Title:  Ms-115: XI, Philosophische Bemerkungen (WL) - Diplomatic transcription [Draft]
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Author:  Ludwig Wittgenstein
Editor:   Edited by
Organization: Wittgenstein Archives at the University of Bergen (WAB). Editors: Alois Pichler, WAB (text and facsimile); Heinz Wilhelm Krüger, WAB (text), Michael Biggs, London (graphics)
Funders & Partners:   Trinity College, Cambridge; Oxford University Press, Oxford; Uni Research, Bergen; University of Bergen, Bergen; L. Meltzers Høyskolefond, Bergen; COST Action A32, Brussels; eContent+ DISCOVERY, Luxembourg; ICT PSP DM2E, Brussels
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    Dieses Buch kann allerdings gekürzt werden,
aber es ist sehr schwer es richtig zu
kürzen. Diese Bemerkung bezieht sich nicht
auf den ,Versuch einer Umarbeitung”.

















     

    Philosophische
          Bemerkungen
               3




        XI.


     Fortsetzung von Band X.



























1
     
14.12.33.
   Das Bild sagt mir also sich selbst.
     Und daß es mir etwa sagt wird
etwa darin bestehen, daß ich in ihm
Gegenstände in irgend einer charak-
teristischen Gruppierung wierdererkenne.
(Wenn ich sage: “ich sehe in diesem
Bild einen Tisch”, so charakterisiert das,
wie gesagt, das Bild in einer Weise,
die nichts mit der Existenz eines ‘wirklichen’ Tisches zu tun hat. “Das Bild zeigt mir
einen Würfel”, kann z.B. heißen: es enthält
die Form .)
     


  Wir sind geneigt zu denken, es gäbe ein bestimm-
tes Phänomen des Wiedererkennens, das
Ding als das zu erkennen. Aber als was?
Als das, welches diesen Namen hat? oder so
gebraucht wird? Denn ‘das Ding als sich
selbst erkennen’ heißt nichts. Die Idee,
die uns da vorschwebt, ist die des Ver-
gleichs zweier Bilder; es ist als trügen
wir ein Bild des Gegenstandes mit uns
herum, & wenn wir ihn wiedersehen & wir er-
kennen einen Gegenstand als den, welchen das
Bild darstellt zeigt. Es ist uns so, als ob
unser Gedächtnis so einen Vergleich
vermittelte; indem es uns ein Bild des früher
gesehenen aufbewahrt oder uns erlaubt in
die Vergangenheit zu sehen schauen, <(>so<)>-daß wir
jedes Bild, oder das in der Vergangenheit [g|G]eschau-
te,
das was uns das Gedächtnis zeigt, mit dem gegenwärtig [g|G]esehenen vergleichen
können. ˇAber Wwenn wir die Gegenstände die uns
umgeben & die wir unzählige Male gesehen
2
haben nicht als fremde sondern als
wohlvertraute behandeln, ja sogar
wenn wir auf eine Frage etwa antworten
“ja, diesen Tisch kenne ich gut wohl, ich bin immer
ich sehe ihn täglich”, so geht hier kein
Vergleich zweier Eindrücke (eines Erinnerungs-
bildes & der Wirklichkeit) vor sich. Ja, nicht
einmal dann, wenn wir sagen “ich erinne-
re mich, daß diese Farbe gestern etwas heller
war”, es sind auch da in den meisten
Fällen nicht zwei Eindrücke.
     


    Ich leugne natürlich nicht, daß es Phä-
nomene des Wiedererkennens gibt[.| (]Wenn
wir, z.B., sagen: “das ist dasselbe Kästchen,
das ich vor Jahren dort gesehen habe”)
auch nicht, daß unter den Phänomenen
des Wie <,> die wir “Wiedererkennen” nennen,
das dasjenige ist, ein Vorstellungsbild mit der Wirk-
lichkeit ˇzu vergleichen. |
Wenn aber jemand
auf meinen Schreibtisch zeigt &
ˇman mich fragt: “hast Du ihn Deinen Schreibtisch wiedererkannt, wie als Du ihn heute früh früh wieder nach dem Aufstehen gesehen hast wie Du heute morgens in Dein Zimmer getreten bist?”
so werde würde ich zwar wohl sagen “gewiß!” und doch
ist es irreführend, das was sich da abge-
spielt hat ein “Wiedererkennen” zu nennen.
Gewiß, der Schreibtisch war mir nicht
fremd, ich war nicht überrascht ihn
zu sehn, wie ich es gewesen wäre wenn
ein andrer dagestanden hätte oder
gar ein ˇfremdartiger Gegenstand<.> desgleichen ich
noch nie gesehen hätte.
     


   Der Anblick meines Zimmers, einer Straße
3
voll Menschen, einer Lan<d>schaft mit Häu-
sern & Bäumen ist mir wohlvertraut.

< ⋎ S. 5 A >
     


  “Was heißt es: ‘dieser Gegenstand ist mir
wohlbekannt?” – “Nun, ich weiß daß er
ein Tisch ist.” Das kann u.a. ˇaber alles mögliche heißen<,> ˇu.a.: “ich
weiß, wie er gebraucht wird”, “ich weiß
daß, ˇer sieht wie ein Tisch aus wenn man ihn aufklappt.“, er wie
ein Tisch aussieht“
, etc. “ich weiß, daß
man das einen ‘Tisch’ nennt”.
     


Was ist das Wesens des ‘wohlbekannt Sseins’?
Worin besteht es, daß ein Anblick mir
wohlbekannt ist? (Schon diese Frage
ist eigentümlich; sie klingt nicht wie
eine grammatische Frage.)
     Ich möchte sagen: “Ich sehe
was ich sehe. Und die Wohlbekannt-
heit kann nur darin liegen, daß
ich in dem Anblick ruhe.
     


  “Ich sehe, was ich sehe”, das sage ich
darum, weil ich nicht benennen will,
was ich sehe. Ich will nicht sagen, “ich
sehe eine Blume”, denn das setzt <ein>
Sprachübereinkommen voraus & meine
Ausdrucksweise will sich nicht auf
die Geschichte des Eindrucks beziehen.
     



   Ja, wenn ich sage das Wohlbekanntsein
bestehe darin, daß ich erkenne, was ich
4
sehe //daß ich erkenne, was das ist
was ich sehe//.
ich sehe eine Blume,
so wende ich die Sache nun so sehe … so an, <:> das
Aussprechen
das Aussprechen der Worte
des Erkennens “das ist eine Blume”
ist eine Reaktion auf den Anblick; man
kann aber nicht sagen, es sei das Kri-
terium des Erkennens, daß ich den
Gegenstand richtig benenne; vielmehr
muß es nun heißen, das Erkennen
ist dadurch charakterisiert, daß ich
bei dem Anblick des Gegenstandes eine
Lautverbindung ausspreche, etwa mit
gewissen Empfindungen, ausspreche. Denn
daß diese Lautverbindung das richtige
deutsche Wort ist, ja überhaupt ein
Wort einer bestehenden existierenden Sprache, liegt
nicht in der Erfahrung beim Aussprechen.
     

  Das Wohlbekanntsein bestehe darin,
daß ich erkenne, <:> was ich sehe sei
eine Blume. Ich sehe sage nun die Sache
so an
: Das Aussprechen der Worte des
Erkennens
“das ist eine Blume“ ist eine die
Reaktion ˇdes Erkennens auf den Anblick <(>des Gegenstandes<)>;
ich sage aber nicht, das Kriterium des
Erkennens sei ist nicht, daß ich den Gegenstand
richtig benenne, sondern daß ich bei
seinem Anblick eine Lautverbindung mit be-
stimmtem Erlebnis ausspreche. Denn
daß die Lautverbindung das richtige
deutsche Wort ist, oder überhaupt ein
Wort einer bestehenden Sprache liegt nicht
in dem Erlebnis beim Aussprechen.

5
     





   ˇ[Zu S. 3]
A Prüfe: “Wohlbekannt ist das, wovon
ich weiß, was es ist”.
     


  Ich will alles ‘Geschichtliche’ aus
meiner Betrachtungsweise des Bekannt-
seins ausschalten. Es bleiben dann
Eindrücke (Erlebnisse, Reaktionen), &
auch wo die Sprache in unsere Erfah
rungen eintritt betrachten wir sie nicht
als bestehende Einrichtung.
     


Die Multiplizität des Wohlbekanntseins,
wie ich es verstehe, ist also die des Ru-
hens in einem Anblick. Es könnte
darin bestehen daß mein Blick auf
dem Gegenstand nicht unruhig <(suchend)>
umherschweift, daß ich den Aspekt des
Gesehenen nicht wechsle sondern
mich in einem Aspekt niederlasse &
bleibe
. sogleich einen Aspekt ergreife & festhalte.
     


  Ich sehe das Bild eines dicken Rockes
& habe ein Gefühl der Wärme & Behag-
lichkeit, ich sehe das Bild einer winter-
lichen Landschaft & friere. Diese Reaktio-
nen, könnte man sagen, sind durch frühere
Erfahrung gerechtfertigt. Aber wir be-
kümmern uns jetzt nicht um die Geschich-
te unserer Erfahrungen & also auch
nicht um eine solche Rechtfertigung.
6
     




    Niemand wird sagen, daß jedesmal
wenn ich in mein Zimmer komme, in
die altgewohnte Umgebung, sich
ein Wiedererkennen alles dessen was
ich sehe, & hundertemale gesehen
habe, abspielt.
     


  Wenn wir an unser Verstehen eines
Bildes etwa eines Genrebildes denken,
so sind wir vielleicht geneigt anzuneh-
men, daß es da ein bestimmtes Phäno-
men des Wiedererkennens gibt & wie
die gemalten Menschen als Menschen,
die gemalten Bäume als Bäume erken-
nen, etc.
    Aber vergleiche ich den beim Anblick
eines Genrebildes die gemalten Men-
schen mit wirklichen, etc.?
    Soll ich also sagen ich erkenne
die gemalten Menschen als gemalte
Menschen<?> & Und also auch die wirkli-
chen Menschen als wirkliche?
     


  Freilich gibt es ein das Phänomen des Er-
kennens, wenn wir, etwa nach einem Vor-
gang des Suchens, eine Zeichnung als
die Darstellung eines Menschen erkennen; aber
was sich hier abspielt geschieht eben
nicht, wenn ich die Zeichnung sogleich
als die Darstellung eines Menschen sehe.

7
     




    Der Anblick Das Bild der einer menschlichen Gestalt

     sowie die menschliche Gestalt selbst
sind uns wohlvertraute Gegenstände.
Von einem Wiedererkennen aber ist hier
keine Rede.
     


  Von den Vorgängen, die man “Wiedererken-
nen” nennt haben wir leicht einen
falschen Begriff; als bestünden sie das Wiedererkennen
immer darin daß wir zwei Bilder Eindrücke mit
einander vergleichen. Es ist als trügen wir
ich ein Bild des eines Gegenstandes mit
uns
bei mir & agnoszierte danach einen
Gegenstand als den, welchen das Bild
darstellt. Unser Gedächtnis scheint uns
so einen Vergleich zu vermitteln, indem
es uns ein Bild des früher Gesehenen
aufbewahrt oder uns erlaubt (wie durch
ein Rohr) in die Vergangenheit zu blicken.
     


In den meisten Fällen des Wiedererkennens
findet kein solcher Vergleich statt.
  Jemand kommt mir auf der Gasse
entgegen dessen Gesicht meinen Blick
auf sich zieht; vielleicht frage ich mich
“wer ist das?”; plötzlich ändert sich der Aspekt
des Gesichtes in bestimmter Weise, “es wird mir
bekannt”; ich lächle gehe auf ihn zu &
begrüße ihn beim Namen; jetzt reden wir
von ˇder vergangenen Zeit & dabei schwebt mir
vielleicht auch ein Erinnerungsbild ˇvon ihm vor, & ich
8
sehe ihn
ich sehe ihn in einer bestimmten Situation.
     


    Man sagt vielleicht: hätte ich nicht
sein Bild in der Erinnerung bewahrt,
so könnte ich ihn nicht erkennen. Aber
hier gebraucht man eine Metapher, oder
ˇman spricht eine Hypothese aus.
     


  Man könnte sagen: “sein Gesicht der Anblick war
erinnerungsbetont”.
     


  Man sagt auch: “wir könnten Worte
gar nicht gebrauchen, wenn wir nicht
sie & die Gegenstände die sie bezeichnen
wiedererkennten”. Wenn wir die Farbe
Grün nicht als solche wiedererkennten
(wohl wegen Mangels an Gedächtnis),
so könnten wir also das Wort “Grün”
nicht anwenden. Aber haben wir den ir-
gend eine Kontrolle dieses Wiedererkennens,
so daß wir wissen daß es auch wirklich
ein Wiedererkennen ist? Wenn wir von
einem Wiedererkennen reden, so meinen
wir, daß wir etwas als das erkennen,
was es, nach andern Kriterien, wirk-
lich ist. “Erkennen” heißt: erkennen,
was ist.
     


   Die Wohlbekanntheit bestätigt den Aspekt Anblick
ohne ihn aber mit etwas [a|A]nderem zu
vergleichen. Sie stempelt ihn gleichsam ab.
9
     





      Anderseits möchte ich sagen: “was ich
hier vor mir sehe, ist doch nicht irgend eine
Form, die ich auf bestimmte Weise sehe,
sondern es sind eben meine Schuhe,
die ich kenne. Aber hier bekämpfen sich
eben zwei Ausdrucksweisen.
     

  Diese Form, die ich sehe – möchte ich sa-
gen – ist nicht einfach eine Form, sondern
sie ist eine von den mir bekannten For-
men; sie ist eine im vorhinein ausgezeich-
nete Form. Sie ist eine von den Formen
deren Bild schon früher in mir war &
nur weil sie so einem Bild entspricht, ist
sie die wohlbekannte Form. (Ich trage
gleichsam einen Katalog solcher
Formen mit mir herum & die Gegenstän-
de die dort abgebildet sind, sind dann
die wohlbekannten.)
     

  Aber daß ich das Bild schon früher
mit mir herumgetragen habe wäre nur
eine kausale Erklärung des gegenwär-
tigen Eindrucks. Es ist, als sagte
man: diese Bewegung geht so leicht,
als wäre sie eingeübt worden.
    Und es ist ja nicht so sehr als
[V|v]ergliche ich den Gegenstand mit einem
neben ihm stehenden Bild sondern
als deckte er sich mit dem Bild. Ich
sehe also nur Eines & nicht zwei.



10
     
  Man sagt: “[D|d]ieses Gesicht hat
einen ganz bestimmten Ausdruck”, &
sucht etwa nach Worten, die ihn
charakterisieren.
     


  Hier ist es leicht in jene Sackgasse des
Philosophierens zu geraten, wo man
glaubt die Schwierigkeit der Aufgabe
liege Er darin, daß schwer Erhaschba-
res erhaschbare Erscheinungen, die schnell entschlüpfende gegen-
wärtige Erfahrung, oder dergleichen, von
uns beschrieben werden soll<t>en. Wo die
gewöhnliche Sprache uns zu roh erscheint;
& ˇes scheint als haben wir es nicht mit den Phänomenen ˇzu tun, von denen
der Alltag redet, zu tun zu haben scheinen,
sondern “mit den leicht entschwindenden,
die mit ihrem Auftauchen & Vergehen jene
ersteren annähernd erzeugen.”.
     


Und da muß man sich daran erin-
nern, daß alle die Phänomene, die uns
nun so merkwürdig vorkommen, die
ganz gewöhnlichen sind, die, wenn sie
geschehen, uns nicht im geringsten auf-
fallen. Sie kommen uns erst in der selt-
samen Beleuchtung, die die merkwürdig
vor, die wir ˇnun auf sie werfen, wenn wir
philosophieren.
     


“Das Bild sagt mir sich selbst”,
möchte ich sagen. D.h., daß es mir
etwas sagt, liegt besteht in seiner eigenen
11
Struktur in seinen Formen & Farben.
    So ein Fall wäre es z.B., wenn
der Satz “es sagt mir etwas” oder “es ist ein
Bild” hieße: es zeigt irgend eine Kombi-
nation von Würfeln & Zyllindern.
     


  “Es sagt mir etwas” kann heißen: es
erzählt mir etwas, es ist eine Erzählung
     

  Es sagt mir sich selbst, wie ein Satz, eine
Erzählung mir sich selbst sagt.
     

  Ist denn der Begriff des erzählenden
Bildes nicht ähnlich dem des Genrebil-
des (oder Schlachtenbildes). Und wenn
ich beschreiben wollte, was ein Schlach-
tenbild ist, so brauchte ich mich nicht
auf eine Realität außerhalb des Bildes
zu beziehen sondern nur von gemalten
Menschen, gemalten Pferden, ˇgemalten Kanonen etc zu
reden.
     


“Das Bild sagt mir etwas”: es gebraucht,
sozusagen, Worte[.|;] Ich vergleiche das
Hier hier sind Augen, Mund, Nase, Hände,
etc. etc.. Ich vergleiche das Bild mit
einer Kombination sprachlicher Formen.
     


Aber das System der Sprache ist nicht
von der Kategorie des eines Erlebnisses<.> &
[e|E]
in Erlebnis
Das typische Erlebnis beim
Gebrauch eines Systems nicht das System.
12
(Vergleiche: Bedeutung des Wortes “oder” & Oder-Gef
Oder-Gefühl.)
     


  “Jetzt sagt mir diese Zeichenfolge etwas;
früher, ehe ich die Sprache lernte, hat
sie mir nichts gesagt”. Nehmen wir an
wir meinten meinen damit, daß der Satz jetzt
einen bestimmten Eindruck auf mich
macht.
mit einem bestimmten Erlebnis gelesen wird. Gewiß, diese Zeichenfolge hat, ehe
ich die Sprache verstehen lernte, nicht
diesen Eindruck auf mich hervorgebracht.
diesen Eindruck gemacht. Der Eindruck ist natürlich, wenn wir vom
Kausalen absehen vom System der
Sprache ganz unabhängig. – Und nun
wehrt sich etwas in mir dagegen, zu
sagen:: daß der Satz etwas sagt, be-
steht darin, daß er mir diesen Ein-
druck macht.
   “Etwas ist ein Satz nur in einer Sprache”,
will ich sagen.
     


  ‘Sprache’, das sind doch die Sprachen. Auch
solche die ich nach Analogie bestehender
erfinde. Die Sprachen sind Systeme.
     


“Ein Satz ist ein Satz einer Sprache”, Aber
das heißt eben,: “Sätze” nenne ich Glieder
der Sprachen.
     

Aber achten wir auf den Gebrauch des Wortes
“deutsche Sprache”, sonst fragen wir etwa:
“Was ist die Sprache? alle ˇihre Sätze die je
13
gesprochen worden sind? ˇ[D|d]ie Klasse [I|i]hre<r> Regeln ˇ& Wörter
? etc. etc..” Was ist das System? Wo ist es? Was
ist das Schachspiel? alle Partien? Das Regelverzeichnis?
     

Satz ist das Glied einer Sprache”. “Es ist
doch offenbar die Kombination von Wör-
tern die auch anders kombiniert werden
könnten können, was den Satz ausmacht”. D.h.
aber: was ihn für mich ausmacht. So
betrachte ich die Sprache
     

Wir wollen eben auf das System der
Sprache achten.
     

  Gewiß, ich lese eine Geschichte & kümmere
mich den Teufel um ein System der
Sprache. Ich lese einfach, habe Eindrücke,
sehe Bilder vor mir, etc.. Ich lasse die
Geschichte an mir vorüberziehen wie
Bilder, wie eine Bildergeschichte. (Damit
will ich natürlich nicht sagen, daß
jeder Satz in mir ein visuelles Bild
oder mehrere hervorruft, & daß das
etwa der Zweck eines des Satzes sei.)
     


  Denken wir uns eine Bildergeschichte
in S schematischen Bildern, also ähnlicher
der Erzählung in einer Sprache als eine
Folge realistischer Bilder. Man könnte in
so einer Bildersprache etwa insbesondere
den Gang von Schlachten festgehalten haben.
(Sprachspiel.) Und ein Satz unserer Wort-
sprache kommt kommt so einem Bild
dieser Bildersprache viel näher als man meint.
14
     

    Denken wir auch daran, wie daß wir uns
solche Bilder [] nicht erst in rea-
listische übertragen, um sie zu ‘verstehen’,
sowenig wir uns je Photographien oder die
Bilder des Films in färbige Bilder über-
tragen obwohl uns schwarz-weiße Men-
schen oder Pflanzen etc. in der Wirklich-
keit unsagbar fremd & schrecklich
vorkämen.
    Wie, wenn wir nun hier sagten: “ein
Bild ist etwas nur in einer Bildersprache”?
     


  Ein Satz einer Erzählung gibt uns dieselbe
Befriedigung, wie ein Bild.
     


Wir können uns <(>anderseits<)> eine Sprache
denken, in deren Verwendung der Ein-
druck, den ein Zeichen uns macht, , den wir von den Zeichen erhalten, in
keiner Weise eintritt
nicht eintritt keine Rolle spielt; in der es ein Verste-
hen im Sinne eines solchen Eindrucks nicht
gibt. //; in der ein Verstehen im Sinne eines
solchen Eindrucks nicht in Frage kommt.//
Die Zeichen werden uns etwa geschrieben
übermittelt & wir können sie uns nun
merken. (D.h. der einzige Eindruck von
dem da die Rede ist, ist das Bild des
Zeichens.) Wenn es nun ein Befehl ist,
so übertragen wir nach Regeln, Tabellen,
das Zeichen in Handlung. Zum Eindruck
ähnlich dem eines Bildes kommt es
gar nicht & man schreibt auch nicht
Erz Geschichten in dieser Sprache. Es gibt
15
aber etwa eine Art Unterhaltungslektüre,
die darin besteht, daß man gewisse
Zeichenfolgen in Körperbewegungen über-
setzt die eine Art Tanz bilden. (Verglei-
che die Bemerkung über Verstehen &
Chiffre.)
     


  Es wäre natürlich auch denkbar, daß
wir einen Satz der Wortsprache, um von
ihm einen Eindruck zu erhalten, nach
Regeln in ein gezeichnetes Bild über-
tragen müßten. (Daß erst dies Bild eine Seele hätte)
     


(Ich könnte meinem Schüler sagen: Du
wirst anders denken, wenn Du
durch diese Übungen gegangen bist.)
     


In diesem Fall könnte man ˇwirklich sagen:
“Die Zeichenfolge ist tot ohne das System”.
//“Das Zeichen lebt nur im System.”//
     


Aber auch in unserer gewöhnlichen Spra-
che können wir von dem Eindruck des
Satzes oft ganz absehen & wichtig
ist nur, wie wir mit dem Satz operieren.
(Frege's Auffassung der Logik.)
     


  “Es gibt keinen alleinstehenden Satz”. Denn
was ich “Satz” nenne ist eine Spielstellung
in einer Sprache.
16
     


   Ist das Verwirrende nicht, daß ich eine
Spielstellung betrachten kann so ge-
nau ich will, aber dadurch nicht heraus-
finde, daß es eine Spielstellung ist? Es
verwirrt uns hier etwas in an der Gram-
matik des Wortes “Spielstellung”.
     


  Das Denken heißt eine Tätigkeit, wie
das Rechnen. Niemand wurde rech-
nen einen Zustand nennen, oder
Schach spielen.
     


   Denken wir uns eine Art Vexierbild,
worin nicht ein bestimmter Gegenstand
aufzufinden ist, sondern das uns
auf den ersten Blick als ein Gewirr
nichtssagender Striche erscheint & nach
einigem Suchen erst als, sagen wir, ein
Lan<d>schaftsbild. – Worin besteht der
Unterschied zwischen dem Anblick des
Bildes vor & nach der Lösung //Auflösung//.
Daß wir es beidemale anders sehen ist
klar. Inwiefern aber kann man nach
der Auflösung sagen, jetzt sage uns das
Bild etwas, früher habe es uns nichts
gesagt?
     

   Wir können diese Frage auch so stellen:
Was ist das allgemeine Charakteristikum
dafür, daß die Lösung gefunden ist?

17
     



    Als das Kriterium der Auflösung
könnte ich alles mögliche bestimmen.

  Ich will annehmen, daß ich, sobald
es gelöst ist, die Lösung dadurch dar-
stelle
kenntlich mache, indem daß ich gewisse Striche des
Vexierbildes stark nachziehe <&> etwa
Schatten eintrage. Warum nennst Du
nun das Bild das Du eingezeichnet hast
eine Auflösung?
   a) Weil es die klare Darstellung einer
Gruppe dreidi räumlicher Gegenstände ist.
  b) Weil es ˇdie Darstellung eine[n|s] regelmäßigen Körper<s>
darstellt ist.
  c) Weil es eine symmetrische Figur ist.
  d) Weil es eine Figur ist die mir eine[m|n] or-
namentalen Eindruck macht.
  e) Weil es die Darstellung eines Körpers
ist der mir bekannt vorkommt
  f) Weil es eine Liste von Auflösungen
gibt & diese Figur (dieser Körper) auf der
Liste steht.
  g) Weil es eine Art von Gegenstand darstellt,
die ich wohl kenne: denn sie er macht
mir den augenblicklichen Eindruck der
Wohlbekanntheit, ˇich verbinde augenblicklich alle möglichen Assozitionen mit ihm, ich weiß, wie er heißt,
ich weiß, daß ich ihn oft gesehen habe,
ich weiß, wozu man ihn gebraucht, etc. etc.
  h) Weil es ein Gesicht darstellt,
welches mir bekannt vorkommt
  i) Weil es ein Gesicht darstellt welches
ich erkenne: α) es ist das Gesicht meines
Freundes so & so β) es ist ˇein Gesicht welches ich
oft abgebildet gesehen habe. etc.
  k) Weil es einen Gegenstand darstellt,
18
den ich mich erinnere, einmal gesehen zu
haben.
  l) Weil es ein Ornament ist das ich
gut kenne (obwohl ich nicht weiß, wo ich
es gesehen habe).
  m) Weil es ein Ornament ist das ich
gut kenne: ich kenne seinen Namen,
weiß wo man es finden kann ich es schon
gesehen habe.
  n) Weil es einen Einrichtungsgegenstand
meines Zimmers darstellt.
  o) Weil u.s.w. ich instinktiv diese Striche
nachgezogen habe & mich nun beruhigt
fühle.
  p) Weil ich mich erinnere, daß mir dieser Gegen-
stand beschrieben worden ist.
  g1) Weil ich den Gegenstand wohl zu
kennen meine //scheine//: ich es fällt
mir sogleich ein Wort als sein Name ein
(obwohl das Wort keiner bestehenden Sprache
angehört), ich sage mir: “natürlich das
ist ein α wie ich es oft in β gesehen habe.
Man γt damit die δ bis sie εen.” So etwas
kommt z.B. im Traum vor.
 q)        u.s.w.
     

   (Wer nicht versteht, warum wir über
diese Dinge reden, muß, was wir sagen,
als leere Spielerei empfinden.)
     


  Der Eindruck ist [e|E]ins, & die Bestimmt-
heit des Eindrucks etwas Anderes.
  Was ich den Eindruck der Wohlbekanntheit
nenne ist von der hat die Multiplizität
19
einer Bestimmtheit.
     


  Wir können in ein menschliches Gesicht
schauen das wir genau kennen ohne
irgend einen Eindruck zu erhalten haben, so-
zusagen ganz stumpfsinnig; & von da
bis zu einem starken Eindruck gibt
es alle Stufen.
     


   Denken wir uns ˇder Anblick eines ein Gesicht<s> machte brächte
uns einen starken Eindruck auf uns
hervor //ergriffe uns stark// ˇes flößt uns etwa Furcht ein. Soll ich
dann sagen: vor allem muß hier
da ein der Eindruck der [w|W]ohlbekanntheit
sein statthaben, ich muß muß in dem Anblick des
Gesichts ruhen, oder dergleichen
; die Form des menschlichen Gesichts als solche muß mir den Eindruck der Bekanntheit machen; & zu
diesem Eindruck kommt nun der der
Furcht. – Ist es nicht <(>vielmehr<)> so,
daß, was ich den Eindruck der Artbekannt-
heit nenne, ein Chara[k|c]teristicum eines
jeden starken Eindrucks ist den ein Ge-
sicht auf mich macht. Etwa das Chara-
cteristicum der Bestimmtheit. Ich sagte
ja der Eindruck der Wohlbekanntheit
bestehe etwa darin daß wir in einem An-
blick ruhen, den Aspekt nicht wechseln
& dergleichen.
     


  Kann ich mir den Eindruck der indi-
viduellen Bekanntschaft wegdenken,
wo er ist, & hinzudenken wo er nicht
ist? Und was heißt das? Ich sehe
20
z.B. das Gesicht eines Freundes an &
frage mich: wie schaut dieses Gesicht
aus wenn ich es als ein mir unbe-
kanntes Gesicht sehe (als sähe ich es
etwa jetzt zum ersten mal)? Was bleibt
sozusagen von dem Anblick des Gesichts
wenn ich den Eindruck der Bekanntheit
wegdenke, abziehe? – Hier bin ich nun
geneigt zu sagen: “es ist sehr schwer
die Bekanntheit von dem Eindruck
des Gesichts zu trennen”. Aber ich fühle
auch daß das eine irreführende Aus-
drucksweise ist. Ich weiß nämlich
gar nicht wie ich es auch nur versuchen
soll diese beiden zu trennen. Der Aus-
druck “sie trennen” hat für mich
gar keinen klaren Sinn.
     Ich weiß was es heißt: “stelle
Dir diesen Tisch vor aber schwarz, obwohl
er blau<n> ist” das heißt etwas [a|A]hnli-
ches wie: “ze male ein Bild dieses Ti-
sches aber schwarz statt braun”; ˇoder analog:
“zeichne diesen Menschen aber mit länge-
ren Beinen als er hat”.
     


  Wie, wenn man sagte: “denke Dir
diesen Schmetterling, genau so wie er ist,
aber häßlich statt schön”?!
     


  Die Ausdrucksweise [e|E]s ist sehr
schwer … wegzudenken”, : hier
scheint es als handle es sich
um eine ˇpsychologische Schwierigkeit, ˇeine Schwierigkeit der Introspektion
219
einer Bestimmtheit oder dergleichen. (Dies trifft
für ein großes Gebiet von philosophischen
Problemen zu: Denke an das Problem
der genauen Wiedergabe<,> ˇBeschreibung<,> des im Gesichts-
feld gesehenen; an die Beschrei-
bung der immer fließenden Erschei-
nung; auch an die Frage daran: “wie-
viel Regentropfen siehst Du, wenn
Du in den Regen schaust”.)
< Vergleiche: “Es ist schwer diesen Tisch aus der Ferne bewegen zu wollen”.
>
     


Wir haben in diesem Fall nicht bestimmt,
was es heißen soll sich die Wohl-
bekanntheit wegzudenken.
Es könnte etwa heißen, sich des
Eindrucks zu entsinnen den ich hatte
als ich das Gesicht zum ersten Male
sah. Und hier wieder muß man wissen
was es heißt zu “versuchen” sich an den
Eindruck zu erinnern. Denn das hat
mancherlei Bedeutung. Fragen wir
uns: welche Tatigkeiten nennen wir “ver-
suchen uns an etwas zu erinnern”[. W|; w]as
tun wir wenn wir uns daran erinnern
wollen was wir gestern zu Mittag geges-
sen haben[?|;] ; gibt es so eine diese Methode
auch für die ˇfrühen Kindheitserinnerungen eines
Erwachsenen; kann man versuchen, sich
an seine die eigene Geburt zu erinnern?
     


  Ich sage mir: ich will versuchen ein
gedrucktes deutsches Wort anzuschauen
und mir vorzu es so zu sehen als
hätte ich nicht lesen gelernt & a[s|l]s seien
202
die schwarzen Figuren auf dem Papier sonder-
bare Zeichnungen de[sse|ren]n Zweck ich
mir nicht denken kann, oder nicht ahne.
Da geschieht nun dies, daß
ich das gedruckte Wort nicht anschauen kann
ohne da[s|ß] mir das Lautbild des Wortes
oder der Buchstaben die ich gerade an-
schaue vorschwebt.
     


  Die Eine Zeichnerische Darstellung des In-
nern eines Radioempfängers wird
für den Einen <den> der nicht das Geringste vom
Radio weiß
den keine Kunde von solchen Dingen hat, ein Gewirr sinnloser
Striche sein. Lernt Hat er aber den Apparat
& seine Funktion kennenˇgelernt so wird jene
Zeichnung ˇfür ihn ein sinnvolles Bild sein.
     Gegeben nun eine bestimmte mir
jetzt Gegeben irgend eine mir jetzt …… sinnlose körperliche Gestalt (
etwa im Bild), kann ich nach Belie-
ben sie sinnvoll vorstellen? Das
wäre, als fragte man: kann ich mir
einen beliebig geformten Gegenstand
Körper als Gebrauchsgegenstand vorstellen?
Aber zu was für eine[n|m] Gebrauch?
   Nun man kann ja wenigstens eine
Klasse von Körperformen sich metho-
disch als Wohnungen von Tieren oder
Menschen denken. Eine andere Klasse
als Waffen. Eine etwa als Modelle von
Landschaften etc. etc.. Und hier weiß
ich also, wie ich einer sinnlosen Form
Sinn geben //andichten// kann.



23
     

  Wenn ich sage,, dieses Gesicht hat den
Ausdruck der Milde, Güte, Feigheit,
so scheine ich nicht nur zu meinen
daß wir die & die Gefühle mit dem G An-
blick des Gesichts assoziieren, sondern
ich bin versucht zu sagen, daß das
Gesicht ein Aspekt der Feigheit, Güte,
etc., selbst ist. (ˇVergleiche z.B. Weininger.) – Man kann
sagen: ich sehe die Feigheit in dieses
Gesicht hinein (& könnte sie auch in
ein anderes hineinsehen), aber jeden-
falls scheint sie mit dem Gesicht
nicht bloß assoziiert, äußerlich ver-
bunden, sondern die Furcht hat die
Multiplizität der Gesichtszüge. Und wenn
sich z.B. die Züge ein wenig ändern, so
können wir von einer entsprechenden Ände-
rung der Furcht reden. Würden wir
gefragt: “kannst Du Dir dieses Gesicht
auch als Ausdruck des Mutes denken”,
so wüßten wir, gleichsam, nicht, wie
wir den Mut in diesen Zügen unter-
bringen sollten. Ich sage dann
etwa: “Ich weiß nicht, was das hieße,
wenn dieses Gesicht ein mutiges Gesicht
ist wäre”. ist”. [Diesen Satz kann man nicht richtig stellen
indem man statt “wenn” “daß” setzt, oder statt “ist”
wäre”.] Aber wie s<i>eht die Lösung so einer
Frage aus? Man sagt ˇetwa: “Ja, jetzt verstehe' ich
es; : das Gesicht ist sozusagen gleichgültig
gegen die Außenwelt”. Wir haben also
Mut hineingedeutet. Der Mut, könnte
man sagen, paßt jetzt wieder auf das
Gesicht. Aber was paßt hier worauf?

24
     


    Es ist ein verwandter Fall (obwohl es
vielleicht nicht so scheinen möchte)
wenn wir uns z.B. darüber wundern,
daß die Franzosen nicht ˇeinfach sagen
“der Mann ist gut” sondern ein attri-
butives [a|A]djektiv dorthin setzen, wo
ein prädikatives stehen sollte; und
wenn wir das Problem uns dann da-
durch lösen daß wir sagen sie mein-
ten “der Mensch ist ein guter”.
     


    Könnten verschiedene Deutungen eines
Gesichtsausdrucks nicht darin bestehen,
daß ich mir zu ihm jedesmal eine Andere
Fortsetzung //eine andere Art Weise der Fortsetzung//
denke? So ist es gewiß oft. Ich sehe ein
Bild das einen lächelnden Kopf darstellt.
Was tue ich, wenn ich das Lächeln ein-
mal als freundliches einmal als
böses auffasse? Stelle ich es mir dann
nicht in einer räumlichen & zeitlichen
Umgebung vor die ich freundlich oder
boshaft nenne? Ich So könnte ˇich mir zu
dem Bild vorstellen daß der Lächelnde
auf ein spielendes Kind herniederlächelt
oder ˇaber auf das Leiden eines Feindes.
     Daran wird nichts geändert dadurch,
daß ich mir auch die auf den ersten
Blick liebliche Situation durch eine
weitere Umgebung wieder anders deu-
ten kann. Ein gewisses Lächeln werde
ich, wenn keine besondern Umstände
meine Deutung umstellen, als freund-
25
liches auffassen, ein freundliches nennen,
entsprechend reagieren.



< ⋎ S. 27 A >
     
  Was heißt es: “Freundlichkeit in das
Lächeln hineinlesen”?
   Es heißt vielleicht, ich mache ein
dem lächelnden Gesicht auf ˇeine bestimmte
Weise koordiniertes Gesicht. Ich nehme
etwa den gleichen Gesichtsausdruck
an
Ich ordne etwa dem andern
Gesicht meines in der Weise zu
daß es den einen oder andern Zug
des andern übertreibt
.
     


Ein freundlicher Mund, ein freundliches
Auge. Wie denkt man sich eine freund
liche Hand? – Wahrscheinlich geöffnet
& nicht als Faust. – Und könnte
man sich die Haarfarbe des Menschen
als Ausdruck der Freundlichkeit, oder
des Gegenteils, denken? Aber, so
gestellt, scheint dies diese Frage zu fragen, ob
uns das gelingenc wird //gelingen kann//.
Die Frage soll //sollte// lauten: Wollen
wir etwas eine freundliche, oder unfreundliche
Haarfarbe nennen? Wollen wir solchen Wor-
ten Sinn geben, so würden wir uns etwa
einen Menschen denken dessen Haare dun-
kel werden, wenn er böse zornig wird. Das Hinein-
lesen des bösen Ausdrucks in die dunklen
Haare aber geschähe mittels einer schon
fertigen Idee.
    Man kann sagen: das freundliche
26
Auge der freundliche Mund, das Wedeln
des Hundes sind ˇunter anderm primäre & von einan-
der unabhängige Symbole der Freund-
lichkeit, ich meine damit: sie sind Teile
der Phänomene die man Freundlichkeit
nennt. Will man sich andere Erscheinun-
gen als Ausdruck der Freundlichkeit
denken so sieht man jene Symbole
in sie hinein. Wir sagen “er macht ein
finsteres Gesicht”; vielleicht weil die
Augen durch die <(>heruntergezogenen<)>
Augenbrauen ˇstärker beschattet werden; & nun
übertragen wir die Idee der Finsternis
auf die Haarfarbe. Er macht finstere
Haare. Fragte man mich ob ich mir einen
Sessel mit freundlichem Ausdruck den-
ken kann, so ich würde ich mir ihn
gewiß vor allem mit einem freundlichen
Gesichtsausdruck vorstellen wollen, ein
freundliches Gesicht in ihn hineinlesen.
     


Ich sage: “dieses Gesicht (was das zuerst den
Eindruck der Furchtsamkeit macht) kann
ich mir auch als ein mutiges denken”.
Damit meinen wir nicht, daß ich mir
vorstellen kann, wie jemand mit diesem
Gesicht ˇetwa einem Andern das Leben retten
kann (das kann man sich natürlich zu
jedem Gesicht vorstellen). Ich rede vielmehr
von einem Aspekt des Gesichtes selbst.
Was ich meine ist auch nicht, daß ˇich ˇkönne mir vorstelle, daß dieser
Mensch sein Gesicht in ein, im gewöhnlichen geläufigen
Sinne, mutiges veränd
//in ein, nach der gewöhn-
lichen Auffassung//
mutiges<,> ˇim gewöhnlichen Sinn<,> verändern
27
kann wird; wohl aber, daß es auf eine ganz
bestimmte Art in ein solches übergehen
kann. Die [u|U]mdeutung eines Gesichts-
ausdrucks ist ˇaber //wohl// zu vergleichen mit
der Umdeutung eines Akkordes in der
Musik, wenn wir ihn einmal einmal als Überlei-
tung in die<se> eine ei ˇeinmal in oder jene Tonart
hörenˇ//empfinden//. (Vergleiche auch den Unterschied
Mischfarbe, Zwischenfarbe.)
     


[Zu S. 25] A Das [H|h]ängt mit dem Gegen-
satz von sagen & meinen zusammen.
  “Jeder Ausdruck kann <(>doch<)> lügen”:
[a|A]ber denke doch nur was Du mit
“lügen” meinst. Wie stellst Du Dir die
Lüge vor? setzt Du nicht einen Ausdruck
einem andern entgegen? Doch gewiß
dem Ausdruck einen Vorgang, der auch
Ausdruck sein könnte.



     

  Wenn wir uns fragen “welcher ˇPersonen[N|n]ame
würde den Charakter dieses Menschen
treffen” – klanglich abbilden – so ist
es gl
steht gleichsam die Projek
tionsmethode, mittels nach der wir abbilden,
fest ˇ(So könnte sich etwa ein Dichter fragen welchen Namen er einer Person geben will.). Manchmal aber projizieren wir
den Charakter in den ˇgegebenen Namen. So
scheint es uns, daß die großen Meister
gerade die Namen haben die einzig zu
ih dem Charakter ihrer Werke passen.
     


  Erlebnis der wirklichen Größe. Wir sähen
28
ein Bild da[ß|s] uns die Form eines Sessels
zeigt; man sagt uns, es stelle eine
Konstruktion von Hausgröße vor. Nun
sehen wir es anders.
     


   Was geschieht wenn wir lernen
den Schluß einer Kirchentonart
als Schluß zu empfinden?
     


   Denke an die Vielgestaltigkeit dessen
was wir “Sprache” nennen. Wortspra-
chen, Bildersprachen, Gebärdensprachen,
Tonsprache.
     



   Die philosophischen Schwierigkeiten,
etwa das Wiedererkennen betreffend,
sind nicht solche die wir zwar in
praxi übersehn nicht merken, die sich aber zeigen
wenn sowie man die Phänomene Vorgänge genauer
betrachtet. Sie zeigen sich vielmehr
nur, wenn wir sie durch ein vorgefaß-
tes Schema
     

   Ich bin versucht zu sagen: “‘[d|D]iesen
Gegenstand kenne ich wohl’, das ist
als sagte ich: ‘dieser Gegenstand ist
in meinem Katalog abgebildet’”. Dann
bestünde es also darin, daß so ein
Bild in einem bestimmten Umschlag
mit andern zusammengebunden wäre;
in dieser Lade läge. – Aber wenn ich
mir das wirklich vorstell[t|e]e, & denke
29
ich vergliche einfach den gesehenen Gegenstand
mit Bildern in meinem Katalog & fände,
daß er mit einem von ihnen übereinstimmt,
so wäre das eben nicht ähnlich dem
Phänomen der Wohlbekanntheit. Man nimmt
nämlich an es sei uns das Bild in unse-
rem Katalog wohlbekannt. Wäre es uns
fremd, so würde die Tatsache daß es in die-
sem Umschlag, in dieser Lade ist liegt gar nichts
für uns bedeuten.
     


  Wenn ich nun von dem Vorbild im Katalog
meines Geistes rede oder dem Futeral in
worein in welches der Körper Gegenstand paßt, wenn
er mir wohlbekannt ist, so möchte
ich, daß das Futeral in meinem Geist
sozusagen als “Form der Vorstellung”
ist, sodaß ich nicht sagen kann, ein
Vorbild sei in meinem Geiste, welches <(>wirk-
lich
<)> nicht dort ist. – Das Vorbild zieht sich
sozusagen in meinen Geist zurück, ist also
kein Objekt mehr für mich ihn. Das heißt aber ˇnur:
Das aber heißt nur: es Es hatte keinen Sinn von einem Vorbild
überhaupt zu reden. (Vergleiche ˇdamit die Idee
[der|Die] Raumbrille die man wir nicht ablegen kann. können.)
     


  Wenn wir von der Wohlbekanntheit als von
einem Passen ˇdes Gegenstandes in ein Futeral reden, so ist das
nicht ganz so als verglichen wir das Gesehene
mit einem Abbild. Wir meinen dann eigentlich
das Gefühl, wenn ein der Gegenstand
ohne Widerstand in die Form des Futerals
gleitet. Aber dieses Gefühl könnten wir auch
30
haben, wenn gar kein genau passendes Fu-
teral vorhanden wäre.
     Wir könnten uns auch jeden Gegen-
stand in einem unsichtbaren Futeral
denken & das ändert gar nichts an
unseren Erfahrungen & ist nun eine
leere Form der Darstellung
     


   (Die Darstellung der Philosophie
kann nur gedichtet werden.)
     

(Philosophie dürfte man eigentlich nur
dichten. Daraus muß sich, scheint mir,
ergeben, wie weit mein Denken der Gegen-
wart, Zukunft oder der Vergangenheit an-
gehört: Denn ich habe mich damit
auch als einen bekannt, der nicht
ganz kann, was er zu können wünscht.
     



    ˇ[Zu S. 53] <A> Die Beruhigung in der Philosophie tritt
ein, wenn das erlösende Wort gefunden ist.
     


   Es sollte eigentlich nicht heißen: “ja,
ich erkenne es, es ist ein Gesicht” sondern:
“ich erkenne es, ich sehe es als Gesicht” sehe ein Gesicht”.
(Das Wort Gesicht könnte für mich hier
das bloße Ornament
bedeuten ˇ(ohne irgend eine Beziehung zum Geicht des Menschen), wäre also
auf derselben gleicher Stufe wie irgend eine andere
mir wohlbekannte uns bekannte Figur, z.B. ein Hakenkreuz.)
Denn die Frage ist <(>hier<)>: Was erkenne
ich hier als was? Denn, <>ein Ding als
31
sich es selbst erkennen<>, heißt nichts.
     


Das Gedächtnis mit einem Notitz-
buch verglichen: Einerseits dient
dieser Vergleich als Bild dessen was
bewußt vorgeht; anderseits gibt
er ein psychologisches Modell. (Und
das Wort “bewußt” verweist hier auf
einen Abschnitt der Grammat<i>k & ist
nicht der eine Teil des psychologischen
Gegensatzes “bewußt” – “unbewußt”)
     


  Die Vorgänge des Erinnerns sind sehr
mannigfach.
   “Bist Du gestern an bei Deinem Tisch ge-
sessen
in Deinem Zimmer gewesen?” – “Ja.” – “Bist Du sicher?” – “Ich
sitze jeden Tag an diesem Tisch & ich wüß-
te [es|doc]h wenn [es|ich] gestern nicht geschehen hier gewesen
wäre!” Dabei brauche ich mich keinen
Augenblick vor dem Tische sitzen sehen
in der Erinnerung in meinem Zimmer
sehen. Aber nehmen wir an ich sähe
mich während ich so spräche in
meinem Zimmer am Fenster stehen;
wie zeigt mir das Bild das es ges-
tern war. Freilich, das Bild könnte
das auch zeigen, wenn ich z in ihm
etwa einen Wandkalender mit dem
gestrigen Datum sähe. Wenn das
aber nicht der Fall war, wie las ich
dann aus dem Erinnerungsbild ˇoder der Erinnerung ab
daß ich gestern so am Fenster stand,
wie übersetzte ich die Erinner das Erleb-
32
nis der Erinnerung in Worte? – Aber über-
setzte ichc sie denn ein Erlebnis in Worte?
Sprach ich nicht einfach die Worte aus[?|;]
War das nicht und zwar in bestimmtem
Tonfall & dergleichen ˇErlebnissen der Sicherheit? War das nicht aber
das Erlebnis der Erinnerung? (Das
Erlebnis der Überzeugung ist von der
Art des Erlebnisses des Tonfalls.)
Aber was machte Dich so sicher als Du diese
Worte sprachst? Nichts; ich war sicher.
     Ich kann freilich, was ich so aus-
sprach, nun auf andere Weise – wie
man sagen würde – nachprüfen. Das heißt:
ich kann nun versuchen mich an bestimmte
spezielle Geschehnisse des gestrigen Tages
zu erinnern & mir Bilder vor's Auge zu rufen etc..
Aber das mußte jedenfalls nicht geschehen
sein ehe ich antwortete.
     


  Wenn wir einen Vorgang aus der Erinne-
rung erzählen so sehen wir wohl
manchmal Erinnerungsbilder vor uns;
meistens aber sind sie nur in der Erin-
nerung verstreut wie Illustrationen in
einem Märchenbuch.
     


Es sagt mir jemand: “stelle Dir auf
dieser weißen Wand einen Fleck vor von
der Farbe die man ‘rot’ nennt”. Ich
tue es; – soll ich nun sagen ich habe
mich daran erinnert welche Farbe ‘rot’
heißt. Wenn ich von diesem Tisch rede, erinne-
re ich mich, daß dieser Gegenstand ‘Tisch’ ge-
33
nannt wird.
     


Könnte man nicht einwenden: “So kann
also der gewisse Erinnerungen nicht haben,
der keine Sprache gelernt hat?” Freilich, –
er kann keine sprachlichen Erinnerun-
gen, sprachlichen Wünsche, etc. haben. Und
sprachliche Erinnerungen, etc., sind Erinnerungen in der Sprache, etc. sind …… ja nicht
bloß<e> Übersetzungen fadenscheinige Schema-
ta; ist denn das sprachliche Erlebnis
kein Erlebnis? //Und Erinnerungenˇ, etc., in der
Sprache sind ja nicht bloß die fadenscheini-
gen Darstellungen wirklicher eigentlicher //für eigentliche// Erlebnisse; ist denn
das Sprachliche kein Erlebnis?// (Worte sind Taten.)
     


Manche Menschen erinnern sich an ein
musikalisches Thema in der Weise, daß
das Notenbild vor ihnen auftaucht & sie
es herunterlesen.
    Es wäre denkbar daß, bei gewissen
Menschen das Gedächtnis darin bestün
was wir das “Gedächtnis Erinnern” bei einem
Menschen nennen, darin bestünde, daß
er sichˇ im Geiste, ein Buch Notizbuch nachschlagend, sähe
& daß was er in diesem Buch liest eben
das Erinnerte wäre. (Wie reagiere ich auf eine Erinnerung?)
     


  Ubrigens, denke ich denn, wenn ich die Ge-
genstände meiner Umgebung als wohlbekann-
te behandle, an diesen Vergleich. Natür-
lich nicht. Das tue ich erst, wenn ich den Akt
des Erkennens (Wiedererkennens) nachträglich
34
betrachte; & zwar nicht so sehr indem ich
zu sehen trachte, was dabei tatsächlich
vorgegangen ist, als indem ich es durch
ein vorgefaßtes Schema betrachte. (Fluß der Zeit.) (Das Prob-
lem vom Wesen der Zeit & dem Fluß der Zeit
ist diesem sehr ähnlich.)
< [Von da an wieder auf S. 155 Bd. X] >









     

      ˇ[Zu S. 161 Bd X] <A)> Ich nenne Regeln der Darstellung
nicht Konventionen, wenn sie sich ˇdadurch recht-
fertigen lassen, daß die Darstellung, mit
wenn sie ihnen gemaß ist, mit der Wirk-
lichkeit übereinstimmt. So ist die Regel,
“male den Himmel heller als irgend et-
was, was von ihm sein Licht empfängt”
keine Konvention.
   Die Regeln der Grammatik lassen sich
nicht dadurch rechtfertigen, daß man
zeigt, ihre Anwendung führe zu einer Über-
einstimmung der Darstellung mit der
Wirklichkeit. Denn diese Rechtfertigung
müßte das Dargestellte selbst beschrei-
ben.
     


    <B)> Kann aber die Rechtfertigung nicht
einfach auf die Wirklichkeit zeigen?
   Inwiefern ist dieses Zeigen aber eine Recht-
fertigung? Hat es denn die Multiplizität
einer Rechtfertigung? Es mag freilich
die Ursache sein <(>davon<)> sein, daß wir
Ursache sein, warum wir …… diesen Satz statt jene[m|s] sagen. Aber gibt es
einen Grund dafür? Nennen wir das
35
“Rechtfertigung”?



     

[Zu S. 171 Bd X] <A> “Sprache” das ist ein Wort wie
“Tastatur”. Es gibt Maschinen die eine
Tastatur enthalten. Nun könnte ich
mich aus irgendwelchen Gründen für Formen
von Tastaturen interessieren (wirklich verwen
solche die im Gebrauch sind & auch andere
bloß von mir ersonnene). Und eine Tasta-
tur erfinden könnte heißen etwas erfinden
was die gewünschte Wirkung hat; aber
auch auch neue Formen ersinnen die den
alten auf mannigfache Weise analog sind.



     

   [Zu S. 172 Bd. X.] <B> “Die Regeln eines Spiels sind willkürlich”
heißt: der Begriff “Spiel” ist nicht durch
die ps Wirkungen, die das Spiel
auf uns haben soll, definiert.
     


