechtfertigung”?
|
⋏ [Zu S. 171 Bd X] <A> “Sprache” das ist ein Wort wie “Tastatur”. Es gibt Maschinen die eine Tastatur enthalten. Nun könnte ich mich aus irgendwelchen Gründen für Formen von Tastaturen interessieren (wirklich verwen solche die im Gebrauch sind & auch andere bloß von mir ersonnene). Und eine Tasta- tur erfinden könnte heißen etwas erfinden was die gewünschte Wirkung hat; aber auch auch neue Formen ersinnen die den alten auf mannigfache Weise analog sind. |
⋏ [Zu S. 172 Bd. X.] <B> “Die Regeln eines Spiels sind willkürlich” heißt: der Begriff “Spiel” ist nicht durch die ps Wirkungen, die das Spiel auf uns haben soll, definiert. |
⋏ [Zu S. 175 Bd X] A C Ist die Philosophie ein Geschöpf der Wortsprache? Ist die Wortsprache eine Bedingung für die Existenz der Philosophie? Richtiger würde man fragen: Gibt es außer- halb des Gebietes unserer Wortsprachen auch etwas der Philosophie analoges? Denn die Philosophie, <(>das<)> sind die philosophi- schen Probleme, d.i. die bestimmten indivi- duellen Beunruhigungen, die wir “philoso- phische Probleme” nennen. Das ihnen Gemeinsame reicht soweit als wie das Gemein- same zwischen verschiedenen Gebieten. <unserer Sprache>
36
Betrachten wir nun ein bestimmtes philosophisches Problem, etwa das: “Wie ist es möglich einen Zeitraum zu messen da <(>doch<)> Vergangenheit & Zukunft nicht ge- genwärtig sind & die Gegenwart nur ein Punkt ist” –; so ist das Charakteristische da- ran, daß ˇsich hier eine Verwirrung in Form einer Frage äußert, welche die diese Verwir- rung nicht anerkennt. Daß er //der Fragen- de// der Frager// durch eine bestimmte Ände- rung seiner Ausdrucksweise von seinem Problem erlöst wird. |
⋏ [Zu S. 175 Bd X] A Ein dem philosophischen analoges Problem, oder eine Beunruhigung, könnte etwa dadurch entstehen, daß je- mand auf allen Tasten des Manuals spiel- te, daß das Ergebnis nicht wie Musik klänge, & daß er doch versucht wäre zu glauben denken, es müsse Musik sein. etc.. |
⋏ < [Etwas, was auf den ersten Blick ausschaut wie ein Satz & keiner ist] [Zu S. 175 Bd X] B > Ich möchte hier Der folgende die Erfindung ein einen Vorschlag zur Konstruktion einer Mo- tor[s|S]traßenwalze ˇwurde mir mitˇgeteil[e|t]n we der & scheint mir philosophisches Interesse zu haben<. > scheint. ˇ Der Irrtum des Erfinders hat mit einem philosophischen Irrtum Verwandtschaft. Das Wesentliche [der|Die] Erfindung war ist ˇbesteht darin, daß der Motor sich im [i|I]nneren der hohlen Walze befinde[n|t] sollte. Die Kur- belwelle läuft durch die Mitte der ˇhohlen Walze & ist an beiden Enden durch Speichen mit dem Walzenrande ihr verbunden. Der Zylinder des Benzin- motors ist an der Innenseite der Walze befestigt. Auf den ersten Blick sieht diese
37 Konstruktion wie eine Maschine aus.
– Abersie ist //Tatsächlich aber ist sie// ein starres System & der Kolben kann sich im Zylinder nicht aus & einc noch bewegen. Wir haben sie ihn selbst jeder der Bewegungsmöglichkeit beraubt & wissen es nicht. |
Wir sagen: “der Hahn ruft die Hühner durch sein Krähen herbei”; aber liegt dem nicht schon der Vergleich mit unserer Sprache (Wortsprache) zugrunde? – Wird der Aspekt nicht ganz verändert, wenn wir uns vorstellen durch irgend eine phy- sikalische Einwirkung ziehe das Krähen die Hühner an? Wenn aber gezeigt würde in welcher Weise die Worte “komm zu mir!” auf den Angesprochenen einwirken, so daߡ, unter gewissen Bedingungen, am Schluß gewi[ß|s]se Muskeln innerviert werden & er zu mir kommt, – würde damit jener Satz den Charakter des Satzes verlieren? |
Unsere Sprache, unsere Wortsprache, ist vor allem <das> was wir “Sprache nennen”, & dann Anderes nach seiner Analogie oder Vergleich- barkeit mit ihr. |
Das Achselzucken, wenn wir es (etwa in einem Gespräch) meinen, als Antwort
38 geben, wird allerdings anders erlebt alsein Achselzucken das etwa durch dieselbe Bewegung wenn sie durch …… einen Schmerz in der Schulter bewirkt wird. Und wir fragen auch etwa: “war das ein Achselzucken oder hat es nur so ausge- schaut”. “war das als Achselzucken ge- meint, oder war es nur eine zufällige Bewegung?” – Würden wir aber das Achsel- zucken ein Zeichen nennen, wenn wir es nicht in Verbindung mit der Wortsprache gebrauchten? |
ˇDer Fall //Die Fälle//: “[J|j]emand<em> ein Zeichen geben wollen.”. – Ich bedeute jemand mit einer Bewegung der Hand, daß er sich setzen soll; unmittel- bar neben ihm steht ein Anderer; aus der Richtung meines Blicks & meiner Ge- bärde ist nicht zu entnehmen welchem von Beiden ich das ein Zeichen gebe. Nun fragt man mich<:> , “welchen hast Du gemeint”,, & ich antworte: “den A”. Worin lag bestand dieses Meinen? Oder: Worin lag der Unterschied zwischen den Vorgängen, mit diesem Zeichen den A & den B zu meinen. Mußte das Kriterium darin liegen daß irgend etwas Unterscheidende ein Vorgang sein welcher den des Zeigens der //die// Handbewegung, des Blickes //den Blick//, etc., begleitete? konnte es nicht darin liegen, daß ich auf <ich> mich ärgerte wenn sich auf mein Zeichen der A stehen blieb; oder darin, daß ich auf die Frage “wen hast Du gemeint” antwortete: “den A”? Oder in einer Kombina- tion dieser & andrer?
39 |
Mache diesen [v|V]ersuch: Sage “hier ist es kalt” & meine “hier ist es warm”. Kannst Du es? – Und was tust Du dabei? Und gibt es nur eine Art das zu tun? |
“Der Hund meint etwasˇ damit, wenn er mit dem Schweif Schwanz wedelt”. Was betrachten wir als Kriterium dafür? Wie würden können wir das begründen? //Wie könnte man das begrunden?”// |
Wenn wir die Achsel zucken, so sind die begleitenden psychischen Erlebnisse, dabei die seelischen Erlebnisse, …… nicht wesentlich verschiedendie Meinungs erlebnisse, //, was man die Meinungserlebnisse nennen könnte,// nicht wesentlich ver- schieden von denen beim [a|A]ussprechen eines Wortes ode[i|r] Satzes: “vielleicht –”, “ich weiß nicht”, “weiß Gott” etc. – Diese Worte können gewiß so unwillkürlich (ich meine aber nicht papageienhaft) ausgesprochen werden wie eine Geste gemacht werden kann.
40 |
Ad hoc “erfunden” sind natürlich meine Wörter & Gesten nicht; aber nicht alles, was nicht erfunden ist, ist von früher vereinbart. “Contract sociale” Auch hier ist in Wirklichkeit kein Vertrag geschlossen worden; aber die Situation ist mehr oder weniger der ähnlich, analog, der, in welcher wir wären, wenn …. Und sie ist ˇvielleicht mit Nutzen unter dem Gesichtspunkt eines solchen Ver- trages zu betrachten. |
Was heißt es, zu wissen, was eine Pflanze ist? Was heißt es, es zu wissen & es nicht sagen zu können? (Socrates: “Du weißt es, & kannst hellenisch reden, also mußt Du es doch sagen können.”) |
Hat dieses Wissen die Multiplizität eines Satzes, der nicht ausgesprochen wurde? So daß, wenn der Satz ausgesprochen würde, ich ihn als den Ausdruck meines Wissens anerken- nen würde? – Ist es nicht vielmehr so, daß jede exacte Definition als Ausdruck unseres Verstehens abgelehnt werden müßte? D.h.: müßten wir nicht von so einer sagen, sie bestimme zwar eine[m|n], dem unsern verwandten Begriff, aber nicht diesen selbst? Und die Verwandtschaft sei etwa die zweier Bilder, deren eines aus unscharf begrenzten Farb- flecken, das andere aus ähnlich geformten
41 & verteilten, aber scharf begrenzten
bestün-de? Die Verwandtschaft wäre dann eben- so unleugbar, wie die Verschiedenheit. |
Vergleiche: <1> “Wissen was eine Pflanze ist” ¤ <3> “Wissen wieviel 25 × 25 ist” wie hoch der Stephansturm ist” <4> “Wissen wie eine Klarinette klingt” ¤↺ <2> “Wissen wie man das Wort ‘Pflanze’ gebraucht”. Im dritten Fall wäre es allerdings seltsam zu sagen, man wisse es, könne es aber nicht sagen. Wenn wir uns darüber wundern daß [e|E]iner etwas wissen, & es nicht sagen kann, werden wir da nicht durch eine scheinbare Analogie mit einem Fall wie No 3 geleitet? |
“Ich weiß, was eine Pflanze ist: , was Pflanzen sind: ich kann [d|D]ir w Pflanzen welche zeigen, aufzeichnen, beschreiben.” |
Was nennen wir denn <eine> “die “Antwort auf die Frage: ‘was ist eine Pflanze’”. Nun etwa: “[s|S]iehst Du, das, das, & das sind Pflanzen”. Auch eine Verbaldefinition ˇder Botanik etwa, würden wir eine “Antwort” nennen; aber sie wäre eine andere Antwort und nicht mit der ersten äquivalent. Sowenig, wie die Erklärung ˇdes Schrittmaßes, die etwa vor einigen hundert Jahren ein Vater seinem Sohn gegeben hat mit der: “ein Schritt = 75 cm”. Diese Antworten sind verwandt aber nicht äquivalent & die zweite ist nicht vielleicht die eigentlich richtige, die die erste ungenaue selbstver-
42 ständlich ersetzt wenn wir nur einmaldie richtige kennen. |
Ich sage: “der Boden war ganz mit Blu- men bedeckt”. Wollte jemand eine Erklä- rung dessen was ich meine so wäre etwa die gemäßeste ich könnte ihm ein ˇgemaltes Bild eines solchen Bodens zeigen. Und ich würde ihm sagen: “siehst Du, so hat es ausgesehen”. Will ich nun, daß er versteh[t|e], jede Blüte & jedes Gras sei genau in der Lage & von gewesen, wie es sie auf dem Bild zu sehen sind? – Und wenn das nicht, ist es das ein Fehler des Bildes & meine ich, daß ein anderes mög- lich wäre welches die genauen Lagen zeigte? |
“Ist ein verschwommener Begriff überhaupt ein Begriff?”. Ist eine unscharfe Photo- graphie das ein Bild eines Menschen? Kann man ein unscharfes Bild überall immer mit Vorteil durch ein scharfes ersetzen? Ist das unscharfe nicht oft ˇgerade das was wir brauchen man braucht? |
“Was ist eine ‘exacte’ Definition im Gegen- satz zu einer unexacten?” Nun, etwa, eine Definition in der die Wörter nicht das Wort “ungefähr”, “beiläufig”, & oder ähnliche vorkommen.
43 |
Denken wir an ein anderes Beispiel:
den Gebrauch des Wortes “eiförmig” oder “Osterei”. Wir würden einen Gegenstand von dieser Gestalt nicht mehr als Osterei gelten lassen & doch nicht sagen können bei welchem Verhältnis der Länge S & Breite etwas anfängt ein Osterei zu sein. Ja, wenn Einer nun ein solches Ver- hältnis angäbe, so könnten wir es nie als die richtige Begrenzung unseres Begriffes angeben anerkennen. Sondern wir müßten //würden// entweder sagen: “Nein, das nenne ich kein Osterei, das es ist zu schlank (oder zu dick, etc.)” – oder: “ja, das ist ein Osterei, aber der Grenzfall ist es nicht gerade”. Diesen gibt es eben nicht in unse- rem Kalkül & wer einen Grenzfall einführte, führte einen neuen Kalkül ein. |
Beim Fürs Preisschießen gibt es Statuten, welche be- stimmen wie die Preise nach der Lage der Schüsse auf der Scheibe zu verteilen sind. Muß es nun auch für alle denkbaren vorstellbaren Grenzfälle Regeln geben. Würde man sagen, die Preisverteilung gelte nicht, weil für diesen Fall in den Regeln nicht vorgesehen //vorgesorgt// war; selbst wenn dieser Fall beim Preisschießen gar nicht eingetreten ist. |
Wenn man sagt “Moses hat nicht existiert, so kann das verschiedenerlei bedeuten. Es kann heißen: die Is[t|r]aeliten haben keinen nicht einen
44 Führer gehabt als sie vonc aus
Aegypten
auscgezo-gen sind: – oder: ihr Führer hat nicht “Moses” geheißen – oder: es hat keinen Menschen gegeben der alles das voll- bracht hat, was die Bibel von Moses erzählt. etc., etc.. – Russell würde sagen, daß der Name “Moses” durch verschiedene Beschreibungen definiert werden sein kann. ( Z.B.: “der Mann welcher zu dieser Zeit & an diesem Ort lebte & damals ‘Moses’ genannt wurde”, “der Mann, welcher die Israeliten durch die Wüste führte”, “der Mann, welcher als Kind von der Tochter des Pharao Pharaos aus dem Nil gefischt gzogen wurde” etc.. Und je nachdem wir die eine oder andere Defini- tion annehmen bekommt der Satz “Moses hat existiert” einen andern Sinn & ebenso jeder andere Satz der von Moses handelt. Man wird auch, wenn uns jemand sagt “N existiert nicht”, fragen: “Was meinst Du? willst Du sagen, daß …, oder daß …, etc.?” <Wenn ich nun ˇ z.B. sage Oder wenn ich sage “N ist gestorben”, so> <hat kann es mit dem Gebrauch der Bedeutung des Namens <’N’ >> Wenn ich nun sage “N“ gewöhnlich unge etwa fo diese Bewandtnis haben: Ich glaube, daß ein Mensch gelebt hat, den ich 1.) dort & dort gesehen habe, der 2.) so & so ausschaut, 3.) das & das ge- tan hat & 4.) in der bürgerlichen Welt den Namen ‘N’ führt. Gefragt, was ich unter ‘N’ verstehe, würde ich [a|A]lles das, oder [e|E]iniges davon, & bei verschiedenen Gelegenheiten Verschiedenes aufzählen. –
45
und ebenso Meine Definition von
‘N’ wäre also etwa:“der Mann, von dem das alles das stimmt”. Wenn aber nun etwas davon sich als falsch erwiese, – wäre ˇwerden wir nun den der Satz “ N ist gestorben“ nun als falsch anzusehen? auch, wenn ansehen; auch, wenn etwas was uns uns ganz nebensächlich ist werden wir ich nun den Satz “N ist gestorben” für falsch er- klären auch wenn sich ˇnur etwas mir ganz Nebensächliches, was ich in die Erklärung des Namens ‘N’ hineingenom- men habe, als falsch herausstellt. Ich werde dann meistens ohne weite- res bereit wohl bereit …… sein die Definition etwas abzuändern. Das kann man nun so ausdrücken, daß ich den Namen ‘N’ ohne eine feste Bedeutung gebrauche. (Was seinem Ge- brauch so wenig Eintrag tut wie einer Brücke, daß sie kein absolut starrer Körper ist.) Sol Heißt das nun daß ich nicht Soll man nun sagen das heiße, daß ich ein Wort gebrauche dessen Bedeutg ich nicht kenne, daß also, was ich sage Unsinn ist? |
Und hier erinnere ich mich daran, daß Ram- sey einmal betont hat, die Logik sei eine “normative Wissenschaft”. Die genaue Idee, welche ihm dabei vorgeschwebt hat, kann ich nicht sagen. //Ich weiß nicht die genaue Idee, … hat.”// Sie war aber zweifellosc gewiß eng verwandt ˇmit der, welche mir erst später klar wurde, daß wir nämlich in der Philo- sophie den Ge Gebrauch der Worte mit Spielen nach niedergelegten Regeln Kalkülen nach festen Regeln vergleichen, aber nicht sagen können, wer die Sprache gebrauche, spiele
46 müsseein Spiel nach irgend einen Kalkül nach festen Regeln betreiben. – Sagt man nun aber, daß unsere Sprachgebrauch sich solchen Kalkülen nur nähert, so stehen wir steht man damit unmittelbar am Rande einer Reihe von Konfusionen. Denn nun kann es scheinen, als redeten wir in der Logik von einer idealen Sprache. Als wäre unsre Logik gleichsam eine Logik für den luftleeren Raum. Während man die Logik doch nicht von einer Sprache redet (wie die Physik von einer Naturerscheinung), & man also höchstens sagen kann, wir konstruierten ideale Sprachen. Aber hier ist wieder das Wort “ideal” irreführend, denn es scheint nun als wären diese Sprachen besser, vollkommener, als die Umgangsspra- che & als brauchte es also den Logiker damit der den Menschen endlich zeige, wie sie einen richtigen Satz sprechen sollen. wie ein richtiger Satz ausschaut. |
Unsere Untersuchung trachtet nicht die eigentliche, exakte Bedeutung der Wörter zu finden; wohl aber geben wir den Wörtern im Verlauf unsrer Untersuchung oft exakte Bedeutungen. |
Denn was soll ich die ‘Regel’ nennen, ‘nach der er vorgeht’? Die Hypothese, welche seine Spielhandlungen, soweit ich sie kenne, zufriedenstellend beschreibt, – oder die
47 Regel, die er beim Spielen nachschlägt, – oder die Regel
die er mir, wenn ich ihnnach seiner Regel frage, zur Antwort gibt. Wie aber, wenn die Beobachtungen c der Spielhandlung des Spiels keine klare Regel zeigt //erkennen läßt// , wenn man aus der Beobachtung des Spiels keine klare Regel entnimmt, & er keine Regel nachschlägt, & die Frage keine Regel zu Tage fördert? Denn er gab mir zwar auf meine Frage, was er unter ‘N’ ver- stehe, eine Erklärung, war aber bereit diese Erklärung zu widerrufen & abzuän- dern. Wie soll ich also die Regel be- stimmen, nach der er spielt? er weiß sie selbst nicht. Oder richtiger: Was soll der Ausdruck “Regel nach welcher er spielt” hier noch besagen? |
Wir können uns doch sehr wohl vorstellen, daß sich Menschen auf einer Wiese damit unterhielten, mit einem Ball zu spielen, & zwar so, daß sie verschiedene ˇgeregelte Spiele anfin- gen, manche davon nicht beendeten, dazwi- schen den Ball auch planlos in die Höhe würfen & auffingen, dann ˇwieder würden sie einige versu- ch[en|ten], wie hoch jeder sie den Ball werfen k[a|ö]nnen oder einander mit dem Ball im Scherz bewerfen etc.. Und nun sagte Einer: die ganze Zeit hindurch spielen die Leute ein Ballspiel & richten sich daher nach bei jedem Wurf nach bestimmten Regeln. Und wäre es anderseits richtig zu sagen: “sie spielen also nicht mit dem Ball.” |
Welches ist die Bedeutung eines Wortes wenn der Redende sie nicht angeben kann? Nun, wir
48 werden ˇvielleicht sein
<(>tatsächliches<)>
Verhaltenals ein Schwanken zwischen mehreren verwandten Bedeutungen beschreiben können. Ich frage ihn: “was hast Du eigent- lich gemeint?” – und als Antwort wird er mir verschiedenes angeben & sich vielleicht an mich wenden, daß ich ihm ein sein Regel- verzeichnis einrichte, daß seinem Zweck entspricht. – Es wird sich dann in un- serm Gespräch oft die Redensart finden: “Du wolltest also eigentlich sagen …”. Und diese kann ˇleicht ganz mißverstanden wer- den: sie ist ˇmuß nämlich keine Beschreibung des seines Geisteszustandes als er eines Vorgangs ˇsein der etwa darin besteht daß man das eine sagt während man das andere sagen will; als wäre, was man “eigentlich sagen wollte” damals schon irgendwie, wenn auch nicht in lauten Worten, ausgedrückt ge- wesen. |
(Eine der irreführendsten Redeweisen ist die Frage “was meinst Du meine ich damit?” – Man könnte in den meisten Fällen darauf antworten: “Gar nichts – ich sage …”) |
[Gehört nicht hierher] Was geschieht, wenn wir uns bemühen, etwa beim Schreiben eines Briefes, den richtigen Ausdruck unserer Gedanken zu finden? Diese Redeweise vergleicht den Vorgang dem einer Übersetzung oder Beschreibung: [D|d]ie Gedanken sind da,
49 etwa schon vorher & wir suchen nurnoch nach ihrem Ausdruck. <(>Und<)> dDieses Bild trifft in verschiedenen Fällen mehr oder weniger zu. – Aber was kann hier nicht alles geschehn! Etwa: ich gebe mich einer Stimmung hin, & der Ausdruck kommt; oder: es schwebt mir ein Bild vor& ich trachte es zu beschreiben , das ich …; oder: es fiel mir ein englischer Ausdruck ein & ich will mich auf den entsprechenden deutschen besinnen; oder: es kommt mir eine Gebärde & ich frage mich,, “welches ist denn der Satz, der dieser Gebärde ent- spricht?” Endlich fällt mir einer ein & scheint der Gebärde angemessen; etc. etc.. Wenn man nun fragte: “hast Du den Gedanken, ehe Du den Ausdruck hattest”, was müßte man da antwor- ten? Und was auf die Frage: “worin bestand der Gedanke, wie er vor dem Aus- druck vorhanden war?” |
[Ich glaube, dieser Satzˇ, oder ein ähnlicher gehört zu einer Untersuchung was er <…> Frage des augenblicklichen Verstehens etc.] ⋎ Bd X /109 /1 <ˇ gehört zu: “Was ist ein Satz? [w|W]as ist ein Wort? Unsere alltä- glichen Begriffe “Satz”, “Wort” etc sind viel zu wüst, zu ungeklärt. Sollte man nicht von den Sinnesdaten der Sätze etc reden?> Hier ist es schwer gleichsam den Kopf oben zu behalten, – zu sehen, daß wir bei den Dingen des alltäglichen Den- kens bleiben müssen & nicht auf den Abweg zu geraten, wo es scheint, als müßten wir letzte //die letzten// Fein- heiten beschreiben, die wir doch wieder mit unsern Mitteln gar nicht be- schreiben könnten. ⋏ Es ist ˇuns, als sollten wir ein zerstörtes Spinnennetz mit un- seren Fingern zurecht richten in Ordnung bringen. //wieder herstellen//. <//wieder richten//> <//wieder in Ord nung bringen//>
50 <
{Diese Bemerkung bezieht sich auf den Fall, wenn wir scheinbar vonden Dingen des Alltags zu immer schwerer fassbaren hinabsteigen & in den brauenden Nebeln zu ertrinken drohen} > |
Was versteht man unter “allen Regeln des Tennisspiels”? Alle Regeln die in einem bestimmten Buche stehn, oder alle, die der Spieler im Kopf hat, oder alle, die je ausge- sprochen wurden, oder gar, alle, die sich angeben lassen? – Daher wollen wir lieber nicht so vag von ‘allen Regeln’ re- den, sondern nur von bestimmten Regeln, oder allen Regeln eines Verzeichnisses; und dergleichen. Und das Gleiche gilt von den Regeln über die Verwendung eines Wortes. |
Es ist nicht unsere Aufgabe, unsere Sprache die Wortsprache zu verbessern, exacter zu machen, oder gar <(>zu versuchen,<)> an ihre Stelle eine ‘ideal exkte’ zu setzen. Wir haben von einer solchen gar keinen Begriff. Damit sage ich nicht, daß wir für unsere Zwecke nicht auf pr[e|ä]ziseren als Ausdruck dringen, als dringen müssen als …… den üblichen gebräuchlichen. |
Die Verkehrsregelung in den Straßen erlaubt & verbietet gewisse Verkehrshandlungen Handlungen (der Fahrer & Fußgänger); aber sie versucht nicht ihre sämtlichen Bewe- gungen der Fußgänger & Fahrzeuge durch Vor- schriften zu regeln //durch Regeln zu leiten//. Und es wäre unsinnig von einer idealen Verkehrs- ordnung zu reden, die das täte; wir wüßten nicht, wie wir uns dieses Ideal zu denken hätten //; wir wüßten nicht, was wir uns unter diesem Ideal zu denken hätten//. Wünscht Einer die Verkehrsordnung in irgendwelchen Punkten
51 strenger zu gestalten, so bedeutet das nicht,er wünsche sich sie so einem Ideal zu nähern anzunähern. |
Wir verstehen was es heißt: eine Taschenuhr wird auf die genaue Stunde gestellt, – oder: sie wird gerichtet daß sie genau geht. Wie aber wenn man fragte: ist diese Genauig- keit eine ideale Genauigkeit, oder, wie weit nähert sie sich ihr? , wie nahe kommt sie ihr? – Wir können freilich von Zeitmessungen Gehe reden, bei welchen es eine andere &, in ˇeinem gewisse[m|n] Sinne, größere Genauig- keit gibt als bei der Zeitmessung mit der Taschen- uhr. Wo die Worte “die Uhr auf die genaue Stunde stellen” eine andere (wenn auch verwandte) Bedeutung haben, & die Uhr ablesen ein anderer Prozess ist, etc.. Wenn ich nun jemandem sage: “Du solltest pünktlicher zum Unterricht Essen kommen, Du weißt daß es genau um 1 Uhr anfängt”, – wird man sagen, daß die Genauigkeit, von der hier die Rede ist, hinter der idealen, der sich die zurücksteht, der sich die Zeitmes- sung im Laboratorium zunähert? Gibt es ein Ideal der Genauigkeit? |
Gibt es ein komplettes Regelverzeichnis für die Verwendung eines Wortes? Wie hat man sich das vorzustellen? Gibt es ein komplettes Regelverzeichnis für die Verwendung einer Figur im Schachspiel? Könnten wir uns nicht Zweifel konstruie- ren die das normale Regelverzeichnis nicht beseitigt //nicht zweifelhafte Fälle Zweifel<s>fälle konstruieren in de- nen das die das normale Regelverzeichnis nicht ent- scheidet//? Fragen wir etwa: Denke etwa an so eine Frage: wie ist es festzustel-
52 len wer zuletzt gezogen hat, wenn die
Zuver-lä[ß|ss]igkeit des Gedächtnisses der Spieler ange- zweifelt wird. Macht aber die Möglich- keit eines solchen Zweifels das Schach- spiel zu einem nicht ganz idealen Spiel? und welchen Begriff haben wir von diesem Ideal? Es scheint da fast als wären alles was wir ein ‘Ideal’ nennen nur ein ange- nähertes Ideal gegen das ideale Ideal. |
Man kann fragen: Wenn wir nicht eine ideale Exaktheit im Gegensatz zu der alltäglichen anstreben, wozu a<r>beiten wir an der Grammatik unserer Sprache überhaupt herum? Und die Antwort ist: Wir wollen nicht das Verwirrungen & Beunruhigungen be- seitigen die aus der Schwierigkeit entspringen, das System unsrer Ausdrucksweise zu übersehen. Wir werden dazu Unterscheidungen hervorheben, die in den Formen unserer Sprache unserer gewöhnlichen Notation nur einen schwachen, schwer sichtbaren Aus- druck finden. Dadurch kann es allerdings den Anschein haben als setzten wir uns vor die Sprache zu reformieren. |
Wir wollen nicht das Regelsystem in unerhörter Weise [f|v]erfeinern oder komplettieren. So eine Reform für bestimmte praktische Zwecke<,> ist wohl denkbar die Verbesserung unserer Terminologie zur Vermeidung von Mißverständnissen ˇ[kein Beistrich] ist wohl denkbar.
53
(Wenn zwei Mitglieder einer Familie
‘Paul’ heißen,so ist es oft zweckmäßig, den einen von ihnen bei einem andern Namen zu nennen.) Aber das sind nicht die Fälle, mit denen wir es zu tun haben. Die Konfusionen die uns beschäftigen entstehen, gleichsam, wenn die Sprache feiert, nicht wenn sie ar- beitet. (Man könnte sagen: “wenn sie leer- läuft”.) |
Wir wollen nicht das Regelsystem in unerhör- ter Weise verfeinern oder komplettieren. vervollständigen. ⋎ ⋎ [in dieser Zeile: S. 30 A] |
⋏
[Zu S. 48] A “Du wolltest also eigentlich sagen” mit dieser Redeweise leiten wir jemand von einer Ausdrucksform zu einer andern. Man ist, wie gesagt, versucht zu meinen, das, was er eigentlich “sagen<…> wollte”, was er “meinte” sei als er es meinte noch ehe wir es aussprachen in seinem Geist ausgedrückt gewesen. (Man sagt in gewissen Fällen, es habe ihm vorgeschwebt: auch dieser Ausdruck beschreibt sehr mMannigfa- ches Vorgänge.) Was uns dazu bewegt einen Aus- druck aufzugeben & statt seiner an seiner Stelle einen andern z anzunehmen kann sehr von man- nigfacher Art sein. Um [d|D]as zu verstehen, ist es sehr nützlich, das Verhältnis zu betrach- ten, in welchem d[ie|er] Lösung eines mathema- tischen Problems zum ˇursprünglichen Sinn der Fragestellung zu betrachten. //Das zu verstehen, ist es nützlich das Verhältnis zu betrachten, in welchem die Lösun-
54 gen mathematischer Probleme zum
ursprün-glichen Sinn zum Anlaß & Ursprung der Fragestellung stehen.// Das Verhältnis der Begriffe ‘regelmäßiges Fünfeck’ in der Frage. Das Verhältnis der Begriffe ‘Dreiteilung des Winkels mit Lineal & Zirkel’, wenn Einer nach der Dreiteilung sucht, & anderseits, wenn bewiesen wird ist, daß sie unmöglich ist. |
Nehmen wir an, es fragt mich jemand (wie oben): “was verstehst Du unter ‘Moses’?” Ich erkläre nun: “unter ‘Moses’ ver- stehe ich den Mann, wenn es einen sol- chen gegeben hat, der die Israeliten aus Ägypten geführt hat, wie immer er damals genannt worden sein mag & was immer er sonst getan oder nicht getan haben mag”. Aber über die Worte dieser über den Gebrauch der Worte dieser …… Erklärung sind ganz analoge ähnliche Zweifel möglich wie über den Namen den Gebrauch des Namens “Moses”. (Was nennst Du “Ägypten”<;> ? wen, “die Israeliten”? etc..) Ja diese Fragen kommen auch nicht zu einem Ende, wenn wir etwa bei Wörtern, wie “rot”, “dunkel”, “süß”, angelangt wären. “Aber wie hilft mir dann eine Erklärung zum Verständnis, wenn sie doch nicht die letzte ist? Dann komme stehe ich ja also nie auf festen festem Grund<!> ? Die Erklärung ist dann ja nie beendetc, ich verstehe also nie was er meint.// ichc Ich verstehe also noch immer nicht, & nie, was er meint.//” Nun, “Ver- ständnis” nenne ich ˇaber gerade, was mir eine Er- klärung gibt[,|.] sie hat sollte nur die Schwierigkeit beseitigt beseitigen die ich hatte. Als ich nach einer Erklärung fragte,
55 war es das, was ich brauchte. Die
Antwort hat fragte ich gerade nach einer solchen Antwort.
Sie hat ……die Schwierigkeit beseitigt, die ich hatte. |
“ Ist der Begriff ‘rot’ un[f|d]efinierbar? “Undefinierbar”, darunter stellt man sich etwas wie vor wie unanalysierbar; & zwar so, als wäre der betreffende hier ein Gegenstand unanalysierbar (wie ein che- misches Element). Dann wäre die Logik also doch eine Art sehr allgemeiner Na- turwissenschaft. – Aber die Unmöglich- keit der Analyse entspricht einer von uns angenommenen <(>festgesetzten<)> Weise Art & Weise der Darstellung. |
Wir könnten sagen fragen:
“Wie denn,
‘undefinierbar’!
Könnten Können wir denn versuchen es zu definieren? Und wie?”– ⋏↺ ⋎⋎ [Hierher gehört als eigener Absatz ein Satz aus Bd X. der ungefähr lautet: “Das einzige Korrelat zu ˇin unserer Ausdrucksweise zu einer Naturnotwendigkeit ist eine willkürliche Regel.”] |
Es ist von der größten Bedeutung, daß wir uns zu einem Kalkül der Logik immer ein Beispiel seiner Anwendung denken, auf welches der Kalkül wirklich eine Anwendung findet, & ˇdaß wir nicht Beispiele, von denen wir geben & sagen, sie seien eigentlich nicht die idealen, diese ˇaber hätten wir noch nicht. Das ist das Zeichen einer falschen Auf- fassung. (Russell & ich haben, in verschiedener Weise an ihr laboriert. Vergleiche was ich in der “Abhandlung” “Log. phil. Abh.” über Elementarsätze
56 & Gegenstände sage.)
Kann ich den Kalkülüberhaupt verwenden, dann ist dies auch die ideale Verwendung, & die Verwendung um die es sich handelt. Einerseits will man nämlich das Beispiel nicht als das eigentliche anerkennen, weil man in ihm eine Mannigfaltigkeit sieht, der der Kalkül nicht Rechnung trägt. An- derseits ist es doch das Urbild des Kal- küls & er davon hergenommen, & auf eine geträumte Anwendung kann man nicht warten. Man muß sich also eingestehen, welches das eigentliche Urbild Vorbild des Kal- küls ist. Nicht ˇaber, als habe man damit einen Feh- ler begangen, den Kalkül von daher genom- men zu haben; sondern der Fehler . Der Fehler …… liegt darin, dem Kalkül seine wirkliche eigentliche Anwendung jetzt nicht zuzugestehen& sie , sondern sie in einer für eine nebulose Ferne einen idealen Fall zu versprechen. |
Denken wir Spengler sagte: “[i|I]ch vergleiche verschiedene Kulturperioden dem Leben von Familien; innerhalb einer Familie gibt es eine Familienähnlichkeit, während es auch zwischen Mitgliedern verschiedener Familien Ähnlichkeiten gibt; die Familien- ähnlichkeit unterscheidet sich von der andern so & so. etc..” Das Vergleichsobjekt Vorbild, der Gegenstand, von welchem eine diese Betrachtungs- weise abgezogen ist, soll uns angegeben werden, damit die Betrachtungen nicht unge- recht werden wird. Denn nun wird alles was vom Vorbild gilt auch vom Gegenstand unserer
57 Betrachtung behauptet; & behauptet:“es müsse immer …. Das ist der Ursprung einer Art von Dogmatismus. Man vergißt die Stellung des Urbilds in der Betrach- tung: Es ist gleichsam die Maßeinheit mittels mit der wir das Betrachtete messen. Und [d|D]er Dogmatismus ˇaber behauptet, daß jeder der gemessenen Gegenst[ä|a]nde genau eine ganze Zahl von Maßeinheiten lang sein muß. Es ist allerdings freilich wahr, daß die eine Maßeinheit ˇfür einen bestimmten Zweck gut gewählt war, in welchem wenn ˇsich viele der Längen, die wir messen wollen sich mit ihr in angenähert in ganzen Zah- len angeben lassen. //wenn mit ihr// wenn sie viele der Längen, die wir messen wollen, <(>an- genähert<)> in ganzen Zahlen ausdrückt.// |
Regel & Erfahrungssatz. Ist eine Re- gel ein Erfahrungssatz – etwa über den Gebrauch der Sprache? Ist eine Regel des Schachspiels ein Satz darüber, der sagt, wie die Menschen seit dem Ereignis der Erfindung des Schachspiels es gespielt haben; d.h. d.h. etwa mit den Schachfiguren gezogen haben. Denn wenn davon die Rede ist daß die Men- schen das Schachspiel so gespielt ha- ben so muß “Schachspiel” so definiert sein, daß es Sinn hat davon auszusagen es sei einmal anders gespielt worden. (Es ist etwa durch seine mit [h|H]ilfe seiner historische Konti- nuität definiert.) Sonst nämlich gehören die Regeln zur Definition des Schachspiels. Daß jemand d[er|ie]<ser> Regel gemäß spielt, das ist eine Erfahrungstatsache; oder: “A spielt dieser
58 Regel gemäß”, “die
meisten Menschen spielendieser nach dieser Regel”, “niemand spielt nach dieser Regel” sind Erfahrungs- sätze. Die Regel ist kein Erfahrungssatz<…>; sie ist in unsern Beispielen ein Teil solcher Sätze. |
Wenn die Definition des Meters die Länge des Pariser Urmeters ist, so sagt der Satz “dieses Zimmer ist 4 m lang” dasselbe wie: “dieses Zimmer ist 4 m lang & die Lan 1 m = die Länge des Pariser Urmeters”. Die Legende zu auf einer Landkarte ist ein Verzeichnis von Regeln, die der Beschreibung des Landes beigefügt sind. , welche der einer geographischen Beschreibung beigefügt sind. Sie sagen nichts über die Geographie des Landes aus; sowenig wie der Satz die Erklarung “1 m ist die Länge des Pariser Urme- ters die Länge e<i>nes Gegenstandes angibt. Wenn man die Regel dem ˇbeschreibenden Satze beifügt so ändert sich der Sinn des Satzes nicht. |
Ich könnte auch sagen: Ich will ˇnur das mitteilen, was der Satz der Sprache mitteilt; & die Regel ist nichts als ein Hilfsmittel dieser Mitteilung. Die Regel ist keine Mit- teilung[,|:] [w|W]enn sie die Regel dem Satz beigefügt wird, fügt sie seiner Mitteilung nichts hinzu. Sie ist <(>also<)> keine ???? Mitteilung über den Sprachgebrauch. |
Denken wir uns <(>etwa<)> ein Bild, einen Boxer in bestimmter Kampfstellung darstellend. <Dieses>
59 Dieses Bild kann nun dazu
gebraucht wer-den um jemandem mitzuteilen, wie er stehen, sich halten soll; oder, wie er sich nicht halten soll; oder, wie ein bestimmter Mann dort & dort gestanden hat; oder etc. etc.. Man könnte dieses Bild (chemisch gesprochen[)|)] ein Satzradikal nennen. Die Eine Regel ist quasi ein Satzradikal. In diesem Sinne ist auch die Regel ein Satzradikal. <//In diesem Sinne kann man auch die Regel … nennen.//> |
Man könnte die Regeln Regeln die Beschreibung eines Spiels nennen, oder die Vorschrift, die sagt befielt, wie man es spielen soll. Aber merken wir wohl: die Regel Regeln [B|b]eschreibt sagt //sagen// nicht ˇdaß & wie eine Partie des dieses Spiels je gespielt wurde, oder daß sie gespielt wurde worden ist wurde [. A|, a]uch befielt befehlen sie niemandem, so zu spielen. Sie beschreiben das nicht ein Spiel nicht, sondern sie definieren es. eines. |
Die Beschreibung einer Notation fängt charak- teristischerweise oft mit den Worten an: “Wir können auch so schreiben: …”. Man könnte fragen: Was ist das für eine Mitteilung: “wir können …”? |
Sagte ich nicht, die Vorschriften, die den Gebrauch eines Wortes regeln, gäben ihm damit seine Bedeutung? (Konstituierten seine Bedeutung.) Könnte ich nun aber nicht sagen zwei Wörter – schreiben wir sie “non” & “ne” – hätten dieselbe Bedeutung, sie sind seien beide
60 Verneinungszeichen, aber
non non p = p
&
ne ne p = ne p
– In den Wortsprachen vielen Sprachen
bedeutet einedoppelte Verneinung ˇsehr oft eine Verneinung. – Warum nenne ich dann aber beide “Verneinungen”? Was haben sie mit einan- der gemein? Nun es ist klar, daß sie einen ein große[n|r] Teil ihres Gebrauchs bei- den gemeinsam ist. Das löst aber unser Problem noch nicht. Denn wir möchten doch sagen: Auch daß die doppelte Ver- neinung eine Bejahung ist, muß für beide stimmen, wenn wir nur die Ver- doppelung entsprechend auffassen. Aber wie? Nun so, wie es z.B. durch Klammern ausgedrückt werden kann.
(ne ne) p = ne p,
ne (ne p) = p
Es bietet sich uns gleich ein analoger (oder besser, spezieller) Fall der Geometrie an: : Wir denken gleich an einen analogen Fall der Geometrie: “Zwei halbe Drehungen ad- diert heben sich einander auf”, “Zwei halbe Drehungen addiert gebe sind eine habe Drehung”. Es kommt eben darauf an, wie wir sie addieren. (Ich könnte es ebensowohl “sie addieren” nennen einen Gegenstand nach dem Schema I bewegen zweimal zu drehen, wie das Schema I zeigt; oder auch ihn einmal um 180˚ zu drehen, & dann, gleich- sam um diese Drehung zu bekräftigen,
61 ihn in die erste Stellung zurück &
nocheinmalim ersten Sinn zu drehen. (II.) |
Hier stoßen wir auf eine merkwürdige & charakteristische Erscheinung in philo- sophischen Untersuchungen: Die Schwierig- keit – könnte ich sagen – ist nicht, die Lösung zu finden, sondern, etwas als die Lösung anzuerkennen, was aussieht, als wäre es erst eine Vorstufe zu ihr”. “Wir haben schon alles gesagt. – Nicht etwas, was daraus folgt, sondern eben das ist die Lösung!” Das hängt, glaube ich, damit zusam- men, daß wir fälschlich [keine Beistriche] eine Erklärung erwarten; während eine Beschreibung die Lösung der Schwierigkeit ist, wenn wir sie richtig in unsere Betrachtung einordnen. Wenn wir bei ihr verweilen & nicht versuchen, über sie hinauszukommen. < Die Schwierigkeit ist hier, – : Halt zu machen. > |
“Das ist bereits alles, was sich darüber sagen läßt.” – “non non p” als Verneinung des verneinten Satzes auffassen, das ist für uns das Gleiche wie etwa: eine Erklärung der Art “non non p = non (non p)” zu geben. //das Gleiche, wie zu schreiben: “non non p = non (non p)”.// “Wenn ‘ne’ eine Verneinung ist, so muß [“|‘]ne ne p’, wenn es nur richtig aufge- faßt wird gleich p sein.” “Wenn man ‘ne ne p’ als Negation von p nimmt, muß man die Verdoppelung anders auffassen.” Man möchte sagen[;|,] “die ‘Verdoppelung’
62 heißt dann etwas anderes,
darum ergibtsie jetzt eine Verneinung”, also: daß sie jetzt eine Verneinung ergibt, ist die Folge ihrer ihres anderen Bedeutung Wesens. “Ich meine sie jetzt als Verstärkung”, würde man sagen. Wir setzen statt der Meinung den Ausdruck der Meinung. |
Worin mag das gelegen haben, daßich, ˇzur Zeit als ich die doppelte Verneinung sagte, ˇich sie als verstarkte [v|V]erneinung & nicht als Bejahung Verstärkung <ge>meinte <war>? In den Umständen unter denen ich den Ausdruck gebrauche, im Bild, das mir etwa dabei vorschwebt ˇoder mit dem ich bereit bin die doppelte Negation zu vergleichen, im Ton meiner Rede (so wie ich auch im Ton die Klammern in “ne (ne p)” wiedergeben kann). “ne ne” Die Verdoppelung als Verstärkung meinen, ist kann von der Art sein ist dann von der Art, es ˇsie ˇunter gewissen Umständen als Verstärkung aussprechen. Die Verdoppelung als Aufhebung meinen, heißt z.B. Klammern setzen (auch im mündlichen gesprochenen Ausdruck). – “Ja, aber diese Klammern selbst können doch verschiedene Rollen spielen; denn wer sagt, daß ˇsie in “~(~p)” im gewöhnlichen Sinn als Klammern aufzu- fassen seien & nicht irgendwie anders; etwa die erste als Trennungsstrich zwischen den beiden ‘~’, die zweite als Zugehör des ‘p’ //als Schlußpunkt des Satzes//?” Niemand sagt es. Und Du hast ja Deine Auffassung wieder durch Worte ersetzt. Was die Klammern bedeuten, wird sich in ihrem Gebrauch zeigen &, in anderm Sinn, liegt es etwa im Aspekt (gese henen Rhythmus) des Gesichtseindrucks von “~(~p)”. |
Soll ich nun sagen: die Bedeutung Bedeutungen von “non”
63 & “ne” sei seien etwas
verschieden?
Sie seien ver-schiedene Abarten der Verneinung? – Das wür- de niemand sagen. Denn, würde man einwenden, heißt dann “geh nicht in dieses Zimmer!” <(>etwa<)> am Ende vielleicht nicht ganz genau dasselbe, wenn ich “nicht nicht” <p”> als Bejahung gebrau- che //Denn, würde man einwenden heißt denn “geh nicht in dieses Zimmer!” wenn wir die Regel aufstellen “nicht nicht” solle verneinen als Verneinung gebraucht werden & nicht als Bejahung? – Dagegen aber möchte man einwenden: “Wenn d[er|ie] <beiden> S[a|ä]tz<e> ’geh nicht in dieses Zimmer’ dasselbe heißt wie “ne p“ und “non p“ ˇganz dasselbe sagen, wie kann dann “ne ne” nicht dasselbe bedeuten wie “non non”? Aber hier setzen wir eben einen Symbolismus voraus, d.h., nehmen ihn zum Vorbild, in welchem aus ne p = non p folgt, daß die beiden Wörter in allen Fällen gleich verwendet werden. Die Drehung um 180˚ & die [N|V]erneinung sind im besonderen Fall tatsächlich dasselbe, & die Anwendung des Satzes ~~p = p von der Art der Anwendung einer Geometrie. |
Denken wir, ich fragte: “Zeigt es sich uns klar, wenn wir die Sätze aussprechen “dieser Stab ist 1 m lang” & “hier steht 1 Soldat”, daß wir mit ‘1’ verschiedenes meinen, daß ‘1’ verschiedene Bedeutungen hat? – Es zeigt sich uns gar nicht. Besonders Gar, wenn wir etwa einen Satz sagen ˇwie: “auf der Fläche “auf je 1 m steht 1 Soldat, auf 2 m 2 Soldaten usw.”
654
Gefragt “meinst Du dasselbe mit denbeiden Einsern” würde man etwa antwor- ten: “freilich meine ich dasselbe: – eins!” (wo- bei man <(>etwa<)> einen Finger in die Höhe hebt). |
Was meint man damit: ‘ne ne p’, auch wenn es, nach dem Übereinkommen, ‘ne p’ bedeutet, könnte auch als aufgehobene Verneinung gebraucht werden? – Man möchte sagen: “‘ne’ könnte, mit der Bedeutung, die man wir ihm gegeben hat haben, ˇkönnte sich selbst aufheben, wenn wir es nur richtig applizieren anwenden.” Was meint man damit? (Die beiden halben Drehungen ˇin der gleichen Richtung könnten einander aufheben, wenn sie richtig entsprechend zu- sammengesetzt würden.) “Die Bewegung der Verneinung ‘ne’ kann ist im Stande sich selbst aufˇzuheben”. Aber wo ist diese Bewegung? Man möchte natürlich von einer geisti- gen Bewegung der Verneinung reden, zu deren Ausführung das Zeichen ‘ne’ nur das Signal ist gibt. |
[Denk an andere Mittel der Verneinung, etwa durch die Tonhöhe.] Wir können uns ganz leicht Menschen mit einer ‘primitiveren’ Logik mit ‘primitiverer’ Logik denken, in der es etwas unserer Verneinung entsprechen- des nur für gewisse Sätze gibt; für solche etwa, die keine Verneinung enthalten. In dieser der Sprache ˇdieser Menschen könnte man dann einen Satz wie “er geht in dieses Haus” verneinen; würde man ˇihnen aber einem von ihnen einen Satz sagen in welchem zwei sie würden aber eine Verdopplung der Verneinung immer nur als Wiederholung
65 der Verneinung nie als ihre Aufhebungverstehen. |
Zu fragen Die Frage, ob für diese Menschen die Negation Verneinung dieselbe Bedeutung hat, wie für uns wäre dann analog der, ob die Ziffer ‘2’ für Menschen deren Zahlenreihe nur bis 5 geht // mit 5 endigt// dasselbe bedeu tet wie für uns. |
Wer “~~p = p” (oder auch “~~p ≡ p”) einen “notwendigen Satz der Logik” nennt<(>, aber und nicht geneigt ist, ihn eine Bestimmung über die von uns angenommene Darstellungs- art<)> zu nennen, der hat auch <die> Tendenz zu sagen, dieser Satz gehe aus der Bedeu- tung der Verneinung hervor. Wenn in einer dialektischenc Redeweise ˇdes Dialekts die doppelte Vernei- nung als Verneinung gebraucht wird, wie in “er hat nirgends nichts gefunden”, so sind wir geneigt zu sagen: eigentlich heiße das, er habe überall etwas gefunden. Überlegen wir was dieses “eigentlich” heißt! – |
Unser Problem könnte man sehr klar so stellen: Angenommen wir hätten zwei Systeme der Längenmessung; eine Länge wird in beiden durch ein Zahlzeichen ausgedrückt<,> & ihm diesem folgt ein Wort, welches das Maßsystem bezeichnet. angibt. Das eine System bezeichnet eine Länge als “n Fuß” & Fuß ist eine Längeneinheit im gewöhn- lichen Sinne; im andern System wird eine Länge mit “n W” bezeichnet & 1 Fuß = 1 W. Aber
66 2 W = 4 Fuß, 3 W = 9 Fuß,
u.s.w..
– Also heißt derSatz “dieser Stock ist 1 W lang” dasselbe wie, “dieser Stock ist 1 Fuß lang”. Frage: Hat in diesen beiden Sätzen “W” & “Fuß” dieselbe Be- deutung? |
Die Frage ist falsch gestellt. Das sehen wir, wenn wir sieht man, wenn wir …… Bedeutungsgleichheit durch eine Gleichung ausdrücken. Die Frage kann dann nur lauten: “ist W = Fuß, oder nicht?” – die Die Sätze, in denen diese Zeichen stehen, verschwin- den in dieser Betrachtung. – Ebensowenig kann man natürlich in dieser Termino- logie fragen “ist, ob “ist” das gleiche bedeutet wie “ist”; wohl aber, ob “ε“ die Copula das gleiche bedeu- tet wie “ = “ das Gleichheitszeichen. Nun, wir sagten ja: 1 Fuß = 1 W; – aber Fuß ≠ W. |
Unsere Schwierigkeiten können gelöst werden; & sie brauchen zu ihrer Lö- sung nicht neuer & feine Entdeckungen, tiefer dringende Analysen & dergleichen, so<n>dern eine Zusammenstellung der rich- tigen Beispiele. < (Das erlösende Wort.) > |
Wenn man sagt “ne ne p” könnte auch als aufgehobene Verneinung gebraucht werden, so soll das doch wohl heißen, daß der Kalkül mit ˇder Regel ne ne p = p sich ganz in einen mit der Regel ne ne p = ne p übersetzen läßt. |
Hat nun “ne” dieselbe Bedeutung wie “non”? – Kann ich “ne” statt “non” setzen? – “Nun, an
67 gewissen Stellen ja wohl,
an andern nicht.”
– Aberdanach fragte ich nicht. Meine Frage war: kann man, ohne weitere Qualifikation ne statt non gebrauchen? – Nein. |
“‘ne’ & ‘non’ heißen in diesem Fall genau dasselbe.”. – Und zwar, wasc? “Nun, man solle das & das nicht tun.” Aber hier damit hast Du ja nur gesagt, daß in diesem Fall ne p = non p ist & das läugnen wir <(>ja<)> nicht. Wenn Du erklärst ne ne p = ne p, non non p = p, so gebrauchst Du die bei- den Wörter eben in verschiedener Weise; & hält man dann an der Auffassung fest, daß, was sie in gewissen Kombinationen ergeben von ihrer Bedeutung ‘abhängt’, der Bedeutung, die sie mit sich herumtragen, dann muß man also sagen, sie müssen verschiedene Bedeutungen haben, wenn sie, auf glei- che Weise zusammengesetzt verschiedene Resultate ergeben können. | D.h., man muß dann sagen: ne ne p kann nicht etwas Anderes ergeben als non non p wenn die Bedeutungen von “ne” & “non” wirklich dieselben sind. Und wir drücken das nur anders aus. c |
Man möchte etwa von der Funktion des Wortes in diesem Satz reden. Aber worin besteht diese Funktion? Wie tritt sie zu Tage? Denn es ist ja nichts verborgen; , wir sehen ja den ganzen Satz! Die Funktion muß sich im Kalkül //im Laufe des Kalküls// zeigen.
68
Man will ˇnun aber sagen: “[“|’]non[“|’] tut dasselbe mit ‘p’, was ‘ne’ tut, – es kehrt ihn um”. Aber das sind nur andere Worte für “non p = ne p” (welches was nur stimmt gilt, wenn “p” nicht selbst selbst ein verneinter Satz ist). Immer wieder der Gedanke, daß, was wir vom Zei- chen sehen nur eine Außenseite zu einem Innern ist, worin sich die eigentlichen Operationen Prozesse des Sinnes & der Bedeutung abspie- len //die [E|e]igentlichen Operationen der Meinung abspielen//. |
Ist es nun nicht merkwürdig, daß ich sage das Wort “ist” werde in zwei ver- schiedenen Bedeutungen (als ‘ε’ & ‘ = ’) gebraucht, & nicht sagen möchte, seine Bedeutung bestehe darin, daß es wie ‘ε’ & wie ‘ = ’ ge braucht werde? sei sein Gebrauch als ‘ε’ & ‘ = ’? //seine Bedeutung sei sein Gebrauch als ‘ε’ & als ‘ = ’?// Man will möchte sagen diese beiden Arten des Gebrauchs geben nicht eine Bedeutung; sie die Personalunion durch das gleiche Wort sei ist ein bloßer unwesentlicherc Zufall. |
Aber wie kann ich entscheiden, welches ein wesentlicher & welches ein unwesent- licher<,> ˇzufälliger Zug der Notation ist? Liegt den<n> eine Realität hinter der Notation nach der sich ihrec Strukturc Grammatik richtet? Denken wir an einen ähnlichen Fall im Spiel: Im Damespiel wird eine Dame dadurch gekennzeichnet, daß man zwei Spielsteine auf- einanderlegt. Wird man nun nicht sagen, daß es es sei für das Spiel unwesentlich ist , daß … eine
69 Dame aus zwei Steinen besteht?
|
Sagen wir: die Bedeutung eines Steines (einer Figur) ist ihre Rolle im Spiel. – Nun werde vor Beginn einer jeder Schachpartie immer durch das Los entschieden ˇwelcher der Spieler wer [w|W]eiß erhält<.> indem man die der eine die beiden Schachkönige Dazu halte der ein<e> ˇder Spieler in jeder ˇgeschlossenen Hand einen Schachkönig hält & der andere wähle ˇauf gut Glück eine der beiden Hände<.> wählt. Wird man es nun zur Rolle des Königs im Schachspiel rechnen, daß er <(>so<)> beim zum Auslosen verwendet wird? |
Ich bin <(>also<)> geneigt auch im Spiel zwischen wesentlichen & unwesentlichen Regeln zu unterscheiden. Das Spiel, könnte möchte ich sagen, hat nicht nur Regeln, sondern auch einen Witz. |
⋏ ˇ[Zu S. 70] <A> Denken wir uns <(>aber<)> die beiden Ämter in einer Person vereinigt als ein altes Herkommen. |
Wozu das gleiche Wort[,|?] wir machen ja im Kalkül keinen Gebrauch von dieser Gleichheit! Wozu für beide Verwendungen für Beides die gleichen Steine? – Aber was heißt es hier “von der Gleichheit Ge- brauch machen”? Ist es denn nicht ein Ge- brauch, wenn wir eben das gleiche Wort ge- brauchen? |
Hier scheint es nun als hätte der Gebrauch des
70 gleichen Worts, des gleichen Steins, einen
Zweck– wenn die Gleichheit nicht zufällig, un- wesentlich, ist. Und als sei der Zweck, daß man den Stein wiedererkennen,, & wissen könne, wie man zu spielen hat. Ist da von einer physischen oder einer logi- schen Möglichkeit die Rede? Wenn das Letztere, so gehört eben die Gleichheit der Steine zum ins Spiel. |
Das Spiel soll doch durch die Regeln bestimmt sein! Wenn also eine Spielregel vorschreibt, daß zum Auslosen vor der Schach- [P|p]artie die Könige zu nehmen sind, so gehört das, wesentlich, zum Spiel. Was könnte man dagegen einwenden? Nun, [d|D]aß man den Witz dieser Vorschrift Regel nicht einsehe. Etwa, wie man auch nicht den Witz einer Regel <nicht> einsähe, die vorschrie- be nach der jede[n|r] Stein erst dreimal umzudrehen bevor wäre, ehe Vorschrift einsähe, jeden Stein dreimal … man mit ihm zieht. Fänden wir diese Regel in einem Brettspiel, so würden wir uns wundern & Vermutungen über den Grund Zweck <(>zu<)> so einer Regel anstellen. (“Sollte diese Vorschrift verhindern daß man ohne Überlegung zieht”) //(Wie man sich <(>etwa<)> fragt: Was ist der Ursprung des ‘Abhebens’ nach dem Mischen der Spielkarten?) |
Man sagt: d[as|er] Gebrauch
des gleichen
Wortes ist hier unwesentlich, weil es er diese Gleichheit keine Übergänge überbrückt. //, weil die Gleich- heit der Wortgestalt hier nicht <da>zum dient, einen Übergang zu überbrücken vermitteln herzustellen. eine Brücke zu einem Übergang ist.// Aber damit be- schreibt man nur den Charakter des Spiels, welches man spielen will. |
Eine der Versuchungen, der wir beim Philoso- phieren widerstehen müssen, ist, die, zu glau- ben denken, wir müßten unsere Begriffe exakter machen, als sie nach dem gegenwärti- gen Stand unserer Einsicht sind. Dieser Abweg führt in eine Art mathematischer Philosophie, welche glaubt, mathema- tische Probleme lösen zu müssen, damit wir zur philosophischen Klarheit kommen. (Ram- sey.) Wir brauchen nur eine richtige Beschrei- bung der gegenwärtigen Lage. |
Sage mir, was Du mit einem Satz anfängst, wie Du ihn verifizierst, etc., & ich werde ihn ver- stehen? |
Die Frage “wie kann man das wissen” fragt nach einem grammatischen logischen Zusam- menhang, wenn “kann” die logische Möglich- keit bedeutetc. |
< “Was ist ein Sessel<?>” > “Wie sieht ein Sessel aus?” Sind das etwa von einander unabhängige Fragen? Wie haben wir denn die Bedeutung des Wortes
72 “Sessel”
gelernt?
Wie wurde sie uns dennerklärt? |
Die Frage nach der ˇMöglichkeit der Art der Verifikation des Satzes ist nur eine besondere Form der Frage “wie meinst Du das?”. Die Antwort ist ein Beitrag zur Grammatik des Satzes. |
Wie weiß man, wenn es regnet? Wir sehen, fühlen, den Regen. Die Bedeutung des Wortes “Regen” wurde uns mit an diesen solchen Erfahrungen erklärt. ˇ Ich sage, sie sind ‘Kriterien’ dafür, daß es regnet. “Was ist Regen” & “wie sieht Regen aus” sind logisch verwandte Fragen. – Die Erfahrung habe nun gelehrt, daß ein plötzliches Fallen des Barometers & ein Regenguß immer zu- sammengehen; dann werde ich ein solches Fallen des Barometers als ein Symptom für das [n|N]iedergehn eines Regengusses ansehen. Ob ein Phänomen ein Symptom des Regens ist, lehrt die Erfahrung; was als Kriteri- um des Regens gilt ist Sache der Abmachung unsere Bestimmung (Definition). |
Es ist nichts gewöhnlicher, als daß der Gebrauch die Bedeutung eines Ausdrucks in der Weise schwankt, daß ein Phänomen bald als Symptom bald als Kriterium angesehen wird. Und meistens wird dann in einem solchen Fall der Wechsel der Bedeutung nicht gemerkt. In der Wissen- schaft ist es üblich Phänomene die genaue Messungen //Messungen bestimmter Art// zu- lassen zu definierenden Kriterien eines Ausdrucks zu machen; & man ist dann geneigt zu
73 meinen, nun sei die eigentliche Bedeutunggefunden worden. Eine Unmenge von Verwirrun- gen ist auf diese Weise zustande gekommen. Es gibt Grade der Erwartung Hoffnung, aber es ist unsinnig von einer Messung der Hoffnung zu reden, wenn wir dem Wort “Hoffnung” seinen normalen Gebrauch lassen. Nun setzt gibt man etwa einem meßbaren Phänomen das manchmal mit der Hoffnung Vergnügen zusammen geht statt den Namen “Hoffnung Vergnügen” & sagt, man habe eine Methode gefunden die Hoffnung Vergnügen zu messen. Es ist wahr, daß in gewissen Fällen das ein meßbares Phänomen, den Platz den einnimmt, den früher vor ihm ein nicht meßbares hatte. Das Wort, was diese[m|n] Platz bezeichnete, wechselt dann seine Bedeutung, & seine alte Bedeutung ist mehr oder we- niger obsolet geworden. Man beruhigt sich dann dabei damit, der eine Begriff sei der genauere, <…> der andere der ungenauere; & meint sieht beachtet nicht, daß hier in jedem besondern Fall ein anderes Verhältnis von “genau” & “ungenau” vorliegt //Verhältnis zwischen dem ‘genauen’ & ‘ungenauen’ vorliegt//. < Es ist der alte Fehler die besondern Fälle nicht zu prüfen. > Das führt dann dahin, daß wir glau- ben jedes Phänomen, welches Grade zuläßt, müsse sich ‘eigentlich’ messen lassen. So z.B. die Wahrscheinlichkeit daß mein Freund mich heute besuchen wird. |
Das Schwanken der Grammatik zwischen Kriterien & Symptomen läßt es dann er- scheinen als gäbe es überhaupt nur Symp- tome. Wir sagen dann etwa: es ist Erfahrungs-
74 tatsache ˇ“[d|D]ie Erfahrung lehrt daß es
regnet, wenn d[er|as] Barometerfällt, aber es ist ebenso Erfahrungstat- sa[g|c]he sie lehrt auch daß es regnet, wenn wir ein be- stimmtes Gefühl der Nässe & Kälte, oder einen bestimmten Gesichtseindruck haben.” Als Erhärtung dessen Argument dafür gibt man dann an sagt man dann, daß wir uns ja irren können diese Sinnes- eindrücke uns täuschen können. Aber man bedenkt dabei nicht, daß gerade die Tat- sache, daß sie uns gerade den Regen vor- täuschen auf einer Abmachung beruht. |
Nicht darum handelt es sich ˇhier, das ist maßgebend, …… daß unsere Sinneseindrücke uns belügen können, son- dern, daß wir ihre Sprache Lügen verstehen. (Und diese Sprache beruht, wie jede andere, auf Übereinkunft.) |
Man ist etwa geneigt zu sagen: “[e|E]s regnet, oder es regnet nicht; wie ich das weiß, wie mich die Kunde davon erreicht hat, ist eine andere Sache. Aber stellen wir also die Frage so: “Was nenne ich denn<:> ‘eine Kunde davon, daß es regnet’?” (Oder habe ich auch von dieser Kunde nur Kunde er- halten?) – Und was kennzeichnet denn diese ‘Kunde’ als Kunde von etwas? Leitet uns da nicht die Form unseres Ausdrucks irre? Ist das eben nicht ein irreleitendes Gleichnis //eine irreleitende irreführende Metapher//: “mein Auge gibt mir Kunde davon, daß dort ein Sessel steht”?