[Zu S. 175 Bd X] A C Ist die Philosophie ein
Geschöpf der Wortsprache? Ist die Wortsprache
eine Bedingung für die Existenz der Philosophie?
Richtiger würde man fragen: Gibt es außer-
halb des Gebietes unserer Wortsprachen
auch etwas der Philosophie analoges? Denn
die Philosophie, <(>das<)> sind die philosophi-
schen Probleme, d.i. die bestimmten indivi-
duellen Beunruhigungen, die wir “philoso-
phische Probleme” nennen. Das ihnen
Gemeinsame reicht soweit als wie das Gemein-
same zwischen verschiedenen Gebieten. <unserer
Sprache
>
36

    Betrachten wir nun ein bestimmtes
philosophisches Problem, etwa das: “Wie
ist es möglich einen Zeitraum zu messen
da <(>doch<)> Vergangenheit & Zukunft nicht ge-
genwärtig sind & die Gegenwart nur ein Punkt
ist” –; so ist das Charakteristische da-
ran, daß ˇsich hier eine Verwirrung in Form
einer Frage äußert, welche die diese Verwir-
rung nicht anerkennt. Daß er //der Fragen-
de//
der Frager// durch eine bestimmte Ände-
rung seiner Ausdrucksweise von seinem
Problem erlöst wird.



     

[Zu S. 175 Bd X] A Ein dem philosophischen
analoges Problem, oder eine Beunruhigung,
könnte etwa dadurch entstehen, daß je-
mand auf allen Tasten des Manuals spiel-
te
, daß das Ergebnis nicht wie Musik
klänge, & daß er doch versucht wäre zu
glauben denken, es müsse Musik sein. etc..
     


< [Etwas, was auf den ersten Blick ausschaut wie ein Satz & keiner ist] [Zu S. 175 Bd X] B >
      Ich möchte hier Der folgende die Erfindung ein
einen Vorschlag zur Konstruktion einer Mo-
tor
[s|S]traßenwalze ˇwurde mir mitˇgeteil[e|t]n we der & scheint
mir philosophisches Interesse zu haben<.
> scheint. ˇ Der Irrtum des Erfinders hat mit einem philosophischen Irrtum Verwandtschaft. Das Wesentliche [der|Die] Erfindung war ist ˇbesteht darin, daß der Motor sich im [i|I]nneren
der hohlen Walze befinde[n|t] sollte. Die Kur-
belwelle läuft durch die Mitte der ˇhohlen Walze
& ist an beiden Enden durch Speichen mit dem
Walzenrande ihr verbunden. Der Zylinder des Benzin-
motors ist an der Innenseite der Walze
befestigt. Auf den ersten Blick sieht diese
37
Konstruktion wie eine Maschine aus. Aber
sie ist //Tatsächlich aber ist sie// ein starres
System & der Kolben kann sich im Zylinder
nicht aus & einc noch bewegen. Wir haben sie ihn
selbst jeder der Bewegungsmöglichkeit beraubt
& wissen es nicht.



     

Wir sagen: “der Hahn ruft die Hühner
durch sein Krähen herbei”; aber liegt dem
nicht schon der Vergleich mit unserer
Sprache (Wortsprache) zugrunde? – Wird
der Aspekt nicht ganz verändert, wenn
wir uns vorstellen durch irgend eine phy-
sikalische Einwirkung ziehe das Krähen die
Hühner an?
    Wenn aber gezeigt würde in welcher
Weise die Worte “komm zu mir!” auf den
Angesprochenen einwirken, so daߡ, unter gewissen Bedingungen, am Schluß
gewi[ß|s]se Muskeln innerviert werden & er zu
mir kommt, – würde damit jener Satz den
Charakter des Satzes verlieren?
     

    Unsere Sprache, unsere Wortsprache, ist
vor allem <das> was wir “Sprache nennen”, & dann
Anderes nach seiner Analogie oder Vergleich-
barkeit mit ihr.
     


   Das Achselzucken, wenn wir es (etwa in
einem Gespräch) meinen, als Antwort
38
geben, wird allerdings anders erlebt als
ein Achselzucken das etwa durch dieselbe Bewegung wenn sie durch …… einen
Schmerz in der Schulter bewirkt wird.
Und wir fragen auch etwa: “war das ein
Achselzucken oder hat es nur so ausge-
schaut”.
“war das als Achselzucken ge-
meint, oder war es nur eine zufällige
Bewegung?” – Würden wir aber das Achsel-
zucken ein Zeichen nennen, wenn wir
es nicht in Verbindung mit der Wortsprache
gebrauchten?
     


  ˇDer Fall //Die Fälle//:[J|j]emand<em> ein Zeichen geben wollen.”. – Ich
bedeute jemand mit einer Bewegung der
Hand, daß er sich setzen soll; unmittel-
bar neben ihm steht ein Anderer; aus
der Richtung meines Blicks & meiner Ge-
bärde ist nicht zu entnehmen welchem
von Beiden ich das ein Zeichen gebe. Nun fragt
man mich<:> , “welchen hast Du gemeint”,, & ich
antworte: “den A”. Worin lag bestand dieses
Meinen? Oder: Worin lag der Unterschied
zwischen den Vorgängen, mit diesem Zeichen
den A & den B zu meinen. Mußte das
Kriterium darin liegen daß irgend etwas
Unterscheidende ein Vorgang sein welcher
den des Zeigens der //die// Handbewegung, des
Blickes //den Blick//, etc., begleitete? konnte es
nicht darin liegen, daß ich auf <ich> mich
ärgerte wenn sich auf mein Zeichen
der A stehen blieb; oder darin, daß
ich auf die Frage “wen hast Du gemeint”
antwortete: “den A”?
Oder in einer Kombina-
tion dieser & andrer?
39
     




   Mache diesen [v|V]ersuch: Sage “hier ist
es kalt” & meine “hier ist es warm”.
Kannst Du es? – Und was tust Du
dabei? Und gibt es nur eine Art das zu
tun?
     


   “Der Hund meint etwasˇ damit, wenn er mit
dem Schweif Schwanz wedelt”. Was betrachten wir
als Kriterium dafür?
Wie würden können wir das begründen? //Wie könnte man das
begrunden?//
     

  Wir würden kaum fragen, ob das Krokodil
etwas damit meint, wenn es mit offenem
Rachen auf einen Menschen zukommt. Und
wir würden erklären: das Krokodil könne
nicht denken & darum sei eigentlich hier
von einem Meinen keine Rede.
     


Wenn wir die Achsel zucken, so sind
die begleitenden psychischen Erlebnisse,
dabei die seelischen Erlebnisse, …… nicht wesentlich verschiedendie Meinungs
erlebnisse, //, was man die Meinungserlebnisse
nennen könnte,// nicht wesentlich ver-
schieden von denen beim [a|A]ussprechen
eines Wortes ode[i|r] Satzes: “vielleicht –”, “ich
weiß nicht”, “weiß Gott” etc. – Diese Worte
können gewiß so unwillkürlich (ich meine
aber nicht papageienhaft) ausgesprochen
werden wie eine Geste gemacht werden
kann.

40
     




  Ad hoc “erfunden” sind natürlich
meine Wörter & Gesten nicht; aber nicht
alles, was nicht erfunden ist, ist von
früher vereinbart.

       “Contract sociale” Auch hier ist in
Wirklichkeit kein Vertrag geschlossen worden;
aber die Situation ist mehr oder weniger
der ähnlich, analog, der, in welcher
wir wären, wenn …. Und sie ist ˇvielleicht mit Nutzen
unter dem Gesichtspunkt eines solchen Ver-
trages zu betrachten.
     


 Was heißt es, zu wissen, was eine Pflanze ist?
Was heißt es, es zu wissen & es nicht sagen zu
können?

  (Socrates: “Du weißt es, & kannst hellenisch reden,
also mußt Du es doch sagen können.”)
     


 Hat dieses Wissen die Multiplizität eines
Satzes, der nicht ausgesprochen wurde? So daß,
wenn der Satz ausgesprochen würde, ich ihn
als den Ausdruck meines Wissens anerken-
nen würde? – Ist es nicht vielmehr so, daß
jede exacte Definition als Ausdruck unseres
Verstehens abgelehnt werden müßte? D.h.:
müßten wir nicht von so einer sagen, sie
bestimme zwar eine[m|n], dem unsern verwandten
Begriff, aber nicht diesen selbst? Und die
Verwandtschaft sei etwa die zweier Bilder,
deren eines aus unscharf begrenzten Farb-
flecken, das andere aus ähnlich geformten
41
& verteilten, aber scharf begrenzten bestün-
de? Die Verwandtschaft wäre dann eben-
so unleugbar, wie die Verschiedenheit.
     


Vergleiche:
<1> “Wissen was eine Pflanze ist”
¤ <3> “Wissen wieviel 25 × 25 ist” wie hoch der Stephansturm ist”
<4> “Wissen wie eine Klarinette klingt”
¤ <2> “Wissen wie man das Wort ‘Pflanze’ gebraucht”.
Im dritten Fall wäre es allerdings seltsam
zu sagen, man wisse es, könne es aber nicht
sagen.
Wenn wir uns darüber wundern
daß [e|E]iner etwas wissen, & es nicht sagen
kann, werden wir da nicht durch eine
scheinbare Analogie mit einem Fall wie No 3
geleitet?
     


  “Ich weiß, was eine Pflanze ist: , was Pflanzen sind: ich kann [d|D]ir
w Pflanzen welche zeigen, aufzeichnen, beschreiben.”
     


  Was nennen wir denn <eine> “die “Antwort auf
die Frage: ‘was ist eine Pflanze’”. Nun etwa:
[s|S]iehst Du, das, das, & das sind Pflanzen”.
Auch eine Verbaldefinition ˇder Botanik etwa, würden wir
eine Antwort nennen; aber sie wäre eine
andere Antwort und nicht mit der ersten
äquivalent. Sowenig, wie die Erklärung ˇdes Schrittmaßes,
die etwa vor einigen hundert Jahren ein
Vater seinem Sohn gegeben hat mit der:
“ein Schritt = 75 cm”. Diese Antworten sind
verwandt aber nicht äquivalent & die
zweite ist nicht vielleicht die eigentlich
richtige, die die erste ungenaue selbstver-
42
ständlich ersetzt wenn wir nur einmal
die richtige kennen.
     


Ich sage: “der Boden war ganz mit Blu-
men bedeckt”. Wollte jemand eine Erklä-
rung dessen was ich meine so wäre
etwa die gemäßeste ich könnte ihm ein
ˇgemaltes Bild eines solchen Bodens zeigen. Und
ich würde ihm sagen: “siehst Du, so
hat es ausgesehen”. Will ich nun, daß
er versteh[t|e], jede Blüte & jedes Gras sei
genau in der Lage & von gewesen, wie es
sie auf dem Bild zu sehen sind? – Und
wenn das nicht, ist es das ein Fehler des
Bildes & meine ich, daß ein anderes mög-
lich wäre welches die genauen Lagen zeigte?
     


“Ist ein verschwommener Begriff überhaupt
ein Begriff?”. Ist eine unscharfe Photo-
graphie das ein Bild eines Menschen? Kann
man ein unscharfes Bild überall immer
mit Vorteil durch ein scharfes ersetzen?
Ist das unscharfe nicht oft ˇgerade das was
wir brauchen man braucht?
     


“Was ist eine ‘exacte’ Definition im Gegen-
satz zu einer unexacten?” Nun, etwa,
eine Definition in der die Wörter nicht
das Wort “ungefähr”, “beiläufig”, & oder ähnliche
vorkommen.



43
     
    Denken wir an ein anderes Beispiel:
den Gebrauch des Wortes “eiförmig” oder
“Osterei”. Wir würden einen Gegenstand
von dieser Gestalt
nicht mehr als
Osterei gelten lassen & doch nicht sagen
können bei welchem Verhältnis der Länge
S & Breite etwas anfängt ein Osterei zu
sein. Ja, wenn Einer nun ein solches Ver-
hältnis angäbe, so könnten wir es
nie als die richtige Begrenzung unseres
Begriffes angeben anerkennen. Sondern wir
müßten //würden// entweder sagen: “Nein, das
nenne ich kein Osterei, das es ist zu schlank
(oder zu dick, etc.)” – oder: “ja, das ist ein
Osterei, aber der Grenzfall ist es nicht
gerade”. Diesen gibt es eben nicht in unse-
rem Kalkül & wer einen Grenzfall einführte,
führte einen neuen Kalkül ein.
     


Beim Fürs Preisschießen gibt es Statuten, welche be-
stimmen wie die Preise nach der Lage der
Schüsse auf der Scheibe zu verteilen sind.
Muß es nun auch für alle denkbaren vorstellbaren
Grenzfälle Regeln geben. Würde man sagen,
die Preisverteilung gelte nicht, weil für
diesen Fall in den Regeln nicht vorgesehen
//vorgesorgt// war; selbst wenn dieser Fall
beim Preisschießen gar nicht eingetreten
ist.
     


 Wenn man sagt “Moses hat nicht existiert,
so kann das verschiedenerlei bedeuten. Es kann
heißen: die Is[t|r]aeliten haben keinen nicht einen
44
Führer gehabt als sie vonc aus Aegypten auscgezo-
gen sind: – oder: ihr Führer hat nicht
“Moses” geheißen – oder: es hat keinen
Menschen gegeben der alles das voll-
bracht hat, was die Bibel von Moses
erzählt. etc., etc.. – Russell würde
sagen, daß der Name “Moses” durch
verschiedene Beschreibungen definiert
werden sein kann. ( Z.B.: “der Mann welcher
zu dieser Zeit & an diesem Ort lebte &
damals ‘Moses’ genannt wurde”, “der
Mann, welcher die Israeliten durch
die Wüste führte”, “der Mann, welcher
als Kind von der Tochter des Pharao Pharaos aus
dem Nil gefischt gzogen wurde” etc.. Und je
nachdem wir die eine oder andere Defini-
tion annehmen bekommt der Satz “Moses
hat existiert” einen andern Sinn & ebenso
jeder andere Satz der von Moses handelt.
    Man wird auch, wenn uns jemand
sagt “N existiert nicht”, fragen: “Was
meinst Du? willst Du sagen, daß …, oder
daß …, etc.?”
     <Wenn ich nun ˇ z.B. sage Oder wenn ich sage “N ist gestorben”,
so
> <hat kann es mit dem Gebrauch der Bedeutung des Namens <’N’
>
> Wenn ich nun sage “N“ gewöhnlich unge
etwa fo diese Bewandtnis haben: Ich
glaube, daß ein Mensch gelebt hat, den
ich 1.) dort & dort gesehen habe, der
2.) so & so ausschaut, 3.) das & das ge-
tan hat & 4.) in der bürgerlichen Welt
den Namen ‘N’ führt. Gefragt, was ich
unter ‘N’ verstehe, würde ich [a|A]lles das,
oder [e|E]iniges davon, & bei verschiedenen
Gelegenheiten Verschiedenes aufzählen. –
45
und ebenso Meine Definition von ‘N’ wäre also etwa:
“der Mann, von dem das alles das stimmt”.
Wenn aber nun etwas davon sich als
falsch erwiese, – wäre ˇwerden wir nun den der Satz “ N ist gestorben“
nun
als falsch anzusehen? auch, wenn ansehen; auch, wenn etwas was uns uns
ganz nebensächlich ist
werden wir ich nun
den Satz “N ist gestorben” für falsch er-
klären auch wenn sich ˇnur etwas mir
ganz Nebensächliches, was ich in die
Erklärung des Namens ‘N’ hineingenom-
men habe, als falsch herausstellt.
Ich werde dann meistens ohne weite-
res bereit wohl bereit …… sein die Definition etwas
abzuändern.
    Das kann man nun so ausdrücken,
daß ich den Namen ‘N’ ohne eine feste
Bedeutung gebrauche. (Was seinem Ge-
brauch so wenig Eintrag tut wie einer Brücke,
daß sie kein absolut starrer Körper ist.)
Sol Heißt das nun daß ich nicht
Soll man nun sagen das heiße, daß ich ein Wort gebrauche
dessen Bedeutg ich nicht kenne
, daß also, was ich sage Unsinn ist?
     


 Und hier erinnere ich mich daran, daß Ram-
sey einmal betont hat, die Logik sei
eine “normative Wissenschaft”. Die genaue
Idee, welche ihm dabei vorgeschwebt
hat, kann ich nicht sagen. //Ich weiß
nicht die genaue Idee, … hat.// Sie
war aber zweifellosc gewiß eng verwandt
ˇmit der, welche mir erst später klar
wurde, daß wir nämlich in der Philo-
sophie den Ge Gebrauch der Worte
mit Spielen nach niedergelegten Regeln
Kalkülen nach festen Regeln vergleichen, aber nicht sagen können,
wer die Sprache gebrauche, spiele
46
müsse
ein Spiel nach irgend einen Kalkül nach
festen Regeln betreiben. – Sagt man
nun aber, daß unsere Sprachgebrauch
sich solchen Kalkülen nur nähert,
so stehen wir steht man damit unmittelbar am
Rande einer Reihe von Konfusionen.
     Denn nun kann es scheinen, als
redeten wir in der Logik von einer idealen
Sprache. Als wäre unsre Logik gleichsam
eine Logik für den luftleeren Raum. Während
man die Logik doch nicht von einer
Sprache redet (wie die Physik von einer
Naturerscheinung), & man also höchstens
sagen kann, wir konstruierten ideale
Sprachen. Aber hier ist wieder das Wort
“ideal” irreführend, denn es scheint
nun als wären diese Sprachen besser,
vollkommener, als die Umgangsspra-
che & als brauchte es also den
Logiker damit der den Menschen endlich
zeige, wie sie einen richtigen Satz sprechen
sollen. wie ein richtiger Satz ausschaut.
     


Unsere Untersuchung trachtet nicht die
eigentliche, exakte Bedeutung der Wörter
zu finden; wohl aber geben wir den
Wörtern im Verlauf unsrer Untersuchung
oft exakte Bedeutungen.
     


Denn was soll ich die ‘Regel’ nennen,
‘nach der er vorgeht’? Die Hypothese, welche
seine Spielhandlungen, soweit ich sie kenne,
zufriedenstellend beschreibt, – oder die
47
Regel, die er beim Spielen nachschlägt, – oder die Regel die er mir, wenn ich ihn
nach seiner Regel frage, zur Antwort
gibt. Wie aber, wenn die Beobachtungen
c der Spielhandlung des Spiels keine klare Regel
zeigt //erkennen läßt// , wenn man aus der Beobachtung des Spiels keine klare Regel entnimmt, & er keine Regel
nachschlägt,
& die Frage keine Regel
zu Tage fördert? Denn er gab mir zwar
auf meine Frage, was er unter ‘N’ ver-
stehe, eine Erklärung, war aber bereit
diese Erklärung zu widerrufen & abzuän-
dern. Wie soll ich also die Regel be-
stimmen, nach der er spielt? er weiß
sie selbst nicht. Oder richtiger: Was soll
der Ausdruck “Regel nach welcher er spielt”
hier noch besagen?
     


Wir können uns doch sehr wohl vorstellen,
daß sich Menschen auf einer Wiese damit
unterhielten, mit einem Ball zu spielen, &
zwar so, daß sie verschiedene ˇgeregelte Spiele anfin-
gen, manche davon nicht beendeten, dazwi-
schen den Ball auch planlos in die Höhe
würfen & auffingen, dann ˇwieder würden sie einige versu-
ch[en|ten], wie hoch jeder sie den Ball werfen k[a|ö]nnen
oder einander mit dem Ball im Scherz
bewerfen etc.. Und nun sagte Einer: die
ganze Zeit hindurch spielen die Leute ein
Ballspiel & richten sich daher nach bei
jedem Wurf nach bestimmten Regeln. Und
wäre es anderseits richtig zu sagen: “sie spielen also
nicht mit dem Ball.”
     


Welches ist die Bedeutung eines Wortes wenn
der Redende sie nicht angeben kann? Nun, wir
48
werden ˇvielleicht sein <(>tatsächliches<)> Verhalten
als ein Schwanken zwischen mehreren
verwandten Bedeutungen beschreiben
können. Ich frage ihn: “was hast Du eigent-
lich gemeint?” – und als Antwort wird er
mir verschiedenes angeben & sich vielleicht
an mich wenden, daß ich ihm ein sein Regel-
verzeichnis einrichte, daß seinem Zweck
entspricht. – Es wird sich dann in un-
serm Gespräch oft die Redensart finden:
“Du wolltest also eigentlich sagen …”.
Und diese kann ˇleicht ganz mißverstanden wer-
den: sie ist ˇmuß nämlich keine Beschreibung
des seines Geisteszustandes als er eines Vorgangs ˇsein
der etwa darin besteht daß man das eine
sagt während man das andere sagen will;
als wäre, was man “eigentlich sagen wollte”
damals schon irgendwie, wenn auch
nicht in lauten Worten, ausgedrückt ge-
wesen.
< ⋎ [neuer Absatz S. 53 A] >
     


(Eine der irreführendsten Redeweisen ist
die Frage “was meinst Du meine ich damit?” –
Man könnte in den meisten Fällen
darauf antworten: “Gar nichts – ich
sage …”)
     


[Gehört nicht hierher] Was geschieht, wenn wir uns bemühen,
etwa beim Schreiben eines Briefes, den
richtigen Ausdruck unserer Gedanken
zu finden? Diese Redeweise vergleicht
den Vorgang dem einer Übersetzung oder
Beschreibung: [D|d]ie Gedanken sind da,
49
etwa schon vorher & wir suchen nur
noch nach ihrem Ausdruck. <(>Und<)> dDieses
Bild trifft in verschiedenen Fällen mehr
oder weniger zu. – Aber was kann hier
nicht alles geschehn! Etwa: ich gebe
mich einer Stimmung hin, & der Ausdruck
kommt; oder: es schwebt mir ein Bild
vor& ich trachte es zu beschreiben , das ich …; oder:
es fiel mir ein englischer Ausdruck ein
& ich will mich auf den entsprechenden
deutschen besinnen; oder: es kommt
mir eine Gebärde & ich frage mich,, “welches
ist denn der Satz, der dieser Gebärde ent-
spricht?” Endlich fällt mir einer ein &
scheint der Gebärde angemessen; etc. etc..
    Wenn man nun fragte: “hast Du
den Gedanken, ehe Du den Ausdruck
hattest”, was müßte man da antwor-
ten? Und was auf die Frage: “worin
bestand der Gedanke, wie er vor dem Aus-
druck vorhanden war?”
     


[Ich glaube, dieser Satzˇ, oder ein ähnlicher gehört zu einer Untersuchung was er
<…> Frage des augenblicklichen Verstehens etc.]
Bd X /109 /1

<ˇ gehört zu: “Was ist ein Satz? [w|W]as ist ein Wort? Unsere alltä-
glichen Begriffe “Satz”, “Wort” etc sind viel zu wüst, zu ungeklärt.
Sollte man nicht von den Sinnesdaten der Sätze etc reden?
>
Hier ist es schwer gleichsam den Kopf
oben zu behalten, – zu sehen, daß wir
bei den Dingen des alltäglichen Den-
kens bleiben müssen & nicht auf den
Abweg zu geraten, wo es scheint, als
müßten wir letzte //die letzten// Fein-
heiten beschreiben, die wir doch wieder
mit unsern Mitteln gar nicht be-
schreiben könnten. Es ist ˇuns, als sollten
wir ein zerstörtes Spinnennetz mit un-
seren Fingern zurecht richten in Ordnung bringen. //wieder
herstellen
//.
<//wieder richten//> <//wieder in Ord
nung bringen//
>
50
< {Diese Bemerkung bezieht sich auf den Fall, wenn wir scheinbar von
den Dingen des Alltags zu immer schwerer fassbaren hinabsteigen & in den
brauenden Nebeln zu ertrinken drohen}
>
     

     Was versteht man unter “allen Regeln
des Tennisspiels”? Alle Regeln die in einem
bestimmten Buche stehn, oder alle, die der
Spieler im Kopf hat, oder alle, die je ausge-
sprochen wurden, oder gar, alle, die sich
angeben lassen? – Daher wollen wir
lieber nicht so vag von ‘allen Regeln’ re-
den, sondern nur von bestimmten Regeln,
oder allen Regeln eines Verzeichnisses; und
dergleichen. Und das Gleiche gilt von den
Regeln über die Verwendung eines Wortes.
     


  Es ist nicht unsere Aufgabe, unsere Sprache die Wortsprache
zu verbessern, exacter zu machen, oder gar
<(>zu versuchen,<)> an ihre Stelle eine ‘ideal
exkte’ zu setzen. Wir haben von einer solchen
gar keinen Begriff. Damit sage ich nicht,
daß wir für unsere Zwecke nicht auf
pr[e|ä]ziseren als Ausdruck dringen, als dringen müssen als …… den
üblichen gebräuchlichen.
     


   Die Verkehrsregelung in den Straßen erlaubt
& verbietet gewisse Verkehrshandlungen Handlungen (der Fahrer & Fußgänger);
aber sie versucht nicht ihre sämtlichen Bewe-
gungen der Fußgänger & Fahrzeuge durch Vor-
schriften zu regeln //durch Regeln zu leiten//. Und
es wäre unsinnig von einer idealen Verkehrs-
ordnung zu reden, die das täte; wir wüßten
nicht, wie wir uns dieses Ideal zu denken
hätten //; wir wüßten nicht, was wir uns unter
diesem Ideal zu denken hätten//. Wünscht Einer
die Verkehrsordnung in irgendwelchen Punkten
51
strenger zu gestalten, so bedeutet das nicht,
er wünsche sich sie so einem Ideal zu nähern anzunähern.
     


 Wir verstehen was es heißt: eine Taschenuhr
wird auf die genaue Stunde gestellt, – oder:
sie wird gerichtet daß sie genau geht.
 Wie aber wenn man fragte: ist diese Genauig-
keit eine ideale Genauigkeit, oder, wie weit
nähert sie sich ihr? , wie nahe kommt sie ihr? – Wir können freilich von
Zeitmessungen Gehe reden, bei welchen es eine
andere &, in ˇeinem gewisse[m|n] Sinne, größere Genauig-
keit gibt als bei der Zeitmessung mit der Taschen-
uhr. Wo die Worte “die Uhr auf die genaue Stunde
stellen” eine andere (wenn auch verwandte) Bedeutung
haben, & die Uhr ablesen ein anderer Prozess
ist, etc.. Wenn ich nun jemandem sage: “Du
solltest pünktlicher zum Unterricht Essen kommen,
Du weißt daß es genau um 1 Uhr anfängt”,
– wird man sagen, daß die Genauigkeit,
von der hier die Rede ist, hinter der idealen,
der sich die zurücksteht, der sich die Zeitmes-
sung im Laboratorium zunähert? Gibt es
ein Ideal der Genauigkeit?
     


  Gibt es ein komplettes Regelverzeichnis
für die Verwendung eines Wortes? Wie hat man sich das vorzustellen?
  Gibt es ein komplettes Regelverzeichnis
für die Verwendung einer Figur im Schachspiel?
Könnten wir uns nicht Zweifel konstruie-
ren die das normale Regelverzeichnis nicht
beseitigt //nicht zweifelhafte Fälle Zweifel<s>fälle konstruieren in de-
nen das die das normale Regelverzeichnis nicht ent-
scheidet//? Fragen wir etwa: Denke etwa an so eine Frage: wie ist es festzustel-
52
len wer zuletzt gezogen hat, wenn die Zuver-
[ß|ss]igkeit des Gedächtnisses der Spieler ange-
zweifelt wird. Macht aber die Möglich-
keit eines solchen Zweifels das Schach-
spiel zu einem nicht ganz idealen Spiel?
und welchen Begriff haben wir von diesem
Ideal?
     Es scheint da fast als wären alles
was wir ein ‘Ideal’ nennen nur ein ange-
nähertes Ideal gegen das ideale Ideal.
     


Man kann fragen: Wenn wir nicht
eine ideale Exaktheit im Gegensatz zu der
alltäglichen anstreben, wozu a<r>beiten wir an
der Grammatik unserer Sprache überhaupt
herum? Und die Antwort ist: Wir wollen
nicht das Verwirrungen & Beunruhigungen be-
seitigen die aus der Schwierigkeit entspringen,
das System unsrer Ausdrucksweise zu
übersehen. Wir werden dazu Unterscheidungen
hervorheben, die in den Formen unserer Sprache unserer gewöhnlichen Notation
nur einen schwachen, schwer sichtbaren Aus-
druck finden.
     Dadurch kann es allerdings den
Anschein haben als setzten wir uns vor
die Sprache zu reformieren.
     


Wir wollen nicht das Regelsystem in
unerhörter Weise [f|v]erfeinern oder komplettieren.

So eine Reform für bestimmte praktische
Zwecke<,> ist wohl denkbar die Verbesserung
unserer Terminologie zur Vermeidung
von Mißverständnissen ˇ[kein Beistrich] ist wohl denkbar.
53
(Wenn zwei Mitglieder einer Familie ‘Paul’ heißen,
so ist es oft zweckmäßig, den einen von
ihnen bei einem andern Namen zu nennen.)
Aber das sind nicht die Fälle, mit denen
wir es zu tun haben. Die Konfusionen die
uns beschäftigen entstehen, gleichsam,
wenn die Sprache feiert, nicht wenn sie ar-
beitet. (Man könnte sagen: “wenn sie leer-
läuft”.)
     


Wir wollen nicht das Regelsystem in unerhör-
ter Weise verfeinern oder komplettieren. vervollständigen.
⋎ [in dieser Zeile: S. 30 A]
     





[Zu S. 48] A “Du wolltest also eigentlich
sagen” mit dieser Redeweise leiten wir jemand
von einer Ausdrucksform zu einer andern.
Man ist, wie gesagt, versucht zu meinen,
das, was er eigentlich “sagen<…> wollte”, was
er “meinte” sei als er es meinte noch
ehe wir es aussprachen in seinem Geist
ausgedrückt gewesen. (Man sagt in gewissen
Fällen, es habe ihm vorgeschwebt: auch
dieser Ausdruck beschreibt sehr mMannigfa-
ches Vorgänge.) Was uns dazu bewegt einen Aus-
druck aufzugeben & statt seiner an seiner Stelle einen
andern z anzunehmen kann sehr von man-
nigfacher Art sein. Um [d|D]as zu verstehen, ist
es sehr nützlich, das Verhältnis zu betrach-
ten, in welchem
d[ie|er] Lösung eines mathema-
tischen Problems zum ˇursprünglichen Sinn der Fragestellung
zu betrachten. //Das zu verstehen, ist es nützlich
das Verhältnis zu betrachten, in welchem die Lösun-
54
gen mathematischer Probleme zum ursprün-
glichen Sinn zum Anlaß & Ursprung der Fragestellung stehen.//
Das Verhältnis der Begriffe ‘regelmäßiges
Fünfeck’ in der Frage.
Das Verhältnis
der Begriffe ‘Dreiteilung des Winkels mit Lineal
& Zirkel’, wenn Einer nach der Dreiteilung
sucht, & anderseits, wenn bewiesen wird ist,
daß sie unmöglich ist.
     


Nehmen wir an, es fragt mich jemand
(wie oben): “was verstehst Du unter ‘Moses’?”
  Ich erkläre nun: “unter ‘Moses’ ver-
stehe ich den Mann, wenn es einen sol-
chen gegeben hat, der die Israeliten
aus Ägypten geführt hat, wie immer er
damals genannt worden sein mag & was
immer er sonst getan oder nicht getan
haben mag”. Aber über die Worte dieser über den Gebrauch der Worte dieser ……
Erklärung sind ganz analoge ähnliche Zweifel
möglich wie über den Namen den Gebrauch des Namens “Moses”. (Was
nennst Du “Ägypten”<;> ? wen, “die Israeliten”? etc..)
Ja diese Fragen kommen auch nicht zu
einem Ende, wenn wir etwa bei Wörtern, wie
“rot”, “dunkel”, “süß”, angelangt wären.
“Aber wie hilft mir dann eine Erklärung
zum Verständnis, wenn sie doch
nicht die letzte ist? Dann komme stehe ich ja
also nie auf festen festem Grund<!> ?
Die Erklärung
ist dann ja nie beendet
c, ich verstehe also
nie was er meint.//
ichc
Ich verstehe also noch
immer nicht, & nie, was er meint.//Nun, “Ver-
ständnis” nenne ich ˇaber gerade, was mir eine Er-
klärung gibt[,|.] sie hat sollte nur die Schwierigkeit beseitigt beseitigen
die ich hatte.
Als ich nach einer Erklärung fragte,
55
war es das, was ich brauchte. Die Antwort hat fragte ich gerade nach einer solchen Antwort. Sie hat ……
die Schwierigkeit beseitigt, die ich hatte.
     


    Ist der Begriff ‘rot’ un[f|d]efinierbar?
“Undefinierbar”, darunter stellt man
sich etwas wie vor wie unanalysierbar;
& zwar so, als wäre der betreffende hier ein
Gegenstand unanalysierbar (wie ein che-
misches Element). Dann wäre die Logik
also doch eine Art sehr allgemeiner Na-
turwissenschaft. – Aber die Unmöglich-
keit der Analyse entspricht einer von
uns angenommenen <(>festgesetzten<)> Weise Art & Weise der
Darstellung.

< >
     
 Wir könnten sagen fragen: Wie denn, ‘undefinierbar’!
Könnten Können wir denn versuchen es zu definieren?
Und wie?
               [Hierher gehört als eigener Absatz ein Satz
aus Bd X. der ungefähr lautet: “Das
einzige Korrelat zu ˇin unserer Ausdrucksweise zu einer Naturnotwendigkeit
ist eine willkürliche Regel.”]
     


 Es ist von der größten Bedeutung, daß wir
uns zu einem Kalkül der Logik immer ein
Beispiel seiner Anwendung denken, auf welches
der Kalkül wirklich eine Anwendung findet, &
ˇdaß wir nicht Beispiele, von denen wir geben & sagen, sie seien
eigentlich nicht die idealen, diese ˇaber hätten wir noch
nicht. Das ist das Zeichen einer falschen Auf-
fassung. (Russell & ich haben, in verschiedener
Weise an ihr laboriert. Vergleiche was ich in der
“Abhandlung” “Log. phil. Abh.” über Elementarsätze
56
& Gegenstände sage.) Kann ich den Kalkül
überhaupt verwenden, dann ist dies auch
die ideale Verwendung, & die Verwendung
um die es sich handelt. Einerseits
will man nämlich das Beispiel nicht
als das eigentliche anerkennen, weil man
in ihm eine Mannigfaltigkeit sieht, der
der Kalkül nicht Rechnung trägt. An-
derseits ist es doch das Urbild des Kal-
küls & er davon hergenommen, & auf
eine geträumte Anwendung kann man nicht
warten. Man muß sich also eingestehen,
welches das eigentliche Urbild Vorbild des Kal-
küls ist.
    Nicht ˇaber, als habe man damit einen Feh-
ler begangen, den Kalkül von daher genom-
men zu haben; sondern der Fehler . Der Fehler ……
liegt darin, dem Kalkül seine wirkliche eigentliche
Anwendung jetzt nicht zuzugestehen& sie , sondern sie in
einer für eine nebulose Ferne einen idealen Fall zu versprechen.
     


   Denken wir Spengler sagte: “[i|I]ch vergleiche
verschiedene Kulturperioden dem Leben von
Familien; innerhalb einer Familie gibt
es eine Familienähnlichkeit, während
es auch zwischen Mitgliedern verschiedener
Familien Ähnlichkeiten gibt; die Familien-
ähnlichkeit unterscheidet sich von der
andern so & so. etc..” Das Vergleichsobjekt Vorbild,
der Gegenstand, von welchem eine diese Betrachtungs-
weise abgezogen ist, soll uns angegeben
werden, damit die Betrachtungen nicht unge-
recht werden wird. Denn nun wird alles was
vom Vorbild gilt auch vom Gegenstand unserer
57
Betrachtung behauptet; & behauptet:
es müsse immer …. Das ist der Ursprung
einer Art von Dogmatismus. Man vergißt
die Stellung des Urbilds in der Betrach-
tung: Es ist gleichsam die Maßeinheit
mittels mit der wir das Betrachtete messen.
Und [d|D]er Dogmatismus ˇaber behauptet, daß jeder
der gemessenen Gegenst[ä|a]nde genau
eine ganze Zahl von Maßeinheiten lang
sein muß. Es ist allerdings freilich wahr, daß
die eine Maßeinheit ˇfür einen bestimmten Zweck gut gewählt war, in welchem
wenn ˇsich viele der Längen, die wir messen wollen
sich mit ihr in angenähert in ganzen Zah-
len angeben lassen. //wenn mit ihr//
wenn
sie viele der Längen, die wir messen wollen, <(>an-
genähert
<)>
in ganzen Zahlen ausdrückt.//
     


  Regel & Erfahrungssatz. Ist eine Re-
gel ein Erfahrungssatz – etwa über den
Gebrauch der Sprache? Ist eine Regel
des Schachspiels ein Satz darüber, der sagt, wie
die Menschen seit dem Ereignis der Erfindung
des Schachspiels es gespielt haben; d.h.
d.h. etwa mit den Schachfiguren gezogen haben.
Denn wenn davon die Rede ist daß die Men-
schen das Schachspiel so gespielt ha-
ben so muß “Schachspiel” so definiert
sein, daß es Sinn hat davon auszusagen
es sei einmal anders gespielt worden.
(Es ist etwa durch seine mit [h|H]ilfe seiner historische Konti-
nuität definiert.) Sonst nämlich gehören
die Regeln zur Definition des Schachspiels.
Daß jemand d[er|ie]<ser> Regel gemäß spielt, das
ist eine Erfahrungstatsache; oder: “A spielt dieser
58
Regel gemäß”, “die meisten Menschen spielen
dieser nach dieser Regel”, “niemand spielt
nach dieser Regel” sind Erfahrungs-
sätze. Die Regel ist kein Erfahrungssatz<…>;
sie ist in unsern Beispielen ein Teil solcher
Sätze.
     


Wenn die Definition des Meters die
Länge des Pariser Urmeters ist, so sagt
der Satz “dieses Zimmer ist 4 m lang” dasselbe
wie: “dieses Zimmer ist 4 m lang & die Lan 1 m = die
Länge des Pariser Urmeters”.
   Die Legende zu auf einer Landkarte ist ein
Verzeichnis von Regeln, die der Beschreibung
des Landes beigefügt sind. , welche der einer geographischen Beschreibung beigefügt sind. Sie sagen nichts
über die Geographie des Landes aus; sowenig
wie der Satz die Erklarung “1 m ist die Länge des Pariser Urme-
ters die Länge e<i>nes Gegenstandes angibt.
   Wenn man die Regel dem ˇbeschreibenden Satze beifügt
so ändert sich der Sinn des Satzes nicht.
     


Ich könnte auch sagen: Ich will ˇnur das
mitteilen, was der Satz der Sprache mitteilt;
& die Regel ist nichts als ein Hilfsmittel
dieser Mitteilung. Die Regel ist keine Mit-
teilung[,|:]
[w|W]enn sie die Regel dem Satz beigefügt
wird, fügt sie seiner Mitteilung nichts
hinzu. Sie ist <(>also<)> keine ???? Mitteilung über
den Sprachgebrauch.
     


Denken wir uns <(>etwa<)> ein Bild, einen Boxer
in bestimmter Kampfstellung darstellend. <Dieses>
59
Dieses Bild kann nun dazu gebraucht wer-
den um jemandem mitzuteilen, wie er stehen,
sich halten soll; oder, wie er sich nicht halten
soll; oder, wie ein bestimmter Mann dort &
dort gestanden hat; oder etc. etc.. Man
könnte dieses Bild (chemisch gesprochen[)|)]
ein Satzradikal nennen.
      Die Eine Regel ist quasi ein Satzradikal.

    In diesem Sinne ist auch die Regel ein
Satzradikal. <//In diesem Sinne kann man auch die Regel … nennen.//>
     


Man könnte die Regeln Regeln die Beschreibung
eines Spiels nennen, oder die Vorschrift, die sagt befielt,
wie man es spielen soll. Aber merken wir wohl:
die Regel Regeln [B|b]eschreibt sagt //sagen// nicht ˇdaß & wie eine Partie des dieses Spiels
je gespielt wurde, oder daß sie gespielt wurde worden ist wurde
[. A|, a]uch befielt befehlen sie niemandem, so zu spielen.
Sie beschreiben das nicht ein Spiel nicht, sondern sie
definieren es. eines.
     


Die Beschreibung einer Notation fängt charak-
teristischerweise oft mit den Worten an: “Wir
können auch so schreiben: …”. Man könnte
fragen: Was ist das für eine Mitteilung: “wir
können …”?
     


Sagte ich nicht, die Vorschriften, die den
Gebrauch eines Wortes regeln, gäben ihm
damit seine Bedeutung? (Konstituierten seine
Bedeutung.)
Könnte ich nun aber nicht sagen
zwei Wörter – schreiben wir sie “non” & “ne” –
hätten dieselbe Bedeutung, sie sind seien beide
60
Verneinungszeichen, aber
non non p = p
&
ne ne p = ne p
– In den Wortsprachen vielen Sprachen bedeutet eine
doppelte Verneinung ˇsehr oft eine Verneinung. – Warum nenne ich dann aber beide
“Verneinungen”? Was haben sie mit einan-
der gemein? Nun es ist klar, daß sie
einen
ein große[n|r] Teil ihres Gebrauchs bei-
den gemeinsam ist. Das löst aber unser
Problem noch nicht. Denn wir möchten
doch sagen: Auch daß die doppelte Ver-
neinung eine Bejahung ist, muß für
beide stimmen, wenn wir nur die Ver-
doppelung entsprechend auffassen.
Aber wie? Nun so, wie es z.B. durch
Klammern ausgedrückt werden kann.
(ne ne) p = ne p, ne (ne p) = p

     Es bietet sich uns gleich ein
analoger (oder besser, spezieller) Fall der
Geometrie an: : Wir denken gleich an einen analogen Fall der Geometrie: “Zwei halbe Drehungen ad-
diert heben sich einander auf”, “Zwei halbe
Drehungen addiert gebe sind eine habe
Drehung”.
,
Es kommt eben darauf an, wie wir sie
addieren. (Ich könnte es ebensowohl
“sie addieren” nennen einen Gegenstand
nach dem Schema I bewegen zweimal zu
drehen, wie das Schema I zeigt; oder auch
ihn einmal um 180˚ zu drehen, & dann, gleich-
sam um diese Drehung zu bekräftigen,
61
ihn in die erste Stellung zurück & nocheinmal
im ersten Sinn zu drehen. (II.)
     


  Hier stoßen wir auf eine merkwürdige
& charakteristische Erscheinung in philo-
sophischen Untersuchungen: Die Schwierig-
keit – könnte ich sagen – ist nicht, die Lösung
zu finden, sondern, etwas als die Lösung
anzuerkennen, was aussieht, als wäre es
erst eine Vorstufe zu ihr. “Wir haben schon
alles gesagt. – Nicht etwas, was daraus
folgt, sondern eben das ist die Lösung!”
    Das hängt, glaube ich, damit zusam-
men, daß wir fälschlich [keine Beistriche] eine Erklärung
erwarten; während eine Beschreibung die
Lösung der Schwierigkeit ist, wenn wir sie
richtig in unsere Betrachtung einordnen.
Wenn wir bei ihr verweilen & nicht versuchen,
über sie hinauszukommen.
     < Die Schwierigkeit ist hier, – : Halt zu machen. >
     

  “Das ist bereits alles, was sich darüber
sagen läßt.” – “non non p” als Verneinung
des verneinten Satzes auffassen, das
ist für uns das Gleiche wie etwa: eine Erklärung
der Art “non non p = non (non p)” zu geben. //das
Gleiche, wie zu schreiben: “non non p = non (non p)”.//

     “Wenn ‘ne’ eine Verneinung ist, so
muß [|]ne ne p’, wenn es nur richtig aufge-
faßt wird gleich p sein.”
     “Wenn man ‘ne ne p’ als Negation von
p nimmt, muß man die Verdoppelung anders
auffassen.”
   Man möchte sagen[;|,]die ‘Verdoppelung’
62
heißt dann etwas anderes, darum ergibt
sie jetzt eine Verneinung”, also: daß sie
jetzt eine Verneinung ergibt, ist die Folge
ihrer ihres anderen Bedeutung Wesens. “Ich meine sie
jetzt als Verstärkung”, würde man sagen.
Wir setzen statt der Meinung den Ausdruck
der Meinung.
     

   Worin mag das gelegen haben, daßich, ˇzur Zeit als
ich die doppelte Verneinung sagte, ˇich sie als
verstarkte [v|V]erneinung & nicht als Bejahung Verstärkung <ge>meinte <war>? In den Umständen
unter denen ich den Ausdruck gebrauche,
im Bild, das mir etwa dabei vorschwebt ˇoder mit dem ich bereit bin die doppelte Negation zu vergleichen,
im Ton meiner Rede (so wie ich auch im Ton
die Klammern in “ne (ne p)” wiedergeben
kann). “ne ne” Die Verdoppelung als Verstärkung meinen,
ist kann von der Art sein ist dann von der Art, es ˇsie ˇunter gewissen Umständen als Verstärkung
aussprechen. Die Verdoppelung als Aufhebung
meinen, heißt z.B. Klammern setzen (auch im
mündlichen gesprochenen Ausdruck). – “Ja, aber diese Klammern
selbst können doch verschiedene Rollen
spielen; denn wer sagt, daß ˇsie in “~(~p)”
im gewöhnlichen Sinn als Klammern aufzu-
fassen seien & nicht irgendwie anders; etwa
die erste als Trennungsstrich zwischen den
beiden ‘~’, die zweite als Zugehör des ‘p’
//als Schlußpunkt des Satzes//?” Niemand sagt
es. Und Du hast ja Deine Auffassung wieder
durch Worte ersetzt. Was die Klammern
bedeuten, wird sich in ihrem Gebrauch zeigen &,
in anderm Sinn, liegt es etwa im Aspekt (gese
henen Rhythmus) des Gesichtseindrucks von
“~(~p)”.
     

   Soll ich nun sagen: die Bedeutung Bedeutungen von “non”
63
& “ne” sei seien etwas verschieden? Sie seien ver-
schiedene Abarten der Verneinung? – Das wür-
de niemand sagen. Denn, würde man
einwenden, heißt dann “geh nicht in
dieses Zimmer!” <(>etwa<)> am Ende vielleicht nicht ganz genau dasselbe,
wenn ich “nicht nicht <p”> als Bejahung gebrau-
che
//Denn, würde man einwenden heißt
denn “geh nicht in dieses Zimmer!”
wenn
wir die Regel aufstellen “nicht nicht”
solle verneinen als Verneinung gebraucht
werden & nicht als Bejahung? – Dagegen
aber möchte man einwenden: “Wenn d[er|ie] <beiden>
S[a|ä]tz<e> ’geh nicht in dieses Zimmer’ dasselbe heißt
wie
“ne p“ und “non p“ ˇganz dasselbe sagen, wie kann dann “ne ne” nicht dasselbe bedeuten
wie “non non”? Aber hier setzen wir eben einen
Symbolismus voraus, d.h., nehmen ihn zum
Vorbild, in welchem aus ne p = non p folgt,
daß die beiden Wörter in allen Fällen gleich
verwendet werden.
    Die Drehung um 180˚ & die [N|V]erneinung
sind im besonderen Fall tatsächlich
dasselbe, & die Anwendung des Satzes
~~p = p von der Art der Anwendung einer
Geometrie.
     


Denken wir, ich fragte: Zeigt es sich uns
klar, wenn wir die Sätze aussprechen
“dieser Stab ist 1 m lang” & “hier steht
1 Soldat”, daß wir mit ‘1’ verschiedenes
meinen, daß ‘1’ verschiedene Bedeutungen
hat? – Es zeigt sich uns gar nicht.
Besonders Gar, wenn wir etwa einen Satz sagen ˇwie: “auf der Fläche
“auf je 1 m steht 1 Soldat, auf 2 m 2 Soldaten usw.”
654
Gefragt “meinst Du dasselbe mit den
beiden Einsern” würde man etwa antwor-
ten: “freilich meine ich dasselbe: – eins!” (wo-
bei man <(>etwa<)> einen Finger in die Höhe hebt).
     


Was meint man damit: ‘ne ne p’, auch wenn
es, nach dem Übereinkommen, ‘ne p’ bedeutet,
könnte auch als aufgehobene Verneinung
gebraucht werden? – Man möchte sagen:
“‘ne’ könnte, mit der Bedeutung, die
man wir ihm gegeben hat haben, ˇkönnte sich selbst
aufheben, wenn wir es nur richtig
applizieren anwenden.” Was meint man damit?
(Die beiden halben Drehungen ˇin der gleichen Richtung könnten
einander aufheben, wenn sie richtig entsprechend zu-
sammengesetzt würden.) “Die Bewegung
der Verneinung ‘ne’ kann ist im Stande sich selbst
aufˇzuheben”. Aber wo ist diese Bewegung?
Man möchte natürlich von einer geisti-
gen Bewegung der Verneinung reden, zu
deren Ausführung das Zeichen ‘ne’ nur
das Signal ist gibt.
     



   [Denk an andere Mittel der Verneinung, etwa durch die Tonhöhe.]
Wir können uns ganz leicht Menschen
mit einer ‘primitiveren’ Logik mit ‘primitiverer’ Logik denken, in der
es etwas unserer Verneinung entsprechen-
des nur für gewisse Sätze gibt; für solche
etwa, die keine Verneinung enthalten. In
dieser der Sprache ˇdieser Menschen könnte man dann einen Satz
wie “er geht in dieses Haus” verneinen; würde
man ˇihnen aber einem von ihnen einen Satz sagen in
welchem zwei
sie würden aber eine Verdopplung
der Verneinung immer nur als Wiederholung
65
der Verneinung nie als ihre Aufhebung
verstehen.
     

Zu fragen Die Frage, ob für diese Menschen
die Negation Verneinung dieselbe Bedeutung hat, wie
für uns wäre dann analog der, ob die
Ziffer ‘2’ für Menschen deren Zahlenreihe nur
bis 5 geht
// mit 5 endigt// dasselbe bedeu
tet wie für uns.
     


  Wer “~~p = p” (oder auch “~~p ≡ p”) einen
“notwendigen Satz der Logik” nennt<(>, aber und
nicht geneigt ist, ihn eine Bestimmung
über die von uns angenommene Darstellungs-
art<)> zu nennen, der hat auch <die> Tendenz zu
sagen, dieser Satz gehe aus der Bedeu-
tung der Verneinung hervor. Wenn in einer
dialektischenc Redeweise ˇdes Dialekts die doppelte Vernei-
nung als Verneinung gebraucht wird, wie
in “er hat nirgends nichts gefunden”, so
sind wir geneigt zu sagen: eigentlich heiße
das, er habe überall etwas gefunden. Überlegen
wir was dieses “eigentlich” heißt! –
     


 Unser Problem könnte man sehr klar so
stellen: Angenommen wir hätten zwei Systeme
der Längenmessung; eine Länge wird in beiden
durch ein Zahlzeichen ausgedrückt<,> & ihm diesem folgt
ein Wort, welches das Maßsystem bezeichnet. angibt.
Das eine System bezeichnet eine Länge als
“n Fuß” & Fuß ist eine Längeneinheit im gewöhn-
lichen Sinne; im andern System wird eine
Länge mit “n W” bezeichnet & 1 Fuß = 1 W. Aber
66
2 W = 4 Fuß, 3 W = 9 Fuß, u.s.w.. – Also heißt der
Satz “dieser Stock ist 1 W lang” dasselbe wie,
“dieser Stock ist 1 Fuß lang”. Frage: Hat in
diesen beiden Sätzen “W” & “Fuß” dieselbe Be-
deutung?
     

  Die Frage ist falsch gestellt. Das sehen
wir, wenn wir sieht man, wenn wir …… Bedeutungsgleichheit durch
eine Gleichung ausdrücken. Die Frage kann
dann nur lauten: “ist W = Fuß, oder nicht?” –
die Die Sätze, in denen diese Zeichen stehen, verschwin-
den in dieser Betrachtung. – Ebensowenig
kann man natürlich in dieser Termino-
logie fragen “ist, ob “ist” das gleiche bedeutet
wie “ist”; wohl aber, ob “ε“ die Copula das gleiche bedeu-
tet wie “ = “ das Gleichheitszeichen. Nun, wir sagten ja: 1 Fuß = 1 W;
– aber Fuß ≠ W.
     


 Unsere Schwierigkeiten können gelöst
werden; & sie brauchen zu ihrer Lö-
sung nicht neuer & feine Entdeckungen,
tiefer dringende Analysen & dergleichen,
so<n>dern eine Zusammenstellung der rich-
tigen Beispiele. < (Das erlösende Wort.) >
     


Wenn man sagt “ne ne p” könnte auch
als aufgehobene Verneinung gebraucht werden,
so soll das doch wohl heißen, daß der
Kalkül mit ˇder Regel ne ne p = p sich ganz in einen
mit der Regel ne ne p = ne p übersetzen läßt.
     

Hat nun “ne” dieselbe Bedeutung wie “non”?
– Kann ich “ne” statt “non” setzen? – “Nun, an
67
gewissen Stellen ja wohl, an andern nicht.” – Aber
danach fragte ich nicht. Meine Frage war:
kann man, ohne weitere Qualifikation
ne statt non gebrauchen? – Nein.
     