75 |
“Der Sessel Regen existiert unabhängig davon, ob ihn jemand wahrnimmt.” Ist das ein Erfahrungssatz[?|;] oder eine ver- schleierte Festsetzung ˇder Grammatik? //Ist das ein Erfah- rungssatz?// Soll es sagen, die Erfahrung habe gelehrt, daß ein Sessel nicht ver- schwindet, wenn man sich von ihm wegwendet? |
“Welches ist die ‘wirkliche Lage’ des Körpers, den ich unter Wasser sehe, was, die ‘wirk- liche Farbe’ des Tisches?” Welches Welche nennst Du “die wirkliche Lage”? Du selbst kannst es ent- scheiden. – Wie findet man die wirkliche Lage; was willst Du als Methode der [b|B]estimmung der wirklichen Lage gelten lassen anerkennen? Die Frage nach der Verification ist eine Frage nach der Methode. (Methodologie.) |
“Es wird niemals Menschen mit zwei Köpfen geben” So ein Dieser Satz //[e|E]in solcher Satz// scheint irgendwie ins Unendliche, Unverifizierbare zu reichen & sein Sinn von jeder Verification unabhängig zu sein. Aber wenn wir seinen Sinn erforschen wollen, so meldet sich<(>, ganz richtigc mit Recht sogleich,<)> die Frage: Können wir die Wahrheit eines solchen Satzes je wissen, & wie können wir sie wissen; & welche Gründe können wir haben, was der Satz sagt anzu- nehmen, oder abzulehnen? – Nun wird sagt man vielleicht sagen: es ist ja nach dem Sinn gefragt worden, & nicht ob danach, ob, & wie man ihn wis- sen kann. Aber die Antwort auf die Frage “wie kann
76 man diesen Satz wissen?”
ist nicht eine psy-chologische, sondern sie sagt, mit welchen andern Sätzen er erklärt beschreibt seinen den Zusam- menhang im Kalkül mit andern Sätzen. //erklärt seinen Zusammenhang (des Kalküls) mit andern Sätzen// //erklärt seinen logischen Zu- sammenhang, ˇseinen Zusammenhang im Kalkül, mit andern Sätzen//. <ˇ//sondern sie erklärt seinen logischen, quasi rechnerischen, Zusammen- hang mit andern Sätzen//> Und die ˇmöglichen Gründe den Satz anzu- nehmen sind nicht pesönliche Angelegenhei- ten, sondern Teile des Kalküls <(>zu dem der Satz gehört<)>. Wenn ich frage: wie kann manc ich man den Satz “jemand ist im Nebenzimmer” verifizieren, oder, : wie kann ich man herausfinden, daß jemand im Nebenzimmer ist, – so ist etwa eine Antwort: “indem ich man in's Nebenzimmer geh[e|t] & nachs<i>eh[e|t] ”. Wenn nun gefragt wird: “wie kann ich man ins Nebenzimmer kommen, wenn die Tür versperrt ist”, – so bedeutet das “kann” hier die physi- sche Moglichkeit, nicht, wie in der ersten vorigen Frage, die logische. |
Die Ursachen, warum wir einen Satz glauben, sind für die Frage, was es denn ist, was wir glauben allerdings irrelevant; aber nicht so die Gründe, die ja mit dem Satz grammatisch verwandt sind & uns sagen, wer er ist. |
Der Instinkt führt uns richtig, der zur Frage führt: wie kann man so etwas wissen; was für einen Grund können wir haben, das anzunehmen; aus welchen Erfahrungen würden wir so einen Satz ableiten; etc..
77 |
Der Sinn des Satzes ist ja nicht etwas, was wir, wie die Struktur der Materie, er- forschen, & was vielleicht zum Teil uner- forschlich ist. (Ungelöste Probleme der Ma- thematik.) So daß wir später <(>erst<)> noch einmal daraufkommen könn<t>en, daß die- ser Satz von andern Wesen, als wir sind, auf andere Art gewußt werden kann. (Ich rede nicht von Symptomen.) Daß So daß er dieser Satz mit diesem Sinn bliebe, dieser Sinn aber Eigen- schaften hätte, die wir jetzt nicht ahnen. Der Satz, oder sein Sinn, ist nicht das pneumatische Wesen, was sein Eigenleben hat & nun Abenteuer be- steht, von denen wir nichts zu wissen brauchen. Wir hätten ihm quasi Geist von unserm Geist ein- gehaucht, aber nun hat er sein Eigenleben – wie unser Kind – und wir können ihn nur beo- bachten & untersuchen. //beobachten & sein We- sen zu erforschen trachten.// (Mathematik.) |
Wenn man nun fragt: hat es Sinn zu sa- gen “es wird nie das & das geben”?””? – Nun, welche Evidenz gibt es dafür; & was folgt daraus? – Denn, wenn es keine Evidenz gibt – nicht, daß wir noch nicht im Stande waren sie zu erhalten, sondern daß keine im Kalkül vorge- sehen wurde –, dann ist damit der Charakter dieses Satzes bestimmt. So wie das Wesen einer Zah- lenart ˇdadurch bestimmt ist, dadurch, daß kein daß wenn wir sagen, daß diese Zahlen seien mit [r|R]ationalzahlen rationalen Zahlen unver- gleichbar.
78 |
“Das & das wird nie geschehen” – man glaubt durch diesen Satz in die unendliche Zu- kunft zu reichen. Quasi, zum mindesten eine Eisenbahn Wenigstens eine Eisenbahn …… dorthin gelegt zu haben, wenn wir auch noch nicht die ganze Strecke bereist haben. Es liegt da die Idee Dem liegt die Idee …… zu Grunde, daß das Wort “nie” die Unendlichkeit bereits mitbringe, da das eben seine Bedeutung ist. Es kommt darauf an: Was kann ich mit diesem so einem Satz anfangen, ? Denn denn auf die Frage, “was sagt er?” kommt ja wieder ein kommt wieder ein …… Satz zur Antwort, & der führt mich so lange nicht weiter, als ich aus der Erklärung nichts über die Züge erfahre & der führt mich nicht weiter, ehe ich ˇnicht etwas über die Züge erfahre……, die ich mit den Figuren machen darf. (Als ich ehe [s|S]olange ich …… sozusagen nur immer wieder die gleiche Spielstellung vor mir sehe & keine andern, die ich aus ihr bilden kann.) So höre ich, z.B., daß keine Erfahrung den Satz beweisen kann, & das beruhigt mich über seine unendliche Bedeutung. |
Aus keiner Evidenz geht hervor, daß dieser Satz wahr ist. Ja, aber ich kann ihn doch glau- ben[.|,] //Ja, aber ich kann doch glauben, was er sagt!// daß das der Fall ist, //daß was er sagt! //daß es sich so verhält, wie er sagt!// Aber was heißt <(>das<)>: “glauben, daß es sich so verhält”? Reicht <(>etwa<)> dieser Glaube in die Unendlichkeit; fliegt er der Verifikation voran? – Was heißt es, diesen Satz das glauben: ihn diesen Satz mit
79 bestimmten Empfindungen sagen? in
der & derWeise handeln? – Und diese Handlungen inter- essieren uns nur, sofern sie zeigen, wie wir den Satz im Kalkül verwenden. gebrauchen. |
Jemand fragt mich: “warum hälst Du Deine Wange?” – ich antworte: “Zahnschmerzen”. Das heißt offenbar dasselbe wie “ich habe Zahn- schmerzen”; aber weder stelle ich mir die feh- lenden Worte im Geiste vor, noch ergänze ich die fehlenden Worte im Geiste, noch …… gehen sie mir im Sinn ab. “Daher Also ist es auch möglich, daß ich den Satz “ich habe Zahnschmerzen” so meine, als sagte ich nur das letzte Wort; oder, als wäre der ganze Satz das ganze Satzzeichen nur ein Wort.” (Man sagt[:|,] “‘Hut & Stock!’ heiß[t|e] eigentlich: ‘gib mir meinen den Hut & meinen den Stock!’”.) |
<↑> Daran könnte man sehen, was es mit dem Meinen & der Bedeutung auf sich hat. |
Denken wir an die folgende Verwendung der Sprache: Ich schicke jemand einkaufen. Ich gebe ihm auf dem einen Zettel auf diesem stehen die Zeichen “drei rote Äpfel”. Er trägt den Zettel zum Kaufmann; dieser der sucht sucht sieht nach öffnet die Lade, auf welcher das Zeichen “Äpfel” steht; dann schlägt er in einer Tabelle das Wort “rot” nach & findet ihm gegenüber ein färbiges Quadrat Täfelchen; nun zählt er sagt er ˇetwa die Reihe der Kardinalzahlwörter, die er auswendig kann Grundzahlwörter ich nehme an er kann weiß sie auswendig, ˇbis zum Wort “drei” & bei jedem Zahlwort Wort nimmt er einen Apfel aus der Lade der die Farbe des Täfelchens hat. So &
80 ähnlich operiert man mit Worten.
“Wie weißer aber, wo & wie er das Wort “rot” nach- schlagen soll & wie was er mit dem Wort “drei” anzufangen hat?” Nun, ich nehme eben an, er handelt, wie ich es be- schrieben habe. Die Erklärungen haben ir- gend<->wo ein Ende. – Was ist aber die Bedeu- tung des Wortes “drei”? – Von einer solchen war hier gar nicht die Rede; nur davon, wie das Wort “drei” gebraucht wird! |
Das Wort “Bedeutung” hat, wenn es syste- matisch verwendet wird, einen gefährlichen Beigeschmack des okulten. Darum ist es gut, wenn wir die Erscheinungen der Sprache an primitiven Verwendungsformenarten der Sprache studieren. An Sprachspielen Formen der & Verwendungen der Sprache wie sie dem das Kind gebraucht wenn es anfängt zu sprechen. Das Lehren der Sprache ist hier kein Erklären sondern ein Abrichten. |
Denken wir uns etwa folgendes Sprachspiel: Man spricht zu einem Kind dem Lernenden indem man das elektri- sche Licht i[n|m] einem Rau Zimmer andreht: “Licht”[;|,] dann, indem man es abdreht: “Finster”; man tut das mehrere male, variiertc indem man die Zeitlängen & spricht mit ein- dringlicher Betonung m Tonfall, begleitet die Worte etwa auch mit Gesten. Dann dreht man etwac im Nebenzimmer das Licht an oder & ab & bringt & bringt das Kind dazu, daß es uns mitteilt:
81 “Licht”, oder
“Finster”.
Soll ich nun “Licht” & “Finster” Sätze nen- nen? Nun, wie ich will. – Und wie ist es mit der ‘Ubereinstimmung mit der Wirklichkeit”? |
Wenn ich bestimmte einfache Sprachspiele beschreibe, so geschieht es nicht, um mit ihnen von ihnen aus nach an & nach die ˇwirklichen Vorgänge der norma- len ausgebildeten Sprache zu beschreiben, <–> was nur zu Ungerechtigkeiten führt führen würde. (Nicod & Russell.) Sondern ich stelle die Sprachspiele als Vergleichsobjekte hin Vielmehr lassen wir die Sprachspiele als das stehn, was sie sind<.> & lassen sie Sie sollen bloß ihre aufklärende Wirkung auf unsere Probleme ausstrahlen. |
Man könnte nun einwenden: “Die Worte ‘Licht’ & ‘Finster’ sind hier nicht als Sätze gemeint & nicht einfach als Wörter”. D.h. ˇDas heißt, sie sind hier so ˇnicht gebraucht nicht so gebraucht, wie wir sie in der gewöhnlichen Sprache gebrauchen (obwohl wir tatsächlich auch oft so sprechen.) Wenn ich Einer ˇjemand plötzlich ohne sichtbaren Anlaß das Wort “Licht“ aussprech[e|i]<cht>, ˇ& nichts dazusetzt<,> so wird man allerdings sagen: “was heißt das fragen “was meinst Du fragen: “warum sagst Du ‘Licht’, was soll's damit?” oder: “was meinst Du mit ‘Licht’? ‘Licht’ ist doch kein Satz!”. Aber ebenso unverständlich wäre es uns, wenn er einen kompletten vollständigen Satz ohne jeden Anlaß & Zusammenhang ausgesprochen hätte etwa “da kommt er” oder “der Himmel ist
82 blau”.
Und anderseits würden wir es so gutwie jeden Satz verstehen, wenn Einer, der einen Gegenstand im Finstern etwas sucht, einem Andern zuriefe: “Licht!”. < Das Aussprechen des Wortes “Licht” war, im obigen Fall, noch kein kompletter vollständiger Zug des Spieles, auf das wir gefaßt waren. > |
Reden wir Aber reden wir …… doch nicht vom Meinen als einem unbestimmten & nicht verstandenen Vorgang, sondern vom wirklichen, ‘praktischen’, Gebrauch des Wortes, von den Handlungen, die wir mit ihm ausführen. Reden wir vom Meinen nur, wenn es ein Teil des Sprachkalküls ist (etwa der Teil, der aus Vorstellungsbildern besteht). Und dann brauchen wir eigentlich das Wort “meinen” nicht, denn das scheint immer anzudeuten, daß es sich um Vorgän- ge handelt, die der Sprache nicht an- gehören, sondern ihr gegenüberstehn; & daß es Vorgänge von wesentlich anderer Natur sind als der sprachlichen. |
Wie unterscheidet sich aber “Licht”, wenn
es den Wunsch nach Licht ausdrückt, von “Licht”, wenn es konstatiert mitteilt daß es im Zimmer licht ist? Wir können Vielleicht da- durch, daß wir es in anderem Ton ausspre- chen, – mit anderer Empfindung (Meinung als Begleitung). Oder es kommt bloß in einem andern Spielzusammenhang vor. Denken wir, man fragte: “Wie unterscheidet sich ein Zug im Damespiel von der gleichen Bewegung eines Steins im Schlagdamespiel?” Vielleicht Der Unterschied kann sein, daß er das
83 eine Mal auf die Frage “was
meinst Du” antwor-tet: “ich meine Du sollst Licht machen”, das andremal “ich meine, es ist licht” , es ist das Licht angezündet”. |
Wenn ein Mann im Ertrinken “Hilfe!” schreit, – konstatiert er die Tatsache, daß er Hilfe be- darf? daß er ohne Hilfe ertrinken werde? Dagegen gibt es den Fall, in dem man, quasi sich beobachtend, sagt, : “ich habe jetzt den Wunsch nach …”. |
⋏ ˇ[Zu S. 82] <A> Wenn das Meinen für uns irgend eine Bedeu- tung, Wichtigkeit, haben soll, so muß dem System der Sätze ein System der Meinungen zu- geordnet sein, was immer für Vorgänge die Meinungen sein mögen. |
Inwiefern stimmt nun das Wort “Licht” im Sprachspiel mit einer Wirklichkeit überein, oder nicht überein? Wie gebrauchen wir das Wort “übereinstim- men”? – Wir sagen “die beiden Uhren stimmen über- ein”, wenn sie die gleiche Zeit zeigen; “die beiden Maßstäbe stimmen überein”, wenn gewisse Teil striche zusammenfallen (übereinstimmen); “ein Plan stimmt stimme mit einer Gegend überein[;|.] was [e|E]iner auf dem Klavier spielt, die Melodie, die ich höre, mit den Noten. In jedem Fall muß Wir sagen, “zwei die beiden Längen stimmen überein”, wenn sie gleich sind; aber auch, wenn sie in einem ˇandern<,> von uns festgesetzten festgelegten, Verhält- nis stehen (Maßstab des eines Planes). Und daß sie überein- stimmen, heißt dann nichts anderes, als daß
84 sie im Verhältnis des Maßstabs
stehen. So muß also in jedem Fall erst festge- setzt erklärt werden, was unter “Übereinstimmung zu verstehen ist. – So ist es nun auch mit der Über- einstimmung einer Längenangabe mit der Länge eines Gegenstandes //mit einer Länge//. Wenn ich sage: “dieser Stab ist 2˙5 m lang”, so kann ich z.B. eine Erklärung geben, wie man verfährt, um nach diesem Satz mit einem Maßstab die Maßband die Länge des Stabes zu kontrollieren; wie man etwa nach diesem Satz einen 2˙5 m langen Meßstreifen erzeugt //einen Meßstreifen der angegebenen Länge erzeugt//. Und ich sage nun, der Satz stimmt mit der Wirklichkeit überein, wenn der so konstruierte Meßstreifen mit dem Stab übereinstimmt. (Diese Konstruktion Diese Anfertigung eines des des ˇeines Meßstreifens illustriert übrigens, was ich in der Abhandlung damit meinte, : der Satz komme bis an die Wirklichkeit heran.) Als ich nun de[m|n] Andern das Sprachspiel lehrte & sagte: “Licht” (indem ich Licht machte) & “Finster” (indem ich das Licht es abdrehte), hätte ich auch sagen können, & mit keiner andern Bedeutung: “das heißt ‘Licht’” (indem wobei ich [l|L]icht mache) & “das heißt ‘Finster’” etc., & auch ebensogut: “das stimmt mit ‘Licht’ überein”, “das stimmt mit ‘Finster’ überein”. |
Man denkt ˇleicht beim Worte “Übereinstimmung” nur an Ähnlichkeit, in dem Sinne, in welchem zwei Gegenstände ähnlich sind, wenn man sie leicht mit einander verwechseln kann ( wenn sie ähnlich ausschauen) einander gleich sehen).
85 |
Wir gebrauchen den Ausdruck <(>das Wort<)> “Überein- stimmung mit der Wirklichkeit” nicht als metalogischen Ausdruck, sondern als Teil der gewöhnlichen – praktischen – Sprache. //Der Aus- druck “Übereinstimmung mit der Wirklichkeit” gehört ˇfür uns nicht der Metalogik an, sondern dem gewöhnlichen – praktischen – Gebrauch unserer ˇgewöhnlichen Spra- che.// Man kann ˇetwa sagen: Im Sprachspiel “Licht – Finster” kommt der Ausdruck “Überein stimmung mit der Wirklichkeit” nicht vor. |
Freges Ansicht, daß in der einer Behauptung ein eine Annahme steckt die dasjenige ist, was behauptet wird, basiert eigentlich auf der Moglichkeit jeden Behauptungssatz in der Form zu schreiben: “Es wird behauptet, daß das & das der Fall ist”. |
Aber wir könnten sehr gut auch jede Be- hauptung in Form einer Frage mit nachfol- gender Bejahung (oder Verneinung) schreiben. Z.B. – statt: “Es regnet”, “Regnet es? Ja!” Würde das zeigen, daß in jeder Behauptung eine Frage steckt? |
Wir könnten uns eine menschliche Sprache denken, in der es keine Behauptungssätze gibt, sondern nur Fragen & die Bejahung & Verneinung.
86 |
Man hat natürlich das Recht ein Behaup- tungszeichen zu verwenden wenn ˇman es im Gegensatz, etwa, zu einem Fragezeichen gebraucht. Irrelei- tend ist es nur, wenn man meint, daß die Behauptung nun aus zwei Akten besteht, dem Erwägen & dem Behaupten (Beilegen des Wahr- heitswertes, oder dergl.) & daß wir diese Akte nach dem geschriebenen Satz ausführen, ungefähr wie wir nach Noten singen. Mit [d|D]em Mit dem Singen nach Noten ist nunc aller- dings das ˇlaute, oder leise, Lesen des geschriebenen Satzes analog zu vergleich[bar|en]; aber nicht eine die Tätigkeit den Satz zu den- ken. //; aber nicht ein ‘Denken’ ˇoder ‘Meinen’ des Satzes.// Ist ˇalso ein Behauptungszeichen im geschriebenen Satz, so wird wieder ein Behauptungszei- chen im gelesenen sein (etwa die Betonung, oder der Stimmfall). Aber nicht, als ob im geschriebenen das Denken des Satzes be- steht nicht darin, daß wir nach den Signa- len (Wörtern Zeic des Satzes Gedankenoperationen – u.a. auch das Behaupten – ausführten. Und als seien im Satz die Zeichen, & die Bedeutungen im Denken. ⋎< [Statt des Durchstrichenen S. 87 A]> |
Man könnte die Funktion des Fregeschen Behauptungszeichens auch darin sehen, daß es den Anfang der Behauptung bezeich- net. Es entspräche dann dem großen An- fangsbuchstaben, oder dem Schlußpunktpunkt des vorhergehenden Satzes. Das Behauptungs- zeichen unterscheidet dann einfach ist dann eine von zwei Klammern, die den selbständigen Satz von einem unterscheiden, der Teil eines andern
87 ist.
(Dies ist zum Teil gewiß auch der IdeeFreges gemäß.) Und diesen Unterschied stark hervorzuheben ist gewiß wichtig. Denn unsere philosophischen Schwierigkei- ten die Negation & das Denken betreffend rühren in gewissem Sinn daher, daß wir nicht sehenc, daß die ein S[ä|a]tze “⊢ ~p” & oder “⊢ ich denke p” mit dem Satz “⊢ p” wohl “p” ge- mein hat, aber nicht “⊢ p”. |
⋏ [Zu S. 86 statt des Gestrichenen] Mit dem Singen nach Noten ist nun allerdings das laute (oder leise) Lesen nach dem geschriebenen Satz zu vergleichen; aber die Zeichen des Satzes sind nicht Signale zu psychischen seelischen Tätigkeiten des Meinens. Nicht, also [a|A]ls seien im Satz die Zeichen, & die , & die Bedeutun- gen im Denken. |
Wir könnten uns auch eine Sprache denken die nur aus Befehlen besteht. So eine Spra |
Denken wir an die große Mannigfaltigkeit der Sprachspiele: Eine Mitteilung machen, wie: “Licht”, “Finster”; einen Befehl geben (“mach [l|L]icht!”, “[L|l]ösch aus!”); auf Fragen – “Licht?”, “Finster?” – mit “ja” oder “nein” antworten; einen Befehl ausführen; fragen, & die Antworten auf ihre Richtigkeit prüfen; negative, disjunktive Befehle ausführen; eine Vermutung aussprechen (“welche Karte werde ich jetzt aufschlagen”) & sie verifizieren;
88 eine Notation in eine andere transformie- ren; Schlüsse ziehen; ein angewandtes Rechenexempel lösen; eine Zeichnung herstellen & sie beschreiben; einen Hergang erzählen; eine Erzählung erdichten; eine Hypothese aufstellen & prüfen; eine Tabelle anlegen; grüßen; ein Tier abrichten, daß es auf den Ruf folgt; auf Zeichen dressieren //abrichten//. etc. etc.. <einen Witz erzählen,> |
Es hilft hier immer sich darauf zu besinnen, wie das Kind aus solchen Sprach- spielen sprechen lernt. ˇEs hilft [A|a]uch ˇsich einen primi- tiven Volksstamm mit einer vorzustellen, der primitiven Sprache zu fingieren besitzt. Eine Sprache etwa die nur aus Befehlen im Krieg besteht; oder aus Befehlen & Berichten. Etwa aus gezeich- neten Berichten in einer einfachen zeichne- rischen Darstellungsform. (Denke daran, wie die Schrift einmal nu[n|r] für sehr spe- ziellen Zwecken verwendet wurde.) – Auch der Erwachsene lernt neue Sprachformen, wenn er eine neue Rechnungsart kennen & lernt & ihre [a|A]nwend[e|u]n<g> lernt; ˇoder wenn er lernt eine gra- phische Darstellung ˇvon Messungsresultaten zu machen, oder abzulesen. |
Denke daran daß man Würfeln ein Spiel nennt, & aber auch Tauziehen, & auch Reigentanzen. Dem falschen (d.h. unvorteilhaften) Zug im Schach entspricht etwas im Damespiel, & auch im Kartenspielen & auch etwas im Bridgespiel etc.; aber nichts in einem Abzählspiel.
89
Der falsche Zug in diesem Sinne gehört wesentlich zum Spiel; er ist nicht eine Verunreinigung des Spiels, wie ein falscher Schritt im Tanz<.>en Denke nun nun an die die verschiedene Rollenc, die die [U|u]nwahrh[ei|rer]t ˇSätze in Sprachspielen<.> spielen kann Das Subject eines im psychologischen Expe- rimentes Experiment soll sagen, was es gesehen hat; z.B. – es beschreibt seine Erfahrung falsch. – Der Meteorologe macht eine Prognose des zu- künftigen Wetters; sie trifft nicht ein. |
Wenn wir nicht sehen, daß es eine Menge von Sprachspielen gibt, so sind wir geneigt zu fragen: “Was ist eine Frage?” Ist es sie die Feststellung, daß wir ich das & das nicht wissen weiß[?|;] oder die Feststellung daß ich wünsche der Andere möchte mir sagen …? Oder ist es die Beschrei- bung meines seelischen Zustandes der [u|U]ngewißheit? Und ist der Ruf “Hilfe!” so eine Beschreibung? |
Denke daran, wie Verschiedenes “Be- schreibung” genannt wird. Denke an die Beschreibung des Lage eines Körpers durch eine Zeichnung, einen Plan & anderseits an die Beschrei- bung des Verlaufs einer Schmerzempfin- dung. |
Den Untersch Man kann freilich statt der gewöhnlichen Notation der Frage eine Notation der Feststellung oder Beschreibung
90 einführen: “ich will
wissen, ob …” oder “ichbin im Zweifel, ob …” – aber damit hat man die verschiedenen Sprachspiele einander nicht näher gebracht. |
Es ist uns, als könnten wir sagen, der fragende Tonfall sei dem Sinn der Frage angemessen. Ist der Schrei dem Schmerz ange messen? |
Man sagt ˇmanchmal: die Affen sprechen nicht, weil ihnen die geistigen Fähigkeiten feh- len. Das heißt: “sie denken nicht, da- rum sprechen sie nicht”. Aber sie spre- chen eben nicht, & das ist alles. d.h. sie spielen keine Sprachspiele oder besser: sie verwenden die Sprache nicht. Befehlen, fragen, erzählen, plauschen, sind so natürliche Handlungen, wie gehen, essen, trinken, spielen. |
Das hängt damit zusammen, daß man meint, das Lernen mit der Idee zusammen, das Lernen der Sprache bestehe darin, daß man Gegenstände benennt, & zwar: Menschen, Formen, Farben, Schmerzen, Stimmungen, Zahlen, etc. |
Wie gesagt – das Benennen ist etwas Ähnliches, wie einem Ding ein Namens- täfelchen anheften. Man kann das eine Vorbereitung zum Gebrauch eines Worts nennen. Aber worauf ist es eine Vorberei- tung?
91 |
“Wir benennen die Dinge, & können nun über sie reden.” Uns in der Rede auf sie be- ziehen” Als ob mit dem Akt des Benen- nens schon das, was wir weiter tun, gege ben sei. Als ob es nur [e|E]ines gäbe, was heißt: “von Dingen reden”. Während wir doch das Verschiedenartigste mit un- sern Sätzen tun. |
Denken wir doch nur ˇzum Beispiel allein an die Ausrufe – mit ihren ganz verschiedenen Funktionen: Wasser! – Fort! – Au! – Hilfe! – Schön! – Nicht! – |
Bist Du nun noch geneigt diese Wörter “Namen” zu nennen? |
“Wie wäre es, wenn die Menschen ihre Schmerzen nicht äußerten (nicht stöhn- ten, das Gesicht verzögen, etc.), – dann könnte man einem Kind nicht das Wort “[W|Z]ahnschmerzen” beibringen.” – Nun, nehmen wir an das Kind sei ein Gen<i>e & erfinde selbst einen Namen für den Schmerz, obwohl ihm keiner ge- lehrt wurde! – Aber nun könnte es sich freilich mit diesem Wort nicht verständlich machen! – Also versteht es den Namen, kann aber seine Bedeu- tung niemandem erklären? – Aber was heißt es denn, daß er “seinen Schmerz benannt hat”? – Wie hat er das gemacht: den Schmerz ˇ(zu) benennen?? Und, was immer er
92 getan hat, was hat es für einen
Zweck? – Wenn man sagt “er hat dem Schmerz einen Namen gegeben”, so vergißt man, daß schon viel in der Sprache vorberei- tet sein muß, damit das bloße Be- nennen einen Sinn hat. Und wenn wir davon reden, daß er dem Schmerz einen Namen gibt, so ist die Grammatik des Wortes “Schmerz” hier das [v|V]orbereitete; es zeigt den Posten an, an den wir das neue Wort gestellt wird. |
Warum ist der Gedanke, <–> die Erwartung, der Glaube, <–> keine bloße Spielerei? Was hat mein Gedanke mit dem zu tun, was der Fall ist? – Was macht uns die Erwartung zur Erwartung der Wirk- lichkeit? Ich habe das Gefühl: Nur die Stellung- nahme zum Bild kann es uns zum Bild der Wirklichkeit machen; d.h., kann es mit der Wirklichkeit so verbinden, gleichsam wie eine Lasche, die die Überleitung von dem Bild zur Wirklichkeit herstellt, die beiden in der rechten Lage zu einander haltend, dadurch, daß beide für sie dasselbe bedeu- ten. Und es ist wahr: das Portrait erhält seine Bedeutung für uns dadurch daß unsere Einstellung zu ihm & unsere Einstellung zu dem Menschen etwas gemein haben. |
Was verbindet den Glauben, die Überzeugung, mit der Wirklichkeit? Was verbindet den Ausdruck des Gl. mit d. W.? Ich ˇvielleicht möchte sagen:
93
“Der Glaube ist in uns, die Wirklichkeit au- ßer uns; die beiden sind von einander iso- liert. Was hat kann dann mein Glaube für eine Bedeutung haben?” – Nun, wer glaubt, macht wirklich nur ein Bild & die Verbindung des Bildes mit der Wirklichkeit ist keine andere, als die durch die besondere Entstehung dieses Bildes gemachte oder durch Erklä- rungen der Zeichen des Bildes. Aber uns Bilder zu machen ist Teil unseres Lebens. |
< Denk Dir, jemand malte ein Bild<…> der Heimkunft seines Freundes, an die er glaubt. Er betrachtet es gläubig. Han- delt diesem Glauben entsprechend. > |
Hat es einen Sinn zu fragen: “Woher weißt Du, daß Du das es glaubst?” – & ist etwa die Antwort: “ich erkenne es durch Intro- spektion”? In manchen Fällen wird man so etwas sagen können, in manchen den meisten nicht. |
Es hat Sinn zu fragen “liebe ich sie wirklich, mache ich mir das nicht nur vor?” Und der Prozess der Introspektion ist das Wachrufen von Erinnerungen; das Vorstellen von Vorstellungen möglicher Situationen & der Gefühle die man hätte, etc.. |
Introspektion nennt man einen Vorgang des Schauens, – im Gegensatz zum Sehen. |
Wenn ich das Wort “glauben” so gebrauche, verstehe, daß ich geneigt bin zu sagen: “ich kann nicht glauben & es nicht wissen, daß ich glaube” dann hat es, eben darum, keinen Sinn zu sagen:
94 “ich weiß, daß ich das & das glaube”. Wie es keinen Sinn hat zu sagen “ich weiß, daß ich Zahnschmerzen habe”, wenn ich “nicht Zahn- schmerzen haben kann, ohnes es zu wissen”. (Wenn also “ich habe Zahnschmerzen” nicht heißen soll “ich habe Schmerzen, die vom schlechten Zahn herrühren”.) (Denke auch an die Frage: “wie merkst Du, daß Du Z Schmerzen hast?”; oder gar: “wie merkst Du, daß Du fürchterliche Schmerzen hast?”.) – Dagegen: “wie merkst Du, daß Du Schmerzen bekommen wirst?”.) |
(Hierher gehört die Frage: welchen Sinn hat es von der Verification des Satzes “ich habe Zahnschmerzen” zu reden? Und hier sieht man deutlich, daß die Frage “wie wird dieser Satz verifiziert?” von einem Gebiet der Gramma- tik zum andern ihren Sinn ändert.) |
Ist “[i|I]ch glaube …” der Ausdruck des Glaubens; oder die Beschreibung des Geistes psychischen Erlebnisses //des seelischen Zustandes//? |
Ist der Satz “es regnet” die “es wird regnen” die Beschreibung meiner Geistestätigkeit, – da er doch die Wiedergabe meines Gedan- kens ist, daß es regnen wird? – Wir werden nicht so leicht geneigt sein, den Satz die Beschreibung der Geistestätig- keit zu nennen, wenn wir bedenken, daß das Denken im Reden bestehen kann,
95 keine Begleitung des Gedankenausdrucks
ist. |
Man kann in Worten glauben. |
Anderseits, warum sollen wir nicht sagen, daß die Aussage “ich glaube …” die Beschrei- bung des seelischen Zustandes ist? Es ist ja damit nichts verredet. Denn “see- lischer Zustand” & “Beschreibung eines see- lischen Zustandes” heißt eben ja so Vieles. |
Man könnte nun die Sache so – falsch – auffassen: Die Frage “wie weisst Du, dass Du Zahnschmerzen hast” wird darum nicht gestellt, weil man dies von den Zahnschmerzen (selbst) aus erster Hand erfährt, während man, dass ein Mensch im andern Zimmer ist, aus zweiter Hand, etwa durch ein Geräusch, erfährt. Das eine weiss ich durch unmittelbare Beobachtung, das andere erfahre ich indirekt. Also: “Wie weisst Du, dass Du Zahnschmerzen hast” – “Ich weiss es, weil ich sie habe” – “Du entnimmst es daraus, dass Du sie hast ? aber musst Du dazu nicht schon wissen, dass Du sie hast?”. - - Der Uebergang von den Zahnschmerzen zur Aussage “ich habe Zahnschmerzen” ist eben ein ganz anderer, als der vom Geräusch zur Aussage “in diesem Zimmer ist je- mand”. Das heisst, die Uebergänge gehören ganz andern Sprachspielen an //ge- hören zu ganz verschiedenen Sprachspielen//. |
Ist, dass ich Zahnschmerzen habe ein Grund zur Annahme, dass ich Zahnschmerzen habe? |
(Man kann die Philosophen dadurch verwirren (confound), dass man nicht bloss da Unsinn spricht, wo auch sie es tun, sondern auch solchen, den zu sagen sie sich scheuen (würden).) |
Erschliesst man aus der Wirklichkeit einen Satz? Al- so etwa “aus den wirklichen Zahnschmerzen, darauf, dass man Zahnschmerzen hat”? Aber das ist doch nur eine unkorrekte Ausdrucksweise; es müsste heis-
96 sen: man
schliesst, dass man Zahnschmerzen
hat daraus, dass man Zahnschmer-zen hat (offenbarer Unsinn). |
“Warum glaubst Du, dass Du Dich an der heißen Herdplatte verbrennen wirst?” – Hast Du Gründe für diesen Glauben, und brauchst Du Gründe? |
Hast Du diese Gründe – gleichsam – immer bei Dir, wenn Du es glaubst? Und glaubst Du es immer – ausdrücklich – wenn Du Dich etwa wehrst, die Herdplatte anzurühren? Meint man mit ‘Gründen des Glaubens //für den Glauben//’ dasselbe, wie mit ‘Ursachen des Glaubens’ (Ursachen des Vorgangs des Glaubens)? |
Was für einen Grund habe ich, anzunehmen, dass mein Finger, wenn er den Tisch berühren, einen Widerstand spüren wird? Was für ei- nen Grund, zu glauben, dass dieser Bleistift sich nicht schmerzlos durch meine Hand stecken lässt? Wenn ich dies frage, melden sich hundert Gründe, die einander gar nicht kaum zu Wort kommen lassen wollen. “Ich habe es doch selbst ungezählte Male erfahren; und ebenso oft von ähnlichen Erfahrungen gehört; wenn es nicht so wäre, würde …; etc.”. |
Glaube ich, wenn ich auf meine Tür zugehe, ausdrück- lich, dass sie sich öffnen lassen wird, – dass dahinter ein Zimmer und nicht ein Abgrund sein wird, etc.? Setzen wir statt des Glaubens den Ausdruck des Glaubens. – |
Was heisst es, etwas aus einem bestimmten Grunde glauben? Entspricht es, wenn wir statt des Glaubens den Ausdruck des Glau- bens setzen, dem, dass Einer //man// den Grund sagt, ehe er //man// das Begründete sagt? |
“Hast Du es aus diesen Gründen geglaubt?” ist dann eine ähnliche Frage, wie: “hast Du, als Du mir sagtest, 25 × 25 sei 625, die
97 Multiplikation wirklich
ausgeführt?” |
Die Frage “warum glaubst Du das” //“aus welchen Grün- den glaubst Du das”// könnte bedeuten: “aus welchen Gründen leitest Du das jetzt ab (hast Du es jetzt abgeleitet)”; aber auch: “welche Gründe kannst Du mir nachträglich für diese Annahme angeben”. |
Ich könnte also unter ‘Gründen’ zu einer Meinung tatsächlich nur das verstehen, was Einer sich vorgesagt hat, ehe er zu der Meinung kam. Die Rechnung, die er tatsächlich ausgeführt hat. |
Frage ich jemand: “warum glaubst Du, dass diese Arm- bewegung einen Schmerz mit sich bringen wird?”, und er antwortet: “weil sie ihn einmal hervorgebracht und einmal nicht hervorgebracht hat”, so werde ich sagen: “das ist doch kein Grund zu Deiner Annahme”. Wie nun, wenn er mir darauf antwortet: “oh doch! ich habe diese An- nahme noch immer gemacht, wenn ich diese Erfahrung gemacht hatte”? – Da würden wir sagen: “Du scheinst mir die Ursache (psychologische Ursache) Deiner Annahme anzugeben, aber nicht den Grund”. |
“Warum glaubst Du, dass das geschehen wird?” – “Weil ich es zweimal beobachtet habe”. Oder: “Warum glaubst Du, dass das geschehen wird?” – “Weil ich es mehrmals beobachtet habe; und es geht offenbar so vor sich: …” (es folgt eine Darlegung einer umfassenden Hypothese). Aber diese Hypothese, die- ses Gesamtbild, muss Dir einleuchten. Hier geht die Kette der Gründe nicht weiter. – (Eher könnte man sagen, dass sie sich schliesst.)
98 |
Man möchte sagen: Wir schliessen nur dann
aus der
früheren Erfahrung auf die zukünftige, wenn wir die Vorgänge verstehen (im Besitze der richtigen Hypothese sind). Wenn wir den richtigen, tatsächli- chen, Mechanismus zwischen den beiden Beobachteten Rädern annehmen. Aber den- ken wir doch nur: Was ist denn das //unser// Kriterium dafür, dass unsere Annahme die richtige ist? – Das Bild und die Daten überzeugen uns und führen uns nicht wieder weiter – zu andern Gründen. |
Wir sagen: “diese Gründe sind überzeugend”; und da- bei handelt es sich nicht um Prämissen, aus denen das folgt, wovon wir überzeugt wurden. |
Wenn man sagt: “die gegebenen Daten sind insofern Gründe, zu glauben, p werde geschehen, als dies aus den Daten zusammen mit dem angenommenen Naturgesetz folgt”, – dann kommt das eben darauf hinaus, zu sagen, das Geglaubte folge aus den Daten nicht, sondern komme viel- mehr ? – einer neuen Annahme gleich. – ? |
Wenn man nun fragt: wie kann aber frühere Er- fahrung ein Grund zur Annahme sein, es werde später das und das eintreffen, – so ist die Antwort: welchen allgemeinen Begriff vom Grund zu solch einer An- nahme haben wir denn? Diese Art Angabe über die Vergangenheit nennen wir eben Grund zur Annahme, es werde das in Zukunft geschehn. – Und wenn man sich wundert, dass wir ein solches Sprachspiel //Spiel// spielen, dann be- rufe ich mich auf die Wirkung einer vergangenen Erfahrung (dass ein gebranntes Kind das Feuer fürchtet).
99 |
Wer sagt, er ist durch Angaben über Vergangenes nicht
davon zu überzeugen, dass in Zukunft etwas geschehen wird, der muss etwas anderes mit dem Wort “überzeugen” meinen, als wir es tun. – Man könnte ihn fragen: Was willst Du denn hören? Was für Angaben nennst Du Gründe um? //da- für//, das zu glauben? Was nennst Du “überzeugen”? Welche Art des “Ueber- zeugens” erwartest Du Dir. – Wenn das keine Gründe sind, was sind denn Gründe? – Wenn Du sagst, dass sind [G|//]seien// keine Gründe, so musst Du doch angeben können, was der Fall sein müsste, damit wir mit Recht sagen könnten, es seien Gründe für unsern Glauben //unsere Annahme// vorhanden. ‘Keine Gründe’ –: im Gegensatz wozu? |
Denn, wohlgemerkt: Gründe sind hier nicht Sätze, aus denen das Geglaubte folgt. |
Aber [N|n]icht, als ob man //wir// sagen könnte kön //woll- ten//: Für's Glauben genügt eben weniger, als für das Wissen. – Denn hier handelt es sich nicht um eine Annäherung an das logische Folgen. |
Irregeführt werden wir durch die Ausdrucksweise //Rede- weise//: “Das ist ein guter //richtiger// Grund zu unserer Annahme, denn er macht das Eintreffen des Ereignisses wahrscheinlich”. //“Dieser Grund ist gut, denn er macht das Eintreffen des Ereignisses wahrscheinlich”.// Hier ist es, als ob wir nun etwas weiteres über den Grund ausgesagt hätten, was seine Zugrundelegung //was ihn als (guten) Grund// rechtfertigt; während mit dem Satz, dass dieser Grund das Eintreffen wahrscheinlich macht, nichts gesagt ist, wenn nicht, dass dieser Grund dem //einem// bestimmten Standard Maßstab des guten Grundes entspricht, – der Standard Maßstab aber nicht begründet ist! |
Ein guter Grund ist einer, der so aussieht. |
“Das ist ein guter Grund, denn er macht das Eintref- fen wahrscheinlich” erscheint uns so wie: “das ist ein guter Hieb, denn er macht den Gegner kampfunfähig”.
100 |
Man möchte sagen: “ein guter Grund ist er nur
da-
rum, weil er das Eintreffen wirklich wahrscheinlich macht”. Weil er sozusagen wirklich einen Einfluss auf das Ereignis hat, also quasi einen erfahrungsmässigen. |
“Warum nimmst Du an, dass er besserer Stimmung sein wird, weil ich Dir sage, dass er gegessen hat? ist denn das ein Grund?” – “Das ist ein guter Grund, denn das Essen hat erfahrungsgemäss einen Einfluss auf seine Stimmung”. Und das könnte man auch so sagen: “Das Essen macht es wirklich wahrscheinlicher, dass er guter Stimmung sein wird”. Wenn man aber fragen wollte: “Und ist alles das, was Du von der früheren Erfahrung vorbringst, ein guter Grund, anzunehmen, dass ˇes sich auch diesmal so verhalten wird”, so kann ich nun nicht sagen: ja, denn das macht das Eintreffen der Annahme w[h|a]hrscheinlich. Ich habe oben meinen Grund mit Hilfe des Standards für den guten Grund gerechtfertigt; jetzt kann ich aber nicht den Standard rechtfertigen. |
Wenn man sagt “die Furcht ist begründet”, so ist nicht wieder begründet, dass wir das als guten Grund zur Furcht ansehen. Oder vielmehr: es kann hier nicht wieder von einer Begründung die Rede sein. |
Die Rechtfertigung durch die Erfahrung hat ein Ende. Hätte sie keins, so wäre sie keine Rechtfertigung. |
Das Raisonnement, das zu einem endlo- sen Regress führt, ist nicht darum auf- zugeben, ‘weil wir so nie das Ziel errei- chen können’, sondern weil es hier ein Ziel gar nicht gibt, sodaß es gar keinen Sinn hat zu sagen ‘wir können es nicht erreichen’.
101 |
Wir meinen leicht, wir müßten den end Regress ein paar Stufen weit durchlau- fen & ihn dann ˇsozusagen in Verzweiflung aufge- ben. Während seine Ziellosigkeit (das Fehlen eines Zieles im Kalkül) aus der An- fangsposition zu entnehmen ist. |
Ich lege meine Hand auf die Herdplatte, fühle unerträgliche Hitze & ziehe die Hand schnell zurück. War es nicht möglich, daß die Hitze der Platte im nächsten Augenblick aufgehört hätte? Konnte ich es wissen? Und war es nicht möglich, daß ich gerade durch mein Zurückziehen mich weiter<em> Schmerzen aussetzte? Es müßte also kein guter Grund sein zu sagen: “ich habe sie zurückgezogen, weil die Platte zu heiß war”. |
Wenn man mich fragte: “[b|B]ist Du sicher, daß Du es deswegen getan hast?” – wäre da irgend ein Zweifel? Sollte man sagen: “Ich weiß, daß ich es aus d deshalb tun wollte; nicht: daß der Arm sich aus dieser Ursache zurückgezo- gen hat”? D.h., ich weiß das Motiv, nicht die Ursache. |
“Ich habe es nicht mehr länger ausgehalten, ich mußte die Hand zurückziehen” Das heißt also wohl, : Du weißt das Motiv, nicht die Ursache. – Und wie weißt Du, daß Du
102 es aus diesem Motiv getan hast?
– “Icherinnere mich daran, es darum getan zu haben.” – Aber woran erinnerst Du Dich? An das, was Du Dir damals gesagt hast; an die Gefühle der Angst; an den Kˇrampf in den Muskeln [d|D]eines Arms? Es gibt sehr verschiedene Fälle, in denen wir sagen: “das war das Motiv meiner M Handlung”. |
Mit den Worten “wollen”, “willkürlich” (im Gegensatz zu “unwillkürlich”) beschreibt man eine [m|M]enge verschiedener Erfah- rungen. Denke daran, wenn wir beim Essen die Hand mit dem Löffel heben – weil wir sie heben wollen; anderseits wenn wir ein Gewicht zu heben uns anstrengen, es zu heben versuchen. Ist eine sol- che Erfahrung des [v|V]ersuchens auch im ersten Fall & nur insofern modi- fiziert als es uns so leicht gelingt den Löffel zu heben? – Oder ich schreibe: schreibe ich unwillkürlich? – Aber ist mein Schreiben von Willensakten begleitet? Will ich einen Buchstaben schreiben be- vor ich ihn schreibe? Und wie verschieden ist es wieder, wenn ich nachdenken will, mich erinnern will, etc.. Zwischen allen diesen Fällen bestehen verschiedene Fami- lienähnlichkeiten einander übergreifende Analogien, <(>Familienähnlichkeiten). |
Was man im Falle des Armhebens ‘wollen’ nennt hängt mit der Erfahrung der
103 Muskelempfindung zusammen.
Manversuche sich vorzustellen daß man seinen einen Arm hebt (willkürlich hebt) ohne aber zu fühlen, daß er sich hebt (oder man ihn) hebt, sondern bloß mit den Augen wahrnehmend, daß er sich hebt. |
Wenn wir unsere Finger entsprechend in ˇeiner bestimmte[r|n] Weise verschränken so sind wir nicht im Stande einen Finger bestimmten Finger auf Befehl zu heben wenn der Befehlende bloß auf den Finger zeigt – ihn bloß unserem Aug zeigt. Wenn er ihn dagegen berührt so können wir ihn bewegen. Man kann möchte diese Erfah- rung so beschreiben: wir seien nicht im Stande, den Finger heben zu wollen. Aber nicht nur ist das ganz anders als, wenn der Fall ist ganz verschieden von dem, wenn wir nicht im Stande sind den Finger zu heben, weil ihn etwa jemand hält, sondern der Ausdruck “nicht im Stande sein” oder das Wort “versuchen” bedeutet hat im ersten Fall etwas eine anderes, wenn auch ähn- liche, Bedeutung. Man ist nun leicht geneigt den ersten Fall so zu beschreiben, man könne für den Willen keinen Angriff finden ehe der Finger nicht berührt sei, ehe man den Finger nicht fühle. Erst wenn man ihn fühle könne der Wille wissen, wo er an- zugreifen habe. Aber diese Ausdrucksweise ist irreführend; man möchte sagen: “wie soll ich denn wissen, wo ich mit dem Willen anzupacken habe, wenn das Gefühl nicht die Stelle bezeichnet?” Aber ich könnte fragen: “Und wie weiß man denn, wenn das Gefühl
104 da ist, wohin ich den Willen zu lenken
habe?” |
“Das Wollen ist auch nur eine Erfahrung”, möchte man sagen (der ‘Wille’ auch nur ‘Vorstellung’). Er kommt, wenn er kommt, & ich kann ihn nicht herbeiführen. |
‘Nicht herbeiführen’? – Wie was? – Was kann ich denn herbeiführen? Womit vergleiche ich das Wollen, wenn ich das dies <(>von ihm<)> sage? |
Im Gegensatz wozu nenne ich denn hier das Wollen “eine Erfahrung”, & oder sage, es komme, wenn es komme?! |
Wo ist die Antithese, auf die ich hier deute, zu Hause? |
Von der Bewegung meines Armesˇ, z.B., würde ich nicht sagen, sie komme, wenn sie komme, ich könne sie nicht herbeiführen. , etc.. [&|Un]<d> hier ist die Domäne, in der wir sinnvoll sagen, daß uns etwas nicht einfach ge- schieht, sondern daß wir es tun. “Ich brauche nicht abwarten bis mein Arm sich ˇvielleicht heben wird, – ich kann ihn heben”. Und hier Hier setze ich die Bewegung meines Arms etwa dem entgegen, daß die Wind- richtung sich ändern wird. daß sich das heftige Klopfen meines Herzens legen wird. |
“Aber mußt Du das Wollen nicht auch doch abwarten?” Die Handlung geschieht, wenn ich will. – “Aber willst Du auch, wenn Du
105 willst?”
– Das heißt nichts.
Und daß esnichts heißt kommt daher, daß hier das Wort “wollen” grammatisch falsch aufge- faßt wird, wie das Wort “Zeit”, wenn Das ist wie wenn man denkt, die Zeit müsse sich mit einer bestimm- ten Geschwindigkeit bewegen //müsse mit einer be- stimmten Geschwindigkeit verfließen//. |
“Ich kann es nicht herbeiführen” –? Doch, ich kann es herbeiführen, in dem Sinne, in dem ich überhaupt irgend etwas herbeiführen kann. Ich kann es nicht wollen. Und das heißt, es hat keinen Sinn zu sa- gen. “ich habe es willkürlich, (oder unwill- kürlich) gewollt”. |
So führt man das Wollen herbei, wenn man sich absichtlich in eine Zwangs- lage versetzt. Wenn man z.B. ins tiefe Wasser springt um schwimmen zu lernen. |
Denke an das Paradox: ‘daß es etwas Wei- ches eigentlich nicht gibt; denn auch das Weichste hat, wenn ich etwa auf ihm liege, eine bestimmte Form & eine ebenso bestimmte, als wäre sie aus Stahl’. //; denn auch das weichste Kissen hat, wenn ich darauf liege eine bestimmte Form, die ˇauch nicht be- stimmter wäre & die könnte auch nicht be- stimmter sein, wenn sie aus Stahl wäre’.// |
Man sagt: “[V|v]ielleicht wird es Dir einmal geschehen, daß Du das siehst, oder hörst”; aber
106 man sagt nicht:
‘vielleicht wird es Direinmal geschehen, daß Du das willst’. “Denn”, möchte man sagen, “wenn Du willst (Lust hast) kannst Du jederzeit wollen. Denn Du tust es ja selbst; nicht der Körper, der nur teilweise von [d|D]ir abhän- gig ist, sondern Du. |
Das wollende Subjekt stellt man sich hier als etwas [m|M]asseloses[, t|(T]rägheitsloses<)> Wesen vor, als einen Motor der in sich selbst keinen Trägheitswiderstand zu über winden hat. Und also nur Treibendes & nicht auch Getriebenes ist. D.h.: Man kann sagen “ich will, aber mein Körper folgt mir nicht”, aber nicht: “mein Wille folgt mir nicht”. (Augustinus) Aber in dem Sinn, in welchem es mir nicht mißlingen kann, zu wollen, kann ich es auch nicht versuchen. |
< Und doch sagt man: “Ich glaube, Du wirst das einmal wollen. –”– > |
Und man könnte sagen: “Ich kann nur insofern jederzeit wollen, als ich nie versuchen kann zu wollen”. |
Und zu sagen, ich könne nicht zu wollen versuchen ist natürlich keine Aussage über die Naturgeschichte des Willens. Das Zeitwort “wollen” legt es uns nahe, die Tätigkeit des Wollens mit der Tätigkeit der Ausführung des Gewollten zu vergleichen & die grammatische Verschiedenheit für eine Verschie- denheit der Eigenschaften zu nehmen.
107 |
“Das Wollen ist auch nur eine Erfahrung
…”
Wogegen richtet sich das? Und wenn die Annahme, die hier zurückgewiesen wird, unrichtig war; wie konnte man diesen Feh- ler machen? Was hat uns zu ihm verführt? Was ist die Vorstellung, die Analogie, die am Grunde der Anschauung liegt, es gäbe ein passives Prinzip, die Vorstellung, & ein akti- ves, den Willen? |
Tun scheint selbst gar kein Volumen der Erfahrung zu haben. Es scheint wie ein ausdehnungsloser Punkt, die Spitze einer Nadel. Diese Spitze scheint das eigen- tliche Agens. Und alles Geschehen in der Erscheinung nur Folge dieses Tuns. “Ich tue” scheint einen bestimmten Sinn zu haben, abgelöst von deje jeder Erfah- rung. |
Denke ich aber an eine Anwendung dieses Ausdrucks, so ist <(>da<)> immer eine Erschei- nung im Spiele. |
Das was den Eindruck erweckt, daß es ein Tun gibt abgelöst vom Erfahren ist die Existenz der Ausdrucksweise: “[i|I]ch tue das”, “ Ich hebe den Arm”, im Gegensa<t>ze zu “Mein Arm hebt sich”, oder “Ich fühle, sehe, wie mein Arm sich hebt”. |
Wir sind unter dem Eindruck dieser Aus- drucksformweise, wenn wir das unmittelbar Gege- bene als Tun & Wahrnehmen sehen.
108 |
Aber vergessen wir [e|E]ines nicht: Wenn ‘ich meinen Arm hebe’, ‘hebt sich mein Arm’; & das Problem entsteht: Was ist das, was übrigbleibt, wenn ich von der Tatsache, daß ich meinen Arm hebe, die abziehe, daß mein Arm sich hebt |
Bedenken wir auch, daß die Tätigkeit des Deliberierens von den Erfahrungen beim wirklichen Ausführen der Bewegung unabhän- gig sind. D.h., dieses Deliberieren, Überlegen, Wählen, könnte geschehen, auch ein Ent- schluß gefaßt werden, & die willkürli- che Handlung doch nicht stattfinden. Und umgekehrt konnte die willkürliche Handlung ohne jede vorausgehende Über- legung ausgeführt werden. |
Kann nun eine willkürliche Handlung nicht verursacht werden? – Und ist sie dadurch gezwungen? Wenn ich arretiert & von der Polizei abgeführt werde, so gehe ich gezwungen. Ist nun das Gleiche der Fall wenn ich im Garten spazieren gehe? ˇ Ist denn die Ursache ein Zwang?? Ist es richtig zu sagen: “[i|I]ch fühle mich in diesem Falle nur nicht gezwungen, weil mir die Ursache, weswegen ich mich
109 bewege, wie ich es tue, nicht bekannt
ist”? Wäre die Kenntnis eines Naturgesetzes ein Gefühl des Zwanges? |
Ist das Gefühlˇ, die Erfahrung, des Zwanges die direkte Erfahrun Wahrnehmung der Ursache, die man sonst nur aus der Koinzidenz er- schließt? |
⋏ [Zu S. 108 A auf einer neuen Zeile] A Was ist das, was wir wollen? Was ist das Objekt des Wollens? |
Vergleiche verschiedene Bedeutungen der Worte “Zwang”, “herbeiführen”, “versuchen”. |
Wenn wir Flüssigkeit durch ein Röhrchen oder einen Strohhalm einsaugen, so sind wir geneigt einen Strohhalm trinken, so sind wir geneigt …… zu meinen, wir saugen mit dem Mund, den Wangen, weil wir in ihnen den Luftdruck spüren, aber keine Anstrengung in den Brustmuskeln, die die Kraft ausüben. |
“Ist das Deliberieren, das zur Handlung führt, selbst eine Erfahrung oder eine Tätig- keit?” – Und allgemein: ist der Gedanke eine Erfahrung oder eine Tätigkeit? – Wie willst Du ihn nennen? (Man liest oft in Erzählungen den Ausdruck: “plötzlich hörte er sich die Worte sagen …”.) |
“Geschieht es uns, daß wir wünschen, oder
110 tun wir
es?”
Ja, hat diese Frage einenSinn? Es hat freilich Sinn zu fragen: “Hast Du den Arm absichtlich gehoben, oder hat er sich von selbst gehoben?” Und die Frage, ob das Wünschen ein Tun oder ein Erfahren sei, kann etwa bedeuten, : ob das Wünschen ähnlicher ist dem willkürlichen Heben des Armes, oder der Erfahrung, daß mein Arm sich hebt. (Lichtenberg: “Es denkt.”) |
Es hat auch keinen Sinn zu fragen: “ist das Wollen, eigentlich, eine Erfahrung?” Die eigentümliche, zähe Schwierigkeit dieser Frage zeigt schon, daß es eigentlich keine Frage ist. |
“Das Wollen kommt, wenn es kommt”, & das heißt, es müßte eigentlich etwas sein, was da ist, ehe es da ist. |
Das philosophische Problem scheint unlösbar; bis unlösbar. Bis man sieht, daß es eine Krankheit ein Leiden der Darstellungsform gibt. //Das philosophische Problem scheint unlösbar. Bis man sieht, daß es eine Krankheit gibt, die in der Darstellungs- form sitzt. die ihren Sitz in der Darstellungsform hat.// |
Meine Wahl ist frei, heißt nichts anderes als: ich kann wählen wähle manchmal. Und ˇdaß ich manch- mal wähle, steht doch nicht in Zweifel. Was man “frei” nennt, ist nur die Wahl an sich. Zu sagen<,> : “wir glauben nur, daß wir wählen”, ist Unsinn. Der Vorgang, den
111 wir “wählen”
nennen, findet statt, obman das Resultat der Wahl nach Naturgesetzen vorraussagen kann, oder nicht. |
⋏ ˇ[Zu S. 105] A Mein Ausdruck kam daher, daß ich mir das Wollen als ein Herbeiführen dachte, – aber nicht als ein Verursachen, sondern – ich möchte sagen – als ein direktes, nicht-kausales, Bewegen //Herbeiführen//. Und dieser Idee liegt die Vorstellung zu Grunde, daß der kausa- le Nexus durch einen Mechanismus, eine Reihe von Zahnrädern oder dergleichen, gebil- det wird. die Verbindung zweier Maschinenteile durch einen Mechanis- mus, etwa eine Reihe von Zahnrädern, ist. Diese Verbindung kann auslassen, wenn der Mechanismus gestört wird. (Man denkt nur an die Störungen, denen ein Mechanis- mus normalerweise ausgesetzt ist; nicht daran, daß etwa die Zahnräder plötzlich weich werden, oder einander durchdringen, etc..) ⇒[Siehe Maschinschrift S. 401] |
Das Motiv ist nicht eine Ursache ‘von innen gesehen’! (Das Gleichnis von ‘innen & außen’ hier, wie so oft, gänzlich irreführend. – Es ist von der verwandt der Idee von der Seele, einem Lebewesen, im Kopfe. Aber wir vermengen diese Idee mit andern unverträglichen, wie die diese Idee ist mit andern unverträglichen vermengt, wie die …… Metaphern im Satz “der Zahn der Zeit, der alle Wunden heilt, etc.”) |
Man nimmt an daß ein Mensch das Motiv seiner Tat weiß; – das sagt uns etwas über die Bedeutung des Wortes “Motiv”.
112 //; – das zeigt uns, wie
wir das Wort “Motiv”gebrauchen.// //; – das sagt uns etwas darüber, wie wir das Wort “Motiv” gebrauchen.// |
Nach den Gründen zu einer Annahme gefragt, besinnt man sich auf diese Gründe. Geschieht hier dasselbe, wie, wenn man über die Ursachen eines Ereignisses nachdenkt? //, wie, wenn man nachdenkt, was ˇwohl die Ursachen eines Ereignisses gewesen sein mögen?// |
“Wie weißt Du, daß das wirklich der Grund ist, weswegen Du es glaubst?”, das ist ähn- lich, als fragte <ich>: “wie weißt Du, daß es das ist, was Du glaubst”. Denn, wenn er die Gründe angibt, <(>so<)> beschreibt er ein Operieren mit Gedanken, das zu dem Geglaubten führt (ihn etwa geführt hat); einen Vorgang der seiner Art nach zu dem des Glaubens gehört. Der Unterschied zwischen der Frage nach der Ursache & der Frage nach dem Grund ist etwa der, zwischen den Fragen: “Was ist die Ursache der Bewegung dieses Körpers von A nach B” & “[a|A]uf welchem Wege ist er von A nach B gekommen”. (Hier sieht man, wie ˇauch die Angabe der Ursache als Angabe eines Weges aufgefaßt werden kann.) |
Wie hängt die Furcht mit dem furchtbaren Anblick zusammen? oder mit der furchtbaren Vorstellung? – Soll ich sagen: “sich vor etwas etwas fürchten heißt, es sehe wahrnehmen & sich fürchten”? Wenn man nun mehreres gleichzeitig sieht oder hört, ist da ein Zweifel darüber, welches das Furcht Einflößende ist? – Oder weiß man es eben etwa aus früherer Erfah-
114 rung, vor welchem von allen diesen mansich fürchtet? Ich möchte sagen: das Fürchten ist sich vor etwas fürchten ist eine Beschäftigung mit dem Gegenstand der Furcht. – Die Furcht begleitet nicht den Anblick. Sondern das Furchtbare & die Furcht haben die Struktur des Gesichts. Denken wir uns, daß wir den Zügen eines Gesichts mit den Augen in Erregung folgen; sie gleich- sam zitternd nachfahren. ⋎ • |
So ist das Gesicht, das uns Furcht oder Ent-
zücken einflößt (der Gegenstand der Furcht, des Entzückens, etc.) darum nicht die ihre Ursache, sondern – man könnte sagen – ihre Richtung. |
↺ Das wovor man sich fürchtet braucht nicht die Ursache der Furcht zu sein. Wenn ich sage: “ich fürchte mich, weil er mich anschaut”, so konstatiert das “weil” keinen kausalen Zusammenhang. |
↺ Es ist zu unterscheiden zwischen dem Gegen- stand der Furcht & der Ursache der Furcht. |
< “Der Schmerzlose Zustand setzt die Fähigkeit voraus ˇSchmerzen zu fühlen” & das kann keine physiologische Fähigkeit sein. > Wenn ich sage “ich habe keine Schmerzen im Arm”, heißt das, daß ich eine Art schattenhaftes Ge- fühl habe, welches die Stelle andeutet, in die der Schmerz, wenn er käme, eintreten würde? In wiefern enthält der Gegenwärtige<,> Zustand
115 schmerzlose, Zustand die Möglichkeit derSchmerzen? Wenn einer sagt, : “Damit das Wort ‘Schmerzen’ Bedeutung habe, ist es notwen- dig, daß man Schmerzen als solche er- kennt, wenn sie auftreten”, so kann man antworten: Es ist nicht notwendiger, daß man Schmerzen als solche erkennt, wenn sie auftreten, als daß man das Fehlen der Schmerzen erkennt. |
“Schmerzen” heißt, sozusagen der ganze Maßstab & nicht einer seiner Teilstriche. Daß der Zustand auf einem bestimmten Teilstrich steht, ist durch einen Satz ausgedrückt. auszudrücken. |
Ist absolute Stille zu verwechseln mit innerer Taubheit<,> ? ich meine der Unbe- kanntheit mit dem Begriff des Tons? Wenn das der Fall ist wäre, so könnte man den Mangel des Gehörsinnes nicht von dem Mangel eines andern Sinnes unterschei- den. Ist das aber nicht genau dieselbe Fra- ge wie: Ist der Mann, der jetzt nichts Rotes um sich sieht, in derselben Lage, wie der, der unfähig ist, rot zu sehen? Worin äußert sich die Fähigkeit ˇrot zu sehen & worin die Bekanntschaft mit dem Be- griff des Tons? Man wird sagen: “Er muß wissen was “Ton” heißt. Aber was heißt es, das zu wissen? – Ich sage: “ich weiß was ‘rot’ heißt”.
116
– Jemand fragt: “Bist Du
sicher?”
– Waswürde ich da tun, um mich davon zu überzeugen? |
Man scheint etwas über den Zustand der Schmerzlosigkeit zu sagen, wenn man sagt, daß er die Möglich- zkeit des Schmerzes enthalten muß. Man redet aber nur vom System der Bilder, das wir verwenden. |
Man möchte sagen: “Das Grau muß bereits im Raum von dunkler & heller vorgestellt sein, wenn ich davon reden will, daß es dunkler oder heller werden kann.” – D.h.: es kann zum Verständnis des Satzes gehören, daß man etwas Helleres & Dunkleres (tat- sächlich) vor sich sieht, & man sagt dann etwa: “dieses Grau kann so oder auch so werden.”, indem man auf die Muster zeigt. |
Kann ich mir Schmerzen in der Spitze meines Nagels denken, oder in meinen Haaren? – Sind dieses Schmerzen nicht ebenso, & ebenso wenig vorstellbar, wie die, die an irgend einer Stelle des meines Körpers, wo ich ˇ(jetzt) ge- rade keine Schmerzen habe & mich an keine erinnere? – Das Bild der Moglichkeit ist in den Gedanken, das heißt, in der Sprache. |
Das Gefühl ist, als müßte nicht-p, um
117 p zu verneinen, es der
verneinende Satz, um einen Satz zu verneinen, ihn erst in
gewissem Sinne wahrmachen. (ˇVergleiche Erwartung & Erfüllung.) “⊢ ~p” enthält nicht “⊢ p” “⊢p”.