“‘ne’ & ‘non’ heißen in diesem Fall genau
dasselbe.”. – Und zwar, wasc? “Nun, man
solle das & das nicht tun.” Aber hier damit hast
Du ja nur gesagt, daß in diesem Fall
ne p = non p ist & das läugnen wir <(>ja<)> nicht.
    Wenn Du erklärst ne ne p = ne p,
non non p = p, so gebrauchst Du die bei-
den Wörter eben in verschiedener Weise; & hält
man dann an der Auffassung fest, daß, was
sie in gewissen Kombinationen ergeben von ihrer
Bedeutung ‘abhängt’, der Bedeutung, die
sie mit sich herumtragen, dann muß
man also sagen, sie müssen verschiedene
Bedeutungen haben, wenn sie, auf glei-
che Weise zusammengesetzt verschiedene
Resultate ergeben können. | D.h., man
muß dann sagen: ne ne p kann nicht
etwas Anderes ergeben als non non p wenn
die Bedeutungen von “ne” & “non” wirklich
dieselben sind.
Und wir drücken das
nur anders aus.
c
     


Man möchte etwa von der Funktion des
Wortes in diesem Satz reden. Aber worin besteht
diese Funktion? Wie tritt sie zu Tage? Denn
es ist ja nichts verborgen; , wir sehen ja den ganzen
Satz! Die Funktion muß sich im Kalkül //im
Laufe des Kalküls// zeigen.
68

   Man will ˇnun aber sagen: “[|]non[|] tut dasselbe
mit ‘p’, was ‘ne’ tut, – es kehrt ihn um”.
Aber das sind nur andere Worte für
“non p = ne p” (welches was nur stimmt gilt, wenn
“p” nicht selbst selbst ein verneinter Satz ist). Immer
wieder der Gedanke, daß, was wir vom Zei-
chen sehen nur eine Außenseite zu einem
Innern ist, worin sich die eigentlichen
Operationen Prozesse des Sinnes & der Bedeutung abspie-
len //die [E|e]igentlichen Operationen der Meinung
abspielen//.
     


  Ist es nun nicht merkwürdig, daß ich
sage das Wort “ist” werde in zwei ver-
schiedenen Bedeutungen (als ‘ε’ & ‘ = ’) gebraucht,
& nicht sagen möchte, seine Bedeutung
bestehe darin, daß es wie ‘ε’ & wie ‘ = ’ ge
braucht werde? sei sein Gebrauch als ‘ε’ & ‘ = ’? //seine Bedeutung sei sein
Gebrauch als ‘ε’ & als ‘ = ’?//
   Man will möchte sagen diese beiden Arten des
Gebrauchs geben nicht eine Bedeutung; sie
die Personalunion durch das gleiche Wort
sei ist ein bloßer unwesentlicherc Zufall.
     

  Aber wie kann ich entscheiden, welches
ein wesentlicher & welches ein unwesent-
licher<,> ˇzufälliger Zug der Notation ist? Liegt den<n> eine
Realität hinter der Notation nach der
sich ihrec Strukturc Grammatik richtet?
    Denken wir an einen ähnlichen Fall im
Spiel: Im Damespiel wird eine Dame dadurch
gekennzeichnet, daß man zwei Spielsteine auf-
einanderlegt. Wird man nun nicht sagen, daß es
es sei für das Spiel unwesentlich ist , daß … eine
69
Dame aus zwei Steinen besteht?
     


 Sagen wir: die Bedeutung eines Steines (einer
Figur) ist ihre Rolle im Spiel. – Nun werde
vor Beginn einer jeder Schachpartie immer
durch das Los entschieden ˇwelcher der Spieler wer [w|W]eiß
erhält<.> indem man die der eine die beiden
Schachkönige
Dazu halte der ein<e> ˇder Spieler in jeder ˇgeschlossenen Hand einen
Schachkönig hält & der andere wähle ˇauf gut Glück eine der beiden
Hände<.> wählt. Wird man es nun zur Rolle
des Königs im Schachspiel rechnen, daß
er <(>so<)> beim zum Auslosen verwendet wird?
     


 Ich bin <(>also<)> geneigt auch im Spiel zwischen
wesentlichen & unwesentlichen Regeln zu
unterscheiden. Das Spiel, könnte möchte ich sagen, hat
nicht nur Regeln, sondern auch einen Witz.
     


ˇ[Zu S. 70] <A> Denken wir uns <(>aber<)> die beiden Ämter in einer
Person vereinigt als ein altes Herkommen.



     

 Wozu das gleiche Wort[,|?] wir machen ja im
Kalkül keinen Gebrauch von dieser Gleichheit!
Wozu für beide Verwendungen für Beides die gleichen Steine? –
Aber was heißt es hier “von der Gleichheit Ge-
brauch machen”? Ist es denn nicht ein Ge-
brauch, wenn wir eben das gleiche Wort ge-
brauchen?
     


Hier scheint es nun als hätte der Gebrauch des
70
gleichen Worts, des gleichen Steins, einen Zweck
– wenn die Gleichheit nicht zufällig, un-
wesentlich, ist. Und als sei der Zweck,
daß man den Stein wiedererkennen,, &
wissen könne, wie man zu spielen hat. Ist
da von einer physischen oder einer logi-
schen Möglichkeit die Rede? Wenn das
Letztere, so gehört eben die Gleichheit der
Steine zum ins Spiel.
     


 Das Spiel soll doch durch die Regeln
bestimmt sein! Wenn also eine Spielregel
vorschreibt, daß zum Auslosen vor der Schach-
[P|p]artie die Könige zu nehmen sind, so
gehört das, wesentlich, zum Spiel. Was
könnte man dagegen einwenden? Nun,
[d|D]aß man den Witz dieser Vorschrift Regel
nicht einsehe. Etwa, wie man auch nicht
den Witz einer Regel <nicht> einsähe, die vorschrie-
be
nach der jede[n|r] Stein erst dreimal umzudrehen
bevor wäre, ehe Vorschrift einsähe, jeden Stein dreimal … man mit ihm zieht. Fänden
wir diese Regel in einem Brettspiel, so
würden wir uns wundern & Vermutungen
über den Grund Zweck <(>zu<)> so einer Regel anstellen.
(“Sollte diese Vorschrift verhindern daß man
ohne Überlegung zieht”) //(Wie man sich <(>etwa<)>
fragt: Was ist der Ursprung des ‘Abhebens’ nach
dem Mischen der Spielkarten?)
     

  “Wenn ich den Charakter des Spiels richtig
verstehe”, könnte möchte ich sagen, “so gehört das
nicht wesentlich dazu”.



< ⋎ S 69 A >
71
     
   Man sagt: d[as|er] Gebrauch des gleichen
Wortes ist hier unwesentlich, weil es er diese Gleichheit
keine Übergänge überbrückt. //, weil die Gleich-
heit der Wortgestalt hier nicht <da>zum dient, einen
Übergang zu überbrücken vermitteln herzustellen. eine Brücke zu einem Übergang ist.// Aber damit be-
schreibt man nur den Charakter des Spiels,
welches man spielen will.
     


Eine der Versuchungen, der wir beim Philoso-
phieren widerstehen müssen, ist, die, zu glau-
ben denken, wir müßten unsere Begriffe exakter
machen, als sie nach dem gegenwärti-
gen Stand unserer Einsicht sind. Dieser
Abweg führt in eine Art mathematischer
Philosophie, welche glaubt, mathema-
tische Probleme lösen zu müssen, damit
wir zur philosophischen Klarheit kommen. (Ram-
sey.) Wir brauchen nur eine richtige Beschrei-
bung der gegenwärtigen Lage.
     


 Sage mir, was Du mit einem Satz anfängst,
wie Du ihn verifizierst, etc., & ich werde ihn ver-
stehen?
     

  Die Frage “wie kann man das wissen”
fragt nach einem grammatischen logischen Zusam-
menhang, wenn “kann” die logische Möglich-
keit bedeutetc.
     

<  “Was ist ein Sessel<?>>
 “Wie sieht ein Sessel aus?” Sind das etwa von
einander unabhängige Fragen?
 Wie haben wir denn die Bedeutung des Wortes
72
“Sessel” gelernt? Wie wurde sie uns denn
erklärt?
     

  Die Frage nach der ˇMöglichkeit der Art der Verifikation des Satzes
ist nur eine besondere Form der Frage
“wie meinst Du das?”. Die Antwort ist
ein Beitrag zur Grammatik des Satzes.
     


  Wie weiß man, wenn es regnet? Wir sehen,
fühlen, den Regen. Die Bedeutung des Wortes
“Regen” wurde uns mit an diesen solchen Erfahrungen
erklärt. ˇ Ich sage, sie sind ‘Kriterien’ dafür, daß es regnet. “Was ist Regen” & “wie sieht Regen aus”
sind logisch verwandte Fragen. – Die Erfahrung
habe nun gelehrt, daß ein plötzliches Fallen
des Barometers & ein Regenguß immer zu-
sammengehen; dann werde ich ein solches
Fallen des Barometers als ein Symptom
für das [n|N]iedergehn eines Regengusses ansehen.
Ob ein Phänomen ein Symptom des Regens
ist, lehrt die Erfahrung; was als Kriteri-
um des Regens gilt ist Sache der Abmachung unsere Bestimmung
(Definition).
     


Es ist nichts gewöhnlicher, als daß der
Gebrauch
die Bedeutung eines Ausdrucks in der Weise schwankt,
daß ein Phänomen bald als Symptom bald
als Kriterium angesehen wird. Und meistens
wird dann in einem solchen Fall der Wechsel
der Bedeutung nicht gemerkt. In der Wissen-
schaft ist es üblich Phänomene die genaue
Messungen //Messungen bestimmter Art// zu-
lassen zu definierenden Kriterien eines Ausdrucks
zu machen; & man ist dann geneigt zu
73
meinen, nun sei die eigentliche Bedeutung
gefunden worden. Eine Unmenge von Verwirrun-
gen ist auf diese Weise zustande gekommen.
   Es gibt Grade der Erwartung Hoffnung, aber es
ist unsinnig von einer Messung der Hoffnung
zu reden, wenn wir dem Wort “Hoffnung” seinen
normalen Gebrauch lassen. Nun setzt gibt
man etwa einem meßbaren Phänomen das
manchmal mit der Hoffnung Vergnügen zusammen geht
statt den Namen “Hoffnung Vergnügen” & sagt, man
habe eine Methode gefunden die Hoffnung Vergnügen
zu messen. Es ist wahr, daß in gewissen
Fällen
das ein meßbares Phänomen, den
Platz den einnimmt, den früher vor ihm ein nicht
meßbares hatte. Das Wort, was diese[m|n] Platz
bezeichnete, wechselt dann seine Bedeutung,
& seine alte Bedeutung ist mehr oder we-
niger obsolet geworden. Man beruhigt sich
dann dabei damit, der eine Begriff sei der genauere,
<…> der andere der ungenauere; & meint sieht beachtet
nicht, daß hier in jedem besondern Fall
ein anderes Verhältnis von “genau” & “ungenau”
vorliegt //Verhältnis zwischen dem ‘genauen’ &
‘ungenauen’ vorliegt//. < Es ist der alte Fehler die besondern Fälle nicht zu prüfen. >
     Das führt dann dahin, daß wir glau-
ben jedes Phänomen, welches Grade zuläßt,
müsse sich ‘eigentlich’ messen lassen. So
z.B. die Wahrscheinlichkeit daß mein Freund mich
heute besuchen wird.
     


  Das Schwanken der Grammatik zwischen
Kriterien & Symptomen läßt es dann er-
scheinen als gäbe es überhaupt nur Symp-
tome. Wir sagen dann etwa: es ist Erfahrungs-
74
tatsache
ˇ[d|D]ie Erfahrung lehrt daß es regnet, wenn d[er|as] Barometer
fällt, aber es ist ebenso Erfahrungstat-
sa[g|c]he
sie lehrt auch daß es regnet, wenn wir ein be-
stimmtes Gefühl der Nässe & Kälte, oder
einen bestimmten Gesichtseindruck haben.”
Als Erhärtung dessen Argument dafür gibt man dann an sagt man dann,
daß wir uns ja irren können diese Sinnes-
eindrücke uns täuschen können. Aber man
bedenkt dabei nicht, daß gerade die Tat-
sache, daß sie uns gerade den Regen vor-
täuschen auf einer Abmachung beruht.
     


  Nicht darum handelt es sich ˇhier, das ist maßgebend, …… daß unsere
Sinneseindrücke uns belügen können, son-
dern, daß wir ihre Sprache Lügen verstehen. (Und
diese Sprache beruht, wie jede andere, auf
Übereinkunft.)
     


Man ist etwa geneigt zu sagen: “[e|E]s regnet,
oder es regnet nicht; wie ich das weiß,
wie mich die Kunde davon erreicht hat,
ist eine andere Sache. Aber stellen wir also
die Frage so: “Was nenne ich denn<:> ‘eine
Kunde davon, daß es regnet’?” (Oder habe
ich auch von dieser Kunde nur Kunde er-
halten?) – Und was kennzeichnet denn
diese ‘Kunde’ als Kunde von etwas? Leitet
uns da nicht die Form unseres Ausdrucks
irre? Ist das eben nicht ein irreleitendes
Gleichnis //eine irreleitende irreführende Metapher//: “mein
Auge gibt mir Kunde davon, daß dort ein Sessel
steht”?

75
     


   “Der Sessel Regen existiert unabhängig
davon, ob ihn jemand wahrnimmt.” Ist
das ein Erfahrungssatz[?|;] oder eine ver-
schleierte Festsetzung ˇder Grammatik? //Ist das ein Erfah-
rungssatz?// Soll es sagen, die Erfahrung
habe gelehrt, daß ein Sessel nicht ver-
schwindet, wenn man sich von ihm
wegwendet?
     


“Welches ist die ‘wirkliche Lage’ des Körpers,
den ich unter Wasser sehe, was, die ‘wirk-
liche Farbe’ des Tisches?” Welches Welche nennst Du
“die wirkliche Lage”? Du selbst kannst es ent-
scheiden. – Wie findet man die wirkliche Lage;
was willst Du als Methode der [b|B]estimmung
der wirklichen Lage gelten lassen anerkennen?
    Die Frage nach der Verification ist eine Frage
nach der Methode. (Methodologie.)
     


 “Es wird niemals Menschen mit zwei Köpfen
geben” So ein Dieser Satz //[e|E]in solcher Satz// scheint irgendwie
ins Unendliche, Unverifizierbare zu reichen & sein
Sinn von jeder Verification unabhängig zu sein.
Aber wenn wir seinen Sinn erforschen wollen,
so meldet sich<(>, ganz richtigc mit Recht sogleich,<)> die Frage: Können
wir die Wahrheit eines solchen Satzes je wissen,
& wie können wir sie wissen; & welche Gründe
können wir haben, was der Satz sagt anzu-
nehmen, oder abzulehnen? – Nun wird sagt man
vielleicht sagen: es ist ja nach dem Sinn gefragt
worden, & nicht ob danach, ob, & wie man ihn wis-
sen kann. Aber die Antwort auf die Frage “wie kann
76
man diesen Satz wissen?” ist nicht eine psy-
chologische, sondern sie sagt, mit welchen
andern Sätzen er
erklärt beschreibt seinen den Zusam-
menhang im Kalkül mit andern Sätzen
. //erklärt seinen Zusammenhang (des Kalküls)
mit andern Sätzen//
//erklärt seinen logischen Zu-
sammenhang, ˇseinen Zusammenhang im Kalkül, mit
andern Sätzen//
. <ˇ//sondern sie erklärt seinen logischen, quasi rechnerischen, Zusammen-
hang mit andern Sätzen//
> Und die ˇmöglichen Gründe den Satz anzu-
nehmen sind nicht pesönliche Angelegenhei-
ten, sondern Teile des Kalküls <(>zu dem
der Satz gehört
<)>
.
     Wenn ich frage: wie kann manc ich man den Satz
“jemand ist im Nebenzimmer” verifizieren, oder, :
wie kann ich man herausfinden, daß jemand im
Nebenzimmer ist, – so ist etwa eine Antwort:
“indem ich man in's Nebenzimmer geh[e|t] & nachs<i>eh[e|t]
”. Wenn nun gefragt wird: “wie kann ich man ins
Nebenzimmer kommen, wenn die Tür versperrt
ist”, so bedeutet das “kann” hier die physi-
sche Moglichkeit, nicht, wie in der ersten vorigen Frage,
die logische.
     


 Die Ursachen, warum wir einen Satz glauben,
sind für die Frage, was es denn ist, was wir
glauben allerdings irrelevant; aber nicht
so die Gründe, die ja mit dem Satz grammatisch
verwandt sind & uns sagen, wer er ist.
     


 Der Instinkt führt uns richtig, der zur Frage
führt: wie kann man so etwas wissen; was für
einen Grund können wir haben, das anzunehmen;
aus welchen Erfahrungen würden wir so einen Satz
ableiten; etc..
77
     




    Der Sinn des Satzes ist ja nicht etwas,
was wir, wie die Struktur der Materie, er-
forschen, & was vielleicht zum Teil uner-
forschlich ist. (Ungelöste Probleme der Ma-
thematik.) So daß wir später <(>erst<)> noch
einmal daraufkommen könn<t>en, daß die-
ser Satz von andern Wesen, als wir sind,
auf andere Art gewußt werden kann. (Ich
rede nicht von Symptomen.) Daß So daß er dieser
Satz mit diesem Sinn bliebe, dieser Sinn aber Eigen-
schaften hätte, die wir jetzt nicht ahnen. Der Satz,
oder sein Sinn, ist nicht das pneumatische Wesen,
was sein Eigenleben hat & nun Abenteuer be-
steht, von denen wir nichts zu wissen brauchen.
Wir hätten ihm quasi Geist von unserm Geist ein-
gehaucht, aber nun hat er sein Eigenleben
– wie unser Kind – und wir können ihn nur beo-
bachten & untersuchen. //beobachten & sein We-
sen zu erforschen trachten.// (Mathematik.)
     


Wenn man nun fragt: hat es Sinn zu sa-
gen “es wird nie das & das geben”?””? – Nun,
welche Evidenz gibt es dafür; & was folgt daraus?
– Denn, wenn es keine Evidenz gibt – nicht,
daß wir noch nicht im Stande waren sie zu
erhalten, sondern daß keine im Kalkül vorge-
sehen
wurde –, dann ist damit der Charakter
dieses Satzes bestimmt. So wie das Wesen einer Zah-
lenart ˇdadurch bestimmt ist, dadurch, daß kein daß wenn wir
sagen, daß diese Zahlen seien mit [r|R]ationalzahlen rationalen Zahlen unver-
gleichbar.

78
     




“Das & das wird nie geschehen” – man glaubt
durch diesen Satz in die unendliche Zu-
kunft zu reichen. Quasi, zum mindesten
eine Eisenbahn Wenigstens eine Eisenbahn …… dorthin gelegt zu haben,
wenn wir auch noch nicht die ganze Strecke
bereist haben.
  Es liegt da die Idee Dem liegt die Idee …… zu Grunde, daß
das Wort “nie” die Unendlichkeit bereits
mitbringe, da das eben seine Bedeutung
ist.
  Es kommt darauf an: Was kann ich
mit diesem so einem Satz anfangen, ? Denn denn auf die
Frage, “was sagt er?” kommt ja wieder ein kommt wieder ein ……
Satz zur Antwort, & der führt mich so lange
nicht weiter, als ich aus der Erklärung
nichts über die Züge erfahre & der führt mich nicht weiter, ehe ich ˇnicht etwas über die Züge erfahre……, die ich mit
den Figuren machen darf. (Als ich ehe [s|S]olange ich …… sozusagen
nur immer wieder die gleiche Spielstellung vor
mir sehe & keine andern, die ich aus ihr bilden
kann.) So höre ich, z.B., daß keine Erfahrung
den Satz beweisen kann, & das beruhigt mich
über seine unendliche Bedeutung.
     


Aus keiner Evidenz geht hervor, daß dieser
Satz wahr ist. Ja, aber ich kann ihn doch glau-
ben
[.|,] //Ja, aber ich kann doch glauben, was er
sagt!//
daß das der Fall ist, //daß was er
sagt! //daß es sich so verhält, wie er
sagt!// Aber was heißt <(>das<)>: “glauben, daß es sich
so verhält”? Reicht <(>etwa<)> dieser Glaube in die
Unendlichkeit; fliegt er der Verifikation voran? –
Was heißt es, diesen Satz das glauben: ihn diesen Satz mit
79
bestimmten Empfindungen sagen? in der & der
Weise handeln? – Und diese Handlungen inter-
essieren uns nur, sofern sie zeigen, wie wir
den Satz im Kalkül verwenden. gebrauchen.
     


  Jemand fragt mich: “warum hälst
Du Deine Wange?” – ich antworte: “Zahnschmerzen”.
Das heißt offenbar dasselbe wie “ich habe Zahn-
schmerzen”; aber weder stelle ich mir die feh-
lenden Worte im Geiste vor, noch ergänze ich die fehlenden Worte im Geiste, noch …… gehen sie
mir im Sinn ab. “Daher Also ist es auch möglich,
daß ich den Satz “ich habe Zahnschmerzen”
so meine, als sagte ich nur das letzte
Wort; oder, als wäre der ganze Satz das ganze Satzzeichen nur
ein Wort.”
   (Man sagt[:|,] ‘Hut & Stock!’ heiß[t|e] eigentlich: ‘gib
mir meinen den Hut & meinen den Stock!’.)
     

<>   Daran könnte man sehen, was es mit dem
Meinen & der Bedeutung auf sich hat.
     

  Denken wir an die folgende Verwendung
der Sprache: Ich schicke jemand einkaufen. Ich
gebe ihm auf dem einen Zettel auf diesem stehen
die Zeichen “drei rote Äpfel”. Er trägt den Zettel
zum Kaufmann; dieser der sucht sucht sieht nach öffnet
die Lade, auf welcher das Zeichen “Äpfel” steht;
dann schlägt er in einer Tabelle das Wort
“rot” nach & findet ihm gegenüber ein färbiges
Quadrat Täfelchen; nun zählt er sagt er ˇetwa die Reihe
der Kardinalzahlwörter, die er auswendig kann Grundzahlwörter
ich nehme an er kann weiß sie auswendig, ˇbis zum Wort “drei” & bei
jedem Zahlwort Wort nimmt er einen Apfel aus der Lade der
die Farbe des Täfelchens hat. So &
80
ähnlich operiert man mit Worten. “Wie weiß
er aber, wo & wie er das Wort “rot” nach-
schlagen soll & wie was er mit dem
Wort “drei” anzufangen hat?” Nun, ich
nehme eben an, er handelt, wie ich es be-
schrieben habe. Die Erklärungen haben ir-
gend<->wo ein Ende. – Was ist aber die Bedeu-
tung des Wortes “drei”? – Von einer solchen
war hier gar nicht die Rede; nur davon, wie das
Wort “drei” gebraucht wird!
     


  Das Wort “Bedeutung” hat, wenn es syste-
matisch verwendet wird, einen gefährlichen
Beigeschmack des okulten. Darum ist es
gut, wenn wir die Erscheinungen der Sprache
an primitiven Verwendungsformenarten der
Sprache studieren. An Sprachspielen Formen
der & Verwendungen der Sprache wie sie
dem das Kind gebraucht wenn es anfängt
zu sprechen.
     Das Lehren der Sprache ist hier kein
Erklären sondern ein Abrichten.
     


   Denken wir uns etwa folgendes Sprachspiel: Man
spricht zu einem Kind dem Lernenden indem man das elektri-
sche Licht i[n|m] einem Rau Zimmer andreht:
“Licht”[;|,] dann, indem man es abdreht:
“Finster”; man tut das mehrere male,
variiertc indem man die Zeitlängen & spricht mit ein-
dringlicher Betonung m Tonfall, begleitet die Worte etwa
auch mit Gesten. Dann dreht man etwac im
Nebenzimmer das Licht an oder & ab & bringt
& bringt das Kind dazu, daß es uns mitteilt:
81
“Licht”, oder “Finster”.
    Soll ich nun “Licht” & “Finster” Sätze nen-
nen? Nun, wie ich will. – Und wie ist es mit
der ‘Ubereinstimmung mit der Wirklichkeit”?
     


 Wenn ich bestimmte einfache Sprachspiele
beschreibe, so geschieht es nicht, um mit
ihnen von ihnen aus nach an & nach die ˇwirklichen Vorgänge der norma-
len
ausgebildeten Sprache zu beschreiben, <> was nur zu
Ungerechtigkeiten führt führen würde. (Nicod & Russell.) Sondern
ich stelle die Sprachspiele als Vergleichsobjekte
hin
Vielmehr lassen wir die Sprachspiele als das
stehn, was sie sind<.> & lassen sie Sie sollen
bloß ihre aufklärende Wirkung auf unsere
Probleme ausstrahlen.
     


Man könnte nun einwenden: “Die Worte ‘Licht’
& ‘Finster’ sind hier nicht als Sätze gemeint
& nicht einfach als Wörter”. D.h. ˇDas heißt, sie sind
hier so ˇnicht gebraucht nicht so gebraucht,
wie wir sie in der gewöhnlichen Sprache
gebrauchen (obwohl wir tatsächlich auch
oft so sprechen.)
   Wenn ich Einer ˇjemand plötzlich ohne sichtbaren
Anlaß das Wort “Licht“ aussprech[e|i]<cht>, ˇ& nichts dazusetzt<,> so
wird man allerdings sagen: “was heißt
das
fragen “was meinst Du fragen: “warum
sagst Du ‘Licht’, was soll's damit?” oder:
“was meinst Du mit ‘Licht’? ‘Licht’ ist doch kein
Satz!”. Aber ebenso unverständlich wäre
es uns, wenn er einen kompletten vollständigen Satz ohne
jeden Anlaß & Zusammenhang ausgesprochen
hätte etwa “da kommt er” oder “der Himmel ist
82
blau”. Und anderseits würden wir es so gut
wie jeden Satz verstehen, wenn Einer, der
einen Gegenstand im Finstern etwas sucht,
einem Andern zuriefe: “Licht!”.
< Das Aussprechen des Wortes “Licht” war, im obigen Fall, noch kein kompletter vollständiger Zug
des Spieles, auf das wir gefaßt waren.
>
     

  Reden wir Aber reden wir …… doch nicht vom Meinen als einem
unbestimmten & nicht verstandenen Vorgang,
sondern vom wirklichen, ‘praktischen’, Gebrauch
des Wortes, von den Handlungen, die wir
mit ihm ausführen.
    Reden wir vom Meinen nur, wenn es
ein Teil des Sprachkalküls ist (etwa der
Teil, der aus Vorstellungsbildern besteht).
Und dann brauchen wir eigentlich das
Wort “meinen” nicht, denn das scheint
immer anzudeuten, daß es sich um Vorgän-
ge handelt, die der Sprache nicht an-
gehören, sondern ihr gegenüberstehn; &
daß es Vorgänge von wesentlich anderer
Natur sind als der sprachlichen.



< ⋎ [Als neuer Absatz S. 83 A >
     
Wie unterscheidet sich aber “Licht”, wenn
es den Wunsch nach Licht ausdrückt,
von “Licht”, wenn es konstatiert mitteilt daß es
im Zimmer licht ist? Wir können Vielleicht da-
durch, daß wir es in anderem Ton ausspre-
chen, – mit anderer Empfindung (Meinung als
Begleitung). Oder es kommt bloß in einem
andern Spielzusammenhang vor. Denken
wir, man fragte: “Wie unterscheidet sich ein Zug
im Damespiel von der gleichen Bewegung eines
Steins im Schlagdamespiel?”
   Vielleicht Der Unterschied kann sein, daß er das
83
eine Mal auf die Frage “was meinst Du” antwor-
tet: “ich meine Du sollst Licht machen”, das
andremal “ich meine, es ist licht” , es ist das Licht angezündet”.
     


 Wenn ein Mann im Ertrinken “Hilfe!” schreit,
– konstatiert er die Tatsache, daß er Hilfe be-
darf? daß er ohne Hilfe ertrinken werde?
  Dagegen gibt es den Fall, in dem man,
quasi sich beobachtend, sagt, : “ich habe jetzt
den Wunsch nach …”.
     


 ˇ[Zu S. 82] <A> Wenn das Meinen für uns irgend eine Bedeu-
tung, Wichtigkeit, haben soll, so muß dem
System der Sätze ein System der Meinungen zu-
geordnet sein, was immer für Vorgänge die
Meinungen sein mögen.




     

 Inwiefern stimmt nun das Wort “Licht” im
Sprachspiel mit einer Wirklichkeit überein,
oder nicht überein?
  Wie gebrauchen wir das Wort “übereinstim-
men”? – Wir sagen “die beiden Uhren stimmen über-
ein”, wenn sie die gleiche Zeit zeigen; “die beiden
Maßstäbe stimmen überein”, wenn gewisse Teil
striche zusammenfallen (übereinstimmen); ein
Plan stimmt stimme mit einer Gegend überein[;|.] was
[e|E]iner auf dem Klavier spielt, die Melodie, die ich höre, mit den Noten.

In jedem Fall muß Wir sagen, “zwei die beiden Längen
stimmen überein”, wenn sie gleich sind; aber auch,
wenn sie in einem ˇandern<,> von uns festgesetzten festgelegten, Verhält-
nis stehen (Maßstab des eines Planes). Und daß sie überein-
stimmen, heißt dann nichts anderes, als daß
84
sie im Verhältnis des Maßstabs stehen.

So muß also in jedem Fall erst festge-
setzt erklärt werden, was unter “Übereinstimmung zu
verstehen ist. – So ist es nun auch mit der Über-
einstimmung einer Längenangabe mit der
Länge eines Gegenstandes //mit einer Länge//.
Wenn ich sage: “dieser Stab ist 2˙5 m lang”, so
kann ich z.B. eine Erklärung geben, wie man
verfährt, um nach diesem Satz mit einem
Maßstab die Maßband die Länge des
Stabes zu kontrollieren; wie man etwa nach
diesem Satz einen 2˙5 m langen Meßstreifen
erzeugt //einen Meßstreifen der angegebenen
Länge erzeugt//
. Und ich sage nun, der Satz
stimmt mit der Wirklichkeit überein, wenn
der so konstruierte Meßstreifen mit dem
Stab übereinstimmt. (Diese Konstruktion Diese Anfertigung eines des des
ˇeines Meßstreifens illustriert übrigens, was ich in
der Abhandlung damit meinte, : der Satz komme
bis an die Wirklichkeit heran.)
    Als ich nun de[m|n] Andern das Sprachspiel
lehrte & sagte: “Licht” (indem ich Licht machte) &
“Finster” (indem ich das Licht es abdrehte), hätte ich
auch sagen können, & mit keiner andern Bedeutung:
“das heißt ‘Licht’” (indem wobei ich [l|L]icht mache) & “das
heißt ‘Finster’” etc., & auch ebensogut: “das
stimmt mit ‘Licht’ überein”, “das stimmt mit
‘Finster’ überein”.
     


  Man denkt ˇleicht beim Worte “Übereinstimmung”
nur an Ähnlichkeit, in dem Sinne, in welchem
zwei Gegenstände ähnlich sind, wenn man
sie leicht mit einander verwechseln kann (
wenn sie ähnlich ausschauen) einander gleich sehen).
85
     




   Wir gebrauchen den Ausdruck <(>das Wort<)> “Überein-
stimmung mit der Wirklichkeit” nicht als
metalogischen Ausdruck, sondern als Teil
der gewöhnlichen – praktischen – Sprache. //Der Aus-
druck “Übereinstimmung mit der Wirklichkeit”
gehört ˇfür uns nicht der Metalogik an, sondern dem
gewöhnlichen – praktischen Gebrauch unserer ˇgewöhnlichen Spra-
che.//
   Man kann ˇetwa sagen: Im Sprachspiel
“Licht – Finster” kommt der Ausdruck “Überein
stimmung mit der Wirklichkeit” nicht vor.
     


  Freges Ansicht, daß in der einer Behauptung
ein eine Annahme steckt die dasjenige ist,
was behauptet wird, basiert eigentlich auf
der Moglichkeit jeden Behauptungssatz
in der Form zu schreiben: “Es wird behauptet,
daß das & das der Fall ist”.
     


  Aber wir könnten sehr gut auch jede Be-
hauptung in Form einer Frage mit nachfol-
gender Bejahung (oder Verneinung) schreiben. Z.B. –
statt: “Es regnet”, “Regnet es? Ja!”
   Würde das zeigen, daß in jeder Behauptung
eine Frage steckt?
     


  Wir könnten uns eine menschliche Sprache
denken, in der es keine Behauptungssätze gibt,
sondern nur Fragen & die Bejahung & Verneinung.

86
     


   Man hat natürlich das Recht ein Behaup-
tungszeichen zu verwenden wenn ˇman es im Gegensatz,
etwa, zu einem Fragezeichen gebraucht. Irrelei-
tend
ist es nur, wenn man meint, daß
die Behauptung nun aus zwei Akten besteht,
dem Erwägen & dem Behaupten (Beilegen des Wahr-
heitswertes, oder dergl.) & daß wir diese Akte
nach dem geschriebenen Satz ausführen,
ungefähr wie wir nach Noten singen.
     Mit [d|D]em Mit dem Singen nach Noten ist nunc aller-
dings das ˇlaute, oder leise, Lesen des geschriebenen Satzes analog zu vergleich[bar|en]; aber nicht eine die Tätigkeit den Satz zu den-
ken. //; aber nicht ein ‘Denken’ ˇoder ‘Meinen’ des Satzes.// Ist ˇalso ein
Behauptungszeichen im geschriebenen
Satz, so wird wieder ein Behauptungszei-
chen
im gelesenen sein (etwa die Betonung,
oder der Stimmfall). Aber nicht, als ob im
geschriebenen
das Denken des Satzes be-
steht nicht darin, daß wir nach den Signa-
len (Wörtern Zeic des Satzes Gedankenoperationen –
u.a. auch das Behaupten – ausführten. Und
als seien im Satz die Zeichen, & die Bedeutungen
im Denken.
< [Statt des Durchstrichenen S. 87 A]>
     


 Man könnte die Funktion des Fregeschen
Behauptungszeichens auch darin sehen,
daß es den Anfang der Behauptung bezeich-
net. Es entspräche dann dem großen An-
fangsbuchstaben, oder dem Schlußpunktpunkt
des vorhergehenden Satzes. Das Behauptungs-
zeichen unterscheidet dann einfach ist dann eine
von zwei Klammern, die den selbständigen Satz
von einem unterscheiden, der Teil eines andern
87
ist. (Dies ist zum Teil gewiß auch der Idee
Freges gemäß.) Und diesen Unterschied
stark hervorzuheben ist gewiß wichtig.
Denn unsere philosophischen Schwierigkei-
ten die Negation & das Denken betreffend
rühren in gewissem Sinn daher, daß wir
nicht sehenc, daß die ein S[ä|a]tze “⊢ ~p” & oder “⊢ ich
denke p” mit dem Satz “⊢ p” wohl “p” ge-
mein hat, aber nicht “⊢ p”.
     


[Zu S. 86 statt des Gestrichenen] Mit dem Singen nach
Noten ist nun allerdings das laute (oder leise)
Lesen nach dem geschriebenen Satz zu vergleichen;
aber die Zeichen des Satzes sind nicht Signale
zu psychischen seelischen Tätigkeiten des Meinens. Nicht,
also
[a|A]ls seien im Satz die Zeichen, & die , & die Bedeutun-
gen im Denken.
     


Wir könnten uns auch eine Sprache denken
die nur aus Befehlen besteht. So eine Spra
     


Denken wir an die große Mannigfaltigkeit der
Sprachspiele:
      Eine Mitteilung machen, wie: “Licht”, “Finster”;
      einen Befehl geben (“mach [l|L]icht!”, “[L|l]ösch aus!”);
      auf Fragen – “Licht?”, “Finster?” – mit “ja” oder “nein”
antworten;
      einen Befehl ausführen;
      fragen, & die Antworten auf ihre Richtigkeit prüfen;
      negative, disjunktive Befehle ausführen;
      eine Vermutung aussprechen (“welche Karte werde
ich jetzt aufschlagen”) & sie verifizieren;
88

      eine Notation in eine andere transformie-
ren;
      Schlüsse ziehen;
      ein angewandtes Rechenexempel lösen;
      eine Zeichnung herstellen & sie beschreiben;
      einen Hergang erzählen;
      eine Erzählung erdichten;
      eine Hypothese aufstellen & prüfen;
      eine Tabelle anlegen;
      grüßen;
      ein Tier abrichten, daß es auf den Ruf
folgt; auf Zeichen dressieren //abrichten//. etc. etc..
      <einen Witz erzählen,>
     


    Es hilft hier immer sich darauf zu
besinnen, wie das Kind aus solchen Sprach-
spielen sprechen lernt. ˇEs hilft [A|a]uch ˇsich einen primi-
tiven Volksstamm mit einer vorzustellen, der primitiven
Sprache zu fingieren besitzt. Eine Sprache etwa
die nur aus Befehlen im Krieg besteht; oder
aus Befehlen & Berichten. Etwa aus gezeich-
neten Berichten in einer einfachen zeichne-
rischen Darstellungsform. (Denke daran,
wie die Schrift einmal nu[n|r] für sehr spe-
ziellen Zwecken verwendet wurde.) – Auch der
Erwachsene lernt neue Sprachformen,
wenn er eine neue Rechnungsart kennen & lernt & ihre
[a|A]nwend[e|u]n<g> lernt; ˇoder wenn er lernt eine gra-
phische Darstellung ˇvon Messungsresultaten zu machen, oder abzulesen.
     

Denke daran daß man Würfeln ein Spiel
nennt, & aber auch Tauziehen, & auch Reigentanzen.
    Dem falschen (d.h. unvorteilhaften) Zug im Schach
entspricht etwas im Damespiel, & auch im
Kartenspielen & auch etwas im Bridgespiel etc.; aber nichts in einem Abzählspiel.
89

  Der falsche Zug in diesem Sinne gehört
wesentlich zum Spiel; er ist nicht eine
Verunreinigung des Spiels, wie ein falscher Schritt
im Tanz<.>en
     Denke nun nun an die die verschiedene Rollenc,
die die [U|u]nwahrh[ei|rer]t ˇSätze in Sprachspielen<.> spielen
kann
Das Subject eines im psychologischen Expe-
rimentes Experiment soll sagen, was es gesehen hat; z.B.
– es beschreibt seine Erfahrung falsch. – Der
Meteorologe macht eine Prognose des zu-
künftigen Wetters; sie trifft nicht ein.
     


 Wenn wir nicht sehen, daß es eine Menge
von Sprachspielen gibt, so sind wir
geneigt zu fragen: “Was ist eine Frage?”
Ist es sie die Feststellung, daß wir ich das &
das nicht wissen weiß[?|;] oder die Feststellung
daß ich wünsche der Andere möchte
mir sagen …? Oder ist es die Beschrei-
bung meines seelischen Zustandes der
[u|U]ngewißheit? Und ist der Ruf “Hilfe!”
so eine Beschreibung?
     

  Denke daran, wie Verschiedenes “Be-
schreibung” genannt wird. Denke
an die Beschreibung des Lage eines
Körpers durch eine Zeichnung, einen
Plan & anderseits an die Beschrei-
bung des Verlaufs einer Schmerzempfin-
dung.
     

 Den Untersch Man kann freilich statt
der gewöhnlichen Notation der Frage eine
Notation der Feststellung oder Beschreibung
90
einführen: “ich will wissen, ob …” oder “ich
bin im Zweifel, ob …” – aber damit hat
man die verschiedenen Sprachspiele
einander nicht näher gebracht.
     


Es ist uns, als könnten wir sagen,
der fragende Tonfall sei dem Sinn der
Frage angemessen.
    Ist der Schrei dem Schmerz ange
messen?
     

 Man sagt ˇmanchmal: die Affen sprechen nicht,
weil ihnen die geistigen Fähigkeiten feh-
len. Das heißt: “sie denken nicht, da-
rum sprechen sie nicht”. Aber sie spre-
chen eben nicht, & das ist alles. d.h. sie spielen keine Sprachspiele oder besser: sie verwenden die Sprache nicht. Befehlen,
fragen, erzählen, plauschen, sind so
natürliche Handlungen, wie gehen,
essen, trinken, spielen.
     

 Das hängt damit zusammen, daß
man meint, das Lernen mit der Idee zusammen, das Lernen der Sprache
bestehe darin, daß man Gegenstände
benennt, & zwar: Menschen, Formen,
Farben, Schmerzen, Stimmungen, Zahlen, etc.
     


Wie gesagt – das Benennen ist etwas
Ähnliches, wie einem Ding ein Namens-
täfelchen anheften. Man kann das eine
Vorbereitung zum Gebrauch eines Worts
nennen. Aber worauf ist es eine Vorberei-
tung?

91
     


“Wir benennen die Dinge, & können nun
über sie reden. Uns in der Rede auf sie be-
ziehen” Als ob mit dem Akt des Benen-
nens schon das, was wir weiter tun, gege
ben sei. Als ob es nur [e|E]ines gäbe, was
heißt: “von Dingen reden”. Während wir
doch das Verschiedenartigste mit un-
sern Sätzen tun.
     


Denken wir doch nur ˇzum Beispiel allein an die Ausrufe
– mit ihren ganz verschiedenen Funktionen:
Wasser! – Fort! – Au! – Hilfe! – Schön! – Nicht! –
     

Bist Du nun noch geneigt diese Wörter
“Namen” zu nennen?
     


“Wie wäre es, wenn die Menschen ihre
Schmerzen nicht äußerten (nicht stöhn-
ten, das Gesicht verzögen, etc.), – dann
könnte man einem Kind nicht das
Wort “[W|Z]ahnschmerzen” beibringen.” –
Nun, nehmen wir an das Kind sei ein
Gen<i>e & erfinde selbst einen Namen
für den Schmerz, obwohl ihm keiner ge-
lehrt wurde! – Aber nun könnte es
sich freilich mit diesem Wort nicht
verständlich machen! – Also versteht
es den Namen, kann aber seine Bedeu-
tung niemandem erklären? – Aber was
heißt es denn, daß er “seinen Schmerz
benannt hat”? – Wie hat er das gemacht:
den Schmerz ˇ(zu) benennen?? Und, was immer er
92
getan hat, was hat es für einen Zweck? –
Wenn man sagt “er hat dem Schmerz
einen Namen gegeben”, so vergißt man,
daß schon viel in der Sprache vorberei-
tet sein muß, damit das bloße Be-
nennen einen Sinn hat. Und wenn wir
davon reden, daß er dem Schmerz einen
Namen gibt, so ist die Grammatik des
Wortes “Schmerz” hier das [v|V]orbereitete;
es zeigt den Posten an, an den wir das
neue Wort gestellt wird.
     


Warum ist der Gedanke, <> die Erwartung,
der Glaube, <> keine bloße Spielerei?
Was hat mein Gedanke mit dem zu tun,
was der Fall ist? – Was macht uns die
Erwartung zur Erwartung der Wirk-
lichkeit?
    Ich habe das Gefühl: Nur die Stellung-
nahme zum Bild kann es uns zum Bild
der Wirklichkeit machen; d.h., kann es mit der
Wirklichkeit so verbinden, gleichsam wie
eine Lasche, die die Überleitung von dem
Bild zur Wirklichkeit herstellt, die beiden
in der rechten Lage zu einander haltend,
dadurch, daß beide für sie dasselbe bedeu-
ten.
   Und es ist wahr: das Portrait erhält seine
Bedeutung für uns dadurch daß unsere
Einstellung zu ihm & unsere Einstellung zu
dem Menschen etwas gemein haben.
     

Was verbindet den Glauben, die Überzeugung,
mit der Wirklichkeit? Was verbindet den Ausdruck des Gl. mit d. W.? Ich ˇvielleicht möchte sagen:
93

  “Der Glaube ist in uns, die Wirklichkeit au-
ßer uns; die beiden sind von einander iso-
liert. Was hat kann dann mein Glaube für
eine Bedeutung haben?” – Nun, wer
glaubt, macht wirklich nur ein Bild
& die Verbindung des Bildes mit der
Wirklichkeit ist keine andere, als die
durch die besondere Entstehung dieses
Bildes gemachte oder durch Erklä-
rungen der Zeichen des Bildes. Aber uns
Bilder zu machen ist Teil unseres Lebens.
     

< Denk Dir, jemand malte ein Bild<…> der Heimkunft seines
Freundes, an die er glaubt. Er betrachtet es gläubig. Han-
delt diesem Glauben entsprechend.
>
     


 Hat es einen Sinn zu fragen: “Woher weißt
Du, daß Du das es glaubst?” – & ist etwa
die Antwort: “ich erkenne es durch Intro-
spektion”?
   In manchen Fällen wird man so etwas
sagen können, in manchen den meisten nicht.
     


 Es hat Sinn zu fragen “liebe ich sie wirklich,
mache ich mir das nicht nur vor?” Und der
Prozess der Introspektion ist das Wachrufen
von Erinnerungen; das Vorstellen von Vorstellungen möglicher
Situationen & der Gefühle die man hätte, etc..
     

 Introspektion nennt man einen Vorgang
des Schauens, – im Gegensatz zum Sehen.
     


 Wenn ich das Wort “glauben” so gebrauche, verstehe,
daß ich geneigt bin zu sagen: “ich kann
nicht glauben & es nicht wissen, daß ich glaube”
dann hat es, eben darum, keinen Sinn zu sagen:
94

   “ich weiß, daß ich das & das glaube”. Wie es
keinen Sinn hat zu sagen “ich weiß, daß ich
Zahnschmerzen habe”, wenn ich “nicht Zahn-
schmerzen haben kann, ohnes es zu wissen”.
(Wenn also “ich habe Zahnschmerzen” nicht
heißen soll “ich habe Schmerzen, die vom
schlechten Zahn herrühren”.)
 (Denke auch an die Frage: “wie merkst
Du, daß Du Z Schmerzen
hast?”; oder gar: “wie merkst Du, daß Du fürchterliche Schmerzen
hast?”.) – Dagegen: “wie merkst Du, daß Du
Schmerzen bekommen wirst?”.)
     


 (Hierher gehört die Frage: welchen Sinn hat
es von der Verification des Satzes “ich habe
Zahnschmerzen” zu reden? Und hier sieht
man deutlich, daß die Frage “wie wird dieser
Satz verifiziert?” von einem Gebiet der Gramma-
tik zum andern ihren Sinn ändert.)
     


Ist “[i|I]ch glaube …” der Ausdruck des
Glaubens; oder die Beschreibung des Geistes
psychischen Erlebnisses //des seelischen
Zustandes//?
     

Ist der Satz “es regnet”
die
“es wird regnen” die Beschreibung meiner Geistestätigkeit,
da er doch die Wiedergabe meines Gedan-
kens ist, daß es regnen wird? – Wir
werden nicht so leicht geneigt sein,
den Satz die Beschreibung der Geistestätig-
keit zu nennen, wenn wir bedenken, daß
das Denken im Reden bestehen kann,
95
keine Begleitung des Gedankenausdrucks ist.
     

   Man kann in Worten glauben.
     

Anderseits, warum sollen wir nicht sagen,
daß die Aussage “ich glaube …” die Beschrei-
bung des seelischen Zustandes ist? Es
ist ja damit nichts verredet. Denn “see-
lischer Zustand” & “Beschreibung eines see-
lischen Zustandes” heißt eben ja so Vieles.
     

Man könnte nun die Sache so – falsch – auffassen: Die
Frage “wie weisst Du, dass Du Zahnschmerzen hast” wird darum nicht gestellt,
weil man dies von den Zahnschmerzen (selbst) aus erster Hand erfährt, während
man, dass ein Mensch im andern Zimmer ist, aus zweiter Hand, etwa durch ein
Geräusch, erfährt.
Das eine weiss ich durch unmittelbare Beobachtung, das
andere erfahre ich indirekt. Also: “Wie weisst Du, dass Du Zahnschmerzen
hast” – “Ich weiss es, weil ich sie habe” – “Du entnimmst es daraus, dass Du
sie hast ? aber musst Du dazu nicht schon wissen, dass Du sie hast?”. - - Der
Uebergang von den Zahnschmerzen zur Aussage “ich habe Zahnschmerzen” ist eben
ein ganz anderer, als der vom Geräusch zur Aussage “in diesem Zimmer ist je-
mand”. Das heisst, die Uebergänge gehören ganz andern Sprachspielen an //ge-
hören zu ganz verschiedenen Sprachspielen//.
     


                        Ist, dass ich Zahnschmerzen habe ein Grund
zur Annahme, dass ich Zahnschmerzen habe?
     


                        (Man kann die Philosophen dadurch verwirren (confound), dass man
nicht bloss da Unsinn spricht, wo auch sie es tun, sondern auch solchen, den
zu sagen sie sich scheuen (würden).)
     


                        Erschliesst man aus der Wirklichkeit einen Satz? Al-
so etwa “aus den wirklichen Zahnschmerzen, darauf, dass man Zahnschmerzen
hat”? Aber das ist doch nur eine unkorrekte Ausdrucksweise; es müsste heis-
96
sen: man schliesst, dass man Zahnschmerzen hat daraus, dass man Zahnschmer-
zen hat (offenbarer Unsinn).
     


                        “Warum glaubst Du, dass Du Dich an der heißen Herdplatte
verbrennen wirst?” – Hast Du Gründe für diesen Glauben, und brauchst Du
Gründe?
     


        Hast Du diese Gründe – gleichsam – immer bei Dir, wenn Du es
glaubst?
        Und glaubst Du es immer – ausdrücklich – wenn Du Dich etwa wehrst,
die Herdplatte anzurühren?
        Meint man mit ‘Gründen des Glaubens //für den Glauben//’ dasselbe,
wie mit ‘Ursachen des Glaubens’ (Ursachen des Vorgangs des Glaubens)?
     


                        Was für einen Grund habe ich, anzunehmen, dass mein
Finger, wenn er den Tisch berühren, einen Widerstand spüren wird? Was für ei-
nen Grund, zu glauben, dass dieser Bleistift sich nicht schmerzlos durch
meine Hand stecken lässt? Wenn ich dies frage, melden sich hundert Gründe,
die einander gar nicht kaum zu Wort kommen lassen wollen. “Ich habe es doch
selbst ungezählte Male erfahren; und ebenso oft von ähnlichen Erfahrungen
gehört; wenn es nicht so wäre, würde …; etc.”.
     


                        Glaube ich, wenn ich auf meine Tür zugehe, ausdrück-
lich, dass sie sich öffnen lassen wird, – dass dahinter ein Zimmer und nicht
ein Abgrund sein wird, etc.?
        Setzen wir statt des Glaubens den Ausdruck des Glaubens. –
     


                        Was heisst es, etwas aus einem bestimmten Grunde
glauben? Entspricht es, wenn wir statt des Glaubens den Ausdruck des Glau-
bens setzen, dem, dass Einer //man// den Grund sagt, ehe er //man// das
Begründete sagt?
     


                        “Hast Du es aus diesen Gründen geglaubt?” ist dann
eine ähnliche Frage, wie: “hast Du, als Du mir sagtest, 25 × 25 sei 625, die
97
Multiplikation wirklich ausgeführt?”
     


                        Die Frage “warum glaubst Du das” //“aus welchen Grün-
den glaubst Du das”// könnte bedeuten: “aus welchen Gründen leitest Du das
jetzt ab (hast Du es jetzt abgeleitet)”; aber auch: “welche Gründe kannst
Du mir nachträglich für diese Annahme angeben”.
     


                        Ich könnte also unter ‘Gründen’ zu einer Meinung
tatsächlich nur das verstehen, was Einer sich vorgesagt hat, ehe er zu
der Meinung kam. Die Rechnung, die er tatsächlich ausgeführt hat.
     


                        Frage ich jemand: “warum glaubst Du, dass diese Arm-
bewegung einen Schmerz mit sich bringen wird?”, und er antwortet: “weil sie
ihn einmal hervorgebracht und einmal nicht hervorgebracht hat”, so werde ich
sagen: “das ist doch kein Grund zu Deiner Annahme”.
        Wie nun, wenn er mir darauf antwortet: “oh doch! ich habe diese An-
nahme noch immer gemacht, wenn ich diese Erfahrung gemacht hatte”? – Da
würden wir sagen: “Du scheinst mir die Ursache (psychologische Ursache)
Deiner Annahme anzugeben, aber nicht den Grund”.
     


                        “Warum glaubst Du, dass das geschehen wird?” – “Weil
ich es zweimal beobachtet habe”.
        Oder: “Warum glaubst Du, dass das geschehen wird?” – “Weil ich es
mehrmals beobachtet habe; und es geht offenbar so vor sich: …” (es
folgt eine Darlegung einer umfassenden Hypothese). Aber diese Hypothese, die-
ses Gesamtbild, muss Dir einleuchten. Hier geht die Kette der Gründe
nicht weiter. – (Eher könnte man sagen, dass sie sich schliesst.)















98
     
                        Man möchte sagen: Wir schliessen nur dann aus der
früheren Erfahrung auf die zukünftige, wenn wir die Vorgänge verstehen (im
Besitze der richtigen Hypothese sind). Wenn wir den richtigen, tatsächli-
chen, Mechanismus zwischen den beiden Beobachteten Rädern annehmen. Aber den-
ken wir doch nur: Was ist denn das //unser// Kriterium dafür, dass unsere
Annahme die richtige ist? –
        Das Bild und die Daten überzeugen uns und führen uns nicht wieder
weiter – zu andern Gründen.
     


                        Wir sagen: “diese Gründe sind überzeugend”; und da-
bei handelt es sich nicht um Prämissen, aus denen das folgt, wovon wir
überzeugt wurden.
     


                        Wenn man sagt: “die gegebenen Daten sind insofern
Gründe, zu glauben, p werde geschehen, als dies aus den Daten zusammen mit
dem angenommenen Naturgesetz folgt”, – dann kommt das eben darauf hinaus,
zu sagen, das Geglaubte folge aus den Daten nicht, sondern komme viel-
mehr ? – einer neuen Annahme gleich. – ?
     


                            Wenn man nun fragt: wie kann aber frühere Er-
fahrung ein Grund zur Annahme sein, es werde später das und das eintreffen, –
so ist die Antwort: welchen allgemeinen Begriff vom Grund zu solch einer An-
nahme haben wir denn? Diese Art Angabe über die Vergangenheit nennen wir
eben Grund zur Annahme, es werde das in Zukunft geschehn. – Und wenn man
sich wundert, dass wir ein solches Sprachspiel //Spiel// spielen, dann be-
rufe ich mich auf die Wirkung einer vergangenen Erfahrung (dass
ein gebranntes Kind das Feuer fürchtet).















99
     
                        Wer sagt, er ist durch Angaben über Vergangenes nicht
davon zu überzeugen, dass in Zukunft etwas geschehen wird, der muss etwas
anderes mit dem Wort “überzeugen” meinen, als wir es tun. – Man könnte ihn
fragen: Was willst Du denn hören? Was für Angaben nennst Du Gründe um? //da-
für//, das zu glauben? Was nennst Du “überzeugen”? Welche Art des “Ueber-
zeugens” erwartest Du Dir. – Wenn das keine Gründe sind, was sind denn
Gründe? – Wenn Du sagst, dass sind [G|//]seien// keine Gründe, so musst Du
doch angeben können, was der Fall sein müsste, damit wir mit Recht sagen
könnten, es seien Gründe für unsern Glauben //unsere Annahme// vorhanden.
‘Keine Gründe’ –: im Gegensatz wozu?
     


                        Denn, wohlgemerkt: Gründe sind hier nicht Sätze, aus
denen das Geglaubte folgt.
     


                  Aber [N|n]icht, als ob man //wir// sagen könnte kön //woll-
ten//: Für's Glauben genügt eben weniger, als für das Wissen. – Denn hier
handelt es sich nicht um eine Annäherung an das logische Folgen.
     


                  Irregeführt werden wir durch die Ausdrucksweise //Rede-
weise//: “Das ist ein guter //richtiger// Grund zu unserer Annahme, denn
er macht das Eintreffen des Ereignisses wahrscheinlich”. //“Dieser Grund ist
gut, denn er macht das Eintreffen des Ereignisses wahrscheinlich”.// Hier
ist es, als ob wir nun etwas weiteres über den Grund ausgesagt hätten, was
seine Zugrundelegung //was ihn als (guten) Grund// rechtfertigt; während
mit dem Satz, dass dieser Grund das Eintreffen wahrscheinlich macht, nichts
gesagt ist, wenn nicht, dass dieser Grund dem //einem// bestimmten Standard Maßstab des guten Grundes entspricht, – der Standard Maßstab
aber nicht begründet ist!
     


                        Ein guter Grund ist einer, der so aussieht.
     


                        “Das ist ein guter Grund, denn er macht das Eintref-
fen wahrscheinlich” erscheint uns so wie: “das ist ein guter Hieb, denn er
macht den Gegner kampfunfähig”.



100
     
                        Man möchte sagen: “ein guter Grund ist er nur da-
rum, weil er das Eintreffen wirklich wahrscheinlich macht”. Weil er
sozusagen wirklich einen Einfluss auf das Ereignis hat, also quasi einen
erfahrungsmässigen.
     


                        “Warum nimmst Du an, dass er besserer Stimmung sein
wird, weil ich Dir sage, dass er gegessen hat? ist denn das ein Grund?” –
“Das ist ein guter Grund, denn das Essen hat erfahrungsgemäss einen Einfluss
auf seine Stimmung”. Und das könnte man auch so sagen: “Das Essen macht es
wirklich wahrscheinlicher, dass er guter Stimmung sein wird”.
         Wenn man aber fragen wollte: “Und ist alles das, was Du von der
früheren Erfahrung vorbringst, ein guter Grund, anzunehmen, dass ˇes sich auch
diesmal so verhalten wird”, so kann ich nun nicht sagen: ja, denn das macht
das Eintreffen der Annahme w[h|a]hrscheinlich. Ich habe oben meinen Grund mit
Hilfe des Standards für den guten Grund gerechtfertigt; jetzt kann ich aber
nicht den Standard rechtfertigen.
     


                        Wenn man sagt “die Furcht ist begründet”, so ist
nicht wieder begründet, dass wir das als guten Grund zur Furcht ansehen.
Oder vielmehr: es kann hier nicht wieder von einer Begründung die Rede sein.
     



   Die Rechtfertigung durch die Erfahrung
hat ein Ende. Hätte sie keins, so wäre sie keine Rechtfertigung.
     


  Das Raisonnement, das zu einem endlo-
sen Regress führt, ist nicht darum auf-
zugeben, ‘weil wir so nie das Ziel errei-
chen können’, sondern weil es hier ein
Ziel gar nicht gibt, sodaß es gar keinen
Sinn hat zu sagen ‘wir können es nicht
erreichen’.
101
     


   Wir meinen leicht, wir müßten den end
Regress ein paar Stufen weit durchlau-
fen & ihn dann ˇsozusagen in Verzweiflung aufge-
ben. Während seine Ziellosigkeit (das
Fehlen eines Zieles im Kalkül) aus der An-
fangsposition zu entnehmen ist.
     


  Ich lege meine Hand auf die Herdplatte,
fühle unerträgliche Hitze & ziehe die Hand
schnell zurück. War es nicht möglich,
daß die Hitze der Platte im nächsten
Augenblick aufgehört hätte? Konnte ich
es wissen? Und war es nicht möglich,
daß ich gerade durch mein Zurückziehen
mich weiter<em> Schmerzen aussetzte?
   Es müßte also kein guter Grund sein
zu sagen: “ich habe sie zurückgezogen, weil
die Platte zu heiß war”.
     


 Wenn man mich fragte: “[b|B]ist Du sicher, daß
Du es deswegen getan hast?” – wäre da irgend
ein Zweifel?
    Sollte man sagen: “Ich weiß, daß ich es
aus d deshalb tun wollte; nicht: daß der
Arm sich aus dieser Ursache zurückgezo-
gen hat”? D.h., ich weiß das Motiv, nicht
die Ursache.
     


  “Ich habe es nicht mehr länger ausgehalten,
ich mußte die Hand zurückziehen”

Das heißt also wohl, : Du weißt das Motiv,
nicht die Ursache. – Und wie weißt Du, daß Du
102
es aus diesem Motiv getan hast? – “Ich
erinnere mich daran, es darum getan zu
haben.” – Aber woran erinnerst Du Dich? An
das, was Du Dir damals gesagt hast; an die
Gefühle der Angst; an den Kˇrampf in den
Muskeln [d|D]eines Arms?
     Es gibt sehr verschiedene Fälle,
in denen wir sagen: “das war das Motiv
meiner M Handlung”.
     


Mit den Worten “wollen”, “willkürlich”
(im Gegensatz zu “unwillkürlich”) beschreibt
man eine [m|M]enge verschiedener Erfah-
rungen. Denke daran, wenn wir beim
Essen die Hand mit dem Löffel heben
– weil wir sie heben wollen; anderseits wenn
wir ein Gewicht zu heben uns anstrengen,
es zu heben versuchen. Ist eine sol-
che Erfahrung des [v|V]ersuchens auch
im ersten Fall & nur insofern modi-
fiziert als es uns so leicht gelingt
den Löffel zu heben? – Oder ich schreibe:
schreibe ich unwillkürlich? – Aber ist
mein Schreiben von Willensakten begleitet?
Will ich einen Buchstaben schreiben be-
vor ich ihn schreibe? Und wie verschieden
ist es wieder, wenn ich nachdenken will,
mich erinnern will, etc.. Zwischen allen
diesen Fällen bestehen verschiedene Fami-
lienähnlichkeiten
einander übergreifende
Analogien, <(>Familienähnlichkeiten).
     

Was man im Falle des Armhebens ‘wollen’
nennt hängt mit der Erfahrung der
103
Muskelempfindung zusammen. Man
versuche sich vorzustellen daß man
seinen einen Arm hebt (willkürlich hebt) ohne
aber zu fühlen, daß er sich hebt (oder man
ihn) hebt, sondern bloß mit den Augen
wahrnehmend, daß er sich hebt.
     

Wenn wir unsere Finger entsprechend in ˇeiner bestimmte[r|n] Weise
verschränken so sind wir nicht im Stande
einen Finger bestimmten Finger auf Befehl
zu heben wenn der Befehlende bloß auf
den Finger zeigt – ihn bloß unserem Aug zeigt.
Wenn er ihn dagegen berührt so können
wir ihn bewegen. Man kann möchte diese Erfah-
rung so beschreiben: wir seien nicht im
Stande, den Finger heben zu wollen. Aber
nicht nur ist das ganz anders als, wenn der Fall ist ganz verschieden von dem, wenn
wir nicht im Stande sind den Finger zu heben,
weil ihn etwa jemand hält, sondern der
Ausdruck “nicht im Stande sein” oder
das Wort “versuchen” bedeutet hat im ersten
Fall etwas eine anderes, wenn auch ähn-
liche, Bedeutung
.
   Man ist nun leicht geneigt den ersten
Fall so zu beschreiben, man könne
für den Willen keinen Angriff finden ehe
der Finger nicht berührt sei, ehe man den
Finger nicht fühle. Erst wenn man ihn
fühle könne der Wille wissen, wo er an-
zugreifen habe. Aber diese Ausdrucksweise
ist irreführend; man möchte sagen: “wie
soll ich denn wissen, wo ich mit dem Willen
anzupacken habe, wenn das Gefühl nicht
die Stelle bezeichnet?” Aber ich könnte fragen:
“Und wie weiß man denn, wenn das Gefühl
104
da ist, wohin ich den Willen zu lenken habe?”
     


 “Das Wollen ist auch nur eine Erfahrung”,
möchte man sagen (der ‘Wille’ auch nur
‘Vorstellung’). Er kommt, wenn er kommt,
& ich kann ihn nicht herbeiführen.
     

‘Nicht herbeiführen’? – Wie was? – Was kann
ich denn herbeiführen? Womit vergleiche
ich das Wollen, wenn ich das dies <(>von ihm<)>
sage?
     

 Im Gegensatz wozu nenne ich denn
hier das Wollen “eine Erfahrung”, & oder
sage, es komme, wenn es komme?!
     

Wo ist die Antithese, auf die ich hier deute,
zu Hause?
     

  Von der Bewegung meines Armesˇ, z.B., würde
ich nicht sagen, sie komme, wenn sie
komme, ich könne sie nicht herbeiführen.
, etc.. [&|Un]<d> hier ist die Domäne, in der wir sinnvoll
sagen, daß uns etwas nicht einfach ge-
schieht, sondern daß wir es tun. “Ich
brauche nicht abwarten bis mein Arm
sich ˇvielleicht heben wird, – ich kann ihn heben”.
Und hier Hier setze ich die Bewegung meines
Arms etwa dem entgegen, daß die Wind-
richtung sich ändern wird. daß sich das heftige Klopfen meines Herzens legen wird.
     

“Aber mußt Du das Wollen nicht auch doch
abwarten?”
Die Handlung geschieht, wenn
ich will. – “Aber willst Du auch, wenn Du
105
willst?” – Das heißt nichts. Und daß es
nichts heißt kommt daher, daß hier das
Wort “wollen” grammatisch falsch aufge-
faßt wird, wie das Wort “Zeit”, wenn Das ist wie wenn man
denkt, die Zeit müsse sich mit einer bestimm-
ten Geschwindigkeit bewegen //müsse mit einer be-
stimmten Geschwindigkeit verfließen//.
     


“Ich kann es nicht herbeiführen”? Doch,
ich kann es herbeiführen, in dem Sinne,
in dem ich überhaupt irgend etwas herbeiführen
kann. Ich kann es nicht wollen. Und
das heißt, es hat keinen Sinn zu sa-
gen. “ich habe es willkürlich, (oder unwill-
kürlich) gewollt”.

< [⋎ S 111 A als neuer eigener Absatz. >
     

 So führt man das Wollen herbei, wenn
man sich absichtlich in eine Zwangs-
lage versetzt. Wenn man z.B. ins tiefe
Wasser springt um schwimmen zu lernen.
     

 Denke an das Paradox: ‘daß es etwas Wei-
ches eigentlich nicht gibt; denn auch das
Weichste hat, wenn ich etwa auf ihm liege,
eine bestimmte Form & eine ebenso bestimmte,
als wäre sie aus Stahl’. //; denn auch das
weichste Kissen hat, wenn ich darauf
liege eine bestimmte Form, die ˇauch nicht be-
stimmter wäre
& die könnte auch nicht be-
stimmter sein, wenn sie aus Stahl wäre’.//
     


Man sagt: “[V|v]ielleicht wird es Dir einmal
geschehen, daß Du das siehst, oder hörst”; aber
106
man sagt nicht: ‘vielleicht wird es Dir
einmal geschehen, daß Du das willst’.
“Denn”, möchte man sagen, “wenn Du
willst (Lust hast) kannst Du jederzeit
wollen. Denn Du tust es ja selbst; nicht
der Körper, der nur teilweise von [d|D]ir abhän-
gig ist, sondern Du.
     

   Das wollende Subjekt stellt man
sich hier als etwas [m|M]asseloses[, t|(T]rägheitsloses<)>
Wesen vor, als einen Motor der in sich
selbst keinen Trägheitswiderstand zu über
winden hat. Und also nur Treibendes & nicht
auch Getriebenes ist. D.h.: Man kann sagen
“ich will, aber mein Körper folgt mir nicht”,
aber nicht: “mein Wille folgt mir nicht”.
(Augustinus)
Aber in dem Sinn, in welchem es mir
nicht mißlingen kann, zu wollen, kann
ich es auch nicht versuchen.
     

< Und doch sagt man: “Ich glaube, Du wirst das einmal
wollen.”–
>
     

 Und man könnte sagen: “Ich kann
nur insofern jederzeit wollen, als ich
nie versuchen kann zu wollen”.
     

 Und zu sagen, ich könne nicht zu wollen
versuchen ist natürlich keine Aussage
über die Naturgeschichte des Willens. Das
Zeitwort “wollen” legt es uns nahe, die
Tätigkeit des Wollens mit der Tätigkeit der
Ausführung des Gewollten zu vergleichen &
die grammatische Verschiedenheit für eine Verschie-
denheit der Eigenschaften zu nehmen.



107
     
“Das Wollen ist auch nur eine Erfahrung …”
Wogegen richtet sich das? Und wenn die
Annahme, die hier zurückgewiesen wird,
unrichtig war; wie konnte man diesen Feh-
ler machen? Was hat uns zu ihm verführt?
Was ist die Vorstellung, die Analogie, die am
Grunde der Anschauung liegt, es gäbe ein
passives Prinzip, die Vorstellung, & ein akti-
ves, den Willen?
< ⋎ [S. 108 A] als eigener Absatz.] >
     


Tun scheint selbst gar kein Volumen
der Erfahrung zu haben. Es scheint wie
ein ausdehnungsloser Punkt, die Spitze
einer Nadel. Diese Spitze scheint das eigen-
tliche Agens. Und alles Geschehen in der
Erscheinung nur Folge dieses Tuns. “Ich
tue” scheint einen bestimmten Sinn zu
haben, abgelöst von deje jeder Erfah-
rung.
     

 Denke ich aber an eine Anwendung dieses
Ausdrucks, so ist <(>da<)> immer eine Erschei-
nung im Spiele.
     

Das was den Eindruck erweckt, daß es ein
Tun gibt abgelöst vom Erfahren ist die
Existenz der Ausdrucksweise: “[i|I]ch tue das”, “
Ich hebe den Arm”, im Gegensa<t>ze zu “Mein Arm
hebt sich”, oder “Ich fühle, sehe, wie mein Arm
sich hebt”.
     

Wir sind unter dem Eindruck dieser Aus-
drucksformweise, wenn wir das unmittelbar Gege-
bene als Tun & Wahrnehmen sehen.
108
     



   Aber vergessen wir [e|E]ines nicht: Wenn
‘ich meinen Arm hebe’, ‘hebt sich mein
Arm’; & das Problem entsteht: Was
ist das, was übrigbleibt, wenn ich von
der Tatsache, daß ich meinen Arm hebe,
die abziehe, daß mein Arm sich hebt
     

Bedenken wir auch, daß die Tätigkeit des
Deliberierens von den Erfahrungen beim
wirklichen Ausführen der Bewegung unabhän-
gig sind. D.h., dieses Deliberieren, Überlegen,
Wählen, könnte geschehen, auch ein Ent-
schluß gefaßt werden, & die willkürli-
che Handlung doch nicht stattfinden.
Und umgekehrt konnte die willkürliche
Handlung ohne jede vorausgehende Über-
legung ausgeführt werden.
     




[Zu S 107] A Es ist freilich in dieser Konzeption
gleich eine Schwierigkeit, daß nämlich
das, was der Wille ausführt, sich in der
Vorstellung zeigen muß.
    [Auf dieser Zeile: S. 109 A]
     

 Kann nun eine willkürliche Handlung
nicht verursacht werden? – Und ist sie
dadurch gezwungen? Wenn ich arretiert
& von der Polizei abgeführt werde, so
gehe ich gezwungen. Ist nun das Gleiche
der Fall wenn ich im Garten spazieren
gehe? ˇ Ist denn die Ursache ein Zwang?? Ist es richtig zu sagen: “[i|I]ch fühle
mich in diesem Falle nur nicht gezwungen,
weil mir die Ursache, weswegen ich mich
109
bewege, wie ich es tue, nicht bekannt ist”?
Wäre die Kenntnis eines Naturgesetzes ein
Gefühl des Zwanges?
     

  Ist das Gefühlˇ, die Erfahrung, des Zwanges die direkte
Erfahrun Wahrnehmung der Ursache, die
man sonst nur aus der Koinzidenz er-
schließt?
     


[Zu S. 108 A auf einer neuen Zeile] A Was ist
das, was wir wollen? Was ist das Objekt des
Wollens?
     


Vergleiche verschiedene Bedeutungen der
Worte “Zwang”, “herbeiführen”, “versuchen”.
     

 Wenn wir Flüssigkeit durch ein Röhrchen
oder einen Strohhalm einsaugen, so sind wir geneigt einen Strohhalm trinken, so sind
wir geneigt ……
zu meinen, wir saugen mit dem
Mund, den Wangen, weil wir in ihnen den
Luftdruck spüren, aber keine Anstrengung
in den Brustmuskeln, die die Kraft ausüben.
     

Ist das Deliberieren, das zur Handlung
führt, selbst eine Erfahrung oder eine Tätig-
keit? Und allgemein: ist der Gedanke eine
Erfahrung oder eine Tätigkeit? – Wie willst
Du ihn nennen? (Man liest oft in
Erzählungen den Ausdruck: “plötzlich
hörte er sich die Worte sagen …”.)
     

“Geschieht es uns, daß wir wünschen, oder
110
tun wir es?” Ja, hat diese Frage einen
Sinn? Es hat freilich Sinn zu fragen: “Hast
Du den Arm absichtlich gehoben, oder hat er
sich von selbst gehoben?” Und die Frage, ob
das Wünschen ein Tun oder ein Erfahren sei,
kann etwa bedeuten, : ob das Wünschen
ähnlicher ist dem willkürlichen Heben
des Armes, oder der Erfahrung, daß
mein Arm sich hebt. (Lichtenberg: “Es denkt.”)
     

Es hat auch keinen Sinn zu fragen:
“ist das Wollen, eigentlich, eine Erfahrung?”
    Die eigentümliche, zähe Schwierigkeit
dieser Frage zeigt schon, daß es eigentlich
keine Frage ist.
     

“Das Wollen kommt, wenn es kommt”,
& das heißt, es müßte eigentlich
etwas sein, was da ist, ehe es da ist.
     

Das philosophische Problem scheint
unlösbar; bis unlösbar. Bis man sieht, daß es eine
Krankheit ein Leiden der Darstellungsform gibt.
//Das philosophische Problem scheint
unlösbar. Bis man sieht, daß es eine
Krankheit gibt, die in der Darstellungs-
form sitzt. die ihren Sitz in der Darstellungsform hat.//
     


Meine Wahl ist frei, heißt nichts anderes
als: ich kann wählen wähle manchmal. Und ˇdaß ich manch-
mal wähle, steht doch nicht in Zweifel.
Was man “frei” nennt, ist nur die Wahl an
sich. Zu sagen<,> : “wir glauben nur, daß
wir wählen”, ist Unsinn. Der Vorgang, den
111
wir “wählen” nennen, findet statt, ob
man das Resultat der Wahl nach
Naturgesetzen vorraussagen kann, oder
nicht.
     


ˇ[Zu S. 105] A Mein Ausdruck kam daher, daß ich mir
das Wollen als ein Herbeiführen dachte, – aber
nicht als ein Verursachen, sondern – ich möchte
sagen – als ein direktes, nicht-kausales,
Bewegen //Herbeiführen//. Und dieser Idee liegt
die Vorstellung zu Grunde, daß der kausa-
le Nexus durch einen Mechanismus, eine
Reihe von Zahnrädern oder dergleichen, gebil-
det wird. die Verbindung zweier Maschinenteile durch einen Mechanis-
mus, etwa eine Reihe von Zahnrädern, ist.
Diese Verbindung kann auslassen,
wenn der Mechanismus gestört wird. (Man
denkt nur an die Störungen, denen ein Mechanis-
mus normalerweise ausgesetzt ist; nicht daran,
daß etwa die Zahnräder plötzlich weich werden,
oder einander durchdringen, etc..) [Siehe Maschinschrift
S. 401]





     

 Das Motiv ist nicht eine Ursache ‘von innen
gesehen’! (Das Gleichnis von ‘innen & außen’
hier, wie so oft, gänzlich irreführend. – Es ist
von der verwandt der Idee von der Seele, einem
Lebewesen, im Kopfe. Aber wir vermengen diese Idee
mit andern unverträglichen, wie die diese Idee ist mit andern unverträglichen vermengt, wie die …… Metaphern
im Satz “der Zahn der Zeit, der alle Wunden heilt, etc.”)
     


Man nimmt an daß ein Mensch das
Motiv seiner Tat weiß; – das sagt uns
etwas über die Bedeutung des Wortes “Motiv”.
112
//; – das zeigt uns, wie wir das Wort “Motiv”
gebrauchen.// //; – das sagt uns etwas
darüber, wie wir das Wort “Motiv” gebrauchen.//
     

 Nach den Gründen zu einer Annahme
gefragt, besinnt man sich auf diese
Gründe. Geschieht hier dasselbe, wie, wenn
man über die Ursachen eines Ereignisses
nachdenkt? //, wie, wenn man nachdenkt, was
ˇwohl die Ursachen eines Ereignisses gewesen sein
mögen?//
     


“Wie weißt Du, daß das wirklich der Grund
ist, weswegen Du es glaubst?”, das ist ähn-
lich, als fragte <ich>: “wie weißt Du, daß es
das ist, was Du glaubst”. Denn, wenn
er die Gründe angibt, <(>so<)> beschreibt er
ein Operieren mit Gedanken, das zu dem
Geglaubten führt (ihn etwa geführt
hat); einen Vorgang der seiner Art nach
zu dem des Glaubens gehört.
   Der Unterschied zwischen der Frage
nach der Ursache & der Frage nach
dem Grund ist etwa der, zwischen den
Fragen: “Was ist die Ursache der Bewegung dieses
Körpers von A nach B” & “[a|A]uf welchem Wege
ist er von A nach B gekommen”. (Hier sieht
man, wie ˇauch die Angabe der Ursache als
Angabe eines Weges aufgefaßt werden
kann.)
     


“Man kann die Ursache einer Erscheinung
nur vermuten” (nicht wissen); das muß ein Sat
113
grammatische Bedeutung haben. Es sagt heißt nicht,
daß wir mit dem besten Willen die Ursa-
che nicht wissen können. (“Wir können
in der Zahlenreihe, soweit wir auch zählen,
kein Ende erreichen” d.h.: von einem “Ende der
Zahlenreihe” kann keine Rede sein.)
   Nun hat es ˇeinen Sinn, zu sagen: “[i|I]ch kann
die Ursache dieser Erscheinung nur ver-
muten”; d.h., es ist mir noch nicht gelungen,
sie (im gewöhnlichen Sinne) ‘festzustellen’.
Im Gegensatz also zu dem Fall, in dem
es mir gelungen ist, in dem ich die Ursa-
che weiß. – Sage ich aber als metaphysischen
Satz, “ich kann die Ursache immer nur ver-
muten”, so heißt das: ich will im Falle der
Ursache immer nur das Wort “vermuten” &
nicht das Wort “wissen” gebrauchen und
so ˇverschiedene Gebiete verschiedener ˇder Grammatik auseinan-
derhalten. (Das ist also, wie wenn ich sage:
ich will in Gleichungen immer das Zeichen
“ = ” & nicht das Wort “ist” gebrauchen.) Was an unserm ersten Satz irreführt ist
das Wort “nur”; aber freilich gehört das
eben ganz zu dem Gleichnis, das im Ge-
brauch des Wortes “können” liegt.
     


Wie hängt die Furcht mit dem furchtbaren
Anblick zusammen? oder mit der furchtbaren
Vorstellung? – Soll ich sagen: “sich vor etwas
etwas fürchten heißt, es sehe wahrnehmen
& sich fürchten”? Wenn man nun mehreres
gleichzeitig sieht oder hört, ist da ein
Zweifel darüber, welches das Furcht Einflößende ist? – Oder weiß man es eben etwa aus früherer Erfah-
114
rung, vor welchem von allen diesen man
sich fürchtet?

   Ich möchte sagen: das Fürchten ist sich vor etwas fürchten ist
eine Beschäftigung mit dem Gegenstand
der Furcht. – Die Furcht begleitet nicht den
Anblick. Sondern das Furchtbare & die Furcht
haben die Struktur des Gesichts. Denken
wir uns, daß wir den Zügen eines Gesichts
mit den Augen in Erregung folgen; sie gleich-
sam zitternd nachfahren.


     
So ist das Gesicht, das uns Furcht oder Ent-
zücken einflößt (der Gegenstand der Furcht,
des Entzückens, etc.) darum nicht die ihre
Ursache, sondern – man könnte sagen – ihre
Richtung.
     


Das wovor man sich fürchtet braucht
nicht die Ursache der Furcht zu sein.
Wenn ich sage: “ich fürchte mich, weil er
mich anschaut”, so konstatiert das “weil”
keinen kausalen Zusammenhang.
     

↺ Es ist zu unterscheiden zwischen dem Gegen-
stand der Furcht & der Ursache der
Furcht.
     


< “Der Schmerzlose Zustand setzt die Fähigkeit voraus ˇSchmerzen zu fühlen” & das kann keine physiologische Fähigkeit sein. >
Wenn ich sage “ich habe keine Schmerzen im Arm”,
heißt das, daß ich eine Art schattenhaftes Ge-
fühl habe, welches die Stelle andeutet, in die
der Schmerz, wenn er käme, eintreten würde?
   In wiefern enthält der Gegenwärtige<,> Zustand
115
schmerzlose, Zustand die Möglichkeit der
Schmerzen?
    Wenn einer sagt, : “Damit das Wort
‘Schmerzen’ Bedeutung habe, ist es notwen-
dig, daß man Schmerzen als solche er-
kennt, wenn sie auftreten”, so kann
man antworten: Es ist nicht notwendiger,
daß man Schmerzen als solche erkennt,
wenn sie auftreten
, als daß man
das Fehlen der Schmerzen erkennt.
     

   “Schmerzen” heißt, sozusagen der
ganze Maßstab & nicht einer seiner
Teilstriche. Daß der Zustand auf
einem bestimmten Teilstrich steht,
ist durch einen Satz ausgedrückt. auszudrücken.
     


  Ist absolute Stille zu verwechseln mit
innerer Taubheit<,> ? ich meine der Unbe-
kanntheit mit dem Begriff des Tons? Wenn
das der Fall ist wäre, so könnte man
den Mangel des Gehörsinnes nicht von dem
Mangel eines andern Sinnes unterschei-
den.
   Ist das aber nicht genau dieselbe Fra-
ge wie: Ist der Mann, der jetzt nichts Rotes
um sich sieht, in derselben Lage, wie der,
der unfähig ist, rot zu sehen?
   Worin äußert sich die Fähigkeit ˇrot zu sehen
& worin die Bekanntschaft mit dem Be-
griff des Tons?
   Man wird sagen: Er muß wissen was
“Ton” heißt. Aber was heißt es, das zu
wissen? – Ich sage: “ich weiß was ‘rot’ heißt”.
116
– Jemand fragt: “Bist Du sicher?” – Was
würde ich da tun, um mich davon
zu überzeugen?
     

   Man scheint etwas über den
Zustand der Schmerzlosigkeit zu sagen,
wenn man sagt, daß er die Möglich-
zkeit des Schmerzes enthalten muß.
Man redet aber nur vom System der
Bilder, das wir verwenden.
     

 Man möchte sagen: “Das Grau muß
bereits im Raum von dunkler & heller
vorgestellt sein, wenn ich davon reden
will, daß es dunkler oder heller
werden kann.” – D.h.: es kann zum
Verständnis des Satzes gehören, daß
man etwas Helleres & Dunkleres (tat-
sächlich
) vor sich sieht, & man sagt
dann etwa: “dieses Grau kann so
oder auch so werden.”, indem man auf
die Muster zeigt.
     


Kann ich mir Schmerzen in der Spitze meines
Nagels denken, oder in meinen Haaren? –
Sind dieses Schmerzen nicht ebenso, &
ebenso wenig vorstellbar, wie die, die an
irgend einer Stelle des meines Körpers, wo ich ˇ(jetzt) ge-
rade keine Schmerzen habe & mich an keine
erinnere? – Das Bild der Moglichkeit ist
in den Gedanken, das heißt, in der Sprache.
     


Das Gefühl ist, als müßte nicht-p, um
117
p zu verneinen, es der verneinende Satz, um einen Satz zu verneinen, ihn erst in gewissem Sinne wahr
machen. (ˇVergleiche Erwartung & Erfüllung.)
“⊢ ~p” enthält nicht “⊢ p” “⊢p”.

































































118
     
Ende August 36
Philosophische Untersuchungen.
Versuch einer Umarbeitung.
     

   Das Lernen der menschlichen Sprache be-
schreibt Augustinus so: Augustinus beschreibt das Lernen … so: (Confessiones I.8)
“… cum … appellabant rem aliquam et cum secun-
dum eam vocem corpus ad aliquid movebant,
videbam et tenebam hoc ab eis vocari rem illam,
quod sonabant, cum eam vellent ostendere”.
     
  Wer das Lernen der Sprache ˇes so beschreibt,
denkt vorerst an eine gewissec Klasse von
Substantiven: Wörtern, wie etwa ‘Mann’, ‘Mund’, ‘Brot’, ‘Tisch’,
& erst in zweiter Linie nur entfernt an Wörter, wie, ‘heute’,
‘nicht’ ˇ‘aber’, ‘vielleicht’, ‘heute’.
     
       Wenn jemand das Schachspiel be-
schreiben wollte, aber seine Beschreibung
vergäße die Bauern & ihre Züge, in seiner Beschreibung die Bauern unerwähnt ließe //nicht erwähnte// //aber die Bauern & ihre Funktion im Spiel// so könnte
man sagen Wer das Schachspiel beschreiben wollte … von dem könnte man sagen …, er habe das Schachspiel
unvollständig beschrieben; aber auch<:> ,
er habe ein einfacheres Spiel als unser
Schach beschrieben. Und in diesem Sinne ˇso
kann man sagen Augustin'[e|s]s Beschreibung
gelte für eine einfachere Sprache als die
unsere. <– Denken wir uns die folgende Sprache: So eine einfache Sprache wäre die:>
     Denken
     
1
Ihre Funktion ist die Verständigung
eines Bauenden Meisters A mit seinem Gehilfen B.
A errichtet einen Bau, B reicht ihm Baustei-
ne ˇzu. Es gibt Würfel, Platten, Balken, Säulen. A
ruft eines dieser der Wörter ˇ’Würfel’, ’Platte’ etc. aus, B bringt ihm
ˇdarauf den entsprechenden Stein Baustein. – Denken wir uns
eine Gesellschaft die nur dieses System der
Verständigung, ˇnur diese Sprache<,> besitzt. Die Kinder lernen sie die Sprache
von den Erwachsenen, indem sie dazu abge-
richtet werden
zu ihrem Gebrauche erzogen
werden: d.h., sie werden dazu erzogen, zu bauen,
119
sich der Rufe ‘Platte!’, ‘Würfel!’, etc. zu bedie-
nen & auf diese Rufe richtig zu reagieren.
Dieses Lernen der Sprache ist wesentlich
eine Abrichtung[,|] durch Vormachen, Ermun-
terung, Nachhilfe, Belohnung, Strafe, u.s.w. u.a.m..
Ein Teil der Abrichtung besteht ˇetwa darin, daß,
der Lehrende ˇweist auf einen Baustein<,> weist,
ˇlenkt die Aufmerksamkeit des Kindes auf ihn<,>
lenkt & ˇspricht dabei ein Wort ausspricht. Diesen
Vorgang
Diesen Vorgang will ich ‘vorzeigendes //zeigendes// Lehren der
Wörter’ nennen.
   Im praktischen Gebrauch dieser Sprache
ruft der Eine die Wörter als Befehle, der
Andre handelt nach ihnen. Im Lernen
der Sprache aber wird sich dieser Vorgang diese Übung
finden: das Kind ‘benennt’ die Gegen-
stände[; d|. D].h., es sagt die Wörter, wenn
der Lehrende auf die Dinge ˇverschiedenen Baustein[e|f]ormen weist. Ja
es wird hier die noch einfachere Übung
geben: [d|D]as Kind spricht Worte nach, die
der Lehrer im vorsagt.
     

        <|←> “Aber in dieser Sprache hat doch das Wort
‘Platte’, z.B., nicht die selbe Bedeutung, wie in
unserer Sprache!” – Das ist wahr, wenn Du
sagen willst, daß in unserer Sprache das
Wort ‘Platte’ auch anders verwendet wird
als in No (1). Aber gebrauchen wir es nicht auch
ebenso wie in (1)? Oder sollen wir sagen, es sei
dann ein eliptischer Satz, , wenn wir es brauchen, dann ist es ein eliptischer Satz, eine Abkürzung
für “Bring mir eine Platte”? – Ist es so: Wenn
wir ‘Platte!’ rufen, so meinen wir ‘Bring mir
eine Platte!’? Aber warum sollte ich hier wenn ich angeben will was er meint
im Geiste den Ausdruck ‘Platte!’ in ‘Bring mir eine Platte!’ über-
setzen[?|,] und wenn sie gleichbedeutend sind, wa-
rum sollte ich nicht sagen: “Wenn wir ‘Platte!’ rufen,
120
so meinen wir ‘Platte!’”? Oder: Warum sollte ich
nicht ‘Platte!’ meinen können, wenn ich im Stande
bin ‘Bring mir eine Platte!’ zu meinen[, e|? E]s sei
denn, daß Du sagen willst, daß ˇein Mensch tatsächlich,
wenn er ‘Platte!’ ruft, zu sich selbst, im
Geiste, immer den Satz ‘Bring mir eine Platte’ sagt.
Ist aber ein Haben wir aber einen Grund vorhanden, dies anzu-
nehmen zu glau-
ben
?
     

   Denken wir uns folgende Fragestellung: “Wenn
jemand den Befehl gibt ‘Bring mir eine Platte!’,
muß er ihn als vier Wörter Satz von vier Wörter<n> meinen; kann er ihn
nicht auch als ein (langes, zusammengesetztes)
Wort meinen, das dem einen Worte ‘Platte!’ ent-
spricht?” dem einen Worte … entsprechend?” – Wir werden geneigt sein, zu antwor-
ten, daß er die vier Wörter meint, wenn er den
Satz
‘Bring mir eine Platte!’ im Gegensatz zu andern
Sätzen braucht gebraucht, die welche diese Wörter in andern Zu-
sammenstellungen enthalten; wie etwa ‘Bring
mir 2 Platten!’, ‘Bring ihm einen Würfel!’, etc.ˇ etc. – Aber
was heißt es, den einen Befehl im Gegensatz
zu diesen andern gebrauchen? Müßen dem der
den einen Befehl gibt, die andern im Geiste
vorschweben? Und alle von ihnen[,|?] , ; oder nur einige?
Ist es nicht so: Der Befehl ist ein Satz aus
vier Wörtern, <> oder, der Befehlende ‘meint vier
Wörter’, <> wenn in der Sprache, die er spricht,
& deren ein Satz dieser der Befehl ist, jene andern
Kombinationen vorkommen. Es kommt nicht
darauf an, daß solche Kombinationen dem
Befehlenden vorschweben, während er den Be-
fehl gibt, noch ˇoffenbar darauf, wie lange vorher
oder nachher er etwa an sie gedacht hat.
     

2
Betrachten wir nun eine Erweiterung der Sprache
(1) Der Gehilfe hat gelernt kann die Zahlwörter
121
von ’eins’ bis ’zehn’ der Reihe nach herzusagen. Auf den Ruf ‘[f|F]ünf Platten!’ geht er dorthin,
wo die Platten aufgestapelt liegen sind, sagt
die Zahlwörter von ‘eins’ bis ‘fünf’, nimmt
bei jedem Wort eine Platte auf & bringt sie
dem Bauenden A. (Im Gebrauch In der Praxis dieser Sprache
sprechen also beide Teile.) Das Zum Lernen der
Sprache enthält nun gehört hier das Auswendiglernen
der Reihe der Zahlwörterreihe. Der Gebrauch
der Zahlwörter dieser Wörter wird wieder vorzeigend gelehrt
[. A|; a]ber hier wird das gleiche Zahlwort, etwa z.B. ‘drei’,
ˇsowohl beim beim Hinweisen auf alle Bausteinformen Platten als auf Würfel etc. u.s.w. vor-
gesprochen, & die verschiedenen & verschiedene Zahlwörter
beim Hinweisen auf die ˇGruppen von Steinen der gleichen
Form.
     

Dem Auswendiglernen der Reihe der Zahlwörter Zahlwörterreihe
entspricht nichts kein Zug im Lernen der Sprache (1), &
dies zeigt deutlich klar, daß wir mit den Zahlwör-
tern ein gänzlich neues eine ganz neue Art von Instrument Instrument in die Sprache eingeführt haben. Die Wesensverschieden-
heit der Instrumente Instrumente Zahlwort & Bezeichnung der
Bausteinform tritt hier ˇso klar zu Tage //ist hier so augenfällig//, weil wir es
nur mit zwei Wortarten zu tun haben & ihren
Gebrauch den Gebrauch der beiden //& die Art ihres Gebrauches// //& die Art des Gebrauchs der beiden// ganz übersehen können.
     

3
Es ist hier
klar, daß die Wortarten nur die äußere
Form der Lautreihe mit einander gemein haben
Die Wortarten beiden Sprachinstru-
mente
haben nur die äußere Form, die Form der Lautreihe,
,<.> ˇUnd die ˇist unwesentlich ist, denn wir könnten uns
eine Variante von (2) denken,
in der A statt ein Zahlw[o|ö]rt<er> zu rufen auszusprechen dem
B die entsprechende eine Anzahl von Fingern
zeigt. //… auszusprechen, eine Anzahl von Fingern in die Höhe hebt.//
     

Was hat das vorweisende Lehren der Wörter ‘Platte’,
‘Würfel’, etc. mit dem der Zahlwörter gemein? In
beiden Fällen weisen wir auf Dinge & sagen sprechen Wörter ˇaus; aber
der weitere Gebrauch, den wir von dieser Handlung
122
machen ist jedesmal ein andrer. Dies ist ˇfreilich nur klar ˇoffensichtlich,
wenn man es mit wir Beispielen zu tun hat betrachten, die
ˇwir bis in die ihre Einzelheiten ausgeführt sind haben.
Jener Unterschied wird verschleiert durch
die Ausdrucksweise: Man kann den Unterschied durch die Ausdrucksweise verwischen:Im einen Fall weisen wir
auf die Form, im andern auf die Anzahl”.
     

4
Führen wir ein weiteres Inst Werkzeug in unsere
Sprache ein: Einem [b|B]estimmten Gegenst[a|ä]nd<en,>
etwa einer bestimmten Stange die beim
Bauen als Werkzeug dient, wird ein Eigen-
name gegeben
einzelnen bestimmten Steinen
die beim Bau verwendet werden sollen,
werden Eigennamen Namen (Eigennamen) gegeben[;|,] indem man
auf sie weist & zeigt auf den Stein & sagt
seinen Namen. Ruft A den Namen aus, so
bringt B den Stein, dem er beigelegt wurde.
     


     <> Das vorzeigende Lehren der Worte ist hier
wieder anders als verschieden von dem in (1) &
(2). Aber nicht notwendigerweise die ˇhinweisende Gebärde, das
oder das Aussprechen des Namens Eigennamens, noch, not-
wendigerweise, das,
was beim Zeigen & Ausspre-
chen im Sprechenden oder Hörenden vorgeht;
ˇwohl aber die Rolle die der Gebrauch der von diese[s|m] Zeigen & Aussprechen im
Lehren der Sprache & in ihrem Gebrauch zufällt
der Praxis der Verständigung mit ihr gemacht
wird. – Man ist versucht zu Soll man sagen, der Unter-
schied sei ˇliege darin, daß man in den verschiedenen
Fällen auf verschiedene Arten von Gegenstän-
den weist? Aber wenn ich mit der Hand auf ein
ˇStück weißes Papier zeige, wie unterscheidet sich
ein Hinweisen auf die Form von einem Hinweisen
auf die seine Farbe? Man möchte sagen: der Unter-
schied ist, daß wir in den beiden Fällen
verschiedenes meinen. Und Meinen sollte
124
hier ein Vorgang Gedankenvorgang sein, der stattfindet statthat wäh-
rend wir zeigen. Besonders neigt man zu
dieser Idee Auffassung //Vorstellung//, wenn man bedenkt sich sagt, daß ein
Mensch, danach wenn man ihn fragt der gefragt ˇwird, ob er auf
die Form oder auf die Farbe zeige, die Form oder die Farbe meine, im allgemeinen
apodictisch im einen oder im andern Sinne
antworten kann wird. Wenn Suchen wir nun aber
nach zwei seelischen Vorgängen suchen,
die das mei Meinen der Form & das
Meinen der Farbe charakterisieren kennzeichnen, so
finden wir nichts, was das ˇwovon wir sagen könnten, es müsse <alle> die Handlung des Zeigen<s> auf die
Form, oder das Zeigen auf die Farbe
der gleichen Art beglei-
ten<.> müßte. Unsere Begriffe: ‘die Aufmerk-
samkeit auf die Form richten’, ‘die Aufmerk-
samkeit auf die Farbe richten’ sind nur
rohe, unbestimmte Begriffe. Der Unterschied,
könnte man sagen, liegt nicht einfach
in dem was beim Zeigen vor sich geht,
sondern ˇvielmehr in der Umgebung d<i>es<es> Zeigens,
in dem, was ˇihm vorhergeht & dem was darauf folgt.
< Es gibt aber wohl charakteristische Weisen auf eine Form zu zeigen, oder auf eine Farbe,
Höhe, einen Umfang, etc..
>
     

5
Auf den Ruf “Diese Platte!” bringt B
die Platte auf die A zeigt. Auf den Ruf
“Platte dorthin!” trägt er eine Platte an die
Stelle auf die A weist.
     
Wird das Wort ‘dorthin’ vorzeigend zeigend gelehrt? Wenn
der Gebrauch dieses Wortes gelehrt & eingeübt
wird, wird der Lehrende die zeigende Handbewe-
gung machen & dabei das Wort aussprechen.
Aber sollen wir sagen, daß er damit einem Ort
den Namen ‘dorthin’ gibt? Die zeigende Gebärde ist
gehört ja hier zur in die Praxis der Verständigung mittels
der Sprache.
     

    Es ist die Ansicht in der Philosophie unter Philosophen die Meinung
aufgetaucht, daß Wörter wie ‘dort’, ‘hier’, ‘jetzt’,
125
‘dieses’ die eigentlichen Eigennahmen sind, & nicht nicht aber
die Wörter, die wir im gewöhnlichen Leben geneigt
sind, so zu
etwa so nennen. für gewöhnlich so nennen würden. Diese seien Eigennamen
nur in einem ˇungenauen, oder, angenäherten Sinn. Etwa, wie
man sagen kann, daß für gewisse Betrach-
tungen ein Sandkörnchen angenähert als
materieller Punkt gelten kann.
Denke an
Russell's Begriff vom ‘individual’, oder
an meinen von den ‘Gegenständen’ ˇ& ihren ‘Namen’ ( Log. Phil. Abh.);
diese Gegenstände sollten die Grundbe-
standteile der Wirklichkeit sein; etwas,
wovon man nicht aussagen könnte, es existie-
re(<;> oder existiere nicht). ˇ(Theaitetos) Welches diese Einfachen
Elemente der Wirklichkeit waren seien, schien
schwer ˇnicht leicht zu sagen<.> & [s|S]ie zu finden //Ich dachte, es sei// ˇdachte ich mir als die Aufgabe
weiterer ’logischer Analyse’ zu sein //sie zu finden//<.> Wir Dagegen
haben ˇdagegen wir in (4) Namen Eigennamen eingeführt, die
Gegenstände, Dinge,
im gewöhnlichen Sinne
des Wortes, bezeichnen zur Bezeichnung von Dingen, Gegenständen,.
     

6
Frage & Antwort. A fragt: “Wie viele Platten?” B zählt
sie & antwortet mit dem letzten Zahlwort.
     
Systeme der Verständigung wie meine Beispiele
1-6 will ich ‘Sprachspiele’ nennen. Sie sind
dem, was wir im gewöhnlichen Leben Spiele
nennen mehr oder weniger verwandt; Kinder
lernen ihre Muttersprache mittels solcher
Sprachspiele, & hier haben sie vielfach den
unterhaltenden Charakter des Spiels. – Wir be-
trachten aber die Sprachspiele nicht als
die Fragmente einer Sprache, eines Ganzen ‘der Sprache’, sondern als
in sich geschlossene Systeme der Verständi-
gung, als einfache, primitive, Sprachen. Um diese
Betrachtungsart im Auge zu behalten ist es
oft nützlich sich das Bild weiter auszumalen
126
& ˇsich einen primitiven Volksstamm vorzustellen
dessen gesamte Sprache in dem diesem Sprachspiel
besteht. (Denke an die primitive Arithmetike
solcher wilder S[f|t]ämme.)
     
  Wenn wir in der Schule spezielle technische
Zeichensprachen lernen, wie den Gebrauch von
Diagrammen & Tabellen, Darstellende Geometrie,
chemische Gleichungen Formeln, etc., lernen wir weitere
Sprachspiele.
     

  Das Bild welches man von <(>[der|Die] Sprache eines des
Erwachsenen hat ist etwa stellt sich unsrem Auge dar erscheint uns als
eine nebelhafte Masse, die Umgangssprache, & um<geben>
sie herum von einzelne<n>, ˇmehr oder weniger klar umrissene<n>, Sprach-
spiele<n>, d[ie|en] technischen Sprachen.)
     

6 7
Fragen nach dem Namen. Es werden
außer den alten, neue Bausteinformen
eingeführt neue zugebracht. B zeigt
dann auf eine solche Form & fragt:
[w|W]ie heißt das?” A antwortet: “[d|D]as heißt …”
Beim Bauen ruft A das neue Wort (‘Prisma’
z.B.) & B bringt den Stein.
     

Die Worte “Das heißt …” mit der hinweisenden
Gebärde nennen wir ‘hinweisende Erklärung’, oder
‘hinweisende Definition’. In (7) wird ein Gattungs-
name erklärt, der Name einer Form, erklärt;
aber analog kann nach dem Eigennamen
eines Dinges, ˇdem Namen einer Farbe, einer Zahl, einer Him-
melsrichtung gefragt werden. (Wenn ich wir hier von
den ’Namen’ von Farben, Zahlen, Richtungen, etc.
spreche<n>, so könnte das zweierlei Gründe haben.
Der eine: wir könnten glauben meinen, daß die Funktion<en>
eines Eigennahmens, Farbnamens, ˇStoffnamens<,> Zahlwortes, etc.,
etc. ˇin der Sprache, d.i. ihre Funktionen im Sprachspiel, einander viel ähnlicher sind als ˇwirklich der Fall ist.
Wenn wir das glauben Dann sind wir versucht
127
zu denken, die Funktion eines jeden Wortes
sei ist ungefähr die des Eigennamens einer
Person, oder ˇetwa eines Gattungsnamens Wortes wie
‘Tisch’, ‘[s|S]essel’, ‘Tür’. – Der andre Grund: wir ver-
stehen die gänzliche Verschiedenheit der
Funktionenen von des Worte[n|s] wie “Tisch”, “Sessel”, etc. ˇeinerseits
& der Funktion eines Eigennamens ˇandrerseits, & die Verschie-
denheit beider von der, etwa, eines Farbnamens;
& ˇwir können sehen darum keinen Grund warum wir nicht
auch von ’Zahlnamen’, ’Richtungsnamen’ etc
sprechen sollen<:> Nicht, um damitc zu sagen,
daß Farben, Körper, Zahlen, Richtungen ja nur
verschiedene Arten von Gegenständen sind seien,
sondern um die Analogie zu betonen, die im
Mangel der Ä<h>nlichkeit ˇliegt, zwischen den der Funktionen von
’Sessel’ & ’Jakob’ einerseits, & ’Sessel’ ’Süden’ &
’Jakob’ andrerseits<.> liegt.
     

8
  B erhält eine Tabelle in welcher Schrift-
zeichen ↻gegenüberstehn den Bildern von Gegen-
ständen; z.B. ˇden Bildern eine[m|s] Hammer<s>, einer Zange,
einer Säge<.>, etc. A schreibt ein<es> solches jener Zeichen
auf eine Tafel, B sucht es in der Tabelle
auf, fährt mit dem Finger vom Schriftzeichen
zum Bild & bringt holt den Gegestand den das
Bild zeigt.
     

Betrachten wir die verschiedenen Arten von Zeichen
in unsern Beispielen. Wir wollen zwischen Sätzen
& Wörtern unterscheiden. ‘Sätze’ & ‘Wörter’ ˇin unsern Sprachspielen werde
ich nennen, was dem analog ist, was wir für in der
gewöhnlich<en> ˇSprache ‘Sätze’ & ‘Wörter’ nennen. Ein Satz kann
auch aus einem einzigen Wort bestehen. In (1)
sind die Ausrufe ‘Platte!’, ‘Balken!’ solche
Sätze. In (2) hat jeder Satz zwei Wörter. – Wir unter-
scheiden unter den Sätzen Befehle, Fragen, Behaup-
128
tungen, Vermutungen, u.s.f.; unzählige Arten von
de[n|r]en ˇeinigen nach & nach die Rede sein wirdc soll.
     

9
Wenn [i|I]n einem Sprachspiel ähnlich (1)
ruft A Befehle von der Form “Platte, Säule,
Prisma!”; & B bringt darauf<hin> eine Platte, eine
Säule & ein Prisma.
diese Bausteine. Wir
könnten hier den Befehl einen Satz, aber
auch drei Sätze nennen. –
     
10
Wenn aber die
Reihenfolge der Wörter dem B die Reihenfolge
angibt, in welcher er die Steine bringen soll,
dann werden wir “Platte, Säule, Prisma!”
einen Satz aus drei Wörtern nennen nennen der aus drei Wörtern besteht.
Hätte der Befehl die Form gehabt “Platte,
dann Säule, dann Prisma!”, so würden
wir sagen er bestehe aus vier Wörtern
(nicht ˇaus fünfen).
     