118 |
Das Lernen der menschlichen Sprache be- schreibt Augustinus so: Augustinus beschreibt das Lernen … so: (Confessiones I.8) “… cum … appellabant rem aliquam et cum secun- dum eam vocem corpus ad aliquid movebant, videbam et tenebam hoc ab eis vocari rem illam, quod sonabant, cum eam vellent ostendere”. |
Wer das Lernen der Sprache ˇes so beschreibt,
denkt vorerst an eine gewissec Klasse von Substantiven: Wörtern, wie etwa ‘Mann’, ‘Mund’, ‘Brot’, ‘Tisch’, & erst in zweiter Linie nur entfernt an Wörter, wie, ‘heute’, ‘nicht’ ˇ‘aber’, ‘vielleicht’, ‘heute’. |
Wenn jemand das Schachspiel be-
schreiben wollte, aber seine Beschreibung vergäße die Bauern & ihre Züge, in seiner Beschreibung die Bauern unerwähnt ließe //nicht erwähnte// //aber die Bauern & ihre Funktion im Spiel// so könnte man sagen Wer das Schachspiel beschreiben wollte … von dem könnte man sagen …, er habe das Schachspiel unvollständig beschrieben; aber auch<:> , er habe ein einfacheres Spiel als unser Schach beschrieben. Und in diesem Sinne ˇso kann man sagen Augustin'[e|s]s Beschreibung gelte für eine einfachere Sprache als die unsere. <– Denken wir uns die folgende Sprache: So eine einfache Sprache wäre die:> Denken |
1
Ihre Funktion ist die Verständigungeines Bauenden Meisters A mit seinem Gehilfen B. A errichtet einen Bau, B reicht ihm Baustei- ne ˇzu. Es gibt Würfel, Platten, Balken, Säulen. A ruft eines dieser der Wörter ˇ’Würfel’, ’Platte’ etc. aus, B bringt ihm ˇdarauf den entsprechenden Stein Baustein. – Denken wir uns eine Gesellschaft die nur dieses System der Verständigung, ˇnur diese Sprache<,> besitzt. Die Kinder lernen sie die Sprache von den Erwachsenen, indem sie dazu abge- richtet werden zu ihrem Gebrauche erzogen werden: d.h., sie werden dazu erzogen, zu bauen,
119 sich der Rufe
‘Platte!’,
‘Würfel!’,
etc. zu
bedie-nen & auf diese Rufe richtig zu reagieren. Dieses Lernen der Sprache ist wesentlich eine Abrichtung[,| –] durch Vormachen, Ermun- terung, Nachhilfe, Belohnung, Strafe, u.s.w. u.a.m.. Ein Teil der Abrichtung besteht ˇetwa darin, daß, der Lehrende ˇweist auf einen Baustein<,> weist, ˇlenkt die Aufmerksamkeit des Kindes auf ihn<,> lenkt & ˇspricht dabei ein Wort ausspricht. Diesen Vorgang Diesen Vorgang will ich ‘vorzeigendes //zeigendes// Lehren der Wörter’ nennen. Im praktischen Gebrauch dieser Sprache ruft der Eine die Wörter als Befehle, der Andre handelt nach ihnen. Im Lernen der Sprache aber wird sich dieser Vorgang diese Übung finden: das Kind ‘benennt’ die Gegen- stände[; d|. D].h., es sagt die Wörter, wenn der Lehrende auf die Dinge ˇverschiedenen Baustein[e|f]ormen weist. Ja es wird hier die noch einfachere Übung geben: [d|D]as Kind spricht Worte nach, die der Lehrer im vorsagt. |
<|←> “Aber in dieser Sprache hat doch das Wort ‘Platte’, z.B., nicht die selbe Bedeutung, wie in unserer Sprache!” – Das ist wahr, wenn Du sagen willst, daß in unserer Sprache das Wort ‘Platte’ auch anders verwendet wird als in No (1). Aber gebrauchen wir es nicht auch ebenso wie in (1)? Oder sollen wir sagen, es sei dann ein eliptischer Satz, , wenn wir es brauchen, dann ist es ein eliptischer Satz, eine Abkürzung für “Bring mir eine Platte”? – Ist es so: Wenn wir ‘Platte!’ rufen, so meinen wir ‘Bring mir eine Platte!’? – Aber warum sollte ich hier wenn ich angeben will was er meint im Geiste den Ausdruck ‘Platte!’ in ‘Bring mir eine Platte!’ über- setzen[?|,] und wenn sie gleichbedeutend sind, wa- rum sollte ich nicht sagen: “Wenn wir ‘Platte!’ rufen,
120 so meinen wir
‘Platte!’”?
Oder: Warum sollte ichnicht ‘Platte!’ meinen können, wenn ich im Stande bin ‘Bring mir eine Platte!’ zu meinen[, e|? E]s sei denn, daß Du sagen willst, daß ˇein Mensch tatsächlich, wenn er ‘Platte!’ ruft, zu sich selbst, im Geiste, immer den Satz ‘Bring mir eine Platte’ sagt. Ist aber ein Haben wir aber einen Grund vorhanden, dies anzu- nehmen zu glau- ben? |
Denken wir uns folgende Fragestellung: “Wenn jemand den Befehl gibt ‘Bring mir eine Platte!’, muß er ihn als vier Wörter Satz von vier Wörter<n> meinen; kann er ihn nicht auch als ein (langes, zusammengesetztes) Wort meinen, das dem einen Worte ‘Platte!’ ent- spricht?” dem einen Worte … entsprechend?” – Wir werden geneigt sein, zu antwor- ten, daß er die vier Wörter meint, wenn er den Satz ‘Bring mir eine Platte!’ im Gegensatz zu andern Sätzen braucht gebraucht, die welche diese Wörter in andern Zu- sammenstellungen enthalten; wie etwa ‘Bring mir 2 Platten!’, ‘Bring ihm einen Würfel!’, etc.ˇ etc. – Aber was heißt es, den einen Befehl im Gegensatz zu diesen andern gebrauchen? Müßen dem der den einen Befehl gibt, die andern im Geiste vorschweben? Und alle von ihnen[,|?] , ; oder nur einige? Ist es nicht so: Der Befehl ist ein Satz aus vier Wörtern, <–> oder, der Befehlende ‘meint vier Wörter’, <–> wenn in der Sprache, die er spricht, & deren ein Satz dieser der Befehl ist, jene andern Kombinationen vorkommen. Es kommt nicht darauf an, daß solche Kombinationen dem Befehlenden vorschweben, während er den Be- fehl gibt, noch ˇoffenbar darauf, wie lange vorher oder nachher er etwa an sie gedacht hat. |
2
Betrachten wir nun eine Erweiterung der Sprache(1) Der Gehilfe hat gelernt kann die Zahlwörter
121 von
’eins’ bis ’zehn’ der Reihe nach herzusagen.
Auf den Ruf ‘[f|F]ünf
Platten!’ geht er dorthin,wo die Platten aufgestapelt liegen sind, sagt die Zahlwörter von ‘eins’ bis ‘fünf’, nimmt bei jedem Wort eine Platte auf & bringt sie dem Bauenden A. (Im Gebrauch In der Praxis dieser Sprache sprechen also beide Teile.) Das Zum Lernen der Sprache enthält nun gehört hier das Auswendiglernen der Reihe der Zahlwörterreihe. Der Gebrauch der Zahlwörter dieser Wörter wird wieder vorzeigend gelehrt [. A|; a]ber hier wird das gleiche Zahlwort, etwa z.B. ‘drei’, ˇsowohl beim beim Hinweisen auf alle Bausteinformen Platten als auf Würfel etc. u.s.w. vor- gesprochen, & die verschiedenen & verschiedene Zahlwörter beim Hinweisen auf die ˇGruppen von Steinen der gleichen Form. |
Dem Auswendiglernen der Reihe der Zahlwörter Zahlwörterreihe entspricht nichts kein Zug im Lernen der Sprache (1), & dies zeigt deutlich klar, daß wir mit den Zahlwör- tern ein gänzlich neues eine ganz neue Art von Instrument Instrument in die Sprache eingeführt haben. Die Wesensverschieden- heit der Instrumente Instrumente Zahlwort & Bezeichnung der Bausteinform tritt hier ˇso klar zu Tage //ist hier so augenfällig//, weil wir es nur mit zwei Wortarten zu tun haben & ihren Gebrauch den Gebrauch der beiden //& die Art ihres Gebrauches// //& die Art des Gebrauchs der beiden// ganz übersehen können. |
3
Es ist hierklar, daß die Wortarten nur die äußere Form der Lautreihe mit einander gemein haben Die Wortarten beiden Sprachinstru- mente haben nur die äußere Form, die Form der Lautreihe,,<.> ˇUnd die ˇist unwesentlich ist, denn wir könnten uns eine Variante von (2) denken, in der A statt ein Zahlw[o|ö]rt<er> zu rufen auszusprechen dem B die entsprechende eine Anzahl von Fingern zeigt. //… auszusprechen, eine Anzahl von Fingern in die Höhe hebt.// |
Was hat das vorweisende Lehren der Wörter ‘Platte’, ‘Würfel’, etc. mit dem der Zahlwörter gemein? In beiden Fällen weisen wir auf Dinge & sagen sprechen Wörter ˇaus; aber der weitere Gebrauch, den wir von dieser Handlung
122 machen ist jedesmal ein
andrer.
Dies ist ˇfreilich nur klar ˇoffensichtlich,wenn man es mit wir Beispielen zu tun hat betrachten, die ˇwir bis in die ihre Einzelheiten ausgeführt sind haben. Jener Unterschied wird verschleiert durch die Ausdrucksweise: Man kann den Unterschied durch die Ausdrucksweise verwischen: “Im einen Fall weisen wir auf die Form, im andern auf die Anzahl”. |
4
Führen wir ein weiteres Inst Werkzeug in unsereSprache ein: Einem [b|B]estimmten Gegenst[a|ä]nd<en,> etwa einer bestimmten Stange die beim Bauen als Werkzeug dient, wird ein Eigen- name gegeben einzelnen bestimmten Steinen die beim Bau verwendet werden sollen, werden Eigennamen Namen (Eigennamen) gegeben[;|,] indem man auf sie weist & zeigt auf den Stein & sagt seinen Namen. Ruft A den Namen aus, so bringt B den Stein, dem er beigelegt wurde. |
<←> Das vorzeigende Lehren der Worte ist hier wieder anders als verschieden von dem in (1) & (2). Aber nicht notwendigerweise die ˇhinweisende Gebärde, das oder das Aussprechen des Namens Eigennamens, noch, not- wendigerweise, das, was beim Zeigen & Ausspre- chen im Sprechenden oder Hörenden vorgeht; ˇwohl aber die Rolle die der Gebrauch der von diese[s|m] Zeigen & Aussprechen im Lehren der Sprache & in ihrem Gebrauch zufällt der Praxis der Verständigung mit ihr gemacht wird. – Man ist versucht zu Soll man sagen, der Unter- schied sei ˇliege darin, daß man in den verschiedenen Fällen auf verschiedene Arten von Gegenstän- den weist? Aber wenn ich mit der Hand auf ein ˇStück weißes Papier zeige, wie unterscheidet sich ein Hinweisen auf die Form von einem Hinweisen auf die seine Farbe? Man möchte sagen: der Unter- schied ist, daß wir in den beiden Fällen verschiedenes meinen. Und Meinen sollte
124 hier ein Vorgang Gedankenvorgang sein, der stattfindet statthat
wäh-rend wir zeigen. Besonders neigt man zu dieser Idee Auffassung //Vorstellung//, wenn man bedenkt sich sagt, daß ein Mensch, danach wenn man ihn fragt der gefragt ˇwird, ob er auf die Form oder auf die Farbe zeige, die Form oder die Farbe meine, im allgemeinen apodictisch im einen oder im andern Sinne antworten kann wird. Wenn Suchen wir nun aber nach zwei seelischen Vorgängen suchen, die das mei Meinen der Form & das Meinen der Farbe charakterisieren kennzeichnen, so finden wir nichts, was das ˇwovon wir sagen könnten, es müsse <alle> die Handlung des Zeigen<s> auf die Form, oder das Zeigen auf die Farbe der gleichen Art beglei- ten<.> müßte. Unsere Begriffe: ‘die Aufmerk- samkeit auf die Form richten’, ‘die Aufmerk- samkeit auf die Farbe richten’ sind nur rohe, unbestimmte Begriffe. Der Unterschied, könnte man sagen, liegt nicht einfach in dem was beim Zeigen vor sich geht, sondern ˇvielmehr in der Umgebung d<i>es<es> Zeigens, in dem, was ˇihm vorhergeht & dem was darauf folgt. < Es gibt aber wohl charakteristische Weisen auf eine Form zu zeigen, oder auf eine Farbe, Höhe, einen Umfang, etc.. > |
5
Auf den Ruf “Diese Platte!” bringt
Bdie Platte auf die A zeigt. Auf den Ruf “Platte dorthin!” trägt er eine Platte an die Stelle auf die A weist. |
Wird das Wort ‘dorthin’ vorzeigend zeigend gelehrt?
Wenn
der Gebrauch dieses Wortes gelehrt & eingeübt wird, wird der Lehrende die zeigende Handbewe- gung machen & dabei das Wort aussprechen. Aber sollen wir sagen, daß er damit einem Ort den Namen ‘dorthin’ gibt? Die zeigende Gebärde ist gehört ja hier zur in die Praxis der Verständigung mittels der Sprache. |
Es ist die Ansicht in der Philosophie unter Philosophen die Meinung aufgetaucht, daß Wörter wie ‘dort’, ‘hier’, ‘jetzt’,
125 ‘dieses’ die
eigentlichen Eigennahmen sind, & nicht nicht aberdie Wörter, die wir im gewöhnlichen Leben geneigt sind, so zu etwa so nennen. für gewöhnlich so nennen würden. Diese seien Eigennamen nur in einem ˇungenauen, oder, angenäherten Sinn. Etwa, wie man sagen kann, daß für gewisse Betrach- tungen ein Sandkörnchen angenähert als materieller Punkt gelten kann. Denke an Russell's Begriff vom ‘individual’, oder an meinen von den ‘Gegenständen’ ˇ& ihren ‘Namen’ ( Log. Phil. Abh.); diese Gegenstände sollten die Grundbe- standteile der Wirklichkeit sein; etwas, wovon man nicht aussagen könnte, es existie- re(<;> oder existiere nicht). ˇ(Theaitetos) Welches diese Einfachen Elemente der Wirklichkeit waren seien, schien schwer ˇnicht leicht zu sagen<.> & [s|S]ie zu finden //Ich dachte, es sei// ˇdachte ich mir als die Aufgabe weiterer ’logischer Analyse’ zu sein //sie zu finden//<.> Wir Dagegen haben ˇdagegen wir in (4) Namen Eigennamen eingeführt, die Gegenstände, Dinge, im gewöhnlichen Sinne des Wortes, bezeichnen zur Bezeichnung von Dingen, Gegenständen,. |
6
Frage & Antwort.
A fragt: “Wie viele
Platten?”
B zähltsie & antwortet mit dem letzten Zahlwort. |
Systeme der Verständigung wie meine Beispiele
1-6 will ich ‘Sprachspiele’ nennen. Sie sind dem, was wir im gewöhnlichen Leben Spiele nennen mehr oder weniger verwandt; Kinder lernen ihre Muttersprache mittels solcher Sprachspiele, & hier haben sie vielfach den unterhaltenden Charakter des Spiels. – Wir be- trachten aber die Sprachspiele nicht als die Fragmente einer Sprache, eines Ganzen ‘der Sprache’, sondern als in sich geschlossene Systeme der Verständi- gung, als einfache, primitive, Sprachen. Um diese Betrachtungsart im Auge zu behalten ist es oft nützlich sich das Bild weiter auszumalen
126 & ˇsich einen primitiven
Volksstamm vorzustellendessen gesamte Sprache in dem diesem Sprachspiel besteht. (Denke an die primitive Arithmetike solcher wilder S[f|t]ämme.) |
Wenn wir in der Schule spezielle technische
Zeichensprachen lernen, wie den Gebrauch von Diagrammen & Tabellen, Darstellende Geometrie, chemische Gleichungen Formeln, etc., lernen wir weitere Sprachspiele. |
Das Bild welches man von <(>[der|Die] Sprache eines des Erwachsenen hat ist etwa stellt sich unsrem Auge dar erscheint uns als eine nebelhafte Masse, die Umgangssprache, & um<geben> sie herum von einzelne<n>, ˇmehr oder weniger klar umrissene<n>, Sprach- spiele<n>, d[ie|en] technischen Sprachen.) |
6 7
Fragen nach dem Namen.
Es werdenaußer den alten, neue Bausteinformen eingeführt neue zugebracht. B zeigt dann auf eine solche Form & fragt: “[w|W]ie heißt das?” A antwortet: “[d|D]as heißt …” Beim Bauen ruft A das neue Wort (‘Prisma’ z.B.) & B bringt den Stein. |
Die Worte “Das heißt …” mit der hinweisenden Gebärde nennen wir ‘hinweisende Erklärung’, oder ‘hinweisende Definition’. In (7) wird ein Gattungs- name erklärt, der Name einer Form, erklärt; aber analog kann nach dem Eigennamen eines Dinges, ˇdem Namen einer Farbe, einer Zahl, einer Him- melsrichtung gefragt werden. (Wenn ich wir hier von den ’Namen’ von Farben, Zahlen, Richtungen, etc. spreche<n>, so könnte das zweierlei Gründe haben. Der eine: wir könnten glauben meinen, daß die Funktion<en> eines Eigennahmens, Farbnamens, ˇStoffnamens<,> Zahlwortes, etc., etc. ˇin der Sprache, d.i. ihre Funktionen im Sprachspiel, einander viel ähnlicher sind als ˇwirklich der Fall ist. Wenn wir das glauben Dann sind wir versucht
127 zu denken, die Funktion eines jeden Wortessei ist ungefähr die des Eigennamens einer Person, oder ˇetwa eines Gattungsnamens Wortes wie ‘Tisch’, ‘[s|S]essel’, ‘Tür’. – Der andre Grund: wir ver- stehen die gänzliche Verschiedenheit der Funktionenen von des Worte[n|s] wie “Tisch”, “Sessel”, etc. ˇeinerseits & der Funktion eines Eigennamens ˇandrerseits, & die Verschie- denheit beider von der, etwa, eines Farbnamens; & ˇwir können sehen darum keinen Grund warum wir nicht auch von ’Zahlnamen’, ’Richtungsnamen’ etc sprechen sollen<:> Nicht, um damitc zu sagen, daß Farben, Körper, Zahlen, Richtungen ja nur verschiedene Arten von Gegenständen sind seien, sondern um die Analogie zu betonen, die im Mangel der Ä<h>nlichkeit ˇliegt, zwischen den der Funktionen von ’Sessel’ & ’Jakob’ einerseits, & ’Sessel’ ’Süden’ & ’Jakob’ andrerseits<.> liegt. |
8
B erhält eine Tabelle in welcher Schrift-zeichen ↻gegenüberstehn den Bildern von Gegen- ständen•; z.B. ˇden Bildern eine[m|s] Hammer<s>, einer Zange, einer Säge<.>, etc. A schreibt ein<es> solches jener Zeichen auf eine Tafel, B sucht es in der Tabelle auf, fährt mit dem Finger vom Schriftzeichen zum Bild & bringt holt den Gegestand den das Bild zeigt. |
Betrachten wir die verschiedenen Arten von Zeichen in unsern Beispielen. Wir wollen zwischen Sätzen & Wörtern unterscheiden. ‘Sätze’ & ‘Wörter’ ˇin unsern Sprachspielen werde ich nennen, was dem analog ist, was wir für in der gewöhnlich<en> ˇSprache ‘Sätze’ & ‘Wörter’ nennen. Ein Satz kann auch aus einem einzigen Wort bestehen. In (1) sind die Ausrufe ‘Platte!’, ‘Balken!’ solche Sätze. In (2) hat jeder Satz zwei Wörter. – Wir unter- scheiden unter den Sätzen Befehle, Fragen, Behaup-
128 tungen, Vermutungen,
u.s.f.; unzählige Arten vonde[n|r]en ˇeinigen nach & nach die Rede sein wirdc soll. |
9
Wenn [i|I]n einem Sprachspiel ähnlich
(1)ruft A Befehle von der Form “Platte, Säule, Prisma!”; & B bringt darauf<hin> eine Platte, eine Säule & ein Prisma. diese Bausteine. Wir könnten hier den Befehl einen Satz, aber auch drei Sätze nennen. – |
10 Wenn aber dieReihenfolge der Wörter dem B die Reihenfolge angibt, in welcher er die Steine bringen soll, dann werden wir “Platte, Säule, Prisma!” einen Satz aus drei Wörtern nennen nennen der aus drei Wörtern besteht. Hätte der Befehl die Form gehabt “Platte, dann Säule, dann Prisma!”, so würden wir sagen er bestehe aus vier Wörtern (nicht ˇaus fünfen). |
Unter den Wörtern finden wir Gruppen mit ähnli- chen Funktionen ˇim Sprachspiel. Man sieht leicht die Ähnlich- keit der Funktion ˇin der Gruppe der Wörter ‘eins’, ‘zwei’, ‘drei’ etc.ˇ einerseits, & anderseitsc die in der Gruppe Funktion von Wörter ‘Platte’, ‘Säule’ etc.[;|.] & [S|s]o können unterscheiden wir Wortarten unterscheiden. In (9) & (10) besteht ein Satz aus Wörtern nur einer Wortart |
11
Die Ordnung, in der B die Steine [Z|z]ureicht wirddurch Ordnungszahlwörter, etwa ‘erstens’, ‘zweitens’, ‘drittens’ etc, angegeben. Der Befehl in (10) kann also lauten “Drittens Prisma, erstens Platte, zweitens Säule!” Hier haben wir einen Fall in dem das was Wir sehen, daß, : was in einer Sprache die Funktion von Wörtern ist, ˇkann in einer [a|A]ndern etwa von der Ordnung der Wörter im Satz getan wird. geleistet werden. – Oder [e|E]ine Pause im in einem Satz ˇder einen Sprache kann die Funktion eines Worts
129 im Satz
einer andern Sprache haben.
|
Solchec Überlegungen ˇwie diese können uns die un- endlichegeheure Manigfaltigkeit der Mittel unserer Sprache zeigen ahnen lassen; & es ist merkwürdig, mit interessant mit dem was wir hier sehen beobachten sich uns hier zeigt die einfachen & starren Regeln zu vergleichen, die was Logiker vom Bau aller Sätze gesagt haben. (Vergleiche auch, was ich Dies gilt auch von dem, was ich …… ˇselbst in Log. Phil. Abh gesagt geschrieben habe.) |
Wenn wir nach der Ähnlichkeit der Funktio- nen der Wörter Wortarten unterscheiden, so ist leicht zu sehen daß man die Wörter in es man verschiedenerlei Weise Einteilungen wird geben können treffen kann. So Wir können wir z.B. leicht einen Grund finden, das Zahlw [w|W]ort ‘eins’ nicht mit ‘zwei’, ‘drei’, etc. zur ˇgleichen Art der wie die Wörter ‘zwei’, ‘drei’, ‘vier’, etc. zu zählen rechnen. |
12
Denken wir uns diese Variation der Sprache ˇvon
(2):Statt “Eine Platte!”, “Einen Würfel!”, etc. ruft A einfach “Platte!”, “Würfel!”, etc.[; d|. D]ie andern Zahlwörter aber werden wie in (2) ausgerufen. Wer an dieses System gewöhnt wäre, könnte würde sich leicht weigern das Wort ‘eins das Zusammen- fassen von ‘eins’ mit ‘zwei’ & ‘drei’ < etc> befremdlich finden. (Denke an Gründe für & gegen die Klassi- fikation der ‘0’ mit den andern Kardinal- zahlzeichen. – Sind [s|S]chwarz & [w|W]eiß Farben? In manchen Fällen möchte rechnet man sie unter die Farben rechnen, in manchen nicht.) |
W[ö|o]rter Wörter Wörter lassen sich in vielen Beziehungen mit Schachfiguren vergleichen. Denke an die verschie- denen Arten die Schachfiguren zu klassifizieren<.> (z.B. in Offiziere & Bauern.). |
Es ist uns natürlich die hinweisenden Gebärden
130 in (5) & die Bilder in
(8) zu den Werkzeugen Instrumenten derSprache zu rechnen. (Es gibt Gebärdensprachen.) Die Bilder in (8) & ähnliche andere Instrumente einer der Sprache die eine ähnliche Funktion haben will ich ‘Muster’ nennen, zum Unterschiede von von ‘Wörtern’. Wenn wir von einem Muster Ge- brauch machen, so vergleichen wir etwas mit dem Muster. Wir vergleichen in (8) einen Hammer mit dem Bild des Hammers, aber in (1) nicht eine Platte mit dem Wort ‘Platte’. ⋎ • –Wir wollen ˇaber nicht sagen: “Es gibt in der Sprache Worte & Muster”, als wäre damit irgend ein wesentlicher Dualismus festgestellt, sondern nur einen wichtigen Gegensatz, unter vielen andern, hervorheben. ‘1’, ‘2’, ‘3’ z.B. werden wir Wörter nennen, die Zeichen ‘|’, ‘||’, ‘|||’, ‘||||’, ‘|||||’ etc. aber Muster (soweit sie nicht wieder einfach als Ziffern benützt werden.). Ob Soll man aber ’|’ überhaupt ein Muster nennen<?> soll? ˇ Es gibt allerlei Übergänge zwischen Wort & Muster. ⋏↺ Dasselbe Zeichen kann könnte einmal als Wort, einmal als Muster gebraucht werden fungieren: Ein Kreis kann der Name einer Elipse sein, aber auch das Muster, womit sie nach gewissen Proje[c|k]tionsregeln zu vergleichen ist. |
Vergleiche diese beiden AusdrucksZeichensysteme: 13
A gibt dem B Befehle die aus zwei
geschrie-benen auf eine Tafel gemalten Zeichen bestehen. Das erste Zeichen ist ein unregelmäßig geformter Fleck von irgendeiner bestimmten Farbe, etwa z.B. grün; das zweite eine in schwarz gezeichnete geome- trische Figur, z.B. ein Kreis: B bringt da- rauf dem A einen Gegenstand, der die Farbe des ersten & die Form des zweiten Zeichens hat. ( z.B. einen grünen, kreisförmigen Gegenstand.). 14 A gibt Ein Befehle die aus ist einem
gemalte[n|s]
131 Zeichen bestehn, eine
geometrische Figurin einer bestimmten Farbe gemalt, z.B. ein grüner Kreis. B bringt auf den Befehl einen Gegenstand von der Form & Farbe des Zeichens. |
In (13) besteht ein Satz aus zwei Muster<n>
zwei,
entsprechend ˇden zwei Wörtern unserer Sprache “grüner Kreis”, z.B.. , deren jedes einem Wort entspricht – z.B. “grüner Kreis”. In (14) dagegen steht statt dieser zwei Muster eines; das man nicht in zwei Bestandteile (Form & Farbe) zerlegen kann; es steht also hier nicht ein Muster für ein Wort. |
Einen Ausdruck Worte in Anführungszeichen
kann man Muster nennen[. I|; i]n dem Satz “Er schrie ruft ‘Halt!’.” ist also ‘Halt’ ein Muster. Vergleiche aber den ˇdie beiden F[a|ä]ll<e>, wenn: der Satz “Er schrie ruft ’Halt’“ ge ist ein gesprochener Satz, & anderseits ein ge- schriebener Satz. Wir nennen eine große Mannigfaltigkeit von Vorgängen: “etwas mit einem Muster vergleichen”. Wie wird das gespro- chene Wort mit dem Ruf verglichen, wie das geschriebene? Wer geschriebenes kopiert vergleicht was er schreibt mit einem Muster, aber in gewissem Sinne auch der, der nach Diktat schreibt. <→> Wir nennen eine große Mannigfaltigkeit von Vor- gängen: “etwas mit einem Muster vergleichen”. |
In (8) vergleicht B Bilder mit Gegenständen.
Aber worin besteht dieses Vergleichen? Was tut der, der welcher vergleicht? Betrachte diese Fälle: a) die ˇabgebildeten Ge- genstände sind <(>wie in (8)<)> ˇein Hammer, ˇeine Zange, eine Säge, ein Bohrer; b) zwanzig verschiedene Arten von Schmetter- lingen. Wie verschieden wird hier der Vorgang des Vergleichens sein. c) Die Bilder d sind maßstabge- rechte Zeichnungen von Bausteinen & das Vergleichen hat mit dem Zirkel zu geschehn.
132 |
Es sei B's Aufgabe ein Stück Tuch von
der Farbe eines Musters zu bringen, da[ß|s] ihm gegeben wird. Wie vergleicht er die Farbe des Musters & des Tuches? Stelle Dir verschiedene Fälle vor: |
15
A zeigt dem B das Muster; darauf gehtB & bringt den einen Stoff nach dem Gedächtnis. 16
A gibt B das Muster.
B geht mit dem Musterzu dem Regal auf dem die Stoffe liegen & sieht vom Muster auf die Stoffe ehe er wählt. 17
B legt das Muster auf jeden der Stoffe am Re-gal & wählt den Stoff dessen Farbe er nicht vom Muster unterscheiden kann. 18
Stelle Dir dagegen den Fall vor, der Befehllautete: “Bring mir einen Stoff etwas dunkler als dieses Muster!”. – |
Ich sagte in (15) B bringe einen Stoff ‘nach dem
Ge-
dächtnis’; aber dieser Ausdruck umfaßt unzäh- lige ˇmögliche Vorgänge. Denke an einige Beispiele: |
19
B, wenn er zu den Stoffen kommt, schließtdie Augen & ruft schließt die Augen & ˇruft sich ein Bild des Musters in's Gedächtnis’. Er sieht dann abwechselnd auf die Stoffe & stellt sich das Muster vor. Einmal sagt er zu sich selbst “zu hell”, “einmal “zu dunkel”; endlich blickt er auf einen & sagt “gut!”, & nimmt ihn vom Regal. 20
B ruft sich kein Bild des Musters vorAugen. Er sieht einen Stoff nach dem andern an, schut runzelt die Stirn & schüttelt bei jedem den Kopf; beim zehnten entspannt sich sein Gesicht, er nickt mit dem Kopf & nimmt den Stoff. < Denke Du hättest zu beschreiben, was Du in einem solchen Falle wirklich tust getan hast. > 21
B ruft sich kein Bild des Musters vor Augen;er blickt auf der Reihe nach auf einige
133 S Stoffe, den
fünften nimmt er & bringt ihn demA. |
Die Beschreibung<en> der ˇdieser drei Beispiele
(19), (20), (21)ˇ, besonders des letzten,
hat etwas
Unbefriedigendes. Es scheint, sie geben allerlei Accidentien Nebensächliches & lassen ˇaber das Wesentliche aus. Das Wesentliche aber wäre eine die spezifische Erfahrung des Vergleichens & <des> Erkennens. Wenn wir nun irgendeinen irgendwelche Vorg[a|ä]ng<e> des Verglei- chens genau in's Auge fassen, so sehen wir leicht eine Anzahl von Handlungen, Gedanken, Empfindungen, die alle für den Vorgang d[e|a]s Ver- gleichen mehr oder weniger charakteristisch sind. Und das ist der Fall, ob es sich um ein Verglei- chen nach dem Gedächtnis handelt, oder um das Vergleichen zweier Gegenstände, die wir beide vor Augen haben. Wir kennen eine Unzahl solcher Vorgänge des Vergleichens; sie bilden, wie wir uns in solchen Fällen ausdrücken wollen, “eine “Familie”, unter deren Gliedern eine Unzahl von Familienähnlichkeiten bestehen, die einander auf die verschiedenste Weise ˇübergreifen & kreuzen. diese Ähnlichkeiten übergreifen & kreuzen einander sich auf mannigfache Weise. . Zwischen ihren Mitgliedern ˇbestehen eine große Zahl von Ähnlichkeiten die sich … übergreifen & kreuzen – Wir halten Gegenstände, deren Farbe wir vergleichen wollen zusammen für kürzere oder längere Zeit zu- sammeneinander, schauen sie abwechselnd an, halten sie in verschiedene Beleuchtungen, wir machen dabei verschiedene charakteristische Äußerungen, haben Erinnerungsbilder, Gefühle der Spannung & Entspannung, Befriedigung & Unbefriedigung, die verschiedenen Gefühle der Anstrengung in den Augen & ihrer Umgebung, die längeres aufmerksames Schauen begleiten & alle möglichen Kombinationen dieser & anderer Erfahrungen. Je mehr solche Fälle ˇdes Vergleichens & je genauer wir <sie> besehen, umso zweifelhafter erscheint desto weniger glau- ben wir an eine spezifische Erfahrung des Vergleichens.
134 |
Ja, wenn Du eine Anzahl solcher Fälle
genau<…> untersucht besehen hast & ich gebe Dir nun zu, daß es ˇvielleicht eine Erfahrung geben mag kann gibt, die allen von ihnen gemeinsam ist & erkläre mich bereit das Wort ‘Vergleich’ nur da zu gebrauchen, wo diese Erfahrung anwesend ist, dann wirst Du nun fühlen, daß die Annahme einer sol- chen Erfahrung jetzt jeden ihren Zweck verloren hat, denn ˇnun steht diese Erfahrung steht nun neben einer Unzahl von andern Menge anderer Erfahrungen, welche, wie man nun sieht, die Verbindung aller der Fälle des Vergleichens herstellen. – Denn jene ‘spezifische [e|E]rfahrung’, die wir suchten, sollte ja ˇgerade das tun was nun die ganze jene die jene Masse von Erfahrungen leistet. Die spezifische Erfahrung sollte ja nie nicht eine aus unter einer Anzahl ˇmehr oder weniger charakteristi- scher A Erfahrungen sein. – Man könnte sagen, daß man ˇkönne kann diesen Gegenstand auf zweierlei Weise ansehn kann: einmal aus der Nähe –, ein- mal aus der von weitem & durch eine eigentüm- liche Atmosphäre. – Wir Und wir haben ˇaber gefunden, daß der ˇtatsächliche Gebrauch, den wir von dem des Worte<s> “Vergleich“ machen, anders ein anderer ist als der, den wir vom weiten zu sehen glauben. Wir finden, daß, das, was die verschiedenen Fälle des Vergleichens verbindet, eine große Anzahl uber einander übergreifender Ähn- lichkeiten ist; & wenn wir dies sehen, so fühlen wir uns nicht mehr genötigt gezwungen zu sagen, es müsse allen diesen Fällen eines gemeinsam sein. Sie sind durch ein Tau mit einander ver- bunden; und dieses Tauc hält nicht darum, weil verbindet sie nicht dadurch, daß irgend eine Faser ˇin ihm von einem Ende des Taus zum andern reicht läuft, sondern weil dadurch, daß eine Unzahl von kürzeren Fasern einander übergreifen. |
“Aber in dem Fall (21) handelt ja B gänzlich
135 automatisch.
[w|W]enn wirklich nur das geschieht vorgeht, wasdort beschrieben ist, weiß er ja nicht, warum er den Stoff gewählt hat, er hatte keinen Grund ihn zu wählen. Wenn er den richtigen wählt, so tut er es, wie eine Maschine es hätte tun können kann.” – Aber wir sagten ja nicht, daß B in diesem Falle nichts wahrnimmt, empfindet, daß er die Stoffe nicht sähe, daß er keine Tast- & Muskelempfindungen habe u.s.f. – Und wie sieht denn so ein Grund aus der die Wahl zu einer nicht-automatischen macht; d.h., wie stellen wir uns ihn vor? Ich denke, wir würden sagen, daß das Gegenteil<…> des automatischen Wählens, sozusagen das Ideal des bewußten Wählens, darin bestehe, daß wir ein klares ˇErinnerungsBild des Musters oder das Muster selbst vor uns Augen hätten und eine spezifi- sche Empfindung nicht zwischen ˇdem Muster & dem ˇdem gewählten Stoff unterscheiden zu können. Diese bestimm- te Empfindung wäre dann der Grund, die Rechtfertigung der unsrer Wahl. Diese Empfindung verbindet, könnte man sagen, ˇverbindet die beiden Erfahrungen: das Sehen des Musters mit dem Sehen des Stoffes. Aber was verbindet dann die spezifische Empfin- dung mit jenen beiden Erfahrungen? – Wir läugnen nicht, daß so eine Empfindung ver- mitteln kann; aber in dem Licht dieser Betrach- tung so betrachtet erscheint ˇnun d[er|ie] Untersch[ie|ei]d<ung> ‘automatisch’ – ‘nicht automatisch’ nicht mehr so scharf & primär wir früher. Das heißt nicht, daß diese Unterscheidung in speciellen Fällen ihren prakti- schen Wert verliert. ˇSo w[i|e]rd<en> man wir z.B. [U|u]nter bestimmten Umstän- den gefragt auf die Frage “Hast Du diese<n> Rolle Stoff mechanisch vom Regal genommen, oder hast Du Dir etwas dabei gedacht?”, antworten, man wir hätte<n> nicht mecha- nisch gehandelt, & zum Beweis dafür anführen,
136 denn wir hätten den Stoff genau besehen,
ˇversucht uns <an> dasBild des Musters in die Erinnerung ˇzu gerufen erinnert, Zwei- fel & endlich Befriedigung geäußert. Das kann in einem besondern Fall der Unterschied zwischen automatisch & nicht-automatisch sein. In einem andern ˇdagegen werden wir vielleicht ˇzwischen automatische[s|m] & nicht-automatische[s|m] Auftreten des eines Erinnerungs- bildes unterscheiden etc <,> u.s.f.. |
“Aber warum hat er in (21) gerade
diesen Stoff
gebracht, wie hat er ihn als den R<r>ichtigen er kannt, woran?” – Wenn Du fragst “Warum?” fragst Du nach der Ursache oder nach dem Grund? Wenn nach der Ursache so ist es ja nicht schwer sich eine physiologische oder psy- chologische Hypothese auszudenken die die Wahl un- ter den gegebenen Umständen erklären könnte. Es ist die Aufgabe der experimentellen Wissenschaft solche Hypothesen zu prüfen. Wenn Du dagegen nach dem Grund fragst, so ist die Antwort: es muß keinen kein Grund für die Wahl geben gegeben haben. vorhanden gewesen sein. Ein Grund ist ein Schritt, der dem Schritt der Wahl vorhergeht. Aber warum sollte jedem Schritt ein andrer Schritt vorangehen? anderer vorhergehen? |
“Aber dann hat de B den Stoff
nicht wirklich
als den richtigen erkannt.” – Wenn Du willst so brauchst Du (21) nicht unter die Fälle des ‘Erkennens’ zu zählen. Aber wenn es uns klar wird daß die Vorgänge des Erkennens eine große Familie bilden mit einander übergreifenden Fa- milienähnlichkeiten, werden wir wahrscheinlich nicht abgeneigt sein ˇden Fall (21) zu dieser Familie zu rech- nen. – “Aber fehlt denn dem B in diesem Fall nicht das Kriterium wonach er den Stoff erk als den rechten erkennen kann? In (19) hatte er z.B. das Erinnerungsbild & er erkannte den Stoff durch
137 seine Übereinstimmung mit diesem
Bild.”
– Aberhatte er auch ein Bild vor sich von dieser Über- einstimmung? , <?> so daß er Ein Bild mit dem er die Über[i|e]instimmung zwischen Muster & Stoff mit ihm vergleichen konnte, um zu sehen, ob es die r[e|i]cht[e|i]ge Ubereinstimmung sei? Und hätte man ihm er andrerseits nicht ein solches Bild haben können? Angenommen etwa, A wollte, daß B sich erinnerte, daß hier ein Stoff von der gleichen Farbe wie das Muster verlangt sei, – im Gegensatz zu anderen Fällen ˇetwa, in denen B einen etwas dunkleren Stoff von etwas dunklerer Farbe als das Muster bringen mußte. A gibt nun also dem B ˇauch ein Muster von der gewünschten Übereinstimmung mit, nämlich zwei Muster Stücke Stoff von der gleicher Farbe. – Ist irgend ein solches Zwischenglied zwischen ˇdem Befehl & ˇder Ausführung notwendig das letzte? – Und wenn Du sag[en|st]<, > willst daß B i[m|n] Fall (20) wenigstens das Gefühl der Entspannung hat, das ihm zeigt, daß er woran er den richtigen Stoff erkennen kannˇ, daß der Stoff der richtige ist, – mußte er ein Bild von dieser Entspannung hab besitzen vor sich haben, um an ihm danach die Empfin- dung zu erkennen, nach der er den richtigen Stoff erkennen sollte? |
“Aber angenommen nun B bringt in (21) den
Stoff & wenn man ihn mit dem Muster vergleicht, so erweist er sich als der Unrechte.” – Aber hätte das nicht auch in den andern Fällen so geschehen können? Angenommen in (19) hätte der Stoff den B brachte nicht mit dem Muster übereingestimmt würden wir nicht in einigen gewissen Fällen sagen, sein Erinnerungsbild habe nicht gestimmt, in andern, das Muster, oder der Stoff, habe seine Farbe geändert, & noch in anderen, die Beleuchtung sei nicht die gleiche? Es ist nicht schwer Fälle zu erfinden,
138 ˇsich Umstände
auszudenken vorzustellen, in denen mandiese Urteile fällen würde. – “Aber ist nicht doch ein wesentlicher Unterschied zwischen den Fällen (19) & (21)?” – Gewiß! Eben der, welchen die Be- schreibungen zeigen. |
Im Beispiel (1) lernt B einen Baustein brin-
gen wenn er das Wort ‘Würfel’ hört. Wir könn- ten uns vorstellen, daß in diesem Fall folgen- des geschieht: in B ruft das Hören des Wor- tes ein Vorstellungsbild auf; die ˇErziehung, Abrichtung, hat, wie man sagen würde, diese Association geschaffen. B nimmt nun den Stein auf der mit dem Vorstellungsbild übereinstimmt. – Aber mußte dies geschehen? Wenn die Ab- richtung es bewirken konnte, daß das Vor- stellungsbild – automatisch – B vors Auge trat, warum dann nicht daß B den Stein aufnimmt, ohne Vermittlung eines Bildes? Das bedeutet ja nur ein etwas anderes Funktionie- ren des Associationsapparates. Apparates der Association. Denke daran, daß das ˇer zu dem ˇer das Vorstellungsbild, welches das von dem Wort aufgerufen wird, nicht aus dem Wort, welches er hört, ableitet (aber wäre es so, so würde dies es das unser Argument nur einen Schritt zurück verlegen schieben) sondern daß dieser der Fall ˇhier analog dem des Registrators ist: wenn ein bestimmter Knopf gedrückt wird springt erscheint ein bestimmtes Täfelchen. Ja dieser Mechanismus kann statt dem der Association verwendet werden. |
ˇEs ist oft nützlich sich das Vorstellen Die
Vorstellungsbilder ˇEs ist oft klärend sich das Vorstellen von
Farben, Gestalten,
Tönen, etc.etc., d[ie|as] im Gebrauche der Sprachen eine Rolle spiel[e|t]n kann durch wirklich<er> ge- sehene Farben, ˇdas Anschauen von wirklicher Farbmustern, das Hören wirklich<er> gehörte Töne, etc. u.s.w. etc. ersetzt zu denken, also z.B. das Aufrufen eines Erinnerungsbildes einer Farbe durch das
139 Anschauen Ansehen eines wirklichen Farbmustersˇ, das wir bei uns
tragen, vieleder Vorgänge beim Gebrauch der Sprache ver- lieren, wenn man an die Möglichkeit dieser Ersetzung denkt, ihren den scheinbar okulten Charakter Schein des Ungreifbaren, Okulten. |
Der Zweck [der|Die] Abrichtung im Gebrauch
einer der Tabelle (wie der in (8)) kann dahin gehen, den Schüler nicht bloß zum Gebrauch einer bestimm- ten Tabelle sondern ˇzum Gebrauch & auch zum Anlegen beliebiger Tabellen zu<,> befähigen beliebiger Kombinationen von Schriftzei- chen & Bildern, zu befähigen. Die erste Tabelle die er gebrauchen lernte war etwa die in (8). |
18 22
Wir setzen fügen ihr nun das Bild eines
andernWerkzeugs bei welches der Schüler vor sich hat, etwa eines Hobels, & gegenüber dem Bild das Wort ‘Hobel’. Wir werden diese Tabelle der [E|e]rsten so ähnlich als möglich machen gestalten; das auf dem gleiche<n> Stück Papier<,> verwenden, etwa, das Bild des Hobels unter die andern Bilder, das Wort unter die an- dern Wörter schreiben setzen. Der Schüler wird nun ermuntert werden, von dem neuen Bild & Wort gebrauch zu machen ohne daß man die frühere Abrichtung an ihnen wiederholt. D[ie|as] Ermuntern nun besteht in gewissen Nachhilfen, billigenden & mißbilligenden Mienen des Lehrers, Hand- bewegungen Gesten, die ein Fortsetzen aus- drücken und dergleichen mehr. Denke an die verschiedenen ˇGesten & Gebärden & Bewegungen, die man macht, wenn man um einen Hund zum Apportieren ˇzu bringen<.> will |
Aber nicht jedes Tier
wird auf diese Gebärden reagieren, wie der Hund. Eine Katze wird diese Gebärden nicht, oder mißverstehen; das heißt in diesem Fall
140 einfach: sie wird nicht
apportieren.
Und wenndas Kind auf unsere Ermunterungen nicht reagiert, wie eine Katze die der man das Apportieren lehren möchte, so gelangt es nicht zum Ver- ständnis einer Erklärung; oder vielmehr, das Verstehen beginnt hier mit dem richtigen Re- agieren in bestimmter Weise. – Das Verstehen eines ermunternder Worte ist nur eine Weiterent- wicklung des Verst Reagierens auf einen er- munternden Tonfall, eine Gebärde, etc. |
23
Der Schüler lernt Dingen Namen seinereigenen Erfindung zu geben & die Dinge zu bringen, wenn die Namen gerufen werden. Es wird ihm eine Tabelle gegeben auf deren einer Seite er Bilder ihm bekann- ter Gegenstände findet & diesen ihnen [G|g]egenüber, leere [p|P]lätze dort wo in den früheren Spielen Schriftzeichen standen, leere Plätze Stellen. Er schreibt die neuen Wörter an diese Stellen & gebraucht die Tafel dann, wie in (8). Beim Im Lernen des Gebrauchs der Tabelle kann es eine wichtige Übung sein den Finger ˇin der Tabelle immer von rechts links nach links rechts – <(> vom Schriftzeichen zum entsprechenden Bild <)> – zu bewegen, gleichsam also eine Reihe paral- leler Striche in ihr zu ziehen. Dies mag dann beim Übergang in (22) von der ersten Tafel zur erweiterten helfen. |
Tabellen & hinweisende Erklärungen & ähnliches werde
ich, in [ü|Ü]bereinstimmung mit dem gewöhnlichen Sprachgebrauch, ‘Regeln’ nennen. |
24
Betrachte dieses Beispiel: Es werden verschie-dene Arten eingeführt Tabellen zu lesen. Jede der Tabellen besteht aus zwei Kolumnen, in der einen Schriftzeichen in der andern Bilder, wie
141 oben.
Sie werden entweder horizontal vonlinks nach rechts gelesen, wie oben, also nach dem Schema: oder aber nach Schemata wie z.B. oder etc. Schemata dieser Art werden den Tabellen als Regeln des Lesens beigegeben. |
Könnten aber diese Regeln nicht durch weitere
Regeln erklärt werden? – Gewiß. – Andrerseits aber, : ist eine Regel unvollständig erklärt wenn ihr keine weitere Regel für ihren Gebrauch beigegeben ist wurde? |
Wir wollen nun die endlose Reihe der Kar-
dinalzahlen in unsre Sprachspiele einführen. Aber wie machen wir das? Die Analogie zwischen • <&> einem solchenˇ, unbegrenzten, Spiel & ↺dem ˇSpiel Spiel mit zehn Zahlwört[- |t]<ern>tern kann ja nicht dieselbe sein, wie die zwischen dem Spiel mit zehn & einem etwa mit 55 Zahlwörtern. Angenommen wir Spielen ein das Spiel sei wie (2) die Reihe der Zahlzeichen aber unbegrenzt. Es werde in der Praxis des Spiels tatsächlich bis 155 gezählt, dan[m|n] soll ja das unbegrenzte Spiel nicht das sein, wel- ches aus (2) würde, wenn ich dort statt den “die Zahlzeichenwörtern von ‘eins’ bis ‘zehn’” “die ˇZahlwörter von ‘eins’ bis ‘hundertfünfundfünfzig’” gesagt hätte. Aber worin liegt dann der Unterschied? Fast
142 möchte man so etwas sagen wie, er liege imGeiste in dem die Spiele gespielt würden. Der Unterschied zwischen zwei ˇBrett[S|s]pielen kann etwa z.B. in der Zahl der Spielfiguren Spielsteine liegen, in der Zahl der Felder im des Brett<es>, oder darin, daß sie diese i[n|m] eine[m|n] Fall Quadrate im andern Sechsecke sind, etc. Aber der Unterschied zwischen dem begrenzten & dem unbegrenzten Spiel scheint nicht in den materiellen Werkzeugen des Spiels liegen zu können, denn, möchten wir sagen, wie kann sich das Unendliche in diesen ausdrücken? Wir können es, so scheint es, nur in unsern Gedanken erfassen. Und es sind scheinen also die Gedan- ken ˇzu sein, die das begrenzte Spiel vom unbegrenzten unterscheiden. Seltsam ist es dann nur, daß wir diese Gedanken über das Unendliche in Worten & Gebärden ausdrücken & mitteilen können. |
25
Denke Dir zwei Kartenspiele: Ich will siedas ‘begrenzte’ & das ‘unbegrenzte’ nennen. Die Karten beider tragen Ziffern & die höhere Ziffer sticht die niedrigere geringere. Die Spielregeln sind einander in jeder Beziehung analog; aber das eine Spiel wird mit 32 Karten gespielt das andere mit einer beliebigen Zahl. An- genommen nun wir spielen das unbegrenzte Spiel<,> & die Zahl der ˇSpiel[K|k]arten ist 32; wie unter- scheidet sich das Spiel vom begrenzten. – Nicht durch die Blätter, nicht durch die Art wie ausgespielt, gestochen wird, etc. Aber vielleicht dadurch: Das begrenzte Spiel wird mit einem Pack gedruckter Karten gespielt, beim unbegrenzten wird jedem Spieler ein Vorrat leerer weißer Karten & ein Bleistift zum Schreiben der Ziffern gegeben[. Z|; z]u Anfang des un- begrenzten Spiels fragt einer: “Wie hoch gehen
143
wir?”<;>, und dergleichen mehr;,
und dergleichen mehr. [e|E]s wird ˇalso hier über die Grenzen des Spiels eine
Ent-scheidung getroffen & dies kann sich in der mannigfachsten Weise abspielen. ⋎ • Man kann also hier wirklich sagen, der Unterschied was das unbegrenzte Spiel charakterisiere, sei ‘schwer zu fassen’, wenn es auch kein ungreifbarer ‘Geist’ ist. ⋏↺ Denke endlich an die Verschiedenheit des Vorgangs der Einübung, des Lernens, der beiden Spiele. Die Partie des un- begrenzten Spiels mit 32 Karten wird sich viel- leicht von der einer des begrenzten Spieles kaum unterscheiden, oder nur in Dingen, die man ‘unwesentliche Äußerlichkeiten’ nennen möchte. |
Der verschiedene ‘Geist’ dieser Partien
liegt mag
ˇnur darin ˇliegen, daß sie verschiedenen Systemen angehö- ren, & dies in den mannigfachen Beziehungen, die sie zu andern Partien, zum Lernen der Spiele & zu verschiedenen andern Vorgängen haben, die außerhalb der ˇbeiden Partien selbst liegen. Betrachte die folgenden beiden Spiele: |
26
Es sind zwei Arten des Damespiels, in ichwill sie A & B nennen. In A gewinnt ver- liert der ˇder alle seine Spielsteine verliert; in B gewinnt, wer seine Steine verliert verloren hat. Die beiden Spiele sind einander also in der dieser Beziehung entgegengesetzt; in allen andern aber, nehme ich an, gleich. Welchen Unterschied wird nun [e|E]in<er> Zuschauer ein Zuschauer me sehen, der Partien von der Art ˇder beiden Spiele A & B zuschaut beobachtet? Nun, es lassen sich ja leicht solche Unterschiede beschreiben[:|.] Zuerst etwa so: In A trachtet Jeder, seine Steine davor zu bewahren, daß sie von denen des Andern übersprungen werden; in B schiebt [j|J]eder dem Andern seine Steine zu, damit der sie überspringen
144 um sie von ihm überspringen zu
lassen. Aber worin besteht dieses Trachten Aber das wird sich dem Zuschauer doch nur als ein unterschied des Grades zeigen, denn so- wohl in A als auch in B verliert ja Einer endlich alle Steine, & eine nachläßig ge- spielte Partie des Spiels A braucht sich von einer solchen des Spiels B kaum, oder nicht, zu unterscheiden. – “Aber die Partie A wird sich doch ˇnun von der Partie B im Geist i[m|n] dem sie gespielt werden unterscheiden!” – Gewiß: [D|d]ie Spieler werden im allgemeinen bei äußerlich ahnlichen ˇäußeren Anlässen in den beiden Partien andere Gefühle haben; & der Zuschauer wird ja auch sehen, daß in B der Eine dem Andern einen Stein mit triumphierender Miene zuschiebt & der [a|A]ndre ihn mit wenig erfreutem Gesicht überspringt; oder daß in A [e|E]iner unangenehm überrascht ist, wenn ihm der Andre einen Stein nimmt<;> ˇdaß er zögert, wenn er einen Stein dem Überspringen aussetzen muß; u.s.f.c. End- lich wird der Zuschauer sehn, daß in A der, der seinen letzten Stein verloren hat ˇdem Andern Geld gibt, oder sagt, er habe verloren, oder mit einer Miene, d[ie|er] Ergebung in sein Schicksal aus- drückt vom Spiel aufsteht, der Andre aber vielleicht mit einem schlecht unterdrückten Ausdruck der Befriedigung; u.s.f.. Aber sind denn die Gefühle immer die gleichen? Triumphiert jeder, der in A dem Andern einen Stein nimmt?<,> ˇoder [S|s]träubt sich jeder der ein Spiel verliert? Freut sich nicht Mancher über den Sieg des Andern? – – Wie ist es also mit dem Unterschied im des Geist<es> ˇder beiden Partien? Ist es nicht so: Der Unterschied, kan[m|n] man sagen, ist etwa so groß, wie der Unterschied im Ausdruck der Gemütsbewegung, die der Zuschauer be-
145 obachten
kann; & im allgemeinen beobachtenwird. Von dem Verhältnis der ‘Gemütsbewegung’ zu ‘ihrem Ausdruck’ wollen wir jetzt nicht reden. Wenn wir also d[as|ie] Spiel Partie als eine Hand- lung betrachten, so können wir sagen, daß sich im allgemeinen eine Partie A von einer Partie B unterscheiden wird durch die Art der Züge sowohl, als auch durch das was sonst während ˇ& nach der Part<i>e vorgeht; daß aber in einem besondern Fall der Unter- schied bis auf ‘unwesentliche Äußerlichkeiten’ herabsinken kann, etwa darauf, daß die <ein> Spieler vor Anfang der Partie sag[en|t] “Wir wollen eine Partie A spielen”. Der Zuschauer wird ferner einen Unterschied in den Regelverzeichnissen der beiden Spiele sehn. |
Wir wollen nun Sprachspiele, von denen wir
sagen würden, sie werden mit verwenden einer begrenzten Reihe von Zahlwörternzeichen gespielt, mit Sprachspielen solchen vergleichen, von denen wir sagen würden, sie werden mit verwende[te|n]n einer unbegrenzten Reihe von Zahlwörternzeichen<.> gesp |
27
Wie
No. 2. Sprache
([2| 3]).
A befielt B, ihm eineAnzahl von Bausteinen ˇvon bestimmter Form zu bringen. Die Zahlzeichen sind die Ziffern ‘1’, ‘2’, ‘3’ … bis ‘9’, jede auf einer Karte aufgeschrie- ben. A hat einen Pack dieser Karten & gibt B den Befehl indem er ihm eine Karte zeigt & dabei das Wort ‘Würfel’, oder ‘Platte’, etc. aus- ruft. gibt A mit den Fingern der beiden Hände. //Die Zahlzeichen sind zehn Bilder der beiden Hände mit gestreckten & eingebogenen Fingern. A gibt B den Befehl, indem er ihm ein solches Bild zeigt & dabei das Wort ‘Würfel’ oder ‘Platte’, etc. ausruft.// |
28
Wie (27) (2); aber es gibt keine
Karten[;|.] sondern [d|D]ie Reihe der Zahlwörter wird auswendig gelernt. I[m|n] ˇden Befehl w[i|e]rd<en> d[as|ie] Zahlw[o|ö]rt<er> gerufen. Das Kind lernt sie durch mündlichen Unterricht. |
[30|29]
B hat die Es wird eine Rechenmaschine
(Aba-cus) verwendet. A stellt d[ie|en] Re Abacus & gibt
146 ihn dem B.
B geht mit damit dorthin wodie Platten liegen, etc. |
3[1|0]
B hat die Platten<,> ˇdie in einem
St[o|ö]ß<en> ˇliegen, zu zählen. Er tut es Es geschieht mit der einer Rechenmaschine[. S|; s]ie hat zwanzig Kugeln. In einem Stoß sind nie mehr als zwanzig Platten. B stellt die Rechen- maschine schiebt die Kugeln, den Platten [des|ein]<es> Stoßes entsprechend<,> dem Sto & zeigt dann darauf dem A die Rechenmaschine. |
3[2|1]
Wie 3[1|0]; der Abacus hat nun zwanzig
kleine& eine große Kugel. Enthält der Stoß mehr als zwanzig Platten, so verschiebt B die große Kugel. (Sie entspricht also etwa ˇin gewisser Beziehung dem Wort ‘viele’.) |
3[3|2]
Wie 3[1|0].
Wenn der Stoß mehr als zwanzig Plattenenthält n Platten enthält, wo n größer als 20 & kleiner als 40 ist, verschiebt B n ‒ 20 Kugeln, zeigt dem A die Rechenmaschine & klatscht dabei einmal in die Hände. |
3[4|3]
A & B verwenden die Zahlzeichen des
Dezimal-systems (als Schrift- oder Lautzeichen) bis zur ‘20’. Das Kind lernt die Reihe dieser Zeichen aus- wendig; u.s.w. weiter wie in (2). |
3[5|4]
Ein gewisser Volksstamm besitzt eine Sprachevon der Art (2). Die Zahlzeichen sind die ˇSchriftzeichen u<n>seres Dezimalsystems. Keines der Zahlzeichen von ihnen spielt ist als das höchste gekennzeichnet, wie z.B. in einigen der früher beschriebenen Spiele<.> , (Man ist hier vielleicht versucht, fortzufahren: “ob- wohl natürlich eines von ihnen das höchst gebrauchte ist”.) höchste der tatsächlich gebrauchten Zahlzeichen ist”) Die Kinder dieses Stammes lernen die Zahlzeichen wie auf folg[t:|en]de Weise: Man lehrt sie die Zahlzeichen Schriftzeichen Ziffern von ‘1’ bis ‘20’, wie in (2) die Wörter von ‘eins’ bis ‘zehn’. ˇUnd [M|m]it denen ihnen zählen sie Reihen von Gegenständen bis zu zwanzig, auf den Befehl “Zähle diese Platten!”, “Zähle diese Würfel!”, etc. Später legt man ihnen
147 eine Reihe
von 21 Dingen vor & befi
gibt wieder denBefehl ‘[z|Z]ähle!’. Wenn nun das Kind beim Zählen bis bis zu ‘20’ gekommen ist mach<t> der Lehrer eine Handbewegung, die das ‘Fortfahren’ andeu- tet, worauf das Kind, für gewöhnlich, die Ziffer ‘21’ schreibt. Ähnlich läßt man dann die Kinder bis ‘22’, & weiter, zählen. Bei diesen Übungen spielt keine Zahl die ausgesprochene Rolle der letzten höchsten. Endlich muß das Kind Reihen von weit über 20 Gegenständen ˇzählen, ohne <die> Nachhilfe des Lehrers. Macht ein Kind den Übergang von ’20’ auf – ’21’ auf die suggestive Geste des Lehrers hin nicht, so gilt wird es als schwachsinnig behandelt. |
3[6|5]
Ein andrer Volksstamm: seine Sprache istwie die in (3[5|4]). Man beobachtet nicht, daß die Leute <je> höher als bis 159 zählen. – Im Leben dieses Stammes spielt d[ie|as] Zeichen ‘159’ eine eigentümliche Rolle. – – Nehmen wir an, ich sagte: “Sie behandeln dieses Zahlzeichen als ihr höchstes”. – Aber was heißt das? – “Nun, sie sagen einfach es sei das höchste.”– Aber wie : Sie sagen gewisse Worte, – aber wie wissen wir, was sie mit diesen Worten ihnen meinen? die Worte bedeuten? was sie damit meinen? Ein Criterium dafür, was sie bedeuten meinen, wären die Gelegenheiten bei denen sie sie ˇdie Menschen ˇsie ˇdas Wort aussprechen, welches wir mit unserm “höchstes” übersetzen wollen, die Rolle welche das jenes Wort im Leben des Stammes spielt. Wir können uns unschwer einen Gebrauch des Zahlworts ‘159’ denken leicht das Zahlzeichen ‘159’ bei solchen Anlässen, in Verbindung mit solchen Gesten & Formen des Benehmens gebraucht denken, daß wir sagen müßten, dieses ˇZahlZeichen spiele bei ihnen die Rolle einer unübersteigbaren ˇoberen Grenze. Selbst dann, wenn der Stamm
148 <kei> kein
Wort besäße, welches unserm “höchste”entspr[ä|i]ch[e|t], & das Kriterium dafür, daß ‘159’ das höchste Zahlzeichen sei ist, in nichts liegt läge, was sie darüber sagen. |
3[7|6]
Ein Stamm besitzt zwei Systeme deszählens: Man lernt erstens das [Z|z]ählen mit den Buchstaben des Alphabets, & außerdem mit den Zahlzeichen des Dezimalsystems, wie in (3[5|4]). Soll jemand [d|D]inge auf die erste Art zählen, so sagen sie, er solle sie auf die ‘geschlossene Weise’ zählen Die erste Art nennen sie die ‘offene’ Art des Zählens, die zweite die ‘geschlossene’ & sie verwenden diese beiden Wörter auch für eine offene & geschlossene Türe. |
In (27) ist die Reihe der Zahlzeichen in augenfälli-
ger Weise beschränkt. – In (27) & (28) ist ein ‘beschränkter Vorrat’ von Zahlzeichen vor- handen[;|:] denke an die Analogien & die Verschie- denheiten der ˇdieser beiden Beschränkungen, & wieder an den Mangel der Analogie. – In (30) liegt die Beschränkung einerseits im Werkzeug des Zählens & seinem Gebrauch. Dann aber, in ganz anderer Weise, darin, daß kein Stoß nie mehr als zwanzig Platten hat. Gegenstände gezählt werden. – In (31) fehlt diese Be- schränkung, aber die große Kugel an der Rechenmaschine betont die Beschränkung unserer Mittel. – Ist (32) ein beschränktes oder unbeschränktes Spiel? Die Praxis der Anwendung des Abacus, die wir beschrieben haben, hat 40 als obere Grenze. – Wir Aber wir sind geneigt zu sagen, dieses Spiel ‘hat es in sich’, daß es unbegrenzt fortgesetzt werden kann. unbegrenz fortgesetzt werden zu können. Aber vergessen wir nicht, daß wir auch die vorhergehenden Spiele als Anfänge endloser Systeme hätten auffassen können. – In (33)
149 ist tritt das System,
Systematische, d.h. die Gesetzmäßigkeit, inden Zahlzeichen noch augenfälliger hervor. Ich würde Hier wäre wäre ˇman geneigt zu sagen, es sei hier dem Spiel durch das Werkzeug des Zählens keine Grenze ge- setzt; wäre es wenn nicht, daß die Kinder die Zahl- wörter von <ei>[1|n]<s> bis zwanzig ‘1’ bis ‘20’ auswendig lern[en|ten]. Das möchte darauf hinweisen, daß das Kind nicht gelehrt wird legt die Auffassung nahe //den Ausdruck nahe//, daß sie nicht lernen, das System •, welches wir in diesen Zahlzeichen sehen<.> ↺zu ’verstehen’. – Von dem Volksstamm den Leutenc in (34) werden wir sagen, er sie verwende<n> ein unbegrenztes System von Zahlzeichen, sie kennen die unendliche Kardi- nalzahlenreihe. – (35) kann uns zeigen, welche ungeheure Mannigfaltigkeit von Fällen man sich denken kann, in denen wir man geneigt wären wäre zu sagen, die Arithmetik der Leute bediene sich einer endlichen Zahlenreihe, obwohl der Unterricht im Gebrauch der Zahlzeichen keine<s> Zahl als obere Grenze hinstellt. – In (36) bedient sich die Sprache des Stammes selbst der Wörter ‘offen’ & ‘geschlossen’ (statt deren wir durch eine geringfügige Ver- änderung des Beispiels die Wörter ‘begrenzt’ & ‘unbegrenzt’ setzen konnten). In dieser einfachen & klar umschriebenen Form ge- braucht ist natürlich gar nichts geheim- nisvolles an der Bedeutung Verwendung des Wortes ‘offen’. Aber dieses Wort entspricht unserm ‘unend- lich’, & die Verwendung des letztern dieses Wortes ist nur ungeheuer viel komplizierter, als die von des Wortes ‘offen’. Das heißt, die Bedeutung von ‘unend- lich’ ist ebenso ungeheimnisvoll wenig geheimnisvoll, als die von ‘offen’, & die Idee, daß seine sie sei in irgend einem Sinne trancendent beruht auf einem Mi[s|ß]verständnis.
150 |
Wir könnten uns etwa so ausdrücken:
Die unbegrenzten Spiele sind dadurch charak- terisiert, daß sie nicht mit einer einem bestimm- ten Menge Vorrat von Zahlzeichen gespielt werden sondern statt dessen mit einem System der ˇ(unbeschränkten) Konstruktion von Zahlzeichen. |
Wenn wir sagen, jemand werde ein System
der Konstruktion von Zahlzeichen gegeben, so denken wir ˇdabei im allgemeinen an einen eines von drei Vor- gängen Dingen: a) daran, daß er eine Abrichtung erhält wie die in (34) bes von der Art derjenigen, die wir in (34) beschrieben haben wurde, wie die in (34) beschriebene, – die, wie ˇuns die Erfahrung lehrt, ihn in den Stand setzt befähigt Aufgaben ˇzu lösen von der dort beschriebenen Art zu lösen auszuführen //Aufgaben zu lösen, wie die der dort angeführten.// – b) daß in ihm (seinem Gehirn, seiner Seele) eine die Disposition erzeugt hervorgerufen wird, auf diese Weise zu reagieren. c) daß ihm eine allgemeine Regel ↻gegeben wird, zur Kon- struktion von Zahlzeichen •. |
Was nennen wir eine ‘Regel’ Regeln?
Betrachte dieses Beispiel: 37
B bewegt sich entsprechend einer Regel, die legt einen Weg zurück einem Befehl entsprechend,den A ihm gibt. B erhält die<se> folgende Tabelle: A gibt ihm (nun) einen Befehl, der aus den vier Buchstaben der Tabelle besteht; z.B. “a a c a d d d”. B schaut in der Tabelle den Pfeil nach der sucht den Pfeil, der in der Tabelle jedem Buchstaben entspricht & geht bewegt sich nun diesem Pfeil entsprechend, in unserm Beispiel also so: .
151
Die Tabelle werden wir hier eine
‘Regel’ nennen.
<(>[o|O]der[,|a]<uch:>den ‘Ausdruck einer Regel’. Warum ich dieses Synonym hierhersetze wird sich später zeigen.) Den Satz ‘a a c a d d d’ werden wir keine Regel nennen wollen. – Er ist natürlich die Beschrei- bung des Weges den B nehmen soll. – Aber eine solche Beschreibung würde man unter bestimmten Umständen eine Regel nennen; z.B in diesem Fall: 38
B soll verschiedene lineare Ornamentezeichnen. Jedes Ornament ist die Wiederho- lung eines Eleme<n>ts, welches das A angibt. Gibt z.B. A den Befehl ‘c a d a’, so zieht B eine Linie In diesem Fall würden wir, glaube ich, sagen, ‘c a d a’ die Regel nennen, nach welcher das Ornament gezeichnet wird. |
Beiläufig gesprochen, gehört zu einer Regel die Wiederholte Anwendung. |
Vergleiche mit (38) den folgenden Fall: 39
ˇIn[E|e]in<em> Brettspielˇ, etwa
ähnlich dem Schach, sind den verschiedenen wird mit Figuren von
verschiede-ner Gestalt Art<en> ähnlich von Zügen erlaubt. Der [E|e]inen ˇFigur etwa Züge von der Form ‘a c’, einer andern ‘a c a a’ u.s.f.. Ein Brettspiel mit Spielfiguren verschiedener Gestalt, etwa ähnlich dem Schach. Die Art & Weise wie jede Figur ziehen darf ist durch Regeln festgelegt. So lautet für die eine Figur die Regel ‘a c’, für eine andere etwa ‘a c a a’, u.s.f.. Die erste darf also so ziehen: Sowohl ein Satz wie ‘a c’, als auch Hier könnte kann man sowohl die Sätze (‘a c’, ‘a c a a’, etc.) als auch die Diagramme<,> ˇdie ihnen entsprechen, Regeln nennen. |
40
Kehren wir zum Fall Sprachspiel (37)
zurück: Nachdem
151 es einige Male öfters
gespielt wurde, wird es nundahin variiert abgeändert, daß B ˇdie Pfeile nicht mehr in der Tabelle nachschaut nachsieht, sondern ˇsie sich auf de[n|m] Befehl<e> des A hin <nach> den Buchstaben ( des Befehls nach vorstellt & nach seinem Vorstel- lungsbild handelt. |
41
Nach einiger Praxis in diesem Spiel ändertes sich ˇweiter dahin, daß B auf den ˇsich nach den Buchstaben des Befehl<s> hin sich bewegt, ohne Vermittelung der Tabelle oder eines Vorstellungsbildes. |
Betrachte auch folgende diese Variation: 42
Beim Unterricht in der Sprache (37) wirdB die Tabelle gezeigt; ihm aber nicht bei der Ausführung des Befehls überlassen nicht an die Hand gegeben. Die Tabelle tritt in die Praxis der Sprache nicht ein. |
In jedem der Fälle (37) – ˇ(40)
(41) (42) können wir die Tabelle
eine Regel des Spiels nennen. Aber in jedem von ihnen spielt sie eine andere Rolle. In (37) ist sie ein Werkzeug in der Praxis des Spiels der Sprache[.|;] In in (39) (40) wurde sie durch das Wirken der Association ersetzt. In (41) ist auch dieser Schatten der Tabelle aus nicht mehr zu finden. – In (42) ist sie nichts als ein Un- terrichtsbehelf. |
43
Aber weiter: Ein Stamm gebraucht ein Systemder Verständigung wie (42); nur wird ˇvon ihnen im Un- terricht nicht von <k>einer Tabelle ge- brauch gemacht. keine Tabelle gebraucht. Der Unterricht konnte darin bestehen, daß der Schüler im Anfang den Wegˇgeführt wurde<, den> er gehn sollte<.>, vom Lehrer geführt wird. |
<
44 > Aber wir könnten44 uns auch den Fall
denken, wo auch selbstdieser Unterricht nicht gebraucht wird. nötig ist; wo, wie wir … Einen Fall, in welchem<,> ˇwie wir sagen würden, daß der Anblick dieser Formen, der Buchstaben ’a’, ’b’, ’c’, ’d’, in Menschen die natürliche Tendenz erzeugt, sich
152 so & so
zu bewegen.<,> von Natur aus den Menschen so & so gehen
macht sich so & so bewegen macht.
Dieser Fall erscheint unsauf den ersten Blick ˇäußerst seltsam. Wir scheinen etwas ganz unerhörtes nie erhörtes anzunehmen. Oder wir fragen viel- leicht: könnten fragen: “Wie kann er denn wissen, wie er sich zu bewegen hat, wenn ihm der Buchstabe ‘a’ ge zeigt wird?” Aber ist nicht B's Reaktion ˇin diesem Fall ge- rade die, die wir in (4[1|2]) & (4[2|3]) beschrieben haben, & zwar unsere normale gewöhnliche Reaktion, wenn wir z.B. einen Befehl hören & befolgen? Denn die Tatsa- che, daß in (4[1|2]) & (4[2|3]) eine die Abrichtung vor[aus|her]- gegangen war, ändert ja nicht den am Vorgang der Befolgung nicht nichts. Oder,, richtiger ausgedrückt: Wir wollen ja jetzt bloß auf den Vorgang der Befolgung des Befolgens des Befehles sehn, & nicht auf das, was diesem Vorgang vorhergegangen ist. – Mit andern Worten: Der seltsame seelische Mecha- nismus, den wir in (44) annahmen voraussetzten, ist derselbe von dem wir annahmen kein andrer als der, der, wie wir annahmen er werde durch die Ab- richtung in (41) & (42) derjenige, von dem wir in (41) & (42) annahmen, er sei durch Ab- richtung erzeugt worden. //… ist kein andrer als der, den wir in (41) & (42), als Ergebnis der Abrichtung, annahmen voraussetzten.// – “Aber könnte so ein Mechanismus uns angeboren sein?” – Aber fanden wir eine Schwierigkeit findest Du in der Annahme, darin, anzunehmen, daß dem B je sei derjenige Mechanismus ange- boren sei, der ihn befähigt auf die Abrich- tung so zu reagieren, wie er es tut? Und bedenke, daß die Regel, oder Erklärung, die die Tabelle (37) für die Zeichen ‘a’, ‘b’, ‘c’, ‘d’ gibt nicht wesentlich notwendigerweise die letzte ist. Siehe (24). |
Wie erklärt man Einem, in welcher Weise er
den Befehl “Geh dort hin!” (mit der zeigenden Gebärde) ausführen solle auszuführen habe? Könnte dieser Befehl nicht bedeu- ten, er solle in der Richtung gehen, die wir die ent-
153 gegengesetzte der zeigenden Hand nennen
würden? Ist nicht jede Erklärung, wie er ˇder Hand zu gehen folgen habe, in der Lage einer weitern zeigenden Hand? Was würden wir zu dieser Erklärung sagen: “Wenn ich dorthin zeige (mit der rechten Hand zeigend Geste der rechten Hand), so hast Du in dieser Richtung zu gehen (mit der linken Hand zeigend gleiche Geste der linken Hand)”? Dies kann unter Umständen eine nütz- liche Erklärung sein. |
Aber kehren wir zu (43) zurück.
Ein Forscher be-
sucht diesen Volksstamm & beobachtet den Ge- brauch der ihrer Zeichen. Er beschreibt dann ihre Sprache & sagt, die Sätze bestünden aus den Buchstaben ‘a’, ‘b’, ‘c’, ‘d’, diese werden gemäß der Regel gebraucht.– Wir sehen, daß der Ausdruck ‘es wird nach der Regel so & so R vorgegangen’ nicht bloß in Fällen wie (37), (40), (41), (42) gebraucht wird, sondern auch dort, wo die Regel (oder sollen wir sagen ‘ihr Ausdruck’) weder ˇein Werkzeug in der Praxis, noch im Unterricht des Spiels ist. Zur Sprache (43) steht verhält sich die Tabelle vielmehr im Verhältnis als wie ein Naturgesetz zur zu einer Erscheinung, die es beschreibt. Die Tabelle ist in diesem Beispiel ein Satz in der Naturgeschichte jenes des Stammes. |
Merke: Im Spiel (37) haben wir zwischen dem
Befehl der auszuführen ist & der Regel geschieden; im Fall (38) dagegen nannten wir den Satz ‘c a d a’ eine Regel & er war der Befehl. – |
45 Stellen [w|d]ir nun dieseVariante von (37) vor: Der Schüler wird nicht bloß ab zum Gebrauch einer Tabelle abge- richtet, sondern die Abrichtung zielt geht darauf hin aus den Schüler ihn zumc den Gebrauch jeder beliebigen
154 Tabelle von
Buchstaben & Pfeilen zu befähigenc lehren.
Damitmeine ich nun bloß, daß die Abrichtung von einer gewissen Art ist, beiläufig gesprochen, von der in (34) beschriebenen. Ich will einen Unterricht ungefähr analog de[m|r] in (34) einen ’allgemeinen Unterricht’ nennen. so eine Abrichtung mehr oder weniger von dieser Art einen ’allgemeinen Unterricht’ nennen. Diese ˇGlieder dieser Familie umfaßt Mitglieder können von einander sehr weit verschiedener Art sein. Der Unterricht, an welchen ich jetzt denke, besteht der Hauptsache nach 1) in einer Abrichtung in einem engen, bestimmt abgegrenzten Gebiet von Handlungen, 2) darin, de[m|n] Schüler zu[r|m] Überschrei- t[un|en]g der bestimmten in einer Führung des Schülers beim Überschreiten dieser der Grenze ˇdieses Gebildes zu helfen führen, 3) in beliebig gewählten einer Auswahl von Übungen & Aufgaben. |
Merke: <
N.B.:> Wir sagen nicht
‘was eine Regel ist’, son-
dern geben nur verschiedene Anwendungen des Wortes ‘Regel’. Und wir tun dies offenbar, indem wir ˇauch Anwendungen des Ausdrucks der Worte ‘Ausdruck einer Regel’ geben[.|a]ngeben. |
In (45) könnten wir das ganze Zeichen des
Befehls einen ‘Satz’ nennen[; a|. A]ber wir könnten auch in ihm zwischen Satz & Tabelle unterschei- den. Was ˇuns diese Unterscheidung nahelegt ist ˇhier <ins>beson- d[er|re]s ˇauch d[er|ie] lineare Charakter Schreibweise de[[s|r]|s] Zeichensc außerhalb
155 der Tabelle ‘r r
t s s’.
Obwohl wir den linearen [c|C]harakterunserer Sätze von einem bestimmten Standpunkt aus für rein äußerlich & unwesentlich er- klären werden, spielt er doch in dem, was wir als Logiker über die Sätze zu sagen geneigt sind, eine bedeutende große Rolle[,|.] <(>[d|D]ies gilt auch von andern ähnlichen Zügen der Sätze unsrer gewöhn- lichen Sprache.<.>). Wenn wir ˇalso den Befehl in (45) als eine Einheit auffassen, so kann er uns zeigen, wie verschiedenartig Sätze auschauen können. |
Betrachten Vergleichen wir nun
die<se> folgenden beiden Spiele: 46 46
Das eine ist das Spielc (38).
Der Unterrichti[n|m] dem Spiel ist ˇein ’allgemein<er>’ Es wird den Menschen durch einen ‘allgemeinen Unterricht’ gelehrt beigebracht Die Befehle bestehen aus sind Kombinationen de[n|r] Buchstaben ’a’, ’b’, ’c’, ’d’ in beliebigen Kombinationen mit belie- big vielen Wiederholungen. – Aber was heißt das? Nun, daß in der Praxis des Spiels<,> ˇwie in seinem Unterricht<,> keine Anzahl von Wiederholungen die Rolle der ‘größt möglichen’ spielt (siehe (35)). – Vergleichen wir damit mit diesem Spiel das folgende: 4[6|7]
Die Befehle & ihre Ausführung sind wiein (38); aber es werden nur drei Sätze Zeichen ge- braucht: ‘a c’, ‘a c c’, ‘c a a’. [Untereinander schreiben] |
Wir können werden sagen,
ac daß B in (38)
ˇB beim Ausführen
des Befehls von de[n|m] Zeichen, da[ß|s] ihm gegeben wird, der Kombination der Buchstaben geführt wird. [z|Z]iehen der ˇgebrochenenc Linie von dem ˇzusammengesetzten Zeichen des Befehls geführt geleitet wird. – Aber wenn wir uns fragen, ob die drei Sätze in (47) B in der Ausführungc d[er|ie]<ser> Befehle führen leiten, so scheint es, wir ˇals könn<t>en ˇwir sowohl ‘ja’ als ‘nein’ sagen. – Wenn wir ˇnun zu entscheiden versuchen, ob wir sagen sollen B werde geführt, oder nichtˇgeführt, so, sind wir geneigt, Antwor- ten zu geben, wie die folgenden: diese: <ˇWenn ich nun nachdenke, wird er geführt oder nicht geführt, so fallen mir Antworten ein wie diese:> a) “B wird von den Zeichen geführt, wenn er den
156 Satz nicht einfach als ein Ganzes
(gleichsam einWort) ansieht & dann handelt, – sondern wenn er ihn ‘Wort für Wort’ (die Wörter sind ˇhier die Buchstaben) liest, & den Wörtern, die er gelesen hat, entsprechend handelt.” Wir Dies könn[en|ten] dies deutlicher machen; wenn indem wir uns vorstellen, daß das Lesen ‘Wort für Wort’ ˇinsbesondere ˇetwa darin besteht, daß er auf jeden die alle Buchstaben des Befehls einzeln, der Reihe nach, mit dem Finger gezeigt wird; im Gegensatz dazu, daß man (statt etwa auf den [G|g]anzen Befehl Komplex Satz auf einmal<)> weist. Und das ‘Handeln den Wörtern entsprechend’ werden wir uns so vorstellen soll, der Einfachheit wegen halber, darin bestehen, daß B ˇje ein Linienstück nach dem Lesen jedes eines Buchsta- ben zieht. – b) “B wird geführt, wenn in ihm ein Bewußtseins- vorgang stattfindet, der er durch einen Denkvorgang //durch einen Bewußtseinsvorgang// durch einen Vorgang in seinem Bewußtsein// eine Verbindung das Zeigen auf einen Buchstaben mit dem Ziehen eines des entsprechenden Linienstücks verbindet //von dem Zeigen auf einen … zu dem Ziehen … gelangt//.” So eine Eine solche //Diese// Verbindung kön- n<t>en wir uns auf verschiedene Weise vorstellen hergestellt denken. Z.B. so: B befragt sieht nach dem Lesen eines jeden Buchstaben die in die Tabelle & zieht das ˇdann ein Linienstück parallel dem ˇPfeil, den er in der Tabelle. ˇaufgefundenen. gefunden hat.– c) “B wird geführt, wenn er nicht einfach ↻mit dem [z|Z]iehen des eines Linienstücks auf den An- blick eines Buchstaben• reagiert, sondern wenn er die muß die jene die eigentümliche Spannung erfährtc erfahren<:> des das ’Sich-Besin- nens auf die Bedeutung des Zeichens’; & das Nachlassen dieser Spannung, wenn die richtige Handlung im Geiste auftaucht.” |
Diese Erklärungen aber lassen uns alle
auf eine Weise unbefriedigt & es ist die Begrenzung unseres Sprachspiels, welche sie ˇdie jede alle solche Erklärungen unbefriedigend macht. befriedigen uns alle nicht recht, & es ist die … die welche sie alle unbefriedigend macht. – Dies drückt sich in der Erklärung aus, c ˇdie uns einfällt: darin aus, daß wir sagen möchten, B werde dann von den Kombinationen der Buch- staben in unsern den drei Sätzen geführt, wenn er
157 auch ˇsolche Befehle ausführen
könntec, die in andernKombinationen dieser Buchstaben bestehen. die andere Kombina- tionen dieserc jener Buchstaben sind. – Und wenn wir dies sagen, so scheint es uns, so erscheint uns daß diese Fähigkeit zur Ausführung and<e>rere Befehle ˇsei ein be- stimmter besonderer Zustand, der Person sei, die dessen, //des Menschen,// der die Be- fehle in (46 47<…>) ausführt. diese Fähigkeit, auch andere Befehle auszuführen, als ein bestimmter Zustand dessen, der die 3 Befehle in (47) ausführt. Und dabei können wir doch nichts in diesem Fall entdecken, Wenn wir nun aber den Fall daraufhin von der Nähe ansehen, so finden sehen wir nichts //Sehen wir uns aber ˇdaraufhin den Fall von der Nähe an, so sehen wir nichts// was wir ˇals so einen Zustand bezeichnen nennen würden. könnten. <ˇ Wenn wir uns aber daraufhin den Fall, gleichsam von der Nähe, besehen, ist kein solcher Zustand zu finden. //Wenn wir nun aber den Fall […… //|gleich]sam … betrachten, ist kein solcher Zustand zu sehen.> |
Sehen wir nach, welche Rolle das Wort
“Können<”><,> (oder das Wort “Fahigkeit”), in unserer Sprache spielt. Betrachte<n> ˇwir diese die folgenden Beispiele: |
48
Stellen wir uns vor, für irgend einen wich-tigen Zweck brauchten Menschen ein Ge- rät dieser Art: Für irgendeinen … brauchen Menschen ein Gerät dieser Art: Es ist ein Brett mit einem geraden oder gebogenen gekrümmten ˇkrummen Schlitz, in welchem ein Zapfen geführt wird. Der Mann, der das Gerät gebraucht, läßt den Zapfen dem Schlitz entlanggleiten. Es gibt solche Bretter mit geraden, kreisˇbogenförmigen, ovalen<,> ˇS-förmigen & andern Schlitzen. Die Sprache des Stammes hat Ausdrücke zur Beschreibung der Tätigkeit beim Gebrauch dieses des Arbeitens mit diesem Geräts. Sie sprechen vom Bewegen des Zapfens in gerader Linie, im Kreis- bogen, etc. Sie haben auch eine Weise, d[as|ie] entsprechende<n> Brett<er> zu beschreiben[;|,]: [s|S]sie sagen[;|,] “Das ist ein Brett, in welchem der Zapfen gerade bewegt werden kann”. Man könnte in diesem Fall das Wort “kann” einen Operationszei[g|c]hen einen Operator nenn[t|e]n, durch welchen die Beschreibung der Handlung in eine Beschreibung des Instruments verwandelt wird. |
49
Denken wir uns eine Sprache, in der eskeine solche Satzform gibt wie, “Das Buch
158 ist in der Lade”, oder,
“Wasser ist im Glas”, sondernstatt dessen sagt man heißt es: “Das Buch kann aus der Lade genommen werden”, etc. |
50
Wir denken uns eine
Sprache, in derc man,statt der Ausdrücke Sätzen von der Form, ein Ding sei ’hart’, ’weich’, ’x ist hart’, (x ist weich’ (’spröde’, ’zähe’), immer sagt, Sätze gebraucht werden von der Form: ’es <’x> kann leicht gebogen werden man kann es leicht biegen’, ’es man x kann nur schwer geritzt werden es schwer ritzen’, ’es man x kann es leicht zerschlagen’ werden’, u.s.f.. Auch Und zwar auch dann, wenn unter den gegenwärtigen man jetzt, wie wir sa- gen würden, das Ding nicht gebogen biegen<;> (oder geritzt, etc.), werden kann<,> ˇetc.. ritzen kann. Man sagt ˇin dieser Sprache ˇSo sagt man z.B.: “[d|D]ie Hütte ist aus Stäben gebaut, die leicht gebogen werden können man leicht biegen kann”, wenn sie man die Stäbe, in unserm Sinn, einzeln leicht gebogen werden konnten. biegen konnte. |
In diesen drei Beispielen, könnten wir sagen,
beschreiben die Sätze von der Form “das & das kann geschehen” Zustände von Dingen. Aber die Fälle sind ˇunter einander sehr verschieden. In (48) hatten wir den Zustand f vor unsern den Augen: Wir sehen, daß das Brett einen geraden, oder andern, Schlitz hat. – In (49) entspricht der beschriebene Zustand manchmal einem ‘Zustand der Sinneswahrnehmung’, einem ‘visu- ellen Zustand’, wie man wir es nennen könnte, könnten, manchmal nicht. – Wenn wir Auch in (50), können wir sagen, beschreibt der Satz “der Stab kann gebogen werden” einen Zustand, weil das sein Ver- bum, ‘können’, weil das Verbum ‘gebogen werden können’ in der Gegenwart steht ˇAlso daraufhin deutet, daß etwas jetzt der Fall ist, während ich spreche. Ich Aber ich hätte die zuständliche Auffassung ˇin diesem Beispiel noch viel klarer machen können, wenn ich angenommen hätte, daß in der dieser Sprache ˇwerde statt “das Ding ist weich“ immer gesagt wird: “das Ding hat es in sich, es kann gebogen
159 werden” daß es gebogen
werden kann”,
u.s.f. ˇoder
dergleichen.
Und wir gebrauchen ja die Und unsere
ˇeigene Sprache behandelt ja auch dieWörter “biegsam”, “leicht zerreißbar”, “zer- brechlich” wie ˇdie Wörter “weich”, “spröde”, etc., & die- se wieder<um> wie die Wörterc “rot warm”, “grün rot”, “dunkel” Aber dem Zustand der [b|B]iegsamkeit ent- spricht keine Sinneswahrnehmung, die dauert, während jener die mit dem Zustand <an>dauert Aber zum Zustand der Biegsamkeit, Ritzbar- keit etc. verhält sich kein Zus<t>and der Sinneswahrnehmung, ˇso, wie zum Zustand der zur Röte eines Dings der visuelle Zustand des [s|S]ehens der roten Farbe. Das Kriterium der für die Biegsamkeit ist nicht sosehr eine stationäre Sinneswahrnehmung, als die Probe des Biegens, das Kriterium des Zu- standes der Ritzbarkeit, die Probe des Ritzens, u.s.f.. – Die Idee des ‘Zustands eines Wir sagen, ein Wagen f Dinges’ ist aber dennoch immer eng ˇverbunden mit der eines Zustands der Sinneswahrnehmung verbunden; & wenn wir uns fragen, worin denn das Zuständ- liche der Weichheit, z.B., besteht, so wird uns gleich so etwas [E|e]infallen, wie die ‘Struk- tur der Materie’, & wir werden geneigt sein, zu sagen, daß, : wenn wir nur in diese Struk- tur hineinsehen könnten, ˇso würden wir den Zustand sehen würden, der es macht, daß man den Körper leicht biegen kann, etc.. |
Wir sagen ein Wagen fahre 20
km in der
Stunde, auch wenn er nur eine halbe Stun- de ˇlang fährt. Wir können unsern Ausdruck rechtfertigen, indem wir sagen, der Wagen fährt mit kann mit <s>einer Geschwindigkeit die ihn befähigt 20 km in der Stunde zurücklegen. Und wir nennen die Geschwindigkeit auch einen ‘Bewegungszustand’.
160
Ich glaube, wir würden diesen Ausdruck nicht ge-brauchen, wenn wir keine anderen Bewegungs- erfahrungen hätten, als die, daß ein Ding zu einer [z|Z]eit an einem Ort, zu einer andern an einem andern Ort ist; wenn wir also alle Dinge sich bewegen sähen, wie wir den Stunden- zeiger der Uhr, oder die Sonne,<.> sich bewegen se- hen. (Mit dieser Bemerkung Damit in Zusammenhang ist steht die Idee vom Pfeil, der sich nicht bewegt : der fliegende Pfeil steht stille bewegt sich nicht, weil ……, weil er ˇsich zu in jedem Zeitpunkt ˇnur an einem bestimmten Or t ist. befindet.) |
51
Ein Stamm Volksstamm hat in seiner Sprache
Befehlezur Ausführung gewisser Handlungen Tätigkeiten der Männer im Kriege; etwa Befehle wie, <:> “Werft die Speere!”, “Schießt!”, “Lauft!”, “Kriecht!” etc.. Sie haben auch eine Art die Figur den Bau eines Menschen zu beschreiben; & zwar indem sie sagen sie “er kann schnell laufen”, “er kann weit werfen” etc. Was mich aber rechtfertigt zu sagen, diese Sätze beschrieben beschreiben bei ihnen die Figur eines Menschen, ist die Art, wie sie von diesen den Sätzen Gebrauch machen. Denn sie be- schreiben das ein ge Bild eines Menschen mit kräf- tigen Armen, indem sie sagen “er kann weit werfen”; oder & sie weisen auf die Beine be- schreiben Einen der wohlgeformte Beine hat, auch wenn er sie aus irgendd einem Grund nicht gebrauchen kann, mit den Worten dem Ausdruck “er kann hoch springen”, etc. |
52
Die Männer eines Stammes werden, ehe siein den Krieg ziehen auf ihre Tauglichkeit ˇim Kampf ge- prüft. Der Prüfende läßt sie gewisse fest- gesetzte Übungen machen & zwar sind es Übungen an ˇeiner Art von Turngeräten. Danach gibt er jedem ein Zeugnis von dieser Art: “A kann
161 gut
[b|B]ogenschießen”, “B ist
geschickt zum schleu-dern” etc. etc., . Es gibt in ihrer Sprache keine besondern Worte für die Übungen denen sie bei der Prü- fung unterzogen werden, sondern diese heißen nur Tests Proben für die & die Tatigkeit im Kriege. |
Es ist nun wichtig zu sagen, daß man ge-
gen dieses Beispiel& , wie gegen andere, die wir geben, den einen Einwand machen kann,<:> [w|W]ir ließen lassen unsere Volksstämme immer deutsche Sätze reden und setzen dadurch stillschweigend ˇschon den gan- zen Hintergrund der deutschen Sprache voraus, & die d.h. also die gewöhnlichen Bedeutungen der ˇdeutschen Worte Wörter<.> dieser Sprache. Wenn wir etwa sagen, in der & der Sprache solle es kein Wort für das Stemmen von Handteln geben & es werde dort bloß ‘Test fürs Übung zum Steinschleudern’ genannt, so kann man fragen, wie wir denn den Ge- <b>rauch de[s|r] Ausdr[u|ü]ckes ‘einen Test Übung ausführen’ & ‘einen Stein sch[e|l]eudern’ charakteriesiert gekennzeichnet haben, daß wir berechtigt sind diese ˇdeutschen deutschen Ausdrücke der deutschen Sprache für die Wörter denjenigen gleich zu setzen, die der jener Stamm etwa gebraucht. – Darauf müssen wir antworten, daß die ˇwir nur eine sehr skitzenhafte Beschreibungen der Praxis ˇjeder unserer fingierten Sprachen gegeben haben, & in manchen Fällen nur Andeutungen; daß sich aber diese Beschreibungen leicht weiter ausführen ließen. So hätten wir in (52) sagen können, daß der Prüfende gewisse Befehle gebraucht, wenn er die Leute Übungen ausfüh- ren läßt. Diese Befehle beginnen alle mit einem gewissen Ausdruck gewissen Wort, welches ich mit dem deu- tschen “Übe” übersetzen könnte, & diesem Wort folgt dann der Ausdruck der im Krieg als Befehl zum Speerschleudern gebraucht wird. Ferner, wenn wenn ein Mann dem Häuptling von
162 der Schlacht berichtet, gebraucht er wieder
diesenAusdruck, nun in einer Beschreibung. Was aber eine Beschreibung als solche, einen Befehl als solchen, eine Frage u.s.w., kennzeichnet ist – wie gesagt – die Rolle, welche diese Ausdrücke Äußerungen in dem ganzen Gebrauche Leben ˇder lebendigen Verwendung der Sprache spielen. Also, ob ein [w|W]ort des eines Stammes richtig in durch ein Wort der deutschen Sprache wiedergegeben wurde, hängt von der Rolle ab, die jenes Wort im ganzen Leben des Stammes spielt; d.h. von den Gelegenheiten, bei welchen es gebraucht wird, den Ausdrücken der Gemütsbewegung, von denen es im allgemeinen begleitet ist, den Eindrücken, die es erweckt, etc., etc.. (Frage [d|D]ich zur Übung z.B.: In welchen was für Fällen würdest Du sagen, ein Wort eines be- stimmten Volkes entspräche unserm “Leb wohl”; in welchen was für Fällen, ˇes entspräche unser[m|er] ˇAusdruck “Servus!“ einem ˇirgend einem unserer Schimpfworte? In welchen Fällen Welche Beobachtungen würden Dich etwa veranlassen, ein Wort einer fremden Sprache mit unserm “vielleicht” zu übersetzen; ˇoder mit einem Ausdruck des Zweifels, der Sicherheit Gewißheit, u.s.f.? Du wirst finden, daß die Rechtfertigung dafür, daß man etwas eine Äußerung einen Ausdruck einen den ’Ausdr[ü|u]ck des Zweifels’, ’der Gewißheit’, etc., zu nennen, zu einem gro- ßen Teil, wenn auch nicht außschließlich, in Gebärden, im Gesichtsausdruck ˇdes Sprechenden & dem Ton der Stim- me liegt. Denke hier auch daran, daß die Er- fahrungen einer Gemütsbewegung, zum Teil st ˇwenigstens, klar lokalisier<t>e Erfahrungen sein müssen sind. Denn, wenn ich im Ärger die Stirn runzle, so fühle ich die Spannung des Runzelns in der Stirne, & wenn ich vor Traurigkeit Erregung weine, so sind die Empfindungen in der Umgebung meiner Augen ein wichtiger Bestandteil dessen, was ich fühle, wie es die veränderte Atmung ˇist, das
163 Klopfen des Herzens ist,
u.s.w..
Ich glaube es dasist das es, was William James meinte, wenn als er sagte, man weine nicht, weil man traurig ist, sondern man sei traurig, weil man weint. Der Grund, warum dieser Gedanke diese Idee oft nicht verstanden wird, liegt darin, daß wir uns die in der Äußerun[- |g]gen der eines Gefühl[e|s] als als ein künstliches ˇVerständigungs[M|m]ittel sehen auffassen, um den dem Andern wissen zu lassen zu zeigen, daß wir das dieses Gefühl haben. Nun ist gibt es keine scharfe Grenze zwischen solchen ‘künstlichen Mitteln der Verständigung’ & dem was man den ‘natürlichen Ausdruck des Gefühls’ nennen könnte. Vergleiche in dieser Hinsicht: a) Weinen, b) seine die S<t>imme erheben, wenn man ärgerlich ist, c) einen groben Brief schreiben, d) die Glocke ziehen, um einen Diener zu rufen, den man schelten auszanken will. |
53
Denken wir uns einen Stamm, in dessen Spra-che ein Ausdruck ist, entsprechend unserm “[E|e]r hat das & das getan”, & einer, der unserm ˇSatz “er kann das & das tun” entspricht. D[er|ie]ser zˇweite Ausdruck wird aber nur dort ge- braucht, wo auch der erste berechtigt wäre. <ˇ Beiläufig gesprochen: Sie sagen nur ‘ich kann es tun’, wenn sie es schon getan haben. > Was kann mich nun rechtfertigen Was aber kann mich rechtfertigen, das zu sagen? – Sie haben eine Form des Ausdrucks der Mitteilung, die wir ‘Erzählung vergangener Ereignisse’ nennen würden; w die Umstän- de unter denen diese Form der Mitteilung gebraucht wird, rechtfertigen diese unsere Bezeichnung. Es kommen nun aber Fälle vor, in denen wir sie eine Frage stellen, die wir durch unser “ wiedergeben würden durch: “Kann A das tun?” die Frage stellen: “Kann N. das & das tun?” Es wählt z.B. ein Führer Leute aus, die zu einer bestimmten Unternehmung geei- gnet sind; es soll ˇ z.B. eine Höhe erklettert, ein Fluß durchschwommen werden. Als ˇUnser Kriterium dafür,
164 daß der
Führer ‘solche Leute auswählt’, ist nichts nicht,was er spricht sagt, sondern sein & der Andern Be- nehmen & die übrigen Umstände. Der Führer stellt nun in diesem Fall diesen Fällen eine Frage<n> die, ihren praktischen f Folgen nach zu urteilen, wir wiedergeben müß- ten wiedergegeben werden müßten durch: – “Kann A A durch den Fluß schwimmen?”, “Kann B auf diesen Felsen klettern?”, etc. Sie wer- den aber bejahend nur von denen beantwortet, die tats<ä>chlich schon durch diesen Fluß geschwom- men sind, etc. Die Fragen des Führers sind nicht in der Form gestellt, in der etwa anläßlich einer Er- zählung gefragt wird “Hat A den Fluß durch- schwommen?” & sie werden nicht in der Form beant- wortet, wie diese Frage. Ist aber Einer nicht schon durch diesen Fluß geschwommen, hat aber etwa durch einen andern breiteren, so beant- wortet er die Frage des Führers nicht durch den bejahenden Satz, der der Fragestellung entspricht, sondern erzählt von seiner andern Leistung. |
Soll man nun in so einem Fall sagen, Haben die
Sätze “er hat das & das getan“, & “er kann das & das tun“ haben in dieser Sprache ˇnun denselbengleichen Sinn, oder verschiedenen Sinn? Wenn Du darüber nachdenkst, wirst Du einmal die eine, einmal die andre Antwort geben wollen. Und das zeigt nur, daß diese Frage hier keinen klaren ˇbestimmten Sinn hat. Ist Soll die Tatsache ausschlaggebend ˇsein, daß die Leute nur dann sagen “er kann …”, wenn er es getan hat, dann haben die Sätze den gleichen Sinn; wenn die Umstände, unter denen ein Aus- druck gebraucht wird, da[ß|s] bestimm[t|en], was Du den ‘Sinn’ nennst, dann haben sie verschiedenen Sinn. |
Der Gebrauch, der in diesem Beispiel vom Wort
‘kann’ – vom von dem Ausdruck der Möglichkeit – gemacht wird, kann ein Licht auf die Idee werfen, daß,
165 was geschehen kann, ˇmüsse schon
einmal muß gesche-hen sein (Niet<z>sche). Es ist wird auch interessant ˇsein im Lichte unserer Beispiele den Satz zu betrachten: “Was geschehen ist, geschieht, kann geschehen”. |
Ehe wir mit unserer Betrachtung<en> des
Gebrauchs des über den ’Ausdrucks der Moglichkeit’ fort- fahrensetzen, wollen wir überc ˇin auf das Gebiet unsrer Sprache etwas klarer werden blicken mehr Klarheit gewinnen, in wel- chem von Zukünftigem & oder Vergangenem Zukunft oder Vergangenheit die Rede ist; also in über den Gebrauch von Ausdrücken, wie diesen: “gestern”, “vor einem Jahr”, “in 5 Minuten”, “ehe ich dies tat”, etc.. |
54
Stellen wir uns vor, wie ein Kind in derSprachform der zum Gebrauch der ‘Erzählung vergangener Erei- gnisse’ abgerichtet werden könnte. Es hat gelernt verschiedene Dinge mit Worten zu verlangen (also gleichsam, Befeh- le zu geben wie in (1)). Ein Teil der Abrich- tung war die Übung Dinge zu benennen. Es hat so gelernt, ein Dutzend seiner Spielsachen zu benennen (& zu verlangen). Es hat nun etwa gerade mit dreien von ihnen gespielt (einem Ball, einem Würfel & einer Rodel); nun nimmt man sie ihm <fort> weg & der Erwachsene sagt etwas wie: “Er hat einen Ball, einen Würfel & eine Rodel gehabt”. ⋎ • <ˇ Das Kind lernt ihm den Satz nachsprechen & dabei auch die Bewegung des Herzählens an den Fingern zu machen. > Bei einer ähnlichen Gelegenheit bleibt bricht der Erwachsene in der die Aufzählung ab & bringt bewegt das Kind dazu sie fortzusetzen. ⋏↺ Bei der Aufzählung ˇder Gegenstände Dabei macht er etwa eine charakteristische Bewegung, : er zählt die Dingec sieˇ, wie wir sagen würden, an den Fingern einer Hand her. Bei einer weitern Gelegenheit fängt er den Satz nur an & macht die Handbewegung mit der die Aufzählung immer beginnt
166 &
läßt das Kind die alle Dinge selbst nennen.
DieHandbewegung des Herzählens an den Fingern soll hier eine Brücke bilden beim Übergang zum selbständigen Aufzählen des Kindes. zu des Kindes selbständigem Aufzählen. – Die Finger sollen das Kindc es bei der Aufzählung weiterleiten weiterführen. Und [D|d]er Lehrende wird wenn er die Auf- zählung abbricht ihm ˇdies versuchen durch seine die Gebärde[,|n] <&> <&> den ˇGesichts[A|a]usdruck der Erwartung, in Gesicht & Stimme & ein Heben der Stimme, ˇetc. weiterzuhelfen versuchen. etc.. Ob es zu der Einübung des Spiels kommt hängt davon ab, ob das Kind auf diese Anregungen eingeht. Es liegt hier nun ein Mißverständ- nis sehr nahe: die Mittel (Gebärden, etc) die welche der Lehrer gebraucht, um das Kind zum Fort- setzen der Aufzählung zu bewegen, aufzu anzusehen, als indirekte Mittel, sich dem Kind verständ- lich zu machen Andeutungen, mit denen er sich dem Kinde verständlich <zu> machen soll sucht. ˇSo [A|a]ls hätte das Kind bereits eine Sprache, in welcher es denkt, zu sich selbst spricht, & der Lehrer solle es nun dazu durch allerlei unvollkommene Andeutun- gen daz (seine Gebärden etc.) dazu bringen, daß es errät, was er meint. So also, als fragte das Kind sich in seiner eigenen Sprache: “Will erˇ nun, daß ich fortsetze, oder wieder- hole, was er gesagt hat, oder etwas anderes?” – Es wird also so dargestellt, als lernte das Kind nie die Sprache, ˇalso als lernte es ˇnie denken, sondern nur, von einer Sprache, von einer Sprache die es schon kann, in eine andre übersetzen. (Augustinus: et ecce paulatim sentiebam, ubi essem, et volun- tates meas volebam ostendere eis, per quos impleren- tur, et non poteram, quia illae intus erant, … Itaque iactabam et membra et voces, signa simi- lia voluntatibus meis, …) Die Wurzeln dieser Auffassung reichen gehen tief & ˇreichen verzweigen sich reichen weit. Denn wie
167 kann das Kind denken lernen, wie ich es
beschrei-be? Ich sage ja selbst, es wird ‘abgerichtet’! Kann man zum Denken abgerichtet werden? Das Denken ist doch der Gegensatz zum bloß mechanischen Handeln, & abgerichtet wird man doch gerade zum mechanischen Handeln! |
“Machst Du das Kind nicht zum Papagei,
der zum Reden abgerichtet wird?” – Aber kannst Du denn einen Papagei ˇ(oder etwa einen Affen) dazu abrichten, daß er eine Tabelle, gebraucht, Dinge zählt benennt, aufzählt, etc.? – “Aber ist das Denken nicht ein geistiger Vorgang?” – Von der Gei- stigkeit des Denkens, später. – |
55
Ein andres Beispiel einer primitivenArt der E<r>zählung vergangener Ereignis- se: Wir leben in einer Landschaft einem Talkessel mit einprägsamen Bergformen am Ho- rizont. Es ist leicht sich zu erinnern an welchem Ort die Sonne in einer be- stimmten Jahreszeit aufgeht, wo sie im Mittag steht & wo sie untergeht wieder hinter den Bergen verschwindet. Wir haben nun einige charakteristische Bilder der Sonne ˇunsrer Landschaft mit der Sonne in verschiedenen Stellungen. Die<se> Reihe die- ser Bilder will werde ich die ‘Sonnen[reihe|bilder]’ nennen. Wir haben auch charakteristische Bilder von ˇverschiedener Tätigkeiten des Kindes<:> , seines Aufste- hens, verschiedener seiner Spiele, das Kind, wie es am Mittagstisch sitzt beim Mittagmahl, und anderes mehr u.a.m.. Diese will werde ich die ‘Lebensbilder Bilder aus dem seinem Leben’ nennen. Ich stelle mir vor, daß das Kind oft die Sonne bei vielen seiner Tätigkeiten bei seinen verschiedenen Beschäftigung- gen oft die Sonne sehen kann; & wir lenken seine Aufmerksamkeit dabei oft auf
168 die
Stellungen der Sonne, – sie sei bei stehe über diesem
Berg,diesem Baum, etc.. Dann lassen wir das Kind ein Bild seiner ˇgegenwärtigen Tätigkeit<en> ˇsehen anschauen & dazu Bilder & eines der Sonne in de[r|n] richtigen entsprechenden Stellung<en>. Wir können so in groben Um durch diese Bilder gleichsam erzählen, was das Kind den Tag über ˇvon [m|M]orgens bis [a|A]bends gemacht hat, indem wir eine Reihe der ‘Lebensbilder Bilder aus seinem Leben’ legen & etwa darüber, in ˇder richtige[r|n] Zuordnung, die ˇReihe der Sonnen- bilder’. Wir werden dann das Kind eine sol- che Bildergeschichte<,> ˇdie wir angefangen haben, ergänzen lassen. Oder wir werden beim [l|L]egen der Bilder absichtliche grobe Irrtümer machen Unrichtigkeiten legen & das Kind sie ausbessern lassen, etc.. D<i>eses Sprachspiel kann man sich am leichtesten besten mit von Worten begleitet vorstellen. |
“Aber die Zeichen der Aufmunterung des Bei-
falls, der Mißbilligung, u.s.f., muß ja das Kind doch verstehen ehe es abgerichtet werden kann, diese Sprache kann das Kind doch nicht lernen.”– |
<←> Teils lernt es sie, teils ‘versteht’ es sie vor jedem Unterricht. Überlege aber was wir hier ‘verstehen’ nennen. Worin besteht das Ver- stehen? – Mit dieser Frage werden wir uns spä- ter beschäftigen müssen. |
56
Eine Variante von (55): Im Kinderzimmerist eine große Uhr. Der Einfachheit Stellen wir sie uns zur Einfachheit nur mit einem Stundenzeiger vor. Die Geschehniße des Was den Tag über geschieht, wird wie oben ‘erzählt’, aber es gibt hier keine Reihe der Sonnenbilder; statt ihrer verwen gebrauchen wir die Ziffern des Zifferblatts der Uhr. Wir schreiben eine Ziffer zu einem ‘Lebensbild’. ‘Bild aus dem Leben’<.> |
57
Zeitbegriffe treten auch in das einfachereSpiel ein<,> ˇbloß eine Reihe von Aber auch in diesem einfachern Spiel arbeiten wir mit Zeitbegriffen: Es werden Lebensbildern ˇwerden in eine Reihe zu legen gelegt, der ˇzeitlichen Ordnung der Tätigkeiten
169
entsprechend.
Wir könnten ˇin dieses Sprachspielmit Hilfe der die Wörter ‘vor’ & ‘nach’ einführen. In diesem Sinne kann man sagen daß in ˇdieses Spiel ihm die Begriffe ‘vor’ & ‘nach’ eintreten, aber nicht der Begriff der Zeitmessung. (Ich verstehe also hier unter “Begriff” nichts [g|G]eistiges.) Es wäre offenbar nicht schwer von den Spielen (55), (56), (57) auf die Erzählung von Ereignissen in Worten überzugehen. |
Vielleicht wird jemand bei der Betrachtung
solcher Formen der Erzählung denken, daß in ihnen der eigentliche Zeitbegriff noch ˇgar keine Rolle spielte, sondern nur irgend ein roher Ersatz für ihn. desselben. – Nun, wenn jemand behauptet, es gä- be einen Begriff von ‘fünf Uhr’, der die eine Uhr nic<h>t voraussetze, die Uhr diese sei nur das Instru- ment, mit dem mehr oder weniger genau fest- gestellt werde wird, wann es fünf Uhr seic ist; oder ˇwenn er behauptet<,> es gäbe den einen Begriff der ‘Stunde’ der kein Instru- ment Werkzeug der Zeitmessung voraussetze, werde ich dem nicht widersprechen, sondern ˇihn nur von ihm verlangen fragen, in welcher Weise er die Ausdrücke Worte ‘Stunde’ & ‘fünf Uhr’ gebraucht //sondern nur von ihm verlangen, daß er seinen Gebrauch der Ausdrücke … beschreibt//. Und involviert dieser Gebrauch keine Uhr, so werde ich weiter fragen, Und ist es nicht der, der eine Uhr involviert, so ist es ein andrer; & dann werde ich fragen …… warum er die Ausdrücke ‘fünf Uhr’, ‘eine Stunde’, ‘eine lange Zeit’, ‘eine kurze Zeit’ einmal in Verbindun Zusammenhang mit der Uhr, & einmal unabhängig von ihr gebraucht: Dies wird so sein, wegen gewisser Analogien, die zwi- schen den beiden Arten des Gebrauches bestehen. Aber wir haben nun eben [Z|z]wei solche Arten, & ˇes ist kein Grund keine <eine> von ihnen wird man <’>die ’reinere’, oder <’>die ’eigentl<ic>he’ <zu> nennen<.> können. sollte man … nennen. |
58
Dies könnte durch folgendes Beispiel klarerwerden: Wenn wir von jemand<em> verlangen jemandem befehlen: “Sag eine
170 Zahl,
irgendeine, die [d|D]ir gerade einfällt”, sokann er dies im allgemeinen <so>gleich tun. Ange- nommen nun, Ich nehme nun an, es hätte sich gezeigt, daß die Zahlen, die so geantwortet werden, zur Antwort kommen, vom Morgen bis zum Abend ˇjedes Tages zunehmen; der Mensch beginnt die Menschen beginnen anc jede[|]c Morgen mit ˇirgend einer kleinen Zahl & erreichten die größte höchste ˇZahl //ein Maximum//, ehe er sie des nachts ein- schläft einschlafen. – Denke, was uns dazu bewegen könnte, : was könnte uns dazu bewegen, diese Erscheinung Reaktionen Zahlen ein ‘Mittel der Zeitmessung’ zu nennen; oder sogar, zu sagen, sie ˇjene Zahlen sie seien die eigentlichen Meilensteine ˇim Verlauf der Zeit ihr Verlauf sei die Zeit; & Uhren, Sonne, etc., seien nur indirekte Anzeiger zeigten nur indirekt die verflossene Zeit an. <ˇ… diese Erscheinung ein ‘Mittel der Zeitrechnung’ zu nennen; oder, sogar zu sagen, das Wachsen dieser Zahlen sei die Zeit. Und Uhren, Sonne, etc. zeigten nur indirekt den Verfluß der Zeit an.> (Prüfedie Be- hauptung, das menschliche , was an dem Satz ist, unser Herz sei die eigent- liche Uhr, die hinter allen andern Uhren<.> stehe.) |
Betrachten wir weitere Sprachspiele in
die Zeitbestimmungen eintreten: |
5[8|9]
Eine Variation des Sprachspiels (1): Wirdein Befehl gegeben <(>wie ‘Platte!’, ˇoder ‘Würfel’, < etc),> so führt B ihn nicht sogleich aus, sondern wartet, bis der Zeiger einer Uhr an einem Punkt ˇdes Zifferblatts angelangt ist steht, den wir beim Ausru- fen Aussprechen des Befehls mit dem Finger bezeichnen. Man könnte sich denken, daß das Kind zu- erst abgerichtet wird, die Befehle unver- züglich auszuführen[;|.] [w|W]enn es das kann, gibt man wiederc einen solchen Befehl, & <&> zeigt dabei auf einen Ort Punkt des Zifferblat- tes, & hält ˇaber das Kind zurück, daß es den Befehl nicht ˇgleich ausführen kann<;> ˇman & läßt es erst frei, wenn der Zeiger dort an <je>[d|n]em Punkt angelangt gelangt ist. – Wir könnten in dieses Spiel ein Wort einen Ausdruck einfüh- ren einführen von der Funktion wie das Wort ˇein Wort wie das <…> unser ’jetzt’ einführen: Es gibt in unserm Spiel Wir geben zwei Arten von Befehlen; solche, die, die einen sind wie in (1), unverzüglich• ausge- führt werden sollen, & solche, die ˇandern in einem
171 bezeichneten
Zeitpunkt auszuführen<.> sind. Um den Unterschied der beiden Arten deut- licher zu machen, setzen fügen wir den Befehlen der ersten Art ein Wort bei & rufen, z.B., ‘Platte jetzt!’. |
Man könnte jetzt leicht Sprachspiele
beschreiben mit Ausdrücken wie: “in fünf Minuten”, “vor einer halben Stunde”, u.a.. |
60
Sehen wir noch den Fall <an> einer Beschreibungder Zukunft an, eine Vorhersage: ˇIch nehme an<,> Wir lassen ein Kind die we[l|ch]selnden Lichter an einer Straßenkreuzung beobachten & spannen seine Erwartung ˇdarauf, was wohl das nächste Licht sein werde. Wir haben eine rote, eine gelbe & eine grüne Scheibe & drücken die Erwar- tung eines Lichts einer bestimmten Farbe durch das Zeigen auf eine der Scheiben aus. (Wir geben der Freude über die richtig geratene erratene Farbe, der Enttäuschung über die unrichtig geratene Ausdruck.) Endlich wird das System erkannt, nach welchem die Lichter wechseln & das Raten geht in ein Vorhersagen über. Weitere-[E|e]ntwicklungen dieses Spiels lassen sich leicht vorstellen. |
Es könnte kann uns nun auffallen, daß wir in
die-
sen Sprachspielen nicht diec den Begriffe der Gegenwart, Vergangenheit & Zukunft, in ihre[r|m] problematischen, beinahe geheimnisvollen, Gestalt Aspekt antreffen. begegnen. Was für ein Aspekt dies ist & wie man wir zu ihm gelangt gelangen, kann man am deutlichsten deutlich erkennen, wenn man die<se> Fra- ge betrachtet: “Wohin kommt geht die Gegenwart, wenn sie Vergangenheit wird, & wo ist die Vergangenheit?” – Unter welchen Umständen kann uns diese Frage bewegen? Denn unter gewissen Umstän- den kann sie es nicht, & wir würden sie als Un- sinn beiseite schieben. Es ist klar, daß diese Frage sie dann am leichtesten in unserm Geiste auftauchen
172 wird, wenn uns beim Nachdenken über dieZeit das Bild ˇdes Kommens & Gehens<,> des [v|V]orüberfließens, gefangen hält; wenn wir in erster Linie immer an Ge- schehnisse denken<,> in denen ein in denen es ein solches Vorbeiziehen wirklich gibt. Wie etwa, wenn wir an einem Fluß stehen auf dem Holz geflößt wird: die Stämme ziehen an uns vorüber; die, welche vorüber sind, sind alle rechts von mirc uns, die noch kommen, sind links. Wir gebrauchen dies<en> ˇVorgang nun als Gleichnis für alles Geschehen[;|.] [j|J]a das Gleichnis ist in ˇdie Ausdrücke unserer Sprache verkörpert gelegt, denn wir sagen, eine Krankheit ‘zieh[e|t] vorüber’, ‘es kommt ein Krieg’, etc.. etc.. [w|W]ir sprechen sprechen vom Lauf der Ereignisse, <–> aber auch vom Laufe der Zeit, – des Flusses, auf dem welchem die Stämme ˇan uns vor- beischwimmen.ziehen. (ˇ“die Zeit ist da”<,> “die Zeit ist längst vorbei”, “es kommt die Zeit”, etc.<,> etc.) Und so kann mit dem Wort “Zeit” das Bild eines ätherischen Flusses un- trennbar verbunden sein, mit den Worten ‘Vergangenheit’ & ‘Zukunft’ das Bild von Gebieten,, Ländern, aus deren einem die Ereig- nisse in das andre ziehen<.> [u|U].s.f. (“das Land<”> der Zukunft”<,>) der Vergangenheit.) Und doch können wir natürlich keinen solchen Strom finden & keine sol- chen Örter. Die Grammatik [u|U]nserer Sprache läßt eben Fragen zu<,> ˇzu denen es keine Antwort gibt. & Und sie verleitet uns zu ihnen durch ihre die Bild- haftigkeit des Aus- drucks diese Fragen zu stellen. durch die Bild- haftigkeit des Ausdrucks. Eine Analogie nimmt hat unser Denken gefangen & zieht es genommen & schleppt es unwiderstehlich mit sich fort. |
Dies geschieht auch<,> dann wenn uns die
Bedeutung von ‘jetzt’ zu etwas Geheimnisvollem wird. In unserm Beispiel (59) ist es klar, daß die Funktion des Wortes ‘jetzt’ in keiner Weise vergleichbar ist der ganzlich verschieden ist von der eines Ausdrucks der Worte
173 ‘5 Uhr’,
‘mittag’, ‘die Zeit des
Sonnenuntergangs’ etc.,. Diese Ausdrücke werde ich ‘Zeitangaben’ nennen. Aber unsere Sprache gebraucht das Wort ‘jetzt’ & Zeitangaben in ähnlichen den gleichen Satzzusammenhängen wie die Zeitangaben. Wir sagen: “Die Sonne geht jetzt unter” & “Die Sonne geht um 6 Uhr unter”. Und, was was die Verwechslung noch mehr nahe legt, “Jetzt ist es 6 Uhr”. |
Wir sind versucht zu sagen, daß so-
wohl ‘jetzt’ als auch ‘6 Uhr’ einen Punkt der Zeit angeben bezeichnen. Und so kann <die> Frage entstehen: “Was ist das Jetzt?” Denn es ist ein Augenblick der Zeit & doch kann man es nicht definieren als den Augenglick in welchem ich rede ˇ(das Wort ‘jetzt’ ausspreche), oder den Augenblick in wel- chem die Uhr schlägt, u.s.f.. Unsere Antwort ist, daß die Funktion des Wortes ‘jetzt’ eine andere ist, als die der jener Zeitangaben. Sie ist ihr auch nicht ähnlich; aber es besteht natürlich ein Zusammenhang. (Wie die Funktion eines Ham- mers der eines Nagels nicht ähnlich ist, aber ein Zusammenhang besteht.) (Aber Nur nicht der, der Ähnlichkeit.) Dies ist leicht zu sehen, wenn man ansieht Du ansiehst, welche Rolle das Wort im Ge- brauche der Sprache spielt, ich meine, in der ganzen Praxis des Sprachspiels der Sprache; & nicht bloß, in was für Sätzen es gebraucht wird. Vergleiche das mit dem Wort ’jetzt’ mit de[m|n] Zeitzeichen Befehl ‘los!’, etwa bei<m> einem Rennen. Auch dieser ‘bezeichnet einen Augenblick’. (‘Jetzt’ könnte kann man ein ‘Zeitzeichen’ nennen. Das Klatschen beim Befehlen einer Turnübung.) ˇ Das Wort ‘heute’ ist kein Datum. |
Es ist gesagt worden ‘jetzt’ sei der
Name
eines Zeitmomentes; wie ‘hier’ der Name eines Orts, ‘dieses’ der Name eines Gegenstandes & ‘ich’
174 der Name einer Person.
(Man kann dies dann natür-lich auch von den Ausdrücken ‘Vor einem Jahr’, ‘da drü- ben’, ‘Eure Majestät’, etc. sagen.) (Vergl. (5)) Die Gründe zu diesem Gedanken sind weitverzweigt. – Ich könnte mir Es ist beinahe so, wie wenn jemand, etwa, auf einen Teil des Gehirns zeigend sagen würde: “Das ist der eigentliche Mensch”. Die Antwort da- rauf wäre: “Nein, das ist nicht der Mensch. D.h., das ist nicht, was man ‘den Menschen’ nennt. Aber ich verstehe wohl, daß man unter Umständen versucht ist, so etwas zu sagen. Wir wünschen z.B., daß das Wort ‘Mensch’ etwas [e|E]infaches, [p|P]rimitives bedeuten solle, nichts [z|Z]usammen- gesetztes. Etwas wofür sich klare Gesetze ange- ben lassen, nicht etwas, wobei es ˇunscharfe Grenzen, ein Mmehr oder Wweniger, gibt. – Wenn man den Eigennamen eines Menschen, oder etwa den Namen einen ˇwie “Nothung” nicht ‘Namen’ im ‘strengen, logischen’ Sinn des Wortes nennen will, so ist es, we<i>l ein Name etwas [e|E]infaches bezeichnen soll. – Das Schwert Nothung aber g besteht aus Teilen in einer bestimmten Zu- sammensetzung. Sind sie anders zusammenge- setzt, so existiert Nothung nicht. Nun hat aber ˇoffenbar der Satz “Not<h>ung ist hat ein<e> scharfes Schwert Schneide” Sinn, ob [n|N]othung noch ganz ist, oder schon zerschlagen. Ist aber “Nothung” der Name eines Gegenstandes, so gibt es diesen Gegenstand nicht mehr, wenn das Schwert Nothung zerschlagen ist; & da dem Namen dann kein Gegenstand ent- spräche, so hätte er keine Bedeutung. Dann aber wäre stünde in dem Satz “Nothung hat eine [S|s]charfe Schneide” ein Wort ohne Bedeutung das keine Bedeutung hat & daher ˇwäre der Satz Unsinn. Nun hat er aber Sinn, also kann ‘Nothung’ nicht der Name eines Gegenstands sein muß den Wörtern, aus
175 denen er in analysierter Form
zusammengesetztist immer schon etwas entsprechen. Also muß das Wort ‘Nothung’ bei der [a|A]nalyse des Sinnes ver- schwinden & statt seiner Worte gesetzt werden eintreten, die Einfaches benennen. Diese Worte werden wir billiger- weise die eigentlichen Namen nennen. – Dieses Raison- nement hängt an verschiedenen Irrtümern: a) die Idee einem Wort müsse ein Gegenstand ‘entsprechen’, damit es Bedeutung habe.(Die <,> die Verwechslung von der Bedeutung mit dem Träger eines Namens) b) ein<…> falscher Begriff von der philosophischen, oder lo- gischen Analyse eines Satzes<,> . ([m|M]an denkt sie sich als sei sie ähnlich ähnlich der chemischen, oder mechanischen) physikalischen. c) [E|e]ine falsche Auffassung der ‘logischen Exactheit’, Un- kenntnis des Begriffs der ‘Familie’. – |
Aber nichts unähnlicher, als der Gebrauch des Wor-
tes “dieses” hinweisenden Fürwortes & eines Eigennamens! ( – [W|w]enn man näm- lich die Praxis des Sprachspiels ansieht & nicht bloß die Stellung der Wörter in ˇunsern Sätzen<:> – Denn wir sagen allerdings: “d[as|er] ist klein, groß”, <–> & auch: “Hans ist groß”; aber v[i|e]rgiß nicht, daß der erste Satz sinn- los ist, ohne die zeigende Gebärde<…> & das Ding worauf den Gegenstand auf den wir zeigen. – Was ˇetwa mit einem Namen verglichen werden könnte ist nicht das Wort ‘d[as|er]’, sondern dieses Wort zusammen mit der zeigenden Gebärde & dem Ding. Gegenstand. |
Man könnte sagen[:|,] [E|e]s ist charakteristisch
für einen Namen, daß wir ihn im Satz “[d|D]ies ist A” gebrauchen können[[.|:]|;] Aaber es ist ˇaber sinnlos Unsinn zu sagen “[d|D]ies ist dies”, oder “[d|D]ies ist jetzt”. – |
Problematisch ˇerscheint uns auch manchmal
der Satz der ein ˇzukünftiges Ereignis der Zukunft beschreibt, & zwar mehr, als die eine Beschreibung eines vergangenen Er- eignisses. Denn wenn man zukünftige mit vergangenen Ereignissen vergleicht, möchte man beinahe sagen, daߡdiese, wenn ˇsie auch diese nicht ˇmehr im
Unterwelt, in die sie aus der Wirklichkeit hinabgestie- gen sind, während die [Z|z]ukünftigen Ereignisse nicht einmal auch jene diese Schattenexistenz ˇnicht haben. Wir könnten uns freilich ein Reich der ungeborenen, zukünftigen, Ereignisse denken, aus dem welchem sie diese in die Wirklichkeit treten, & von da ins Reich der Vergangenheit[; &|. Und] wenn wir in an diese[m|s] Bild denken, so könnte es uns wundern, daß die Zukunft uns weniger wirklich vorkommt, als die Vergangenheit. Aber vergessen wir nicht, daß unsere die Grammatik der zeitlichen Ausdrücke unserer Zeitbegriffe nicht symetrisch ist in Bezug auf die Gegenwart. ↻[D|d]er Begriff des ’Gedächtnisses’ ↻tritt ˇDenn [[i|I]|i]n der Grammatik der ’Zukunft’ • • nicht auf, auch nicht ‘mit umgekehrten Vorzeichen’. – Vielleicht wird man sagen: “Was hat das mit Grammatik zu tun[,|?] [w|W]ir erinnern uns eben nicht an die Zukunft!” Nun das kommt darauf an, wie man das Wort erinnern gebraucht. In uns[e|r]er gewöhn- lichen Sprache hat es keinen Sinn zu sagen: “Ich erinnere mich deutlich an das, was mor- gen geschehen wird”, – auch dann nicht, wenn ich ein Prophet bin. (Hier ist es nützlich, an die Worte zu denken, “daß der ein Mensch, der an die Vergangenheit denkt, den Blick zur Erde richtet; der Mensch aber, der an die Zukunft denkt, ihn nach oben richtet”. Denn wenn Du Dich erinnernd, & voraussagend, denkst, wirst Du sehen, daß daran etwas Wahres ist.) In wiefern die Erfahrungstatsachen jene Zeitbe- griffe bestimmen, <–> ˇdiese sind gleichsam die Maßeinheiten, nach welchen wir jene Messen – davon später. Man könnte unsre Zeitbegriffe durch den Satz charak- terisieren: “Die Vergangenheit ist doch wenigstens schon dagewen, die Zukunft aber noch gar
177 nicht”.