Unter den Wörtern finden wir Gruppen mit ähnli-
chen Funktionen ˇim Sprachspiel. Man sieht leicht die Ähnlich-
keit der Funktion ˇin der Gruppe der Wörter ‘eins’, ‘zwei’, ‘drei’
etc.ˇ einerseits, & anderseitsc die in der Gruppe Funktion von Wörter ‘Platte’,
‘Säule’ etc.[;|.] & [S|s]o können unterscheiden wir Wortarten
unterscheiden. In (9) & (10) besteht ein Satz
aus Wörtern nur einer Wortart
     

11
Die Ordnung, in der B die Steine [Z|z]ureicht wird
durch Ordnungszahlwörter, etwa ‘erstens’,
‘zweitens’, ‘drittens’ etc, angegeben. Der Befehl
in (10) kann also lauten “Drittens Prisma,
erstens Platte, zweitens Säule!” Hier haben wir
einen Fall in dem das was
Wir sehen, daß, :
was in einer Sprache die Funktion von Wörtern
ist, ˇkann in einer [a|A]ndern etwa von der Ordnung
der Wörter im Satz getan wird. geleistet werden.Oder [e|E]ine
Pause im in einem Satz ˇder einen Sprache kann die Funktion eines Worts
129
im Satz einer andern Sprache haben.
     

Solchec Überlegungen ˇwie diese können uns die un-
endlichegeheure Manigfaltigkeit der Mittel unserer
Sprache zeigen ahnen lassen; & es ist merkwürdig, mit interessant mit dem
was wir hier sehen beobachten sich uns hier zeigt die einfachen & starren Regeln
zu vergleichen, die was Logiker vom Bau aller Sätze
gesagt haben. (Vergleiche auch, was ich Dies gilt auch von dem, was ich …… ˇselbst in Log. Phil. Abh
gesagt geschrieben habe.)
     

   Wenn wir nach der Ähnlichkeit der Funktio-
nen der Wörter Wortarten unterscheiden, so
ist leicht zu sehen daß man die Wörter in es man
verschiedenerlei Weise Einteilungen wird geben
können
treffen kann. So Wir können wir z.B. leicht einen Grund
finden, das Zahlw [w|W]ort ‘eins’ nicht mit
‘zwei’, ‘drei’, etc.
zur ˇgleichen Art der wie die Wörter ‘zwei’, ‘drei’, ‘vier’,
etc. zu zählen rechnen.
     

12
Denken wir uns diese Variation der Sprache ˇvon (2):
Statt “Eine Platte!”, “Einen Würfel!”, etc. ruft
A einfach “Platte!”, “Würfel!”, etc.[; d|. D]ie andern
Zahlwörter aber werden wie in (2) ausgerufen.
Wer an dieses System gewöhnt wäre, könnte würde sich
leicht weigern das Wort ‘eins
das Zusammen-
fassen von ‘eins’ mit ‘zwei’ & ‘drei’ < etc> befremdlich
finden. (Denke an Gründe für & gegen die Klassi-
fikation der ‘0’ mit den andern Kardinal-
zahlzeichen. – Sind [s|S]chwarz & [w|W]eiß Farben?
In manchen Fällen möchte rechnet man sie unter die
Farben rechnen, in manchen nicht.)
     

W[ö|o]rter Wörter Wörter lassen sich in vielen Beziehungen mit
Schachfiguren vergleichen. Denke an die verschie-
denen Arten die Schachfiguren zu klassifizieren<.> (z.B.
in Offiziere & Bauern.).
     

   Es ist uns natürlich die hinweisenden Gebärden
130
in (5) & die Bilder in (8) zu den Werkzeugen Instrumenten der
Sprache zu rechnen. (Es gibt Gebärdensprachen.)
Die Bilder in (8) & ähnliche andere Instrumente einer der
Sprache die eine ähnliche Funktion haben will
ich ‘Muster’ nennen, zum Unterschiede von
von ‘Wörtern’. Wenn wir von einem Muster Ge-
brauch machen, so vergleichen wir etwas
mit dem Muster. Wir vergleichen in (8) einen
Hammer mit dem Bild des Hammers, aber
in (1) nicht eine Platte mit dem Wort ‘Platte’.
–Wir wollen ˇaber nicht sagen: “Es gibt in der Sprache
Worte & Muster”, als wäre damit irgend ein
wesentlicher Dualismus festgestellt, sondern
nur einen wichtigen Gegensatz, unter vielen
andern, hervorheben. ‘1’, ‘2’, ‘3’ z.B. werden
wir Wörter nennen, die Zeichen ‘|’, ‘||’, ‘|||’, ‘||||’,
‘|||||’ etc. aber Muster (soweit sie nicht wieder
einfach als Ziffern benützt werden.). Ob Soll man
aber ’|’ überhaupt ein Muster nennen<?> soll? ˇ Es gibt allerlei Übergänge zwischen Wort & Muster.
↺ Dasselbe Zeichen kann könnte einmal als Wort,
einmal als Muster gebraucht werden fungieren: Ein
Kreis kann der Name einer Elipse sein, aber
auch das Muster, womit sie nach gewissen
Proje[c|k]tionsregeln zu vergleichen ist.
     
Vergleiche diese beiden AusdrucksZeichensysteme:
13
A gibt dem B Befehle die aus zwei geschrie-
benen
auf eine Tafel gemalten Zeichen bestehen. Das erste Zeichen
ist ein unregelmäßig geformter Fleck von
irgendeiner bestimmten Farbe, etwa z.B. grün; das
zweite eine in schwarz gezeichnete geome-
trische Figur, z.B. ein Kreis: B bringt da-
rauf dem A einen Gegenstand, der die Farbe
des ersten & die Form des zweiten Zeichens hat. (
z.B. einen grünen, kreisförmigen Gegenstand.).
14
A gibt Ein Befehle die aus ist einem gemalte[n|s]
131
Zeichen bestehn, eine geometrische Figur
in einer bestimmten Farbe gemalt, z.B.
ein grüner Kreis. B bringt auf den Befehl
einen Gegenstand von der Form & Farbe
des Zeichens.
     
In (13) besteht ein Satz aus zwei Muster<n> zwei,
entsprechend ˇden zwei Wörtern unserer Sprache
“grüner Kreis”, z.B.. , deren jedes einem Wort entspricht – z.B. “grüner Kreis”. In (14) dagegen steht statt
dieser zwei Muster eines; das man nicht in
zwei Bestandteile (Form & Farbe) zerlegen kann;
es steht also hier nicht ein Muster für
ein Wort.
     
     Einen Ausdruck Worte in Anführungszeichen
kann man Muster nennen[. I|; i]n dem Satz “Er
schrie ruft ‘Halt!.ist also ‘Halt’ ein Muster. Vergleiche
aber den ˇdie beiden F[a|ä]ll<e>, wenn: der Satz “Er schrie ruft ’Halt’“ ge
ist ein gesprochener Satz, & anderseits ein ge-
schriebener
Satz. Wir nennen eine große
Mannigfaltigkeit von Vorgängen: “etwas mit
einem Muster vergleichen”.
Wie wird das gespro-
chene Wort mit dem Ruf verglichen, wie das
geschriebene? Wer geschriebenes kopiert vergleicht
was er schreibt mit einem Muster, aber in
gewissem Sinne auch der, der nach Diktat schreibt.
<> Wir nennen eine große Mannigfaltigkeit von Vor-
gängen: “etwas mit einem Muster vergleichen”.
     
    In (8) vergleicht B Bilder mit Gegenständen.
Aber worin besteht dieses Vergleichen? Was tut der,
der welcher vergleicht? Betrachte diese Fälle: a) die ˇabgebildeten Ge-
genstände sind <(>wie in (8)<)> ˇein Hammer, ˇeine Zange, eine Säge, ein
Bohrer; b) zwanzig verschiedene Arten von Schmetter-
lingen. Wie verschieden wird hier der Vorgang des
Vergleichens sein. c) Die Bilder d sind maßstabge-
rechte Zeichnungen von Bausteinen & das Vergleichen
hat mit dem Zirkel zu geschehn.
132
     
    Es sei B's Aufgabe ein Stück Tuch von
der Farbe eines Musters zu bringen, da[ß|s] ihm
gegeben wird. Wie vergleicht er die Farbe des Musters
& des Tuches? Stelle Dir verschiedene Fälle
vor:
     
15
A zeigt dem B das Muster; darauf geht
B & bringt den einen Stoff nach dem Gedächtnis.
16
    A gibt B das Muster. B geht mit dem Muster
zu dem Regal auf dem die Stoffe liegen &
sieht vom Muster auf die Stoffe ehe er
wählt.
17
B legt das Muster auf jeden der Stoffe am Re-
gal & wählt den Stoff dessen Farbe er nicht
vom Muster unterscheiden kann.
18
Stelle Dir dagegen den Fall vor, der Befehl
lautete: “Bring mir einen Stoff etwas dunkler
als dieses Muster!”. –
     
Ich sagte in (15) B bringe einen Stoff ‘nach dem Ge-
dächtnis’; aber dieser Ausdruck umfaßt unzäh-
lige ˇmögliche Vorgänge. Denke an einige Beispiele:
     
19
B, wenn er zu den Stoffen kommt, schließt
die Augen & ruft
schließt die Augen & ˇruft sich ein Bild des Musters in's
Gedächtnis. Er sieht dann abwechselnd
auf die Stoffe & stellt sich das Muster vor.
Einmal sagt er zu sich selbst “zu hell”,
einmal “zu dunkel”; endlich blickt er auf
einen & sagt “gut!”, & nimmt ihn vom Regal.
20
B ruft sich kein Bild des Musters vor
Augen. Er sieht einen Stoff nach dem andern
an, schut runzelt die Stirn & schüttelt bei
jedem den Kopf; beim zehnten entspannt sich
sein Gesicht, er nickt mit dem Kopf & nimmt
den Stoff.
< Denke Du hättest zu
beschreiben, was Du
in einem solchen
Falle wirklich tust
getan hast.
>
21
B ruft sich kein Bild des Musters vor Augen;
er blickt auf der Reihe nach auf einige
133
S Stoffe, den fünften nimmt er & bringt ihn dem
A.
     
Die Beschreibung<en> der ˇdieser drei Beispiele (19), (20), (21)ˇ, besonders des letzten, hat etwas
Unbefriedigendes. Es scheint, sie geben allerlei
Accidentien Nebensächliches & lassen ˇaber das Wesentliche aus.
Das Wesentliche aber wäre eine die spezifische
Erfahrung des Vergleichens & <des> Erkennens.
Wenn wir nun irgendeinen irgendwelche Vorg[a|ä]ng<e> des Verglei-
chens genau in's Auge fassen, so sehen wir
leicht eine Anzahl von Handlungen, Gedanken,
Empfindungen, die alle für den Vorgang d[e|a]s Ver-
gleichen mehr oder weniger charakteristisch sind.
Und das ist der Fall, ob es sich um ein Verglei-
chen nach dem Gedächtnis handelt, oder um
das Vergleichen zweier Gegenstände, die wir beide
vor Augen haben. Wir kennen eine Unzahl solcher
Vorgänge des Vergleichens; sie bilden, wie wir uns
in solchen Fällen ausdrücken wollen, eine
“Familie”, unter deren Gliedern eine Unzahl von
Familienähnlichkeiten bestehen, die einander
auf die verschiedenste Weise ˇübergreifen & kreuzen. diese Ähnlichkeiten übergreifen & kreuzen einander sich auf mannigfache Weise. . Zwischen ihren Mitgliedern ˇbestehen eine große Zahl von Ähnlichkeiten die sich … übergreifen & kreuzen – Wir halten
Gegenstände, deren Farbe wir vergleichen wollen
zusammen für kürzere oder längere Zeit zu-
sammeneinander, schauen sie abwechselnd an, halten
sie in verschiedene Beleuchtungen, wir
machen dabei verschiedene charakteristische
Äußerungen, haben Erinnerungsbilder, Gefühle
der Spannung & Entspannung, Befriedigung &
Unbefriedigung, die verschiedenen Gefühle der
Anstrengung in den Augen & ihrer Umgebung,
die längeres aufmerksames Schauen begleiten
& alle möglichen Kombinationen dieser & anderer
Erfahrungen. Je mehr solche Fälle ˇdes Vergleichens & je genauer wir <sie> besehen,
umso zweifelhafter erscheint desto weniger glau-
ben wir an eine spezifische Erfahrung des Vergleichens.
134
     
    Ja, wenn Du eine Anzahl solcher Fälle
genau<…> untersucht besehen hast & ich gebe Dir nun
zu, daß es ˇvielleicht eine Erfahrung geben mag kann gibt, die
allen von ihnen gemeinsam ist & erkläre mich
bereit das Wort ‘Vergleich’ nur da zu gebrauchen,
wo diese Erfahrung anwesend ist, dann wirst
Du nun fühlen, daß die Annahme einer sol-
chen Erfahrung jetzt jeden ihren Zweck verloren hat,
denn ˇnun steht diese Erfahrung steht nun neben einer
Unzahl von andern Menge anderer Erfahrungen, welche, wie
man nun sieht,
die Verbindung aller der Fälle des
Vergleichens herstellen. – Denn jene ‘spezifische
[e|E]rfahrung’, die wir suchten, sollte ja ˇgerade das
tun was nun die ganze jene die jene Masse von Erfahrungen
leistet. Die spezifische Erfahrung sollte ja
nie nicht eine aus unter einer Anzahl ˇmehr oder weniger charakteristi-
scher A Erfahrungen sein. – Man könnte sagen,
daß man ˇkönne kann diesen Gegenstand auf zweierlei Weise
ansehn kann: einmal aus der Nähe –, ein-
mal aus der von weitem & durch eine eigentüm-
liche Atmosphäre. – Wir Und wir haben ˇaber gefunden, daß der
ˇtatsächliche Gebrauch, den wir von dem des Worte<s> “Vergleich“
machen, anders ein anderer ist als der, den wir vom weiten
zu sehen glauben. Wir finden, daß, das, was die
verschiedenen Fälle des Vergleichens verbindet, eine
große Anzahl uber einander übergreifender Ähn-
lichkeiten ist; & wenn wir dies sehen, so fühlen
wir uns nicht mehr genötigt gezwungen zu sagen, es
müsse allen diesen Fällen eines gemeinsam
sein. Sie sind durch ein Tau mit einander ver-
bunden; und dieses Tauc hält nicht darum, weil verbindet sie nicht dadurch, daß
irgend eine Faser ˇin ihm von einem Ende des Taus zum
andern reicht läuft, sondern weil dadurch, daß eine Unzahl von
kürzeren Fasern einander übergreifen.
     
     “Aber in dem Fall (21) handelt ja B gänzlich
135
automatisch. [w|W]enn wirklich nur das geschieht vorgeht, was
dort beschrieben ist, weiß er ja nicht, warum er
den Stoff gewählt hat, er hatte keinen Grund ihn zu
wählen. Wenn er den richtigen wählt, so tut er es,
wie eine Maschine es hätte tun können kann.” – Aber
wir sagten ja nicht, daß B in diesem Falle nichts
wahrnimmt, empfindet, daß er die Stoffe nicht sähe, daß
er
keine Tast- & Muskelempfindungen habe
u.s.f. – Und wie sieht denn so ein Grund aus
der die Wahl zu einer nicht-automatischen
macht; d.h., wie stellen wir uns ihn vor? Ich
denke, wir würden sagen, daß das Gegenteil<…> des
automatischen Wählens, sozusagen das
Ideal des bewußten Wählens, darin bestehe,
daß wir ein klares ˇErinnerungsBild des Musters oder das
Muster selbst vor uns Augen hätten und eine spezifi-
sche Empfindung nicht zwischen ˇdem Muster &
dem ˇdem gewählten Stoff unterscheiden zu können. Diese bestimm-
te Empfindung wäre dann der Grund, die
Rechtfertigung der unsrer Wahl. Diese Empfindung
verbindet, könnte man sagen, ˇverbindet die beiden Erfahrungen: das Sehen des
Musters mit dem Sehen des Stoffes. Aber
was verbindet dann die spezifische Empfin-
dung mit jenen beiden Erfahrungen? – Wir
läugnen nicht, daß so eine Empfindung ver-
mitteln kann; aber in dem Licht dieser Betrach-
tung
so betrachtet erscheint ˇnun d[er|ie] Untersch[ie|ei]d<ung> ‘automatisch
nicht automatisch’ nicht mehr so scharf
& prir wir früher. Das heißt nicht, daß diese
Unterscheidung in speciellen Fällen ihren prakti-
schen Wert verliert. ˇSo w[i|e]rd<en> man wir z.B. [U|u]nter bestimmten Umstän-
den gefragt auf die Frage “Hast Du diese<n> Rolle Stoff mechanisch
vom Regal genommen, oder hast Du Dir etwas
dabei gedacht?”, antworten, man wir hätte<n> nicht mecha-
nisch gehandelt, & zum Beweis dafür anführen,
136
denn wir hätten den Stoff genau besehen, ˇversucht uns <an> das
Bild des Musters in die Erinnerung ˇzu gerufen erinnert, Zwei-
fel & endlich Befriedigung geäußert. Das kann
in einem besondern Fall der Unterschied zwischen
automatisch & nicht-automatisch sein. In einem
andern ˇdagegen werden wir vielleicht ˇzwischen automatische[s|m] &
nicht-automatische[s|m] Auftreten des eines Erinnerungs-
bildes unterscheiden etc <,> u.s.f..
     
      “Aber warum hat er in (21) gerade diesen Stoff
gebracht, wie hat er ihn als den R<r>ichtigen er
kannt, woran?” – Wenn Du fragst “Warum?”
fragst Du nach der Ursache oder nach dem
Grund? Wenn nach der Ursache so ist es ja
nicht schwer sich eine physiologische oder psy-
chologische Hypothese auszudenken die die Wahl un-
ter den gegebenen Umständen erklären könnte.
Es ist die Aufgabe der experimentellen Wissenschaft
solche Hypothesen zu prüfen. Wenn Du dagegen
nach dem Grund fragst, so ist die Antwort:
es muß keinen kein Grund für die Wahl geben gegeben haben. vorhanden gewesen sein. Ein
Grund ist ein Schritt, der dem Schritt der Wahl
vorhergeht. Aber warum sollte jedem Schritt ein
andrer Schritt vorangehen? anderer vorhergehen?
     
      “Aber dann hat de B den Stoff nicht wirklich
als den richtigen erkannt.” – Wenn Du willst
so brauchst Du (21) nicht unter die Fälle des
‘Erkennens’ zu zählen. Aber wenn es uns klar
wird daß die Vorgänge des Erkennens eine große
Familie bilden mit einander übergreifenden Fa-
milienähnlichkeiten, werden wir wahrscheinlich
nicht abgeneigt sein ˇden Fall (21) zu dieser Familie zu rech-
nen. – “Aber fehlt denn dem B in diesem Fall nicht
das Kriterium wonach er den Stoff erk als den
rechten erkennen kann? In (19) hatte er z.B. das
Erinnerungsbild & er erkannte den Stoff durch
137
seine Übereinstimmung mit diesem Bild.” – Aber
hatte er auch ein Bild vor sich von dieser Über-
einstimmung? , <?> so daß er Ein Bild mit dem er die Über[i|e]instimmung
zwischen Muster & Stoff mit ihm vergleichen konnte,
um zu sehen, ob es die r[e|i]cht[e|i]ge Ubereinstimmung
sei? Und hätte man ihm er andrerseits nicht
ein solches Bild haben können? Angenommen
etwa, A wollte, daß B sich erinnerte, daß
hier ein Stoff von der gleichen Farbe wie das Muster
verlangt sei, – im Gegensatz zu anderen Fällen ˇetwa,
in denen B einen etwas dunkleren Stoff von
etwas dunklerer Farbe als das Muster bringen
mußte. A gibt nun also dem B ˇauch ein Muster von der
gewünschten Übereinstimmung mit, nämlich zwei
Muster Stücke Stoff von der gleicher Farbe. – Ist irgend ein
solches Zwischenglied zwischen ˇdem Befehl & ˇder Ausführung
notwendig das letzte? – Und wenn Du sag[en|st]<,
> willst daß B i[m|n] Fall (20) wenigstens das Gefühl
der Entspannung hat, das ihm zeigt, daß er
woran er den richtigen Stoff erkennen kannˇ, daß der Stoff der richtige ist, –
mußte er ein Bild von dieser Entspannung
hab besitzen vor sich haben, um an ihm danach die Empfin-
dung zu erkennen, nach der er den richtigen Stoff
erkennen sollte?
     
      “Aber angenommen nun B bringt in (21) den
Stoff & wenn man ihn mit dem Muster vergleicht,
so erweist er sich als der Unrechte.” – Aber hätte
das nicht auch in den andern Fällen so geschehen
können? Angenommen in (19) hätte der Stoff den
B brachte nicht mit dem Muster übereingestimmt
würden wir nicht in einigen gewissen Fällen sagen, sein
Erinnerungsbild habe nicht gestimmt, in andern,
das Muster, oder der Stoff, habe seine Farbe geändert,
& noch in anderen, die
Beleuchtung sei nicht die gleiche? Es ist nicht schwer Fälle zu erfinden,
138
ˇsich Umstände auszudenken vorzustellen, in denen man
diese Urteile fällen würde. – “Aber ist nicht doch
ein wesentlicher Unterschied zwischen den Fällen
(19) & (21)?” – Gewiß! Eben der, welchen die Be-
schreibungen zeigen.
     
    Im Beispiel (1) lernt B einen Baustein brin-
gen wenn er das Wort ‘Würfel’ hört. Wir könn-
ten uns vorstellen, daß in diesem Fall folgen-
des geschieht: in B ruft das Hören des Wor-
tes ein Vorstellungsbild auf; die ˇErziehung, Abrichtung,
hat, wie man sagen würde, diese Association
geschaffen. B nimmt nun den Stein auf der
mit dem Vorstellungsbild übereinstimmt.
– Aber mußte dies geschehen? Wenn die Ab-
richtung es bewirken konnte, daß das Vor-
stellungsbild – automatisch – B vors Auge
trat, warum dann nicht daß B den Stein
aufnimmt, ohne Vermittlung eines Bildes? Das
bedeutet ja nur ein etwas anderes Funktionie-
ren des Associationsapparates. Apparates der Association. Denke daran, daß
das ˇer zu dem ˇer das Vorstellungsbild, welches das von dem Wort
aufgerufen wird,
nicht aus dem Wort, welches
er hört,
ableitet (aber wäre es so, so würde
dies es das unser Argument nur einen Schritt zurück
verlegen schieben) sondern daß dieser der Fall ˇhier analog dem
des Registrators ist: wenn ein bestimmter Knopf
gedrückt wird springt erscheint ein bestimmtes Täfelchen.
Ja dieser Mechanismus kann statt dem der
Association verwendet werden.
     
    ˇEs ist oft nützlich sich das Vorstellen Die Vorstellungsbilder ˇEs ist oft klärend sich das Vorstellen von Farben, Gestalten,
Tönen, etc.etc., d[ie|as] im Gebrauche der Sprachen
eine Rolle spiel[e|t]n kann durch wirklich<er> ge-
sehene Farben
, ˇdas Anschauen von wirklicher Farbmustern, das Hören wirklich<er> gehörte Töne, etc. u.s.w. etc.
ersetzt zu denken, also z.B. das Aufrufen eines
Erinnerungsbildes einer Farbe durch das
139
Anschauen Ansehen eines wirklichen Farbmustersˇ, das wir bei uns tragen, viele
der Vorgänge beim Gebrauch der Sprache ver-
lieren, wenn man an die Möglichkeit dieser
Ersetzung denkt, ihren den scheinbar okulten
Charakter
Schein des Ungreifbaren, Okulten.
     
      Der Zweck [der|Die] Abrichtung im Gebrauch
einer der Tabelle (wie der in (8)) kann dahin gehen, den
Schüler nicht bloß zum Gebrauch einer bestimm-
ten Tabelle sondern ˇzum Gebrauch & auch zum Anlegen beliebiger Tabellen zu<,>
befähigen beliebiger Kombinationen von Schriftzei-
chen & Bildern, zu befähigen. Die erste Tabelle
die er gebrauchen lernte war etwa die in (8).
     
18 22
Wir setzen fügen ihr nun das Bild eines andern
Werkzeugs bei welches der Schüler vor
sich hat, etwa eines Hobels, & gegenüber
dem Bild das Wort ‘Hobel’. Wir werden
diese Tabelle der [E|e]rsten so ähnlich als
möglich machen gestalten; das auf dem gleiche<n> Stück Papier<,>
verwenden, etwa, das Bild des Hobels unter die
andern Bilder, das Wort unter die an-
dern Wörter schreiben setzen. Der Schüler
wird nun ermuntert werden, von dem
neuen Bild & Wort gebrauch zu machen
ohne daß man die frühere Abrichtung
an ihnen wiederholt. D[ie|as] Ermuntern nun
besteht in gewissen Nachhilfen, billigenden
& mißbilligenden Mienen des Lehrers, Hand-
bewegungen
Gesten, die ein Fortsetzen aus-
drücken und dergleichen mehr. Denke an
die verschiedenen ˇGesten & Gebärden & Bewegungen, die man
macht, wenn man um einen Hund zum
Apportieren ˇzu bringen<.> will
     
Aber nicht jedes Tier
wird auf diese Gebärden reagieren, wie der
Hund. Eine Katze wird diese Gebärden nicht,
oder mißverstehen; das heißt in diesem Fall
140
einfach: sie wird nicht apportieren. Und wenn
das Kind auf unsere Ermunterungen nicht
reagiert, wie eine Katze die der man das Apportieren
lehren möchte, so gelangt es nicht zum Ver-
ständnis einer Erklärung; oder vielmehr, das
Verstehen beginnt hier mit dem richtigen Re-
agieren in bestimmter Weise. – Das Verstehen eines
ermunternder Worte ist nur eine Weiterent-
wicklung des Verst Reagierens auf einen er-
munternden Tonfall, eine Gebärde, etc.
     
23
Der Schüler lernt Dingen Namen seiner
eigenen Erfindung zu geben & die Dinge zu
bringen, wenn die Namen gerufen werden.
Es wird ihm eine Tabelle gegeben auf
deren einer Seite er Bilder ihm bekann-
ter Gegenstände findet & diesen ihnen [G|g]egenüber,
leere [p|P]lätze dort wo in den früheren Spielen
Schriftzeichen standen, leere Plätze Stellen. Er schreibt
die neuen Wörter an diese Stellen & gebraucht
die Tafel dann, wie in (8).
        Beim Im Lernen des Gebrauchs der Tabelle
kann es eine wichtige Übung sein den
Finger ˇin der Tabelle immer von rechts links nach links rechts <(> vom
Schriftzeichen zum entsprechenden Bild <)> zu
bewegen, gleichsam also eine Reihe paral-
leler Striche in ihr zu ziehen. Dies mag dann
beim Übergang in (22) von der ersten Tafel zur
erweiterten helfen.
     
Tabellen & hinweisende Erklärungen & ähnliches werde
ich, in [ü|Ü]bereinstimmung mit dem gewöhnlichen
Sprachgebrauch, ‘Regeln’ nennen.
     
24
Betrachte dieses Beispiel: Es werden verschie-
dene Arten eingeführt Tabellen zu lesen. Jede
der Tabellen besteht aus zwei Kolumnen, in
der einen Schriftzeichen in der andern Bilder, wie
141
oben. Sie werden entweder horizontal von
links nach rechts gelesen, wie oben, also
nach dem Schema:
oder aber nach Schemata wie z.B.
oder
etc.
Schemata dieser Art werden den Tabellen
als Regeln des Lesens beigegeben.
     
Könnten aber diese Regeln nicht durch weitere
Regeln erklärt werden? – Gewiß. – Andrerseits
aber, : ist eine Regel unvollständig erklärt
wenn ihr keine weitere Regel für ihren Gebrauch
beigegeben ist wurde?
     
   Wir wollen nun die endlose Reihe der Kar-
dinalzahlen in unsre Sprachspiele einführen.
Aber wie machen wir das? Die Analogie zwischen
<&> einem solchenˇ, unbegrenzten, Spiel & ↺dem ˇSpiel Spiel mit zehn Zahlwört[-
|t]<ern>tern
kann ja nicht dieselbe sein, wie die
zwischen dem Spiel mit zehn & einem etwa mit
55 Zahlwörtern. Angenommen wir Spielen ein
das Spiel sei wie (2) die Reihe der Zahlzeichen
aber unbegrenzt. Es werde in der Praxis des
Spiels tatsächlich bis 155 gezählt, dan[m|n] soll
ja das unbegrenzte Spiel nicht das sein, wel-
ches aus (2) würde, wenn ich dort statt den “die
Zahlzeichenwörtern von ‘eins’
bis ‘zehn’” “die ˇZahlwörter von ‘eins’
bis ‘hundertfünfundfünfzig’” gesagt hätte. Aber
worin liegt dann der Unterschied? Fast
142
möchte man so etwas sagen wie, er liege im
Geiste in dem die Spiele gespielt würden.
Der Unterschied zwischen zwei ˇBrett[S|s]pielen kann
etwa z.B. in der Zahl der Spielfiguren Spielsteine liegen, in der
Zahl der Felder im des Brett<es>, oder darin, daß sie diese
i[n|m] eine[m|n] Fall Quadrate im andern Sechsecke
sind, etc. Aber der Unterschied zwischen dem
begrenzten & dem unbegrenzten Spiel scheint
nicht in den materiellen Werkzeugen des Spiels
liegen zu können, denn, möchten wir sagen, wie
kann sich das Unendliche in diesen ausdrücken?
Wir können es, so scheint es, nur in unsern
Gedanken erfassen. Und es sind scheinen also die Gedan-
ken ˇzu sein, die das begrenzte Spiel vom unbegrenzten
unterscheiden. Seltsam ist es dann nur, daß wir
diese Gedanken über das Unendliche in Worten
& Gebärden ausdrücken & mitteilen können.
     
25
Denke Dir zwei Kartenspiele: Ich will sie
das ‘begrenzte’ & das ‘unbegrenzte’ nennen.
Die Karten beider tragen Ziffern & die höhere
Ziffer sticht die niedrigere geringere. Die Spielregeln sind
einander in jeder Beziehung analog; aber
das eine Spiel wird mit 32 Karten gespielt
das andere mit einer beliebigen Zahl. An-
genommen nun wir spielen das unbegrenzte
Spiel<,> & die Zahl der ˇSpiel[K|k]arten ist 32; wie unter-
scheidet sich das Spiel vom begrenzten. – Nicht
durch die Blätter, nicht durch die Art wie
ausgespielt, gestochen wird, etc. Aber vielleicht
dadurch: Das begrenzte Spiel wird mit
einem Pack gedruckter Karten gespielt, beim
unbegrenzten wird jedem Spieler ein Vorrat
leerer weißer Karten & ein Bleistift zum
Schreiben der Ziffern gegeben[. Z|; z]u Anfang des un-
begrenzten Spiels fragt einer: “Wie hoch gehen
143
wir?”<;>, und dergleichen mehr;, und dergleichen mehr. [e|E]s wird ˇalso hier über die Grenzen des Spiels eine Ent-
scheidung getroffen & dies kann sich in der
mannigfachsten Weise abspielen. Man kann
also hier wirklich sagen, der Unterschied
was das unbegrenzte Spiel charakterisiere,
sei ‘schwer zu fassen’, wenn es auch kein
ungreifbarer ‘Geist’ ist. ↺ Denke endlich an die
Verschiedenheit des Vorgangs der Einübung, des
Lernens, der beiden Spiele.
Die Partie des un-
begrenzten Spiels mit 32 Karten wird sich viel-
leicht von der einer des begrenzten Spieles kaum
unterscheiden, oder nur in Dingen, die man
‘unwesentliche Äußerlichkeiten’ nennen möchte.
     
  Der verschiedene ‘Geist’ dieser Partien liegt mag
ˇnur darin ˇliegen, daß sie verschiedenen Systemen angehö-
ren, & dies in den mannigfachen Beziehungen,
die sie zu andern Partien, zum Lernen der
Spiele
& zu verschiedenen andern Vorgängen
haben, die außerhalb der ˇbeiden Partien selbst
liegen. Betrachte die folgenden beiden Spiele:
     
26
Es sind zwei Arten des Damespiels, in ich
will sie A & B nennen. In A gewinnt ver-
liert der ˇder alle seine Spielsteine verliert; in
B gewinnt, wer seine Steine verliert verloren
hat. Die beiden Spiele sind einander also in
der dieser Beziehung entgegengesetzt; in allen
andern aber, nehme ich an, gleich. Welchen
Unterschied wird nun [e|E]in<er> Zuschauer ein Zuschauer me
sehen, der Partien von der Art ˇder beiden Spiele A & B zuschaut beobachtet?
Nun, es lassen sich ja leicht solche
Unterschiede beschreiben[:|.] Zuerst etwa so:
In A trachtet Jeder, seine Steine davor zu
bewahren, daß sie von denen des Andern
übersprungen werden; in B schiebt [j|J]eder dem
Andern seine Steine zu, damit der sie überspringen
144
um sie von ihm überspringen zu lassen.
Aber worin besteht dieses Trachten Aber das
wird sich dem Zuschauer doch nur als ein
unterschied des Grades zeigen, denn so-
wohl in A als auch in B verliert ja Einer
endlich alle Steine, & eine nachläßig ge-
spielte Partie des Spiels A braucht sich von
einer solchen des Spiels B kaum, oder nicht,
zu unterscheiden. – “Aber die Partie A wird
sich doch ˇnun von der Partie B im Geist i[m|n] dem
sie gespielt werden unterscheiden!” – Gewiß: [D|d]ie
Spieler werden im allgemeinen bei äußerlich
ahnlichen ˇäußeren Anlässen in den beiden Partien
andere Gefühle haben; & der Zuschauer
wird ja auch sehen, daß in B der Eine
dem Andern einen Stein mit triumphierender
Miene zuschiebt & der [a|A]ndre ihn mit wenig
erfreutem Gesicht überspringt; oder daß in
A [e|E]iner unangenehm überrascht ist, wenn
ihm der Andre einen Stein nimmt<;> ˇdaß er zögert, wenn er einen Stein dem Überspringen aussetzen muß; u.s.f.c. End-
lich wird der Zuschauer sehn, daß in A
der, der seinen letzten Stein verloren hat ˇdem Andern Geld gibt, oder sagt, er habe verloren, oder mit
einer Miene, d[ie|er] Ergebung in sein Schicksal aus-
drückt
vom Spiel aufsteht, der Andre aber
vielleicht mit einem schlecht unterdrückten
Ausdruck der Befriedigung; u.s.f.. Aber
sind denn die Gefühle immer die gleichen?
Triumphiert jeder, der in A dem Andern einen
Stein nimmt?<,> ˇoder [S|s]träubt sich jeder der ein
Spiel verliert? Freut sich nicht Mancher
über den Sieg des Andern? Wie ist es also
mit dem Unterschied im des Geist<es> ˇder beiden Partien? Ist es nicht so:
Der Unterschied, kan[m|n] man sagen, ist etwa
so groß, wie der Unterschied im Ausdruck
der Gemütsbewegung, die der Zuschauer be-
145
obachten kann; & im allgemeinen beobachten
wird. Von dem Verhältnis der ‘Gemütsbewegung’
zu ‘ihrem Ausdruck’ wollen wir jetzt nicht
reden. Wenn wir also d[as|ie] Spiel Partie als eine Hand-
lung
betrachten, so können wir sagen,
daß sich im allgemeinen eine Partie A
von einer Partie B unterscheiden wird durch
die Art der Züge sowohl, als auch durch
das was sonst während ˇ& nach der Part<i>e vorgeht;
daß aber in einem besondern Fall der Unter-
schied bis auf ‘unwesentliche Äußerlichkeiten’
herabsinken kann, etwa darauf, daß die <ein>
Spieler vor Anfang der Partie sag[en|t] “Wir wollen
eine Partie A spielen”. Der Zuschauer wird ferner
einen Unterschied in den Regelverzeichnissen
der beiden Spiele sehn.
     
   Wir wollen nun Sprachspiele, von denen wir
sagen würden, sie werden mit verwenden einer begrenzten
Reihe von Zahlwörternzeichen gespielt, mit Sprachspielen solchen
vergleichen, von denen wir sagen würden, sie werden
mit verwende[te|n]n einer unbegrenzten Reihe von Zahlwörternzeichen<.> gesp
     
27
Wie No. 2. Sprache ([2| 3]). A befielt B, ihm eine
Anzahl von Bausteinen ˇvon bestimmter Form zu
bringen. Die Zahlzeichen sind die Ziffern ‘1’, ‘2’,
‘3’ … bis ‘9’, jede auf einer Karte aufgeschrie-
ben. A hat einen Pack dieser Karten & gibt
B den Befehl indem er ihm eine Karte zeigt
& dabei das Wort ‘Würfel’, oder ‘Platte’, etc. aus-
ruft.
gibt A mit den Fingern der beiden Hände.
//Die Zahlzeichen sind zehn Bilder der beiden Hände mit gestreckten &
eingebogenen Fingern. A gibt B den Befehl, indem er ihm ein solches Bild zeigt
& dabei das Wort ‘Würfel’ oder ‘Platte’, etc. ausruft.//
     
28
Wie (27) (2); aber es gibt keine Karten[;|.] sondern [d|D]ie
Reihe der Zahlwörter wird auswendig gelernt.
I[m|n] ˇden Befehl w[i|e]rd<en> d[as|ie] Zahlw[o|ö]rt<er> gerufen. Das Kind
lernt sie durch mündlichen Unterricht.
     
[30|29]
B hat die Es wird eine Rechenmaschine (Aba-
cus) verwendet. A stellt d[ie|en] Re Abacus & gibt
146
ihn dem B. B geht mit damit dorthin wo
die Platten liegen, etc.
     
3[1|0]
B hat die Platten<,> ˇdie in einem St[o|ö]ß<en> ˇliegen, zu zählen.
Er tut es Es geschieht mit der einer Rechenmaschine[. S|; s]ie hat
zwanzig Kugeln. In einem Stoß sind nie mehr
als zwanzig Platten. B stellt die Rechen-
maschine
schiebt die Kugeln, den Platten [des|ein]<es> Stoßes entsprechend<,> dem Sto & zeigt
dann darauf dem A die Rechenmaschine.
     
3[2|1]
Wie 3[1|0]; der Abacus hat nun zwanzig kleine
& eine große Kugel. Enthält der Stoß mehr
als zwanzig Platten, so verschiebt B die große
Kugel. (Sie entspricht also etwa ˇin gewisser Beziehung dem Wort ‘viele’.)
     
3[3|2]
Wie 3[1|0]. Wenn der Stoß mehr als zwanzig Platten
enthält
n Platten enthält, wo n größer als
20 & kleiner als 40 ist, verschiebt B n ‒ 20 Kugeln,
zeigt dem A die Rechenmaschine & klatscht
dabei einmal in die Hände.
     
3[4|3]
A & B verwenden die Zahlzeichen des Dezimal-
systems (als Schrift- oder Lautzeichen) bis zur ‘20’.
Das Kind lernt die Reihe dieser Zeichen aus-
wendig; u.s.w. weiter wie in (2).
     
3[5|4]
Ein gewisser Volksstamm besitzt eine Sprache
von der Art (2). Die Zahlzeichen sind die ˇSchriftzeichen u<n>seres
Dezimalsystems. Keines der Zahlzeichen von ihnen spielt
ist als das höchste gekennzeichnet, wie z.B.
in einigen der früher beschriebenen Spiele<.> , (Man
ist hier vielleicht versucht, fortzufahren: “ob-
wohl natürlich eines von ihnen das höchst
gebrauchte ist”.) höchste der tatsächlich gebrauchten Zahlzeichen ist”) Die Kinder dieses Stammes
lernen die Zahlzeichen wie auf folg[t:|en]de Weise: Man
lehrt sie die Zahlzeichen Schriftzeichen Ziffern von ‘1’ bis ‘20’, wie
in (2) die Wörter von ‘eins’ bis ‘zehn’. ˇUnd [M|m]it denen ihnen
zählen sie Reihen von Gegenständen bis zu
zwanzig, auf den Befehl “Zähle diese Platten!”,
“Zähle diese Würfel!”, etc. Später legt man ihnen
147
eine Reihe von 21 Dingen vor & befi gibt wieder den
Befehl ‘[z|Z]ähle!’. Wenn nun das Kind beim Zählen
bis bis zu ‘20’ gekommen ist mach<t> der Lehrer
eine Handbewegung, die das ‘Fortfahren’ andeu-
tet, worauf das Kind, für gewöhnlich, die Ziffer
‘21’ schreibt. Ähnlich läßt man dann die Kinder
bis ‘22’, & weiter, zählen. Bei diesen Übungen spielt
keine Zahl die ausgesprochene Rolle der letzten höchsten.
Endlich muß das Kind Reihen von weit über 20
Gegenständen ˇzählen, ohne <die> Nachhilfe des Lehrers. Macht
ein Kind den Übergang von ’20’ auf ’21’ auf die
suggestive Geste des Lehrers hin nicht, so gilt wird
es als schwachsinnig behandelt.
     
3[6|5]
Ein andrer Volksstamm: seine Sprache ist
wie die in (3[5|4]). Man beobachtet nicht, daß
die Leute <je> höher als bis 159 zählen. – Im
Leben dieses Stammes spielt d[ie|as] Zeichen ‘159’
eine eigentümliche Rolle. – – Nehmen wir an,
ich sagte: “Sie behandeln dieses Zahlzeichen
als ihr höchstes”. – Aber was heißt das? – “Nun,
sie sagen einfach es sei das höchste.”–
Aber wie : Sie sagen gewisse Worte, aber wie wissen
wir, was sie mit diesen Worten ihnen meinen? die Worte bedeuten? was sie damit meinen?
Ein Criterium dafür, was sie bedeuten meinen, wären
die Gelegenheiten bei denen sie sie ˇdie Menschen ˇsie ˇdas Wort aussprechen,
welches wir mit unserm “höchstes” übersetzen
wollen, die Rolle welche das jenes Wort im Leben des
Stammes spielt. Wir können uns unschwer
einen Gebrauch des Zahlworts ‘159’ denken

leicht das Zahlzeichen ‘159’ bei solchen
Anlässen, in Verbindung mit solchen Gesten
& Formen des Benehmens gebraucht denken,
daß wir sagen müßten, dieses ˇZahlZeichen spiele
bei ihnen die Rolle einer unübersteigbaren ˇoberen
Grenze. Selbst dann, wenn der Stamm
148
<kei> kein Wort besäße, welches unserm “höchste”
entspr[ä|i]ch[e|t], & das Kriterium dafür, daß
‘159’ das höchste Zahlzeichen sei ist, in
nichts liegt läge, was sie darüber sagen.
     
3[7|6]
Ein Stamm besitzt zwei Systeme des
zählens: Man lernt erstens das [Z|z]ählen
mit den Buchstaben des Alphabets, &
außerdem mit den Zahlzeichen des
Dezimalsystems, wie in (3[5|4]). Soll jemand
[d|D]inge auf die erste Art zählen, so sagen
sie, er solle sie auf die ‘geschlossene
Weise’ zählen
Die erste
Art nennen sie die ‘offene’ Art des Zählens, die zweite
die ‘geschlossene’ & sie verwenden diese beiden
Wörter auch
für eine offene & geschlossene
Türe.
     
In (27) ist die Reihe der Zahlzeichen in augenfälli-
ger Weise beschränkt. – In (27) & (28) ist ein
‘beschränkter Vorrat’ von Zahlzeichen vor-
handen[;|:] denke an die Analogien & die Verschie-
denheiten der
ˇdieser beiden Beschränkungen, & wieder
an den Mangel der Analogie. – In (30) liegt
die Beschränkung einerseits im Werkzeug des
Zählens & seinem Gebrauch. Dann aber, in
ganz anderer Weise, darin, daß kein Stoß nie
mehr als zwanzig Platten hat. Gegenstände
gezählt werden. – In (31) fehlt diese Be-
schränkung, aber die große Kugel an der
Rechenmaschine betont die Beschränkung
unserer Mittel. – Ist (32) ein beschränktes
oder unbeschränktes Spiel? Die Praxis der
Anwendung des Abacus, die wir beschrieben
haben, hat 40 als obere Grenze. – Wir Aber wir sind
geneigt zu sagen, dieses Spiel ‘hat es in sich’,
daß es unbegrenzt fortgesetzt werden kann. unbegrenz fortgesetzt werden zu können.
Aber vergessen wir nicht, daß wir auch die
vorhergehenden Spiele als Anfänge endloser
Systeme hätten auffassen können. – In (33)
149
ist tritt das System, Systematische, d.h. die Gesetzmäßigkeit, in
den Zahlzeichen noch augenfälliger hervor. Ich
würde
Hier wäre wäre ˇman geneigt zu sagen, es sei hier dem Spiel durch
das Werkzeug des Zählens keine Grenze ge-
setzt; wäre es wenn nicht, daß die Kinder die Zahl-
wörter von <ei>[1|n]<s> bis zwanzig ‘1’ bis ‘20’ auswendig
lern[en|ten]. Das möchte darauf hinweisen, daß das
Kind nicht gelehrt wird
legt die Auffassung nahe //den Ausdruck nahe//, daß sie nicht lernen, das System , welches wir
in diesen Zahlzeichen sehen<.> ↺zu ’verstehen.
– Von dem Volksstamm den Leutenc in (34) werden wir sagen,
er sie verwende<n> ein unbegrenztes System von
Zahlzeichen, sie kennen die unendliche Kardi-
nalzahlenreihe. – (35) kann uns zeigen, welche
ungeheure Mannigfaltigkeit von Fällen man
sich denken kann, in denen wir man geneigt wären wäre
zu sagen, die Arithmetik der Leute bediene
sich einer endlichen Zahlenreihe, obwohl
der Unterricht im Gebrauch der Zahlzeichen
keine<s> Zahl als obere Grenze hinstellt. – In
(36) bedient sich die Sprache des Stammes
selbst der Wörter ‘offen’ & ‘geschlossen’
(statt deren wir durch eine geringfügige Ver-
änderung des Beispiels die Wörter ‘begrenzt’
& ‘unbegrenzt’ setzen konnten). In dieser
einfachen & klar umschriebenen Form ge-
braucht ist natürlich gar nichts geheim-
nisvolles an der Bedeutung Verwendung des Wortes ‘offen’.
Aber dieses Wort entspricht unserm ‘unend-
lich’, & die Verwendung des letztern dieses Wortes ist nur
ungeheuer viel komplizierter, als die von des Wortes
‘offen’. Das heißt, die Bedeutung von ‘unend-
lich’ ist ebenso ungeheimnisvoll wenig geheimnisvoll, als die von
‘offen’, & die Idee, daß seine sie sei in irgend
einem Sinne trancendent beruht auf einem
Mi[s|ß]verständnis.
150
     
      Wir könnten uns etwa so ausdrücken:
Die unbegrenzten Spiele sind dadurch charak-
terisiert, daß sie nicht mit einer einem bestimm-
ten Menge Vorrat von Zahlzeichen gespielt werden
sondern statt dessen mit einem System der ˇ(unbeschränkten)
Konstruktion von Zahlzeichen.
     
    Wenn wir sagen, jemand werde ein System
der Konstruktion von Zahlzeichen gegeben, so
denken wir ˇdabei im allgemeinen an einen eines von drei Vor-
gängen
Dingen: a) daran, daß er eine Abrichtung erhält
wie die in (34) bes von der Art derjenigen, die wir
in (34) beschrieben haben wurde, wie die in (34) beschriebene, – die, wie ˇuns die Erfahrung
lehrt, ihn in den Stand setzt befähigt Aufgaben ˇzu lösen von der dort
beschriebenen Art zu lösen auszuführen //Aufgaben zu lösen, wie
die der dort angeführten.// b) daß in ihm (seinem
Gehirn, seiner Seele) eine die Disposition erzeugt hervorgerufen
wird, auf diese Weise zu reagieren. c) daß ihm
eine allgemeine Regel ↻gegeben wird, zur Kon-
struktion von Zahlzeichen .
     
    Was nennen wir eine ‘Regel’ Regeln? Betrachte
dieses Beispiel:
37
B bewegt sich entsprechend einer Regel, die legt einen Weg zurück einem Befehl entsprechend,
den
A ihm gibt. B erhält die<se> folgende Tabelle:  
A gibt ihm (nun) einen Befehl, der aus
den vier Buchstaben der Tabelle besteht;
z.B. “a a c a d d d”. B schaut in der Tabelle den
Pfeil nach der sucht den Pfeil, der in der Tabelle jedem Buchstaben entspricht &
geht bewegt sich nun diesem Pfeil entsprechend, in unserm
Beispiel also so:
.
.
151
Die Tabelle werden wir hier eine Regel nennen. <(>[o|O]der[,|a]<uch:>
den ‘Ausdruck einer Regel’. Warum ich dieses
Synonym hierhersetze wird sich später zeigen.)
Den Satz ‘a a c a d d d’ werden wir keine Regel
nennen wollen. – Er ist natürlich die Beschrei-
bung des Weges den B nehmen soll. – Aber
eine solche Beschreibung würde man unter
bestimmten Umständen eine Regel nennen;
z.B in diesem Fall:
38
B soll verschiedene lineare Ornamente
zeichnen. Jedes Ornament ist die Wiederho-
lung eines Eleme<n>ts, welches das A angibt.
Gibt z.B. A den Befehl ‘c a d a’, so zieht B
eine Linie
.
In diesem Fall würden wir, glaube ich, sagen,
‘c a d a’ die Regel nennen, nach welcher das
Ornament gezeichnet wird.
     

Beiläufig gesprochen, gehört zu einer Regel die
Wiederholte Anwendung.
     
   Vergleiche mit (38) den folgenden Fall:
39
ˇIn[E|e]in<em> Brettspielˇ, etwa ähnlich dem Schach, sind den verschiedenen wird mit Figuren von verschiede-
ner Gestalt Art<en> ähnlich von Zügen erlaubt.
Der [E|e]inen ˇFigur etwa Züge von der Form ‘a c’, einer andern
‘a c a a’ u.s.f..
Ein Brettspiel mit Spielfiguren
verschiedener Gestalt, etwa ähnlich dem Schach.
Die Art & Weise wie jede Figur ziehen darf ist
durch Regeln festgelegt. So lautet für die
eine Figur die Regel ‘a c’, für eine andere etwa
‘a c a a’, u.s.f.. Die erste darf also so ziehen:
; die andre so: .
Sowohl ein Satz wie ‘a c’, als auch Hier könnte kann
man sowohl die Sätze (‘a c’, ‘a c a a’, etc.) als auch
die Diagramme<,> ˇdie ihnen entsprechen, Regeln nennen.
     
40
Kehren wir zum Fall Sprachspiel (37) zurück: Nachdem
151
es einige Male öfters gespielt wurde, wird es nun
dahin variiert abgeändert, daß B ˇdie Pfeile nicht mehr in der
Tabelle nachschaut nachsieht, sondern ˇsie sich auf de[n|m] Befehl<e>
des A hin
<nach> den Buchstaben ( des Befehls nach vorstellt & nach seinem Vorstel-
lungsbild handelt.
     
41
Nach einiger Praxis in diesem Spiel ändert
es sich ˇweiter dahin, daß B auf den ˇsich nach den Buchstaben des Befehl<s> hin sich bewegt, ohne Vermittelung der Tabelle oder
eines Vorstellungsbildes.
     
   Betrachte auch folgende diese Variation:
42
Beim Unterricht in der Sprache (37) wird
B die Tabelle gezeigt; ihm aber nicht bei der
Ausführung des Befehls überlassen nicht an die
Hand gegeben. Die Tabelle tritt in die Praxis
der Sprache nicht ein.
     
In jedem der Fälle (37) ˇ(40) (41) (42) können wir die Tabelle
eine Regel des Spiels nennen. Aber in jedem von
ihnen spielt sie eine andere Rolle. In (37) ist
sie ein Werkzeug in der Praxis des Spiels der Sprache[.|;] In in (39) (40)
wurde sie durch das Wirken der Association ersetzt.
In (41) ist auch dieser Schatten der Tabelle aus nicht
mehr zu finden. – In (42) ist sie nichts als ein Un-
terrichtsbehelf.
     
43
Aber weiter: Ein Stamm gebraucht ein System
der Verständigung wie (42); nur wird ˇvon ihnen im Un-
terricht nicht von <k>einer Tabelle ge-
brauch gemacht. keine Tabelle gebraucht. Der Unterricht konnte
darin bestehen, daß der Schüler im
Anfang den Wegˇgeführt wurde<, den> er gehn sollte<.>, vom
Lehrer geführt wird.
     