Und so kommt es, daß gesagt wor-den ist, Sätze über zukünftige Ereignisse seien eigentlich keine wirklichen Sätze (denn es entspräche ihnen sozusagen gar nichts). die zukünftiges beschreiben, sind eigentlich gar keine Sätze (denn es entspricht ihnen sozusagen gar nichts). – Dies ist natürlich in Ordnung, wenn es bloß eine Bestimmung darüber sein soll, wie der Schriftsteller Philosoph Einer das Wort ‘Satz’ ge- brauchen will[,|.] <ˇund [w|W]er dies sagt, steht offenbar unter dem ˇstarken Eindruck der Assymetrie ‘Zukunft’ – ‘Vergangenheit’.> [w|W]enn auch diese Betim- mung wohl ˇEinschränkung des Gebrauchs des Wortes ‘Satz’ letzten Endes auf einem Mißverständnis des Funktionierens unserer Sätze im all- gemeinen beruht. Gewiß könnte es unter Umständen natürlich sein, den Gebrauch des Wortes ‘Satz’ so einzuschränken. Der Philosoph ist aber in ˇder Gefahr, zu glauben, er habe ˇnun einer Art wissenschaftlicher Erkennt- nis über die ‘Natur der Zukunft’ [a|A]ausdruck gegeben. |
61
Stelle Dir folgendes Spiel vor: Jemand wür-felt; & vor jedem ehe er einen Wurf macht, zeichnet er vor sich eine der Flächen des Würfels auf hin. Zeigt ihm nach dem Wurf der Würfel die Seite, die er gezeichnet hat, so gibt er der Befriedigung Ausdruck, andernfalls der Unbefriedigung. – Oder es seien zwei Spieler: Sie würfeln abwechselnd; wenn ehe der eine würfelt, zeichnet der andere eine Fläche des Würfels auf hin; ist es die, die kommt, so zahlt gibt der Würfelnde dem Andern ˇein Geldstück, andern- falls zahlt dieser dem Würfelnden. |
Das Zeichnen der Würfelfläche wird man in die-
sem Fall ein ‘[r|R]aten’ nennen, oder ˇunter Umständen auch eine ’Vermut[un|en]<’>g’. |
62
Bei einem gewissen Volksstamm werdenWettkampfe abgehalten im Laufen, Speerwerfen, etc.[;|.]& die Zuschauer Vor jedem Wettkampf
178 werden die
Bilder aller Teilnehmer Wettkämpfer in einer Reiheaufgestellt & jeder Zuschauer legt ein Packchen Geld unter eines dieser Bilder. Gewinnt im Wett- kampf der, unter dessen Bild er der Zuschauer sein Geld gelegt hat, so erhält der Zuschauer sein Geld zurück & noch mehr dazu; verliert j andern- falls verliert der Zuschauer sein Geld. So einen Gebrauch würden wir zweifellos ‘Wetten’ nennen; auch dann, wenn diec ˇes in der Sprache jenes Stam- mes keine Ausdrücke keinen Ausdruck ˇenthält für ’Grade der Wahrschein- lichkeit’, ’chancen’ etc.<.> gibt. |
Ich nehme an, daß das Benehmen der Zu-
schauer ehe & nachdem die Ergebnisse vor & nach dem Ausgang des Wettkampfs bekannt sind Spannung, Teilna<h>me, Be- friedigung & Unbefriedigung ausdrückt. Ferner, wenn ich die Wetten der Zuschauer prüfe, so finde ich, daß ich verstehe, ‘warum’ sie ges besonders auf diesen oder jenen Teil- nehmer gesetzt haben. So wird meißt auf den stärker gebauten von zwei Ringkämpfern ge- setzt; & wenn auf den Andern, so finde ich daß jener kurz vorher krank war, oder dieser i[n|h]<n> einem ähnlichen Fall schon einmal früher einmal [g|b]esiegt hat; u. dergl.. |
Dabei aber hat ihre Sprache keinen Ausdruck
der Begründung. D.h. nichts in ihr entspricht unserm einem Satz ˇwie: “Ich setze auf diesen Mann Ringer, weil er in guter Form ist, während jener ˇandere kürzlich krank war”, u.s.w.. – Ich könnte sagen[,|:] [m|M]eine Beobachtung lehrt hat mich gewisse Ursachen gelehrt, die auf die Wetten Einfluß nehmen[;|,] aber die Wettenden habenˇ, oder verwenden, keine Gründe beim Setzen auf einen Wettkämpfer. |
Denken wir uns nun einen Fall, in welchem
die Sprache die Form der Begründung enthält. Das Sprachspiel nun ‘Gründe für seine Hand-
179 lungen geben’
setzt nicht das Finden vonUrsachen dieser Handlungen voraus beinhaltet nicht das Auffinden von Ursachen …… (durch wiederholte [b|B]eobachtung der Umstände, unter denen welchen es zu diesen Handlungen kommt). |
63
Stellen wir uns diesen Vorgang vor: Wenn
[E|e]in Mann im Wenn ein Zuschauer in den bei einem Wettk[ä|a]mpfen seine Wette verloren hat, wird er von den Andern geneckt & ausgelacht. Als Antwort weist er, <–> wie wir sagen würden[;|:] zur Rechtfer- tigung seiner Wette – auf die Mus mit übertreibender Gebärde auf die Muskel- partien des Kämpfers auf Höhe den Biseps, die Höhe die ˇauf Muskeln<,> Brust, die Höhe ˇ etc. des Kämpfers, auf den er gewettet hatte, – wie wir sagen würden: zu[m|r] Rechtfertigung seiner Wette. um seine Wette zu rechtfertigen. Man ˇIn ahnlicher Weise könnte ˇman sich eine Discussion über die der chancen zweier Kämpfer so vor- stellen: Zwei Leute Zuschauer zeigen weisen abwechselnd auf das, was ihnen den Sieg ihres Kandidaten zu versprechen scheint. A zeigt auf die Höhe der Gestalt des S[e|E]inen; B zuckt ˇdarauf die Achseln & [w|z]ei[s|g]t auf den Bizeps des Andern; etc. u.s.f.. Der Fall Die Diskussion k[a|ö]nn<te> leicht so beschrieben werden, daß man wir sagen würde müßten, A & B g gäben Grün- de an für ihre Wahl. //Wir könnten den Fall leicht dahin ausführen, daß man geneigt wäre zu sagen …// |
“Setzt aber das Angeben solcher Gründe nicht
voraus, daß die Leute Zusammenhänge be- obachtet haben zwischen dem Ausgang eines Kampfes & der körperlichen Beschaffenheit der Kämpfenden?” – Aber ob ˇnun diese Annahme nun verständig berechtigt erscheint oder nicht, so habe ich sie jedenfalls in der Beschreibung unseres des Falles nicht gemacht. (Noch habe ich die Annahme ge-
180 macht, daß die Wettenden Gründe für ihre
Gründeangeben.) Wir würden in einem Fall, wie dem eben beschriebenen nicht überrascht sein, in der Spra- che der Leute Ausdrücke zu finden für Grade der Überzeugung, Vermutung, Sicherheit. Z.B. ein Wort, daß in verschiedenem Ton ausge- sprochen wird; oder eine Reihe von Wörtern. (Ich denke aber nicht an ˇden Gebrauch einer Skala der von Wahr- scheinlichkeiten.) – Es ist auch leicht sich vor- zustellen, daß sie das Wetten mit Ausdrücken begleiten die wir übersetzen würden in der Form: “Ich glaube daß A N den M im Speerwerfen schlagen kann”, etc.. – Ich übersetze das Wort, das sie gebrauchen mit ‘kann’ & nicht mit ‘wird’, denn weil sie haben ein Hilfszeitwort der Zukunft haben, das sie z.B. ˇin Sätzen gebrauch[e|t]n ˇwird, analog unserm “Er wird heute von der Reise zurückkommen”, “Er wird ihn schlagen”, wenn er kommt”, etc.. |
64
Ein Stamm, <in> dessen ˇSprache die Erinnerung an einEreignis ↻mittels<…> einer Handbewegung be- schrieben dargestellt wird•, die nach hinten wei[ßt|st]; die Erwartung eines Ereignisses mit einer Hand- bewegung, die nach vorn weist ([w|W]ie wir sie etwa machen, wenn wir sagen “Das liegt <schon> lang hinter mir”, oder, “Das liegt noch vor mir uns”[.|)]. Sie begleiten jede<…> der beiden Be- wegungen mit einem Hilfszeitwort (der Ver- gangenheit, & Zukunft). Beschreiben sie eine Erinnerung vergangenes Ereignis, so stellen sie es Sprachlich in Worten & mimisch dar & wieder holen in ihrer Darstellung das Zeichen der Vergangenheit, <;> etc.c. Bei gewissen Gelegenheiten aber, wenn sie, wie wir sagen würden, die Eignung eines Dinges, ˇeines Menschen oder Tieres erwägen etwas bestimmtes zu tun, drücken
181 sie ihre
Erwartung, daß es dies tun werdedurch ein anderes Hilfszeitwort aus. Wenn sie also, wie uns die Situation lehrt, erwägen, ob ein bestimmtes Wurfgeschoß im- stande sein wird das & das Tier zu erle- gen, so sehen sie etwa eines der Geschoße prüfend an, & sagen dabei machen die & sagen, mit der Handbewegung, die in die Zukunft weist der Erwartung der Voraussicht, “[e|E]s kann ihn erschlagen” (so will ich's übersetzen). Sie sagen aber bei ander[n|e]n Gele- genheiten z.B.: “Wenn jetzt ein Mann in die- ser Schlucht geht, so wird ihn dieser Fels- block erschlagen.” |
65
In einer Sprache wird Menschen gebrauchen ein besonderes
Hilfs-zeitwort gebraucht, wenn man sie den Erfolg einer körperlichen Anstrengung voraussagen<.> will wollen. Ich will ˇdieses Hilfszeitwort es durch das Wort ‘können’ wiedergeben; “[I|i]ch kann” heißt ˇhier dann aber immer: “es wird mir gelingen”, “er kann”<:> , “es wird ihm gelingen” etc.. Ihr Gebrauch jenes Hilfszeitworts Worts entspricht also nicht ganz dem unsern des Wortes “können”; denn ˇwenn wir fragen etwa jemanden, etwa bei Tisch, fragen “Wie hoch kannst Du springen<?>“, so muß die seine Antwort nicht bedeuten, uns jemand, etwa bei Tisch, sagt “ich kann 80 cm hoch springen“, so muß das nicht heißen, daß er glaubt, er werde jetzt einen Sprung von dieser Höhe ausführen, sondern er kann uns ˇeinfach bloß angeben, wie hoch er schon gesprungen ist. |
In den letzten drei Fällen ist das Wort ‘können’
das Merkmal einer Voraussage. Das heißt natürlich nicht, daß ich einen Satz in diesen Fällen eine ‘Voraussage’ nenne, weil das Wort ‘kann’ in ihm steht; sondern, wenn eine ‘Voraussage’, nenne ich ihn der Situation wegen, in der er gebraucht wird; und ich gebe ein
182 Wort jener Sprache durch
‘kann können’ wieder, weilwir es unter diesen Umständen das Wort ‘können’ gebrauchen würden & weil ich ein Wort ihrer Sprache in ein analoges Wort der unsern über- setzen will. |
Nun ist es offenbar der Gebrauch von
‘können’
in (63), (64), (65) nahe verwan<d>t dem in ˇden Fällen (50) – bis (53); der Unterschied aber war, daß in (50) etc. ˇdiesen ˇaber war der Aus- druck ‘etwas das & das kann geschehen’ keine Voraussage. Nun kann man einwenden, wir seien doch nur darum gewillt gewesen in jenen früheren Beispielen Fällen das Wort ‘können’ zu verwenden, weil es dort angeht, eine Annahme über das zukünftige Verhalten zu machen. ([W|w]er einmal diesen Fluß durchschwommen hat, von dem kann man annehmen, es werde ihm jetzt wieder gelingen.). – Nun ist es freilich so, daß ich ˇdie Beispiele in (50) etc absichtlich solche Beispiele gewählt habe, daß eine Annahme über das zukünftige Verhalten nahe liegt; aber ich habe sie auch absichtlich so gewählt, daß keine solche Annahme gemacht wird. Wir können ja sagen, Menschen würden eine solche Ausdrucks- weise nie gebrauchen, wenn sie nicht die Erfahr- rung gemacht hätten, daß manˇ, z.B., von diesen & diesen Proben, z.B., auf ein solches Benehmen des Menschen in der Zukunft schließen könne. Diese Hypothese mag richtig sein, aber die Beispiele (50) etc. setzen sie nicht voraus. machen von ihr keine Verwendung. |
66
Stellen wir uns nun diese[n|s] Vorgang Spiel vor: Aschreibt eine Reihe<n> von Zahlen an, B sieht ihm zu & versucht ↻das ein Gesetz in der ange- schriebenen Zahlenfolge• zu finden. Ist es ihm gelungen, so sagt er: “jetzt kann ich fortsetzen”. – Dieses Beispiel ist besonders lehr- reich, weil es scheint, daß hier die diese Fähigkeit
183 fortzusetzen etwas ist, was
momentan plötzlich ˇin einem
bestimmten Augenblick eintritt kommt da ist; sodaß wir uns fragen können: was ist es, was hier eintritt? <ˇ Dies sollte man doch nun finden können! > – Es sei ˇAngenommen also A habe die Zahlen •1, 5, 11, 19, 29 ↺anhingeschrieben; an diesem Punkt da sagt B: “Jetzt kann ich fortsetzen”. Was geschah da, als er plötzlich weiter wußte? – Vielerlei konnte geschehen sein. Nehmen wir an: B hat sich [w|W]ährend A langsam eine Zahl nach der anderen hinschreibt, damit ist B beschäftigt verschie- dene algebraische Formeln mit an den schon ange- schriebenen Zahlen zu vergleichen probieren //versuchen//. Als A ‘19’ ange- schrieben hatte versuchte B die Formel an = n² + n ‒ 1; die ‘29’ bestätigte seine Vermutung Annahme. |
67
Oder aber: B dachte denkt an keine
Formel nicht an Formeln.
Ersieht mit einem gewissen Gefühl der Span- nung zu, wie die Reihe der Zahlen wächst, die A anschreibt; dabei schwimmen ˇihm <ihm> allerlei unklare Ge- danken in seinem Geist Kopfc vor der seiner Seele. Dann sagt er zu sich selbst: “[e|E]r quadriert immer & zählt 1 dazu”; dann nun rechnet er die nächste Zahl aus & findet, daß A die gleiche ˇZahl anschreibt. |
68
Oder: Die Reihe die A anschreibt ist2, 4, 6, 8. B sieht sie an & sagt: “Natürlich kann ich weiter!”– <,> & setzt die Reihe der gera- den Zahlen fort. – Oder er sagt gar nichts & schreibt die Reihe bloß weiter. Vielleicht hatte er, als er die Reihe ‘2<,> 4, 6, 8’ sah, eine Empfindung, oder Empfindungen, wie sie oft die Worte begleiten die man durch die Worte “Das ist leicht!“ beschreiben kann. Eine solche Empfindung ist z.B. ein schnelles ˇleichtes Einziehen des Atems, ˇähnlich wie //ähnlich der// bei einem leichten gelinden Schreck. |
Soll ich nun sagen erklären, der Satz
“B kann die Reihe
fortsetzen” heiße sage, daß einer der eben beschriebenen Vorgänge stattfindet? Ist es nicht klar, daß
184 dieser Satz nicht der gleiche ist, wie der,
B denkean falle die Formel ˇein, an = n² + n + 1? Dabei kann es keinen Unterschied machen, ob dieses Einfallen, darin besteht, daß die Formel vor B's geistigem Auge erscheint, oder ob er die Erfahrung hat, sie vor sich hinzuschreiben, sie auszusprechen, oder aus einer Reihe vor ihm aufgeschriebener Formeln aus mit dem Blick auszuwählen. – [Neue Zeile] “Hätte ein Papagei die Formel ausgesprochen, so würden wir nicht sagen, er könne fortsetzen; also muß, dies mehr heißen, als, er spreche die Formel aus; & mehr als bedeutet ‘fortsetzen können’ mehr als die Formel aussprechen; & ˇetwas mehr als alle die andern Vorgänge, die wir<…> sonst nochc oben beschrieben haben. “Also war das Aussprechen der Formel nur ein Symptom dafür, daß B verstanden hatte, aber nicht das Verständnis Verstehen selbst.”” – Das ˇaber ist nun eine irreführende Aus- drucksweise, denn esc sie scheint ˇnun so zu sagen, es hier alsc gäbe esc einen Vorgang, oder Zustand, ˇden wir ˇder diec “Fähigkeit fortzusetzen“,. nennen heißt, der unsern Augen irgendwie verborgen sei ist; sich aber durch Symptome zeigt kundgibt ↻wie eine Entzündung der Nasenschleimhäute durch's Niesen. dagegen nehmen wir leicht eine Reihe von ˇaccidentellen Nebenerscheinungen wahr, die Symptome der eigentlichen Fähigkeit•. Wenn wir sagen man sagt: “[E|e]s muß doch, wenn B fortsetzen kann, noch etwas hinter dem ˇbloßen Aufschreiben der Formel liegen, da wir dieses allein nie nicht die <’>Fähigkeit ˇfortzusetzen’ nennen würden fortzusetzen nennten”, – so ist hier ˇja das Wort <’da>’hinter[’|l]ˇiegen natürlich metaphorisch bildlich gebraucht; & in diesem Sinne kann man sagen wir können antworten: ‘[h|H]inter’ dem Aufschreiben der Formel lieägen die Umstände, unter denen es geschieht. Es ist wahr<:> , “B schreibt die Formel nieder” sagt, im allgemeinen, nicht das Gleiche wie “B kann fortsetzen”; aber daraus folgt nicht, daß dieser Satz sich im
185 besondern Fall von einem andern
Vorgang re-det<,> ˇals jener (als rede der eine vom Niesen der andere vom Husten). Unser Irrtum istc wäre etwa ähnlich die- sem dem: Wir sagen jemandem, <“>[d|D]as Wort ‘Sessel’ be- deutet nicht diesen besonderen Sessel”; darauf sucht er nun nach dem Ding, das das Wort ‘Sessel’ bezeichnet. //das ‘Sessel’ heißt.// das eigentlich ‘Sessel’ heißt sieht er sich nun nach dem Ding um, das ‘Sessel’ heißt. (Eine noch bessere Illustra- tion wäre der Fall es, wenn jemand der Betreffende er nun den Sessel auseinander nähme, um in ihm ˇversuchte im Sessel das zu finden was wir ’Sessel’ nennen heißt genannt wird.) |
Es ist klar<:> , wenn wir, mit
Bezug auf <das>
Aussprechen oder Anschreiben einer Formel, etc., sagen, in einem Fall wie (66), sagen, B habe habe das Gesetz erfaßt, er könne fortsetzen, so sagen wir dies es eines Zusammen- hangs wegens, der ˇerfahrungsmäßig zwischen dem Anschreiben einer solchen Formel & dem Fortsetzen einer Reihe ˇtatsächlich besteht. Und der erfahrungsmäßige Zusammen- hang, der hier besteht, ist ja offenbar klar //bedarf keiner Erklärung//. //Und dieser Zusammenhang ist bedarf ja keiner Erklärung.// Aber <–> [d|D]ieser Zusammenhang verleitet uns nun ˇalso ˇvielleicht ˇnun dazu, zu denken ˇ– Und [n|N]un denken wir vielleicht, der Satz “B kann fortsetzen” sage: “B tut etwas, was erfahrungsmäßig zum Fort- setzen der Reihe führt”. Aber meint das B, wenn er sagt, “ich kann [F|f]ortsetzen”? Schwebt ihm je- ner Satz dabei im Geiste vor;<?> [o|O]der ist er bereit, ihn als zur Erklärung dessen ↻zu sagen geben dessen, was er meint •? wenn wir ihn fragen, was er meint? Wie man z.B. sagt: “Ja, ich kann hingehen, – d.h., ich habe Zeit.”) [Neue Zeile] Wir werden sagen: Es ist doch so: ˇEs ist aber so: //Es ist so// Der Satz, “B kann die Reihe fortsetzen”, ist richtig gebraucht, wenn B die Formel einfällt – ˇnämlich unter gewissen Umständen. Z.B., wenn er Algebra gelernt hat, oder solche Formeln schon benützt hat, u.s.f.. – Das heißt aber nicht, daß jener Satz ˇsei eine Abkürzung [A|a]bgekürzte Form //verkürzte Form// ist der Beschreibung aller jener Umstände ist, die den Hintergrund uns<e>res des Sprachspieles bilden. (Denke nur daran, wie Du den Gebrauch so eines
186 Ausdrucks
“Jetzt kann ich fortsetzen”,
“Jetzt weißich weiter” lernst[;|.] [d|D]enke an das Sprachspiel, da[ß|s] Du etwa spielen würdest. in dem welchem Du ihn etwa lernen würdest.) ˇ[Neue Zeile] Unter gewissen Umständen werden wir auch ˇgeradezu statt “Jetzt kann ich fortsetzen” sagen: “Jetzt ist mir die Formel eingefallen”. Wir sagen auch Oder: “Jetzt kann ich fortsetzen, – ich meine, ich weiß die Formel<.>”, & dergl.. – Wenn wir den Arzt fragen Statt der Frage<:> “Kann der Patient gehen?” werden wir in man- chen gewissen Fällen bereit sein, die zu setzen: “Ist sein Bein geheilt?”; ˇDie Frage “Kann er schon sprechen?” heißt in ˇbedeutet unter gewissen Umständen: “ˇso viel wie ˇdasselbe wie<:> Ist sein ˇKatarrh Kehl- kopfleiden geheilt?” – unter andern Umständen ˇdasselbe wie: “Hat er schon sprechen gelernt?”. Die Auf die Frage “Kann er schon gehen?“ wird kann ˇantwortet der Doktor Arzt ˇeinfach mit “Sein Fuß ist geheilt“ beantworten.. Wir sagen auch: “Er kann gehen, was sein Bein ˇdie Heilung den Zustand seines Beins anbelangt”, wenn wir nämlich diese Bedingung seines Ge- hens andern Bedingungen entgegensetzen. (seiner Müdigkeit etwa). Hier müssen wir uns nun hüten, zu glauben denken, es gäbe, ˇnun entsprechend je nach der Natur des Falles, eine Liste Gesamtheit aller Bedingungen – z.B. dafür, daß der Patient geh<e>t gehen kann – so daß er, so- zusagen, nicht anders als gehen kann könnte, wenn sie alle erfüllt sind. |
Man kann ˇauch sagen: Wir verwenden den
Ausdruck Satz “B kann die Reihe fortsetzen”, um verschiedenerlei Unterscheidungen zu ma- chen. Er unterscheidet einmal ˇ(a) zwischen dem Fall dDessen, der die Formel kennt & dessen der sie nicht kennt; [Neue Zeile] oder (b) zwischen dem Fall dessen, der die Formel kennt & die arithmetischen Rechnungsarten beherrscht & dem Fall dessen, der sie nicht beherrscht; oder [Neue Zeile] (c) ˇ(wie vielleicht in (68)) zwischen dem Fall eines Menschen im normalen Zustand, & dem Fall
187 dieses Menschen im Zustand
nach einem des Nerven-schock<s> ˇaußerordentlicher Zerstreutheit (die Reihe sei etwa 2, 4, 6, 8 etc.); oder [Neue Zeile] (d) zwischen dem Fall Eines, der derlei Übungen schon oft gemacht hat & dem Fall eines Anfängers;:<.> • Neue Zeile Und [d|D]ies sind nur einige Beispiele Glieder aus einer der großen Fami- lie<.> von Fällen<.> ↺oder (e) zwischen dem Fall dessen der tatsächlich die ˇangefangene Reihe fortsetzt weiterschreibt & dessen, der rat- los vor ihr steht. – “Aber diesen Fällen ist doch gewiß etwas gemeinsam!” – Gewiß, – die Situation ist ja in allen eine ähnliche. – Oder meinst Du, das sei das Gemeinsame, daß B<,> ˇwenn er nicht fortsetzen kann<,> in allen Fällen des Könnens die Reihe tatsächlich<,> nicht fortsetzt? Aber das Fortsetzen ist ja ˇwieder nicht die Fähigkeit! – “Aber kann man nicht sagen, in allen diesen Fällen setze er die Reihe nicht fort, bemühe sich aber, sie fortzusetzen?” – Vielleicht; aber sieh nun, wie verschiedener- lei es in allen diesen Fällen heißt, ‘sich zu bemühen’! |
Die Frage, ob im besonderen Fall in einem Fall wie (66), z.B., der Satz “er kann fortsetzen” den gleichen selben Sinn habe, wie “er kennt die Formel” kann man mit ‘ja’ & ‘nein’ beantworten. Man kann sagen: sie haben nicht den gleichen Sinn,denn sie werden nicht all- gemein als gleichbedeutend synonyme gebraucht( <,> wie z.B. etwa z.B. die Ausdrücke ‘er ist alt’ & ‘er ist betagt’. //, denn man kann den einen nicht unter allen Umständen für den andern setzen.// Oder man kann sagen: Unter diesen Umständen hat der zweite denselben Sinn wie der erste. (Siehe (53)) Es ist auch gleichgül- tig welches von beiden wir sagen, denn den wahren Stand der Dinge kann man doch nur sehen erfahren //denn, wie es nun damit steht, kann man doch nur erkennen,// wenn man man den speziellen Fall untersucht. //denn, wie es nun damit steht die Besonderhe<i>ten des gegebenen Falls //des vorlie- ge<n>den Falls// betrachtet ansieht. |
Stellen wir nun aber folgende Frage: Angenom- men, B sagt in irgend einem der Fälle, “Jetzt kann
188 ich fortsetzen”, wenn wir ihn
nun aber auffordernfortzusetzen, zeigt er sich dazu nicht fähig: Sollen wir nun sagen, dies zeigt daß er Unrecht hatte ˇzu sagen, er könne fortsetzen, seine Aussage, er könne fortsetzen, falsch war, oder aber, daß er vielleicht ˇmöglicherweisec recht hatte möglicherweise fort[z|s]etzen konnte, als er sagte, er könne es. //oder sollen wir sagen daß sie die Aussage könne wahr sein<,> konnte da weil er moglicherweise vielleicht fortsetzen konnte, als er sagte, er könne es.// Soll B selbst in so einem Falle sagen: Was soll B selbst in so einem Falle sagen? : “Ich sehe jetzt, daß ich Unrecht hatte”, <–,> oder aber oder: “Ich hatte Recht; [i|I]ch konnte es, als ich sagte, ich könne es; damals, aber nur jetzt kann ich es nicht”? Es gibt Fälle, in denen er das eine, & Fälle, in denen er das andere mit Recht sagen wird kann. Betrachte die folgenden Fälle diese Beispiele Nimm an: //Beurteile diese Fälle:// a) als er sagte, er könne fortsetzen, stand die Formel vor seinem Geiste; ˇaber als man ihm aber befahl er nun fortzusetzen ˇsollte, hatte er sie vergessen; – oder b) als er sagte, er könne fortsetzen, hatte<…> er sich die nächsten fünf Glieder der Reihe vor- gesagt; dann nun aber konnte er sich nicht mehr an sie erinnern sind waren sie ihm entfallen damals wußte er ein paar einige weitere Glieder auswendig; nun aber …; – – oder c) er hatte die Reihe für sich fortgesetzt, indem er die nächsten fünf nämlich einige weitere Glieder ausgerechnet; er hatte drei weitere Glieder der Reihe ausgerechnet; nun erinnert weiß er sich noch an sie diese ˇnoch; aber er hat vergessenc weiß nicht mehr, wie er sie berechnet hat; – ˇoder d) er sagt: “[D|d]amals habe ich gefühlt hatte ich das Gefühl, ich weiß jetzt weiter, jetzt nun kann ich's nicht”; – ˇoder e) ⋎ • “Ich dachte, Als ich sagte, ich könne das Gewicht heben, hatte ich keine Schmer- zen im Arm, nun” ˇda war ich gesund, jetzt <……> bin ich's nicht””; <–> ˇoder f) “Ich dachte ich könnte es heben, aber jetzt sehe ich, ich kann es nicht” es ist mir zu schwer” es geht nicht.”; – ˇoder g) “Ich dachte ich könnte das Gedicht noch auswendig, aber ich kann es ˇgeht nicht mehr”; ⋏↺– ˇoder h) “Ich dachte ich wußte hatte die richtige Formel, aber es war ein [i|I]rrtum.” Etc. |
Beispiele wie diese müß[et|te] man nun
189 ergänzen durch solche, die die
Mannigfaltig-keit des im Gebrauch der Wörter ‘vergessen’ & ‘versuchen’ zeigen<.> [d|D]enn unsere Verwendung d<i>eser Wörter hängt ˇeng mit der des Wortes ‘können’ zusammen. Betrachte diese Fälle: ˇDenke an diese Erfahrungen des Vergessens: a) Als er sagte er könne fortsetzen, hatte B sich die Formel vorgesagt vorgestellt, nun aber ist sie ihm völlig entfallen (‘wie weggewischt’). b) Er hatte sich damals die Formel vorgesagt vorgestellt, jetzt aber ist er einen Augenblick unsicher, ‘war es 2ⁿ oder 3ⁿ’. c) Einer Jemand hat einen Namen vergessen & ‘er Das Wort welches er vergessen hat liegt ihm auf der Zunge’. d) Er weiß nicht, hat er kommt es ihm nur so vor, als hätte er den Namen es gewußt, oder hat er ihn es vergessen. |
Und nun ˇbetrachte diese Fälle:
a) Jemand versucht
eine Türe zu öffnen, indem er mit aller Kraft zieht. b) Er versucht eine Kassentür zu öffnen indem er ˇverschiedene mehrere Kombinationen ausprobiert versucht[;|.] ¤ [c|d]) [e|E]r versucht, sich an die Kombination zu erinnern. d) (Und denke an die Mannigfaltig- keit der Möglichkeiten, die dieser Fall umfaßt.) d) //(Und denke an die Man[i|n]igfaltigkeit der Fälle, Möglichkeiten, die wir mit diesen Worten beschreiben. die mit diesen Worten beschrieben werden.) ¤↺oder (c) ˇ[e|E]r versucht es indem er die Knöpfe dreht & an der Türe horcht[;|.] oder e) Lege ein Papier vor Dich ˇhin, halte einen Spiegel so, daß Du das Papier darin siehst<:> & nun versuche ein Qua- drat mit seinen den Diagonalen auf dem Pa- pier zu zeichnen, während Du in den Spiegel siehst. durch den Spiegel zusiehst. Versuche ein Quadrat mit seinen Diagonalen zu zeichnen, wahrend Du durch einen Spiegel aufs ˇZeichenPapier siehst. schaust. Vergleiche diesen Fall, in welchem man, sozusagen, nicht weiß, ‘was man tun soll’, damit sich die Hand so bewegt, wie man esc wünscht, – mit dem, in we Fall (a), die in dem ˇdie Hand gegen einen Widerstand zu beweg[e|t]n[.|w]erden soll.
190 |
Denke auch endlich an die Klasse von Fällen, in
welchen wir
sagen: “Ich kann es tun, aber ich will nicht”<,> ˇin welchen wir uns also nicht bemühen. <[W|w]ir bemühen uns also nicht.> <wir versuchen es also nicht.>; “Ich könnte, wenn ich es versuchte” (z.B. 50 kg heben); “Ich könnte, wenn ich wollte” (z.B. das ABC hersagen). |
Man möchte vielleicht sagen, vorschlagen:
[d|D]der einzige Fall,
in welchem es unbedingt richtig ist, zu sagen, ich kön- ne etwas tun, sei der, in welchem ich<,> • es wirk- lich ausführec tue während ich dies sage[.|,] In allen anderen Fällen sollte ich sagen es heißen: “Ich kann es tun, was das & das anbelangt anbetrifft”. Nur im ersten Fall habe ich einen den wirklichen Beweis meinerc der Fähigkeit ˇes zu tun geliefert. //Der einzige Beweis, daß Einer etwas kann, ist, daß er es tut.// |
Aber [w|W]ir können ˇuns ein
Sprach- spiel 69
betrachten denken, in welchem man einWort (ich übersetze es mit ’kann’) gebe es durch ’kann’ wieder) ˇin der Satzform ’ich kann das & das tun’ <//in einem Satz ’ich kann das & das tun’//> nurc dann so verwendet ˇwird, wenn daß man diec eine ˇbetreffendec Tätigkeit zur Probe ausführt, wärend man ˇden Satz sagt<.> “ich kann es das & das diesc tun”. |
(In dieser Sprache wird also
dieser besonderec Fall
ˇdurch ein eigenes besonderes Wort
hervorgehoben.
//dieser Fall durch ein besonderes Wort hervorgehoben.// //Dieser besondere Fall wird durch ein ˇeigenes Wort hervorgehoben.// – Aber Und nun sieht man, daß kein metaphysischer Unter- schied besteht zwischen diesem Sprachspiel & den andern, früher beschriebenen. Ein ˇsolches Sprach- spiel wie (69) zeigt übrigens, welchen Sinn es haben kann, zu sagen “Wenn etwas geschieht, so kann dann kann es jedenfalls geschehen //dann kann es geschehen.//”[;|,] – ein so gut wie unnützer Satz unserer Sprache. (Es scheint gerade darum, als habe er einen sehr klaren & tiefen Sinn[;|.] er ist [a|A]ber, wie die meisten viele allge- meinen philosophischen Prinzipien, ˇist er sinnlos, außer in sehr speziellen Fällen, an die der Philosoph gar nicht denkt.c & an die denkt der Ph. gar nicht. Jener Satz ist ähnlich dem: <Ihm> [Ä|ä]hnlich ist der Satz: “Wenn dieser der Körper sich hier befindet, so muß für ihn ˇauch Platz sein”. (Man könnte diesen einen spe- ziellen Fall jenes nennen.) Wir denken aber leicht so, als sei wäre es wäre //sei// Man denkt, es sei die Möglichkeit eine Bedingung der Wirklichkeit. Als wäre sei der Satz etwa ähnlich analog
191 dem: “Wenn dieser
Körper sich hier befindet,so muß jener der andere fortgeschafft worden sein”. Als und als legte ein Ereignis durch seine Wirk- lichkeit die Probe ab für seine Möglichkeit. – An- genommen Denke Dir ich sage zu jemandem: “A hat sich den Fuß gebrochen, er kann nicht gehen”. – E[:|r] Der Anderec <antwortet:> “Hier geht er ja!” – Ich: “Ja, dann kann er also doch gehen”. – Hier mache ich den ˇallerdings Schluß von der Wirklichkeit auf die Möglichkeit gemäß nach der Regel: “Wenn etwas geschieht, dann kann es geschehen” (Oder vielmehr, gemäß der Regel, daß dieser Satz eine Tautologie ist.) – wie man sie etwa ausdrückt. Angenommen aber Nehmen wir aber an, A sei damals nicht auf natürlichem Wege Weise ge- gangen, sondern etwa durch einen einmaligen übernatürlichen Einfluß dazu zum Gehen gebracht wor- den<,> ˇeinmal einige Schritte zu gehen; besondern Eingriff dazu … – würde ich nun meinen den Satz, er könne also doch gehen, aufrecht erhalten? – Wenn ich ihn nunc zurücknehmen will & der And<e>re sagt: “Das gibt es kannst Du nicht! A geht ist gegangen, also mußte er auch gehen können”, – würde werde ich das nicht alsc (sinnloses) Gerede Geschwätz zurückweisen bezeichnen? <ˇ Das Raisonnement ist etwa so: “Wenn etwas geschieht, so kann es geschehen. Denn hätte es nicht geschehen können, – so hätte es nicht geschehen können”. Und das heißt nichts. > – Man könnte hier sagen: Weil Wenn etwas geschieht, deswegen muß es noch nicht geschehen können. so kann es darum noch nicht geschehen.” |
70
Denke Dir eine Sprache Du kannst Dir eine Sprache
denken (ähnlich (53)), inder es für einen Satz, wie “Ich hebe Er hebt 50 kg”, zwei Ausdrucksweisen gibt: Die eine wird nur (dort) verwendet, wo die Tätigkeit zur Probe geschieht, um die Fähigkeit dar- zutun zu erweisen (z.B. vor einem Wettkampf)[;|,] die and<e>re bei allen andern Anlässen. – “Wenn Einer springt, so zeigt er, daß er springen kann.” – “Nein, einmal springt er, ein andermal zeigt er, daß er springen kann!” < [Was zeigt dies?] > |
Wir sehen, ein weitverzweigtes Netz
192 von
Familienähnlichkeiten verbindet die Fällein denen der Ausdruck die Ausdrücke der Möglichkeit, Fähig- keit gebraucht wird werdenˇ; in denen wir sagen etwas könne geschehen etc. Gewisse charakteristische Züge erscheinen in diesen Fällen in verschiedenen Verbindungen. Z.B. das Element der Voraussage des Zukünftigen Verhaltens, d[ie|er] Beschreibung eines des eines Zustandes von etwas der Aussage über den einen Zustand eines Gegenstandes,ˇals <(>der die die Bedingung für ein gewisses Verhalten //der die Rolle der Bedingung für … ˇein Verhalten spielt.), der Aussagen über Proben des Verhaltens. |
Vielleicht das wicht<i>gste dieser Elemente ist das
der Aussage über den Zustand. Wir sind be- sonders stark dazu geneigt haben eine starke Neigung, das Verhalten eines Gegenstandes ˇaufzufassen als Folge seines Zustands darzustellen. //Wir neigen dazu im Verhalten von etwas die Folge seines Zustandees zu sehen.// Dies spiegelt sich in dem Ausdrucke unserer Sprache “er ist im Stande etwas das & das zu tun”, ˇoder “er besitzt die Fähigkeit”; <auch> im Gebrauche des Presens: in “er kann [s|S]chach spielen”, “er kann große Zahlen im Kopf mit einander multiplizieren”, etc. |
Die Fähigkeit zur Lösung mathematischer
Probleme<,> ˇ etc. ˇzum Auffassen eines Musikstückes [d|st]e[nken|llen] wir uns als einen gewissen Zustand,ˇ, als einen gewissen Bau, des Verstandes, oder Bau,, als einen bestimmten Bau, der ˇmenschlichen Seele[.|v]<or.> So auch denken wir uns das Gedächtnis als einen Speicher für die Eindrücke, die wir erhalten. unsre Eindrücke. – Denke daran, wie sicher die [M|m]eisten Menschenc sind, ˇes müsse de[n|r] Fähigkeiten des Multiplizierens, des Aufsagens eines Gedichts, etc. müsse etwas im Zustande, oder Bau, des Gehirns des Menschen entsprechen; obwohl sie doch über ˇso einen psycho-physiologischen [p|P]arallelismus s in so gut wie gar nichts wissen. Wir haben eine überwältigen[- |d]de ˇstarke Neigung überwältigende Neigung<,> dazu die Erscheinungen, die wir in so einem Falle wirklich beobach- ten, durch das Symbol eines Mechanis- mus darzustellen, dessen Arbeiten wir
193 eben in diesen Erscheinungen
wahrnehmen.
Unddie Möglichkeitc dieser Erscheinungen ist die liegt in der Fähigkeit denken wir uns als die Beschaffenheit des Mechanismus selbst. //Und was diese Erscheinungen möglich macht, die Fähigkeit, ist die Beschaffenheit des Me- chanismus selbst.// //Die Möglichkeit dieser Er- scheinungen liegt in der Beschaffenheit des Me- chanismus. Diese Beschaffenheit ist die Fähig- keit. ; diese ist die Fähigkeit.// |
Schauen wir nun zurück auf die Diskus-
sion des Sprachspiels (47). Dann sehen wir Es war keine rechte Erklärung, Wir sehen es war keine Erklärung, zu sagen, B werde dann von den Kombinationen der Buchstaben geführt, wenn er auch andere Befehle ausführen könnte. – Ja, als wir uns fragten wir fragten, ob B in (47) von den Zeichen geführt werde, oder nicht, waren wir ˇimmer in Versuchung versucht zu sagen antworten, wir könnten die<s> Frage nicht beant- worten nur entscheiden, wenn wir in die eigentliche Verbindung hineinsähen hineinsehen könnten, zwischen dem Sehen der Zeichen & dem Handeln nach ihnen. Denn wir haben ein bestimmtes Bild davon, was wir in einem Mechanismus die <‘>Führung eines Teilses durch andre Teilec<’> nennen würden. //Denn wir haben ein bestimmtes Bild davon, was wir in einem Mechanis- mus die Führung eines Teils durch andre Teile nennen.// – Und zwar fällt uns, wenn wir über das unser Geführtwerden im Falle (47) <durch die> durch Zeichen nachdenken, sofort der ein Mechanismus von der Type des Pianolas oder der Spiel[ü|u]hr ein. ein von der Art des Pianolas. Hier haben wir den klaren Fall der einer Führung,<:> d[es|as] Spiels der Klaviertasten ˇgeführt durch die : des Spiels … durch die … Perforierung in der Papierrolle des Papierstreifens. Wir könnten den Ausdruck gebrauchen: Der Me- chanismus des das Pianola läse die Perforierungen der Rolle herunter. Und wir könnten man
194 könnte Gruppen solcher Perforierungen
‘komple-xe Zeichen’, oder ‘Sätze’, nennen, – im Gegensatz indem man sie in Gegensatz bringt zu wenn man ihre Funktion in Gegensatz bringt entgegenstellt der Funktion ähnlicher Einrich- tungen in einer andern Art ˇType von Mechanismen einem Mechanismus anderer Art. Z.B. der Funktion der Zähne & Nuten? in eines Schlüs- selbartes. Der Riegel des Schlosses wird von dieser bestimmten durch diese bestimmte Kombination ˇZusammenstellung //Anordnung// von Zähnen & Nuten? bewegt. Aber wir w[ü|e]rden nicht sagen, die Bewe- gung des Riegels werde ˇgeführt //geleitet// durch die Art & Weise wie Aufeinanderfolge der ˇder //dieser// verschiedenen Zähne verschiede- ner Form. D.h. der Riegel bewegt sich nicht ‘dieser Aufeinanderfolge ‘gemäß’. //Aber wir werden nicht sagen, die Bewegung des Riegels werde geleitet durch diese Anordnung der verschie- denen Zahne, oder, der Riegel bewege sich dieser Anordnung gemäß.// |
Man sieht hier den Zusammenhang zwischen
der Iee des [g|G]eführtwerdens & der, der Fähigkeit neue Zeichenverbindungen zu lesen: Denn wir können sagen, das Pianola könne irgend eine jede beliebige Ver Kombination //beliebige Kombinationen// von der von Perforie- rungen lesen; es ist nicht zum Erzeugenc Hervorbringen einer bestimmten Tonfolge gebaut; während der Riegel des Schlosses nur auf eine bestimmte <die> Anordnung Gruppierung der Zähne des Schlüsselbartes reagiert, von einer der bestimmten … bewegt wird von der Anordnung der Zähne ˇbewegt wird //nur auf die Anordnung von Zähnen reagiert// die durch den im Bau des Schlosses vorausbestimmt ist. – Wir könn<t>en sagen, die Anordnun Zähne des Schlüsselbartes seien nicht vergleichbar den Wörtern eines Satzes, sondern den Buchstaben eines Worts; der Bart des Schlüssels entspräche nicht einem Satz komplexen Zeichen, sondern einem Wort.
195 |
Nun ist aber klar daß in den Fällen (46),
(47) <von> ( solchen Mechanismen nicht die Rede ist; wenn wir diese auch als Gleichnisse gebrau- chen können, ˇdazu, um ˇdas Verhalten des B zu beschreiben<.> wie B Der Gebrauchc Die Verwendungsart des Wortes “geführt werden“ im Falle des Pianolas ist nur einer eine aus einer Familie verwandter Arten des Gebrauchs. Wenn wir jenen auch oft als Gleichnis, als Darstellungs- art, der andern verwenden möchten. |
Es wird uns nun helfen, wenn wir über den
Begriff des Geführtwerdens klar werden wollen, den Begriff des ‘Lensens Lesens zu betrachten. Unter Mit ‘Lesen’ meine ich hier die Tätigkeit den Vorgang Schrift ˇGeschriebenes, Gedrucktes in Laute umzusetzen, oder auch nach Diktat zu schreiben, oder Gedrucktes abzuschreiben, u. dergl, dagegen ohne, daß es dabei auf das Verstehen dessen, was man liest, ankommt. dabei kommt es aber nicht auf ein ‘Verstehen’ dessen an… Der Gebrauchc Die Verwendung des Wortes ‘lesen’ •ist uns• natür- lich ↺in allen unter den Umständen unseres des gewöhnlichen Lebens außerordentlichc ungemein wohl bekannt. (Es würde au- ßerordentlich ungemein schwer sein, diese Umstände auch nur in rohen Umrissen groben Zügen zu beschreiben.) Ein Mensch, etwa sagen wir ein Deutscher, hat ist als Kind, in der Schule, oder zu Hause, durch eine der bei uns gebräuch- lichen Unterrichtsarten gegangen, er hat gelernt seine Muttersprache zu lesen; spä- ter liest er Bücher, die Zeitung, Briefe, etc.. – Was geschieht ˇnun geht nun vor sich, wenn er die seine Zeitung liest? – Seine Augen gleiten den gedruckten Wörtern entlang, er spricht sie sagt sie ˇlaut aus, , oder nur zu sich selbst oder sagt siec nur zu sich selbst; aber gewisse Wörter sagtc ˇer spricht er, ˇindem er ihre ˇgedruckte Form als Ganzes auffaßt, andere sagt er nachdem er ihre ersten Buchstaben gesehen hat, andere wieder das eine oder andere Wort liest er ˇvielleicht Buchstabe für Buchstabe. Wir würden auch sagen, er habe einen
196 Satz gelesen, wenn er, während seine Augen
überihn den Satz gleiten weder zu sich laut noch la noch zu sich selbst spricht, aber dann danach im Stande ist, den Satz wortwörtlich, oder doch annähernd, wiederzugeben. Er kann auf das achten, was er liest, aber er kann auch, wie wir sagen könnten, als bloße Lesemaschine funktionieren, indem er ich meine, das Gedruckte richtig laut ˇ& richtig lesen liest, ohne aber auf die Worte ˇdie er liest zu achten, <–> vielleichtc etwa während er ˇetwa z.B. seine Aufmerksamkeit auf etwas ganz an- deres <ge>richtet ˇist ˇhat[;|.] [s|S]o daß er nicht im Stande ist zu sagen, was er gelesen hat, wenn man wir ihn gleich darauf frag[t|e]<n>. – Vergleiche nun mit einem solchen Leser einen Anfänger ˇin der Schule. Er liest die Wörter, indem er sie mühsam mit Anstrengung buchstabiert. Einige Wörter aber errät er einfach aus ihrem Zusammenhang, oder er weiß ˇvielleicht das Stück schon auswendig Lesestück auswendig. Der Lehrer sagt dann, daß er ↻oder, daß er vorgibt ˇdie Wörter sie zu lesen, oder, daß er sie die Wörter nicht wirklich liest •. Wenn wir an diesen Fall denken & uns fragen worin ‘lesen’ besteht, so werden wir geneigt sein dazu neigen, zu sagen, es sei eine bewußte geistige Tätigkeit. In so einem Falle sagen wir ˇauch: “Nur er er weiß natürlich, ob er liest ob er wirklich liest, niemand andrer kann es wissen”. Und doch müssen wir Aber wir müssen zugeben, daß, <–> was das Lesen eines bestimmten Wortes irgend eines Wortes anbelangt, <–> ˇdaß •in der Seele ↺dabei im Geiste des Anfängers, der ‘vorgibt’ zu lesen, genau dasselbe vorsich- gehen konnte, wie im Geiste des fließenden Lesers. Wir gebrauchen das Wort ‘lesen’ anders, wenn wir vom fließenden geübten Lese[n|r] spre- chen, als wenn wir vom Anfänger sprechen. Was wir im ersten Fall jenes des ersten ein ‘Lesen’ ‘ein Wort lesen’ nennen, nennen wir nicht ‘lesen’ im Fall des Anfängers. Wir möchten freilich sagen, das was gesch im
197 geübten Leser & was im Anfänger
geschieht,wenn sie das Wort aussprechen, kann nicht dasselbe sein. Der Und der Unterschied liege, wenn nicht in ihrem Bewußtsein, so im Unbewußten ihres Geistes, oder in ihrem Gehirn. dem was ihnen gerade bewußt ist, so in ihrem Unbewußten; oder in ihrem Gehirn. Wir denken hier an zwei Mechanismen, stellen uns ˇhier zwei Mechanismen vor, Vorrichtun- gen; wir können nicht sehen, wie sie arbeiten, wie sie arbeiten, können wir nicht sehen, aber dieses Arbeiten entscheidet lesen oder nicht-lesen. unterscheidet lesen und nicht-lesen. //Der Unterschied liege, wenn nicht in dem, was ihnen gerade bewußt ist, so dann im Unbewußten[;|,] oder in ihrem Gehirn. Wir stellen uns hier zwei Mechanismen vor; wir können nicht in sie hinein sehen, aber was in ihnen vorgeht, das unterscheidet Lesen vom Nicht-Lesen. – Aber wir kennen ja in diesen Fällen keine solchen Mechanismen. – Überlegen wir uns das Folgende: |
71
Denke Dir, es würden ˇirgendwo von
uns Menschen, oder Tiere, alsLesemaschinen benützt man würde …. Sie werden müssen zu die- sem Zwecke einer Abrichtung unterzogen. abgerichtet werden. Der Lehrer, der sie abrichtet, sagt Der sie [A|a]brichtet sagt …… von [e|E]inigen, daß sie schon lesen können, von Andern, sie können es noch nicht. Nimm den Fall eines Schülers, der bisher nicht angebissen mitgetan hat; : legt zeigt man ihm ein geschriebenes Wort, so wird er manchmal Laute ausspre- chen, & hie & da geschieht es dann ‘zu- fällig’, daß sie ungefähr mehr oder weniger stimmen. Ein Dritter hört diesen Schüler gerade in so einem Fall & sagt, “Er liest”[;|.] [a|A]ber der Lehrer sagt: “Nein, er liest nicht; es war nur ein Zufall”. – Nehmen wir nun aber an, aber an,, daß dieser Schüler, wenn wir ihm nur weitere Wörter & Sätze zeigen, ˇauf diese sie fortgesetzt richtig reagiert. Nach einiger Zeit einigen solchen Proben sagt der Lehrer:
198
“Jetzt kann er
lesen”.
Aber wie war es mit jenem erstenWort? Soll der Lehrer sagen: “Ich hatte mich [G|g]eirrt, er hatte hat es doch gelesen”, <–> oder soll er sagen: “Er hat erst später angefangen wirklich zu lesen”? Wann hat er ˇnun wirklich zu lesen angefangen[;|?] oder: Welches war das erste Wort ˇdas er gelesen hat las oder ˇwelcher der erste Buchstabe<?> den er las – Diese Frage ist hier sinnlos. – Es sei denn, wir gäben eine künstliche Erklärung Definition<,> dessen wie etwa: “Das erste Wort das er liest = das erste der ersten Reihe von 50 Wörtern, die er fehlerlos liest”. ˇ[Neue Zeile] Verwenden wir aber das Wort ‘lesen’ für einen ˇbestimmten Bewußt- seinsvorgang ˇ(Empfindungen) des Lesens der Buchstaben, – dann könnte der Lesende sagen, daß dieses Wort das erste war, welches er wirklich gelesen hat. |
Oder in dem hiervon verschiedenen Fall einer
Maschine Lesemaschine, die, etwa ähnlich dem wie das Pianola, Zeichen mit Lauten verbände, verbindet, könnte man sagen: “Erst nach dem das & das an der Maschinerie geschehen war – etwa, gewisse Teile durch Drähte verbunden worden waren – fing hat die Maschine an zu lesen; gelesen; der erste Buchstabe, den sie gelesen hat, las, war ein ‘d’ …”. |
Im Falle (71) warc hieß ein
Mensch (oder Tier) Wesen eine
‘Lese-Maschine’, wenn es ↻in
bestimmter Weise auf
gedruckte Zeichen, die man ihm vorlegt,• reagierte. Von keiner Verbindung zwischen dem Sehen des Zeichens & der Reaktion, von keinem des Zeichens & der Reaktion, von keinem …… seelischen Mechanismus, ist in diesem Fall die Rede. Der Lehrer kann hier auch vom Abgerichteten ˇhier nicht sagen: “Vielleicht liest er dieses Wort hat er dieses Wort gelesen”, – denn es ist besteht ja kein Zweifel darüber, was er tut. getan hat. – Die Veränderung, als der Schüler nun zu lesen anfing, war eine Veränderung des seines Verhaltens (im [A|a]llgemeinen); & der dem Ausdruck “das erste Wort im neuen Zustand“ hat hier haben wir hier keinen Sinn erhalten. gegeben. (Vergleiche damit diesen Fall:
199
In dieser Figur folgt eine Reihe von Punkten in weiten Abständen einer Reihe von Punkten mit in engen Abständen. Welches ist (von links nach rechts) der letzte Punkt der ersten engen Reihe & welches der erste Punkt der zweiten weiten? Angenommen diese Punkte wä- ren Löcher in der Scheibe einer Syrene; dann würden wir einen hohen Ton hören, der auf einen tiefen folgt. In welchem Augenblicke hört der tiefe Ton auf & fängt der hohe an?) |
Wir sind aber versucht als ein zu sa-
gen, das einzigec wirkliche Kriterium des Lesens sei der ˇuns dafür daß Einer liest sei der ihm …… bewußte Akt ˇdes Lesens, ein bestimmter Bewußt- seinsvorgang; denn wir sagen: “ein Mensch muß doch selber wissen, weiß doch, ob er ˇwirklich liest, oder ˇbloß vor- gibt zu lesen”. – Angenommen A will den B glau- ben machen, er könne die cyrillische Schrift lesen[;|.] [e|E]r lernt einen russischen Satz auswendig & sagt ihn dann her, während er auf den gedruckten Satz schaut sieht ˇals läse er. Wir werden hier gewiß sagen, A wisse, daß er nicht liest, & er em- pfinde, während er zu lesen vorgibt, daß er ˇeben dies tu[t|e]. Denn es gibt natürlich eine Reihe Menge für das Lesen eines eines gedruckten ˇoder geschriebenen Satzes charakteristischer Erfahrungen; es ist nicht schwer, sich einige eine Reihe von ihnen ins Gedächtnis <zu> rufen (denke an Empfindungen des Stockens, genauer Hinsehens, Verlesens, der größeren & geringeren Geläufigkeit der Wörter, etc.). Und ebenso gibt es eine Menge •für •das Her- sagen von etwas auswendig Gelerntem ↺cha- rakteristischer Erfahrungen. – Und A wird<,> ˇin unserm Fall eben diese letzteren solche haben & nicht jene ˇkeine von denen haben die für das Lesen charakteristisch sind, & er wird etwa eine Reihe für das Schwindeln charakteristi-
200 scher Erfah von Empfindungen &
Gedanken haben,die für das Schwindeln charakteristisch sind. – |
Denke Dir aber diesen Fall: 72
Jemand der fließend lesen kann, sollein Stück Wir geben jemandem, der fließend lesen kann, Sätze etwas zu lesen, [die|was] er nie vor- her gesehen gelesen hat. Er liest es ˇuns vor laut; aber mit den [e|E]mpfindungen als des Aufsagens von etwas was er auswendig weiß der Empfindung, alsc sage er etwas auf, was er auswendig weiß //wisse//. <ˇ ([v|V]ielleicht durch unter dem Einfluß ˇirgend eines Giftes, das er genossen hat) > Würden wir in einem solchen Fall sagen, er läse das Stück nicht wirklich? Würden wir also hier D.h. würden wir hier …… seine Empfindungen als Krite- rium dafür gelten lassen, ob er liest oder nicht? 73
Oder diesen Fall: ˇWenn man [E|e]inem
Menschen, der unterdem Einfluß eines bestimmten Giftes steht, ˇeine Reihe geschriebener Zeichen vorlegt zeigt, die keinem ˇexistierenden Al- phabet angehören, anzugehören brauchen, so spricht er, je nach der ˇAn[Z|z]ahl der Zeichen, ein W[o|ö]rt<er> aus, als wären jene Schriftzeichen Zeichen die Buchstaben de[s|r] dieser W[o|ö]rte[s|r] & als habe er sie gelesen. als läse er sie. Dies geschieht mit allen äußeren Zeichen Merkmalen & ˇmit den persönlichenc Em- pfindungen des Lesens. (Solche Erfahrungen haben wir übrigens in Träumen. Nach dem Aufwachen sagen wir dannc ˇetwa: “Es kam mir vor, ich läse diese Zeichen, – obwohl es ja gar keine Zeichen sind.”) |
In so einem Fall
würden Manche geneigt sein zu sagen, der Mann Mensch lese, Andre, er lese nicht. – Angenommen er habe so nun eine Gruppe von fünf Zeichen als ˇdas Wort “Nagel” “Nagel” gelesen gedeutet. Nun zeigen wir ihm andere Kombinationen derselben Zeichen & er deutet sie jedesmal bei in diesen ˇallen weiteren Versu- chen jedes der Zeichen so,, legt ihm den gleichen Laut bei, wie das erste [m|M]al. In diesem Fall<e> würden wir geneigt sein, zu wären wir vielleicht geneigt ˇmöchten wir wohl sagen, er benütze ein imaginäres Alphabet &
201 er l[ä|e]se die Zeichen. |
Bedenke auch, Nun bedenke auch, daß es eine
kontinuier-
liche Reihe vermittelnder Fälle gibt zwischen dem Fall, in welchem jemand ˇdas schon auswendig weiß, was gedruckt vor ihm liegt er lesen soll, & dem, dem Fall, in wel- chem er jedes Wort Buchstaben für Buchsta[- |b]<en>ben liest, ohne jede Hilfe des Erratens aus dem Zusammenhang, ˇdes Auswendig-Wissens, und dergl. etc. |
<74>
Mache diesen Versuch: Sage die
Kardi-nalzahlen Zahlenreihe von 1 bis 12 auswendig. – Nun schau auf das Zifferblatt Deiner Uhr & lies diese Reihe von Zahlen. – Frage Dich, was Du in die- sem Falle lesen genannt hast. Das heißt, was hast Du getan, um es zu einem zum Lesen zu machen? |
Versuchen wir diese Erklärung: Jemand
liest, wenn er die Reproduktion von der Vorlage vom Text ableitet. (Ich nenne ‘Vorlage’ das, was er liest; ob er es laut liest, abschreibt, oder ob es ein das Diktat ist, nach welchem er schreibt, etc.) oder die Partitur, die er spielt, etc. ˇ etc.) Wenn wir etwa nun jemand das cyrillische Alpha- bet gelehrt hätten & wie jeder Buchstabe auszu- sprechen sei[:|;] wenn wir ihm dann ein Lesestück in dieser Schrift vorlegen & er buchstabiert es, indem er jeden Buchstaben so ausspricht, wie wir es ih[m|n] gelehrt haben; dann werden wir gewiß sagen ˇkönnen, er leite den Klang jedes Wortes ˇ<von dem> vom gedruckten Text aus dem Schriftbild ab. des Wortes ab. mit Hilfe des geschriebenen & gesprochenen Alphabets ab; U[&|nd] dies ist auch ein klarer Fall des Lesens. (Wir könnten sagen den Ausdruck gebrauchen, : wir haben ihn die Regel des Alphabets gelehrt.) |
Aber warum sagten wir hier daß, sollen wir hier
sagen, …… er habe
das gesprochene Wort vom geschriebenen mit Hilfec der Regel nach dieser Regel des Alphabets abgeleitet?
202
Wissen wir mehr, als, daß wir ihn gelehrt haben,wie jeder Buchstabe auszusprechen sei, & daß er dann die ˇgedruckten Worte laut gelesen habe? Wir möchten antworten, daß er es dies irgendwie gezeigt haben muß habe, daß er den Übergang vom gedruckten Druckbild zum ausgesprochenen Wort mit Hilfe der Regel mache, die wir ihm gegeben haben hatten. |
75 Und was wir damit meinen, daß er das zeigt, wer- den wir<d> ist klarer sehen zu sehen werden, wenn wir unser Beispiel dahin abändern, daß er, statt einen gedruckten Text laut zu lesen, ihn in eine andere Schrift umschreibt abschreibt, z.B. aus der Block- schrift in die Kursivschrift. Denn hier konn- ten wir ihm die Regel des Alphabets in Form einer Tabelle geben die Block- & Kursivbuch- staben einander zuordnet. Dann können wir uns das Ableiten der Umschrift Kopie aus der Vorlage so vorstellen: Er schaut<,> ˇdem Schreiben jedes vor jedem ˇehe er einen Buchstaben den er ˇniederschreibt, oder doch öfters, in der Tabelle nach; er sagt etwa zu sich ˇselbst “Wie schaut ein kleines ‘A’ aus?”, – versucht es sich vorzustellen, ohne in die Tabelle zu schauen, etc. |
Aber wie, wenn er das alles täte und dabei 7[5|6] ein ‘A’
in ein ‘b’ umschriebe, ein
‘B’ in ein‘c’, u.s.f. und ein ‘Z’ in ein ‘a’? Würden wir das nicht ‘lesen’ oder ‘ableiten’ nennen? Wäre das nicht auch ein ‘Lesen’ oder ‘Ableiten’? Wir könnten in diesem Fall sein Vorgehen so be- schreiben: [e|E]r benütze die Tabelle, wie wir sie be- nützen würden, wenn wir in ihr nicht horizon- tal von links nach rechts sähen, also so:
203 Obwohl er, beim Nachschauen in
der Tabelle ˇgerade vonlinks nach rechts geblickt, oder mit dem Fin- ger gezeigt, hatte. |
7[6|7]
– Aber sagen wir nun, er trans-kribierte, mit allen normalen Vorgängen des Nach schauens in der Tabelle, ein ‘A’ in ein ‘n’, ein ‘B’ in ein ‘x’, – kurz er transkribiere, wie wir sa- gen würden, nicht nach irgend einem Schema, daß ˇwelches irgend welches, wie wir sagen würden, irgend eine einfachem Regelmäßigkeit aufweist zeigt: könnten wir dies nicht auch ‘ableiten’ nennen? |
77<8>
Aber nimm nehmen wir an, er bleibe
nicht bei seinerArt der Transkribtion; sondern ändere sie nach einer einfachen Regel: Hat er einmal ein ‘A’ in ein ‘n’ umgeschrieben, so schreibt er das nächste ‘A’ in ein ‘o’, das nächste in ein ‘p’ um, etc. Aber wo ist die Grenze zwischen diesem Vorgehen & einem gänzlich regel- losen? – |
Nun könnte man einwenden, ich habe
im Falle (7[5|6]) doch offenbar angenommen, daß er die Tabelle in einer andern als der gewöhnlichen Weise versteht auffaßt. Aber was nennen wir<,> ‘die Tabel- le in der & der Weise auffassen’? Wie immer Du Dir den Vorgang des ‘Auffassens’ vorstellst, so ist er doch nur ein Glied Bindeglied //Mittelglied// zwischen den Vorgängen des Ableitens, die ich beschrieben habe & dem Transkri- bieren selbst. Ja diese ‘Auffassung’ könnte wie- der mit einem durch ein Schema von Pfeilen beschrieben wer- den; & wir könnten dann sagen, daß er, z.B., die Tabelle so nachgeschaut habe: sie so verstanden habe:
204 & sie so
transkribiert habe:
|
Aber heißt das nun, daß das Wort “ableiten”
(oder “auffassen”) nichts eigentliches bedeute; da es ja scheint, daß sein Sinn• in nichts zer- fliest<?>, ↺<,> wenn wir ihm nachgehen[,|.] |
Im Falle (7[4|5]) stand die Bedeutung des Wortes
“ableiten” ganz klar vor uns. Aber wir sagten uns, ˇdaß dies seic ˇja nur ein ganz spezieller Fall des Ab- leitens ˇwar sei. Es schien uns daß [d|D]as Wesentliche am dieses Vorgang<es> schien des Ableitens in diesem Falle in ein be- sonderes Gewand gehüllt war & gekleidet zu sein ˇ& wir dachten, daß wir zum Wesentlichen kommen könnten wenn wir ih[n|m] dieses Gewands entkleideten abzögen. schien zeigte sich uns hier in einem bestimmten besonderen Gewand & es schien, daß wir ihm dieses besondere Gewandc nehmen müßten, um zum Wesentlichen des Ableitens zu kommen gelangen das Wesentliche zu sehen. In den Beispielen (7[5|6]), (7[6|7]), (7[7|8]) versuchten wir dies zu tun streiften wir dem Ableiten diese Hüllen ab, nur um zu finden sehen, daß das, was ein Kleid zu sein schien zum Wesentlichen des Falles Ableitens selbst gehörte. daß sie zum Wesen des Ableitens selbst gehörten. (Es war,c [a|A]als hätten wir versucht, die eigentliche Artischoke zu finden, indem wir ˇsie ihr<er> die Blätter entkleideten.) |
Der Gebrauch des Wortes Das
‘[a|A]bleiten’ ist
aller-
dings in im Beispiel (7[4|5]) dargestellt; d.h., dieses Beispiel zeigt uns einen aus der Familie der Fälle, in denen für die dieses Wort gebraucht wird. Und die Erklärung Beschreibung<,> des Gebrauchs dieses Wortes, wofür dieses Wort gebraucht werde, <–> so wie die des oder das Wortes ’lesen’, oder ˇde[s|r] Ausdrucks<,> ‘geführt werden’, <–> besteht wesentlich in einer Auswahl von Beispielen, wel- che charakteristische Züge des Gebrauchs ˇvor Augen führen hervor- heben. Manche dieser Beispiele werden einen solchen Zug in übertriebener Form darstellen, manche in Übergangsformen, manche werden ˇuns sein Abklingen zeigen. Stelle Dir vor, es wollte Dir jemand einen Begriff
205 ˇgeben
von den ˇcharakteristischen besonderen
Gesichtszügen ˇder Mitglieder einer gewissen Familie. Er tut dies, indem er Dir Familienportraits zeigt & ˇdabei auf gewisse ˇ<die> charakteristische<n> Züge in ihnen hinweist[,|.] [&|U]<nd> [s|S]eine Aufgabe wird darin bestehen liegen, Dir diese Bilder in der richtigen Folge & in den richtigen Zusammen- stellungen zu zeigen; so daß Du z.B. sehen kannst, wie ein gewisser Einfl[u|ü]ß<e> die Züge eines Teils Zweiges der Familie ˇnach & nach geändert ha[t|b]<en>; oder, in welcher besondern [w|W]eise die<se> Gesichter dieser Familie altern, welche Gesichtszüge dabei besonders hervortreten, etc. u.s.f. |
Es war nicht ˇdas die Funktion Aufgabe
unserer Beispiele,
das Wesen des Ableitens, [l|L]esens, etc. u.s.f., durch einen Schleier unwesentlicher Züge sehen zu lassen[[.|;]|.] ˇUnd<…> Die die Beispiele waren nicht Beschrei- bungen eines Ä[ü|u]ßern zu dem Zweck, uns ˇauf einen Kern erraten ein Inneres ahnen zu lassen, den das wir aus irgend einem Grund nicht in seiner Nacktheit zeigen konnten können. Wir sind versucht, zu gl denken, daß diese Beispiele indirekte Mittel Hilfsmittel sind, um in unserm Geist eine gewisses Bild, eine gewisse Idee, zu erzeugen entstehen zu lassen; daß sie etwas andeuten, was sie nicht zeigen können. (Dies wäre etwa so, geschähe etwa, wenn ich jemandem ‘ein ‘Bild’ davon geben möchte’, wie es war, als Leute seinerzeit in früheren Zeiten ˇin meiner Jugend Walzer tanzten.) |
Unsere Methode ist rein beschreibend; die Be-
schreibungen, die wir geben, sind nicht Andeutungen von Erklärungen. |
“Aber, lesen”, <–> möchten wir sagen, <–>
“ist doch ein ganz
bestimmter Vorgang! Lies eine Druckseite, dann kannst Du's sehen; es geht da etwas ˇbesonderes vor, was sich mit nichts anderm vergleichen läßt nichts verwechseln läßt.” Nun, was geht denn vor, wenn ich lese[:|?] Ich sehe gedruckte Wörter & spreche Wörter aus. Aber das ist natürlich nicht alles, denn
206 ich könnte ja
leicht gedruckte Wörter sehen & Wörteraussprechen & es wäre doch nicht lesen. Auch dann nicht wenn die Wörter die ich spreche den gedruckten Wörtern die sind, die man von jenen gedruckten Wörtern, einem bestehenden Alphabet entspre- chend, ablesen soll. Und wenn wir Du sag[en|st], das Lesen sei ein ganz bestimmtes Erlebnis so spielt es ja dabei gar keine Rolle, ob Du nach einer ˇvon den Menschen allgemein anerkannten Regel des Alphabets liest, oder nicht. – Worin besteht also das Charakteristische am Erlebnis des Lesens? – Da möchte ich sagen[;|,] “[d|D]ie ˇgesprochenen Wörter kommen in besonderer Weise”. Nämlich sie kommen nicht so, wie sie kämen, wenn ich sie z.B. ersänne. Sie kommen von selbst. Aber auch das ist nicht genug; [D|d]enn mir können ja ˇallerlei Wörter einfallen während ich auf die gedruckten Wörter schaue & ich habe damit diese doch nicht ge- lesen. Da könnte ich noch sagen, daß mir die gesprochenen Wörte[r|r] ˇauch nicht so einfallen, als erin- nerte mich z.B. etwas an sie<.> , ⋎ •<.> [s|S]ondern sie die gesprochenen Worte schlüpfen ˇbeim Lesen gleichsam herein. Ja, ich kann ein gedrucktes Wort – wenn ich die Druckschrift kenne – gar nicht ansehen, ohne einen eigentümlichen Vorgang des inneren Hörens des Worts. |
⋏↺Ich möchte
z.B. nicht sagen: “Das
(gedruckte)
Wort Zeichen “nichts” erinnert mich immer an den Laut “nichts”” Ich sagte doch die gespro- chenen Worte kämen beim Lesen ‘in besonderer Weise’; aber in welcher Weise? Ist dies nicht eine Fiktion? Sehen wir uns doch einzelne Buch- staben an & sehen wir nach geben acht in welcher Weise der Laut des Buchstabens kommt. <79> Lies den Buch staben ‘A’. Nun wie kam der Laut? Wir wissen gar nicht[t|s]s darüber zu sagen. – Nun lies den
207
<79>
Buchstaben ‘a’ im Spiel (37) indem Du
die ent-sprechende Bewegung mit der Hand machst! Wie kam diese Bewegung? anders als der Laut im vorigen Versuch? – Ich habe in die Tabelle geschaut & die entsprechende Bewegung ge- macht; mehr weiß ich nicht zu sagen. – Nun schau auf das Zeichen ‘’ und laß Dir ˇdabei einen Buchstaben einfallen; sprich ihn aus. Mir [v|f]iel der Laut ‘U’ ein, aber ich könnte nicht sagen, d es war ein wesentlicher Unter- schied in der Art & Weise, wie dieser Laut kam. Der Unterschied lag da in der etwas andern Situation: ich hatte mir vorher ge- sagt, ich wolle solle mir einen Laut einfallen lassen; es war eine gewisse Spannung da, ehe der Laut kam. Und ich mir [v|f]iel //kam// ˇdabei nicht der Satz ein Und ich sagte mir nicht: “……” “das ist ein ‘U’”, wie er mir beim An- blick des Zeichens ‘U’ kommt. wie beim Anblicken des Zeichens ‘U’. Auch war mir je- nes Zeichen nicht vertraut, wie die Buchsta- ben; ich sah es gleichsam gespannt, mit einem gewissen Interesse für seine Form an, ich dachte dabei an ein umgekehrtes . Und wenn Du sagst, der Buchstabe A ‘erinne- re’ [d|D]ich nicht an den Laut, wie etwa der An- blick eines Rasiermessers Krokodils an das Wort ’scharf fressen’, so gibt es da Übergänge; Du könntest z.B. die Form an einem Holzbock oder ˇan einem Dachstuhl sehen & der Laut A ‘a’ fiele Dir nicht ein; oder ˇaber der Anblick könnte Dich an ein A erinnern & Du sprichst den Laut aus. – Stelle Dir vor, Du müßtest nun das Zeichen wirklich als Laut- zeichen benützen, Du würdest gewohnst Dich also daran,<,> gewöhnen, bei seinem Anblick einen bestimmten Laut auszusprechen<,> ˇetwa den Laut ‘st’. Können wir mehr sagen, als daß nach einiger Zeit jener dieser Laut automatisch kommt,
208 wenn wir das Zeichen sehen?
D.h., wir fragen uns ich frage mich
bei seinem Anblicknicht mehr: <,> “Was ist das für ein Buchstabe?”, – auch sage ich mir natürlich nicht: <,> “Ich will beim diesem Zeichen den Laut ‘[ …| st]’ sagen ˇaussprechen”, noch auch “Dieses Zeichen erinnert mich irgendwie an den Laut ‘[ …| st]’”. |
Was ist nun an der Behauptung dem Satz, das Lesen sei
doch ‘ein ganz bestimmter Vorgang’. Das heißt doch wohl, beim Lesen finde immer ein bestimmter Vorgang statt, den wir wiedererkennen. – Aber wenn ich einmal einen Satz im Druck lese & ein andermal mich im Spiel (37) nach einem Satz bewege unter Benützung der Tabelle, – findet hier wirklich der gleiche seelische Vorgang statt? Dahingegen ist aber freilich eine Gleichförmigkeit im Erlebnis des Lesens einer Druckseite! Denn der Vorgang ist ja ein gleichförmiger. Und es ist ja natürlich leicht verständlich, daß sich dieser Vorgang unterscheidet von dem ˇetwa, sich Wörter beim An- blick beliebiger Striche einfallen zu lassen. Denn schon der bloße Anblick einer gedruckten Zei- le ist ja ungemein charakteristisch, d.h., ein ganz spezielles Bild: Die Buchstaben alle un- gefähr von der gleichen Größe, unzählige immer wiederkehrend[.|;] Ddie Wörter, die sich zum großen Teil ständig wiederholen & uns unendlich wohlvertraut sind, ganz wie wohlvertraute Gesichter. – Denke an das Unbehagen, das wir empfinden, wenn die Rechtschreibung eines Wor- tes geändert wird[;|(]& an die noch tiefern Ge- fühle, die eine solche Änderung in andern Zeiten Fragen der Schreibung eines Wortes //von Wörtern// in manchen Menschen aufgeregt hat haben). Freilich, nicht jede Zeichenform hat sich uns tief eingeprägt. Ein Zeichen wie ‘~’ für die Verneinung kann, ohne in uns et- was aufzuregen, durch ein beliebiges andere ersetzt werden. – Bedenke, daß das geschriebene gesehene
209 Wortbild uns in ähnlicher Weise vertraut
ist wie das gehörte. – Auch gleitet der Bl[e|i]ck an- ders über die gedruckte Zeile, als über eine Reihe beliebiger [S|H]aken Striche (Ich rede ˇhier nicht von dem was durch Beobach- tung der Augenbew<e>gung festgestellt werden kann.) Der Blick Er gleitet, möchte man sagen, besonders widerstandslos, ohne hängen zu bleiben, & doch rutscht er nicht. & doch ohne zu rutschen. Und dabei geht ein Sprechen vor sich ohne Willensentschlüsse unwillkürliches Spre- chen in der Vorstellung vor sich. Frage Dich ob Du Dir Und so verhält es sich, wenn ich Deutsch oder und andere Sprachen lese, gedruckt oder geschrieben, & in verschiedenen Schrift- arten. – Was aber von dem allen ist für das Lesen als solches wesen<t>lich? Nicht ein Zug der in allen Fällen des Lesens vorkäme. ⋎<⋎ Neue Zeile [S. 231]> |
Aber empfinden wir nicht bei
wenn wir
lesen eine Art [v|V]erursachung unseres Spre- chens durch die Wortbilder? <80> Lies z einen Satz, <–> & nun schau der Reihe entlang & sprich dabei einen Satz. Ist es nicht klar deutlich fühlbar, daß im ersten Fall Versuch das Spre- chen mit dem Anblick der Zeichen verbunden war & im Zweiten unverbunden ohne Verbindung neben der Tätig- keit des Blicks dem Schauen herläuft? //Ist es •im ersten Fall ↺nicht deutlich fühlbar, daß das Sprechen mit dem Anblick [ …|der Z]eichen verbunden ist, & läuft es nicht im im zweiten nicht ohne Verbin- dung neben dem Schauen her?// |
Aber warum sagst Du, wir fühlten eine
Verursachung? Verursachung ist doch das, was wir durch Experimente feststellen, indem
210 wir das regelmäßige
Zusammentreffen von Vorgän-gen Ereignissen beobachten. Wie könnte ich denn sagen, daß ich eben das, was so durch Versuche festgestellt wird, fühle? (Später ˇeinmal muß noch hievon die Rede sein.) Eher könnte man sagen, ich füh- le, daß die Buchstaben der Grund sind warum ich so & so lese. Denn wenn mich jemand fragte:, “[W|w]arum liest Du so?”, so begründe ich es durch die Buchstaben, welche da stehen. – Aber was soll es heißen diese Begründung, die ich ausge- sprochen, gedacht, habe, zu fühlen? – Ich möchte sagen, <:> ich fühle ˇbeim Lesen einen gewissen Einfluß der Buchstaben auf mein das Reden mich, aber nicht einen Einfluß jener Schnörkel auf das, was ich rede. Vergleichen wir wieder einen einzelnen Buchstaben mit einem solchen Schnörkel. Würde ich auch sagen, ich fühle den Einfluß von ‘i’ wenn ich diesen Buchstaben lese? Es ist natürlich ein Un- terschied, ob ich beim Anblicken von ‘i’ den Laut ‘i’ sage, oder beim Anblicken von . Der Unter- schied ist, daß ˇdas innere Hören des i-Lauts die Vorstellung des beim Anblick<en>c des Buch- stabenc in der Vorstellung ˇbeim Anblick des Buchstaben automatisch, ja gegen meinen Willen, beim Anblick des Buchstaben kommt geschieht; & wenn ich den Buchstaben laut lese, das sein Ausspre- chen [A|a]nstrengungsloser geschieht ist ist, als ich wenn ich beim Hinschauen auf ‘i’ sage. – Das heißt, das es verh[a|ä]lte sich so, wenn ich den Versuch mache; nicht aber, aber natürlich nicht, wenn ich, zufällig auf den Strich sehend, in irgend einem Zu- sammenhang ˇetwa ein Wort ausspreche, in dem der i-Laut vorkommt. |
Wir wären ja nie auf den Gedanken gekom-
men, wur wir fühlten einen Einfluß der W[ö|o]rter<- >bilder Buchstaben ˇauf uns beim [l|L]esen wenn wir ↻nicht diesen• ihren Fall• mit dem beliebiger Striche verglichen hätten. Und
211 hier merken wir allerdings einen
Unterschied[;|.] – Und die-sen Unterschied deuten wir als Einfluß, & Fehlen des Einflusses. Und zwar sind wir zu dieser Deu- tung ˇdann besonders geneigt, wenn wir absichtlich langsam lesen, – etwa um zu sehen, was denn beim Lesen geschieht. Wenn wir uns sozusa- gen recht absichtlich von den Buchstaben führen lassen. Aber dieses ‘mich führen lassen’ besteht eben nur darin, daß ich mir die Buchstaben gut anschaue, etwa gewisse andere Gedanken ausschalte. – Überlege Dir hier, was Du eigentlich tust, wenn Du jemand Dich bei der Hand einen Weg führen läßt. – |
Wir bilden uns ein, wir nähmen durch ein
Gefühl, quasi, einen [V|v]erbindenden Mechanis- mus wahr zwischen dem Wortbild & dem Laut den wir [S|s]prechen. Denn, wenn ich ˇvom Erlebnis des von Einflu[ß,|s]<ses,> ˇder Verursachung, des Geführtwerdens rede, so soll das ja heißen, daß ich sozusagen die Bewegung der Hebel fühle, die den Anblick der Buchstaben mit dem Sprechen der Laute ver- binden. |
Ich hätte nun mein Erlebnis beim Lesen
eines Wortes auf verschiedene Weise treffend mit in Worten darstellen können. So hatte könnte ich sagen, ich was beim Lesen eines Wortes geschehe, sei nicht bloß, daß ich es sehe & dabei etwas ausspreche, sondern ich fühle auch, daß mir das Geschriebene das was ich sage eingebe. Aber ich hätte auch sagen können, daß beim Lesen des Geschriebenen (oder Gedruckten) der Worte das Bild des Buchstabens & die des der Laute<s> in einem eigentümlichen Sinn eine Einheit bilden; so eine eigentumliche Einheit bilden. So …… daß man um die Aus den Laut d den Zusammenhang des Lautes e
212 mit dem Schriftzeichen
‘e’ dadurch erklären möch-te, daß indem man auf das Zeichen weisend sagt: “Das ist ja ein e”. (Ein Zusammenhang, eine ‘Einheit’, die<,> dieser nicht unähnlich der zwischen dem ˇBild des Buchstaben & seinem Klang ist, besteht z.B. zwischen den Gesichtern berühmter Männer & ˇdem Klang ihre[n|r] Namen. Wenn Du Dir ˇ< z.B.> etwa die Namen ˇwie Schubert, Haiden, Mozart, sagst & Dir dabei an die Gesichter d[er|ie]<ser> Männer vorstellst, so kann es Dir so vorkom- men, als ob jene Namen ein der richtige Ausdruck für diese Gesichtszüge wären; daß etwa mit dem Namen Schubert dieses Gesicht richtig be- schrieben ist sei.) Es ist mir, wenn ich das Erleb- nis dieser Einheit habe, als könne ich ˇ< z.B. beim Lesen des Wortes ‘ja’> z.B. zwischen dem Geschriebenen Wort ‘ja’ & dem ausgespro- chenen nicht recht nicht unterscheiden; oder, wie ich auch sagen könnte, als wäre das Ausspre- chen ich könnte sagen, das Aussprechen sei …… ein Teil der Wahrnehmung des Zeichens selbst. |
Aber jetzt lies einmal ein paar Sätze im
Druck, so wie Du's gewöhnlich tust, ohn wenn Du nicht an den Begriff des Lesens denkst; & ˇnun dann frage Dich dann, ob Du beim Lesen solche Erlebnisse der Einheit, des Einflusses etc. gehabt hast[?|.] Sage nicht, Du habest sie unbewußt gehabt! – Auch lassen wir uns nicht durch das Bild verleiten: ‘[b|B]eim Na nähern Hinsehen’ zeigen sich diese Erschei- nungen. (Wenn ich beschreiben will, wie ein Berg Gegenstand aus der Ferne ausschaut, so wird diese Beschreibung •nicht genauer ↺dadurch, daß ich beschreibe sage, was ich an ihm bei der Betrachtung aus der Nähe aus der Nähe ˇan ihm sehe.) |
Ich kann zwar sagen, wer liest, werde von
den Buchstaben geführt; & wer einen Satz sagt & dabei jener Reihe von Schnörkeln entlang schaut,
213 werde nicht geführt.
Dies ist eine Erklärungfür den, der den Ausdruck ‘von Buchsta- ben geführt werden’ versteht ehe er das Wort ‘lesen’ versteht. Aber es wäre falsch zu sagen: “Wer liest hat das Gefühl, Er- lebnis, des Geführtwerdens”<.> [–|(][e|E]s sei denn, daß damit bloß jedem Erlebnis beim Lesen der Name ‘Erlebnis des Geführtwer- dens’ gegeben werden soll.) Denke wieder daran, was Du er[be|le]bst, fühlst, wenn Du einen Weg geführt wirst. |
<81> Denke Dir diesen Fall: Du bist
auf einem
ebenen Platz (vielleicht mit verbundenen Augen) & wirst von jemand an der Hand geleitet, bald rechts bald links; Du must immer irgendc eines unerwarteten des Zuges seiner Hand gewärtig sein, & etwa achtgeben, daß Du bei eine[r|m] ganz allzu unerwarteten ˇZug nicht stol- per<s>t. (Dies könnte in irgend einem Spiel vorkommen.) – Oder IV aber dieser Fall: Jemand führt Dich einen Spazierweg. Ihr geht im Gespräch ˇneben einander her & Du gehst wo immer er geht, gehst Du auch. – Oder V: Du gehst eine Straße entlang (& wirst von ihr geführt). – Oder ˇaber II: Du wirst von jemandem an der Hand dort & dahin geschleppt, wo Du nicht gehen willst. – Oder III: Du wirst im Tanz von einem Partner geführt. Du stellst Dich so rezeptiv als möglich ein, um ˇseine Absicht zu erraten & dem leisesten Drucke zu folgen. [Nach den Ziffern zu ordnen] Alle diese Situationen sind einan- der ähnlich; aber was ist allen den Erlebnissen ge- meinsam? |
“Aber geführt werden ist doch ein bestimm-
tes Erlebnis.” – Über diesen Gebrauch des Wor- tes ‘bestimmt’, – später. Aber es ist jedenfalls
214 nicht immer dasselbe Erlebnis.
Und wennDu sagst, es ist ein bestimmtes Erlebnis, so ist die Antwort darauf: Du denkst an ein bestimmtes Erlebnis des geführt werdens. Nein, … |
82
Überlege Dir etwa diese Fälle: Im Spiel (38)wird Einer schaut [e|E]iner, welcher der nach den Befehlen eine Linie zieht vor jedem Linienstück gewissenhaft auf den Buch- staben im Satz. Wir können uns davon leicht eine Vorstellung machen, & ˇwir werden sagen<:> der wird geführt. |
Nehmen wir an B mache es im Spiel (47)
ebenso; wenn wir nun aber die Zahl der Sätze ˇin dem Spiel erweitern, etwa die Sätze ‘a c a a’ & ‘c c a a’ einführen wollen, so reagiert B gar nicht auf sie; er benimmt sich als haben wir ihm etwas gänzlich fremdartiges fremdes gezeigt. Soll ich nun sagen, sein genaues Ansehen jedes Buchstaben etc. sei nur automatisches Handeln gewesen. Er habe die Sätze doch nicht als Sätze aufgefaßt, sondern, sozusagen, nur als Wörter? |
83
Denke Dir das Spiel (38) mit Hilfe der
Tabelle ([4|3]7) gespielt. Es gibt nun verschie- dene Versionen Varianten: nach der einen zieht B die Linienstücke immer parallel zu den Pfeilen der Tabelle, nach einer andern aber in einem Winkel von 30˚ zu ihnen, etc.. Du kannst Dir nun jemanden vorstellen der immer wieder vergißt, welche Version er spielt. Er schaut gewissenhaft in die Tabelle, zieht aber dann regellos in irgend ein<e><r> Linien Richtung. Das könnte man sich so vorstellen daß er jedesmal ein anderes Erklärungs- schema der Tabelle im Geiste vor sich sieht.
215
Aber wenn er nun das Spiel richtig spielte,so würden wir doch sagen er werde ge- führt, & habe das Erlebnis des Geführt- werdens, auch wenn er kein Erklä- rungsschema der Tabelle vor sich sieht. Warum also nicht auch hier? Und wird er nun geführt, wenn er gewissenhaft in der Tabelle nachschaut & gewissenhaft regellose die Striche zieht? <ˇ “Aber, wer ˇsich nach den Pfeilen richtet, sagt sich doch: [“|‘]Ich ziehe den Strich darum so, weil der Pfeil dahin zeigt’.” – Aber warum sollte unser vergesslicher Freund sich nicht gerade das sagen? > |
Es kann Einer auch die Sätze ˇ& welche Figur sie bedeuten
in (47) aus-
wendig wissen, aber sich dennoch, gleichsam zur Vorsicht von ihnen führen lassen: sie Buchstabe für Buchstabe ansehen etc.. |
<84>
Stelle Dir auch diesen Fall vor: Wir zei-
gen Einem, der das Spiel (37) gespielt hat einen Satz dieses Spiels<;> & ˇdann sagen ˇwir ihm dann: “Nun richte Dich nicht nach diesem Satz sondern <“>[g|G]ehe, wie es Dir ˇgerade einfällt”. Wir bemerken nun, daß der Weg den er nimmt immer eine bestimmte Beziehung zu dem Satz hat, den wir ihm gezeigt hatten[.| (]Er geht etwa immer entgegen den Pfeilrichtungen der Ta- belle.) Wird dieser – – |
Wenn ich mir das Erlebnis des Geführt-
werdens vergegenwärtigen will, so stelle ich mir das ‘gewissenhafte’ Nachsehen, etc., vor. Ich nehme dabei sogar einen bestimmten Gesichts- ausdruck an (etwa den eines gewissenhaften Buchhalters). An diesem Bild ist z.B. die Sorgfalt sehr wesentlich; an einem andern Bild des Geführtwerdens etwa //wieder//, das Ausschalten je- des eigenen Willens. – (Denke Dir, daß [e|E]iner das, was der gewöhnliche Mensch mit den Zeichen der Unachtsamkeit tut, mit dem Ausdruck – & warum nicht mit den Empfin-
216 dungen? – der Sorgfalt
macht begleitet: Er wäscht läßt
das Geschirr ab, läßt einige Stücke sorgsam auf den Boden fallen, verschüttet ˇebenso die Tinte das Wasser auf dem Tisch, u.s.f. etc.. I<s>t er nun sorgfältig? –) Stelle ich mir so einen bestimmten Vorgang lebendig vor, so erscheint er mir als das Erlebnis des Geführtwerdens (oder Lesens). Nun aber frage ich mich: “Was tust Du? – Du schaust auf jedes Zeichen, Du machst dieses Gesicht dazu, Du ziehst das Linienstück langsam (u. dergl.). – Das ist also das Erlebnis des Geführtwerdens? Da möchte ich sagen: “Nein, das ist es nicht; es ist etwas Innerlicheres, Wesentlicheres”. – Es ist, als ob zuerst all diese mehr oder weniger unwesentlichen Vorgänge in eine bestimmte Atmosphäre gekleidet wären, die sich nun verflüchtigt, wenn ich genau hinschaue. sie beschreiben will. |
Frage Dich, wie Du ‘mit Bedacht’ eine
Strecke parallel zu einem Pfeil ziehst, ein andermal mit Bedacht in einem Winkel zu dem Pfeil. Was ist das Erlebnis des Be- dachts? Da fällt Dir gleich eine bestimmte Miene, eine Gebärde ein, <–> & dann möchtest Du sagen: “und es ist eben ein bestimmtes inneres Erlebnis”. (Womit Du natürlich gar nichts mehrc gesagt hast.) |
(Du merkst einen Zusammenhang mit
der Frage nach dem Wesen der Absicht, des Willens, – des Meinens & Verstehens.) |
85
Mache einen beliebigen Fahrer auf demPapier und nun zeichne ihn daneben nach indem Du laß Dich von ihm führen. – Ich möchte könnte sagen, : “Gewiß! ich habe mich jetzt führen lassen. Aber
217 was dabei
charakteristisches geschehen ist –? Wenn ich sage, was geschehen ist, so kommt es mir nicht mehr charakteristisch vor.” |
Aber nun merke ich dies: Während ich mich
führen lasse ist alles ganz recht einfach, ich merke nichts Besonderes; aber danach, wenn ich mich frage, was damals geschehen ist, so scheint etwas es etwas Unbeschreibbares geschehen gewesen zu sein. Danach genügt mir keine Beschreibung. Ich sage mir Ich kann, sozusagen, nicht glauben, daß ich bloß hingeschaut, das Gesicht gemacht, den Strich gezogen habe. – Aber erinnere ich mich denn an etwas anderes? Nein; & doch kommt mir vor, als müsse etwas [a|A]anderes gewesen sein; und zwar dann, wenn ich mir dabei das Wortc ‘führenc’sage , vorsage ˇ, ‘Einfluß’, und andere, sage //vorsage//. Denn ich bin doch geführt worden, sage ich mir. – Dann erst tritt die Idee jenes Dann ethärischen, ungreifbaren, Einflusses auf. (Zusammenhang mit dem Problem des ‘will- kürlichen Handelns’<.> [.|W. James]: [w|W]as geschieht, wenn ich, nach längere[r|m] Überleg[un|en]g, des morgens ˇaus dem Bett steige. aufstehe. |
Ich fühle nämlich habe nämlich das Gefühl,
nachtr wenn ich
nachträglich über das Erlebnis denke, daß das Wesentliche an ihm daran das ‘Erlebnis eines Einflusses’, einer Verbindung ist, im Gegen- satz zu irgend einer bloßen Gleichzeitig- keit von Phänomenen[;|.] [z|Z]ugleich dabei aber möchte ich kein erlebtes Phänomen ‘Erleb- nis des Einflusses’ nennen. (Die Idee Hier liegt die Idee: der Wille ist kine<…> [e|E]rscheinung.) Ich möchte sagen, ich hätte das ‘Weil’ erlebt; & ; – doch will ich keine Erscheinung ‘Erlebnis des Weil’ nennen. |
<86>
Vergleichen wir damit diesen Fall: Jemand
soll sagen, was er fühlt, wenn [er|ih]<m> er ein Gewicht auf der flachen Hand ruht hält. – Ich kann mir
218 nunc vorstellen, daß
jemand sagt hier ein Zwie-spalt entspeht: Einerseits sagt er sich, was er fühlte, sei ein Druck gegen die Handfläche & eine Spannung in den Muskeln seines Arms; anderseits will er sagen: “aber das ist doch nicht [a|A]alles; ich empfinde doch einen Zug, ein Streben, des Gewichts nach unten<!>”. Aber wann empfindet er denn dieses ‘Streben’? Doch [w|W]enn er an das ‘Streben’ denkt. Mit dem Worte ‘Streben’ ist hier ein bestimmtes Bild, eine Geste, ein Tonfall, verbunden; und die das ’Empfindung Empfinden des Strebens’ hast Du, wenn Dir dieses Bild, ˇdiese Geste<, ja><,> dieses Wort, vorschweben. <–> (Denke auch da- ran: ˇManche Menschen sagen manchmal, von dem & dem jemandem gehe ‘ein Fluidum’ auf sie aus.<–> ) (Daher fiel uns auch das Wort ‘Einfluß’ ein.) <–> Das Erleb- nis Ich möchte sagen, “Ich erlebe das Weil”<.>, – aAber nicht, weil ich mich dieses Erlebnisses erinnere, sondern, weil ich beim Philosophie- ren über dieses mein Erlebnis das, was ich erlebe, dieses dies, gleich- sam, durch das Medium (die Atmosphäre) des Begriffes ‘weil’ (oder ‘Einfluß’, ˇoder ‘Ursache’<,> oder ‘Verbindung’<)> etc.) anschaue. Denn freilich tue ich, was ich tue, unter dem Einfluß der Vorlage Denn es ist schon richtig, zu sagen, ich zeichne habe diese Linie unter dem Einfluß der Vorlage gezeichnet; diese liegt lag aber nicht einfach bloß in dem, was ich beim während dem Ziehen der Linie füh empfinde, sondern auch, z.B., darin, daß ich sie der andern parallel ziehe (obwohl auch das natürlich für das Geführtwerden nicht allgemein wesentlich ist). Wir sagen auch : “Du siehst ja, daß ich von ihr geführt werde”; & was sieht der, der das sieht? – Es kann aber auch das das Geführtwerden ausmachen, was ich über den Vorgang da<r>nach im nachhinein sage. //sage, wenn er schon geschehen ist.// Z.B., daß ich sage “[i|I]ch bin geführt worden”. – Dies klingt gewiß befremdlich, denn wie kann etwas da-
219 durch im nachhinein nachträglich wahr werden, daß ich sagees habe sich so verhalten? – Es handelt sich aber hier um eine eigentümliche Benutzung der <Die> ˇVerwendung der Vergangenheitsform ist aber hier in ähnlicher der des Verbums ‘meinen’ in Sätzen wie: “Als ich von Heinrich dem vierten IV. sprach, meinte ich den König von Frankreich”. (Hievon muß noch später die Rede sein.) – Ich will aber sagen, daß wir, Wir werden unter Um- ständen, (auch dann darum) sagen, jemand sei ge- führt worden, wenn weil er nachträglich seine Handlung unter dem Begriff des Geführtwerdens sieht. (Dies hängt damit Das hängt auch damit …… zusammen, daß wir sagen, jemand könne •das Motiv seiner Hand lung ↺mit Sicherheit wissen.) //; nicht aber ihre Ursache.)// |
Und [w|W]enn wir sagen ich zu mir selbst
sage: “Ich werde doch
geführt“, so machen wir ich etwa eine Handbewegung dazu, die das Führen aus drückent soll: Und da ist es nun wich tig daß wir ganz leicht eine Hand- bewegung machen können so etwa gleichsam als führten leiteten wir jemand, ohne doch jemanden oder irgendetwas zu leiten. <86> Mache eine solche Handbewegung[;|,] gleich- sam als leitetest Du jemand entlang (ohne es aber wirklich zu tun) & frage Dich, worin denn das Führende dieser Be- wegung besteht. Denn Du hast hier einge- standenermaßen niemanden geführt & doch könntest möchtest Du die Bewegung eine ‘führende’ nennen. Also war in dieser Bewegung & der Em- pfindung dabei nicht das Wesen des Führens enthalten & doch konntest Du nicht umhin diese Bezeichnung zu gebrauchen. Es ist eben eine Erscheinungsform des Führens, die Dir diesen Ausdruck aufdrängt. – Erinnere Dich
220 der Discussion
des F Spieles von
(66). |
87
Denke Dir eine Fläche die in verschiede-
nen Farben gemalt ist. Und zwar ist etwa ein Stück grün. Das Grün geht nach ver- schiedenen Seiten in andere Farben über; nach der einen wird es immer gelblicher & endlich reines Gelb, nach einer andern wird es bläulicher & endlich himmelblau blau, & dieses das Blau geht nach einer andern Richtung in Weiß über, etc.. Nach manchen Seiten hin In manchen Richtungen we<ch>[l|s]elt die Farbe rasch, – man könnte sagen, das Farbengefälle ist steil, – nach andern ist es flacher & Stückweise ist es ganz oder beinahe eben. – Denke Dir nun diese Fläche groß, daß Du sie nicht überschauen kannst; Du gehst etwa auf ihr spazieren. – Du bist stehst gerade im Blauen & [B|[b|B]]läulichen ˇGebiet; nun sollst Du sagen, was für eine Farbe die Fläche hat. Es besteht nämlich eine Tendenz, zu sagen, sie habe im Grunde nur eine Farbe. glauben, sie habe eine Farbe. Da wirst Du versucht sein, zu sagen: “Sie ist eigentlich blau; freilich spielt das Blau auch in andere Farben, aber das Gemeinsame, das Charakteristische ist: sie ist blau.” |
Kommst Du nun aber mehr ins Rötliche, so
wird sich Dein Gefühl ändern; & Du wirst sagen wollen: “Vielleicht hätte ich eigentlich sagen sollen, sie ist blaurot; das Blaue war nur ein Grenzfall; eigentlich ist sie blaurot.” Du könntest dann von Farbe zu Farbe geführt & von jeder betrogen werden. An jeder möchten wir krampfhaft festhalten, – bis keine Spur mehr von ihr da ist & wir einem andern Eindruck unterliegen. |
Ie wohlvertrauter ˇmir dann
& je stärker der
221 der Farbton ist, je stärker der Eindruck,
dener auf mich macht, desto mehr bin ich geneigt ihn für die Farbe der Fläche zu neh- men. |
So ˇist es wenn man uns
fragt<:> , gefragt
wird: “Worin
“Was ist das
Wesen der Strafe?”, – und nun der Eine sagt, eigentlich ist jede Strafe eine Ra ein Akt der Rache, ein Anderer, das Wesen der Strafe ist Abschrec- kung, u.s.f.. Aber gibt es nicht typische Fälle der Rache der Gesellschaft, & wieder typische Fälle der einer Abschreckungsmaßnahme, & andere, der Strafe als Besserungsmittel<;>? & nicht un- zählige Zwischenstufen & Mischungen? Mischungen & Zwischenstufen? |
Würden wir also nach dem Wesen der Strafe
gefragt, oder nach dem Wesen der Revolution, oder nach dem Wesen des Wissens, oder des kul- turellen Verfalls, oder des Sinnes für Musik, – so würden wir nun nicht versuchen, ein Gemeinsames aller Fälle anzugeben, <–> nicht das, was sie alle eigentlich sind, – also ein Ideal, das in ihnen allen enthalten ist; sondern statt dessen Beispiele, gleich- sam Zentren der Variation. |
So, wenn man uns fragt: “Worin be-
steht ‘Lesen’?”, so möchten wir sagen: Lesen ist eine bestimmte geistige Tätigkeit. Dann sind wir geneigt etwas zu lesen, um zu sehen, worin diese Tätigkeit besteht. Und zwar mer- ken wir beim gewöhnlichen Lesen nichts, & wollen nun sehen näher zusehen. Da scheint es uns dann, als sehen wir jetzt etwas: die Wortgestalten sprechen in bestimmter Weise zu uns. Sie sind uns wohl<|>bekannte, ausdrucksvolle Physiognomien (dies gilt viel- leicht besonders von den geschriebenen, & in einer
222 uns wohlvertrauten Handschrift).
Und es ist geradedas Wohlvertraute des Eindrucks, das uns verführt zu glauben, hier hätten wir nun das Wesentliche. Aber wir brauchen nur weiter im Gebiet des Lesens spazieren zu gehen, & von diesem bestimmten Ein- druck ist nichts mehr vorhanden, die Landschaft ändert sicht. |
So geht es uns mit vielen Begriffen –
z.B. dem
des Bildes, der Abbildung –: denken wir über sie nach, so denken wir zuerst an den Teil ihrer Ausdehnung, in dem wir, man könnte sa- gen, zu Hause sind. Von dort zieht es uns in die Weite; & wir werden nicht gewahr, daß aAlles sich nun nach & nach, ganzlich geändert hat ändert. Und zu sagen: im Grunde ist es ja immer dasselbe, – heißt jetzt vielleicht nur mehr: von dort komme ich her, mit diesem Zustand will ich alles vergleichen. //, auf diesen Zustand will ich alles beziehen.// |
Was heißt es nun, wenn wir sagen, die ˇBuchstaben
ˇunserer Schrift, die wir lesen gelernt haben oder ˇdie Wortbilder & Klänge, sei<en> uns wohlvertraut, – oder wir erkennten sie wieder, wenn wir sie wahrnehmen? |
Gibt es ein Gefühl der Vertrautheit &
haben wir es also, wenn ˇimmer wir vertraute, be- kannte, Gegenstände wahrnehmen? Ja hast Du für gewöhnlich, wenn Du die wohlbekann- ten Dinge Deiner Umgebung ansiehst ein Gefühl Gefüh- le der Vertrautheit? – Wann haben wir solche Gefühle <so ein> dieses Gefühl? – Es wäre aber leicht gewesen, zu sagen, bei welchen Gelegenheiten wir die entgegenge- setzten Gefühle haben: was Überraschung, Erstaunen, Befremdung, etc. erzeugt. – Denken wir uns diesen Vorgang dieses Spiel: |
88
A zeigt dem B eine Reihe von Gegenständen;
223 B soll sagen, ob sie er
sie kennt, oder nicht. |
So zeigt z.B. A dem B eine Reihe von Appa- raten: eine Wage, ein Thermometer, ein Spektro- skop, etc.. Vergleiche diese Fälle: A zeigt dem B. ˇetwa eine Reihe von Apparaten: etwa ein ˇThermometer, <ein> Spektroskop, ein Electrometer, eine Wage, u.a.; dann aber einen Bleistift, eine Feder, einen Kieselstein. In einigen dieser Fälle, <:> vielleicht gibt es ein Suchen & Nach- denken: “Was ist das nur?” – Dann aber ˇwieder sagt er einfach bloß: “Natürlich <“>[e|E]ine Wage!” – mit dem Gefühl “[d|D]as ist leicht!” (gleichsam [A|a]ufatmend). Bei Bleistift & Feder wunderte er sich vielleicht, daß ihm so [w|W]ohlbekannte<s> Gegenstände gezeigt würden wird, & beim Kieselstein wußte weiß er ˇzuerst nicht, was er sagen sollte, weil er auf Gegenstände eingestellt war ist, die einen bestimmten Zweck haben. Endlich sagte sagt er mit einem Achselzucken: “Es ist ein ge- wöhnlicher Kieselstein”. – Bei manche[m|n] gewissen Gegen- st[a|ä]nd<en> sagte er B: “Ich habe das schon oft gesehen, aber was es ist, weiß ich nicht”<,> – “bei andern, “Das schaut so aus, als wäre es ir- gend ein Werkzeug, aber ich weiß nicht<,> ˇwas für eines wozu”. In einem Fall sagt er, “[d|D]as ist ein Bleistift”, in einem andern, “Das ist Deine Feder”. |
Was geschieht nun, wenn B einen Blei-
stift als Bleistift erkennt? |
89
A ha[b|t]e habe ihm ein
einen [S|s]tabförmige[s|n]n Ding
Gegenstand gezeigt,
B nimmt ihn in die Hand & untersucht ihn; es zeigt sich, er besteht aus zwei Teilen, einer Kappe & einem Bleistift. B sagt: “Das ist ja ein Bleistift.” Wir könn<t>en hier sagen: B hat schon gewußt, wie ein Bleistift aussieht; er hätte z.B. jederzeit einen aufzeichnen zeichnen oder beschreiben können. Er wußte nicht daß das Ding, welches ihm gezeigt wurde, das enthielt, was er jederzeit hätte beschreiben können.
224 |
90
Vergleiche damit diesen den Fall:
Man zeigt B ein
geschriebenes Wort& , hält es aber verkehrt. Er <B> erkennt es nicht; nun drehen wir das Blatt Papier langsam; – endlich sagt B: “Jetzt seh' ich's, es ist heißt “Bleistift”. – Wir könnten sagen: Er hat immer schon gewußt, wie das Wort “Bleistift” ausschaut[.|;] [E|e]r wußte nicht aber nicht, daß das Wort, was man ihm zeigte, umgedreht so ausschauen würde. |
In (89) & (90) könnten wir sagen, es sei etwas
ver-
steckt gewesen. Merke aber die verschiedenen An- wendungen von “versteckt”. |
91
Vergleiche damit dies: Du liest einen Brief &
kannst eines der Worte nicht lesen ein Wort nicht entziffern eines der Worte nicht entziffern. <–> Dann Nun errätst Du aus dem Zusammenhang, es muß ‘Boden’ heißen; & nun kannst Du es lesen[;|:] Du erkennst diesen Strich als das ‘B’ diesen als das ‘o’ etc.. Dieser Fall ist verschieden von dem, in welchem das Wort durch einen Tintenkleks verdeckt war & Du bloß nur ˇaus dem Zusammenhang errietst, daß hier dieses Wort gestanden haben mußte mußte muß. |
92
Vergleiche damit: Du siehst ein Wort& <,> kannst
es ˇaber nicht lesen; jemand verändert es ein wenig: er macht noch einen Strich dazu, verlängert einen, oder dergleichen; & nun kannst Du es lesen. In (90) hätte B sagen können “Ich habe auf das Wort geschaut während es gedreht wurde & ich habe gesehen, daß es sich nicht geändert hat. – |
93
Angenommen, das Spiel bestehe darin, daß
B dem A sagt, ob er einen Gegenstand er- kennt; aber nicht, was der Gegenstand ist sei. Nach einem Hygrometer, welches das B er nicht er- kennt, zeigt A ihm einen gewöhnlichen Bleistift.
225
B sagt, er erkenne ihn.
– Was geschah da als erden Bleistift erkannte? Mußte er zu sich selbst sagen, <–> obwohl er es nicht zu dem A ˇnicht sagte – dies sei ein Bleistift? Warum sollte das ge- schehen sein müssen? – Als was also erkannte er das Ding? |
Angenommen, selbst er hätte zu sich
selbst gesagt, “Das ist ein Bleistift”, könntest Du diesen Fall mit (89) & (90) vergleichen? In diesen Fällen k[ö|o]nnte man sagen: “Er er- kennt dieses Ding als jenes”, – wobei man z.B. zuerst für ‘dieses’ auf den mit den Kappen bedeckten verkappten Blei- stift & für ‘jenes’ auf einen gewöhnlichen Bleistift weist zeigt. Und analog in im Fall (90). |
In (93) veränderte sich der Bleistift nicht,
& die Worte “Das ist ein Bleistift” bezogen den Gegenstand nicht auf ein Muster eines Blei- stifts. Hätte man B gefragt, hätte auf die Frage <“>[w|W]as ist ein Bleistift[,|?]<“> so hätte er unmittelbar auf diesen ˇhinweisen können. |
Aber als er sich sagte “Das ist ein
Bleistift”, –
wie wußte er das, wenn er das Dingc die Sache nicht als irgend etwas erkannte. Das kommt ˇaber darauf hinaus zu fragen: “Wie hat er das Wort ‘Bleistift’ als den Gattungsnamen //als das Wort ˇfür diesesc ˇDing// dieser Art Ding den Namen für diese Art Ding das Wort für dieses Ding erkannt?” Nun, wie hat er ˇes es jenes ˇdieses erkannt? – Er hat auf den Anblick des Dinges damit rea- giert, daß er diese Worte dieses Wort sagte. mit diesem Wort auf den Anblick dieses Ding[s|es] reagiert. |
<94>
– Denke Dir,
jemand zeigte Dir Farben & Du solltest sie benennen. Du sagst nun, auf eine Farbe weisend, “[d|D]as ist rot”. Was könntest müßtest Du antworten, wenn man Dich fragte: “Wie weißt Du, daß das rot ist?”? //Wenn man Dich nun fragte “Wie weißt Du, daß das rot ist”, was könn- test Du antworten?// |
Es gibt freilich den Fall, in welchem
226 dem B eine allgemeine Erklärung des
Begriffsgegeben wurde z.B.: “Wir wollen ‘Bleistift’ alles nennen, was diese Form hat & was auf Papier schreibt.” Dann zeigt A ˇzeigt nun dem B unter anderm einen Stift, B versucht ihn auf einem Stück Papier & sagt “Das ist ein Bleistift”. In diesem Falle könnten wir sagen, f[a|i]nd<et> eine Ableitung statt; in (93) & (94) aber keine. |
Sollen wir nun sagen, daß B, als ˇA wir ihm
er den
Bleistift sah zeigten nach dem Hygrometer, da[ß|s] er noch nie gesehen hatte, beim Anblick des Bleistiftes das Gefühl der Vertrautheit mit dem Gegenstand hatte? <95> Stellen wir uns vor, wie es wirklich geschehen sein mag. Er sah den Bleistift, lächelte, fühlte Erleichterung, & das Wort kam ihm dabei in den Sinn, oder er sprach es aus. er sagte sich innerlich das Wort, oder sprach es aus. |
Aber wie ist es, : haben wir nun hier ein ‘Gedanken-
experiment’ gemacht? – Wie wissen wir denn, daß es sich so verhält, bloß dadurch, daß wir es uns so vorstellen? Was ist das für eine seltsame Weise<,> festzustellen<,> wie sich eine Sache verhält? – Oder ist es so, geht es, weil diese V[ö|o]rgänge in mir stattfinden & ich also nur in mich hineinzusehen habe? – Von ‘innen’ & ‘außen’ wollen wir später reden, – aber jedenfalls, sollte man meinen, die Sache müßte eben jetzt in mir vorgehen, wenn ich sie jetzt in mir sehen soll. Auch habe ich mich nicht an den Fall erinnert, denn er ist mir nie geschehen. |
Nun kann man ja wirklich ein Experiment
machen, dadurch, daß man sich etwas vorstellt. Nicht ein Experiment in der Vorstellung, d.i., das bloße Vorstellungsbild eines Experiments.
227
(Ein Laboratorium kann man nicht dadurchüberflüssig machen, daß man sich Apparate & Versuche einfach vorstellt.) <96> Wenn mich z.B. jemand fragt[;|,] “Wie begrüßt Du den N.”, wie gehst Du auf ihn zu?”, so kann ich, um antworten zu können, mir vorstellen N trete herein & ich mache etwa dabei die Bewegung des Begrüßens. Und dies ist ein Versuch. Er mag mich täuschen, & was wirklich in so einem Fall geschieht mag etwas anderes sein; aber die Erfahrung lehrt vielleicht daß wirklich meißt das geschieht, was so ein Versuch zeigt. Hätte also die Frage gelautet: <,> “Lächelt ein Mensch in so einem Fall?”, so hätte ich aller- dings den Versuch mit der Vorstellung durch vorstellen //durch ein Vorstellen// machen können. – Weiß ich aber nun, daß man lächelt, oder nur, daß ich lächle? Und wenn das erste- re, ist dann das Vorstellen nicht ein Erinnern? Jedenfalls nicht notwendigerweise ‘das Erinnern an bestimmte Fälle’. |
<97> – Die Aufgabe wäre:
“Mache, wie man auf jemand unter den & den Umständen zugeht.” Hier kann das Erinnern die Form der Nachahmung haben; & ˇmuß nicht etwa ein visuelles Erinnerungsbild da sein, wonach er man sich bei der Nachahmung beim Nachahmen richtet. Und wenn ich nun mich selbst nachahme, ist das Erinnerung? – |
<98>
Man sagt in solchen Fällen manchmal,
nachdem man sich die Situation vorgestellt hat, : “Von mir weiß ich sicher, daß ich ˇin so einem Falle läch- le, ich könnte gar nicht anders”. Aber könnte es nicht vorkommen, daß mir ein Augenzeuge sagte: “Ich versichere Dich, Du hast in diesen Fällen nie gelächelt”; & ist es nicht möglich, daß ich ihm glaubte? –
228 |
Aber um einen solchen Versuch hatte es sich im
Fall in (95) nicht gehandelt. Denn die Frage war nicht, ob das & das uns bekannte Gefühl in diesem dem Falle auftrete, oder nicht, sondern ob wir hier ˇbei seiner Betrachtung ein Gefühl sähen //unterscheiden//, das wir ‘Gefühl der Vertrautheit’ (oder ‘Bekanntheit’) zu nennen bereit sind. nennen wollen. Wenn ich also sagte, : “Stel- len wir uns vor, was in so einem Falle wirklich geschieht geschehen könnte”, so hieß das: stellen wir uns den Fall [i|e]inmal vor, ohne von dem Wort ‘Gefühl der Vertrautheit’ beeinflußt zu sein, also, <–> wie wir sagen könnten – ohne gramma- tisches Vorurteil. Und wir könnten fragen: Hast Du nun noch das Bedürfnis zu sagen: er habe beim Anblick des Bleistifts das Gefühl der Ver- trautheit? |
Aber ist jenes Gefühl der Erleichterung nicht
gerade das, welches den Übergang vom Unver- trauten zum Vertrauten kennzeichnet? – Wir sagen in sehr verschiedenen Fällen jemand habe die Gefühle der Spannung & Entspan- nung, der Anstrengung, ˇder Erleichterung, des Ausruhens: Jemand hält ein Gewicht mit ge- strecktem Arm; sein Arm, sein ganzer Körper sind in einem Zustand der Spannung. Er läßt das Gewicht nieder, & empfindet Erleich- terung. – Jemand läuft, – dann ruht er. – Er denkt ˇangestrengt über eine Aufgabe im Euklid nach //Er zerbricht •sich •über ein Aufgabe im Euklid ↺den Kopf//; er findet die Lösung & die seinec Span- nung hat nachgelassen //& ist nun entspannt//. – Er versucht trachtet sich an einen Namen zu erinnern[;|, –] der Name er fällt ihm ein<.> & die Spannung ist fort. |
Was aber haben alle diese Fälle mit einan-
der gemein, da[s|ß] uns wir sagen macht, sie seien alle Fälle von Spannung & Entspannung?
229 //, daß wir sie alle
“Fälle von Spannung & Entspan-nung” nennen?// – |
<–> Warum gebrauchen wir den Ausdruck “im
Gedächtnis nach etwas suchen”, wenn wir uns einer Sache erinnern wollen? – Fragen wir uns: Worin besteht liegt die Ähnlichkeit zwischen de[m|r] Vorg[a|ä]ng[,|e]<,>: wenn ich meinen Freund im Garten suche & dem Suchen eine[s|n] vergesse- nen Namens im Gedächtnis? suchenc<,> &<, z.B.,> ein Buch im Schrank zu suchen? – Wie sieht die Antwort auf so eine Frage aus? |
Eine Art der Beantwortung wäre jeden-
falls die, eine Reihe von Bindegliedern zu beschreiben. Man So könnte z.B. man sagen, derc Fall des materiellen Suchens, der dem Suchen im Gedächtnis am ähnlichsten sei nächsten steht, sei ist nicht Suchen nach einem Buch im Schrank, sondern, Nachschlagen einer Stelleˇ die wir vergessen haben, etwa in einem Roman einer Geschichte <in einem Buch>. Und nun könnte man weitere Fälle interpollieren. – Eine andere Art des Aufzeigens der die einer Ähnlichkeit ˇanzuzeigen wäre z.B. die: “In ˇdiesen beiden Fällen kann ich zuerst etwas nicht aufschreiben & dann nachher kann ich's ich es.” Oder ˇdie: “In beiden Fällen runzle ich die Stirn, kneife mein Gesicht zusammen mache ein verkniffenes Gesicht & erwäge Möglichkei- ten”. |
Aber es ist wichtig, : , daß wir uns
solcher
Ähnlichkeiten nicht bewußt sein müssen, um geneigt zu sein, dazu, daß es uns drängt, um uns gedrängt zu fühlen, den Ausdruck “ˇsuchen im Ge- dächtnis suchen” zu gebrauchen //… damit sich uns der Ausdruck … aufdrängt//. |
Vielleicht möchte man Einer sagen:
“Es muß
uns doch eine Ähnlichkeit auffallen aufgefallen sein, oder wir würden nicht wären nicht geneigt, das gleiche Wort gebrau- chen”. Sage statt dessen: “Es muß uns eine Ähnlichkeit ˇzwischen diesen Fällen //Vorgängen// auffallen aufgefallen sein oder wir würden nicht wären nicht geneigt,
230 das gleiche Bild zu ihrer Darstellung
zu benützen”. Das heißt, daßc irgend etwas etwas der Benützung daß ein seelischer Vorgang Akt dem Gebrauch des Bildes vorausgegangen sein vorausgehen muß. Aber warum sollte das ‘Auffallen der Ähnlichkeit’ nicht zum Teil, oder gänzlich ganz, darin be- stehen, daß wir dasselbe Bild gebrauchen? Und warum sollte es nicht zum Teil oder gänzlich ganz darin bestehen, daß wir geneigt sind uns gedrängt fühlen, dasselbe Wort den gleichen Ausdruck zu gebrauchen? //, daß sich uns der gleiche Ausdruck aufdrängt?// |
Wir sagen: “Dieses Bild ˇ(dieser
Ausdruck) drängt sich mir un-
wiederstehlich auf”<.>[i|[<:>|I]]st Und i das ˇetwa keine Erfahrung?! |
Wir haben es hier mit einem jener der
zahlreichen
Fälle von vielen zu tun, die uns denen wir in dieser unserer Untersuchung immer wieder auf Schritt & Tritt begegnen: [e|E]in gewisses Wort wird ˇunter anderemc manchmal ˇvon uns unter anderem zur Bezeichnung eines ˇsogenannten ‘seelischen’ Vorgangs oder Zustandes verwendet, der welcher eine Handlung vorbereitet; eine solche diese Vorbereitung ist in einer Klasse von Fällen die ˇpraktische Bedingung für das Zustandekommen der Handlung; wir sind gewohnt, zu sagen, sie der seelische Vorgang mußc stattgefunden haben, damit die Handlung geschehen stattfinden konnte; wir sind nun geneigt eine solche ˇseelische Vorbereitung • als Vorbedin- gung der zur Handlungen zu postulieren: So sagen wir heißt es: “Man muß einen Befehl verstehen, ehe man ihn ausführen kann”, “Man muß wissen, wo der Schmerz ist, damit man die Stelle zeigen kann”, wo etwas ist, um darauf zeigen zu können.”, “Man muß die Melodie kennen, wenn man sie singen will”, u.s.f.. “Die Ähnlichkeit muß uns auf[- |ge- ]fallen ˇsein, ehe wir sie ausdrücken“[.|k]önnen“. |
99
Fragen wir uns folgendes: Nimm an,
[I|i]ch hätte jemandem
das Wort ‘blau rot’ erklärt, indem ich auf verschie- dene blaue rote Gegenstände gezeigt, & die Worte “Das ist heißt ‘blau rot’” dafür dazu ausgesprochen, hätte habe; was heißt es nun, wenn ich sage: “Wenn er die Bedeu- tung jetzt verstanden hat, wird er mir etwas Blaues Rotes
231 bringen, wenn ich es
verlange”?
Dies scheint zu sa-gen: Wenn er wirklich (das) erfaßt hat, was allen diesen den Gegenständen gemeinsam ist, die ich ihm gezeigt habe, wird er in der Lage sein, meinen Befehl zu befolgen. Aber was ist ihnen allen ge- meinsam? |
100 <100>
Kannst Du mirc sagen, was ˇdas Gemeinsame an
einem lichten & einem
dunkeln Blau Rot gemeinsamc ist? – Vergleiche da- mit diesen Fall: Ich zeige Dir zwei Bilder, : zwei verschiedene Landschaften; ein Haus ist in ˇden beiden aber ganz gleich ; in beiden aber findet sich das gleiche Haus. <ˇan irgend einer Stelle> der gleiche Busch[;|.] [n|N]un Ich sage ich: “Zeige (auf) mir das, was diesen beiden Bildern gemeinsam ist.“<;>. & als Antwort ˇDu suchst die Bilder ab, dann zeigst Du ˇzur Antwort auf das Haus. den Busch. (Du hast das Gemein- same gesucht.) |
101 <
[Dieses Beispiel vielleicht auszulassen]>
Nun betrachte diese Erklärungen: Oder: Ich gebe zeige jemandem zwei Kisten Haufen in denen sich von ver- schiedene<n> Gegenstände<n> Geräten Werkzeugen befinden, ich , & sage: “Das was in beiden Haufen gemeinsam ist, vorkommt, heißt ‘Stemm- eisen’”. Der, dem ich die Erklärung gebe, die Erklarung gegeben wurde, Der Andre hat die Werkzeuge zu sortieren, bis er das findet, was in beiden vorkommt, & dadurch•, können wir sagen, ↺gelangt kommt er zur hinweisenden Erklä- rung. |
<102>
Und nun Oder ich gebe diese
Erklärung: “In
diesen zwei Bildern, siehst Du verschiedene Farbflecken; d[ie|er] eine Farbton, der in beiden vorkommt, heißt ‘Ocker Karmin’.” – Hier hat es einen klaren Sinn zu sagen: “Wenn er gesehen hat, was beiden gemeinsam ist, kann er mir nun auf meinen Befehl den Befehl hin einen Gegenstand von jener Farbe bringen. |
⋏
{⋎ [Bemerkung zur Seite
No 209]
Vergleiche mit
dem Vorgang beim Lesen einer unsrer gewöhn- lichen Schrift das Lesen von Worten die ganz in großen Buchstaben gedruckt sind, wie manch- mal die Auflösungen von Rätseln. Welch ande- rer Vorgang! – Oder lies unsre Schrift von
232 rechts nach links!}
|
103
Denken wir uns dieses Spiel: Denke Dir
dieses Spiel: Es gibt freilich dieses
Spiel: Ich sage jeman-
dem: “Ich werde Dir das ˇdie Bedeutung des Zeichen<s> (Wort<es>) ‘W’ erklären, indem ich Dir auf verschiedene Gegenstände weise. ‘W’ bedeutet das ˇetwas, was ihnen allen gemeinsam ist”. Ich zeige ihm nun zuerst zwei Bücher, & er fragt sich<:> , “[h|H]eißt Bedeutet ‘W’ ‘Buch’? – Dann zeige ich auf einen Ziegelstein, & er sagt denkt: “Vielleicht bedeutet ist es ‘Rechteck’”. Endlich zeige ich auf ˇeine glühende Kohle & er sagt ˇsich: “Es bedeutet ‘rot’; denn alles, was er ˇmir gezeigt hat, war rötlich hatte etwas Rotes.“<;> <104> – Denken wir nun, <ˇdabei läßt er vielleicht seinen Blick über alles was an den Gegenständen rot ist schweifen. Es wäre auch lehrreich diese Variante zu betrachten:> er hätte Der Andre soll in jedem Stadium des Spiels zeichnen oder malen sollen, was er glaubt denkt, da[ß|s] ich meine. ˇEs wäre dann [I|i]n manchen ˇgewissen Fällen wäre es dann ganz klar, was er zeichnen soll. zu zeichnen hat. Hätten z.B. alle Gegenstände ein ˇdasselbe gleiche Fabrikszeichen•<,> & wenn er glaubt ˇdaß ich ˇes meine<.> dieses, ↺so wird er es dieses aufzeichnen. Sind sie aber alle rötlich, was soll er malen? Welchen Farbton Ton von rot[?|;] & welche Form? Wie, wenn er ein andermal malen wollte will, daß alle rot & rund seien? Man sagt sich gleich, daß hier , hier sei … eine [a|A]bmachung nötig<.> ist. |
Wenn Du [e|E]iner, auf verschiedene Töne von
Rot zeigend fragtest fragte: “Was haben alle diese gemein, daß Du sie mit dem gleichen Wort benennst?”, – so möchte man ich Dir antworten: “Siehst Du es denn nicht?!”, – & dies ist natürlich keine Antwort. – & damit habe ich natürlich nicht auf etwas Gemeinsames hingewiesen. |
Es gibt Fälle, in denen, erfahrungsge-
mäß, ein Mensch Befehle, von der Form wie “Bring mir x das & das //x//”, nicht ausführen kann, wenn er nicht vorherc erkannt hat, was allen den Dingen gemein<sam> ist, auf die, bei der Erklärung des betreffenden Wortes Ausdrucks <//Wortes ‘x’//> gewiesen gezeigt wurde. Und dieses Erkennen besteht kann dann
233 etwa darin ˇbestehen
//besteht etwa darin//, daß er auf das Gemeinsame zeigt,wie in (100) oder es etwas aufzeichnet, ˇoder sich vorstellt, oder sich ein bestimmtes Wort sagt, u.s.f. – Dann aber gibt es Fälle Aber es gibt auch Fälle, in denen so ein einleitender Pro- zess nicht stattfindet; & wo wir dennoch sagen, er habe das Gemeinsame ˇin den aller dieser Gegenständen,• erkannt da[ß|s] ich meinte ↺welches wir meinten, wenn er auf die nach der [H|h]inweisen- de<n> Erklärung nun auf meinenc den Befehl “[b|B]ringe mir …” zu meiner unserer Zufriedenheit aus- führt. |
“Warum nennst Du diese verschiedenen
Erfahrungen, ‘Erfahrungen der Anstrengung’ & ˇ‘Erfahrungen der Entspannung’ etc.?” – “Weil sie alle etwas mit einander gemeinsam haben.” – “Was hat eine [G|g]eistige Anstrengung mit einer körperli- chen gemein<sames>?” – “Ich weiß <es> nicht; aber ˇirgend eine Ähnlichkeit besteht offenbar ja ganz offenbar.” – Warum sag- test Du dann ˇaber, sie hätten etwas gemeinsam? – Hast Du hast [d|D]amit nicht hast ˇDu hast damit bloß ein ˇbestimmtes Bild ge- braucht ˇaber keine Erklärung gegeben[[?|.]|!] – Es könnte freilich auch kann ja sein daß allen Fällen Vorgängen, die wir in denen wir von Anstrengung <(>& Entspannung<)> nennen ˇetwas gemeinsam ist, z.B. reden eine Art der Atmung, oder ein Spannungszustand gewisser Muskeln, <etc.> gemeinsam ist. Wenn Du Kannst Du aber ˇgar nichtc sagen kannst, welcher Art das Gemeinsame ist, so ist es keine keinerlei Erklärung<:> zu sagen[:|,] die [I|i]hre Ähnlichkeit der beide besteh[e|t] //bestehe// darin, daß sie in ihnen etwas ˇmit einander [G|g]emeinsames ist. sei ist. |
Sollen wir nun sagen, Du habest ein ˇbesonderes ‘Ge-
fühl ˇdes Ähnlihseins oder der Ähnlichkeit’, wenn Du die Erfah- rungen mit einander vergleichst[?|,] & daß die- ses besondere Gefühl Du darum den gleichen Ausdruck für sie gebrauchst? & darum gebrauchst Du den gleichen Ausdruck für sie? |
Stelle Dir über dieses Gefühl darüber
einige diese Fragen:
Wann hast Du es das Gefühl? – Denn was wir ‘zwei Erfah-
234 rungen vergleichen’ nennen ist
ja ein ˇganz kompli-zierter zusammengesetzter Vorgang: Du stelltest riefst Dir etwa die bei- den Erfahrungen nach einander vor in's Gedächt- nis, denkst abwechselnd an die eine & an die andre; wann, während all dies vorgeht, hast Du das Gefühl? – Was tut diese Frage? Sie nimmt uns in gewissen Fällen die Lust, hier von einem beson- deren bestimmten Gefühl zu sprechen. |
“Aber ich würde doch nicht sagen, die Vorgän-
ge seien ähnlich, wenn ich nicht ein Erlebnis dieser Ähnlichkeit dieses Ähnlichseins hätte?” – Aber muß dieses Erlebnis etw ein Gefühl sein? Angenommen es wäre das Erlebnis, daß sich Dir das Wort ‘Ähnlichkeit’ aufdrängt, – würdest Du dies ein Gefühl nennen? – Ich sage nicht, daß dabei hie<r>bei nicht allerlei Gefühle auftreten! |
“Aber gibt es nicht ein Gefühl der
Ähnlichkeit?” –
Ich glaube es gibt eine Reihe von Gefühlen, die man Gefühle der Ähnlichkeit ˇin speziellen Fällen nennen könnte. Aber Du mußt wir müssen keines von ihnen diesen Gefühlen haben wenn Du wir eine ’Ähnlichkeit wahrn[immst|ehmen]’. wenn auch nicht ein Gefühl, oder ein Erlebnis, welches das Wahrnehmen der Ähnlichkeit wäre. Denke an Erfahrungen, die wir in solchen Fällen haben: |
10[4|5] a) Es gibt eine
Erfahrung des
Beinahe-nicht-unterscheiden-könnens.
Du siehst
z.B. zwei Längen,
oder zwei Farben, die beinahe ganz gleich sind & willst sehen, ob Du einen Unterschied in ihnen entdecken kannstˇ, oder ob ihr Unterschied für den & den Zweck zu groß ist. Du siehst von einer zur an- dern, blinzelst, • • murmelst vielleicht Worte, ↺schüttelst Den den wackelst mit dem Kopf,, ↺hälst den Atem an, u.s.f. Man könnte sagen: Es ist ja [z|Z]wischen all diesen Erfahrungen ˇist ja gar kein kaum Pla<t>z für ein das Ge- fühl der Ähnlichkeit. |
Wenn immer ich nun meinen Tisch sehe,
sehe ich Tischfüße Hölzer, die ganz oder beinahe gleich hoch sind; aber habe ich hier auch solche Erfah-
235 rungen des
Nicht-unterscheiden-könnens? |
b) Vergleiche mit (a) den
Fall dem ersten Beispiel eines, in welchem es
keiner-
lei Schwierigkeit macht die ˇähnlichen Gegenstände zu un- terscheiden. Ich sage z.B.: “Ich will Rosen & Nel- ken diese beiden Beete von ähnlicher Farbe haben, ich will ˇhier keinen starken Kontrast”. Die Erfahrung wenn der Blick von einem zum andern geht, könnte man hier ein sanftes Gleiten nen- nen. |
c) Ich höre Variationen über ein Thema &
sage: “Ich sehe ˇnoch nicht, in wiefern das eine Variation des Themas ist, aber ich merke eine gewisse Ähnlichkeit (Analogie).” Bei gewissen charakteristischen Punkten der Variation ‘wußte ich, wo ich im Thema bin’; & diese Erfahrung konnte darin bestehen, daß mir ich ˇmir, blitzartig, die ˇbetreffende Stelle des Themas im Thema vorstellte einfiel, oder es schwebte mir ihr Notenbild vor, oder ich machte die gleiche Geste, wie an jener Stelle, etc. |
“Aber wenn zwei Farben einander [Ä|ä]hnlich sind,
so sollte die doch meine Erfahrung des dieser Ähnlich[s|k]ei[n|t]s darin bestehen, daß ich die Ähnlichkeit erfasse, wel- che , die da ist besteht.” – Nimm ein Aber ist ˇnun also ein bläuli- ches Grün einem gelblichen Grün ähnlich, oder nicht? In gewissen Fällen Unter gewissen Umständen //Unter manchen Umständen// werden wir sagen, sie seien sind ähnlich, unter in andern, sie seien sind gänzlich unähnlich. Sollen wir sagen, wir haben in diesen beiden Fällen da ˇzwei verschiedene Relationen wahrgenommen, die zwischen den ˇbeiden Farben bestehen? <10[5|6]> – Denke Dir, Nimm an, ich beobach- tete die eine ˇallmähliche Veränderung einer der Farbe ˇeiner Substanz: ein bläu- liches Grün wird nach & nach rein grün, dann dieses dann gelblichgrün, dann gelb, & endlich rötlich gelb orange. geht nach & nach in grün, ˇdann in gelbliches grün, ˇin gelb & endlich ˇin orange über. |
Ich sage ˇDir: “Es braucht nur eine
kurze Zeit
vom [b|B]läulichgrünen zum [g|G]elblichgrünen, weil die
236 ähnlich sind.” denn die sind ähnlich.”