<
44
> Aber wir könnten

44
uns auch den Fall denken, wo auch selbst
dieser Unterricht nicht gebraucht wird. nötig ist; wo, wie wir …
Einen Fall, in welchem<,> ˇwie wir sagen würden,
daß der Anblick dieser Formen, der Buchstaben ’a’, ’b’, ’c’, ’d’,
in Menschen die natürliche Tendenz erzeugt, sich
152
so & so zu bewegen.
<,> von Natur aus den Menschen so & so gehen macht sich so & so bewegen macht. Dieser Fall erscheint uns
auf den ersten Blick ˇäußerst seltsam. Wir scheinen etwas
ganz unerhörtes nie erhörtes anzunehmen. Oder wir fragen viel-
leicht: könnten fragen: “Wie kann er denn wissen, wie er sich zu
bewegen hat, wenn ihm der Buchstabe ‘a’ ge
zeigt wird?” Aber ist nicht B's Reaktion ˇin diesem Fall ge-
rade die, die wir in (4[1|2]) & (4[2|3]) beschrieben haben,
& zwar unsere normale gewöhnliche Reaktion, wenn wir z.B.
einen Befehl hören & befolgen? Denn die Tatsa-
che, daß in (4[1|2]) & (4[2|3]) eine die Abrichtung vor[aus|her]-
gegangen war, ändert ja nicht den am Vorgang der
Befolgung nicht nichts. Oder,, richtiger ausgedrückt:
Wir wollen ja jetzt bloß auf den Vorgang der
Befolgung des Befolgens des Befehles sehn, & nicht auf das,
was diesem Vorgang vorhergegangen ist. – Mit
andern Worten: Der seltsame seelische Mecha-
nismus, den wir in (44) annahmen voraussetzten, ist derselbe
von dem wir annahmen kein andrer als der, der, wie wir annahmen er werde durch die Ab-
richtung
in (41) & (42) derjenige, von dem wir
in (41) & (42) annahmen, er sei durch Ab-
richtung erzeugt worden. //… ist kein andrer
als der, den wir in (41) & (42), als Ergebnis der
Abrichtung, annahmen voraussetzten.// – “Aber könnte so
ein Mechanismus uns angeboren sein?” – Aber
fanden wir eine Schwierigkeit findest Du in der Annahme, darin, anzunehmen, daß dem B je sei derjenige Mechanismus ange-
boren sei, der ihn befähigt auf die Abrich-
tung so zu reagieren, wie er es tut? Und
bedenke, daß die Regel, oder Erklärung, die
die Tabelle (37) für die Zeichen ‘a’, ‘b’, ‘c’, ‘d’ gibt
nicht wesentlich notwendigerweise die letzte ist. Siehe (24).
     
   Wie erklärt man Einem, in welcher Weise er
den Befehl “Geh dort hin!” (mit der zeigenden Gebärde)
ausführen solle auszuführen habe? Könnte dieser Befehl nicht bedeu-
ten, er solle in der Richtung gehen, die wir die ent-
153
gegengesetzte der zeigenden Hand nennen würden?
Ist nicht jede Erklärung, wie er ˇder Hand zu gehen folgen habe,
in der Lage einer weitern zeigenden Hand? Was
würden wir zu dieser Erklärung sagen: “Wenn
ich dorthin zeige (mit der rechten Hand zeigend Geste der rechten Hand), so
hast Du in dieser Richtung zu gehen (mit der linken Hand
zeigend gleiche Geste der linken Hand)”? Dies kann unter Umständen eine nütz-
liche Erklärung sein.
     
   Aber kehren wir zu (43) zurück. Ein Forscher be-
sucht diesen Volksstamm & beobachtet den Ge-
brauch der ihrer Zeichen. Er beschreibt dann ihre Sprache
& sagt, die Sätze bestünden aus den Buchstaben
‘a’, ‘b’, ‘c’, ‘d’, diese werden gemäß der Regel
gebraucht.– Wir sehen, daß der Ausdruck ‘es
wird nach der Regel so & so R vorgegangen’ nicht
bloß in Fällen wie (37), (40), (41), (42) gebraucht
wird, sondern auch dort, wo die Regel (oder
sollen wir sagen ‘ihr Ausdruck’) weder ˇein Werkzeug in der Praxis,
noch im Unterricht des Spiels ist. Zur Sprache (43)
steht verhält sich die Tabelle vielmehr im Verhältnis als wie
ein Naturgesetz zur zu einer Erscheinung, die es beschreibt.
Die Tabelle ist in diesem Beispiel ein Satz in der
Naturgeschichte jenes des Stammes.
     
   Merke: Im Spiel (37) haben wir zwischen dem
Befehl der auszuführen ist & der Regel geschieden;
im Fall (38) dagegen nannten wir den Satz ‘c a d a’ eine
Regel & er war der Befehl. –
     
45
    Stellen [w|d]ir nun diese
Variante von (37) vor: Der Schüler wird nicht
bloß ab zum Gebrauch einer Tabelle abge-
richtet, sondern die Abrichtung zielt geht darauf hin aus den Schüler ihn zumc den Gebrauch jeder beliebigen
154
Tabelle von Buchstaben & Pfeilen zu befähigenc lehren. Damit
meine ich nun bloß, daß die Abrichtung von einer
gewissen Art ist, beiläufig gesprochen, von der
in (34) beschriebenen. Ich will einen Unterricht
ungefähr
analog de[m|r] in (34) einen ’allgemeinen
Unterricht’ nennen. so eine Abrichtung mehr oder weniger von dieser Art einen ’allgemeinen Unterricht’ nennen. Diese ˇGlieder dieser Familie umfaßt
Mitglieder können von einander sehr weit verschiedener Art sein. Der
Unterricht, an welchen ich jetzt denke, besteht
der Hauptsache nach 1) in einer Abrichtung
in einem engen, bestimmt abgegrenzten Gebiet
von Handlungen, 2) darin, de[m|n] Schüler zu[r|m] Überschrei-
t[un|en]g der bestimmten
in einer Führung des Schülers beim Überschreiten dieser der Grenze ˇdieses Gebildes zu helfen führen, 3) in
beliebig gewählten einer Auswahl von Übungen & Aufgaben.
     
   Nach einem solchen Unterricht ˇdieser Art erhält B einen
Befehl von der Form:
r r t s [t|s]
Er führt den Befehl aus, indem er sich so
bewegt:
Hier würden wir sagen, die Regel bilde einen Teil
des Befehles.
     
    Merke: < N.B.:> Wir sagen nicht ‘was eine Regel ist’, son-
dern geben nur verschiedene Anwendungen des
Wortes ‘Regel’. Und wir tun dies offenbar, indem
wir ˇauch Anwendungen des Ausdrucks der Worte ‘Ausdruck einer
Regel’ geben[.|a]ngeben.
     
   In (45) könnten wir das ganze Zeichen des
Befehls einen Satz nennen[; a|. A]ber wir könnten
auch in ihm zwischen Satz & Tabelle unterschei-
den. Was ˇuns diese Unterscheidung nahelegt ist ˇhier <ins>beson-
d[er|re]s ˇauch d[er|ie] lineare Charakter Schreibweise de[[s|r]|s] Zeichensc außerhalb
155
der Tabelle
‘r r t s s’. Obwohl wir den linearen [c|C]harakter
unserer Sätze von einem bestimmten Standpunkt
aus für rein äußerlich & unwesentlich er-
klären werden, spielt er doch in dem, was
wir als Logiker über die Sätze zu sagen geneigt
sind, eine bedeutende große Rolle[,|.] <(>[d|D]ies gilt auch von
andern ähnlichen Zügen der Sätze unsrer gewöhn-
lichen Sprache.<.>). Wenn wir ˇalso den Befehl in (45) als
eine Einheit auffassen, so kann er uns zeigen,
wie verschiedenartig Sätze auschauen können.
     
   Betrachten Vergleichen wir nun die<se> folgenden beiden Spiele:
46 46
Das eine ist das Spielc (38). Der Unterricht
i[n|m] dem Spiel ist ˇein ’allgemein<er>
Es wird den Menschen
durch einen ‘allgemeinen Unterricht’ gelehrt beigebracht
Die Befehle bestehen aus sind Kombinationen de[n|r] Buchstaben
’a’, ’b’, ’c’, ’d’ in beliebigen Kombinationen mit belie-
big vielen Wiederholungen. – Aber was heißt das? Nun,
daß in der Praxis des Spiels<,> ˇwie in seinem Unterricht<,> keine Anzahl
von Wiederholungen die Rolle der ‘größt
möglichen
’ spielt (siehe (35)). – Vergleichen wir
damit mit diesem Spiel das folgende:
4[6|7]
Die Befehle & ihre Ausführung sind wie
in (38); aber es werden nur drei Sätze Zeichen ge-
braucht: ‘a c’, ‘a c c’, ‘c a a’. [Untereinander schreiben]
     
Wir können werden sagen, ac daß B in (38) ˇB beim Ausführen
des Befehls von de[n|m] Zeichen, da[ß|s] ihm gegeben
wird, der Kombination der Buchstaben geführt wird.
[z|Z]iehen der ˇgebrochenenc Linie von dem
ˇzusammengesetzten Zeichen des Befehls geführt geleitet wird. – Aber wenn
wir uns fragen, ob die drei Sätze in (47) B in der
Ausführung
c d[er|ie]<ser> Befehle führen leiten, so scheint es, wir
ˇals könn<t>en ˇwir sowohl ‘ja’ als ‘nein’ sagen. – Wenn wir ˇnun
zu entscheiden versuchen, ob wir sagen sollen B
werde geführt, oder nichtˇgeführt, so, sind wir geneigt, Antwor-
ten zu geben, wie die folgenden: diese: <ˇWenn ich nun nachdenke, wird er geführt oder nicht geführt, so fallen mir Antworten ein wie diese:>
     a) “B wird von den Zeichen geführt, wenn er den
156
Satz nicht einfach als ein Ganzes (gleichsam ein
Wort) ansieht & dann handelt, – sondern wenn
er ihn ‘Wort für Wort’ (die Wörter sind ˇhier die Buchstaben)
liest, & den Wörtern, die er gelesen hat, entsprechend
handelt.” Wir Dies könn[en|ten] dies deutlicher machen; wenn indem
wir uns vorstellen, daß das Lesen ‘Wort für Wort’ ˇinsbesondere
ˇetwa darin besteht, daß er auf jeden die alle Buchstaben des
Befehls einzeln, der Reihe nach, mit dem Finger
gezeigt wird; im Gegensatz dazu, daß man (statt etwa auf
den [G|g]anzen Befehl Komplex Satz auf einmal<)> weist. Und das
‘Handeln den Wörtern entsprechend’ werden wir
uns so vorstellen
soll, der Einfachheit wegen halber,
darin bestehen, daß B ˇje ein Linienstück nach dem Lesen jedes eines Buchsta-
ben zieht. –
b) “B wird geführt, wenn in ihm ein Bewußtseins-
vorgang stattfindet, der
er durch einen Denkvorgang //durch einen Bewußtseinsvorgang// durch einen Vorgang in seinem Bewußtsein// eine Verbindung das Zeigen
auf einen Buchstaben mit dem Ziehen eines des entsprechenden
Linienstücks verbindet //von dem Zeigen auf einen … zu dem Ziehen … gelangt//.” So eine Eine solche //Diese// Verbindung kön-
n<t>en wir uns auf verschiedene Weise vorstellen hergestellt denken. Z.B.
so: B befragt sieht nach dem Lesen eines jeden
Buchstaben die in die Tabelle & zieht das ˇdann ein Linienstück
parallel dem ˇPfeil, den er in der Tabelle. ˇaufgefundenen. gefunden hat.–
c) “B wird geführt, wenn er nicht einfach
↻mit dem [z|Z]iehen des eines Linienstücks auf den An-
blick eines Buchstaben reagiert, sondern wenn er die muß die jene die
eigentümliche Spannung erfährtc erfahren<:> des das ’Sich-Besin-
nens auf die Bedeutung des Zeichens’; & das
Nachlassen dieser Spannung, wenn die richtige
Handlung im Geiste auftaucht.”
     
   Diese Erklärungen aber lassen uns alle
auf eine Weise unbefriedigt & es ist die Begrenzung
unseres Sprachspiels, welche sie ˇdie jede alle solche Erklärungen unbefriedigend
macht. befriedigen uns alle nicht recht, & es ist die … die welche sie alle unbefriedigend macht. – Dies drückt sich in der Erklärung aus,
c ˇdie uns einfällt: darin aus, daß wir sagen möchten, B werde dann von den Kombinationen der Buch-
staben in unsern den drei Sätzen geführt, wenn er
157
auch ˇsolche Befehle ausführen könntec, die in andern
Kombinationen dieser Buchstaben bestehen. die andere Kombina-
tionen dieserc jener Buchstaben sind.
– Und
wenn wir dies sagen, so scheint es uns, so erscheint uns daß diese
Fähigkeit zur Ausführung and<e>rere Befehle ˇsei ein be-
stimmter besonderer Zustand, der Person sei, die dessen, //des Menschen,// der die Be-
fehle in (46 47<…>) ausführt. diese Fähigkeit, auch andere Befehle auszuführen, als ein bestimmter Zustand dessen, der die 3 Befehle in (47) ausführt. Und dabei können
wir doch nichts in diesem Fall entdecken,

Wenn wir nun aber den Fall daraufhin von der Nähe ansehen, so finden sehen wir nichts //Sehen wir uns aber ˇdaraufhin den Fall von der Nähe an, so sehen wir nichts// was wir ˇals so einen Zustand bezeichnen nennen würden. könnten.
<ˇ Wenn wir uns aber daraufhin den Fall, gleichsam von der Nähe, besehen, ist kein solcher Zustand zu finden. //Wenn wir nun aber den Fall […… //|gleich]sam … betrachten, ist kein solcher Zustand zu sehen.>
     
    Sehen wir nach, welche Rolle das Wort
“Können<><,> (oder das Wort “Fahigkeit”), in unserer Sprache spielt.
Betrachte<n> ˇwir diese die folgenden Beispiele:
     
48
Stellen wir uns vor, für irgend einen wich-
tigen Zweck brauchten Menschen ein Ge-
rät dieser Art: Für irgendeinen … brauchen Menschen ein Gerät dieser Art: Es ist ein Brett mit
einem geraden oder gebogenen gekrümmten ˇkrummen Schlitz, in
welchem ein Zapfen geführt wird. Der
Mann, der das Gerät gebraucht, läßt
den Zapfen dem Schlitz entlanggleiten.
Es gibt solche Bretter mit geraden,
kreisˇbogenförmigen, ovalen<,> ˇS-förmigen & andern Schlitzen. Die
Sprache des Stammes hat Ausdrücke zur
Beschreibung der Tätigkeit beim Gebrauch dieses des Arbeitens mit diesem Geräts. Sie sprechen vom Bewegen
des Zapfens in gerader Linie, im Kreis-
bogen, etc. Sie haben auch eine Weise, d[as|ie]
entsprechende<n> Brett<er> zu beschreiben[;|,]: [s|S]sie sagen[;|,] “Das ist ein Brett, in welchem
der Zapfen gerade bewegt werden kann”.
Man könnte in diesem Fall das Wort
“kann” einen Operationszei[g|c]hen einen Operator nenn[t|e]n,
durch welchen die Beschreibung der
Handlung in eine Beschreibung des
Instruments verwandelt wird.
     
49
Denken wir uns eine Sprache, in der es
keine solche Satzform gibt wie, “Das Buch
158
ist in der Lade”, oder, “Wasser ist im Glas”, sondern
statt dessen sagt man heißt es: “Das Buch kann aus
der Lade genommen werden”, etc.
     
50
Wir denken uns eine Sprache, in derc man,
statt der Ausdrücke Sätzen von der Form, ein Ding sei ’hart’,
’weich’,
’x ist hart’, (x ist weich’ (’spröde’, ’zähe’), immer sagt, Sätze gebraucht werden von der Form: ’es
<’x> kann leicht gebogen werden man kann es leicht biegen’, ’es man x kann
nur schwer geritzt werden es schwer ritzen’, ’es man x kann es leicht
zerschlagen’ werden’, u.s.f.. Auch Und zwar auch dann, wenn
unter den gegenwärtigen man jetzt, wie wir sa-
gen würden, das Ding nicht gebogen biegen<;> (oder
geritzt, etc.), werden kann<,> ˇetc.. ritzen kann. Man sagt ˇin dieser Sprache
ˇSo sagt man z.B.: “[d|D]ie Hütte ist aus Stäben gebaut, die
leicht gebogen werden können man leicht biegen kann”, wenn sie
man
die Stäbe, in unserm Sinn, einzeln leicht
gebogen werden konnten. biegen konnte.
     
In diesen drei Beispielen, könnten wir sagen,
beschreiben die Sätze von der Form “das &
das kann geschehen” Zustände von Dingen.
Aber die Fälle sind ˇunter einander sehr verschieden. In (48)
hatten wir den Zustand f vor unsern den Augen:
Wir sehen, daß das Brett einen geraden, oder
andern, Schlitz hat. – In (49) entspricht der
beschriebene Zustand manchmal einem
‘Zustand der Sinneswahrnehmung’, einem ‘visu-
ellen Zustand’, wie man wir es nennen könnte,
könnten, manchmal nicht. – Wenn wir Auch in (50), können
wir sagen, beschreibt der Satz “der Stab kann
gebogen werden” einen Zustand, weil das sein Ver-
bum, ‘können’, weil das Verbum ‘gebogen werden können’ in der Gegenwart steht ˇAlso daraufhin deutet, daß etwas jetzt der Fall ist, während ich spreche.
Ich Aber ich hätte die zuständliche Auffassung
ˇin diesem Beispiel noch viel klarer machen können, wenn
ich angenommen hätte, daß in der dieser Sprache
ˇwerde statt “das Ding ist weich“ immer gesagt wird:
“das Ding hat es in sich, es kann gebogen
159
werden” daß es gebogen werden kann”, u.s.f. ˇoder dergleichen. Und wir gebrauchen ja die Und unsere ˇeigene Sprache behandelt ja auch die
Wörter “biegsam”, “leicht zerreißbar”, “zer-
brechlich” wie ˇdie Wörter “weich”, “spröde”, etc., & die-
se wieder<um> wie die Wörtercrot warm”, “grün rot”, “dunkel”
Aber dem Zustand der [b|B]iegsamkeit ent-
spricht keine Sinneswahrnehmung, die
dauert, während jener die mit dem Zustand <an>dauert
Aber zum Zustand der Biegsamkeit, Ritzbar-
keit etc. verhält sich kein Zus<t>and der
Sinneswahrnehmung, ˇso, wie zum Zustand der zur
Röte eines Dings der visuelle Zustand
des [s|S]ehens der roten Farbe. Das Kriterium
der für die Biegsamkeit ist nicht sosehr eine
stationäre Sinneswahrnehmung, als die
Probe des Biegens, das Kriterium des Zu-
standes der Ritzbarkeit, die Probe des
Ritzens, u.s.f.. – Die Idee des ‘Zustands
eines Wir sagen, ein Wagen f Dinges’ ist aber
dennoch immer eng ˇverbunden mit der eines Zustands der
Sinneswahrnehmung verbunden; & wenn
wir uns fragen, worin denn das Zuständ-
liche
der Weichheit, z.B., besteht, so wird
uns gleich so etwas [E|e]infallen, wie die ‘Struk-
tur der Materie’, & wir werden geneigt sein,
zu sagen, daß, : wenn wir nur in diese Struk-
tur hineinsehen könnten, ˇso würden wir den Zustand
sehen würden, der es macht, daß man
den Körper leicht biegen kann, etc..
     
   Wir sagen ein Wagen fahre 20 km in der
Stunde, auch wenn er nur eine halbe Stun-
de ˇlang fährt. Wir können unsern Ausdruck
rechtfertigen, indem wir sagen, der Wagen
fährt mit kann mit <s>einer Geschwindigkeit die ihn befähigt
20 km in der Stunde zurücklegen. Und wir nennen
die Geschwindigkeit auch einen ‘Bewegungszustand’.
160
Ich glaube, wir würden diesen Ausdruck nicht ge-
brauchen, wenn wir keine anderen Bewegungs-
erfahrungen hätten, als die, daß ein Ding
zu einer [z|Z]eit an einem Ort, zu einer andern
an einem andern Ort ist; wenn wir also alle
Dinge sich bewegen sähen, wie wir den Stunden-
zeiger der Uhr, oder die Sonne,<.> sich bewegen se-
hen.
(Mit dieser Bemerkung Damit in Zusammenhang ist steht
die Idee vom Pfeil, der sich nicht bewegt : der fliegende Pfeil steht stille bewegt sich nicht, weil ……, weil er ˇsich
zu in jedem Zeitpunkt ˇnur an einem bestimmten Or
t ist. befindet.)
     
51
Ein Stamm Volksstamm hat in seiner Sprache Befehle
zur Ausführung gewisser Handlungen Tätigkeiten der
Männer im Kriege; etwa Befehle wie, <:> “Werft
die Speere!”, “Schießt!”, “Lauft!”, “Kriecht!” etc..
Sie haben auch eine Art die Figur den Bau eines Menschen
zu beschreiben; & zwar indem sie sagen sie “er kann
schnell laufen”, “er kann weit werfen” etc.
Was mich aber rechtfertigt zu sagen, diese
Sätze beschrieben beschreiben bei ihnen die Figur eines
Menschen, ist die Art, wie sie von diesen den
Sätzen Gebrauch machen. Denn sie be-
schreiben das ein ge Bild eines Menschen mit kräf-
tigen Armen, indem sie sagen “er kann weit
werfen”; oder & sie weisen auf die Beine be-
schreiben Einen der wohlgeformte Beine
hat, auch wenn er sie aus irgendd einem
Grund nicht gebrauchen kann, mit den
Worten dem Ausdruck “er kann hoch springen”, etc.
     
52
Die Männer eines Stammes werden, ehe sie
in den Krieg ziehen auf ihre Tauglichkeit ˇim Kampf ge-
prüft. Der Prüfende läßt sie gewisse fest-
gesetzte Übungen machen & zwar sind es
Übungen an ˇeiner Art von Turngeräten. Danach gibt er
jedem ein Zeugnis von dieser Art: “A kann
161
gut [b|B]ogenschießen”, “B ist geschickt zum schleu-
dern” etc. etc., . Es gibt in ihrer Sprache keine
besondern Worte für die Übungen denen sie bei der Prü-
fung unterzogen werden, sondern diese heißen nur Tests Proben für
die & die Tatigkeit im Kriege.
     
   Es ist nun wichtig zu sagen, daß man ge-
gen dieses Beispiel& , wie gegen andere, die wir geben, den einen
Einwand machen kann,<:> [w|W]ir ließen lassen unsere
Volksstämme immer deutsche Sätze reden
und setzen dadurch stillschweigend ˇschon den gan-
zen Hintergrund der deutschen Sprache voraus,
& die d.h. also die gewöhnlichen Bedeutungen der ˇdeutschen
Worte Wörter<.> dieser Sprache. Wenn wir etwa sagen,
in der & der Sprache solle es kein Wort für
das Stemmen von Handteln geben & es werde
dort bloßTest fürs Übung zum Steinschleudern’ genannt,
so kann man fragen, wie wir denn den Ge-
<b>rauch de[s|r] Ausdr[u|ü]ckes ‘einen Test Übung ausführen’
& ‘einen Stein sch[e|l]eudern’ charakteriesiert gekennzeichnet haben,
daß wir berechtigt sind diese ˇdeutschen deutschen Ausdrücke der
deutschen Sprache
für die Wörter denjenigen gleich zu setzen, die
der jener Stamm etwa gebraucht. – Darauf
müssen wir antworten, daß die ˇwir nur eine sehr skitzenhafte Beschreibungen
der Praxis ˇjeder unserer fingierten Sprachen gegeben
haben, & in manchen Fällen nur Andeutungen;
daß sich aber diese Beschreibungen leicht
weiter ausführen ließen. So hätten wir in (52)
sagen können, daß der Prüfende gewisse Befehle
gebraucht, wenn er die Leute Übungen ausfüh-
ren läßt. Diese Befehle beginnen alle mit einem
gewissen Ausdruck gewissen Wort, welches ich mit dem deu-
tschen “Übe” übersetzen könnte, & diesem Wort
folgt dann der Ausdruck der im Krieg als
Befehl zum Speerschleudern gebraucht wird.
Ferner, wenn wenn ein Mann dem Häuptling von
162
der Schlacht berichtet, gebraucht er wieder diesen
Ausdruck, nun in einer Beschreibung. Was aber
eine Beschreibung als solche, einen Befehl als
solchen, eine Frage u.s.w., kennzeichnet ist –
wie gesagt – die Rolle, welche diese Ausdrücke Äußerungen in
dem ganzen Gebrauche Leben ˇder lebendigen Verwendung der Sprache spielen. Also,
ob ein [w|W]ort des eines Stammes richtig in durch ein Wort
der deutschen Sprache wiedergegeben wurde, hängt
von der Rolle ab, die jenes Wort im ganzen
Leben des Stammes spielt; d.h. von den Gelegenheiten,
bei welchen es gebraucht wird, den Ausdrücken
der Gemütsbewegung, von denen es im allgemeinen
begleitet ist, den Eindrücken, die es erweckt,
etc., etc.. (Frage [d|D]ich zur Übung z.B.: In welchen was für
Fällen würdest Du sagen, ein Wort eines be-
stimmten Volkes entspräche unserm “Leb wohl”;
in welchen was für Fällen, ˇes entspräche unser[m|er] ˇAusdruck “Servus!“ einem ˇirgend einem unserer Schimpfworte? In welchen
Fällen
Welche Beobachtungen würden Dich etwa
veranlassen, ein Wort einer fremden Sprache mit
unserm “vielleicht” zu übersetzen; ˇoder mit einem
Ausdruck des Zweifels, der Sicherheit Gewißheit, u.s.f.? Du
wirst finden, daß die Rechtfertigung dafür, daß
man etwas
eine Äußerung einen Ausdruck einen den ’Ausdr[ü|u]ck des
Zweifels’, ’der Gewißheit’, etc., zu nennen, zu einem gro-
ßen Teil, wenn auch nicht außschließlich, in
Gebärden, im Gesichtsausdruck ˇdes Sprechenden & dem Ton der Stim-
me liegt. Denke hier auch daran, daß die Er-
fahrungen einer Gemütsbewegung, zum Teil st ˇwenigstens,
klar lokalisier<t>e Erfahrungen sein müssen sind.
Denn, wenn ich im Ärger die Stirn runzle, so
fühle ich die Spannung des Runzelns in der
Stirne, & wenn ich vor Traurigkeit Erregung weine, so sind
die Empfindungen in der Umgebung meiner
Augen ein wichtiger Bestandteil dessen, was
ich fühle, wie es die veränderte Atmung ˇist, das
163
Klopfen des Herzens ist, u.s.w.. Ich glaube es das
ist das es, was William James meinte, wenn als er sagte, man weine nicht, weil man traurig ist,
sondern man sei traurig, weil man weint. Der
Grund, warum dieser Gedanke diese Idee oft nicht verstanden
wird, liegt darin, daß wir uns die in der Äußerun[-
|g]gen der eines Gefühl[e|s] als als ein künstliches ˇVerständigungs[M|m]ittel
sehen auffassen, um den dem Andern wissen zu lassen zu zeigen, daß
wir das dieses Gefühl haben. Nun ist gibt es keine scharfe
Grenze zwischen solchen ‘nstlichen Mitteln der
Verständigung’ & dem was man den ‘natürlichen
Ausdruck des Gefühls’ nennen könnte. Vergleiche
in dieser Hinsicht: a) Weinen, b) seine die S<t>imme erheben, wenn
man ärgerlich ist, c) einen groben Brief schreiben,
d) die Glocke ziehen, um einen Diener zu rufen, den
man schelten auszanken will.
     
53
Denken wir uns einen Stamm, in dessen Spra-
che ein Ausdruck ist, entsprechend unserm
[E|e]r hat das & das getan”, & einer, der unserm ˇSatz
“er kann das & das tun” entspricht. D[er|ie]ser
zˇweite Ausdruck wird aber nur dort ge-
braucht, wo auch der erste berechtigt
wäre. <ˇ Beiläufig gesprochen: Sie sagen nur ‘ich kann es tun’,
wenn sie es schon getan haben.
> Was kann mich nun rechtfertigen Was aber kann mich rechtfertigen,
das zu sagen? – Sie haben eine Form des
Ausdrucks der Mitteilung, die wir ‘Erzählung vergangener
Ereignisse’ nennen würden; w die Umstän-
de unter denen diese Form der Mitteilung
gebraucht wird, rechtfertigen diese unsere
Bezeichnung. Es kommen nun aber Fälle vor, in
denen wir sie eine Frage stellen, die wir durch
unser “
wiedergeben würden durch: “Kann A das
tun?”
die Frage stellen: “Kann N. das & das tun?” Es wählt z.B. ein Führer Leute aus,
die zu einer bestimmten Unternehmung geei-
gnet sind; es soll ˇ z.B. eine Höhe erklettert, ein Fluß
durchschwommen werden. Als ˇUnser Kriterium dafür,
164
daß der Führer ‘solche Leute auswählt’, ist nichts nicht,
was er spricht sagt, sondern sein & der Andern Be-
nehmen & die übrigen Umstände. Der Führer stellt
nun in diesem Fall diesen Fällen eine Frage<n> die, ihren praktischen
f Folgen nach zu urteilen, wir wiedergeben müß-
ten wiedergegeben werden müßten durch: – “Kann A A durch den Fluß schwimmen?”,
“Kann B auf diesen Felsen klettern?”, etc. Sie wer-
den aber bejahend nur von denen beantwortet,
die tats<ä>chlich schon durch diesen Fluß geschwom-
men sind, etc. Die Fragen des Führers sind nicht
in der Form gestellt, in der etwa anläßlich einer Er-
zählung gefragt wird “Hat A den Fluß durch-
schwommen?” & sie werden nicht in der Form beant-
wortet, wie diese Frage. Ist aber Einer nicht schon
durch diesen Fluß geschwommen, hat aber
etwa durch einen andern breiteren, so beant-
wortet er die Frage des Führers nicht durch den
bejahenden Satz, der der Fragestellung entspricht,
sondern erzählt von seiner andern Leistung.
     
   Soll man nun in so einem Fall sagen, Haben die
Sätze “er hat das & das getan“, & “er kann das &
das tun“ haben in dieser Sprache ˇnun denselbengleichen
Sinn, oder verschiedenen Sinn? Wenn Du darüber
nachdenkst, wirst Du einmal die eine, einmal
die andre Antwort geben wollen. Und das zeigt
nur, daß diese Frage hier keinen klaren ˇbestimmten Sinn hat.
Ist Soll die Tatsache ausschlaggebend ˇsein, daß die Leute
nur dann sagen “er kann …”, wenn er es
getan hat, dann haben die Sätze den gleichen
Sinn; wenn die Umstände, unter denen ein Aus-
druck gebraucht wird, da[ß|s] bestimm[t|en], was Du den
‘Sinn’ nennst, dann haben sie verschiedenen Sinn.
     
   Der Gebrauch, der in diesem Beispiel vom Wort
‘kann’ – vom von dem Ausdruck der Möglichkeit – gemacht
wird, kann ein Licht auf die Idee werfen, daß,
165
was geschehen kann, ˇmüsse schon einmal muß gesche-
hen sein (Niet<z>sche). Es ist wird auch interessant ˇsein im
Lichte unserer Beispiele den Satz zu betrachten:
“Was geschehen ist, geschieht, kann geschehen”.
     
        Ehe wir mit unserer Betrachtung<en> des
Gebrauchs des
über den ’Ausdrucks der Moglichkeit’ fort-
fahrensetzen, wollen wir überc ˇin auf das Gebiet unsrer
Sprache etwas klarer werden blicken mehr Klarheit gewinnen, in wel-
chem von Zukünftigem & oder Vergangenem Zukunft oder Vergangenheit die Rede ist;
also in über den Gebrauch von Ausdrücken, wie
diesen: “gestern”, “vor einem Jahr”, “in 5 Minuten”,
“ehe ich dies tat”, etc..
     
54
Stellen wir uns vor, wie ein Kind in der
Sprachform der zum Gebrauch der ‘Erzählung vergangener Erei-
gnisse’ abgerichtet werden könnte.
Es hat gelernt verschiedene Dinge mit
Worten zu verlangen (also gleichsam, Befeh-
le zu geben wie in (1)). Ein Teil der Abrich-
tung war die Übung Dinge zu benennen.
Es hat so gelernt, ein Dutzend seiner
Spielsachen zu benennen (& zu verlangen).
Es hat nun etwa gerade mit dreien von
ihnen gespielt (einem Ball, einem Würfel &
einer Rodel); nun nimmt man sie ihm <fort>
weg & der Erwachsene sagt etwas wie:
“Er hat einen Ball, einen Würfel & eine Rodel
gehabt”. <ˇ Das Kind lernt ihm den Satz nachsprechen & dabei
auch die Bewegung des Herzählens an den Fingern
zu machen.
> Bei einer ähnlichen Gelegenheit
bleibt bricht der Erwachsene in der die Aufzählung
ab & bringt bewegt das Kind dazu sie fortzusetzen.
Bei der Aufzählung ˇder Gegenstände Dabei macht er etwa eine
charakteristische Bewegung, : er zählt die
Dinge
c sieˇ, wie wir sagen würden, an den Fingern einer Hand her.
Bei
einer weitern Gelegenheit fängt er den
Satz nur an & macht die Handbewegung
mit der die Aufzählung immer beginnt
166
& läßt das Kind die alle Dinge selbst nennen. Die
Handbewegung des Herzählens an den Fingern
soll hier eine Brücke bilden beim Übergang
zum selbständigen Aufzählen des Kindes. zu des Kindes selbständigem Aufzählen. – Die
Finger sollen das Kindc es bei der Aufzählung
weiterleiten weiterführen. Und [D|d]er Lehrende wird wenn er die Auf-
zählung abbricht
ihm ˇdies versuchen durch seine die Gebärde[,|n] <&>
<&> den ˇGesichts[A|a]usdruck der Erwartung, in Gesicht &
Stimme
& ein Heben der Stimme, ˇetc. weiterzuhelfen versuchen. etc.. Ob es
zu der Einübung des Spiels kommt hängt
davon ab, ob das Kind auf diese Anregungen
eingeht. Es liegt hier nun ein Mißverständ-
nis sehr nahe: die Mittel (Gebärden, etc) die welche
der Lehrer gebraucht, um das Kind zum Fort-
setzen der Aufzählung zu bewegen, aufzu anzusehen,
als indirekte Mittel, sich dem Kind verständ-
lich zu machen Andeutungen, mit denen er sich dem Kinde verständlich <zu> machen soll sucht. ˇSo [A|a]ls hätte das Kind bereits eine
Sprache, in welcher es denkt, zu sich selbst
spricht, & der Lehrer solle es nun dazu
durch allerlei unvollkommene Andeutun-
gen daz (seine Gebärden etc.) dazu bringen,
daß es errät, was er meint. So also, als
fragte das Kind sich in seiner eigenen
Sprache: “Will erˇ nun, daß ich fortsetze, oder wieder-
hole, was er gesagt hat, oder etwas anderes?”
– Es wird also so dargestellt, als lernte das
Kind nie die Sprache, ˇalso als lernte es ˇnie denken, sondern nur, von
einer Sprache, von einer Sprache die es schon
kann, in eine andre übersetzen. (Augustinus:
et ecce paulatim sentiebam, ubi essem, et volun-
tates meas volebam ostendere eis, per quos impleren-
tur, et non poteram, quia illae intus erant, …
Itaque iactabam et membra et voces, signa simi-
lia voluntatibus meis, …) Die Wurzeln dieser
Auffassung reichen gehen tief & ˇreichen verzweigen sich reichen weit. Denn wie
167
kann das Kind denken lernen, wie ich es beschrei-
be? Ich sage ja selbst, es wird ‘abgerichtet’!
Kann man zum Denken abgerichtet werden?
Das Denken ist doch der Gegensatz zum bloß
mechanischen Handeln, & abgerichtet wird
man doch gerade zum mechanischen Handeln!
     
   “Machst Du das Kind nicht zum Papagei,
der zum Reden abgerichtet wird?” – Aber kannst
Du denn einen Papagei ˇ(oder etwa einen Affen) dazu abrichten, daß
er eine Tabelle, gebraucht, Dinge zählt benennt,
aufzählt, etc.? – “Aber ist das Denken
nicht ein geistiger Vorgang?” – Von der Gei-
stigkeit des Denkens, später. –
     
55
Ein andres Beispiel einer primitiven
Art der E<r>zählung vergangener Ereignis-
se: Wir leben in einer Landschaft einem Talkessel
mit einprägsamen Bergformen am Ho-
rizont. Es ist leicht sich zu erinnern
an welchem Ort die Sonne in einer be-
stimmten Jahreszeit aufgeht, wo sie
im Mittag steht & wo sie untergeht wieder hinter
den Bergen verschwindet. Wir haben nun
einige charakteristische Bilder der Sonne ˇunsrer Landschaft mit der Sonne
in verschiedenen Stellungen. Die<se> Reihe die-
ser
Bilder will werde ich die ‘Sonnen[reihe|bilder]’ nennen.
Wir haben auch charakteristische Bilder
von ˇverschiedener Tätigkeiten des Kindes<:> , seines Aufste-
hens, verschiedener seiner Spiele, das Kind, wie
es
am Mittagstisch sitzt beim Mittagmahl, und anderes mehr u.a.m..
Diese will werde ich die ‘Lebensbilder Bilder aus dem seinem Leben’ nennen.
Ich stelle mir vor, daß das Kind oft
die Sonne bei vielen seiner Tätigkeiten

bei seinen verschiedenen Beschäftigung-
gen oft die Sonne sehen kann; & wir lenken
seine Aufmerksamkeit dabei oft auf
168
die Stellungen der Sonne, – sie sei bei stehe über diesem Berg,
diesem Baum, etc.. Dann lassen wir das Kind
ein Bild seiner ˇgegenwärtigen Tätigkeit<en> ˇsehen anschauen & dazu Bilder & eines der Sonne in de[r|n]
richtigen entsprechenden Stellung<en>. Wir können so in groben Um
durch diese Bilder gleichsam erzählen, was
das Kind den Tag über ˇvon [m|M]orgens bis [a|A]bends gemacht hat, indem wir
eine Reihe der ‘Lebensbilder Bilder aus seinem Leben’ legen & etwa
darüber, in ˇder richtige[r|n] Zuordnung, die ˇReihe der Sonnen-
bilder. Wir werden dann das Kind eine sol-
che Bildergeschichte<,> ˇdie wir angefangen haben, ergänzen lassen. Oder
wir werden beim [l|L]egen der Bilder absichtliche grobe Irrtümer machen Unrichtigkeiten legen
& das Kind sie ausbessern lassen, etc.. D<i>eses
Sprachspiel kann man sich am leichtesten besten
mit von Worten begleitet vorstellen.
     
   “Aber die Zeichen der Aufmunterung des Bei-
falls, der Mißbilligung, u.s.f., muß ja das Kind
doch verstehen ehe es abgerichtet werden kann,
diese Sprache kann das Kind doch nicht lernen.”–
     

    <> Teils lernt es sie, teils ‘versteht’ es sie
vor jedem Unterricht. Überlege aber was wir
hier ‘verstehen’ nennen. Worin besteht das Ver-
stehen? – Mit dieser Frage werden wir uns spä-
ter beschäftigen müssen.
     
56
Eine Variante von (55): Im Kinderzimmer
ist eine große Uhr. Der Einfachheit Stellen
wir sie uns zur Einfachheit nur mit einem
Stundenzeiger vor. Die Geschehniße des
Was den Tag über geschieht, wird wie
oben ‘erzählt’, aber es gibt hier keine
Reihe der Sonnenbilder; statt ihrer verwen
gebrauchen wir die Ziffern des Zifferblatts der Uhr. Wir
schreiben eine Ziffer zu einem ‘Lebensbild’. ‘Bild aus dem Leben’<.>
     
57
Zeitbegriffe treten auch in das einfachere
Spiel ein<,> ˇbloß
eine Reihe von Aber auch in diesem einfachern Spiel arbeiten wir mit Zeitbegriffen: Es werden Lebensbildern ˇwerden in eine
Reihe zu legen gelegt, der ˇzeitlichen Ordnung der Tätigkeiten
169
entsprechend. Wir könnten ˇin dieses Sprachspiel
mit Hilfe der die Wörter ‘vor’ & ‘nach’ einführen.
In diesem Sinne kann man sagen daß in ˇdieses Spiel ihm
die Begriffe ‘vor’ & ‘nach’ eintreten, aber nicht
der Begriff der Zeitmessung. (Ich verstehe also
hier unter “Begriff” nichts [g|G]eistiges.) Es wäre
offenbar nicht schwer von den Spielen (55), (56),
(57) auf die Erzählung von Ereignissen in
Worten überzugehen.
     
   Vielleicht wird jemand bei der Betrachtung
solcher Formen der Erzählung denken, daß in
ihnen der eigentliche Zeitbegriff noch ˇgar keine Rolle
spielte, sondern nur irgend ein roher Ersatz für
ihn. desselben. – Nun, wenn jemand behauptet, es gä-
be einen Begriff von ‘fünf Uhr’, der die eine Uhr nic<h>t
voraussetze, die Uhr diese sei nur das Instru-
ment, mit dem mehr oder weniger genau fest-
gestellt werde wird, wann es fünf Uhr seic ist; oder ˇwenn er behauptet<,>
es gäbe den einen Begriff der ‘Stunde’ der kein Instru-
ment Werkzeug der Zeitmessung voraussetze, werde
ich dem nicht widersprechen, sondern ˇihn nur
von ihm verlangen fragen, in welcher Weise er
die Ausdrücke Worte ‘Stunde’ & ‘fünf Uhr’ gebraucht
//sondern nur von ihm verlangen, daß er seinen Gebrauch der Ausdrücke … beschreibt//.
Und involviert dieser Gebrauch keine Uhr, so
werde ich weiter fragen, Und ist es nicht der, der eine Uhr involviert, so ist es ein andrer; & dann werde ich fragen …… warum er die Ausdrücke ‘fünf
Uhr’, ‘eine Stunde’, ‘eine lange Zeit’, ‘eine kurze Zeit’
einmal in Verbindun Zusammenhang mit der
Uhr, & einmal unabhängig von ihr gebraucht: Dies
wird so sein, wegen gewisser Analogien, die zwi-
schen den beiden Arten des Gebrauches bestehen.
Aber wir haben nun eben [Z|z]wei solche Arten, & ˇes ist kein Grund keine
<eine> von ihnen wird man <>die reinere’, oder <>die eigentl<ic>he’
<zu> nennen<.> können. sollte man … nennen.
     
58
Dies könnte durch folgendes Beispiel klarer
werden: Wenn wir von jemand<em> verlangen jemandem befehlen: “Sag eine
170
Zahl, irgendeine, die [d|D]ir gerade einfällt”, so
kann er dies im allgemeinen <so>gleich tun. Ange-
nommen nun,
Ich nehme nun an, es hätte sich gezeigt, daß
die Zahlen, die so geantwortet werden, zur Antwort kommen, vom
Morgen bis zum Abend ˇjedes Tages zunehmen; der Mensch
beginnt die Menschen beginnen anc jede[|]c Morgen mit ˇirgend einer kleinen Zahl
& erreichten die größte höchste ˇZahl //ein Maximum//, ehe er sie des nachts ein-
schläft einschlafen. – Denke, was uns dazu bewegen könnte, : was könnte uns dazu bewegen,
diese Erscheinung Reaktionen Zahlen ein ‘Mittel der Zeitmessung’
zu nennen; oder sogar, zu sagen, sie ˇjene Zahlen sie seien die
eigentlichen Meilensteine ˇim Verlauf der Zeit
ihr Verlauf sei die Zeit; & Uhren, Sonne, etc., seien nur indirekte Anzeiger zeigten nur indirekt die verflossene Zeit an. <ˇ… diese Erscheinung ein ‘Mittel der Zeitrechnung’ zu nennen; oder, sogar zu sagen, das Wachsen dieser Zahlen sei die Zeit. Und Uhren, Sonne,
etc. zeigten nur indirekt den Verfluß der Zeit an.
> (Prüfedie Be-
hauptung,
das menschliche , was an dem Satz ist, unser Herz sei die eigent-
liche Uhr, die hinter allen andern Uhren<.> stehe.)
     
   Betrachten wir weitere Sprachspiele in
die Zeitbestimmungen eintreten:
     
5[8|9]
Eine Variation des Sprachspiels (1): Wird
ein Befehl gegeben <(>wie ‘Platte!’, ˇoder ‘Würfel’, < etc),> so
führt B ihn nicht sogleich aus, sondern
wartet, bis der Zeiger einer Uhr an einem
Punkt ˇdes Zifferblatts angelangt ist steht, den wir beim Ausru-
fen
Aussprechen des Befehls mit dem Finger bezeichnen.
Man könnte sich denken, daß das Kind zu-
erst abgerichtet wird, die Befehle unver-
züglich
auszuführen[;|.] [w|W]enn es das kann,
gibt man wiederc einen solchen Befehl,
&
<&> zeigt dabei auf einen Ort Punkt des Zifferblat-
tes, & hält ˇaber das Kind zurück, daß es
den Befehl nicht ˇgleich ausführen kann<;> ˇman & läßt
es erst frei, wenn der Zeiger dort an <je>[d|n]em Punkt angelangt gelangt
ist. – Wir könnten in dieses Spiel ein Wort einen Ausdruck einfüh-
ren einführen von der Funktion wie das Wort
ˇein Wort wie das <…> unserjetzt’ einführen: Es
gibt in unserm Spiel
Wir geben zwei Arten von Befehlen;
solche, die, die einen sind wie in (1), unverzüglich ausge-
führt werden sollen
, & solche, die ˇandern in einem
171
bezeichneten Zeitpunkt auszuführen<.> sind.
Um den Unterschied der beiden Arten deut-
licher zu machen, setzen fügen wir den Befehlen der ersten
Art ein Wort bei & rufen, z.B., ‘Platte jetzt!’.
     
    Man könnte jetzt leicht Sprachspiele
beschreiben mit Ausdrücken wie: “in fünf
Minuten”, “vor einer halben Stunde”, u.a..
     
60
Sehen wir noch den Fall <an> einer Beschreibung
der Zukunft an, eine Vorhersage: ˇIch nehme an<,> Wir lassen
ein Kind die we[l|ch]selnden Lichter an einer
Straßenkreuzung beobachten & spannen
seine Erwartung ˇdarauf, was wohl das nächste
Licht sein werde. Wir haben eine rote, eine
gelbe & eine grüne Scheibe & drücken die Erwar-
tung eines Lichts einer bestimmten Farbe durch das Zeigen auf eine
der Scheiben aus. (Wir geben der Freude über die
richtig geratene erratene Farbe, der Enttäuschung über
die unrichtig geratene Ausdruck.) Endlich
wird das System erkannt, nach welchem
die Lichter wechseln & das Raten geht in
ein Vorhersagen über. Weitere-[E|e]ntwicklungen
dieses Spiels lassen sich leicht vorstellen.
     
Es könnte kann uns nun auffallen, daß wir in die-
sen Sprachspielen nicht diec den Begriffe der Gegenwart,
Vergangenheit & Zukunft, in ihre[r|m] problematischen,
beinahe geheimnisvollen, Gestalt Aspekt antreffen. begegnen. Was
für ein Aspekt dies ist & wie man wir zu ihm gelangt gelangen, kann
man am deutlichsten deutlich erkennen, wenn man die<se> Fra-
ge betrachtet: “Wohin kommt geht die Gegenwart, wenn
sie Vergangenheit wird, & wo ist die Vergangenheit?” –
Unter welchen Umständen kann uns diese
Frage bewegen? Denn unter gewissen Umstän-
den kann sie es nicht, & wir würden sie als Un-
sinn beiseite schieben. Es ist klar, daß diese
Frage
sie dann am leichtesten in unserm Geiste auftauchen
172
wird, wenn uns beim Nachdenken über die
Zeit das Bild ˇdes Kommens & Gehens<,> des [v|V]orüberfließens, gefangen
hält; wenn wir in erster Linie immer an Ge-
schehnisse denken<,> in denen ein in denen es ein
solches Vorbeiziehen wirklich gibt. Wie etwa, wenn
wir an einem Fluß stehen auf dem Holz geflößt
wird: die Stämme ziehen an uns vorüber; die,
welche vorüber sind, sind alle rechts von mirc uns,
die noch kommen, sind links. Wir gebrauchen
dies<en> ˇVorgang nun als Gleichnis für alles Geschehen[;|.] [j|J]a das
Gleichnis ist in ˇdie Ausdrücke unserer Sprache verkörpert gelegt,
denn wir sagen, eine Krankheit ‘zieh[e|t] vorüber’,
‘es kommt ein Krieg’, etc.. etc.. [w|W]ir sprechen sprechen
vom Lauf der Ereignisse, <> aber auch vom Laufe
der Zeit, – des Flusses, auf dem welchem die Stämme ˇan uns vor-
beischwimmen.ziehen. (ˇ“die Zeit ist da”<,> “die Zeit ist längst vorbei”, “es kommt
die Zeit”, etc.<,> etc.) Und so kann mit dem Wort
“Zeit” das Bild eines ätherischen Flusses un-
trennbar verbunden sein, mit den Worten
‘Vergangenheit’ & ‘Zukunft’ das Bild von
Gebieten,, Ländern, aus deren einem die Ereig-
nisse in das andre ziehen<.> [u|U].s.f. (“das Land<> der
Zukunft<,>) der Vergangenheit.) Und doch können wir
natürlich keinen solchen Strom finden & keine sol-
chen Örter. Die Grammatik [u|U]nserer Sprache läßt eben
Fragen zu<,> ˇzu denen es keine Antwort gibt. & Und sie verleitet uns zu ihnen durch ihre die Bild-
haftigkeit des Aus-
drucks
diese Fragen zu stellen. durch die Bild-
haftigkeit
des Ausdrucks. Eine Analogie nimmt hat
unser Denken gefangen & zieht es genommen & schleppt es unwiderstehlich mit sich fort.
     
   Dies geschieht auch<,> dann wenn uns die
Bedeutung von ‘jetzt’ zu etwas Geheimnisvollem
wird. In unserm Beispiel (59) ist es klar,
daß die Funktion des Wortes ‘jetzt’ in keiner
Weise vergleichbar ist der ganzlich verschieden ist von der eines Ausdrucks der Worte
173
‘5 Uhr’, ‘mittag’, ‘die Zeit des Sonnenuntergangs’
etc.,. Diese Ausdrücke werde ich ‘Zeitangaben’
nennen. Aber unsere Sprache gebraucht
das Wort ‘jetzt’ & Zeitangaben in ähnlichen den gleichen
Satzzusammenhängen wie die Zeitangaben.
Wir sagen: “Die Sonne geht jetzt unter” &
“Die Sonne geht um 6 Uhr unter”. Und, was
was die Verwechslung noch mehr nahe legt,
“Jetzt ist es 6 Uhr”.
     
      Wir sind versucht zu sagen, daß so-
wohl ‘jetzt’ als auch ‘6 Uhr’ einen Punkt
der Zeit angeben bezeichnen. Und so kann <die>
Frage entstehen: “Was ist das Jetzt? Denn es
ist ein Augenblick der Zeit & doch kann man
es nicht definieren als den Augenglick in
welchem ich rede ˇ(das Wort ‘jetzt’ ausspreche), oder den Augenblick in wel-
chem die Uhr schlägt, u.s.f.. Unsere Antwort
ist, daß die Funktion des Wortes ‘jetzt’ eine
andere ist, als die der jener Zeitangaben. Sie ist ihr
auch nicht ähnlich; aber es besteht natürlich
ein Zusammenhang. (Wie die Funktion eines Ham-
mers der eines Nagels nicht ähnlich ist, aber
ein Zusammenhang besteht.) (Aber Nur nicht der,
der Ähnlichkeit.)
Dies ist leicht zu sehen, wenn
man ansieht Du ansiehst, welche Rolle das Wort im Ge-
brauche der Sprache spielt, ich meine, in der
ganzen Praxis des Sprachspiels der Sprache; & nicht bloß,
in was für Sätzen es gebraucht wird. Vergleiche
das mit dem Wort ’jetzt’ mit de[m|n] Zeitzeichen Befehl ‘los!’, etwa
bei<m> einem Rennen. Auch dieser ‘bezeichnet einen
Augenblick’. (‘Jetzt’ könnte kann man ein ‘Zeitzeichen’
nennen. Das Klatschen beim Befehlen einer Turnübung.) ˇ Das Wort ‘heute’ ist kein Datum.
     
   Es ist gesagt worden ‘jetzt’ sei der Name
eines Zeitmomentes; wie ‘hier’ der Name eines
Orts, ‘dieses’ der Name eines Gegenstandes & ‘ich’
174
der Name einer Person. (Man kann dies dann natür-
lich auch von den Ausdrücken ‘Vor einem Jahr’, ‘da drü-
ben’, ‘Eure Majestät’, etc. sagen.) (Vergl. (5)) Die Gründe zu
diesem Gedanken sind weitverzweigt. – Ich könnte
mir
Es ist beinahe so, wie wenn jemand, etwa,
auf einen Teil des Gehirns zeigend sagen würde:
“Das ist der eigentliche Mensch”. Die Antwort da-
rauf wäre: Nein, das ist nicht der Mensch. D.h.,
das ist nicht, was man ‘den Menschen’ nennt.
Aber ich verstehe wohl, daß man unter Umständen
versucht ist, so etwas zu sagen. Wir wünschen
z.B., daß das Wort ‘Mensch’ etwas [e|E]infaches,
[p|P]rimitives bedeuten solle, nichts [z|Z]usammen-
gesetztes. Etwas wofür sich klare Gesetze ange-
ben lassen, nicht etwas, wobei es ˇunscharfe Grenzen, ein Mmehr oder
Wweniger, gibt. – Wenn man den Eigennamen eines
Menschen, oder etwa den Namen einen ˇwie “Nothung” nicht
Namen im ‘strengen, logischen’ Sinn des Wortes
nennen will, so ist es, we<i>l ein Name etwas
[e|E]infaches bezeichnen soll. – Das Schwert Nothung
aber g besteht aus Teilen in einer bestimmten Zu-
sammensetzung. Sind sie anders zusammenge-
setzt, so existiert Nothung nicht. Nun hat aber
ˇoffenbar der Satz “Not<h>ung ist hat ein<e> scharfes Schwert Schneide
Sinn, ob [n|N]othung noch ganz ist, oder schon
zerschlagen. Ist aber “Nothung” der Name eines
Gegenstandes, so gibt es diesen Gegenstand nicht
mehr, wenn das Schwert Nothung zerschlagen ist;
& da dem Namen dann kein Gegenstand ent-
spräche, so hätte er keine Bedeutung. Dann
aber wäre stünde in dem Satz “Nothung hat eine
[S|s]charfe Schneide” ein Wort ohne Bedeutung das keine Bedeutung hat
& daher ˇwäre der Satz Unsinn. Nun hat er aber
Sinn, also kann ‘Nothung’ nicht der Name
eines Gegenstands sein
muß den Wörtern, aus
175
denen er in analysierter Form zusammengesetzt
ist immer schon etwas entsprechen. Also muß das
Wort ‘Nothung’ bei der [a|A]nalyse des Sinnes ver-
schwinden & statt seiner Worte gesetzt werden eintreten, die
Einfaches benennen. Diese Worte werden wir billiger-
weise die eigentlichen Namen nennen. – Dieses Raison-
nement hängt an verschiedenen Irrtümern: a) die
Idee einem Wort müsse ein Gegenstand ‘entsprechen’,
damit es Bedeutung habe.(Die <,> die Verwechslung von
der Bedeutung mit dem Träger eines Namens) b)
ein<…> falscher Begriff von der philosophischen, oder lo-
gischen Analyse eines Satzes<,> . ([m|M]an denkt sie sich als sei sie ähnlich
ähnlich der chemischen, oder mechanischen) physikalischen. c) [E|e]ine
falsche Auffassung der ‘logischen Exactheit’, Un-
kenntnis des Begriffs der ‘Familie’. –
     
   Aber nichts unähnlicher, als der Gebrauch des Wor-
tes “dieses” hinweisenden Fürwortes & eines Eigennamens! ( [W|w]enn man näm-
lich die Praxis des Sprachspiels ansieht & nicht
bloß die Stellung der Wörter in ˇunsern Sätzen<:> Denn wir
sagen allerdings: “d[as|er] ist klein, groß, <> & auch: “Hans
ist groß”; aber v[i|e]rgiß nicht, daß der erste Satz sinn-
los ist, ohne die zeigende Gebärde<…> & das Ding worauf den Gegenstand auf den
wir zeigen. – Was ˇetwa mit einem Namen verglichen werden
könnte ist nicht das Wort ‘d[as|er]’, sondern dieses Wort
zusammen mit der zeigenden Gebärde & dem Ding. Gegenstand.
     
   Man könnte sagen[:|,] [E|e]s ist charakteristisch
für einen Namen, daß wir ihn im Satz “[d|D]ies ist A”
gebrauchen können[[.|:]|;] Aaber es ist ˇaber sinnlos Unsinn zu sagen
[d|D]ies ist dies”, oder “[d|D]ies ist jetzt”. –
     
      Problematisch ˇerscheint uns auch manchmal
der Satz der ein ˇzukünftiges Ereignis der Zukunft beschreibt, &
zwar mehr, als die eine Beschreibung eines vergangenen Er-
eignisses. Denn wenn man zukünftige mit
vergangenen Ereignissen vergleicht, möchte man
beinahe sagen, daߡdiese, wenn ˇsie auch diese nicht ˇmehr im
vollen Licht des Tages existieren so doch in einer Art
Unterwelt, in die sie aus der Wirklichkeit hinabgestie-
gen sind, während die [Z|z]ukünftigen Ereignisse nicht
einmal
auch jene diese Schattenexistenz ˇnicht haben. Wir könnten
uns freilich ein Reich der ungeborenen, zukünftigen,
Ereignisse denken, aus dem welchem sie diese in die Wirklichkeit
treten, & von da ins Reich der Vergangenheit[; &|. Und] wenn
wir in an diese[m|s] Bild denken, so könnte es uns
wundern, daß die Zukunft uns weniger wirklich
vorkommt, als die Vergangenheit. Aber vergessen
wir nicht, daß unsere die Grammatik der zeitlichen
Ausdrücke unserer Zeitbegriffe nicht symetrisch ist in Bezug auf die
Gegenwart. [D|d]er Begriff des ’Gedächtnisses’ ↻tritt
ˇDenn [[i|I]|i]n der Grammatik der ’Zukunft’ nicht auf, auch
nicht ‘mit umgekehrten Vorzeichen’. – Vielleicht
wird man sagen: “Was hat das mit Grammatik
zu tun[,|?] [w|W]ir erinnern uns eben nicht an die
Zukunft!” Nun das kommt darauf an, wie man
das Wort erinnern gebraucht. In uns[e|r]er gewöhn-
lichen
Sprache hat es keinen Sinn zu sagen:
“Ich erinnere mich deutlich an das, was mor-
gen geschehen wird”, – auch dann nicht, wenn
ich ein Prophet bin. (Hier ist es nützlich, an die
Worte zu denken, “daß der ein Mensch, der an die
Vergangenheit denkt, den Blick zur Erde
richtet; der Mensch aber, der an die Zukunft
denkt, ihn nach oben richtet”. Denn wenn
Du Dich erinnernd, & voraussagend, denkst,
wirst Du sehen, daß daran etwas Wahres ist.)
In wiefern die Erfahrungstatsachen jene Zeitbe-
griffe bestimmen, <> ˇdiese sind gleichsam die Maßeinheiten, nach
welchen wir jene Messen – davon später. Man
könnte unsre Zeitbegriffe durch den Satz charak-
terisieren: “Die Vergangenheit ist doch wenigstens
schon dagewen, die Zukunft aber noch gar
177
nicht”. Und so kommt es, daß gesagt wor-
den ist, Sätze über zukünftige Ereignisse seien
eigentlich keine wirklichen Sätze (denn es
entspräche ihnen sozusagen gar nichts).
die zukünftiges beschreiben, sind eigentlich gar keine Sätze (denn es entspricht ihnen sozusagen gar nichts). Dies ist natürlich in Ordnung, wenn es
bloß eine Bestimmung darüber sein soll,
wie der Schriftsteller Philosoph Einer das Wort ‘Satz’ ge-
brauchen will[,|.] <ˇund [w|W]er dies sagt, steht offenbar unter dem ˇstarken Eindruck der Assymetrie
‘Zukunft’ – ‘Vergangenheit’.
> [w|W]enn auch diese Betim-
mung wohl
ˇEinschränkung des Gebrauchs des Wortes ‘Satz’ letzten Endes auf einem Mißverständnis
des Funktionierens unserer Sätze im all-
gemeinen beruht. Gewiß könnte es unter
Umständen natürlich sein, den Gebrauch
des Wortes ‘Satz’ so einzuschränken.
Der Philosoph ist aber in ˇder Gefahr, zu glauben,
er habe ˇnun einer Art wissenschaftlicher Erkennt-
nis über die Natur der Zukunft [a|A]ausdruck gegeben.
     
61
Stelle Dir folgendes Spiel vor: Jemand wür-
felt; & vor jedem ehe er einen Wurf macht, zeichnet
er vor sich eine der Flächen des Würfels
auf hin. Zeigt ihm nach dem Wurf der Würfel
die Seite, die er gezeichnet hat, so gibt er
der Befriedigung Ausdruck, andernfalls
der Unbefriedigung. – Oder es seien zwei
Spieler: Sie würfeln abwechselnd; wenn ehe der
eine würfelt, zeichnet der andere eine Fläche
des Würfels auf hin; ist es die, die kommt, so
zahlt gibt der Würfelnde dem Andern ˇein Geldstück, andern-
falls zahlt dieser dem Würfelnden.
     
Das Zeichnen der Würfelfläche wird man in die-
sem Fall ein ‘[r|R]aten’ nennen, oder ˇunter Umständen auch eine
’Vermut[un|en]<>g’.
     
62
Bei einem gewissen Volksstamm werden
Wettkampfe abgehalten im Laufen, Speerwerfen,
etc.[;|.]& die Zuschauer Vor jedem Wettkampf
178
werden die Bilder aller Teilnehmer Wettkämpfer in einer Reihe
aufgestellt & jeder Zuschauer legt ein Packchen
Geld unter eines dieser Bilder. Gewinnt im Wett-
kampf der, unter dessen Bild er der Zuschauer sein Geld
gelegt hat, so erhält der Zuschauer sein Geld
zurück & noch mehr dazu; verliert j andern-
falls verliert der Zuschauer sein Geld.
So einen Gebrauch würden wir zweifellos ‘Wetten’
nennen; auch dann, wenn diec ˇes in der Sprache jenes Stam-
mes keine Ausdrücke keinen Ausdruck ˇenthält für ’Grade der Wahrschein-
lichkeit’, ’chancen’ etc.<.> gibt.
     
   Ich nehme an, daß das Benehmen der Zu-
schauer ehe & nachdem die Ergebnisse vor & nach dem Ausgang des Wettkampfs
bekannt sind Spannung, Teilna<h>me, Be-
friedigung & Unbefriedigung ausdrückt.
Ferner, wenn ich die Wetten der Zuschauer
prüfe, so finde ich, daß ich verstehe, ‘warum’
sie ges besonders auf diesen oder jenen Teil-
nehmer gesetzt haben. So wird meißt auf den
stärker gebauten von zwei Ringkämpfern ge-
setzt; & wenn auf den Andern, so finde ich
daß jener kurz vorher krank war, oder dieser
i[n|h]<n> einem ähnlichen Fall schon einmal früher einmal [g|b]esiegt hat; u. dergl..
     
   Dabei aber hat ihre Sprache keinen Ausdruck
der Begründung. D.h. nichts in ihr entspricht
unserm einem Satz ˇwie: “Ich setze auf diesen Mann Ringer, weil
er in guter Form ist, während jener ˇandere kürzlich
krank war”, u.s.w.. – Ich könnte sagen[,|:] [m|M]eine
Beobachtung lehrt hat mich gewisse Ursachen
gelehrt, die auf die Wetten Einfluß nehmen[;|,]
aber die Wettenden habenˇ, oder verwenden, keine Gründe beim Setzen
auf einen Wettkämpfer.
     
        Denken wir uns nun einen Fall, in welchem
die Sprache die Form der Begründung enthält.
Das Sprachspiel nun ‘Gründe für seine Hand-
179
lungen geben’ setzt nicht das Finden von
Ursachen dieser Handlungen voraus beinhaltet nicht das Auffinden von Ursachen …… (durch
wiederholte [b|B]eobachtung der Umstände,
unter denen welchen es zu diesen Handlungen kommt).
     
63
      Stellen wir uns diesen Vorgang vor: Wenn [E|e]in Mann im
Wenn ein Zuschauer in den bei einem Wettk[ä|a]mpfen
seine Wette verloren hat, wird er von den
Andern geneckt & ausgelacht. Als Antwort
weist er, <> wie wir sagen würden[;|:] zur Rechtfer-
tigung seiner Wette – auf die Mus
mit
übertreibender Gebärde auf die Muskel-
partien des Kämpfers auf Höhe
den Biseps,
die Höhe
die ˇauf Muskeln<,> Brust, die Höhe ˇ etc. des Kämpfers,
auf den er gewettet hatte, – wie wir
sagen würden: zu[m|r] Rechtfertigung seiner Wette. um seine Wette zu rechtfertigen.
Man ˇIn ahnlicher Weise könnte ˇman sich eine Discussion
über die der chancen zweier Kämpfer so vor-
stellen: Zwei Leute Zuschauer zeigen weisen abwechselnd
auf das, was ihnen den Sieg ihres Kandidaten
zu versprechen scheint. A zeigt auf die Höhe
der Gestalt des S[e|E]inen; B zuckt ˇdarauf die Achseln
& [w|z]ei[s|g]t auf den Bizeps des Andern; etc. u.s.f..
Der Fall Die Diskussion k[a|ö]nn<te> leicht so beschrieben werden,
daß man wir sagen würde müßten, A & B g gäben Grün-
de an für ihre Wahl. //Wir könnten den Fall
leicht dahin ausführen, daß man geneigt wäre
zu sagen …//
     
“Setzt aber das Angeben solcher Gründe nicht
voraus, daß die Leute Zusammenhänge be-
obachtet haben zwischen dem Ausgang eines
Kampfes & der körperlichen Beschaffenheit
der Kämpfenden?” – Aber ob ˇnun diese Annahme nun
verständig berechtigt erscheint oder nicht, so habe ich sie
jedenfalls in der Beschreibung unseres des Falles
nicht gemacht. (Noch habe ich die Annahme ge-
180
macht, daß die Wettenden Gründe für ihre Gründe
angeben.) Wir würden in einem Fall, wie dem eben
beschriebenen nicht überrascht sein, in der Spra-
che der Leute Ausdrücke zu finden für Grade
der Überzeugung, Vermutung, Sicherheit. Z.B.
ein Wort, daß in verschiedenem Ton ausge-
sprochen wird; oder eine Reihe von Wörtern.
(Ich denke aber nicht an ˇden Gebrauch einer Skala der von Wahr-
scheinlichkeiten.) – Es ist auch leicht sich vor-
zustellen, daß sie das Wetten mit Ausdrücken
begleiten die wir übersetzen würden in der Form:
“Ich glaube daß A N den M im Speerwerfen
schlagen kann”, etc.. – Ich übersetze das Wort,
das sie gebrauchen mit ‘kann’ & nicht mit
‘wird’, denn weil sie haben ein Hilfszeitwort der
Zukunft haben, das sie z.B. ˇin Sätzen gebrauch[e|t]n ˇwird, analog unserm
“Er wird heute von der Reise zurückkommen”, “Er
wird ihn schlagen, wenn er kommt”, etc..
     
64
Ein Stamm, <in> dessen ˇSprache die Erinnerung an ein
Ereignis ↻mittels<…> einer Handbewegung be-
schrieben dargestellt wird, die nach hinten wei[ßt|st]; die
Erwartung eines Ereignisses mit einer Hand-
bewegung, die nach vorn weist ([w|W]ie wir
sie etwa machen, wenn wir sagen “Das liegt
<schon> lang hinter mir”, oder, “Das liegt
noch vor mir uns[.|)]. Sie begleiten jede<…> der beiden Be-
wegungen mit einem Hilfszeitwort (der Ver-
gangenheit, & Zukunft). Beschreiben sie eine
Erinnerung
vergangenes Ereignis, so stellen
sie es Sprachlich in Worten & mimisch dar & wieder
holen in ihrer Darstellung das Zeichen der
Vergangenheit, <;> etc.c. Bei gewissen Gelegenheiten
aber, wenn sie, wie wir sagen würden, die
Eignung eines Dinges, ˇeines Menschen oder Tieres
erwägen etwas bestimmtes zu tun, drücken
181
sie ihre Erwartung, daß es dies tun werde
durch ein anderes Hilfszeitwort aus.
Wenn sie also, wie uns die Situation lehrt,
erwägen, ob ein bestimmtes Wurfgeschoß im-
stande sein wird das & das Tier zu erle-
gen, so sehen sie etwa eines der Geschoße
prüfend an, & sagen dabei machen die & sagen, mit der
Handbewegung, die in die Zukunft weist der Erwartung der Voraussicht,
[e|E]s kann ihn erschlagen” (so will ich's
übersetzen). Sie sagen aber bei ander[n|e]n Gele-
genheiten
z.B.: “Wenn jetzt ein Mann in die-
ser Schlucht geht, so wird ihn dieser Fels-
block erschlagen.”
     
65
In einer Sprache wird Menschen gebrauchen ein besonderes Hilfs-
zeitwort gebraucht, wenn man sie den Erfolg
einer körperlichen Anstrengung voraussagen<.>
will wollen. Ich will ˇdieses Hilfszeitwort es durch das Wort ‘können’
wiedergeben; “[I|i]ch kann” heißt ˇhier dann aber immer:
“es wird mir gelingen”, “er kann”<:> , “es wird ihm
gelingen” etc.. Ihr Gebrauch jenes Hilfszeitworts Worts
entspricht also nicht ganz dem unsern
des Wortes “können”; denn ˇwenn wir fragen etwa
jemanden, etwa bei Tisch, fragen “Wie hoch
kannst Du springen<?>“, so muß die seine Antwort
nicht bedeuten, uns jemand, etwa bei Tisch, sagt “ich kann 80 cm hoch springen“, so muß das nicht heißen, daß er glaubt, er werde
jetzt einen Sprung von dieser Höhe ausführen,
sondern er kann uns ˇeinfach bloß angeben, wie hoch
er schon gesprungen ist.
     
In den letzten drei Fällen ist das Wort ‘können’
das Merkmal einer Voraussage. Das heißt
natürlich nicht, daß ich einen Satz in diesen
Fällen eine ‘Voraussage’ nenne, weil das
Wort ‘kann’ in ihm steht; sondern, wenn eine
‘Voraussage’, nenne ich ihn der Situation wegen,
in der er gebraucht wird; und ich gebe ein
182
Wort jener Sprache durch ‘kann können’ wieder, weil
wir es unter diesen Umständen das Wort ‘können’
gebrauchen würden & weil ich ein Wort ihrer
Sprache in ein analoges Wort der unsern über-
setzen will.
     
   Nun ist es offenbar der Gebrauch von ‘können’
in (63), (64), (65) nahe verwan<d>t dem in ˇden Fällen (50) bis (53);
der Unterschied aber war, daß in (50) etc. ˇdiesen ˇaber war der Aus-
druck ‘etwas das & das kann geschehen’ keine Voraussage.
Nun kann man einwenden, wir seien doch nur
darum gewillt gewesen in jenen früheren Beispielen Fällen
das Wort ‘können’ zu verwenden, weil es dort
angeht, eine Annahme über das zukünftige
Verhalten zu machen. ([W|w]er einmal diesen Fluß
durchschwommen hat, von dem kann man annehmen,
es werde ihm jetzt wieder gelingen.). – Nun ist es
freilich so, daß ich ˇdie Beispiele in (50) etc absichtlich solche
Beispiele
gewählt habe, daß eine Annahme
über das zukünftige Verhalten nahe liegt; aber
ich habe sie auch absichtlich so gewählt, daß
keine solche Annahme gemacht wird. Wir können
ja sagen, Menschen würden eine solche Ausdrucks-
weise nie gebrauchen, wenn sie nicht die Erfahr-
rung gemacht hätten, daß manˇ, z.B., von diesen &
diesen Proben, z.B., auf ein solches Benehmen des Menschen
in der Zukunft schließen könne. Diese Hypothese mag
richtig sein, aber die Beispiele (50) etc. setzen sie nicht
voraus. machen von ihr keine Verwendung.
     
66
Stellen wir uns nun diese[n|s] Vorgang Spiel vor: A
schreibt eine Reihe<n> von Zahlen an, B sieht
ihm zu & versucht das ein Gesetz in der ange-
schriebenen
Zahlenfolge zu finden. Ist es
ihm gelungen, so sagt er: “jetzt kann ich
fortsetzen”. – Dieses Beispiel ist besonders lehr-
reich, weil es scheint, daß hier die diese Fähigkeit
183
fortzusetzen etwas ist, was momentan plötzlich ˇin einem bestimmten Augenblick eintritt kommt da ist; so
daß wir uns fragen können:
was ist es, was hier
eintritt? <ˇ Dies sollte man doch nun finden können! >Es sei ˇAngenommen also A habe die Zahlen
1, 5, 11, 19, 29 ↺anhingeschrieben; an diesem Punkt da
sagt B: “Jetzt kann ich fortsetzen”. Was geschah
da, als er plötzlich weiter wußte? – Vielerlei
konnte geschehen sein. Nehmen wir an: B hat
sich
[w|W]ährend A langsam eine Zahl nach der
anderen hinschreibt, damit ist B beschäftigt verschie-
dene algebraische Formeln mit an den schon ange-
schriebenen Zahlen zu vergleichen probieren //versuchen//. Als A ‘19’ ange-
schrieben hatte versuchte B die Formel an = n² + n ‒ 1;
die ‘29’ bestätigte seine Vermutung Annahme.
     
67
Oder aber: B dachte denkt an keine Formel nicht an Formeln. Er
sieht mit einem gewissen Gefühl der Span-
nung zu, wie die Reihe der Zahlen wächst, die
A anschreibt; dabei schwimmen ˇihm <ihm> allerlei unklare Ge-
danken in seinem Geist Kopfc vor der seiner Seele. Dann sagt er zu
sich selbst: “[e|E]r quadriert immer & zählt 1
dazu”; dann nun rechnet er die nächste Zahl
aus & findet, daß A die gleiche ˇZahl anschreibt.
     
68
Oder: Die Reihe die A anschreibt ist
2, 4, 6, 8. B sieht sie an & sagt: “Natürlich
kann ich weiter! <,> & setzt die Reihe der gera-
den Zahlen fort. – Oder er sagt gar nichts
& schreibt die Reihe bloß weiter. Vielleicht
hatte er, als er die Reihe ‘2<,> 4, 6, 8’ sah,
eine Empfindung, oder Empfindungen, wie
sie oft die Worte begleiten
die man durch die Worte “Das ist leicht!“
beschreiben kann. Eine solche Empfindung
ist z.B. ein schnelles ˇleichtes Einziehen des Atems, ˇähnlich wie
//ähnlich der// bei einem leichten gelinden Schreck.
     
Soll ich nun sagen erklären, der Satz “B kann die Reihe
fortsetzen” heiße sage, daß einer der eben beschriebenen
Vorgänge stattfindet? Ist es nicht klar, daß
184
dieser Satz nicht der gleiche ist, wie der, B denke
an
falle die Formel ˇein, an = n² + n + 1? Dabei kann es keinen
Unterschied machen, ob dieses Einfallen, darin
besteht, daß die Formel vor B's geistigem Auge
erscheint, oder ob er die Erfahrung hat, sie
vor sich hinzuschreiben, sie auszusprechen,
oder aus einer Reihe vor ihm aufgeschriebener
Formeln aus mit dem Blick auszuwählen. –
[Neue Zeile] “Hätte ein Papagei die Formel ausgesprochen, so
würden wir nicht sagen, er könne fortsetzen;
also muß, dies mehr heißen, als, er spreche
die Formel aus; & mehr als
bedeutet ‘fortsetzen können’ mehr als die Formel aussprechen; & ˇetwas
mehr als alle die andern Vorgänge, die wir<…> sonst nochc oben
beschrieben haben. Also war das Aussprechen
der Formel nur ein Symptom dafür, daß B
verstanden hatte, aber nicht das Verständnis Verstehen
selbst.” – Das ˇaber ist nun eine irreführende Aus-
drucksweise, denn esc sie scheint ˇnun so zu sagen, es hier alsc
gäbe esc einen Vorgang, oder Zustand, ˇden wir ˇder diec “Fähigkeit
fortzusetzen“,. nennen heißt, der unsern Augen irgendwie
verborgen sei ist; sich aber durch Symptome zeigt kundgibt
↻wie eine Entzündung der Nasenschleimhäute durch's
Niesen.
dagegen nehmen wir leicht eine Reihe
von ˇaccidentellen Nebenerscheinungen wahr, die Symptome
der eigentlichen Fähigkeit. Wenn wir sagen man sagt: [E|e]s
muß doch, wenn B fortsetzen kann, noch etwas
hinter dem ˇbloßen Aufschreiben der Formel liegen, da
wir dieses allein nie nicht die <>Fähigkeit ˇfortzusetzen’ nennen würden
fortzusetzen
nennten, – so ist hier ˇja das Wort <’da>hinter[|l]ˇiegen natürlich
metaphorisch
bildlich gebraucht; & in diesem Sinne kann
man sagen
wir können antworten: ‘[h|H]inter’ dem Aufschreiben der Formel
lieägen die Umstände, unter denen es geschieht.
Es ist wahr<:> , “B schreibt die Formel nieder” sagt, im
allgemeinen, nicht das Gleiche wie “B kann fortsetzen”;
aber daraus folgt nicht, daß dieser Satz sich im
185
besondern Fall von einem andern Vorgang re-
det<,> ˇals jener (als rede der eine vom Niesen der andere vom
Husten). Unser Irrtum istc wäre etwa ähnlich die-
sem
dem: Wir sagen jemandem, <>[d|D]as Wort ‘Sessel’ be-
deutet nicht diesen besonderen Sessel”; darauf sucht er nun nach dem Ding, das das Wort
‘Sessel’ bezeichnet.
//das ‘Sessel’ heißt.// das eigentlich ‘Sessel’ heißt sieht er sich nun nach dem Ding um, das ‘Sessel’ heißt. (Eine noch bessere Illustra-
tion wäre der Fall es, wenn jemand der Betreffende er nun den Sessel
auseinander nähme, um in ihm
ˇversuchte im Sessel das zu finden
was wir ’Sessel’ nennen heißt genannt wird.)
     
   Es ist klar<:> , wenn wir, mit Bezug auf <das>
Aussprechen oder Anschreiben einer Formel, etc.,
sagen, in einem Fall wie (66), sagen, B habe habe das Gesetz erfaßt, er könne
fortsetzen, so sagen wir dies es eines Zusammen-
hangs wegens, der ˇerfahrungsmäßig zwischen dem Anschreiben einer
solchen Formel & dem Fortsetzen einer Reihe ˇtatsächlich
besteht. Und der erfahrungsmäßige Zusammen-
hang, der hier besteht,
ist ja offenbar klar //bedarf keiner Erklärung//. //Und dieser Zusammenhang ist bedarf ja keiner Erklärung.// Aber <> [d|D]ieser Zusammenhang verleitet uns nun ˇalso ˇvielleicht ˇnun dazu, zu
denken ˇUnd [n|N]un denken wir vielleicht, der Satz “B kann fortsetzen” sage: “B
tut etwas, was erfahrungsmäßig zum Fort-
setzen der Reihe führt”. Aber meint das B, wenn
er sagt, “ich kann [F|f]ortsetzen”? Schwebt ihm je-
ner Satz dabei im Geiste vor;<?> [o|O]der ist er bereit, ihn
als zur Erklärung dessen ↻zu sagen geben dessen, was er meint ? wenn wir ihn fragen, was er meint? Wie man z.B. sagt: “Ja, ich kann hingehen, – d.h., ich
habe Zeit.”) [Neue Zeile] Wir werden sagen: Es ist doch so: ˇEs ist aber so: //Es ist so// Der Satz, “B kann
die Reihe fortsetzen”, ist richtig gebraucht, wenn
B die Formel einfällt – ˇnämlich unter gewissen Umständen.
Z.B., wenn er Algebra gelernt hat, oder solche
Formeln schon benützt hat, u.s.f.. – Das heißt
aber nicht, daß jener Satz ˇsei eine Abkürzung [A|a]bgekürzte Form //verkürzte Form// ist
der Beschreibung aller jener Umstände ist, die
den Hintergrund uns<e>res des Sprachspieles bilden.
(Denke nur daran, wie Du den Gebrauch so eines
186
Ausdrucks “Jetzt kann ich fortsetzen”, “Jetzt weiß
ich weiter” lernst[;|.] [d|D]enke an das Sprachspiel,
da[ß|s] Du etwa spielen würdest. in dem welchem Du ihn etwa lernen würdest.) ˇ[Neue Zeile] Unter gewissen
Umständen
werden wir auch ˇgeradezu statt “Jetzt
kann ich fortsetzen” sagen: “Jetzt ist mir die
Formel eingefallen”. Wir sagen auch Oder: “Jetzt
kann ich fortsetzen, – ich meine, ich weiß die
Formel<.>”, & dergl.. – Wenn wir den Arzt fragen Statt der Frage<:>
“Kann der Patient gehen?” werden wir in man-
chen gewissen Fällen bereit sein, die zu setzen: “Ist sein
Bein geheilt?”
; ˇDie Frage “Kann er schon sprechen?”
heißt in ˇbedeutet unter gewissen Umständen:ˇso viel wie ˇdasselbe wie<:> Ist sein ˇKatarrh Kehl-
kopfleiden
geheilt?” – unter andern Umständen ˇdasselbe wie:
“Hat er schon sprechen gelernt?”. Die Auf die Frage
“Kann er schon gehen?“ wird kann ˇantwortet der Doktor Arzt ˇeinfach mit “Sein
Fuß ist geheilt“ beantworten.. Wir sagen auch:
“Er kann gehen, was sein Bein ˇdie Heilung den Zustand seines Beins anbelangt”,
wenn wir nämlich diese Bedingung seines Ge-
hens andern Bedingungen entgegensetzen. (seiner
Müdigkeit etwa). Hier müssen wir uns nun
hüten, zu glauben denken, es gäbe, ˇnun entsprechend je nach der Natur
des Falles, eine Liste Gesamtheit aller Bedingungen – z.B.
dafür, daß der Patient geh<e>t gehen kann – so daß er, so-
zusagen, nicht anders als gehen kann könnte, wenn
sie alle erfüllt sind.
     
   Man kann ˇauch sagen: Wir verwenden den
Ausdruck Satz “B kann die Reihe fortsetzen”, um
verschiedenerlei Unterscheidungen zu ma-
chen. Er unterscheidet einmal ˇ(a) zwischen dem
Fall dDessen, der die Formel kennt & dessen
der sie nicht kennt; [Neue Zeile] oder (b) zwischen dem Fall
dessen, der die Formel kennt & die arithmetischen
Rechnungsarten beherrscht & dem Fall dessen,
der sie nicht beherrscht; oder [Neue Zeile] (c) ˇ(wie vielleicht in (68)) zwischen dem Fall
eines Menschen im normalen Zustand, & dem Fall
187
dieses Menschen im Zustand nach einem des Nerven-
schock<s>
ˇaußerordentlicher Zerstreutheit (die Reihe sei etwa 2, 4, 6, 8 etc.); oder [Neue Zeile] (d) zwischen dem Fall Eines, der
derlei Übungen schon oft gemacht hat &
dem Fall eines Anfängers;:<.> Neue Zeile Und [d|D]ies sind
nur einige Beispiele Glieder aus einer der großen Fami-
lie<.> von Fällen<.> ↺oder (e) zwischen dem Fall dessen
der tatsächlich die ˇangefangene Reihe fortsetzt weiterschreibt & dessen, der rat-
los vor ihr steht.
– “Aber diesen Fällen ist
doch gewiß etwas gemeinsam!” – Gewiß, – die
Situation ist ja in allen eine ähnliche. – Oder
meinst Du, das sei das Gemeinsame, daß B<,> ˇwenn er nicht fortsetzen kann<,> in
allen Fällen des Könnens die Reihe tatsächlich<,> nicht fortsetzt? Aber das Fortsetzen ist ja ˇwieder nicht die
Fähigkeit! – “Aber kann man nicht sagen, in
allen diesen Fällen setze er die Reihe nicht
fort, bemühe sich aber, sie fortzusetzen?” –
Vielleicht; aber sieh nun, wie verschiedener-
lei es in allen diesen Fällen heißt, ‘sich zu
bemühen’!
     

   Die Frage, ob im besonderen Fall in einem Fall wie (66), z.B., der Satz
“er kann fortsetzen” den gleichen selben Sinn habe, wie
“er kennt die Formel” kann man mit ‘ja’ & ‘nein’
beantworten. Man kann sagen: sie haben nicht
den gleichen Sinn,denn sie werden nicht all-
gemein als gleichbedeutend synonyme gebraucht( <,> wie
z.B. etwa z.B. die Ausdrücke ‘er ist alt’ & ‘er ist
betagt’. //, denn man kann den einen nicht unter allen Umständen für den andern setzen.// Oder man kann sagen: Unter diesen
Umständen
hat der zweite denselben Sinn
wie der erste. (Siehe (53)) Es ist auch gleichgül-
tig welches von beiden wir sagen, denn den
wahren Stand der Dinge kann man doch nur sehen erfahren //denn, wie es nun damit steht, kann man doch nur erkennen,//
wenn man man den speziellen Fall untersucht. //denn, wie es nun damit steht die Besonderhe<i>ten des gegebenen Falls //des vorlie-
ge<n>den Falls// betrachtet ansieht
.
     

   Stellen wir nun aber folgende Frage: Angenom-
men, B sagt in irgend einem der Fälle, “Jetzt kann
188
ich fortsetzen”, wenn wir ihn nun aber auffordern
fortzusetzen, zeigt er sich dazu nicht fähig:
Sollen wir nun sagen, dies zeigt daß er Unrecht
hatte ˇzu sagen, er könne fortsetzen, seine Aussage, er könne fortsetzen, falsch war, oder aber, daß er vielleicht ˇmöglicherweisec recht hatte möglicherweise fort[z|s]etzen
konnte, als er sagte, er könne es. //oder sollen
wir sagen daß sie die Aussage könne wahr sein<,> konnte da weil er
moglicherweise vielleicht fortsetzen konnte, als er sagte, er
könne es.// Soll B selbst in so einem Falle
sagen: Was soll B selbst in so einem Falle sagen? : “Ich sehe jetzt, daß ich Unrecht hatte”, <–,>
oder aber oder: “Ich hatte Recht; [i|I]ch konnte es, als
ich sagte, ich könne es;
damals, aber nur jetzt kann ich es
nicht”? Es gibt Fälle, in denen er das eine,
& Fälle, in denen er das andere mit Recht
sagen wird kann. Betrachte die folgenden Fälle diese Beispiele Nimm an: //Beurteile diese Fälle://
a) als er sagte, er könne fortsetzen, stand
die Formel vor seinem Geiste; ˇaber als man ihm
aber befahl
er nun fortzusetzen ˇsollte, hatte er sie vergessen; oder b) als er sagte, er könne fortsetzen, hatte<…> er
sich die nächsten fünf Glieder der Reihe vor-
gesagt; dann nun aber konnte er sich nicht mehr
an sie erinnern
sind waren sie ihm entfallen damals wußte er ein paar einige weitere Glieder auswendig; nun aber …; – – oder c) er hatte die Reihe für sich
fortgesetzt, indem er die nächsten fünf nämlich einige weitere Glieder
ausgerechnet; er hatte drei weitere Glieder der Reihe ausgerechnet; nun erinnert weiß er sich noch an
sie
diese ˇnoch; aber er hat vergessenc weiß nicht mehr, wie er sie berechnet
hat;ˇoder d) er sagt: “[D|d]amals habe ich gefühlt hatte ich das Gefühl,
ich weiß jetzt weiter, jetzt nun kann ich's nicht”;ˇoder
e) Ich dachte, Als ich sagte, ich könne
das Gewicht heben, hatte ich keine Schmer-
zen im Arm, nun
ˇda war ich gesund, jetzt <……> bin ich's nicht”; <> ˇoder f) “Ich dachte ich könnte
es heben, aber jetzt sehe ich, ich kann es
nicht”
es ist mir zu schwer” es geht nicht.”;ˇoder g) “Ich dachte ich könnte das Gedicht
noch auswendig, aber ich kann es ˇgeht nicht mehr”;
↺– ˇoder h) “Ich dachte ich wußte hatte die richtige Formel,
aber es war ein [i|I]rrtum.”
Etc.
     
   Beispiele wie diese müß[et|te] man nun
189
ergänzen durch solche, die die Mannigfaltig-
keit des im Gebrauch der Wörter ‘vergessen’ &
‘versuchen’ zeigen<.> [d|D]enn unsere Verwendung
d<i>eser Wörter hängt ˇeng mit der des Wortes
‘können’ zusammen. Betrachte diese Fälle: ˇDenke an diese Erfahrungen des Vergessens:
a) Als er sagte er könne fortsetzen, hatte B
sich die Formel vorgesagt vorgestellt, nun aber ist sie
ihm völlig entfallen (‘wie weggewischt’).
b) Er hatte sich damals die Formel vorgesagt vorgestellt,
jetzt aber ist er einen Augenblick unsicher,
war es 2ⁿ oder 3ⁿ. c) Einer Jemand hat einen Namen
vergessen & ‘er Das Wort welches er vergessen hat liegt ihm auf der Zunge’.
d) Er weiß nicht, hat er kommt es ihm nur
so vor, als hätte er den Namen es gewußt, oder
hat er ihn es vergessen.
     
   Und nun ˇbetrachte diese Fälle: a) Jemand versucht
eine Türe zu öffnen, indem er mit aller Kraft
zieht. b) Er versucht eine Kassentür zu
öffnen indem er ˇverschiedene mehrere Kombinationen ausprobiert versucht[;|.]
¤ [c|d]) [e|E]r versucht, sich an die Kombination zu
erinnern. d) (Und denke an die Mannigfaltig-
keit der Möglichkeiten, die dieser Fall umfaßt.)

d) //(Und denke an die Man[i|n]igfaltigkeit der Fälle, Möglichkeiten,
die wir mit diesen Worten beschreiben. die mit diesen Worten beschrieben werden.)
¤oder (c) ˇ[e|E]r versucht es indem er die Knöpfe dreht & an der
Türe horcht[;|.] oder
e) Lege ein Papier vor Dich ˇhin,
halte einen Spiegel so, daß Du das Papier
darin siehst<:> & nun versuche ein Qua-
drat mit seinen den Diagonalen auf dem Pa-
pier zu zeichnen, während Du
in den Spiegel siehst. durch den Spiegel zusiehst.
Versuche ein Quadrat mit seinen Diagonalen zu zeichnen, wahrend Du durch einen Spiegel aufs ˇZeichenPapier siehst. schaust. Vergleiche diesen Fall, in welchem
man, sozusagen, nicht weiß, ‘was man tun
soll’, damit sich die Hand so bewegt, wie
man esc wünscht, mit dem, in we Fall (a), die in dem
ˇdie Hand gegen einen Widerstand zu beweg[e|t]n[.|w]erden soll.
190
     
   Denke auch endlich an die Klasse von Fällen, in welchen wir
sagen: “Ich kann es tun, aber ich will nicht”<,> ˇin welchen wir uns also nicht bemühen. <[W|w]ir bemühen uns also nicht.> <wir versuchen es also nicht.>; “Ich
könnte, wenn ich es versuchte” (z.B. 50 kg heben); “Ich könnte, wenn ich wollte” (z.B. das ABC hersagen).
     
   Man möchte vielleicht sagen, vorschlagen: [d|D]der einzige Fall,
in welchem es unbedingt richtig ist, zu sagen, ich kön-
ne etwas tun, sei der, in welchem ich<,> es wirk-
lich ausführec tue während ich dies sage[.|,] In allen
anderen Fällen sollte ich sagen es heißen: “Ich kann es
tun, was das & das anbelangt anbetrifft”. Nur im ersten
Fall habe ich einen den wirklichen Beweis meinerc der
Fähigkeit ˇes zu tun geliefert. //Der einzige Beweis, daß Einer etwas kann, ist, daß er es tut.//
     
Aber [w|W]ir können ˇuns ein Sprach-
spiel
69
betrachten denken, in welchem man ein
Wort (ich übersetze es mit ’kann’) gebe es durch ’kann’ wieder) ˇin der Satzform ’ich kann das & das tun’ <//in einem Satz ’ich kann das & das tun’//> nurc dann so verwendet
ˇwird, wenn daß man diec eine ˇbetreffendec Tätigkeit zur
Probe ausführt
, wärend man ˇden Satz sagt<.> “ich
kann es das & das diesc tun”.
     
(In dieser Sprache wird also dieser besonderec Fall ˇdurch ein eigenes besonderes Wort hervorgehoben.
//dieser Fall durch ein besonderes Wort hervorgehoben.// //Dieser besondere Fall wird durch ein ˇeigenes Wort hervorgehoben.// – Aber Und nun
sieht man, daß kein metaphysischer Unter-
schied besteht zwischen diesem Sprachspiel
& den andern, früher beschriebenen. Ein ˇsolches Sprach-
spiel wie (69) zeigt übrigens, welchen Sinn es
haben kann, zu sagen “Wenn etwas geschieht,
so kann dann kann es jedenfalls geschehen //dann kann es geschehen.//[;|,] – ein so gut
wie unnützer Satz unserer Sprache. (Es scheint
gerade darum, als habe er einen sehr klaren
& tiefen Sinn[;|.] er ist [a|A]ber, wie die meisten viele allge-
meinen philosophischen Prinzipien, ˇist er sinnlos, außer
in sehr speziellen Fällen, an die der Philosoph
gar nicht denkt.
c & an die denkt der Ph. gar nicht. Jener Satz ist ähnlich dem: <Ihm> [Ä|ä]hnlich ist der Satz: “Wenn
dieser der Körper sich hier befindet, so muß für
ihn ˇauch Platz sein”. (Man könnte diesen einen spe-
ziellen Fall jenes nennen.)
Wir denken aber leicht
so, als sei wäre
es wäre //sei// Man denkt, es sei die Möglichkeit eine Bedingung
der Wirklichkeit. Als wäre sei der Satz etwa ähnlich analog
191
dem: “Wenn dieser Körper sich hier befindet,
so muß jener der andere fortgeschafft worden
sein”. Als und als legte ein Ereignis durch seine Wirk-
lichkeit die Probe ab für seine Möglichkeit. – An-
genommen
Denke Dir ich sage zu jemandem: “A hat sich
den Fuß gebrochen, er kann nicht gehen”. – E[:|r] Der Anderec <antwortet:>
“Hier geht er ja!” – Ich: “Ja, dann kann er
also doch gehen”. – Hier mache ich den ˇallerdings Schluß
von der Wirklichkeit auf die Möglichkeit gemäß nach
der Regel: “Wenn etwas geschieht, dann kann
es geschehen” (Oder vielmehr, gemäß der Regel, daß
dieser Satz eine Tautologie ist.)
– wie man sie
etwa ausdrückt. Angenommen aber Nehmen wir aber an, A sei
damals nicht auf natürlichem Wege Weise ge-
gangen, sondern etwa durch einen einmaligen
übernatürlichen Einfluß dazu zum Gehen gebracht wor-
den<,> ˇeinmal einige Schritte zu gehen; besondern Eingriff dazu … – würde ich nun meinen den Satz, er könne
also doch gehen, aufrecht erhalten? – Wenn
ich ihn nunc zurücknehmen will & der And<e>re sagt: “Das gibt es kannst Du nicht! A geht ist gegangen, also mußte
er auch gehen können”, – würde werde ich das nicht
alsc (sinnloses) Gerede Geschwätz zurückweisen bezeichnen? <ˇ Das Raisonnement ist etwa so: “Wenn etwas
geschieht, so kann es geschehen. Denn hätte
es nicht geschehen können, – so hätte es
nicht geschehen können”. Und das heißt nichts.
> – Man
könnte hier sagen: Weil Wenn etwas geschieht, deswegen
muß es noch nicht geschehen können.
so kann es darum noch nicht geschehen.
     
70
Denke Dir eine Sprache Du kannst Dir eine Sprache denken (ähnlich (53)), in
der es für einen Satz, wie “Ich hebe Er hebt 50 kg”,
zwei Ausdrucksweisen gibt: Die eine wird
nur (dort) verwendet, wo die Tätigkeit
zur Probe geschieht, um die Fähigkeit dar-
zutun zu erweisen (z.B. vor einem Wettkampf)[;|,] die and<e>re bei allen andern Anlässen. – “Wenn Einer
springt, so zeigt er, daß er springen kann.” –
“Nein, einmal springt er, ein andermal
zeigt er, daß er springen kann!”
< [Was zeigt dies?] >
     
   Wir sehen, ein weitverzweigtes Netz
192
von Familienähnlichkeiten verbindet die Fälle
in denen der Ausdruck die Ausdrücke der Möglichkeit, Fähig-
keit gebraucht wird werdenˇ; in denen wir sagen etwas könne geschehen etc. Gewisse charakteristische Züge
erscheinen in diesen Fällen in verschiedenen
Verbindungen. Z.B. das Element der Voraussage
des Zukünftigen Verhaltens, d[ie|er] Beschreibung eines
des eines Zustandes von etwas der Aussage über den einen Zustand eines Gegenstandes,ˇals <(>der die die Bedingung für ein gewisses
Verhalten //der die Rolle der Bedingung für … ˇein Verhalten spielt.), der Aussagen über Proben des Verhaltens.
     
   Vielleicht das wicht<i>gste dieser Elemente ist das
der Aussage über den Zustand. Wir sind be-
sonders stark dazu geneigt
haben eine starke Neigung, das Verhalten
eines Gegenstandes ˇaufzufassen als Folge seines Zustands
darzustellen. //Wir neigen dazu im Verhalten von
etwas die Folge seines Zustandees zu sehen.//
Dies spiegelt sich in dem Ausdrucke unserer
Sprache “er ist im Stande etwas das & das zu tun”, ˇoder “er
besitzt die Fähigkeit”; <auch> im Gebrauche des Presens:
in “er kann [s|S]chach spielen”, “er kann große
Zahlen im Kopf mit einander multiplizieren”, etc.
     
   Die Fähigkeit zur Lösung mathematischer
Probleme<,> ˇ etc. ˇzum Auffassen eines Musikstückes [d|st]e[nken|llen] wir uns als einen gewissen Zustand,ˇ, als einen gewissen
Bau,
des Verstandes, oder Bau,, als einen bestimmten Bau, der ˇmenschlichen Seele[.|v]<or.> So auch denken wir uns das Gedächtnis als
einen Speicher für die Eindrücke, die wir erhalten. unsre Eindrücke.
Denke daran, wie sicher die [M|m]eisten Menschenc
sind, ˇes müsse de[n|r] Fähigkeiten des Multiplizierens, des Aufsagens eines Gedichts, etc. müsse etwas im
Zustande, oder Bau, des Gehirns des Menschen
entsprechen; obwohl sie doch über ˇso einen psycho-physiologischen [p|P]arallelismus s in so gut wie
gar nichts wissen. Wir haben eine überwältigen[-
|d]de ˇstarke Neigung überwältigende Neigung<,> dazu die Erscheinungen, die
wir in so einem Falle wirklich beobach-
ten, durch das Symbol eines Mechanis-
mus darzustellen, dessen Arbeiten wir
193
eben in diesen Erscheinungen wahrnehmen. Und
die Möglichkeitc dieser Erscheinungen ist die liegt in der Fähigkeit denken wir uns als die
Beschaffenheit des Mechanismus selbst.

//Und was diese Erscheinungen möglich macht,
die Fähigkeit, ist die Beschaffenheit des Me-
chanismus selbst.//
//Die Möglichkeit dieser Er-
scheinungen liegt in der Beschaffenheit des Me-
chanismus. Diese Beschaffenheit ist die Fähig-
keit
.
; diese ist die Fähigkeit.//
     
      Schauen wir nun zurück auf die Diskus-
sion des Sprachspiels (47). Dann sehen wir
Es war keine rechte Erklärung, Wir sehen es war keine Erklärung, zu sagen,
B werde dann von den Kombinationen der
Buchstaben geführt, wenn er auch andere
Befehle ausführen könnte. – Ja, als wir uns
fragten wir fragten, ob B in (47) von den Zeichen geführt
werde, oder nicht, waren wir ˇimmer in Versuchung versucht zu
sagen antworten, wir könnten die<s> Frage nicht beant-
worten
nur entscheiden, wenn wir in die eigentliche Verbindung
hineinsähen hineinsehen könnten, zwischen dem Sehen der Zeichen
& dem Handeln nach ihnen. Denn wir haben
ein bestimmtes Bild davon, was wir in einem
Mechanismus die <>Führung eines Teilses durch
andre Teilec<> nennen würden. //Denn wir haben ein
bestimmtes Bild davon, was wir in einem Mechanis-
mus die Führung eines Teils durch andre Teile
nennen.// – Und zwar fällt uns, wenn wir über
das unser Geführtwerden im Falle (47) <durch die> durch Zeichen nachdenken, sofort
der ein Mechanismus von der Type des Pianolas
oder der Spiel[ü|u]hr ein. ein von der Art des Pianolas. Hier haben wir den klaren
Fall der einer Führung,<:> d[es|as] Spiels der Klaviertasten ˇgeführt durch die : des Spiels … durch die … Perforierung in der Papierrolle des Papierstreifens. Wir
könnten den Ausdruck gebrauchen: Der Me-
chanismus des
das Pianola läse die Perforierungen
der Rolle herunter. Und wir könnten man
194
könnte Gruppen solcher Perforierungen ‘komple-
xe Zeichen’, oder ‘Sätze’, nennen, – im Gegensatz indem man sie in Gegensatz bringt
zu
wenn man ihre Funktion in Gegensatz bringt
entgegenstellt der Funktion ähnlicher Einrich-
tungen in einer andern Art ˇType von Mechanismen einem Mechanismus anderer Art.
Z.B. der Funktion der Zähne & Nuten? in eines Schlüs-
selbartes. Der Riegel des Schlosses wird von
dieser bestimmten durch diese bestimmte Kombination ˇZusammenstellung //Anordnung// von Zähnen & Nuten?
bewegt. Aber wir w[ü|e]rden nicht sagen, die Bewe-
gung des Riegels werde ˇgeführt //geleitet// durch die Art &
Weise wie
Aufeinanderfolge der ˇder //dieser// verschiedenen Zähne verschiede-
ner Form
. D.h. der Riegel bewegt sich nicht
‘dieser Aufeinanderfolge gemäß’. //Aber wir werden
nicht sagen, die Bewegung des Riegels werde
geleitet durch diese Anordnung der verschie-
denen Zahne, oder, der Riegel bewege sich
dieser Anordnung gemäß.//
     
   Man sieht hier den Zusammenhang zwischen
der Iee des [g|G]eführtwerdens & der, der Fähigkeit
neue Zeichenverbindungen zu lesen: Denn
wir können sagen, das Pianola könne
irgend eine jede beliebige Ver Kombination //beliebige Kombinationen// von der von Perforie-
rungen lesen; es ist nicht zum Erzeugenc
Hervorbringen einer bestimmten Tonfolge gebaut;
während der Riegel des Schlosses nur auf
eine bestimmte <die> Anordnung Gruppierung der Zähne des
Schlüsselbartes reagiert,
von einer der bestimmten … bewegt wird von der Anordnung der Zähne ˇbewegt wird //nur auf die Anordnung von Zähnen
reagiert// die durch den im Bau des Schlosses
vorausbestimmt ist. – Wir könn<t>en sagen,
die Anordnun Zähne des Schlüsselbartes
seien nicht vergleichbar den Wörtern eines
Satzes, sondern den Buchstaben eines Worts;
der Bart des Schlüssels entspräche nicht
einem Satz komplexen Zeichen, sondern einem Wort.
195
     
   Nun ist aber klar daß in den Fällen (46),
(47) <von> ( solchen Mechanismen nicht die Rede ist;
wenn wir diese auch als Gleichnisse gebrau-
chen können, ˇdazu, um ˇdas Verhalten des B zu beschreiben<.> wie B Der Gebrauchc Die Verwendungsart des Wortes “geführt werden“ im
Falle des Pianolas ist nur einer eine aus einer
Familie verwandter Arten des Gebrauchs. Wenn
wir jenen auch oft als Gleichnis, als Darstellungs-
art, der andern verwenden möchten.
     