– “Muß Du dazu da nicht
Setzt das nicht eine ˇbesondere Erfahrung ein
Gefühlder Ähnlichkeit ˇschlechtweg gehabt haben?“ vo[r|n]aus ˇBlaugrün & Gelbgrün voraus? – Die Erfahrung könn- te darin bestehen z.B. sein, daß ich im Geist einen Far- benstreifen vor mir sehe, in dem [b|B]laugrün & [g|G]elbgrün nah bei einander am Grün & nah bei einander lagen liegen, & das Orange weit<er> weg zur Seite; oder ich sah sehe ein Grün vor mir, das bald ins Bläuliche bald ins [g|G]elbliche schillerte; oder ich sah sehe nichts vor mir & sagte nur was ich sagte ˇ(Dies wird später klarer werden. Es handelt sich um das Verhältnis darum, was sind d[er|ie] Paradigmen für die Verwendung des Wortes & welches die Gegenstände auf die es angewandt wird.). – Wenn ich aber über die Ähnlichkeit von Blaugrün & Gelbgrün & die Unähnlichkeit von Blaugrün & Orange nachdenke, empfin- de ich ˇjetzt etwa bei der Vorstellung dieses Farben- paares etwas wie Spannung, ich mache ein Gesicht, gleichsam, als ob es mich ekelte, das Wort ‘Diskrepanz’ kommt mir in den Sinn; & beim ersten Farbenpaar mache ich ein versöhnliches Gesicht & fühle mich entspannt. Und es ist eine wichtige Tatsache, daß ich dabei ja mein Ge- sicht nicht sehe, sondern nur fühle. |
(Bemerke Beachte die große
Familie von der Bedeutun-
gen des Wortes “ähnlich”.) |
Es ist nun etwas [b|B]emerkenswertes [i|a]n dem
Satz: daß wir sowohl geistige, als auch körper- liche Anspannung ˇdarum ‘Anspannung’ nennen, weil zwischen beiden eine Ahnlichkeit bestehe. Würde[st|n] Du wir sagen: “Wir gebrauchen das Wort ‘blau rot’ sowohl für für ein lichtes Blau Rot wie für ein dunkles Blau, weil eine Ähnlichkeit zwischen ihnen be- steht”? – Wenn man uns fragt: “Warum nennst Du das auch ‘blau rot’?”, so möchten wir sagen: “Weil es auch blau rot ist”. – Man könnte in diesem Fall ˇals Erklärung vorschlagen, Hier möchte man als Erklärung vor- schlagen, : ‘blau rot’ nennten wir nenne man ˇbezeichne etwas, was dem dunkeln & dem hellen ˇRot gemeinsam sei; & wenn wir <mit> ’Anspannung’ auch das etwas nennten meinten, was der geistigen
237 & der körperlichen
ˇAnspannung gemeinsam ist, so dann wäre
esfalsch, zu sagen, sie hießen ˇbeide ‘Anspannung’ weil sie einander ähnlich sind seien & statt dessen das Richtige, <:> es wäre zu sagen: sie hießen heißen ‘Anspannung’, weil das ein Element der Anspannung in beiden ge- genwärtig sei verbunden ist. ist. //, weil das Element der …// [Nein, weil diese Wendung später vorkommt] |
Was aber haben lichtblaurot &
dunkelblaurot mitei-
nander gemeinsam? Auf den Beim ersten Blick scheint die Antwort klar: Sie sind beide Schattierungen der<->selben Farbe, Blau Rot. – Aber das ist bloß nur eine Tautologie ein Pläonasmus. Fragen wir also so: Was haben diese beiden Farben, auf welche die ich zeige, mit einan- der gemeinsam (& laß die eine & nimm an, die eine sei … ein Hellblaurot, die andre ein Dunkelblaurot sein)? – Die Antwort darauf wäre etwa könnte sein: Ich weiß nicht, was für ein Spiel Du spielst; & darau davon hängt es ab, ob ich sagen kann soll, sie haben etwas gemein, & was. |
10[6|7]
Denke Dir dieses Spiel Nimm
an: A zeigt B verschiedene ˇFälle
von
Farbmustern & fragt ihn, was je zwei ˇvon ihnen mit ei- nander gemeinsam haben. Als Antwort soll hat B auf das Muster einer reinen Farbe zeigen zu zeigen. Zeigt also A ihm also Rosa & Orange, so zeigt B auf ein reines Rot; zeigt <…> A ihm zwei [s|S]chattie- rungen von bläulichem Grün, so zeigt B auf reines Blau & reines Grün, etc.. H Zeigte A ihm in diesem Spiel lichtes & dunkles Blau Rot, so wäre die Ant- wort nicht zweifelhaft. Zeigte er ihm reines Rot & reines Grün, so wäre hier die Antwort, diese bei- den hätten nichts gemeinsam. – Aber ich kann mir leicht Umstände vorstellen, unter denen wir sagen würden, diesen beiden Farben sei etwas gemeinsam, & ˇauch ohne ˇuns zu [B|b]edenken unbedenklich sagen würden, was. //& uns nicht bedenken würden zu sagen, was.// |
<10[7|8]>
– Stellen wir
uns einen Sprachgebrauch ˇvor – <(>eine Kultur<)>, in welchem es einen gemeinsamen Namen für grün & rot, & einen für blau & gelb gäbe gibt. ⋎⋎ Es g[i|a]bt bei ihnen ˇvor langer Zeit z.B.
238 zwei Kasten: die
ˇsogenannten ‘Patrizier’
tr[a|u]gen blau
& gelb<e> Ge-wänder, die ‘Plebe[i|j]er’ rot & grün<e>. <ˇSo etwa hatte sich ˇnun dieser Wortgebrauch gebildet herausgebildet:><:> Von [b|B]lau & von Gelb spricht man als ‘patrizischen Farben’, von rot & von grün als ‘plebejischen’ : Sowohl Blau als Gelb heißt ‘patrizische Farbe’, sowohlc grün als rot ‘plebejische’. ˇDer Ursprung dieser Worte ˇaber ist gänzlich in Vergessenheit geraten.<.> Sagt man also von einem Ding, es sei ‘plebeisch’ gefärbt so weiß wissen wir weiß man natürlich nicht, ob es grün [&|od]<er> rot sei ist, so wie wir nicht wissen, ob etwas hellblau oder dunkelblau ist, wenn bloß gesagt wird, es sei blau. Wollen sie zwischen Blau & Gelb unter- scheiden, so setzen fügen sie dem Wort patrizisch noch ein Wort bei (wie wir das Wort H ‘hell’ dem Wort ‘blau’) u.s.f.. Fragte man einen Mann dieses Volkes, was diesen beiden Farben (die wir ‘gelb’ & ‘blau’ nennen) mit einander gemein ist, – wür- de er nicht antworten, sie seien beide patrizisch? |
⋏ ⋎ [Zur vorigen Seite] Denke Dir ˇetwa, Menschen nähmen in der sie umgebenden Natur überall immer täglich ein ˇständiges Übergehen von rot<en> ˇFärbungen in grün<e> & von grün<en> in rot<e> wahr[;|,] ˇ& zwar so wie wir es im Herbst an manchen Blättern sehen, die nicht zuerst gelb & dann rot werden, sondern ˇdie durch einen dunkel schillernden Ton vo[n|m] der einen Farbe zur andern Grünen ins Rote übergehen gehen. Ähnlich geht ˇgeschieht es mit auch mit Blaue[s|m] in & Gelbe[s|m] über, & umgekehrt was sie um sich <…> sehen so (so etwa ˇso wie der Abendhimmel manchmal vom Blau ˇim Osten über ein helles Grau ins Gelbe über- geht.) Wie etwa der Abendhimmel manchmal im Osten blau ist & nach Westen hin über ein helles Grau in gelb übergeht) Für diese Menschen gehören rot & grün im- mer zusammen[;|.] & so auch blau & gelb. Es sind zwei Pole des Gleichen. Wollen sie in ihrer Sprache rot & grün unterscheiden, so fügen sie dem gemeinsamen Wort eines von zwei Adverben bei, wie wir dem Wort ‘[b|B]lau Rot’ die Worte ‘hell’ oder ‘dunkel’. Auf die Frage, ob diese beiden Färbungen (eine rote & eine grüne) etwas mit einan- der gemeinsam haben, antworten sind sie, geneigt zu antworten<:> , ja, beide seien …
239 |
10[7|8]
Umgekehrt könnte ich mir auch einen Sprach-
gebrauch eine Sprache (& das heißt wieder eine Lebensform Form des Lebens) denken, der die zwischen Dunkelblaurot & Hellblaurot eine Kluft befestigt. etc. |
Vergleiche mit (10[5|6]) die Erklärung
das Spiel, den Fall & (102): in beidenc
zeigt er auf die ‘gemeinsame Farbe’! k[ö|o]nnte die Fra- ge lauten: “Welches ist die gemeinsame Farbe Welche Farbe haben sie gemeinsam?” & ˇauch die Antwort in beiden die gleiche Form haben! ˇobwohl die Fälle gänzlich verschieden sind. |
10[8|9]
Eine Worterklärung könnte lauten: “Was
diesen beiden Farben ge[n|m]einsam ist, nenne ich ‘blau rot’” – dabei zeige ich auf ein bläuliches Rot & auf ein bläuliches Grün gelbliches Rot. Ist es unmöglich, daß jemand Menschen diese Erklärung verstünde verstünden[?|;] [D|d]as heißt also z.B. <Und> [J|j]emand könnte diese Erklärung verstehen; d.h. z.B.| einen Befehl “Bring mir ˇnoch einen blauen roten Gegenstand“ ˇdaraufhin zur Zufriedenheit richtig ausführten? ausführen. Aber vielleicht bringt er mir etwas Rotes Blaues & ich möchte sagen: “Er scheint irgend eine Ähnlichkeit zu bemerken zwischen • <&> den Mustern, die ich ihm gezeigt habe<.> & ↺diesem Ding.. <ˇ⇒ [Variante S 240]> |
Wenn man gewisse
[Bemerkung]: Manche
Menschen, wenn sie einen
Ton nachsingen sollen, den man auf dem Klavier anschlägt, singen ˇregelmäßig die Quint dieses des Tones. <1>109 Man So könnte man sich könnte sich ˇdaher eine Sprache denken, die den glei- chen Namen für Grundton & Quint haben hat. – Wenn man nun aber fragte: Denke aber nun es fragte jemand: “Was haben Grundton & Quint mit einander gemein?”? – Zu sagen, sie haben eine gewisse Affinität, wäre ist ˇnatürlich keine Erklärung. (ˇErklärung der Affinität des ersten & zweiten Gedankens eines Sonatensatzes) |
↻Wenn wir nun von geistiger &
körperlicher
Anstrengung reden, [s|S]ollen wir sagen, sie • seien “‘Anstrengungen’ im gleichen Sinn des Worts”, oder nicht im gleichen Sinn in verschiedenem Sinn? – |
Es gibt Fälle, in denen man wir diese
eine Fragen Frage solcher dieser Art
unbedenklich beantworte[n|t]n würde. //Es gibt Fälle, in denen uns die Antwort auf einer solche Frage nicht zweifelhaft ist.// Betrachte den folgenden Fall:
240
[I. Variante] {
109 “Ich meine mit
‘rot’, was diesen beiden Far-ben gemeinsam ist”: Könnte nicht jemand diese Er- klärung verstehen? – Warum nicht, er könnte z.B. nun einen Befehl “Bring mir noch einen roten Gegenstand” daraufhin richtig ausfüh- ren. – Vielleicht aber bringt er mir nun einen blauen Gegenstand, & wir sind geneigt werden geneigt sein zu sagen: Er scheint eine Ähnlichkeit zwischen den beiden Mustern & diesem Ding zu bemerken. } |
[II. Variante] { 109 Eine Worterklärung könnte lau- ten: “Was diesen beiden Farben gemeinsam ist, nenne ich ‘rot’”. Und jemand könnte diese Er- klärung verstehen. Er könnte Er würde z.B. einen Befehl, “Bring mir noch einen roten Gegenstand”, darauf hin richtig zur Zufriedenheit ausführen. … [wie in I] } |
[III Variante] { 109 Betrachte diesen den Satz: “Ich meine mit ‘rot’, was diesen beiden Farben gemeinsam ist”. – Könnte ˇdenn nicht jemand diese Erklärung verstehen? – Gewiß; er könnte würde … [wie in II]. – Vielleicht aber … …, & wir sind dann geneigt zu sagen: … } |
111<:> Jemand hat den Gebrauch der Wörter ‘heller’ & ‘dunkler’ gelernt. Er kann z.B. einen Befehl ausführen “Male einen dunkleren Farbton als diesen!”, oder die Frage beantworten “Welcher von diesen Farben ist dunkler?” u.s.f.. – Nun sage ich zu ihm: “Ordne die Vokale a e i o u nach der Dunkelheit ihres Klanges!” – Vielleicht sieht er nur verdutzt drein & tut nichts; vielleicht aber ˇüberlegt er & ordnet er nun die Vokalen in bestim etwa so: i, e, a, o, u. (Dies tun tatsächlich viele Menschen.) Nun könnte vielleich Einer man vielleicht glauben, die Vokale riefen müßten dazu im Geiste in der Vorstellung des Menschen Farben erzeugen & er ordne eben diese Farben. So verhält es sich aber nicht. Die Vokale werden, ohne Dazwischen-
241 kunft von Farbenbildern nach ihrer
Dunkelheitgeordnet. |
Würden wir nun gefragt<,> :
“ob u wirklich dunk-
ler ist als e, so [w|sin]d wir geneigt zu sagen: “Nein, – es macht mir irgendwie einen dunklern Eindruck”. |
Wir könnten nun Einen, der gesagt hätte “u
ist dunkler klinge dunkler als e”, fragen: “Was war es, daß Dir dieses Wort eingab?” Warum gebrauchs Du hier das Wort ‘dunkler’?” |
Hier besteht wieder die Versuchung zu sagen:
“Du mußt etwas gesehen haben, was der Be- ziehung<,> die zwischen Farben ˇbesteht & der Beziehung die zwi- schen den Lauten besteht gemeinsam ist.” – Wenn er nun aber nichts solches angeben kann! – |
Beachte das Wort ‘muß’ in die
Ausdrucks-
weise “Du mußt …”. Damit will man nicht sagen,<: “>[d|D]ie Erfahrung habe uns hat mich gelehrt, daß ˇman in solchen Fällen etwas sieht, etc.”. Aber da- rum sagt dieser Satz auch über die Tatsachen nichts aus. (Er schlägt eigentlich eine Darstellungs- weise vor.) |
112
Sagt mir aber nun jemand:
“Ich sehe eine Ähn-
lichkeit zwischen den beiden Beziehungen, dunkel hier & dunkel dort, aber ich kann nicht sagen, kann aber nicht sagen, worin sie besteht”, so sage ich ihm: “Das charakterisiert Deine Erfahrung der Ähnlichkeit.” |
Denke Dir Du siehst auf zwei Gesichter &
sagst: “Sie sind einander ähnlich, – aber ich weiß nicht worin die Ähnlichkeit besteht”. Dann nach einer Weile sagst Du: “Jetzt weiß ich's. Ihre Augen haben die gleiche Form”. – Nun ist Deine Erfahrung der Ähnlichkeit eine andre, als vor- her. Das ist natürlich eine grammatische Bemer- kung; wie die: “Wenn man ‘näher hinsieht’, ˇso sieht
242 man kl[ä|a]rer wie das
Ding der Gegenstand ausschaut; aber nicht, wiedas [g|G]esichtsbild ausschaut, welches das man hatte.” |
Nun zu der Frage: “Warum gebrauchst Du
hier
das Wort ‘dunkler’?” – Die Antwort könnte sein: “Ich hatte keinen Grund es zu gebrauchen habe es nicht aus irgend einem Grund gebraucht. Aber ich kann das sagen: ich habe gebrauche nicht nur dasc Wort gesagt gebraucht, sondern ˇich gebrauche ˇich hatte es ˇauch im gleichen Ton ge- braucht, & ˇvielleicht mit dem selben gleichen Gesichtsausdruck & vielleicht ˇmit der gleichen Gestec, ˇselben Gebärde, Handbewegung, wie wenn ˇals hätte ich es ˇwie von etwas [s|S]ichtbarem<.> gesagt<.> hätte. //wie wenn ich es von … sage// //…, wie wenn ich von etwas Sichtbarem rede.// – So ist es auch, wenn wir von • tiefer Trauer Traurigkeit, einem tiefe[m|n] Ton Bass & einemc tiefe[n|m] Brunnenc Wasser, reden ↺tiefem Schlaf<,> reden. |
113
Es gibt Menschen, die ˇunter den sieben Wochentagen fette &
magere Wochen-
tage unterscheiden<;> & meine Erfahrung, wenn ich einen ˇWochen[T|t]ag als fett empfinde, besteht darin, daß mir das Wort ˇ‘fett’ kommt, etwa mit einer Geste Mimik die Beleibtheit & ˇeine gewisse Bequemlichkeit ausdrückt. |
Sage nicht, dies sei nicht die eigentliche Er-
fahrung, denn man müße zuerst den Tag als fett empfinden ehe man das Wort ff ‘fett’ für ihn braucht & die Gebärde da- zu macht. Warum muß man? Ist Dir eine solche erste frühere Erfahrung bewußt? – Und wenn nicht, – ist es da dieses ‘muß’ ˇdann nicht der Aus- druck eines grammatischen Vorurteils? – Viel- mehr lernst Du aus diesem & ähnlichen Fällen eine wichtige Art des Gebrauchs Gebrauchsart des Wortes ‘empfinden’. |
Wer sagt ‘u sei nicht wirklich dunkler als e etc.’ Wir sind nun geneigt zu sagen i ein Vokal sei nicht in demselben Sinne dunkler als ein andrer, in dem eine Farbe dunkler ist, als eine andre. Denn das hieß es ja: u sei nicht wirklich dunkler als e etc.. – Betrachte nun dieses Beispiel:
243 |
114
Wir haben jemand die Farbnamen
‘rot’, <&>
‘grün’,
‘gelb’, ‘blau’, gel durch hinweisende Erklärungen verstehen gelehrt. Er kann < z.B.> Befehle ˇausführen<,> wie “Bring mir etwas rotes”, in denen diese Wörter ge- braucht werden. Ich zeige ihm nun einen Haufen von Blättern, die zum Teil rötlich braun zum Teil grünlich gelb , von denen einige rötlich braun, die andern grünlich gelb gefärbt sind & sage: “Lege die roten & die grünen Blätter auf zwei Haufen”. Ih <Er> wird dann vielleicht daraufhin vielleicht die rotbraunen & <die> grünlichgelben ˇBlätter von einander scheiden. – Habe ich nun hier die Worte ‘rot’ & ‘grün’ in demselben Sinn gebraucht, wie in den früheren, normalen, Fällen, oder in anderem, wenn auch ähnlichem, Sinn? Welche Gründe würde man für die letztere Auffassung <an>geben? Man kann könnte, z.B., sagen, anführen, //darauf hinweisen,// daß er auf den Befehl ‘[m|M]ale einen roten Kreis Fleck!’ ˇwenn ihm alle Farben zur Verfügung stehen gewiß keinen rötlich- braunen ˇmit einem rotlichen Stich gemalt hätte; & darum, könnte man sa- gen bedeutet ‘rot’ in den beiden Fällen etwas Verschie- denes. //[Variante] Ich zeige ihm nun einen Haufen Blätter; einige von ihnen sind braun mit einem rötlichen Stich, die andern gelb, mit einem grünlichen. Ich sa- ge ˇihm: “[s|S]ortiere Lege die grünen & ˇdie roten Blätter auf zwei Haufen!”. Es ist leicht möglich, daß er daraufhin die rötlichen von den grünlichen trennt. – Soll ich nun sagen, die Worte ‘rot’ & ‘grün’ sind hier in demselben Sinne gebraucht, wie in den früheren, normalen, Fällen, oder in verschiedenem, wenn auch ähnlichem, Sinn? Welche Gründe kann man für die letztere Auffassung angeben? …// Ich könnte aber auch sagen: “Es hat immer die gleiche Bedeu- tung. Die Umstände der Anwendung sind hier etwas andere.” |
Als Kriterium dafür daß das Wort
zwei Bedeutungen hat gilt uns in manchen
244 Fällen daß es zwei verschiedene
Erklärungendes Wortes gibt. Wir sagen dann nicht nur daß das Wort in zwei verschiedenen Bedeutungen verwendet wird, sondern auch, welches diese zwei Bedeutungen sind. So sagen wir das Wort ‘Bank’ habe zwei Bedeutungen, denn einmal bedeutet es diesen Gegenstand (eine Sitzbank) ein andermal diesen (die Kreditbank). Und die Gegenstände, auf die ich weise sind hier die Muster nach denen ich mich bei der Benützung des Wortes zu richten habe. Man könnte kann aber nicht ebenso sagen<,>: “[D|d]as Wort rot h[at|ab]<e> zwei Bedeutungen”, & nun auf ein helleres & auf ein dunkleres Rot zeigen, – wenn die Verwendung des Wortes ‘rot’ uns mit durch einem Muster erklärt wurde wird. Soll ich nun sagen das Wort ‘rot’ habe verschiedene Bedeutungen, weil ich es auf verschiedene Töne Farbtöne anwende? – Den- ken wir uns diese[s|n]n Spiel Fall: Der Gebrauch des Wortes ‘rot’ wird Menschen dadurch ge- lehrt, indem daß man auf reines Rot zeigt & sagt “[d|D]as ist rot” <115> Irgendwo gebrauchen die Menschen die Farbwörter ‘rot’, ‘grün’, ‘blau’, ‘gelb’ stets in Verbindung mit Mustern dieser Farben, die welche sie bei sich tragen. Alle Muster von Rot haben ˇgenau den gleichen Ton & eben- so gibt es wird auch nur einen Ton von Grün der als Muster verwendet wird, etc.. Ihre Farbwör- ter sind Zeichen die sie mit den Händen geben, & auf jedem Mustertäfelchen ist ein solches Zeichen abgebildet. Beim Gebrauch der Zeichen, sehen sie ˇstets nach, welches Täfelchen das gegeb Zeichen trägt, das der Andre gibt, gegeben wurde, u.s.[w|f].. Sie gebrauchen aber diese Muster, wie wir sagen könnten,
245 für verschiedene Töne von Rot,
Grün,
etc.
Holenalso auf einen Befehl “Bringe mir ein grünes Blatt!” bald dieses bald jenes Grün u.s.f. |
Vergleiche damit diesen Fall: Man wird
geneigt
sein, zu sagen, daß in dieser Sprache jedes der Farbwörter nur eine Bedeutung hat, <&> vielleicht daß es das bedeutet, was allen ro- ten Tönen (etc.) mit einander gemein sei. – “Aber gebrauchen sie nun ihr Muster für das, was den verschiedenen Rot gemeinsam ist, oder einfach, einmal für den einen Ton, einmal für den andern, also ‘in verschiedenen Bedeutun- gen’?” <116> – Aber nimm nun an, Du br[ä|a]chtest auf den jemandes Befehl “[b|B]ring mir vier zwei rote Bücher”, ein Zzinoberrotes, <&> ein Kkarminrotes Buch: Wie hast Du das Wort ‘rot’ des Befehles angewendet[;|?] für das ˇHast Du das darunter verstanden, was den beiden Rot Farben gemeinsam ist, oder ein- fach, einmal für Z<i>nober & einmalc für Karmin? |
<117>
Denke Dir diesen Fall: Ein Volk<…> besitzt
kein Wort welches unserm ‘rot’, oder ‘grün’<, etc>, entspricht sondern hat für jedes dieser Wörter ˇhat es fünf verschiedene, für fünf Hellig- keitsgrade ˇder Farben. Wenn sie diese Leute Deutsch lernen, wundern sie sich, daß es da bloß ein Wort für diese fünf gibt. Würden diese sie nicht sagen, unser ‘rot’ habe fünf verschiedene Bedeutungen? ⋎ • ˃ |
<118>
Denke Dir eine Sprache, in welcher das Wort
‘rot’, in verschiedenen Tonlagen ausgesprochen, auf verschiedene Helligkeitsgrade von Rot der Farbe angewendet wird. Hier, würden wir sagen, bedeutet es verschie- denes, je nach dem Ton, in dem es ausgesprochen wird. Aber wir könnten auch sagen: “Es bedeutet immer das gleiche; & der Ton zeigt den Helligkeitsgrad an.” |
⋏↺ Oder, – müssen wir nicht sagen, daß für sie unser Wort ‘rot’ fünf verschiedene Bedeutungen hat? Beson- ders, wenn wir uns denken, daß Einer, wenn er
246 unser jenes das Wort
‘rot’ bei uns hört sich im Geistealle seine fünf Wörter hersagt & ˇsich die entsprechenden Farbtöne dabei dazu vorstellt. Gewöhnte er sich aber nach & nach an unsern Sprachgebrauch lernte er ‘auf deutsch denken’, – würden wir da nicht ˇvielleicht sagen, er sähe nun das Gemeinsame aller jener Töne |
119
Denke Dir, Menschen lernten den Gebrauch der
Farbwörter zuerst beim Mischen von Malfarben. Sie haben sechs Farbtopnäpfe: [B|R]ot, Blau, Grün, Gelb, Weiß, Schwarz. Die sechs Fabwörter lernen sie zu- erst auf die sechs Farbstoffe anwenden. Sie machen dann ˇvielfache Übungen, wie diese: ein ˇes werden ihnen ˇeinf[a|ä]rbig[er|e] Gegenst[a|ä]nd<e> Muster wird werden ihnen gezeigt<;> & sie müssen sa- gen ‘aus welchen Farben seine Farbe diese Mischfarben besteh[t|en]’, ‘Welche von diese[r|n] Mischfarben rot enthalten’ u.s.f. u. dergl.. Später lernen sie Befehle von der Form wie ‘Bring mir etwas Rotes’ ausführen & zwar auch dann so, daß sie einen Gegenstand bringen dessen Farbe ‘genügend rot enthält’. – Hier würde man gewiss sagen, für sie bedeutet ‘rot’ was diesen Tönen gemeinsam ist. |
<120>
“Können wir nicht zwei Töne von Rot, sagen wir,
Karmin & Zinober, einmal als Farben auffassen, die rot mit einander gemein haben, – einmal, einfach als zwei einigermaßen ähnliche Farbtöne, oder, als zwei Farbtöne die reinem Rot ähnlich sind?” – Ja; aber in welchen Fällen würdest Du sagen, daß wir dies tun, & worin besteht dieses ‘einmal soc – ein- mal anders Aauffassen’? – Wer z.B. in durch d[er|ie] Schule (119) erzogen wurde worden ist gegangen ist, dem werden wird viel- leicht, wenn er sagt, zwei Dinge (ein zinoberrotes & ein karminrotes) seien beide rot, dabei eine Zerlegung von Farben vorschweben & darin kann das Auf- fassen der beiden Töne als Mischfarben bestehen,
247 oder das Auffassen des Rot als
ˇihr gemeinsamerBestandteil. Wir werden später noch von dem Auffassen (oder Sehen) von Etwas als Etwas reden. Sehr verschiedene Vorgänge nennen wir so; & nicht einen ˇeinfachen grundlegenden Vorgang, wie unsere Ausdrucksweise uns zu glauben verleitet. < ⋎⋎ [S 283-284.] > |
<121>
Denke an den Gebrauch, ˇden wir von den
Farbwörtern ma-
chen, wenn wir von ‘schwarzem’ Kaffee’, ‘weißem Wein’, ‘Rotwild’, etc., reden. //Denke an die Ver- wendung der Farbwörter in Ausdrücken wie ‘schwarzer Kaffee’, ‘weißer Wein’, ‘Rotwild’, etc.// <–> Wir könnten uns vorstellen, daß Menschen die Farb- wörter je nach dem Gebiet von Gegenständen, von denen sie reden, in verschiedener Weise gebrauchten. So sagen sie von Sie sagen von …… einem Pferd, es sei rot, wenn es nach unsern Begriffen braun ˇist mit einem leichten rötlichen Stich; sie reden von ‘blauen’ Pferden & meinen weiße mit ein[er|em] Spur eine[s|m] bläulichen Schimmers; bei Kühen für Kühe sind ihre die Begrenzungen ihrer Farb- begriffe wieder etwas anders, & wieder anders bei Äpfeln, Birnen & Pflaumen & Ziegeln gebrannten Ziegeln //für Äpfel & Pflaumen & wenn sie vom Brennen d. Z. reden//, etc.. (Es wäre das vergleichbar damit, daß Men- schen verschiedenerlei Längenmaß für Holz, Tuch, Papier, etc haben.<)> – Wenn ich nun ihre Aus- drucksweise lernen sollte, & von einem Pferd sagen muß, es sei rot blau, da[ß|s] ich nie anders als braun ˇweiß oder weißgrau genannt hätte, so würde ich mir gewiß sagen: “‘Rot Blau’ bedeutet bedeutet hierc bei ihnen das” //“Das heißt bei ihnen ‘blau’”//, & obwohl ich, gleichsam, ver- stünde, daß sie das ‘blau’ nennen, so bedeu- tet nun ‘blau’ für mich ˇdoch etwas andres als gewöhn- lich. neues. D.h. zeigt man mir zwei [f|F]arbtöne die bei- de ziemlich nahe reinem Blau sind & fragt mich, ob das Wort ‘blau’, auf diese beiden angewandt, dieselbe Bedeutung hat, so
248 bin ich geneigt zu
sagen, [;|,] es
habe hat dieselbe, &vielleicht auch<:> , Blau seic ist das, was beide Gegenstände sind, das Blau seic ist nur einmal ein wenig mit Weiß, einmal ein wenig mit Grün ‘legiert’. (Ich sage ja auch zwei Ketten seien sind aus Gold, wenn ˇdie eine etwas mehr mit Kupfer legiert ist enthält, als die andre). Hier rede ich also von Blau als dem gemeinsamen ‘Hauptbestandteil’. Beachte den Gebrauch von ‘ziemlich nahe’; ich hätte auch sagen können ‘ziemlich ähnlich.) Zeigt man mir anderseits aber ein solches Blau & ˇdazu jenes Weiߡgrau mit de[m|r] blau Spur eines des bläulichen Schim- mers, das die Leute ‘blau’ nannten, & fragt mich, ob das Wort ‘[b|B]lau’ dasselbe bedeutet, wenn man diese beiden Farben ‘[b|B]Blau’ nennt, <–> so sage ich ˇwohl, nein; & ich werde hinzufügen: “[d|D]as sind ja ganz verschiedene Farben nur mit einer leisen [v|V]erwandtschaft.” Ich werde ˇhier sagen: Oder: “‘Blau’ bedeutet hier eigentlich: , ‘Weiß mit einem Stich ins Blaue’”. Denn, wenn werde <soll> ich gefragt<,> werde, zeigen<,> w[as|el]che Farbe ˇich ’blau’ ist nenne, so werdec zeige ich zur Erklärung nicht auf so ein Weiß zeigenc. Aber jene die Leute in unserm Beispiel antworten auf diese Frage sagen vielleicht: “Blau, bei Pferden<,> ist das,” bei Pflaumen das, etc.”. Wenn man diese Leute sie aber fragt, ob bei ihnen ‘blau’ [v|V]erschiedenes oder immer nur Eines heißt bedeutet, so kann ich mir vorstellen, daß sie antworten: “‘Blau’ heißt ist immer nur blau. Natürlich bei einem Pferd schaut es anders aus, als beim blauen Himmel!” //“…. Natürlich ein blaues Pferd schaut anders aus als der blaue Himmel ˇetc.!”// |
Vielleicht aber sagst Du: Aber ich höre den
Einwand: “‘Blau’ ist doch
nicht die Farbe eines hellblauen oder dunkelblau- en Körpers Gegenstandes sondern, es ist der Begriff unter
249 den die Fa<r>be des Dinges
fällt” oder “‘Blau’
istbedeutet die Klasse aller blauen Farben”. ‘Klasse’ ist ein logisches Modewort<,> ˇwir müssen von ihm noch reden<,> – & es ist damit hier nichts erklärt, & ebensowenig mit der Verwendung des Wortes ‘Begriff’. Aber wir könnten aus diesem Beispiel allerdings etwas über die Biegsamkeit der Bedeutung des des Be- griffes ‘Begriff’ lernen. |
Wir haben die Idee, daß der Mensch, der Mensch, …,
trage der das Wort
‘blau’ versteht, seine Bedeutung kennt, in seiner Seele ein Bild dieses Begriffes trägt. Frage Dich aber: “Wie sieht dieses Bild aus?” – Von dieser jener Metapher ausgehend kann man aber sagen: Das Wort hat ˇfür Dich eine Bedeutung, wenn Du auf die Frage geneigt bist, Dir selbst nur eine ˇhinweisende Erklärung des Wortes zu geben. (Lernst Du also die Sprache der Leute im Beispiel (121) & memorierst die Farbtöne, die diese ‘[[b|B]|b]lau’ nennen, so bedeutet das Wort einmal das, einmal das.) |
↻[I|i]m Beispiel (114) nun
konnten [w|W]ir ˇkonnten nicht ent-
scheiden ob • ˇ‘rot’ nur eine, oder zwei Bedeutungen habe; <–> aber nehmen wir an, der, dem ich den Befehl gebe, sagt ˇdarauf: <122> “Es sind zwar hier keine roten & keine grünen Blätter, aber ich verstehe Dich”, & darauf sortiert er die Blätter sie. Oder: er hat sonst Be- fehle von der Art, “Sortiere diese Gegenstände etc.”, ohne sich zu bedenken ausgeführt; als ich ihm aber den in gab, die jene Blätter zu sortieren, sah er zuerst auf den Haufen Blätterhaufen & stutzte; dann erst fing er an ˇrötlich braune & grünlich gebe zu sortieren. – Oder er besinnt sich einen Augenblick & sagt ˇzu sich selbst: “Er meint wohl diese”, ˇdabei blickt er auf ein rotbraunes & ˇein grüngelbes Blatt<,> dann sortiert er. führt er den Befehl aus. – Dies, können wir sagen, bedeutet daß d[as|ie] Wort<e> ’rot’ & ’grün’ hier Blätter nicht in dem //jene// die Blätter für ihn nicht in demselben Sinne ‘grün’ & ‘rot’ sind wie die
250 Dinge, die früher so genannt
wurden.
– Befolgter anderseits meinen Befehl ohne das geringste Bedenken, ‘als wäre es ganz selbstverständlich’, daß ich hier die Worte ‘rot’ & ‘grün’ gebrauche, diese Worte hier gebrauche, so liegt es nahe, zu sagen, ‘rot’ & ‘gr’ diese Wörter sie haben für ihn auch in diesem Befehl ihre alte Bedeutung. – Wollte man aber sagen: “Also muß müssen sie – der, welcher sich erst besinnen mußte & der ˇAndere welcher den Befehl, wie selbstverständlich, ausführte – verschiedene Bilder der Begriffe in ihrer seiner Seele getragen haben”, – so würde ich antworten: “Was Du sagst kann eine Hypothe- se sein zur Erklärung der Tatsachen, die ich beschrieben habe, oder auch ein Gleich- nis, wodurch unter welchem [d|D]u diese Tatsachen darstellst; aber es folgt nicht aus den Tatsachen.” es ist nicht etwas, was aus den Tatsachen folgt.” |
123
Denke Dir nun diesen Fall: Jemand hat
wie i[n|m] ( Beispiel (111) den Gebrauch von ‘heller’ & ‘dunkler’ gelernt. Ich gebe ihm nun die Aufgabe belie[g|b]ige Gegenstände in Reihen zu ord- nen nach dem Grad ihrer Helligkeit. Er tut dies, indem er eine Reihe von Büchern legt, eine Reihe von Tiernamen aufschreibt, & endlich schreibt er noch die Reihe ‘i, e, a, o, u’. Ich frage ihn, weshalb er diese Reihe hingeschrieben hat, & er antwortet, : “i ist doch heller als e, & e ist heller als a, & a ist hel- ler als o!” – Ich werde über diese Idee erstaunt sein, & doch sagen müssen, es ist etwas daran. Viel- leicht sage ich ihm: “Aber i ist doch nicht in der Weise heller wie als e, wie ein das Buch heller ist als das!”. Aber vielleicht zuckt er versteht mich das nicht, zuckt mit den Achseln, & sagt: “Aber i ist doch heller als e, nein?” – ?” – |
Wir werden geneigt sein diesen Fall als eine
251 ‘Abnormität’ zu
behandeln betrachten<,> & zu sagen:
“Er muß ˇirgendein Organ haben, womit mit dem er sowohl färbige Gegenst Dinge als auch Laute als heller & dunkler empfindet. <ˇUnd ‘heller’ & ‘dunkler’ haben also für ihn eigentlich eine andere Bedeutung als für uns.>” Und wenn wir versuchen, unsere , uns diese Idee klar //ganz klar// zu machen, //Und wenn wir unsere Idee scharf in's Auge fassen,// so sieht sie etwa so aus: //Und wenn wir diese unsre Idee ganz ans Licht ziehen, so sieht sie etwa so aus:// Der Im normale<n> Mensch<en> zeigt ein Instrument Helligkeit sichtbare Helligkeit & Dunkelheit an & ein anderes die hörbare Helligkeit & Dunkel- heit von Lauten; – (in dem Sinne, in welchem wir sagen könnten können, wir nähmen Strahlen ge- wisser zwischen gewissen Wellenlängen ˇnähmen wir mit den unsern Augen ˇwahr, andere mit unserm Temperatursinn<.)> wahr. anderes Instrument das, was man die Helligkeit & Dunkelh. von Lauten nennen kann; in dem Sinn, … Das In unserm Sub- jekt im Fall (122) aber ordne werden sowohl Farben als auch Laute nach den Ausschlägen dessel- ben Instruments geordnet (wie etwa etwa eine photo- graphische Platte etwa ˇauf ein<en> Gebiet ˇBereich von Wellenlängen reagiert, welche[s|n] d[as|en] wir nur mit zwei Sinnesor- ganen wahrnehmen können.). //Platte ein Gebiet anzeigt// einen Bereich … anzeigt// //zu dessen Wahrnehmung wir zwei … brauchen.// |
[Variante] //Der normale
Mensch registriert
Helligkeit & Dunkelheit von Farben auf einem Instrument (der Seele, oder des Gehirns) & das, was man ‘Helligkeit & Dunkelheit von Lauten’ nennen kann, auf einem andern (in dem Sinne …) Das Subje[c|k]t in (123) aber, ordnet sind wir versucht zu sagen, möchten wir sagen, ordnet sowohl Farben als & Laute nach den Ausschlägen dessel- ben Instruments (wie eine Photographische Platte etwa einen Bereich ein Register //eine Klasse// von Wellenlängen anzeigt …)// |
Dieses Bild, ungefähr, liegt hinter unserer
Idee, ↻das Subjekt ˇin (123) müsse • die Worte ‘heller’ & ‘dunk- ler’ anders verstehen als wir. Auf der andern Seite aber wissen wir in diesem Fall nichts von der
252
[e|E]xistenz eines besondern
Instrumentes & die An-nahme ein solches existiere kann nur eine Hy- pothese (& vielleicht eine ganz überflüssige unnütze) sein, oder ein Bild mit dem wir die Tatsachen ein- prägsamer darstellen. |
“Aber er Er gebraucht doch gewiß
das Wort
‘dunkler heller’ gewiß in einem //gewiß ‘heller’ in einem ……// andern Sinn, wenn er sagt, i sei heller als e!” – Unterscheidest Du hier zwischen dem Sinn, in welchem er das Wort gebraucht, & der Art des Gebrauches der Anwendung? D.h., willst Du sagen, daß, wenn [e|E]iner das Wort so wie er ge- braucht, wie er, müssec neben den offenbarenc Unterschieden ˇdes Gebrauchs noch ein anderer bestehen,& zwar ˇeiner im seelischen Vorgang? //… & zwar einer, der im seelischen Vorgang beim Gebrauch des Wortes liegt?// – Denke hier z.B. an das, was in der Betrachtung (116) & (120) gesagt wurde. – Oder wolltest willst Du nur sagen, daß der sein Gebrauch von ‘lichter’ & ‘dunkler’ in diesem Satz doch gewiß ein andrer genannt werden müs- se sei, //, der Gebrauch … sei doch gewiß …// als der im Satz “[d|D]ieser Topf ist heller als der”. Aber ist diese Verschiedenheit noch etwas, ˇüber & außer allen besonder<e>n Verschiedenheiten? den Verschiedenheiten im Besondern? //Aber ist hier noch eine Verschiedenheit, ˇüber & außer den Verschiedenheiten im [E|e]inzelnen?// //Aber ist hier noch eine Verschiedenheit, außer den einzelnen Verschiedenheiten?// //Aber ist diese Verschiedenheit noch etwas außer den Verschiedenheiten im Be- sondern?// Und die der Verschiedenheiten sind freilich mannigfaltig unzählige; //Und es sind unzählige Verschiedenheiten:// //Diese sind unzählig;// hier hinsehen dort & hinhören; hier ˇeine Farbe<n> malen, dort ˇeinen Laut<e> aussprechen; etc. Und ferners, wenn ich ˇin (111) dem Schüler in 1 sage: <,> “Jetzt ordne d a, e, i, o, u die fünf Vokale nach ihrer Dunkelheit”, – so bin ich geneigt dabei ein besonderes Gesicht zu machen so werde ich wohl … (vielleicht ein verschmitztes) & es in besonderem Tonfall Ton zu sagen (vielleicht etwa zögernd);
253 und
diesem Ausdruck der S<t>i[t|m]me, des Gesichts& etwa der Gebärde entspricht es, wenn ich z.B. sage: “Sie sind freilich nicht eigentlich hell & dunkel”, oder, “Sie Es sind gleichsam hellere & dunklere unter ihnen” //, <“>Man kann gleichsam hellere & dunklere unterscheiden”//, u.s.f. & ent- sprechen oder die Äußerungen ˇin (122). Es verhält sich mit dem Erlebnis den Erlebnissen der Unähnlichkeit, wie mit dem Erlebnis der Ähnlichkeit. denen der Ähnlichkeit. |
124
A.: –
“Körper[,|&] Laute & Töne sind
bald heller, bald
dunkler”. – B: “Aber doch Körper & Laute nicht im selben Sinn!”. – A: Körper siehst Du & Laute siehst Du nicht; ‘i’ ist doch nicht heller als a, : wie dieses Buch heller ist [d|al]s das!” – A: “Ich sage ja nicht, daß ich die Laute sehen ansehen kann, oder auf den Tisch stellen legen, sondern nur, daß sie auch bald heller, bald dunkler heller & dunkler sind.” – B: “Dann meinst Du mit ‘heller’ & ‘dunkler’ etwas anderes als ich.” – Ja, <–> wenn das Kriterium, für das was er A ‘meint’ in dem liegen soll, was er bei so einer Gelegenheit sagt. – Es sollte aber eigentlich nicht heißen, “Dann meinst Du …”, sondern: “Du meinst …”, denn es ist eine Zusammenfassung & B zieht nicht einen weiteren Schluß, sondern <er> faßt zusammen. Worauf aber schließt B, wenn er sagt “Dann meinst Du …”? – Er schließt auf gar nichts, oder in unbestimmter Weise darauf, daß sich wohl auch andere Unterschiede in zwischen der Auffassung des A & der seinen finden werden. (Wie etwa, wenn man sagt: “Du hättest bei dieser Gelegenheit so gehandelt? Dann mußt Du ein ganz anderer Mensch sein, als wie ich.”) |
“Aber nehme ich ˇdenn nicht wahr, daß die Relation
‘lichter’ (oder ‘dunkler’) ˇzwischen Färbigem eine andre ist, als die
254 Relation ‘lichter’
zwischen Lauten?, – so wie ichw[ä|a]hrnehme, daß die Relation ‘lichter’ zwischen i & e die gleiche ist, wie die zwischen e & a?” Aber in gewissen Fällen ˇunter Umständen werden wir auch geneigt sein zu sagen in diesem Fall von verschiedenen Relationen zu reden. Man könnte sagen: “Es kommt darauf an, wie man sie vergleicht”. |
<125>
Stellen wir die Frage: – “Sollen wir sagen,
daß die
(beiden) Pfeile, → und ←, in verschiedenen Richtun- gen weisen, oder in der gleichen?” – Auf den ersten Blick wird man sagen sagt man: “Natürlich in verschiede- nen.” – Aber sieh die Sache so an: Wenn ich in den Spiegel sehe & sehe das Spiegelbild meines Gesichtes, so kann ich das als Kennzeichen dafür dafür betrachten sein das das Kennzeichen dafür, daß ich meinen eige- nen Kopf im Spiegel sehe; sähe ich anderseits ˇim Spiegel den einen Kopf von hinten //einen Hinterkopf// so könn- te ich sagen: “Es kann nicht mein Kopf sein, sondern es ˇist einer, der in umgekehrter entgegengesetzter Richtung schaut”. So könnte ich sagen: ein Pfeil & das Spiegelbild eines Pfeiles zeigen in gleicher Richtung, wenn sie ihre Spitzen einander zugekehrt sind, & in entgegengesetzter, wenn die Spitze des einen dem Schwanzende der Feder des andern zugekehrt ist. – Denke Dir Nimm an jemand hät- te den ˇgewöhnlichen Gebrauch des Wortes ‘gleich’ gelernt Ausdruck ‘die gleiche’ in den Verbin- dungen: ‘die gleiche Farbe’, ‘die gleiche Form’, ‘die gleiche Länge’; er kennt auch den Gebrauch des [w|W]ortes ‘zeigen’ in Verbindungen wie ‘der Pfeil zeigt ‘die Hand zeigt ˇin der Richtung des auf diesen den Baum<es>’. ‘gerichtet’ in Verbindungen wie ‘der Pfeil ist auf den Baum gerichtet’. – Nun zeigen wir ihm die zwei Paare von Pfeilen: →←
und →→; & fragen ihn, von welchen
255 zweien er sagen möchte, sie seien
‘gleich gerich-tet’. – Wenn nun gewisse Anwendungen in seinen Gedanken obenauf liegen, ist es da nicht leicht vorzustellen, daß er vom ersten Paar sagen wird, sie seien gleich gerichtet? ⋎ • |
(Vielleicht wendet man
ein,<: “>[w|W]enn man das unter ‘Richtung’ & das unter ‘gleich’ ver- steht, dann kann man nur das als ‘gleiche Richtungen’ bezeichnen.” So Ebenso ist man versucht zu sagen: “Wenn man das unter der Negation versteht & das unter der Bejahung, so gibt eine doppelte Negation eine Bejahung.” Von dem Fehler in dieser Auffassung müssen wir noch sprechen.) |
126
Wenn wir eine Tonleiter hören, so sagen wir
daß nach jedem sieben Tönen der gleiche Ton wiederkehrt[;|.] & [w|W]enn wir Einer gefragt würden, warum wir er das d[ie|en] ’gleichen’ Ton nenn[en|t], so würden wir er vielleicht antworten sagen: “Es ist ˇja wieder ein c”. Aber das ist nicht, was ich hören will möchte, denn ich würde ˇnun fragen: “Warum nennst Du nennt man diesen Ton wieder ‘c’?” – Darauf wäre die Antwort vielleicht: “Hörst Du denn nicht, daß es derselbe Ton ist, nur um eine Oktav höher?!” – Auch hier könnten wir uns vorstellen, jemandem sei der Gebrauch des Wortes ‘gleich’ gelehrt wor- den, wie in (125), undc nun werde , nun werde …… ihm die C-dur Tonleiter vorgespielt & er gefragt, ob etwa die ‘gleichen Töne’ in ihr immer wiederkehren. Und wir können uns leicht verschiedene Antworten auf diese Frage vorstellen. (Vergleiche (110).) |
⋏↺ (Insbesondere könnte ich mir vorstellen, daß er sich weigert die Pfeile → als
‘gleich gerichtet’ zu bezeichnen, da es
→
256 keine Stelle gibt, auf die sie beide
zeigen.) |
Machten Wenn wir den Versuch mit zwei Menschen
A & B, ˇmachen<,> & A braucht ‘gleich’ für jeden achten Ton & B ˇauch für die Dominant & Octav jedes Tons, hatte <–> können wir sagen: A & B höre Verschiedenes? – Wenn wir dies sagen, so laß uns klar sein, ob wir behaupten wollen, es müsse eine Verschiedenheit bestehen, noch außer der, die der Versuch gezeigt hat. |
127
Diese Unsere Erörterungen
hängen mit dem fol-
gende[n|m] Problem zusammen: Nimm an, wir haben jemand gelehrt, Zahlenreihen anzuschreiben nach der Regel<n> von der Form “Mache jede folgende Zahl um n größer”. Wir geben den Befehl eine solche Reihe aufzuschreiben anzuschreiben in der abgekürzten Form “Addiere immer n!”. Die Zahlzeichen in diesem Spiel sind Gruppen von Strichen: |, ||, |||, ||||, etc.. – Wenn ich sage, wir haben jemand dieses das Spiel gelehrt, so meine ich natür- lich, wir haben ihm ˇeinerseitsc allgemeine Erklärungen //Erklärungen allgemeiner Art// ge- geben<,> & Übungsbeispiele mit ihm gemacht. Diese Beispiele hätten sich z.B. im Zahlenraum bis 86 be- wegt. – Wir geben ihm nun einmal den Befehl “Addiere immer 1!” & beobachten, daß er von 100 <90> an, wie wir sagen würden, immer 2, & von 180 an immer 3 addiert. Wir machen ihn darauf aufmerksam weisen ihn zurecht & sagen: “Schau, was Du tust Du solltest ‘Ich habe Dir gesagt ‘addiere 1’; schau doch wie Du ˇdie Reihe angefangen hast!” //bis 90 geschrieben hast!”// – Nimm an der Schüler sagt, auf die Zahlen 92, 94, etc weisend,<:> “[i|I]ch bin doch in der gleichen Weise weiter ge- gangen! Ich dachte, so sollte ich's machen.” – Es würde uns nun nichts nützen, zu sagen: “Aber siehst Du denn nicht …?”, & ihm die alten Regeln Erklärungen & Beispiele wieder vorzuführen. – Wir könnten in so einem Fall sagen: Dieser Mensch versteht von Natur
257 aus diese ˇRegel jenen
Befehl <(>nach unsern auf unsere Regeln
Erklärungen & Beispiele ˇhin) so,wie wir etwa die Regel verstünden den Befehl auffassen würden: “[a|A]ddiere bis 90 immer 1, bis 180 immer 2, etc.!”. <//Dieser Mensch faßt> |
128
(Dieser Fall hätte ˇeine gewisse
[ä|Ä]hnlichkeit mit dem, dem
daß ein Mensch, von Natur aus, ˇauf einer zeigen- den Gebärde damit reagiert, daß er in der Richtung von der Fingerspitze zur Hand schaut. Verstehen ist hier reagieren.) |
129
“Was Du sagst kommt läuftc also wohl darauf
hinaus, daß es sei, um den Befehl ’addiere immer 1’ richtig zu befolgen, bei jedem Schritt eine neue Einsicht, Intuition, nötig ist.” – Aber was heißt es, ‘den Befehl richtig ausführen’? Wie<,> & wann soll es entschieden werden, welches an einem bestimmten Punkt der richtige Schritt ist? – “Der richtige Schritt ist immer überall der, derjenige, der im Einklang ist mit dem Befehl, wie <er> ihn der Befehlende gemeint hat meint ˇwar ist, übereinstimmt.” – Das heißt wohl: als Du ihm den Befehl gabst “Addiere immer 1!”, da hast Du gemeint, er solle nach 90 91 schreiben, , & nach 290 291, & nach 1041 1042 & so weiter fort. Aber wie hast Du damals alles das meinen können? ([j|J]a, eine unendliche Anzahl Meinun- gen!)!? – Oder würdest Du sagen, <:> es habet nur ein Meinen stattgefunden, & jene aus welchem aber jede der besondern Meinungen ihres Orts folgt? – Aber ist denn nicht die Frage eben: Was folgt aus der allgemeinen Regel? – Vielleicht sagst Du: – “Ich habe ˇaber doch • als ich den Befehl gab ↺ˇschon gewußt, daß <er> nach auf 90 91 ˇschreiben soll komm[en|t] folgt sollte <ˇ//Ich habe aber, als ich den Befehl gab, doch schon gewußt, daß er nach ‘90’ ‘91’ schreiben soll//>: ‘[a|A]ddiere immer 1[!|.]’” – Hier wirst Du ˇwirst von der Grammatik des Wortes ‘wissen’ irregeführt. War dieses Wissen ein seelischer Akt, durch welchen Du•, als Du den Befehl gabst, ↺den Übergang von 90 auf 91 schon ausführtest also d.h.: ein Akt vergleichbar dem Aussprechen des Satzes: ‘Nach 90 soll er 91 schreiben’? Wenn ja, so frage
258 Dich wieviele solcher Akte Du
ausgeführt hast, ausführtest,als Du den Befehl gabst. – Oder meinst Du mit dem Wissen irgend eine Disposition zu ge- wissen Denkhandlungen, – dann kann nur die Erfahrung lehren zeigen, wozu diese Dispo- sition disponiert es eine Disposition ist. – “Aber hätte man mich gefragt, welche Zahl er nach 1568 schreiben soll, so hätte ich geantwortet ‘1569’”. – Ich zweifle ˇvielleicht auch nicht daran, <–> aber es ist doch eine Hypothese; etwa wie die, vergleich- bar der, daß Du den N aus dem Wasser gezogen hättest, wenn er hineingefallen hinein gestürzt wäre. – Ich glaube Deine Idee ist die, daß Du in dem geheimnisvollen Vorgang des Meinens, der Intention, die alle Übergänge irgendwie machtest schon gemacht hast, ohne sie wirklich zu machen. Deine Seele fliegt gleichsam voran & macht alle die Übergänge, während Dein Körper noch nicht bei ihnen dort angelangt ist war. ehe Dein Körper noch dort angelangt ist. – Diese [m|M]erkwürdige & uns immer wieder begegnende Idee steht in Zu- sammenhang hängt zusammen mit diesem dem Gebrauch ˇder Vergangenheitsform des Wortes “mei- nen”:, wenn wir sagen: “Ich meinte, Du solltest nach ‘90’ ‘91’ schreiben”. Diese Vergangenheitsform scheint zu sagen, daß damals ein <(>besonderer<)> Vorgang Akt des Meinens bezüglich der in Bezug auf die Folge dieser Zahlen stattgefunden ha[b|t]e; in Wirklichkeit aber redet der bezieht sich dieser Satz von auf keinem solchen Vorgang. //… daß damals ein besonderer Akt des Meinens stattgefunden habe, bezüglich der Folge dieser Zahlen; …// Man könnte diese Vergangenheitsform durch diese Umformung des Satzes erklären: “Hättest Du mich damals gefragt, welcher Übergang an dieser Stelle ˇdem Sinn meine[m|s] Befehl<s> gemäß ist //der Intention meines Befehls entspricht//, so hätte ich ge- antwortet …”. Aber dies ist eine Hypothese. (Vergleiche die Bemerkung über das Geführtwerden auf ⇒ S. 218–219) |
Denke an diesen Fall: Ich frage jemand:
“Wann
hat Gregor VII. gelebt?” – Er: Meinst Du den der Heinrich
259 VI.
in Bann getan hat?
Jemand fragt: “Als Duvon Strauß sprachst, hast Du den gemeint, der die ‘Blaue Donau’ geschrieben hat?” – Ich: “Ja, den habe ich gemeint”. < “Als ich von Strauß sprach, meinte ich den Komponisten der ‘Fledermaus’.” – > Bedeutet das,: daß ich damals ˇhabe, als ich ihn meinte, daran gedacht<,> haben muß daß Strauß er die ‘Blaue Donau’ ‘Fledermaus’ geschrieben hat<?>, <?> als ich ihn gemeint habe? //daß er der Komponist der … ist. |
130
Wenn wir sagen: “Nach dem Sinne des
Befehls
sollte er nach auf ‘90’ ‘91’ schreiben”, so erscheint es hier, als eile eilte dieser Sinn wie ein Schatten dem Befehl voraus, & alle Übergänge seien im Sinne in schattenhafter Weise schon gemacht. – Aber wenn es so die Übergänge in schattenhafter Weise gemacht worden wären sind, – welcher Schatten macht was vermittelt die Übergänge von den schattenhaften Übergängen zu den wirklichen? //, – welcher Schatten vermittelt die Übergänge von diesen Schatten-Übergängen zu den wirklichen?// – Wenn die Wortec ˇallein //bloßen Worte// der Regel des Befehls diese Übergänge von einer Zahl zur näch- sten nicht voraus genommen haben vorausnehmen konnten, so konnte es auch kein seelischer Akt der etwa diese Worte begleitet. //Wenn die Worte allein die Worte des Befehls allein einen Übergang von einer Zahl zur nächsten …// |
131
Wir begegnen der Vorstellung schattenhafter ˇätherischer
Ge-
bilde in der Philosophie immer wieder & wieder In der Philosophie begegnen Dir eine Unmenge solcher … Es spukt in der Philosophie (überall)c (allerorten) von sol- chen schattenhaften, ätherischen, Gebilden Wesen. Sie zeigen allemal ein Mißverständnis unserer Sprach- logik* (Pa an * Ihre Vorstellungc Die Vorstellung von ihnen drängt sich uns als (eine) Erklärung einer ˇvon uns mißverstandenen unverstandenen gramma- tischen Form //unverstandener gram- matischer Formen //auf. (Sie ist ein Zeichen das Erzeugnis //Sie sind// die<…> Ausgeburt<en> einer … //Sie sind die Erzeugnisse einer// unverstandenen Sprachlogik*. <ˇ* Paul Ernstc>.) Es erscheint [d|D]er Sinn des Satzes ˇerscheint uns als Schatten einer Tatsache, ˇder Sinn de[r|s] Wunsch<es> als Schatten seiner <der> der Erfüllung, ˇder Sinn der Regel als Schatten des ihr gemäßen Handelns<,> die Mo das Können als Schatten des Tuns, die Möglichkeit als Schatten der
260 Wirklichkeit.
<//Die Vorstellung von ihnen drängt sich uns als
Erklärung einer grammatischen Form grammatischer sprachlicher
Formen auf. <(>Sie sind die Erzeugnisse
einer unverstandenen Sprachlogik*.)//
Ihre Vorstellung drängt sich uns auf als Erklärung gewisser
sprachlicher Formen. (Sie sind
…)//> |
131
Es ist nicht ein Akt der Einsicht der uns
die Regel “[a|A]ddiere immer 1” bei jedem Schritt so anwenden läßt, wie wir sie ˇeben anwenden. (Es sei denn, daß es im besondern Fall ein Akt der Einsicht wäre. Ich sage etwa: “Ach Du meinst, ich solle jede Zahl um 1 größer machen als die vorige!”) Eher ˇnoch könnte man von einem Akt der Entschei- dung reden. Aber auch das ist wäre irreführend, denn es findet kein Deliberieren statt, sondern er schreibt wir schreiben (einfach) etwas hin, oder spricht sprechen etwas aus. – Wir machen wollen hier wieder – wie in tausend an- dern Fällen – den Fehler es nicht wahr haben, daß die Kette der Gründe zu einem Ende kommt. |
132
Nun vergleiche diese ˇbeiden Sätze:
“Es ist doch gewiß Es heißt doch
gewiß nicht
die gleiche Anwendung der Regel ‘addiere immer 1’, wenn man ˇanfängt: ‘1, 2, 3, 4 …’ & nach 90 fortsetzt schreibt: ‘92, 94, 96 etc.’ //…, wenn man die Reihe mit ‘1, 2, 3, 4 …’ anfängt & nach 90 sie mit 90, 92, 94 … fortsetzt//” ¤; und: “Es ist doch gewiß sicher nicht die gleiche Anwen- dung von des Wortes ‘dunkler’, wenn man es zuerst auf färbige Dinge, Gegenstände, & dann auf Laute anwendet”. ¤//“Es ist doch sicher nicht die gleiche Anwendung der Regel ‘addiere immer 1’, wenn man die Reihe mit ‘1, 2, 3, 4 etc. …’ anfängt & mit ‘90, 92, 94 …’ fortsetzt” & dann fortsetzt: ‘90’, ‘92’, ‘94’ …”// – Das kommt d<a>rauf an, was Du ‘die <‘>gleiche An- wendung’ nennst. – Aber ich nenne auch die Anwendung von ‘heller’ & ‘dunkler’ auf Laute nicht //: “Es heißt doch gewiß, d[as|ie] Regel ‘addiere immer 1’ jetzt in anderem Sinn verwenden gebrauchen, wenn Du nach ‘90’ fortfährst ‘92, 94, 96 …’”, und “Es heißt doch gewiß, <(>das Wort<)> ‘dunk[el|le]r’ • in einem andern Sinn verwenden gebrauchen, wenn Du es jetzt auf Laute anwendest, früher aber auf Färbiges , & früher auf Färbiges”.// – Das kommt drauf an, was Du ‘einen andern Sinn’ nennst. – Aber ich sage auch, Laute seien “in einem
261 andern Sinn
‘heller’ &
‘dunkler’”, als färbigeGegenstände; & ich schreibe ˇauch in der Reihe ‘[a|A]addie- re immer 1’ nach ‘90’: ‘91, 92, 93 …’. – Nicht mit einer bestimmten Rechtfertigung, – oder nicht not- wendig mit einer bestimmten Rechtfertigung. < ⇒⋎ [S 284 283] > |
<133>
Es ist eine ungemein besonders sehr verbreitete gewöhnliche Denkkrankheit,
hinter allen Handlungen der Menschen Zustände der Seele zu suchen zu postulieren, aus denen die Handlunge, gleichsam, wie man sagt, fließen ‘entspringen’. Man gibt (dann) Es entstehen so die Pseudo Schein- erklärungen von der Art: diese Handlung entsprin- ge aus dem Charakter des Menschen, ˇd[ie|as]ses Benehmen aus dem Cha- rakter des Volkes Volkscharakter, etc., etc.. (Es beruhigt uns eben, etwas zu sagen, was wie eine Erklä- rung klingt. //, was den Klang die Form der Erklärung hat.//) – Sehen wir uns etwa den Satz an Nimm an, jemand sagte: “Die Mode ändert sich, weil der Geschmack der Menschen sich ändert.” – Wenn nun ein Schneider heuer einen andern Schnitt des Frackes entwirft als im vorigen Jahr, warum soll dasc, die was wir die Änderung des seines Geschmacks nennen, nicht zum Teil, oder ganz, eben darin bestehen, daß er dies tut er den Schnitt ändert? |
Aber man sagt wir sagen: “Einen
neuen Schnitt zeichnen
ist doch nicht, seinen Geschmack ändern, so wie, etwas sagen, nicht heißt, es meinen. Es müssen bestimmte Empfindungen, geistige seelische Vorgänge Akte, das Zeichnen, & Sprechen, begleiten.” <–> Es ist doch offen- bar möglich, daß Einer einen neuen Schnitt zeichnet, ohne seinen Geschmack geändert zu haben; sowie er etwas sagen kann, ohne es zu meinen.” Und das ist natürlich gewiß wahr. Aber es folgt daraus nicht, daß unter be- stimmten Umständen das unterscheidende Merkmal einer Geschmacksänderung nicht ˇeinfach darin besteht, daß er jetzt etwas anderes
262 zeichnet als vor einem Jahr.
(Siehe das Beispiel 66).<ˇ Übrigens ist ja selbstverständlich, daß ˇes bei diesem Zeichnen allerlei mannigfache Empfindungen & seelische Akte Vorgänge geben wird. – > Und ist, ˇin einem Fall was er zeichnet, nicht das Kriterium der Geschmacksänderung, so folgt nun nicht, : daß es in einer der Veränderung einer ei- genen Region seines Geistes seiner Seele sozusagen eine[m|s] Geschmackszentrum<s> besteht liegt. //…: daß es eine Veränderung ist, die in einer eigenen Region sei- ner Seele, sozusagen einem Geschmackszen- trum, vorsichgegangen ist. //…: daß es eine Veränderung in einer eigenen Region seiner Seele, <–> sozusagen einem Geschmackszentrum, <–> ist.// |
Wir gebrauchen das Wort ‘Geschmack’ nicht
zur Bezeichnung einer Empfindung. So etwas Dies irrtümlich an- zunehmen //Dies aber anzunehmen//, heißt, den d Gebrauch dieses des Wortes viel einfacher darzustellen, als er in Wirklich- keit ist. //… heißt, die Praxis unserer Sprache in unrichtiger einer falschen Vereinfachung darstellen.// Durch die eine Darstellung der Praxis unserer Sprache in des Gebrauchs unserer Worte in …… falscher Ver[i|e]infachung entstehen eine Unmenge große Zahl unserer der philosophischen Probleme. (Denke ˇetwa // z.B.// an die Idee Auffassung, eine Eigenschaft, z.B. Schönheit, von einem Gegenstand prädizieren, heiße immer sei immer ein Ingrediens des Dinges, dem sie zukommt; das Schöne ent- halte die Schönheit, <–> wie das Alkoholische den Alko- hol.) //(Denke etwa an die Idee, <:> die Eigenschaf- ten eines Dinges seien in ihm enthalten; sie seien also ˇimmer Ingredienzien des Dings. Die Schön heit sei im Schönen enthalten, wie der Alkohol im Alkoholischen.) //(Denke etwa an die Idee, <:> die Eigenschaften eines Dings seien Ingredienzien, die in ihm enthalten sind. Die Schönheit sei im Schönen enthalten; wie der Alkohol im Alkoholischen.)// |
134
Wenn immer wir es in diesen Untersuchun-
gen mit Worten Ausdrücken zu tun haben, ˇdie wie man sagen würde, seelische Vorgänge oder Zustände beschreiben, ˇmit Ausdrücken also wie ‘einen Satz in dem & dem Sinne meinen’, ˇ‘auffassen’<,> ‘eine Absicht
263 haben’, ˇ‘von
etwas überzeugt sein’<,> ’etwas
annehmen’, ’ˇetwas glauben’,
ˇ‘bezweifeln’<,>
‘wünschen’,‘hoffen’, etc., etc., ist es klärend, in unseren Be- trachtungen für das statt des Meinens, Glaubens, Zweifelns u.s.f. • ↻den Gesichtsausdruck, die Gebärde, • ↺den Tonfall zu substituieren, die für jene seelischen V[ö|o]rgänge charakteristisch sind. //…, die Gebärde des Meinens, Glaubens, Zweifelns u<.>s<.>f<.> zu substituieren.// |
Stellen wir diese Betrachtung an: William James
spricht ˇirgendwo [nachlesen] davon, daß wir mit den Worten ‘wenn’, ‘und’, ‘nicht’ bestimmte Gefühle verbänden, daß man also von einem ‘Wenn-Gefühl’ reden könnte. < etc.> Diese Gefühle sollen die Bedeutungen jener Wör- ter erklären. – Wie kommt man nun auf die Idee, daß es solche Gefühle gibt? – Nun, man spricht sich einen Satz vor, z.B., “Wenn es heute regnet, kann ich nicht ausgehen”, & beobachtet was da geschieht. Wenn Du das nun tust so wirst Du gleich merken, daß das ‘Wenn-Gefühl’ nicht immer ‘gleich stark’ ist. Du bist vielleicht geneigt zu sagen, daß Du den Satz einmal mehr, ein- mal weniger mechanisch aussprichst. – Aber den- ke doch daran wie Du ihn aussprichst, wenn Du ihn praktisch gebrauchst. Denn im prakti- schen Gebrauch erfüllt er doch wohl seine ei- gentliche Funktion. Du wirst sehen, daß Du ihn da bei verschiedenen Gelegenheiten sehr verschie- den aussprichst & das das Wenn-Gefühl nicht bloß der Stärke nach variiert. Und ferner: Du wirst sehen daß, was Du dieses Gefühl nennst, mit einem bestimmten Tonfall, oder einer Ge- bärde, ja einem Gesichtsausdruck, verbunden ist; änderst Du den Tonfall so ändert sich das Gefühl denn es ist, mindestens zum Teil, das Gefühl das Erlebnis dieses Tonfalls. Versuche Mach das dies Experiment: Sage den Wenn-Satz & schüttle dazu
264 verneinend den Kopf.
|
Wenn uns nun nicht eine falsche Auffassung
der Grammatik des Wortes ‘Bedeutung’ verführt, daß wir gla<u>ben, es müsse ein Wenn-Gefühl geben, so werden wir nun sagen: Es gibt Wenn-Gefühle & zwar in dem Sinne, in dem es Wenn-Gebärden gibt, oder & einen Wenn-Tonf[a|ä]ll<e>. Diese sind für den Gebrauch des Wortes ‘wenn’ charakteristisch insofern sie oft auftreten wenn wir das Wort oft mit ihnen in dieser Weise ausspre- chen[;|.] [a|A]ber sie können auch ganz fehlen & das Wort doch vollgiltig gebraucht sein. |
So nun verhält es sich auch mit dem Ge-
brauch der Wörter ,‘meinen’, ‘glauben’, ‘beabsich- tigen intendieren’ etc.: eine falsche – falsch vereinfachte – Auffassung ihrer der ˇBedeutung, d.h. ihrer Grammatik, verleitet uns, zu denken, es müsse jedem dieser Wörter dem Wort //einem Wort// ein bestimmtes charakteristisches Erlebnis entspre- chen. Und auch hier macht man etwa den Ver- such, sagt sich einen Satz vor, etwa “Ich glaube es wird heute regnen”, & beobachtet sich & denkt: “[n|N]un, es geht doch etwas Bestimm- tes ˇdabei vor, wenn ich etwas glaube”. Aber auch hier sieh weg von diesem experimentellen Ausspre- chen des Satzes & denke daran wie Du ihn für praktische Zwecke aussprichst. Geht da wirklich immer das Gleiche vor? Und nun sieh auf [d|D]ein Experiment & frage Dich ob, was da vorgegangen ist nicht wieder mit der beson- deren Art & Weise verknüpft ist, wie Du den Satz ausgesprochen hast. Ja wenn Du so ein Experiment machst so mimst Du ja das Glau- ben, & wie tust Du es? Du machst einen gewissen Tonfall nach, ˇein Gesicht<,> eine Gebärde. (Vergleiche (86)) Es verhält sich mit dem Erlebnis des Meinens,
265 der Überzeugung
etc. ganz
so wie mit demWenn-Gefühl. |
<135>
Wir sprechen von einem ‘Ton der Überzeugung’
& dies das täten wir nicht wenn dieser Ton für d[ie|as] Überzeugtsein nicht irgendwie charakteristisch wäre. – Aber es ist auch klar, daß dieser Ton nicht überall fehlen kann, & dennoch mit auch wo mit …… Überzeugung geredet wird. //Aber es ist auch klar, daß nicht alles diesen Ton hat, was mit Überzeugung gesprochen gesagt wird & daß manches ihn hat, was nicht mit Über zeugung gesprochen gesagt wird.// – “Ganz richtig<,>”, sagst Du nun, “das zeigt daß Überzeugt<->sein eben etwas anderes ist, als im Ton der Überzeugung reden. Und da es auch etwas anders ist, als mit einer bestimmten Gebärde etc. reden, etc., so ist es eben eine spezifische Erfahrung, die zwar manchmal von solchen Äußerungen beglei- tet wird, aber mit ihnen nicht zu verwechseln ist.” – Aber deswegen ist es doch keine spezi- fische Erfahrung! Und ist es denn eine? – Denn es ‘muß’ nun keine sein. – Denke Dir Du ver- stündest das Wort ‘rot’ nicht, & jemand sagt Dir ‘rot’ bedeute eine spezifische Erfahrung. Da wirst Du fragen: ‘Welche?’ Und so ist es auch keine Erklärung zu sagen Überzeugung sei eine bestimmte Erfahrung. Die Frage ist: [w|W]elchec<?>? Erfahrung ist es? Wenn Du eine Erfahrung so nennst, welche istc es? <– Und> [W|w]illst Du diese Frage beantworten, so siehst Du bald, daß Du das Wort gar nicht zur Bezeichnung einer Erfahrung gebrauchst. |
<136>
Wenn wir nachsehen wollen welche besondere
Erfahrung die der Überzeugung ist geschieht es uns so, wie wenn wir finden wollen
266 nach der spezifischen Erfahrung des Lesenssuchen (Siehe ⇒ S. 205.) Wir denken an irgend einen fixieren unsere Aufmerksamkeit auf ˇdie Empfindung in einem besondern Fall & glauben, ˇ[wir|hier] haben wir die spezifische Er- fahrung. – Wenn ich mir z.B. sage: “Ich bin über- zeugt daß binnen fünf Jahren ein fürchterli- cher Krieg ausbricht”, so finde ich, ich empfin- de ein schweres, drückendes Gefühl in der Magengegend. Und wäre dies nicht meine Über- zeugung so hätte ich es nicht. Aber nun denke ich mir daß ich sagte: “Ich bin über- zeugt, das Wetter wird heute schön bleiben”. Auch da ein Gefühl, das nicht wäre, wenn ich nicht überzeugt wäre, – aber wo ist das Ge- meinsame? Such es & sieh ob es da ist, & was es etwa ist! Nur glaub' nicht, es müsse da sein. Eines ist freilich gemeinsam: die ˇselben Worte; & das ist ja schon viel, & mit ihnen geht viel- leicht auch ein etwas ähnlicher Ton. – Vergleiche übrigens mit den Empfindungen, die in den zwei obigen Fällen die Überzeugung kennzeich- nen charakterisieren //für die Überzeugung charakteristisch sind//, die Erfahrungen, wenn wir sagen: die mit dem Satz gehen: “Ich bin überzeugt, in dieser Rechnung ist ein Fehler!”! <→> “Aber warum gebrauchen wir dann in diesen ver- schiedenen Fällen das gleiche Wort?” – Die Spiele die wir mit ihm spielen haben eine gewisse Ähnlich- keit. – Und auch die Empfindungen, die den Gebrauch des Wortes begleiten haben eine gewisse Ähnlich- keit. – Denke, in welche[m|n] Sprachspiel<en> Du etwa den Ausdruck “ich bin überzeugt, daß …” ler- nen könntest würdest. ⇒(Vergleiche S. 186) Denken wir auch daran wie wir <man> Leute etwa ˇein Kindern das Wort ’sicher’ ˇoder ’gewiss’ lehr[e|t]n; wir sie man sag[e|t]n ihm etwa<:> einen Satz vor wie: “Er kommt ganz sicher!”, & dabei übertrei spielt der Tonfall der Worte die größte Rolle, & auch
267 Gebärde & Gesicht Miene.
Das Wort dient hauptsäch-lich als der Träger ist vor allem Träger dieses Tonfalls. |
<137>
Laß uns eine Analogie betrachten aus
dem Gebiet des Gesichtsausdrucks. Denke es wäre die Frage: was ˇwelches ist der ch Zug der ein Gesicht freundlich macht? //was ist der cha- rakteristische Zug eines freundlichen Gesichts?// Zuerst nimmt man vielleicht an daß es gewisse ‘freundliche Züge’ gibt, deren jeder ein Gesicht bis zu einem gewissen Grade freundlich<…> macht, & je mehr solche Züge vorhanden sind desto freundlicher ist das Gesicht. Auch deutet daraufhin unsere Ausdrucksweise, wir sprechen von ‘freund- lichen Augen’, ‘einem ‘freundlichen Mund’ etc.. Aber es ist unschwer zu sehen daß der ‘freund- liche Mund’ unter bestimmten Umständen – & das heißt hier: zusammen mit bestimm- ten andern G Zügen des Gesichts z.B. Runzeln der Stirn etc. – nicht freundlich, ja unfreund- lich, aussehen kann. (Ein freundliches & ein unfreundliches Grinsen muß sich nicht im Mund unterscheiden. Betrachte Strichge- sichter wie: . Sage nicht, was d[as|em] rechten für uns keinen freundlichen Ausdruck gebe, sei eine Asso[t|z]iation! Es ist gleichgültig, was den Eindruck verursacht Es ist ˇauch gewiß wahr, : diese Gruppen von Punkten & Strichen hätten für uns ˇgar keinen ‘Ausdruck’, wenn nicht wir dieses Schema nicht vom Gesicht des Menschen her kennten. Aber das ist ˇhier auch gleichgültig: Nun haben diese Gruppen von Strichen sie Ausdruck, & wenn wir sie anschauen, so sehen wir nur sie & hallu-
268 zinieren ˇdabei nicht etwa ein
Gesicht von Fleisch &Blut ˇdahinter //hinter ihnen//. <//& stellen uns nicht etwa … vor.//> Wir können also diese Strichgesichter – & das ist für folgende Betrachtungen wichtig – als Gesichter mit Ausdruck ˇautonome Gebilde mit Gesichtsausdruck ansehen, die diesen von nirgends anders her borgen.) |
Aber wenn es sich nun so verhält, ist es
da nicht unrichtig von einem ‘freundlichen Mund’, & dergleichen, zu reden? – Sehen wir noch eine Redeweise<…> //Redewendung// an, die wir oft gebrauchen: “Es ist der Mund, der dieses Ge- sicht so freundlich macht”. Das heißt doch ungefähr: “Wäre der Mund anders, so hätte das Gesicht nicht den freundlichen Ausdruck”. – Aber das könnte man ja auch von den ander Zügen sagen<!> : wären sie anders, so hätte es den freundlichen Ausdruck auch mit diesem Mund nicht; auch mit die- sem Mund nicht. – Aber darum ist es doch nicht unsinnig, zu sagen, es sei der Mund, der das Ge- sicht freundlich mache: Wir denken eben hier an eine bestimmte, verhältnismäßig einfache, Veränderung des Gesichts die es aus einem seinen Aus- druck ins Gegenteil verwandeln würde. Und ferner<s> lenkt dieser Zug, wenn wir das Gesicht betrachten, besonders unsere Aufmerksamkeit auf sich. Auch: Halten wir uns die übrigen Züge des Gesichts weg zu, so stellen wir uns normaler- weise automatisch ein freundliches Gesicht zu diesem Mund vor; – obwohl auch das Gegenteil möglich wäre. (Ähnlich sagen wir auch “Es ist dieses Wort, was dem Satz seine Kraft” gibt<.> , etc.<,> etc.) |
Es gibt eine große Familie freundlicher
Gesichter; von dieser ˇFamilie ist, sozusagen, ein wichtiger Zweig der mit demc durch de[m|n] ’dieser Art freundlichen Mund’, dieser gekennzeichnet, ein anderer, der mit denc durch die ’freundlichen Augen’, etc.
269
Aber in der großen Familie boshafter Gesich-ter kann auch dieser Mund vorkommen, & auch diese Augen. Und zwar wirkt der ‘freundliche Mund’ dieser hier nicht freundlich, <:> so daß seine [f|F]reundlichkeit etwa nur von der [b|B]osheit der andern Züge übertönt würde. Wir sagen auch, “der lächelnde Mund wird von den Augen lügen gestraft”, & nicht, das Gesicht sei eigentlich doch nicht so unfreundlich, da doch immerhin der Mund lächle. |
138
Sehr verschiedene Züge kennzeichnen ein
Reden aus Überzeugung als solches das. //… kenn- zeichnen, was Einer sagt, als Ausdruck der Über- zeugung.// //Sehr verschiedene Züge machen Sehr Verschiedenes macht,, was Einer sagt, eine Äußerung zum Ausdruck der Über- zeugung.// Es gibt da Gefühle Empfindungen<,> von der Art deren, die wi[r|e] ˇdie<,> in den Beisspielen in (136) & Gefühle die mit dem Ton, der Miene, einer charakteristi- schen Körperhaltung, einer Gebärde Geste der Überzeu- gung verbunden sind, <–> aber es müssen er muß gar keine ˇsolchen für die Überzeugtheit das Überzeugtsein charakteristischen Erlebnisse gewesen sein, haben, während er d[er|ie] Überzeu- gung Ausdruck gibt, ausdrückt, &<,> was das Überzeugtsein ausmacht, kann in dem darin liegen, was er vor oder & nachher tut. Und daß ein das Tun von aller- lei Gefühlen begleitet i<s>t, ist wieder selbstver- ständlich. |
“Das Erlebnis des Tons, der Miene
etc.
kannst Du doch nicht <‘>für die Überzeu- gung //das Überzeugtsein// ‘charakteristisch’ nennen, da sie eben von andern Erleb- nissen lügengestraft werden können.” – Aber in diesem & jenem Fall werden sie eben nicht von etwas anderm lügengestraft, & hier sind sie das hervorstechende Merkmal der Über-
270 zeugung.
– Wie in diesem Gesicht der freundlicheMund der hervorstechend hervortretend freundliche Zug. Gewiß, das Reden in dieser Weise macht ˇfür dich das Überzeugtsein nicht aus; aber wenn Du mich fragst: “Was für ein Erlebnis hattest Du da, als Du mit Überzeugung sagtest: …” so werde ich vielleicht sagen antworten müssen: “ Ich ˇblickte vor mich hin<,> sprach in<…> diesem Ton<,> ( etc.)”; wenn auch diese<s> Erlebnisse ˇdas Überzeugtsein nur in der beson- deren Situation, mit dem was vorher & nachherging, ˇ& in der Abwesenheit ˇgewisser andrer Tendenzen, das Überzeugtsein charakte- risierten. – “Aber man sagt doch oft: “Ich habe in mit dem Gefühl der Überzeugung geredet gesprochen<’>.” – Nun, welches Gefühl ist das?” – Stelle Dir solche Fälle vor! ˇ& dann wirst Du es vielleicht sehen finden<.> – Ich denke da haupt- sächlich an ein Gefühl im Gesicht (hervorgeru- fen durch einen bestimmten ein Gefühl des Gesichtsausdruck<s>) & an ein Gefühl in der Brust (ein Gefühl der Atmung). Hier ist es wieder nützlich, sich zu fragen , zu fragen: “Wann habe ich das Gefühl der Über- zeugung?” Denn vergiß nicht, denke daran, daß das, wovon Du Ub überzeugt bist, ein Satz ist, – Anfang & Ende hat. Bist Du vom ersten Buch- staben des Satzes bis zum letzten überzeugt? & immer vom Gleichen? Oder bist Du von jedem Wort einzeln überzeugt, & wann das ˇbist Du es? – Zieh auch keine irreführende Grenze zwischen Tun & Erleben; als wäre es kein Erleben, so & so zu reden, etc. (Vergleiche frühere Bemerkungen.) Denn, wie der Tonfall der Überzeugung, so kann auch das ‘Gefühl der Überzeugung’ lügen ge- straft werden. Der, der die Überzeugung schauspielert & der sie hat, können genau das selbe [E|e]rleben, während sie ihr Ausdruck geben; & auch dann, wenn sie nicht etwa ‘automatisch’,
271 ˇoder ‘ohne zu
denken’, reden[;|.] [w|W]ie ein freundliches& ein unfreundliches Gesicht genau die glei- chen Augen haben kann. < ⋎⋎ [S 280] Neuer Absatz] > |
139
Eine Ausdrucksweise, die dazu angetan sehr geeignet
ist, uns irrezuleiten ist die<se>: “Er sagt es & meint es”. – Vergleiche ‘Meinen, was Du sagst’ wenn Du ˇa) jemandem sagst: “Ich werde mich freuen [s|S]ie zu sehen”, & b): “Der Zug nach N geht um 3 h30.”. – Angenommen, Du hättest jeman- dem jene ersten Worte gesagt, & würdest da- nach dann gefragt: “Hast Du es gemeint?” – Du würdest dann vielleicht etwa an die Deine Gefühle den- ken, die Du hattest als Du es diese die Worte sagtest & wärst geneigt zu antworten: “Hast Du es denn nicht<…> gemerkt, daß ich es gemeint habe?”. An- genommen aber, Du habest jemand die In- formation gegeben: “Der Zug nach N geht um 3 h30”; & nun fragte Dich jemand “Hast Du es Deine Worte gemeint?”. Da wärst Du vielleicht ˇeinfach geneigt zu sagen: “Ja freilich[!|,] warum soll ich sie nicht gemeint haben!” |
Im ersten Fall werden wir viell[l|e]icht von
einem charakteristischen bestimmten Gefühl reden, welches das Meinen der Worte kennzeichnet, aber nicht im zweiten Fall. |
140
Vergleiche nun auch die Erlebnisse des
Lügens in den beiden Fällen! Im ersten wird das wohl oft das Lügen kennzeichnen, daß unsere Worte nicht mit von den ent- sprechenden Gefühlen begleitet sind, aber vielleicht sogar von den entgegengesetzten. Wir fühlen ˇetwa: es fällt uns schwer ein freund- liches Gesicht zu machen. – Wenn wir lügen indem wir jemand eine falsche Information über den die Abfahrtszeit des Zuges geben, im Falle (b) eine Lüge sagen,
272 so werden wir wohl auch beim
Aussprechen der [l|L]üge dabei ein<…> anderes Erlebnis haben als bei einer wenn wir jemand wahrheitsgemäßen Informa- tion über den Abgang des Zuges informieren, aber der Unterschied wird nun nicht in der Abwesenheit eines cha für das Mei- nen charakteristischen Gefühls liegen, sondern etwa im Vorhandensein eines Gefühls des Unbehagens, der Unsicherheit, etc.. |
Es ist aber auch möglich, beim Ausspre-
chen einer [l|L]üge ganz entschieden das zu em- pfinden, was man ein Gefühl<e> des Meinens nennen könnte dessen<,> was man sagt. (Es heiß heißt dann manchmal von einem Men- schen <jemand> Einem, er habe diese eine Lüge schon so oft gesagt, daß er s[ch|ie] schon beinahe selber glaubet.) <141> ˇ[Neue Zeile] Man kann will sollte hier aber ˇvielleicht einen Un- terschied machen wollen zwischen ‘glau- ben<’>, was man sagt’, & ‘meinen’, was man sagt. Wenn ich z.B. also sage ich hätte kein Geld bei mir der Zug g[inge|eht] um 5 h30, wäh- rend ich wohl weiß, daß ich welches ha- be, er um 3h geht, so könnte man sagen, ich glaube zwar nicht, was ich sage, sage es doch aber nicht automatisch, wie ein Papagei, & meine es also. – Hier frage Dich wieder, wann Du es meinst; & wie das Meinen das Sagen begleitet. Auch mache diesen Versuch: Denke “Der Zug geht um 3 h30”, aber ohne Worte! – Auf die Frage “Was geschah da, als Du das sagtest & es meintest, & auch glaubtest?” wirst Du in vielen in einer großen Zahl von Fällen antworten müssen: “Ich habe es gesagt; mehr weiß ich nicht”. < (Von dem Meinen alles dessen was man nicht automatisch spricht, später) > |
Wenn Du man unter ’Meinen’ &
’Glauben’
273 ˇeinen Akte verstehen
willst, die der vor sich geh[e|t]n, wäh-rend wenn das Gemeinte & Geglaubte ˇgedacht, ausgesprochen wird, dann wird ‘Glauben’ in vielen Fällen das Gleiche bedeuten wie ‘dem Glauben Ausdruck geben’. |
142
Es ist interessant wichtig & interessant einen
Einwand hiergegen dagegen
zu betrachten: Wie, wenn ich ˇ– wahrheitsgemäß – sage “Ich glau- be, es wird regnen”, & jemand will einem Franzosen, der nicht Deutsch versteht, erklären, <was> ich glaube. – Wenn alles, was geschah, als ich jenen Satz glaubte, es werde regnen, darin be- stand, daß war, daß ich jenen Satz aussprach, so soll- te ja der Franzose erfahren, was ich glaube, wenn man er meine Worte hört, oder wenn man ihm sagt ihm gesagt wird: “Il croit: ‘es wird regnen’”. Nun ist es klar, daß ihm das nicht sagen wird, was ich glaube; & dies zeigt, daß wir ihm das Wesentliche nicht mitgeteilt haben, nämlich den seelischen geistigen Akt des Glaubens. – Aber [d|D]ie Antwort ˇaber ist, daß selbst wenn meine Worte von allerlei Erfahrungen begleitet waren, & wenn wir im Stande wären, diese zusammen mit den deutschen Worten dem Franzosen zu übertragen übermitteln, er auch dann nicht gewußt hätte wüßte, was ich glaube. Denn ‘wissen, was ich glaube’ heißt nicht: fühlen, was ich fühle während ich diese Worte spreche. Ebenso wie es nicht heißt “meine Absichten bei diesem Schachzug kennen” nicht heißt: fühlen wissen, was ich fühle während ich den Zug mache. Obwohl dies zu wissen Dir in gewissen Fällen sehr genauen Aufschluß über meine Absich- ten geben würde. |
Wir würden sagen, wir hätten dem Franzosen mit-
geteilt, was ich glaube, wenn wir ihm meine Wor- te in's Französische übersetzt hätten. //Und
274 wie teilen wir denn nun dem Franzosen
mit, ihm denn nun mit, wasich glaube? Nun, indem wir es in seine Sprache übersetzen.// Und es ist möglich, daß wir ihm dadurch nichts darüber mitteilen, was in mir vor sich ging gegangen ist, als ich den Satz aussprach meiner Meinung Ausdruck gab. Vielmehr haben wir ihm einen Satz gegeben der in seiner Sprache eine ähnliche Stellung ein- nimmt, wie mein Satz in der deutschen Spra- che. – Und anderseits kann man wieder man kann auch wieder sagen daß wir, wenigstens in gewissen Fällen, ihm viel genauer hätten mitteilen können was ich glaub<t>e mein<t>e, wenn er im Deutschen in der deutschen Sprache zu hause ˇgewesen wäre gut Deutsch verstanden hätte, weil er dann, wie wir sagen könnten, ‘genau wüßte, was in mir vorgegangen ist, als ich redete sprach’. |
Gegeben gewisse Umstände, so wird aller-
dings Meinen & Nicht-meinen ˇGlauben, Beabsichtigen etc. durch das cha- rakterisiert, was im Geist in der Seele des Redenden vor- geht, oder nicht vorgeht. |
Du wirst Dich hier wieder fragen können: Was
für Fälle gibt es da? Und wenn Du Dir Fälle des Meinens vergegenwärtigst, so wirst Du sehen siehst Du, daß es eine Unzahl verschiedenartiger Falle gibt; die <(>aberc<)> alle mit einander auf die eine oder ˇdie andere Art verwandt sind. |
“Das Meinen ist ein seelischer Vorgang beim Reden,
– vielleicht auch vorher, aber besonders während des Redens. – Wenn ich etwas sage & meine es, so geht doch in mir etwas anderes vor, als wenn ich es sage & nicht meine.” – Das Dieses letzte letztere ist, im großen & ganzen wahr. Und nun sieh nach, was vorgeht. Und kümmere Dich dabei nicht um das ˇwas ‘doch eigentlich vorgehen müßte’ ‘doch vorgehen muß’. Wir sindbeim , wenn wir Philosophieren, immer oft in der Ver- suchung, die Dinge so darzustellen, wie der
275 kleine Maler
Kle<c>ksel die Maler Klecksel als Kind die
…… menschlichen Gesich-ter im Profile. |
“Es ist doch ein Unterschied im seelischen
Vorgang, wenn Du meinst, was Du sagst & wenn Du es nicht meinst.” – Es sind allerlei solche Unterschiede & in verschiedenen Fällen ganz verschiedene. Aber es kann auch in besonde- ren Fällen gar kein solcher Unterschied be- stehen. bestehen. Vergleichec Denke an ˇdie charakteristische<n> Empfindungenc Erlebnisse <Empfindungen> des Meinens, wenn Du ˇa) zu jemandem sprichst: a) “Verzeih, es tut mir sehr leid, daß ich das gesagt habe!” b) “Ich freue mich, daß Du da bist!”c “Ich hoffe, daß Du kommen wirst! //Dich wiederzusehen!” c) “Ich habe Hunger.” d) “Es wird heute regnen” e) “Ich werde Dich bestimmt morgen besuchen <…>” f) “Ich werde nie mehr in dieses Haus kommen! dieses Haus nie mehr betreten!” g) “Die Erde geht in einer Elipse um die Sonne.” ˇ“Ich hoffe Dich wiederzusehen!”: – Worin besteht i[n|m] Falle (b) das Meinen? es, dies Meinen? Man könnte denken: darin, daß man ein Gefühl des Hoffens hat. Aber wie ist so ein dieses Gefühl? Wie ist das Gefühl der Hoffnung? – Ist es, z.B., , übrigens, nur ein Gefühl des Hoffens der Hoffnung im allge- meinen, oder dieser Hoffnung? – Schau nach; siehst Du wirklich ein solches Gefühl?, was das die Worte begleitet? die Hoffnung die die Worte begleitet? – Vielleicht hattest Du bei diesen Worten ein [g|G]efühl der Bedrückung (ˇdie Angst vor des beim Abschieds), & ˇ& wenn Du es mit diesen Worten bei diesen Worten hattest & <hattest> <&> unter diesen Umständen, kann man sagen, Du fühltest Hoffnung. |
“Hast Du wirklich geglaubt gemeint, es wird regnen,
oder hast Du es nur so gesagt?” – “Nein, ich hab es wirklich geglaubt gemeint.” Etwas sagen & glauben, meinen, kann z.B. heißen, es ohne Hintergedanken sagen; & das ‘bloße [s|S]agen’ es bloß sagen kann darin bestehen, daß man es mitc Hintergedanken sagt.
276
|
< “Ich werde dieses Haus nie mehr betreten!” Hast Du es gemeint? – > Wie meint Einer er //man// im Fall Satz (f) das “nie mehr”? – Braucht es einige Zeit diese Worte zu meinen<?> (oder) kann man es tun, während man sie ausspricht? |
Wie wäre es gewesen, hätte ich er die Worte
‘nicht
wirklich’ gemeint? – Frage Dich: wie sagt man diesen Satz ˇsagt wenn man ihn meint; wie, wenn man ihn ˇeigentlich nicht meint? |
“Ich habe es als es mehr als eine
Übertreibung gemeint.”
Daß ich das sage, darin liegt, zum Teil, daß ich es so gemeint habe. (Vergleiche Traum & Erzählung – Erinnerung – des Traums nach dem Erwachen Aufwachen.) – Aber was ist das für eine Entdeckung, die ich da gemacht habe mache? – Wie k[ö|o]nnte ich eine En<t>deckung darüber machen, //Aber was habe ich da für eine Entdeckung gemacht? Wie kann ich denn entdecken ……// worin das Meinen liegt besteht? – Ich schaue stelle mir den Fall mir ohne ˇvor ein bestimmtes ein gewisses grammatisches Vorurteil an vor an & da //Ich versuc trachte mir den Fall vorzustellen, und da ……// sehe ich, daß auch die spätere Entwicklung die Weiterentwicklung des seelischen Vor- gangs, oder einfach, dessen, was ich sage was ich weiterhin sage, es bestimmt, ob ich den hier von ‘Übertreibung’ reden soll. (Wer den ei-Laut anhört, ohne an die Schreibung zu denken, hört, daß er a–e klingt.) |
Wir werden ja in vielen Fällen – außer wenn wir
philosophieren – gar nicht davon reden, ob er daß Einer meint, was er sagt: z.B., wenn er jeman- dem die Gesetze des freien Falls erklärt. Wollen wir hier von ‘meinen’ reden, so fühlen wir eine ge- wisse Schwierigkeit; wir wissen nicht recht, welchem Fall das Meinen entgegengesetzt wird,<.> [o|O]b dem, daß der Lehrer im Schlafe redet, oder dem, daß er eigentlich von einer andern Mechanik über- zeugt ist<,> etc.? oder dem, daß er geistesabwesend gesprochen zerstreut geredet hat ˇ etc.. – Was ist der Unterschied zwischen einem zerstreuten, geistesabwesenden, Reden & einem andern nicht zerstreuten. Stelle Dir einen Fall vor. – Fälle vor. –
277 |
⋏
⋎ [Zu Seite 276] Ich gehe in einem Gang ˇentlang & stolpere über eine Stufe, & sage: “Ich habe geglaubt, es geht da eben weiter”. – Was geschah da, als Du ich es ge- glaubt<e> hast? – – Oder ich ˇbin derselben Meinung & sage einem Andern: “Geh nur eben weiter!” |
Die seelischen Vorgänge während des Redens
spielen die gleiche Rolle wieˇ insbesondere, //, im besondern,// die Ausdrucks- empfindungen (d.i., die Empfindungen, die ˇdie ein das Korrel- lat<e> ˇsind des Ausdrucks der Überzeugung, des Zweifels, der Vermutung etc. etc..) Man kann sagen: “Wer es unter diesen Umständen so sagt, der meint es.” ˇ (In dieser Umgebung ist dieser Mund ein freundlicher Mund) Es ist nichts da, was diesen Aus- druck lügenstraft. Denn er dieser Ausdruck ist nicht das Symptom dafür, daß etwas Anderes vorhanden ist, <:> das eigentliche Meinen; son- dern er ist einer der Züge, die das Meinen ausmachen, freilich wenn auch nur zusammen mit an- d<e>ren ˇZügenc & in der Abwesenheit gewisser anderer<.> Züge. |
Wir können uns den Fall denken, daß <A>
jemand gegen einen andern B falsch ist, im- mer er redet mit ihm ˇimmer in der freundlichsten Weise redet ˇdenn er ist ein guter Schauspieler ausgezeichneter Schauspieler &, wie man sagt, hinter seinem Rücken, ihn nicht leiden kann haßt <aber haßt er ihn den B>. A Er wird also etwa wohl in der Abwesenheit des B schlechtc übel von ihm denken & reden ˇ& ihm zu schaden trachten. – Aber können wir uns auch da[ß|s] diesen Fall denken: daß A ist falsch gegen B ist, er redet immer in der freundlichsten Weise mit zu ihmˇ, ˇdenn er ist ein ausgezeichneter Schauspieler; aber in auch in B's Abwesenheit redet er ˇauch immer in der freundlichsten Weise von ihm, sowohl zu Andern, als auch zu sich selbst, & er tut auch nichts um B zu schaden. – [Neue Zeile] Es lassen sich mit großem Nutzen ˇfür das Verständnis ein Unzahl von Fällen ˇverschiedener Fälle vorstellen. |
Es ist nicht wahr, wenn man sagt: “Nur
er kann wirklich wissen, was ob er meint,
278 was er sagt.”
– Nein, es kommt vor, daß ich mit Sicher-heit weiß, daß er es meint, & daß ich allen sei- nen nachträglichen Versicherungen, er hätte es nicht gemeint, nicht glauben könnte. (Davon später mehr.) <⋎ ⋎ [S 281–282 Neuer Absatz] > |
⋏
ˇIch verspreche jemandem: “Ich werde
bestimmt morgen zu Dir kommen.” –
<(>Was geschieht da, wenn Du ich es das wirklich meinst? meine?<)>. – Nun denke Dir, Du gehst auf einen ganz Un- bekannten zu & sagst ˇihm diese Worte. – Versuche sie zu meinen. – “Aber wie kannst Du ich das, Du ich weißt ja ˇgar // z.B.// nicht, wo er wohnt?” – Aber wenn Du es Deinem Freund einem Bekannten sagst, so mußt Du ja auch nicht an seine Adresse denken, wäh- rend Du es sagstc sprichst. – Nehmen wir an, jemand hätte das wirklich einem Unbekannten gesagt; & er versichere sage uns uns dann: sage dann: “Als ich es s<a>gte, hab ich es ge- meint.” – Wir werden ihn fragen: “Wie war das? – Hast Du ihn für einen Bekannten gehalten angesehen; oder war es, als hättest Du ein Gespräch mit ihm gehabt ˇ& als sei dies der letzte Satz des Gesprächs gewesen; //& dies sei das Ende des Gespräches;// oder hattest Du, sozusagen, ein Vorgefühl, daß Du morgen zu diesem Men- schen kommen werdest; oder hast Du ein- fach plötzlich den Zwang gespürt, auf diesen Menschen zuzugehen & ihm das ˇim Ernst zu sagen; oder meinst Du, Du habest es ˇeinfach ohne Hinterg[a|e]danken gesagt, & ohne daß Dir daran etwas sonder- bar vorgekommen Sonderbares aufgefallen wäre[,|?]” < ⋎ [Zu Seite 276]> |
Denk an die Grammatik den Gebrauch des Ausdrucks: “je- manden matt setzen”. Er bezieht sich auf eine gewisse Handlung ˇim Spiel<.>: jemandem den König : den gegnerischen König nehmen. Aber wenn jemand, sagen wir ein Kind, mit Schach- figuren & einem Schachbrett spielt<,> & dabei<,> ‘ohne zu denken’ ˇein paar Figuren aufs Brett setzt &, die Bewegungen Handlung des Mattsetzens macht macht ausführt, werden wir nicht sagen, es habe jemand matt
279 gesetzt. |
Nimm an Denke: ich ˇziehe &
gebe meinem Gegner Schach-matt;
jemand fragt mich: “Hast Du ihn mit die Absicht gehabt ihn matt zu setzen Hast Du?” – Ich sage, ja. Nun fragt er mich: “Wie kannst Du das sagen? Du weißt doch nur, daß in Dir das & das vorge- gangen ist, wie Du den Zug gemacht hast.” – Ich könnte Antworten: “Unter diesen Umständen nämlich am Schluß einer Schachpartie – war ist dasc die Absicht ihn matt zu setzen.” – ↔ Denn kann nicht nur derc die Ab- sicht haben jemand matt zu setzen, der das Spiel versteht; d.h., der die Regeln kennt & eine gewisse Praxis im Spiel hat? – Aber wie können denn diese Bedingungen in die seine ˇmeine seelischen Vorgänge beim Ziehen eintreten? – Und doch hängt es von diesen ab, ob er mich ich ihn jetzt absichtlich matt gemacht habe, oder nicht. |
Oder: Kann jemand, der das Spiel
nicht kennt, mich matt setzen wollen? Und warum nicht? Ist es so ihm unmöglich schwierig sich in diesem Fall in den richtigen Geistes- zustand zu versetzen? Und wenn es ihm nun doch gelänge? – |
Aber was geschah ging vor, als [er|ich]
mich<…> ihn mit Ab-
sicht matt setzte? – Nimm an, [er|ich] sagte sich mir die Worte: “Nun wird er matt.” – Aber diese Wor- te konnte auch der sagen, der das Spiel nicht kennt; ja & er konnte sie mit allen den gleichen ˇmeinen Empfindungen wie der des Schachspielersr sagen, aber sie bedeuten nichts; aber nicht, weil sie nicht von den richtigen Erlebnissen beglei- tet werden sind, sondern, weil sie nicht im Zu- sammenhang eines Sprachspiels stehen.
280 |
⋏
⋎ [Zu
S. 276]
Denke Oder denke Dir ˇetwa diesen so einen Fall: Du hattest Besuch; er war Dir unwillkommen & langweilig; Du hattest die ganze Zeit Gedanken von der Art: “Wenn er nur schon ginge” etc.. Als er weggeht sagst Du ihm nun: “Ich hoffe Du kommst Sie kommen bald wieder!” – & meinst es. Nachdem Du es gesagt hast, hoffst Du wieder, er werde nie mehr wiederc kommen. – Ist das möglich? Und wenn Du glaubst meinst, daß nein, – warum nicht? – Ich glaube, Du wirst Dich fragen: Wiec kann das zugehen? D.h., was heißt es hier, diesen Satz, ex abrupto, zu meinen? – Nimm an, es sagte jemand: “Das könnte nur ein momentaner Wahnsinn sein”. Aber ist dies das eine Erklärung? Zugegeben, daß es ein Wahn- sinn ist, so will ich wissen, : Worin Ich will wissen: Worin …… bestand hier das Meinen? – ↔ <–> Etwas meinen besteht darin, daß man ver- schiedenes denkt, fühlt, sagt & tut. |
⋏ Es geschieht auch, daß wir sagen: “Im Augen blicke, als ich es sagte, war ich davon über- zeugt.” Und hier – könnte man meinen – sollte es sich (doch) zeigen, worin das Überzeugtsein besteht. Aber stelle Dir so einen Fall vor! – Du findest nicht, was Du suchst. Dieses Über- zeugtsein, könnte man sagen, wird wohl seine Vorgeschichte gehabt haben. < ⋎ [Zu S. 271]> |
“Unter diesen Umständenˇ, am Schluß einer Schachpartie.” – werde ich sagen müssen – “heißtdas , was ich tat, : ihn absichtlich mit Absicht matt setzen”. Oder auch: “unter diesen Umständen heißt<,> das was in mir vorging: die Absicht habenc, ihn matt zu setzen”. (Man sagt auch ˇ z.B.: “Ich hatte jetzt die Absicht ih[n|m]
281 matt zu setzen machen Schach
zu geben”.
Und würde ich gefragt: “Wasmeinst Du, wenn Du das sagst; was ist da gesche- hen, wie Du ‘die Absicht hattest’?” – – so würde ich etwa beschreiben mich etwa an die Worte erinnern die ich mir gesagt habe, die Züge, die ich mir vor- gestelltstellte, habe, etc..) <–> Und man sagt auch: “Ich habe jetzt die Absicht, ihm Schach zu geben” & da ist das nicht eine Beschreibung meines seelischen Zustandes, <–> nach vorhergegangener Introspektion– ; es ist nicht<,> als sagte man: “ [e|E]s fällt mir auf, ich habe jetzt die Absicht …”, wie man etwa sagen kann sagt “Es fällt mir auf, ich habe jetzt die Tendenz, [ü|Ü]bles von N. zu reden”. Sondern, daß ich das sage, ist ein Teil des Vorgangs, die Absicht zu haben. D.h., wenn ich mich etwa nachträg- lich daran erinnere & sagen soll, ob ich da- mals die diese Absicht hatte & worin dies bestand, wie das war, so werde ich sagen, ich hatte die Absicht, denn ich sagte ˇzu mir selbst (oder auch laut … denn das kommt auf dasselbe auf's gleiche hinaus). “Ich habe jetzt die Absicht, etc.” – |
Warum interessieren wir uns hier, wie auch früher, als wir vom Lesen und anderem sprachen, so sehr für die Tatsachen der Psychologie? Was haben die diese mit unserer Untersuchung zu tun? – Was uns interes- siert, ist der Gegensatz zwischen diesen Tatsachen dem wirklichen Sachverhalt & dem, welchen wir unsere Ausdrucksweise uns zu erwarten geneigt macht. |
⋏ Denke an einen (bestimmten) Menschen, in des- sen Zuneigung (zu Dir) Du unbedingtes Vertrauen setzst – & nun versuche Dir vorzustellen, daß,
282 was er zu Dir spricht, falsch gemeint
ist[;e|. E]r sei also ein ganz unerhörter Schauspieler. Was hieße das? d.h., : welche Annahmen machst Du ˇnun über ihn? – Da wirst Du Dir vielleicht vorstellen, daß er, wenn Du ihm den Rücken drehst, Dir bös nachschaut; oder, während er das & das ˇFreundliche zu Dir sage spreche, spreche sage er zu in sich selbst etwas Unf Unfreundliches. Aber da müßte ich vielleicht sagen, er sei verrückt, denn wenn er dies ˇauch zu sich<…> selbst sagte, so wäre es mir hier durchaus nicht klar, daß ich nicht dem trauen sollte, was er laut sagt. ⋎ [Zu S. 278] |
Was vom Worte ‘meinen’ gilt, gilt auch von ‘denken’. – Wir können oft nicht an- ders denken, als indem wir halblaut zu uns ˇ(selbst) sprechen; & niemand, der be- schreiben sollte, was da vor<->sich<->geht, käme auf die Idee den Gedanken zu sagen, daß da- bei ein Vorgang, – das Denken das Denken des Satzes – den Vorgang des [s|S]prechens begleite. Wenn er nicht durch das die Existenz des Wortpaares “Sprechen”-“Denken” dazu verleitet wird, da- durch nämlich, daß unsere Sprachec der Gebrauch ˇvon diese[r|n] beiden Verben in unserer Sprache vielfach ˇeinen parallel<en> läuft Gebrauch macht. Denke an den Gebrauch der Ausdrücke: “Er redet ohne zu denken”, “Denke be[f|v]or Du sprichst!”, “Es gelingt mir nicht meinen Gedanken in Worte zu fassen auszudrücken” Ich kann meinen Gedanken nicht richtig ausdrücken”, “Er sagt eEines & denkt dabei etwas aAnderes”, “Er spricht so meint kein Wort von dem, was er sagt spricht”. Sehr interessant ˇ& nützlich ist es auch, die folgende Absurdität zu überlegen, die vor einigen Jahren ein französischer Staatsmann
283 gesagt ausgesprochen
hat: in der französischen Sprache folgendie Wörter in der Ordnung, in welcher man denkt. |
Wenn beim lauten Denken etwas das Spre-
chen begleitet, so ist es etwa der Tonfall der Rede, der Ausdruck des Gesichts & der Gebärde, & Ähnliches. Aber niemand würde diese Vorgänge allein ‘das Denken’ nennen. |
Freilich, man sagt “[i|I]ch glaube &
sage, es
wird regnen”; & das klingt, als liefen hier zwei Vorgänge mit einander parallel: “Glauben, es wird regnen, & Sagen, es wird regnen. |
Kehren wir zur ˇder unserer Betrachtung des unseres
Gebrauchs
von der Wörter ‘heller’ & ‘dunkler’ zurück |
“Was ich mit ‘dunkler’ meine, findet sich nicht in der Beziehung der Laute; ich sage es von Lauten nur in übertragener Bedeu- tung, d.h., nur vergleichsweise.” – Aber denkst Du also immer zuerst an Farben, wenn Du das Wort auf Laute anwendest? – “Nein, aber ich ziehe das Wort nur zu, hole es gleich- sam heran; es ist nicht das eigentliche Wort für die Sache.” Das Wort hat dann eine andere Beziehung zu dem, was es bezeichnet. Oder: ich habe Ich habe …… ein anderes Erlebnis des Mei- nens.” Dieses Erlebnis ist z.B. gekennzeich- net durch das Zögern, wenn wir ˇmit Ausdruck sagen: “o ist – gleichsam – dunkler als e.” (Statt des Wortes ‘gleichsam’ steht manchmal nur ein [z|Z]ögern der Rede & ein unartikulierter Laut.) ⇒(Siehe S. 252–253.) |
Man kann sagen: “Körperliche & geistige Anstren- gung heißen beide so, denn das Element der Anstrengung ist in beiden”. Die Idee, das
284 Bild, ist hier:
“Anstrengung” heißt etwas, wasin beiden enthalten ist. Man kann aber auch sagen: “Ich nenne beides “Anstrengung”, weil eine Ähnlichkeit zwischen ihnen be- steht”. Und ; und man kann sich nun dann an alle möglichen Ähnlichkeiten erinnern. Und man kann sich nun … in die Erinnerung rufen //… kann dann an kann sich nun auf … alle möglichen Ähnlichkeiten denken besinnen// (Denke an geistige & körperliche Unruhe, oder Ruhe. Man könnte sagen, die geistige Unruhe ist sei eine Art körperliche<r> Unruhe. Und dergleichen Ähnliches ist oft gesagt worden[.| (] z.B. “Und Geist ist auch nur etwas am Körper” (Zaratustra). Diese Idee muß uns noch beschäftigen.) Es gibt vielleicht Menschen, die geneigt sind zu sagen: sich so auszudrücken: “Ich nenne Laute & Farben Färbiges ‘heller’ & ‘dunkler’, weil das gleiche Ele- ment in beiden Relationen da vorhanden ist.” |
Nehmen wir an, Denke Dir, [e|E]iner
sagte: “Ich sehe in ihnen
ein Gemeinsames.” Was soll ich nun sagen? – Ich f werde ihn fragen: Was ist das? – Er: “Das kann ich Dir nicht erklären, ich kann nur sagen, daß ich etwas Gemeinsames //so etwas// //etwas solches// sehe.” – Ich: Dann sagst Du mir damit auch nichts neues, außer, : daß Du Dich eben so ausdrücken willst; & das ist ja vielleicht in mancher Beziehung interessant. <
⋎ [Zu
S. 2[61|47] als neuer Absatz]> |
Es fragt mich jemand: “Welche Farbe hat
das Buch dort?” Ich antworte: “Rot”. Er: “Wa- rum nennst Du diese seine Farbe ‘rot’?” – Ich werde normalerweise unter gewöhnlichen Umständen sagen müssen: “Aus keinem Grun- de. – Ich habe hingesehen, & das Wort ‘rot’ gesagt.” Hier möchte man sagen: “Das kann doch nicht alles sein! Du könntest doch auf eine Farbe schauen & ein Wort dabei sagen & doch die
285 Farbe nicht benennen.”
Und dann fällt unsleicht die Erklärung ein: “Wenn ich das Wort als Name dieser Farbe ausspreche so kommt es mir in einer besondern Weise.” Fragt man aber, auf welche Weise, so können wir keine Beschreibung von ihr geben. Nun könn- te man fragen: fragt man mich: “Erinnerst Du Dich also, daß Dir das Wortˇ bei so einer Gelegenheit //, wenn Du eine Farbe benannt hast,// immer in dieser selben Weise gekommen ist?” & ich muß wir müssen gestehen, daß wir uns an keine besondere Weise erinnern. Ja es ist leicht zu sehen, daß wir beim Benennen einer Farbe ganz verschiedenarti- ge Erfahrungen Empfindungen haben können. //ganz Ver- schiedenartiges empfinden können.// Denke etwa an diese Fälle: <1)> Ich habe ein Eisen ins Feu- er gelegt, will es auf helle [r|R]otglut erhitzen & sage Dir: “Gib auf das Eisen acht & sage mir von Zeit zu Zeit, welchen Hitzegrad es erreicht hat. Du beobachtest es & sagst: “Es fängt an hellrot zu werden.” – 2) Wir stehen an einer Straßenkreuzung & ich sage: Schau auf das Lichtzeichen? & sag mir wenn grün kommt; dann lauf ich hinüber.” Frage Dich: wenn Du nun in einem solchen Falle “Grün!” sagst & in einem andern “Lauf!”, kommen Dir diese beiden Wörter in verschiedener Weise, oder auf die gleiche? Kannst Du hieruber irgendet- was im allgemeinen sagen? 3) Ich frage Dich: “Was hat der Stoff dort für eine Farbe?” Du denkst: “Wie nennt man ihn nur? heißt ist er das ‘Preußisch Blau’, oder ‘Indigo’?” |
Man kann die Frage auch so stellen: auch so
fragen:
Wenn ich ihm sage “Bring mir eine rote Blume”, – wie soll er wissen, welche Farbe er zu wählen
286
hat[,|?] wenn er das
Wort ’rot’ hört? //<…>: Ich sageEinem: “Bring mir eine rote Blume”<:> ; – : – wie soll er wissen, welche Farbe er zu wählen hat, wenn er das Wort ‘rot’ hört?// – “Sehr einfach: er soll die Farbe nehmen, deren Bild die ihm beim Hören des Wortes einfällt.” – Aber wie soll er wissen, was die ‘Farbe’ ist, ‘deren Bild ihm einfällt’? Braucht es dafür ein weiteres Kriterium? – ↔ Es gibt <(>übrigens<)> auch ein Spiel: die Farbe wählen, die einem beim Wort ‘rot’ einfällt. Und ein anderes: auf die Farbe zeigen, die Du ‘rot’ nennst. |
Wenn wir in eine[m|r] Gespräch Diskussion
über diese Dinge sagen “[d|D]er Name einer Farbe kommt Beim Benennen einer Farbe kommt der Name in ˇeiner bestimmte[r|n] Weise”, so bekümmern wir uns nicht um verschiedene Fälle & Möglich keiten. Vielmehr, unsere Stütze ist das Argument, daß eine Farbe benennen verschieden ist vom Aussprechen (irgend) eines Wortes, während man auf eine Farbe sieht. Und man könnte sagen: “Nimm an, ich zähle Gegenstände, welche auf meinem Tisch liegen[:|;] einer ist blau, einer rot, einer weiß<,> & einer schwarz. Ich schaue d sie der Reihe nach an auf sie & sage<:> <‘>“Eins, zwei, drei, vier<’>”. Ist esc nun nicht leicht zu sehen, Siehst Du nun nicht, daß hier in diesem Fall etwas anderes geschieht, während Du man die Worte aus- sprichst, als was geschieht, wenn Du man jemandem die Farben dieser Gegenstände hättest sagen sollen nennst? – Und hättest Du nicht hier<,> wie früher<,> sagen können: ‘alles was ˇdabei geschieht, ist, daß ich ˇdie Dinge anschaue & die Zahlwörter sage’?” – //‘alles, was da- bei geschieht, ist: ich sehe die Dinge an<,> & sage spreche dabei die Zahlwörter aus’?”–// Nun ist gewiss: in vielen Fällen ist das Zählen von Dingen von
287 andern<,> charakteristischen<,>
Erlebnissen beglei-tet, als sagen welche das Angeben ihrer Farben sie haben. Und es ist leicht zu sagen worin dieser Unterschied besteht. Beim Zählen ˇvon Gegenständen gibt es, z.B., eine gewisse ˇcharakteristische Geste: wir zeigen mit dem Finger der Reihe nach auf sie die Dinge & streichen sie, gleichsam<,> ˇals schon gezählt ab. Man kann an verschiedene ähnliche Erfahrungen denken. Anderseits gibt es Erfahrungen des Konzen- trierens unserer Erf Aufmerksamkeit auf die Farbe eines Dings von Dingen; verschiedene Erfahrungen (eine von ihnen ist, daß uns der Name einfällt den die Farbe in u<n>srer Muttersprache hat.). Aber es ist nicht wahr, daß immer wenn wir zählen & immer wenn wir Farben ange- ben, die Vorgänge solche, mehr oder weniger charakteristische<n>, Züge aufweisen. (Vergleiche ⇒ S. S. 206, ⇒207) |
Wenn uns diese Dinge philosophische Schwie-
rigkeiten bereiten, so werden wirˇ, <–> gleichsam, <–> den Versuch machen<:> ‘eine Farbe benennen’<,> um zu sehen, was dabei geschieht. Dabei starren wir etwa auf schauen wir ˇetwa unverwandt auf …… ein bestimmtes Ding einen bestimmten Gegenstand vor uns & spre- chen seinen N den Farbnamen immer wieder, im selben Ton & mit der Gleichen Gebärde, aus, : versuchen ihn, <–> gleichsam, <–> von der Farbe des Dinges abzulesen. Und es ist kein Wunder daß wir dann dazu geneigt sind neigen zu sagen, etwas ganz [b|B]estimmtes geschehe, wenn wir eine Farbe benennen. Aber schaue von diesem Versuch auf ande- re Fälle des Benennens von Farben! – |
Denke (hierc) an
(diec) Fragen Sieh
von hier auf die Fragen ˇdie uns beim Nachdenken über
das nach dem Wesen
des willkürlichen Handelns Wollens, ˇdes willkürlichen Handelns begegnen. Vergleiche etwa diese Fälle: Ich überlege mir, ob ich ein<en> bestimmte[s|n], eher schwere[s|n] Gegenstand heben soll; ich entschließe mich dazu,
288 es zu tun; dann setze ich
meine Kraft ein, &hebe ihn. – Hier, könnte man sagen, haben wir einen ausgewachsenen voll entwickelten Fall des gefließentlichen, willkürlichen Handelns des Wollens. – Vergleiche damit den Fall: etwa: Du reichst jemand einc das brennendes Zündholz ˇhin, nachem Du Dir Deine Zigarette damit angezün- det hast, & siehst ˇ,– Du hast gesehenc //Du siehst//<,> daß er sich seine ˇauch anzünden will. (Das Dies tust Du gleichsam ‘by the way’.) Oder: Oder aber: Du bewegst Deine Hand beim Schreiben eines Briefes. Oder Lippen, Zunge, etc. beim Reden. – Ich habe ˇnun früher mit Absicht den irreführenden Aus- druck gebraucht: “ein ausgewachsener voll entwickelter …… Fall”; denn dies drückt diese Worte drücken aus, was wir über diese Fälle über Fäll[,|e], wie die beschriebenen, zu denken geneigt sind: daß nämlich in dem einen das voll aufgeblüht & aAller Augen sichtbar ist, was in allem willkürlichem Handeln, wenn auch nicht so offensichtlich, vorhanden ist liegt. was alles willkürliche Handeln kennzeichnet, wenn auch nicht so offensichtlich. Unser Bild & unsere Ausdrucksweise nehmen wir von einem speziellen Fall her<,> & wenden sie //& wenden sie nun// auf näher & weitschicht & entfernter [v|V]er- wandte<s> Fälle an //auf nahe<,> & entfernt Ver- wandtes <an>//; & möchten nun sagen, : eigentlichc im Grunde haben wir überall das Gleiche[,|.] wenn auch nicht so ausgesprochen. Die Ausdrucksformen unserer Sprache passen eigentlichc augenscheinlich //augenfällig// //recht eigentlich// auf ge- wisse [S|s]pezielle besondere Anwendungen //Fälle der Anwendung// der Worte: “wollen”, “denken”, “meinen”, “lesen”, etc.; auch “lesen” gehört hierher. (So hätten wir das Buch- stabieren das ‘voll entwickelte Lesen’ nennen können.) ((Vergleiche auch den meinen Gebrauch ˇdes Wortes ’Bild’ den ich in ˇder Log. Phil. Abh.<)> vom Worte ’Bild’ gemacht habe.) – Wir sprechen von einem Willensakt & unterschei- den ihn von der gewollten ausgeführten Handlung. Und in unserem dem ersten Beispiel finden sich allerlei Akte, die diesen Fall unterscheiden von einem von einem unterscheiden, in welchemc
289 mein Arm mit dem Gewicht sich
hebt. ich nichtsandres sagen kann, als daß mein Arm mit dem Gewicht sich gehoben hat. <der bloßen Bewegung von Arm & Gesicht.> Aber wo sind die Analoga zu diesen Akten in ander<e>n Fällen? |
Diese Abwesenheit des Willensaktes – wie ich
einmal sagen will – ist William James aufgefallen & er beschreibt z.B. den Akt des Aufstehens am Morgen so: er liege im Bett und überlege ob es schon Zeit sei aufzustehen, – & auf ein mal finde er, daß er aufsteht. Ähnlich sagt man manchmal “plötzlich hörte ich mich die Worte sagen …”. Damit aber will man sagen, daß man habe die Worte beinahe un- absichtlich unbeabsichtigt ausgesprochen. Obwohl man doch wieder Was heißt es denn aber, wenn ich sage: “Wenn ich aufstehe geschieht nur das”. Im Gegensatz wozu? Was ist es denn, was nicht geschieht? Und wenn etwas hier nicht geschieht, so geschieht es ja wohl in andern Fällen. Nun, ich glaube, wenn Einer ein schweres Ge- wicht mit Anstrengung hebt, oder Schritt für Schritt einen Mu mühevollen Weg geht, wird er nicht sagen: “I find myself …”. Es ist das Gefühl der Muskelanstrengung, dessen Ab- wesenheit wir ‘Abwesenheit des Willensaktes’ nannten. |
Hier ist ein [M|m]erkwürdiger seltsamer gibt es einen merkwürdigen seltsamen Widerstreit zweier
Ideen: Man möchte sagen: “[D|d]er Wille ist keine Erfahrung” &, <–> “der Wille ist doch nur Erfahrung”. Was heißen diese beiden Sätze überhaupt & warum will man beide sagen? – Wenn man den ersten Satz sagt, hat man ihn durch In- trospektion gewonnen? Hat man sich beim Wollen beobachtet & gesehen, daß der Wille keine Erfah-
290 rung ist?
Man möchte sagen: “Der Wille darf keine Erfahrung sein! denn, wenn mir das Wollen auch nur geschieht, dann ist es eben kein Wollen.” – Und ist es hier nicht wieder, als rängen wir mit dem Wesen der Dinge?! – Aber sind nicht beide Teile gleicherweise auf falscher Fährte? Denn wenn [e|E]iner sagt: “Der Wille istc eine Erfahrung” –, im Gegensatz wozu? – Ich hätte statt dessen auch sa- gen können: “Das Wollen geschieht mir”. Nun wie verwenden wir (denn) das Wort den Ausdruck “etwas geschieht mir”? Wir sagen nicht: “Es geschieht mir, daß mein Arm sich hebt”, wenn ich ihn hebe; wir sagen dies aber in gewissen andern Fällen. Und wir können (allerdings) sagen: uns so ausdrücken: “die Erfahrungen, wenn sich in beiden Fällen der Arm hebt sind verschiede[n|ne]”. Den Ausdruck “es geschieht mir, daß ich den Arm hebe” ge brauchen wir für gewöhnlich – normalerweise – nicht; & wenn, dann heißt bedeutet er ˇwohl: ich hebe den Arm. |
Was ist <(>nun<)> der
Unterschied zwischen den
Beiden Erfahrungen, wenn ich einmal meinen Arm hebe & ein andermal ˇes mir geschieht daß er sich hebt? Da gibt es verschiedene Fälle. Er wird z.B. ˇvon jemand einem Andere[m|n] gegen meinen Willen gehoben. D.h. ich mache eine Muskelanstrengung, ihn nicht zu heben. Es gibt aber auch Fälle in denen wir den Arm schlaff hängen lassen & er sich von selbst, weder mit, noch gegen unsern Willen, hebt. Nur dann haben wir ˇauch nicht die gleichen Empfindungen in den Armmuskeln, als wenn wir ihn heben. |
Gefährlich ist hier die Verwechslung zwischen
Wollen & Wünschen. – Denn wenn ich meinen Arm hebe, so ist es nicht so, daß ich zuerst wün- sche, er möchte sich heben, & nun tut er es
291 tatsächlich.
(Obwohl auch das in besondernFällen geschehen könnte.) |
<103> Wenn wir unsere Finger in bestimmter Art ver schränken, so sind wir nicht im Stande einen bestimmten Finger auf Befehl zu heben, wenn der Befehlende bloß auf den Finger zeigt, – ihn bloß unserm Aug zeigt. Wenn er ihn da- gegen berührt, so können wir ihn bewegen. Man kann diese Erfahrung so beschreiben: wir seien nicht im Stande, den Finger heben zu wollen. Aber nicht nur ist das ganz anders, als wenn wir nicht im Stande sind den Finger zu heben, ˇsondern wir müssen sagen, daß der Ausdruck ‘im Stande sein’ & oder das Wort ‘versuchen’ hat im ersten Fall eine andere, wenn auch verwandte Bedeutung. |
(Man ist nun leicht etwa geneigt
diesen Fall
so zu beschreiben: man könne für den Willen keinen Angriff finden, ehe der Finger nicht berührt sei, ehe man den Finger nicht fühle. Erst wenn man ihn fühle, könne der Wille wissen, wo er anzugreifen habe. Aber diese Ausdrucksweise ist irreführend[;|.] <(>Man ; man möchte sagen:<)> “Wie soll ich denn wissen, wo ich mit dem Willen anzupacken habe, wenn das Gefühl nicht die Stelle bezeichnet?” <(>Aber ich könnte fragen: “<)>Und wie weiß man denn, wenn das Gefühl da ist, wohin ich den Willen zu lenken habe?(”) |
Ich bin versucht zu sagen: “Dieses
Experiment, sowie das, ein Viereck mit
den Diagonalen im Spiegel zeichnen, zeigt mir, <so> möchtec ich man sagenc, daß Wollen auch nur eine Erfahrung ist (der ‘Wille’ auch nur ‘Vorstellung’) Er kommt, wenn er kommt; ich kann führe ihn nicht herbeiführen.” – Oder: “Man kann nicht
292 wollen, wenn man will.
Es geschieht einfach!” |
Was dieses Experiment aber tut, ist, : es
legt uns eine Betrachtungsweise nahe. Denn, indem es uns in die Lage bringt zu sagen: “ich kann das nicht wollen”, wirft es das Wollen mit andern Dingen zusammen, die auch nicht kommen geschehen, weil ich wünsche, daß sie kommen geschehen //kämen//. Es hätte oben heißen sollen: Ich kann nicht immer wollen, wenn ich zu wollen wünsche. Oder, ich kann eine willkür- liche Handlung nicht immer ausführen tun, wenn ich sie zu tun wünsche, ˇ, oder, sie geschieht nicht immer, wenn ich wünsche sie geschähe, auch, wenn sich keine Kraft meinem Willen entgegensetzt. |
(Wer lernt mit den die Ohren zu bewegen, lernt
auch es zu wollen. Dies ist ähnlich damit: Wer sprechen lernt, lernt auch denken.) |
“Kannst Du wollen wenn Du es
willst”
Das Wort ‘wollen’ ist hier falsch verwendet. Es schillert in zwei Bedeutungen. (Frege). Es ist al[l|s] wäre mit dem Wollen schon gewollt <–> & wäre als wäre noch nicht gewollt. (Das Bild vom Schillern stellt die Sache darum so gut richtig dar, ist darum so zutreffend, weil auch der Eindruck des Schillerns in ˇeinem gewissen Sinne ein Farbeindruck ist.) |
Dieser ganze ‘Versuch einer Umar beitung’ von Seite 118 bis hierher ist nichts wert.
293
294
|