   Es wird uns nun helfen, wenn wir über den
Begriff des Geführtwerdens klar werden wollen,
den Begriff des Lensens Lesens zu betrachten.
Unter Mit ‘Lesen’ meine ich hier die Tätigkeit den Vorgang
Schrift ˇGeschriebenes, Gedrucktes in Laute umzusetzen, oder auch nach Diktat
zu schreiben, oder Gedrucktes abzuschreiben,
u. dergl, dagegen ohne, daß es dabei auf
das Verstehen dessen, was man liest, ankommt. dabei kommt es aber nicht auf ein ‘Verstehen’ dessen an… Der Gebrauchc Die Verwendung des Wortes ‘lesen’ ist uns natür-
lich in allen unter den Umständen unseres des gewöhnlichen Lebens
außerordentlichc ungemein wohl bekannt. (Es würde au-
ßerordentlich
ungemein schwer sein, diese Umstände auch
nur in rohen Umrissen groben Zügen zu beschreiben.) Ein Mensch,
etwa sagen wir ein Deutscher, hat ist als Kind, in der Schule,
oder zu Hause, durch eine der bei uns gebräuch-
lichen Unterrichtsarten gegangen, er hat
gelernt seine Muttersprache zu lesen; spä-
ter liest er Bücher, die Zeitung, Briefe, etc.. –
Was geschieht ˇnun geht nun vor sich, wenn er die seine Zeitung liest?
– Seine Augen gleiten den gedruckten Wörtern
entlang, er spricht sie sagt sie ˇlaut aus, , oder nur zu sich selbst oder sagt siec
nur zu sich selbst; aber gewisse Wörter sagtc ˇer spricht er,
ˇindem er ihre ˇgedruckte Form als Ganzes auffaßt, andere
sagt er nachdem er ihre ersten Buchstaben
gesehen hat, andere wieder das eine oder andere Wort liest er ˇvielleicht Buchstabe für
Buchstabe. Wir würden auch sagen, er habe einen
196
Satz gelesen, wenn er, während seine Augen über
ihn den Satz gleiten weder zu sich laut noch la noch zu sich selbst
spricht, aber dann danach im Stande ist, den Satz
wortwörtlich, oder doch annähernd, wiederzugeben.
Er kann auf das achten, was er liest, aber
er kann auch, wie wir sagen könnten, als
bloße Lesemaschine funktionieren, indem
er
ich meine, das Gedruckte richtig laut ˇ& richtig lesen liest, ohne
aber auf die Worte ˇdie er liest zu achten, <> vielleichtc etwa während
er ˇetwa z.B. seine Aufmerksamkeit auf etwas ganz an-
deres <ge>richtet ˇist ˇhat[;|.] [s|S]o daß er nicht im Stande ist zu
sagen, was er gelesen hat, wenn man wir ihn
gleich darauf frag[t|e]<n>. – Vergleiche nun mit
einem solchen Leser einen Anfänger ˇin der Schule. Er liest die
Wörter, indem er sie mühsam mit Anstrengung buchstabiert.
Einige Wörter aber errät er einfach aus ihrem
Zusammenhang, oder er weiß ˇvielleicht das Stück
schon auswendig Lesestück auswendig. Der Lehrer sagt dann, daß
er
oder, daß er vorgibt ˇdie Wörter sie zu lesen, oder, daß er sie die Wörter nicht
wirklich liest . Wenn wir an diesen Fall denken
& uns fragen worin ‘lesen’ besteht, so werden
wir geneigt sein dazu neigen, zu sagen, es sei eine bewußte
geistige Tätigkeit. In so einem Falle sagen wir ˇauch:
“Nur er er weiß natürlich, ob er liest ob er wirklich liest, niemand
andrer kann es wissen”. Und doch müssen wir Aber wir müssen
zugeben, daß, <> was das Lesen eines bestimmten
Wortes irgend eines Wortes anbelangt, <> ˇdaß in der Seele ↺dabei im Geiste des Anfängers,
der ‘vorgibt’ zu lesen, genau dasselbe vorsich-
gehen konnte, wie im Geiste des fließenden
Lesers. Wir gebrauchen das Wort ‘lesen’ anders,
wenn wir vom fließenden geübten Lese[n|r] spre-
chen, als wenn wir vom Anfänger sprechen.
Was wir im ersten Fall jenes des ersten ein ‘Lesen’ ‘ein Wort lesen’ nennen,
nennen wir nicht ‘lesen’ im Fall des Anfängers.
Wir möchten freilich sagen, das was gesch im
197
geübten Leser & was im Anfänger geschieht,
wenn sie das Wort aussprechen, kann
nicht dasselbe sein. Der Und der Unterschied
liege, wenn nicht in ihrem Bewußtsein, so
im Unbewußten ihres Geistes, oder in ihrem Gehirn. dem was ihnen gerade bewußt ist, so in ihrem Unbewußten; oder in ihrem Gehirn.

Wir denken hier an zwei Mechanismen, stellen uns ˇhier zwei Mechanismen vor, Vorrichtun-
gen; wir können nicht sehen, wie sie arbeiten, wie sie arbeiten, können wir nicht sehen, aber
dieses Arbeiten entscheidet lesen oder nicht-lesen. unterscheidet lesen und nicht-lesen.

//Der Unterschied liege, wenn nicht in dem,
was ihnen gerade bewußt ist, so dann
im Unbewußten[;|,] oder in ihrem Gehirn. Wir stellen
uns hier zwei Mechanismen vor; wir können
nicht in sie hinein sehen, aber was in ihnen
vorgeht, das unterscheidet Lesen vom Nicht-Lesen. – Aber wir kennen ja in diesen Fällen
keine solchen Mechanismen. – Überlegen wir uns
das Folgende:
     
71
Denke Dir, es würden ˇirgendwo von uns Menschen, oder Tiere, als
Lesemaschinen benützt man würde …. Sie werden müssen zu die-
sem Zwecke einer Abrichtung unterzogen. abgerichtet werden. Der
Lehrer, der sie abrichtet, sagt Der sie [A|a]brichtet sagt …… von [e|E]inigen,
daß sie schon lesen können, von Andern,
sie können es noch nicht. Nimm den Fall
eines Schülers, der bisher nicht angebissen mitgetan hat; : legt
zeigt man ihm ein geschriebenes Wort,
so wird er manchmal Laute ausspre-
chen, & hie & da geschieht es dann ‘zu-
fällig’, daß sie ungefähr mehr oder weniger stimmen. Ein
Dritter hört diesen Schüler gerade in so einem
Fall & sagt, “Er liest”[;|.] [a|A]ber der Lehrer
sagt: “Nein, er liest nicht; es war nur ein
Zufall”. – Nehmen wir nun aber an, aber an,, daß dieser
Schüler, wenn wir ihm nur weitere
Wörter & Sätze zeigen, ˇauf diese sie fortgesetzt richtig
reagiert. Nach einiger Zeit einigen solchen Proben sagt der Lehrer:
198
“Jetzt kann er lesen”. Aber wie war es mit jenem ersten
Wort? Soll der Lehrer sagen: “Ich hatte mich [G|g]eirrt, er
hatte hat es doch gelesen”, <> oder soll er sagen: “Er hat erst
später angefangen wirklich zu lesen”? Wann hat er ˇnun
wirklich zu lesen angefangen[;|?] oder: Welches war das
erste Wort ˇdas er gelesen hat las oder ˇwelcher der erste Buchstabe<?> den er las
Diese Frage ist hier sinnlos. – Es sei denn, wir gäben
eine künstliche Erklärung Definition<,> dessen wie etwa: “Das
erste Wort das er liest = das erste der ersten Reihe
von 50 Wörtern, die er fehlerlos liest”. ˇ[Neue Zeile] Verwenden
wir aber das Wort ‘lesen’ für einen ˇbestimmten Bewußt-
seinsvorgang ˇ(Empfindungen) des Lesens der Buchstaben, – dann
könnte der Lesende sagen, daß dieses Wort das
erste war, welches er wirklich gelesen hat.
     
   Oder in dem hiervon verschiedenen Fall einer
Maschine Lesemaschine, die, etwa ähnlich dem wie das Pianola, Zeichen
mit Lauten verbände, verbindet, könnte man sagen: “Erst
nach dem das & das an der Maschinerie geschehen
war – etwa, gewisse Teile durch Drähte verbunden
worden waren – fing hat die Maschine an zu lesen; gelesen;
der erste Buchstabe, den sie gelesen hat, las, war ein ‘d’ ”.
     
   Im Falle (71) warc hieß ein Mensch (oder Tier) Wesen eine ‘Lese-Maschine’, wenn es ↻in bestimmter Weise auf
gedruckte Zeichen, die man ihm vorlegt, reagierte.
Von keiner Verbindung zwischen dem Sehen des
Zeichens & der Reaktion, von keinem des Zeichens & der Reaktion, von keinem …… seelischen
Mechanismus, ist in diesem Fall die Rede.
Der Lehrer kann hier auch vom Abgerichteten ˇhier nicht
sagen: “Vielleicht liest er dieses Wort hat er dieses Wort gelesen”, – denn
es ist besteht ja kein Zweifel darüber, was er tut. getan
hat. – Die Veränderung, als der Schüler nun zu
lesen anfing, war eine Veränderung des seines Verhaltens
(im [A|a]llgemeinen); & der dem Ausdruck “das erste Wort im
neuen Zustand“ hat hier haben wir hier keinen Sinn erhalten. gegeben.
(Vergleiche damit diesen Fall:
199
In dieser Figur folgt eine Reihe von Punkten in
weiten Abständen einer Reihe von Punkten mit in engen
Abständen. Welches ist (von links nach rechts) der
letzte Punkt der ersten engen Reihe & welches der erste
Punkt der zweiten weiten? Angenommen diese Punkte wä-
ren Löcher in der Scheibe einer Syrene; dann würden
wir einen hohen Ton hören, der auf einen tiefen folgt.
In welchem Augenblicke hört der tiefe Ton auf
& fängt der hohe an?)
     
      Wir sind aber versucht als ein zu sa-
gen, das einzigec wirkliche Kriterium des Lesens
sei der ˇuns dafür daß Einer liest sei der ihm …… bewußte Akt ˇdes Lesens, ein bestimmter Bewußt-
seinsvorgang; denn wir sagen: “ein Mensch
muß doch selber wissen, weiß doch, ob er ˇwirklich liest, oder ˇbloß vor-
gibt zu lesen”. – Angenommen A will den B glau-
ben machen, er könne die cyrillische Schrift
lesen[;|.] [e|E]r lernt einen russischen Satz auswendig
& sagt ihn dann her, während er auf den
gedruckten Satz schaut sieht ˇals läse er. Wir werden hier gewiß
sagen, A wisse, daß er nicht liest, & er em-
pfinde, während er zu lesen vorgibt, daß er ˇeben
dies tu[t|e]. Denn es gibt natürlich eine Reihe Menge
für das Lesen eines eines gedruckten ˇoder geschriebenen Satzes
charakteristischer Erfahrungen; es ist nicht
schwer, sich einige eine Reihe von ihnen ins Gedächtnis <zu>
rufen (denke an Empfindungen des Stockens,
genauer Hinsehens, Verlesens, der größeren &
geringeren Geläufigkeit der Wörter, etc.). Und
ebenso gibt es eine Menge für das Her-
sagen von etwas auswendig Gelerntem ↺cha-
rakteristischer Erfahrungen
. – Und A wird<,> ˇin unserm Fall
eben diese letzteren solche haben & nicht jene ˇkeine von denen haben die für
das Lesen charakteristisch sind, & er wird
etwa eine Reihe für das Schwindeln charakteristi-
200
scher Erfah
von Empfindungen & Gedanken haben,
die für das Schwindeln charakteristisch
sind. –
     
Denke Dir aber diesen Fall:
72
Jemand der fließend lesen kann, soll
ein Stück
Wir geben jemandem, der fließend
lesen kann, Sätze etwas zu lesen, [die|was] er nie vor-
her gesehen gelesen hat. Er liest es ˇuns vor laut; aber mit den
[e|E]mpfindungen als des Aufsagens von
etwas was er auswendig weiß der Empfindung, alsc sage er etwas auf, was er auswendig weiß //wisse//. <ˇ ([v|V]ielleicht durch unter dem Einfluß ˇirgend eines Giftes, das er genossen hat) > Würden
wir in einem solchen Fall sagen, er läse
das Stück nicht wirklich? Würden wir
also hier D.h. würden wir hier …… seine Empfindungen als Krite-
rium dafür gelten lassen, ob er liest oder nicht?
73
Oder diesen Fall: ˇWenn man [E|e]inem Menschen, der unter
dem Einfluß eines bestimmten Giftes steht,
ˇeine Reihe geschriebener Zeichen vorlegt zeigt, die keinem ˇexistierenden Al-
phabet angehören, anzugehören brauchen, so spricht er, je nach
der ˇAn[Z|z]ahl der Zeichen, ein W[o|ö]rt<er> aus, als wären
jene Schriftzeichen Zeichen die Buchstaben de[s|r] dieser W[o|ö]rte[s|r]
& als habe er sie gelesen. als läse er sie. Dies geschieht
mit allen äußeren Zeichen Merkmalen & ˇmit den persönlichenc Em-
pfindungen des Lesens. (Solche Erfahrungen
haben wir übrigens in Träumen. Nach dem
Aufwachen sagen wir dannc ˇetwa: “Es kam mir vor,
ich läse diese Zeichen, – obwohl es ja gar
keine Zeichen sind.”)
     
In so einem Fall
würden Manche geneigt sein zu sagen, der Mann Mensch
lese, Andre, er lese nicht. – Angenommen er
habe so nun eine Gruppe von fünf Zeichen als ˇdas WortNagel
“Nagel” gelesen gedeutet. Nun zeigen wir
ihm andere Kombinationen derselben Zeichen
& er deutet sie jedesmal bei in diesen ˇallen weiteren Versu-
chen jedes der Zeichen so,, legt ihm den gleichen Laut bei, wie das erste [m|M]al.
In diesem Fall<e> würden wir geneigt sein, zu
wären wir vielleicht geneigt ˇmöchten wir wohl sagen, er benütze ein imaginäres Alphabet &
201
er l[ä|e]se die Zeichen.
     
   Bedenke auch, Nun bedenke auch, daß es eine kontinuier-
liche Reihe vermittelnder Fälle gibt zwischen
dem Fall, in welchem jemand ˇdas schon auswendig weiß,
was gedruckt vor ihm liegt er lesen soll, & dem, dem Fall, in wel-
chem er jedes Wort Buchstaben für Buchsta[-
|b]<en>ben liest, ohne jede Hilfe des Erratens aus
dem Zusammenhang, ˇdes Auswendig-Wissens, und dergl. etc.
     
<74>
Mache diesen Versuch: Sage die Kardi-
nalzahlen
Zahlenreihe von 1 bis 12 auswendig. – Nun schau
auf das Zifferblatt Deiner Uhr & lies diese Reihe von Zahlen. – Frage Dich, was Du in die-
sem Falle lesen genannt hast. Das heißt,
was hast Du getan, um es zu einem zum Lesen
zu machen?
     
     Versuchen wir diese Erklärung: Jemand
liest, wenn er die Reproduktion von der
Vorlage vom Text ableitet. (Ich nenne ‘Vorlage’ das, was
er liest; ob er es laut liest, abschreibt,
oder ob es ein das Diktat ist, nach welchem er
schreibt, etc.) oder die Partitur, die er spielt, etc. ˇ etc.)
Wenn wir etwa nun jemand das cyrillische Alpha-
bet gelehrt hätten & wie jeder Buchstabe auszu-
sprechen sei[:|;] wenn wir ihm dann ein Lesestück
in dieser Schrift vorlegen & er buchstabiert
es, indem er jeden Buchstaben so ausspricht,
wie wir es ih[m|n] gelehrt haben; dann werden
wir gewiß sagen ˇkönnen, er leite den Klang jedes
Wortes ˇ<von dem> vom gedruckten Text aus dem Schriftbild ab. des Wortes ab. mit Hilfe des geschriebenen & gesprochenen
Alphabets ab;
U[&|nd] dies ist auch ein klarer
Fall des Lesens. (Wir könnten sagen den Ausdruck gebrauchen, : wir haben
ihn die Regel des Alphabets gelehrt.)
     
Aber warum sagten wir hier daß, sollen wir hier sagen, …… er habe
das gesprochene Wort vom geschriebenen
mit Hilfec der Regel nach dieser Regel des Alphabets abgeleitet?
202
Wissen wir mehr, als, daß wir ihn gelehrt haben,
wie jeder Buchstabe auszusprechen sei, & daß er
dann die ˇgedruckten Worte laut gelesen habe? Wir möchten
antworten, daß er es dies irgendwie gezeigt haben muß habe,
daß er den Übergang vom gedruckten Druckbild
zum ausgesprochenen Wort mit Hilfe der
Regel mache, die wir ihm gegeben haben hatten.
     
75
Und
was wir damit meinen, daß er das zeigt, wer-
den wir<d>
ist klarer sehen zu sehen werden, wenn wir unser
Beispiel dahin abändern, daß er, statt einen
gedruckten Text laut zu lesen, ihn in eine
andere Schrift umschreibt
abschreibt, z.B. aus der Block-
schrift in die Kursivschrift. Denn hier konn-
ten wir ihm die Regel des Alphabets in Form
einer Tabelle geben die Block- & Kursivbuch-
staben einander zuordnet. Dann können
wir uns das Ableiten der Umschrift Kopie aus der
Vorlage so vorstellen: Er schaut<,> ˇdem Schreiben jedes vor jedem
ˇehe er einen Buchstaben den er ˇniederschreibt, oder doch öfters,
in der Tabelle nach; er sagt etwa zu sich ˇselbst
“Wie schaut ein kleines ‘A’ aus?”, – versucht
es sich vorzustellen, ohne in die Tabelle zu
schauen, etc.
     
   Aber wie, wenn er das alles täte und dabei
7[5|6]
ein ‘A’ in ein ‘b’ umschriebe, ein ‘B’ in ein
‘c’, u.s.f. und ein ‘Z’ in ein ‘a’? Würden wir das
nicht ‘lesen’ oder ‘ableiten’ nennen? Wäre das nicht auch ein ‘Lesen’ oder ‘Ableiten’? Wir
könnten in diesem Fall sein Vorgehen so be-
schreiben: [e|E]r benütze die Tabelle, wie wir sie be-
nützen würden, wenn wir in ihr nicht horizon-
tal von links nach rechts sähen, also so:
, sondern so:
203
Obwohl er, beim Nachschauen in der Tabelle ˇgerade von
links nach rechts geblickt, oder mit dem Fin-
ger gezeigt, hatte.
     
7[6|7]
– Aber sagen wir nun, er trans-
kribierte, mit allen normalen Vorgängen des Nach
schauens in der Tabelle, ein ‘A’ in ein ‘n’, ein
‘B’ in ein ‘x’, – kurz er transkribiere, wie wir sa-
gen würden,
nicht nach irgend einem Schema,
daß ˇwelches irgend welches, wie wir sagen würden, irgend eine einfachem Regelmäßigkeit aufweist zeigt:
könnten wir dies nicht auch ‘ableiten’ nennen?
     
77<8>
Aber nimm nehmen wir an, er bleibe nicht bei seiner
Art der Transkribtion; sondern ändere sie
nach einer einfachen Regel: Hat er einmal
ein ‘A’ in ein ‘n’ umgeschrieben, so schreibt
er das nächste ‘A’ in ein ‘o’, das nächste
in ein ‘p’ um, etc. Aber wo ist die Grenze
zwischen diesem Vorgehen & einem gänzlich regel-
losen? –
     
Nun könnte man einwenden, ich habe
im Falle (7[5|6]) doch offenbar angenommen, daß er
die Tabelle in einer andern als der gewöhnlichen
Weise versteht auffaßt. Aber was nennen wir<,> ‘die Tabel-
le in der & der Weise auffassen’? Wie immer Du
Dir den Vorgang des ‘Auffassens’ vorstellst, so
ist er doch nur ein Glied Bindeglied //Mittelglied// zwischen den Vorgängen
des Ableitens, die ich beschrieben habe & dem Transkri-
bieren selbst. Ja diese ‘Auffassung’ könnte wie-
der mit einem durch ein Schema von Pfeilen beschrieben wer-
den; & wir könnten dann sagen, daß er, z.B.,
die Tabelle so nachgeschaut habe:
,
sie so verstanden habe:
204
& sie so transkribiert habe:
     
      Aber heißt das nun, daß das Wort “ableiten”
(oder “auffassen”) nichts eigentliches bedeute;
da es ja scheint, daß sein Sinn in nichts zer-
fliest<?>, <,> wenn wir ihm nachgehen[,|.]
     
   Im Falle (7[4|5]) stand die Bedeutung des Wortes
“ableiten” ganz klar vor uns. Aber wir sagten
uns, ˇdaß dies seic ˇja nur ein ganz spezieller Fall des Ab-
leitens ˇwar sei. Es schien uns daß [d|D]as Wesentliche am dieses
Vorgang<es> schien des Ableitens in diesem Falle in ein be-
sonderes Gewand gehüllt war & gekleidet zu sein ˇ& wir dachten, daß wir zum
Wesentlichen kommen könnten wenn wir ih[n|m]
dieses Gewands entkleideten abzögen.
schien zeigte sich uns hier in einem bestimmten besonderen Gewand & es schien, daß wir ihm dieses besondere Gewandc nehmen müßten, um zum Wesentlichen des Ableitens zu kommen gelangen das Wesentliche zu sehen. In den Beispielen
(7[5|6]), (7[6|7]), (7[7|8]) versuchten wir dies zu tun streiften wir dem Ableiten diese Hüllen ab, nur um
zu finden sehen, daß das, was ein Kleid zu sein schien
zum Wesentlichen des Falles Ableitens selbst gehörte.
daß sie zum Wesen des Ableitens selbst gehörten. (Es war,c [a|A]als hätten wir versucht, die eigentliche
Artischoke zu finden, indem wir ˇsie ihr<er> die Blätter
entkleideten.)
     
   Der Gebrauch des Wortes Das [a|A]bleiten ist aller-
dings in im Beispiel (7[4|5]) dargestellt; d.h., dieses Beispiel
zeigt uns einen aus der Familie der Fälle, in
denen für die dieses Wort gebraucht wird. Und die
Erklärung Beschreibung<,> des Gebrauchs dieses Wortes, wofür dieses Wort gebraucht werde, <> so wie die
des
oder das Wortes ’lesen’, oder ˇde[s|r] Ausdrucks<,> ‘geführt werden’, <> besteht
wesentlich in einer Auswahl von Beispielen, wel-
che charakteristische Züge des Gebrauchs ˇvor Augen führen hervor-
heben
. Manche dieser Beispiele werden einen solchen
Zug in übertriebener Form darstellen, manche in
Übergangsformen, manche werden ˇuns sein Abklingen zeigen.
Stelle Dir vor, es wollte Dir jemand einen Begriff
205
ˇgeben von den ˇcharakteristischen besonderen Gesichtszügen ˇder Mitglieder einer gewissen Familie.
Er tut dies, indem er Dir Familienportraits zeigt
& ˇdabei auf gewisse ˇ<die> charakteristische<n> Züge in ihnen hinweist[,|.] [&|U]<nd> [s|S]eine
Aufgabe wird darin bestehen liegen, Dir diese Bilder
in der richtigen Folge & in den richtigen Zusammen-
stellungen zu zeigen; so daß Du z.B. sehen
kannst, wie ein gewisser Einfl[u|ü]ß<e> die Züge
eines Teils Zweiges der Familie ˇnach & nach geändert ha[t|b]<en>; oder,
in welcher besondern [w|W]eise die<se> Gesichter dieser
Familie
altern, welche Gesichtszüge dabei
besonders hervortreten, etc. u.s.f.
     
   Es war nicht ˇdas die Funktion Aufgabe unserer Beispiele,
das Wesen des Ableitens, [l|L]esens, etc. u.s.f., durch
einen Schleier unwesentlicher Züge sehen zu
lassen[[.|;]|.] ˇUnd<…> Die die Beispiele waren nicht Beschrei-
bungen eines Ä[ü|u]ßern zu dem Zweck, uns ˇauf einen
Kern erraten ein Inneres ahnen zu lassen, den das wir aus irgend einem
Grund nicht in seiner Nacktheit zeigen konnten können.
Wir sind versucht, zu gl denken, daß diese
Beispiele indirekte Mittel Hilfsmittel sind, um in unserm
Geist eine gewisses Bild, eine gewisse Idee, zu
erzeugen entstehen zu lassen; daß sie etwas andeuten, was sie
nicht zeigen können. (Dies wäre etwa so, geschähe etwa, wenn
ich jemandem ‘ein Bild davon geben möchte’, wie
es war, als Leute seinerzeit in früheren Zeiten ˇin meiner Jugend Walzer tanzten.)
     
   Unsere Methode ist rein beschreibend; die Be-
schreibungen, die wir geben, sind nicht Andeutungen
von Erklärungen.
     
   “Aber, lesen”, <> möchten wir sagen, <> “ist doch ein ganz
bestimmter Vorgang! Lies eine Druckseite, dann
kannst Du's sehen; es geht da etwas ˇbesonderes vor, was
sich mit nichts anderm vergleichen läßt nichts verwechseln läßt.”
Nun, was geht denn vor, wenn ich lese[:|?] Ich
sehe gedruckte Wörter & spreche Wörter aus.
Aber das ist natürlich nicht alles, denn
206
ich könnte ja leicht gedruckte Wörter sehen & Wörter
aussprechen & es wäre doch nicht lesen. Auch dann
nicht wenn die Wörter die ich spreche den gedruckten
Wörtern
die sind, die man von jenen gedruckten
Wörtern, einem bestehenden Alphabet entspre-
chend, ablesen soll. Und wenn wir Du sag[en|st], das
Lesen sei ein ganz bestimmtes Erlebnis so
spielt es ja dabei gar keine Rolle, ob Du
nach einer ˇvon den Menschen allgemein anerkannten Regel
des Alphabets liest, oder nicht. – Worin besteht
also das Charakteristische am Erlebnis des
Lesens? – Da möchte ich sagen[;|,][d|D]ie ˇgesprochenen Wörter kommen
in besonderer Weise”. Nämlich sie kommen nicht
so, wie sie kämen, wenn ich sie z.B. ersänne.
Sie kommen von selbst. Aber auch das ist nicht
genug; [D|d]enn mir können ja ˇallerlei Wörter einfallen
während ich auf die gedruckten Wörter
schaue & ich habe damit diese doch nicht ge-
lesen. Da könnte ich noch sagen, daß mir die
gesprochenen Wörte[r|r] ˇauch nicht so einfallen, als erin-
nerte mich z.B. etwas an sie<.> , <.> [s|S]ondern sie die gesprochenen Worte
schlüpfen ˇbeim Lesen gleichsam herein. Ja, ich kann ein
gedrucktes Wort – wenn ich die Druckschrift kenne
– gar nicht ansehen, ohne einen eigentümlichen
Vorgang des inneren Hörens des Worts.
     
   ↺Ich möchte z.B. nicht sagen: “Das (gedruckte)
Wort Zeichen “nichts” erinnert mich immer an
den Laut “nichts””
Ich sagte doch die gespro-
chenen Worte kämen beim Lesen ‘in besonderer
Weise’; aber in welcher Weise? Ist dies nicht
eine Fiktion? Sehen wir uns doch einzelne Buch-
staben an & sehen wir nach geben acht in welcher Weise der
Laut des Buchstabens kommt.
<79> Lies den Buch
staben ‘A’. Nun wie kam der Laut? Wir wissen
gar nicht[t|s]s darüber zu sagen. – Nun lies den
207
<79> Buchstaben ‘a’ im Spiel (37) indem Du die ent-
sprechende Bewegung mit der Hand machst!
Wie kam diese Bewegung? anders als der Laut
im vorigen Versuch? – Ich habe in die Tabelle
geschaut & die entsprechende Bewegung ge-
macht; mehr weiß ich nicht zu sagen. – Nun
schau auf das Zeichen ‘’ und laß Dir
ˇdabei einen Buchstaben einfallen; sprich ihn aus.
Mir [v|f]iel der Laut ‘U’ ein, aber ich könnte
nicht sagen, d es war ein wesentlicher Unter-
schied in der Art & Weise, wie dieser Laut
kam. Der Unterschied lag da in der etwas
andern Situation: ich hatte mir vorher ge-
sagt, ich wolle solle mir einen Laut einfallen
lassen; es war eine gewisse Spannung da, ehe
der Laut kam. Und ich mir [v|f]iel //kam// ˇdabei nicht der
Satz ein Und ich sagte mir nicht: “……” “das ist ein ‘U’”, wie er mir beim An-
blick des Zeichens ‘U’ kommt. wie beim Anblicken des Zeichens ‘U’. Auch war mir je-
nes Zeichen nicht vertraut, wie die Buchsta-
ben; ich sah es gleichsam gespannt, mit
einem gewissen Interesse für seine Form an,
ich dachte dabei an ein umgekehrtes .
Und wenn Du sagst, der Buchstabe A ‘erinne-
re
[d|D]ich nicht an den Laut, wie etwa der An-
blick eines Rasiermessers Krokodils an das Wort ’scharf fressen’,
so gibt es da Übergänge; Du könntest z.B.
die Form an einem Holzbock oder ˇan einem Dachstuhl
sehen & der Laut A ‘a’ fiele Dir nicht ein; oder ˇaber
der Anblick könnte Dich an ein A erinnern &
Du sprichst den Laut aus. – Stelle Dir vor, Du
müßtest nun das Zeichen
wirklich als Laut-
zeichen benützen, Du würdest gewohnst Dich also daran,<,>
gewöhnen, bei seinem Anblick einen bestimmten Laut
auszusprechen<,> ˇetwa den Laut ‘st’. Können wir mehr sagen, als daß
nach einiger Zeit jener dieser Laut automatisch kommt,
208
wenn wir das Zeichen sehen? D.h., wir fragen uns ich frage mich bei seinem Anblick
nicht mehr: <,> “Was ist das für ein Buchstabe?”,
– auch sage ich mir natürlich nicht: <,> “Ich will beim
diesem Zeichen den Laut ‘[| st]sagen ˇaussprechen”, noch auch “Dieses
Zeichen erinnert mich irgendwie an den Laut ‘[| st]’”.
     
   Was ist nun an der Behauptung dem Satz, das Lesen sei
doch ‘ein ganz bestimmter Vorgang’. Das heißt doch
wohl, beim Lesen finde immer ein bestimmter
Vorgang statt, den wir wiedererkennen. – Aber
wenn ich einmal einen Satz im Druck lese &
ein andermal mich im Spiel (37) nach einem Satz
bewege unter Benützung der Tabelle, – findet
hier wirklich der gleiche seelische Vorgang statt?
Dahingegen ist aber freilich eine Gleichförmigkeit
im Erlebnis des Lesens einer Druckseite!
Denn der Vorgang ist ja ein gleichförmiger. Und
es ist ja natürlich leicht verständlich, daß sich dieser Vorgang
unterscheidet von dem ˇetwa, sich Wörter beim An-
blick beliebiger Striche einfallen zu lassen. Denn
schon der bloße Anblick einer gedruckten Zei-
le ist ja ungemein charakteristisch, d.h., ein
ganz spezielles Bild: Die Buchstaben alle un-
gefähr von der gleichen Größe, unzählige immer
wiederkehrend[.|;] Ddie Wörter, die sich zum großen
Teil ständig wiederholen & uns unendlich
wohlvertraut sind, ganz wie wohlvertraute
Gesichter. – Denke an das Unbehagen, das wir
empfinden, wenn die Rechtschreibung eines Wor-
tes geändert wird[;|(]& an die noch tiefern Ge-
fühle, die eine solche Änderung in andern Zeiten Fragen der Schreibung eines Wortes //von Wörtern// in manchen Menschen
aufgeregt hat haben). Freilich, nicht jede Zeichenform
hat sich uns tief eingeprägt. Ein Zeichen wie
‘~’ für die Verneinung kann, ohne in uns et-
was aufzuregen, durch ein beliebiges andere
ersetzt werden. – Bedenke, daß das geschriebene gesehene
209
Wortbild uns in ähnlicher Weise vertraut ist
wie das gehörte. – Auch gleitet der Bl[e|i]ck an-
ders über die gedruckte Zeile, als über
eine Reihe beliebiger [S|H]aken Striche
(Ich rede ˇhier nicht von dem was durch Beobach-
tung der Augenbew<e>gung festgestellt werden
kann.) Der Blick Er gleitet, möchte man
sagen, besonders widerstandslos, ohne
hängen zu bleiben, & doch rutscht er
nicht. & doch ohne zu rutschen. Und dabei geht ein Sprechen vor sich
ohne Willensentschlüsse
unwillkürliches Spre-
chen in der Vorstellung vor sich. Frage Dich ob
Du Dir
Und so verhält es sich, wenn ich
Deutsch oder und andere Sprachen lese, gedruckt
oder geschrieben, & in verschiedenen Schrift-
arten. – Was aber von dem allen ist für das
Lesen als solches wesen<t>lich? Nicht ein Zug
der in allen Fällen des Lesens vorkäme. <Neue Zeile [S. 231]>
     
   Aber empfinden wir nicht bei wenn wir
lesen eine Art [v|V]erursachung unseres Spre-
chens durch die Wortbilder?
<80> Lies z einen
Satz, <> & nun schau der Reihe

entlang & sprich dabei einen Satz. Ist es
nicht klar deutlich fühlbar, daß im ersten Fall Versuch das Spre-
chen mit dem Anblick der Zeichen verbunden
war & im Zweiten unverbunden ohne Verbindung neben der Tätig-
keit des Blicks
dem Schauen herläuft? //Ist es im ersten
Fall ↺nicht deutlich fühlbar, daß das Sprechen
mit dem Anblick [|der Z]eichen verbunden ist, &
läuft es nicht im im zweiten nicht ohne Verbin-
dung neben dem Schauen her?//
     
      Aber warum sagst Du, wir fühlten eine
Verursachung? Verursachung ist doch das,
was wir durch Experimente feststellen, indem
210
wir das regelmäßige Zusammentreffen von Vorgän-
gen Ereignissen beobachten. Wie könnte ich denn sagen,
daß ich eben das, was so durch Versuche
festgestellt wird, fühle? (Später ˇeinmal muß noch hievon
die Rede sein.) Eher könnte man sagen, ich füh-
le, daß die Buchstaben der Grund sind warum
ich so & so lese. Denn wenn mich jemand fragte:,
[W|w]arum liest Du so?”, so begründe ich es
durch die Buchstaben, welche da stehen. – Aber was
soll es heißen diese Begründung, die ich ausge-
sprochen, gedacht, habe, zu fühlen? – Ich
möchte sagen, <:> ich fühle ˇbeim Lesen einen gewissen Einfluß
der Buchstaben auf mein das Reden mich, aber nicht einen
Einfluß jener Schnörkel auf das, was ich rede.
Vergleichen wir wieder einen einzelnen Buchstaben
mit einem solchen Schnörkel. Würde ich auch
sagen, ich fühle den Einfluß von ‘i’ wenn ich
diesen Buchstaben lese? Es ist natürlich ein Un-
terschied, ob ich beim Anblicken von ‘i’ den Laut
‘i’ sage, oder beim Anblicken von . Der Unter-
schied ist, daß ˇdas innere Hören des i-Lauts die Vorstellung des beim Anblick<en>c des Buch-
staben
c in der Vorstellung ˇbeim Anblick des Buchstaben automatisch, ja gegen meinen Willen,
beim Anblick des Buchstaben kommt geschieht; & wenn
ich den Buchstaben laut lese, das sein Ausspre-
chen [A|a]nstrengungsloser geschieht ist ist, als ich wenn
ich beim Hinschauen auf ‘i’ sage. – Das
heißt, das es verh[a|ä]lte sich so, wenn ich den
Versuch mache; nicht aber, aber natürlich nicht, wenn ich, zufällig
auf den Strich sehend, in irgend einem Zu-
sammenhang ˇetwa ein Wort ausspreche, in dem der
i-Laut vorkommt.
     
    Wir wären ja nie auf den Gedanken gekom-
men, wur wir fühlten einen Einfluß der W[ö|o]rter<-
>bilder Buchstaben ˇauf uns beim [l|L]esen wenn wir ↻nicht diesen ihren Fall
mit dem beliebiger Striche verglichen hätten. Und
211
hier merken wir allerdings einen Unterschied[;|.] Und die-
sen Unterschied deuten wir als Einfluß, & Fehlen
des Einflusses. Und zwar sind wir zu dieser Deu-
tung ˇdann besonders geneigt, wenn wir absichtlich
langsam lesen, – etwa um zu sehen, was denn
beim Lesen geschieht. Wenn wir uns sozusa-
gen recht absichtlich von den Buchstaben
führen lassen. Aber dieses ‘mich führen
lassen’ besteht eben nur darin, daß ich
mir die Buchstaben gut anschaue, etwa
gewisse andere Gedanken ausschalte. –
Überlege Dir hier, was Du eigentlich tust,
wenn Du jemand Dich bei der Hand einen
Weg führen läßt. –
     
    Wir bilden uns ein, wir nähmen durch ein
Gefühl, quasi, einen [V|v]erbindenden Mechanis-
mus wahr zwischen dem Wortbild & dem Laut
den wir [S|s]prechen. Denn, wenn ich ˇvom Erlebnis des von Einflu[ß,|s]<ses,> ˇder Verursachung, des Geführtwerdens rede, so soll
das ja heißen, daß ich sozusagen die
Bewegung der Hebel fühle, die den Anblick
der Buchstaben mit dem Sprechen der Laute ver-
binden.
     
    Ich hätte nun mein Erlebnis beim Lesen
eines Wortes auf verschiedene Weise treffend
mit in Worten darstellen können. So hatte
könnte ich sagen, ich was beim Lesen eines
Wortes geschehe, sei nicht bloß, daß ich es
sehe & dabei etwas ausspreche, sondern ich
fühle auch, daß mir das Geschriebene das was
ich sage eingebe. Aber ich hätte auch sagen können,
daß beim Lesen des Geschriebenen (oder Gedruckten) der Worte das Bild des Buchstabens
& die des der Laute<s> in einem eigentümlichen Sinn eine
Einheit bilden; so eine eigentumliche Einheit bilden. So …… daß man um die Aus den
Laut d
den Zusammenhang des Lautes e
212
mit dem Schriftzeichen ‘e’ dadurch erklären möch-
te, daß indem man auf das Zeichen weisend sagt: “Das
ist ja ein e”. (Ein Zusammenhang, eine ‘Einheit’,
die<,> dieser nicht unähnlich der zwischen dem ˇBild des Buchstaben & seinem Klang ist, besteht z.B.
zwischen den Gesichtern berühmter Männer & ˇdem Klang ihre[n|r]
Namen. Wenn Du Dir ˇ< z.B.> etwa die Namen ˇwie Schubert, Haiden,
Mozart, sagst & Dir dabei an die Gesichter d[er|ie]<ser>
Männer vorstellst, so kann es Dir so vorkom-
men, als ob jene Namen ein der richtige Ausdruck
für diese Gesichtszüge wären; daß etwa mit
dem Namen Schubert dieses Gesicht richtig be-
schrieben ist sei.) Es ist mir, wenn ich das Erleb-
nis dieser Einheit habe, als könne ich ˇ< z.B. beim Lesen des Wortes ‘ja’> z.B. zwischen
dem Geschriebenen Wort ‘ja’ & dem ausgespro-
chenen nicht recht nicht unterscheiden; oder, wie
ich auch sagen könnte, als wäre das Ausspre-
chen ich könnte sagen, das Aussprechen sei …… ein Teil der Wahrnehmung des Zeichens
selbst.
     
   Aber jetzt lies einmal ein paar Sätze im
Druck, so wie Du's gewöhnlich tust, ohn
wenn Du nicht an den Begriff des Lesens
denkst; & ˇnun dann frage Dich dann, ob Du beim Lesen
solche Erlebnisse der Einheit, des Einflusses
etc. gehabt hast[?|.] Sage nicht, Du habest sie
unbewußt gehabt! – Auch lassen wir uns
nicht durch das Bild verleiten: ‘[b|B]eim Na
nähern Hinsehen’ zeigen sich diese Erschei-
nungen. (Wenn ich beschreiben will, wie ein
Berg Gegenstand aus der Ferne ausschaut, so wird diese
Beschreibung nicht genauer ↺dadurch,
daß ich beschreibe sage, was ich an ihm bei der Betrachtung aus der
Nähe aus der Nähe ˇan ihm sehe.)
     
      Ich kann zwar sagen, wer liest, werde von
den Buchstaben geführt; & wer einen Satz sagt &
dabei jener Reihe von Schnörkeln entlang schaut,
213
werde nicht geführt. Dies ist eine Erklärung
für den, der den Ausdruck ‘von Buchsta-
ben geführt werden’ versteht ehe er das
Wort ‘lesen’ versteht. Aber es wäre falsch
zu sagen: “Wer liest hat das Gefühl, Er-
lebnis, des Geführtwerdens”<.> [|(][e|E]s sei denn,
daß damit bloß jedem Erlebnis beim
Lesen der Name ‘Erlebnis des Geführtwer-
dens’ gegeben werden soll.)
      Denke wieder daran, was Du er[be|le]bst,
fühlst, wenn Du einen Weg geführt wirst.
     
<81> Denke Dir diesen Fall: Du bist auf einem
ebenen Platz (vielleicht mit verbundenen Augen)
& wirst von jemand an der Hand geleitet,
bald rechts bald links; Du must immer
irgendc eines unerwarteten des Zuges seiner Hand
gewärtig sein, & etwa achtgeben, daß Du
bei eine[r|m] ganz allzu unerwarteten ˇZug nicht stol-
per<s>t. (Dies könnte in irgend einem Spiel
vorkommen.) – Oder IV aber dieser Fall: Jemand
führt Dich einen Spazierweg. Ihr geht im
Gespräch ˇneben einander her & Du gehst wo immer er geht, gehst
Du auch. – Oder V: Du gehst eine Straße
entlang (& wirst von ihr geführt). – Oder ˇaber II: Du
wirst von jemandem an der Hand dort & dahin
geschleppt, wo Du nicht gehen willst. – Oder III: Du
wirst im Tanz von einem Partner geführt. Du
stellst Dich so rezeptiv als möglich ein, um
ˇseine Absicht zu erraten & dem leisesten Drucke zu folgen. [Nach den Ziffern
zu ordnen] Alle diese Situationen sind einan-
der ähnlich; aber was ist allen den Erlebnissen ge-
meinsam?
     
    “Aber geführt werden ist doch ein bestimm-
tes Erlebnis.” – Über diesen Gebrauch des Wor-
tes ‘bestimmt’, später. Aber es ist jedenfalls
214
nicht immer dasselbe Erlebnis. Und wenn
Du sagst, es ist ein bestimmtes Erlebnis, so
ist die Antwort darauf: Du denkst an
ein bestimmtes Erlebnis des geführt werdens. Nein, …
     
82
Überlege Dir etwa diese Fälle: Im Spiel (38)
wird Einer schaut [e|E]iner, welcher der nach
den Befehlen eine Linie zieht vor jedem
Linienstück gewissenhaft auf den Buch-
staben im Satz. Wir können uns davon
leicht eine Vorstellung machen, & ˇwir werden sagen<:>
der wird geführt.
     
   Nehmen wir an B mache es im Spiel (47)
ebenso; wenn wir nun aber die Zahl
der Sätze ˇin dem Spiel erweitern, etwa die Sätze
‘a c a a’ & ‘c c a a’ einführen wollen, so reagiert
B gar nicht auf sie; er benimmt sich
als haben wir ihm etwas gänzlich fremdartiges fremdes
gezeigt. Soll ich nun sagen, sein genaues
Ansehen jedes Buchstaben etc. sei nur
automatisches Handeln gewesen. Er habe
die Sätze doch nicht als Sätze aufgefaßt,
sondern, sozusagen, nur als Wörter?
     
83        Denke Dir das Spiel (38) mit Hilfe der
Tabelle ([4|3]7) gespielt. Es gibt nun verschie-
dene Versionen Varianten: nach der einen zieht B
die Linienstücke immer parallel zu den
Pfeilen der Tabelle, nach einer andern aber
in einem Winkel von 30˚ zu ihnen, etc.. Du
kannst Dir nun jemanden vorstellen der
immer wieder vergißt, welche Version er
spielt. Er schaut gewissenhaft in die Tabelle,
zieht aber dann regellos in irgend ein<e><r> Linien
Richtung. Das könnte man sich so vorstellen
daß er jedesmal ein anderes Erklärungs-
schema der Tabelle im Geiste vor sich sieht.
215
Aber wenn er nun das Spiel richtig spielte,
so würden wir doch sagen er werde ge-
führt, & habe das Erlebnis des Geführt-
werdens, auch wenn er kein Erklä-
rungsschema der Tabelle vor sich sieht.
Warum also nicht auch hier? Und wird
er nun geführt, wenn er gewissenhaft in
der Tabelle nachschaut & gewissenhaft
regellose die Striche zieht? <ˇ “Aber, wer ˇsich nach den Pfeilen richtet, sagt sich doch: [|]Ich ziehe den Strich darum so, weil der
Pfeil dahin zeigt’.” – Aber warum sollte unser vergesslicher Freund sich
nicht gerade das sagen?
>
     
   Es kann Einer auch die Sätze ˇ& welche Figur sie bedeuten in (47) aus-
wendig wissen, aber sich dennoch, gleichsam
zur Vorsicht von ihnen führen lassen: sie
Buchstabe für Buchstabe ansehen etc..
     
<84>      Stelle Dir auch diesen Fall vor: Wir zei-
gen Einem, der das Spiel (37) gespielt hat
einen Satz dieses Spiels<;> & ˇdann sagen ˇwir ihm
dann: “Nun richte Dich nicht nach diesem
Satz sondern
<>[g|G]ehe, wie es Dir ˇgerade einfällt”.
Wir bemerken nun, daß der Weg den er nimmt
immer eine bestimmte Beziehung zu dem
Satz hat, den wir ihm gezeigt hatten[.| (]Er geht
etwa immer entgegen den Pfeilrichtungen der Ta-
belle.) Wird dieser – –
     
      Wenn ich mir das Erlebnis des Geführt-
werdens vergegenwärtigen will, so stelle ich
mir das ‘gewissenhafte’ Nachsehen, etc., vor. Ich
nehme dabei sogar einen bestimmten Gesichts-
ausdruck an (etwa den eines gewissenhaften
Buchhalters). An diesem Bild ist z.B. die
Sorgfalt sehr wesentlich; an einem andern
Bild des Geführtwerdens etwa //wieder//, das Ausschalten je-
des eigenen Willens. (Denke Dir, daß [e|E]iner
das, was der gewöhnliche Mensch mit den
Zeichen der Unachtsamkeit tut, mit dem
Ausdruck – & warum nicht mit den Empfin-
216
dungen? – der Sorgfalt macht begleitet: Er wäscht läßt das Geschirr
ab, läßt einige Stücke sorgsam auf den Boden
fallen, verschüttet ˇebenso die Tinte das Wasser auf dem Tisch, u.s.f. etc..
I<s>t er nun sorgfältig? –) Stelle ich mir so einen
bestimmten Vorgang lebendig vor, so erscheint
er mir als das Erlebnis des Geführtwerdens
(oder Lesens). Nun aber frage ich mich: “Was
tust Du? – Du schaust auf jedes Zeichen,
Du machst dieses Gesicht dazu, Du ziehst
das Linienstück langsam (u. dergl.). – Das
ist also das Erlebnis des Geführtwerdens?
Da möchte ich sagen: “Nein, das ist es nicht;
es ist etwas Innerlicheres, Wesentlicheres”. – Es
ist, als ob zuerst all diese mehr oder weniger
unwesentlichen Vorgänge in eine bestimmte
Atmosphäre gekleidet wären, die sich nun
verflüchtigt, wenn ich genau hinschaue. sie beschreiben will.
     
      Frage Dich, wie Du ‘mit Bedacht’ eine
Strecke parallel zu einem Pfeil ziehst, ein
andermal mit Bedacht in einem Winkel
zu dem Pfeil. Was ist das Erlebnis des Be-
dachts? Da fällt Dir gleich eine bestimmte
Miene, eine Gebärde ein, <> & dann möchtest Du
sagen: “und es ist eben ein bestimmtes
inneres Erlebnis”. (Womit Du natürlich gar
nichts mehrc gesagt hast.)
     
   (Du merkst einen Zusammenhang mit
der Frage nach dem Wesen der Absicht, des
Willens, – des Meinens & Verstehens.)
     
85
Mache einen beliebigen Fahrer auf dem
Papier
und nun zeichne ihn daneben nach
,
indem Du laß Dich
von ihm führen. – Ich möchte könnte sagen, : “Gewiß!
ich habe mich jetzt führen lassen. Aber
217
was dabei charakteristisches geschehen ist –?
Wenn ich sage, was geschehen ist, so kommt
es mir nicht mehr charakteristisch vor.”
     
   Aber nun merke ich dies: Während ich mich
führen lasse ist alles ganz recht einfach, ich merke
nichts Besonderes; aber danach, wenn ich mich
frage, was damals geschehen ist, so scheint
etwas es etwas Unbeschreibbares geschehen gewesen zu sein. Danach
genügt mir keine Beschreibung. Ich sage mir Ich
kann, sozusagen, nicht glauben, daß ich
bloß hingeschaut, das Gesicht gemacht, den
Strich gezogen habe. – Aber erinnere ich mich denn
an etwas anderes? Nein; & doch kommt mir
vor, als müsse etwas [a|A]anderes gewesen sein;
und zwar dann, wenn ich mir dabei das Wortc
führencsage , vorsage ˇ, ‘Einfluß’, und andere, sage //vorsage//. Denn ich bin doch geführt worden,
sage ich mir. – Dann erst tritt die Idee jenes
Dann ethärischen, ungreifbaren, Einflusses
auf. (Zusammenhang mit dem Problem des ‘will-
kürlichen Handelns’<.> [.|W. James]: [w|W]as geschieht, wenn ich,
nach längere[r|m] Überleg[un|en]g, des morgens ˇaus dem Bett steige. aufstehe.
     
   Ich fühle nämlich habe nämlich das Gefühl, nachtr wenn ich
nachträglich über das Erlebnis denke, daß
das Wesentliche an ihm daran das ‘Erlebnis eines
Einflusses’, einer Verbindung ist, im Gegen-
satz zu irgend einer bloßen Gleichzeitig-
keit von Phänomenen[;|.] [z|Z]ugleich dabei aber
möchte ich kein erlebtes Phänomen ‘Erleb-
nis des Einflusses’ nennen. (Die Idee Hier liegt die Idee: der Wille
ist kine<…> [e|E]rscheinung.) Ich möchte sagen, ich
hätte das ‘Weil’ erlebt; & ; – doch will ich keine
Erscheinung ‘Erlebnis des Weil’ nennen.
     
<86>    Vergleichen wir damit diesen Fall: Jemand
soll sagen, was er fühlt, wenn [er|ih]<m> er ein Gewicht
auf der flachen Hand ruht hält. – Ich kann mir
218
nunc vorstellen, daß jemand sagt hier ein Zwie-
spalt entspeht: Einerseits sagt er sich, was
er fühlte, sei ein Druck gegen die Handfläche
& eine Spannung in den Muskeln seines Arms;
anderseits will er sagen: “aber das ist
doch nicht [a|A]alles; ich empfinde doch einen
Zug, ein Streben, des Gewichts nach unten<!>”. Aber
wann empfindet er denn dieses ‘Streben’? Doch
[w|W]enn er an das ‘Streben’ denkt. Mit dem
Worte ‘Streben’ ist hier ein bestimmtes Bild,
eine Geste, ein Tonfall, verbunden; und die das
’Empfindung Empfinden des Strebens’ hast Du, wenn Dir dieses

Bild, ˇdiese Geste<, ja><,> dieses Wort, vorschweben. <> (Denke auch da-
ran: ˇManche Menschen sagen manchmal, von dem & dem jemandem
gehe ‘ein Fluidum’ auf sie aus.<> ) (Daher fiel
uns auch das Wort ‘Einfluß’ ein.) <> Das Erleb-
nis
Ich möchte sagen, “Ich erlebe das Weil”<.>,
aAber nicht, weil ich mich dieses Erlebnisses
erinnere, sondern, weil ich beim Philosophie-
ren über dieses mein Erlebnis das, was ich erlebe, dieses dies, gleich-
sam, durch das Medium (die Atmosphäre) des
Begriffes ‘weil’ (oder ‘Einfluß’, ˇoder ‘Ursache’<,> oder ‘Verbindung’<)>
etc.) anschaue. Denn freilich tue ich, was
ich tue, unter dem Einfluß der Vorlage Denn es ist schon richtig, zu sagen, ich zeichne habe diese Linie unter dem Einfluß der Vorlage gezeichnet; diese liegt lag aber nicht einfach bloß in dem, was ich beim während dem
Ziehen der Linie füh empfinde, sondern auch, z.B.,
darin, daß ich sie der andern parallel ziehe
(obwohl auch das natürlich für das Geführtwerden
nicht allgemein wesentlich ist). Wir sagen auch
: “Du siehst ja, daß ich von ihr geführt werde”;
& was sieht der, der das sieht? – Es kann aber
auch das das Geführtwerden ausmachen, was
ich über den Vorgang da<r>nach im nachhinein sage. //sage, wenn er schon geschehen ist.// Z.B., daß
ich sage “[i|I]ch bin geführt worden”. – Dies klingt
gewiß befremdlich, denn wie kann etwas da-
219
durch im nachhinein nachträglich wahr werden, daß ich sage
es habe sich so verhalten? – Es handelt sich
aber hier um eine eigentümliche Benutzung der

<Die> ˇVerwendung der Vergangenheitsform ist aber hier in ähnlicher der
des Verbums ‘meinen’ in Sätzen wie: “Als ich
von Heinrich dem vierten IV. sprach, meinte ich den
König von Frankreich”. (Hievon muß noch später die Rede
sein.) – Ich will aber sagen, daß wir, Wir werden unter Um-
ständen
, (auch dann darum) sagen, jemand sei ge-
führt worden, wenn weil er nachträglich seine
Handlung unter dem Begriff des Geführtwerdens
sieht. (Dies hängt damit Das hängt auch damit …… zusammen, daß wir
sagen, jemand könne das Motiv seiner Hand
lung ↺mit Sicherheit wissen.) //; nicht aber ihre Ursache.)//
     
   Und [w|W]enn wir sagen ich zu mir selbst sage: “Ich werde doch
geführt“, so machen wir ich etwa eine
Handbewegung dazu, die das Führen aus
drückent soll: Und da ist es nun wich
tig daß wir ganz leicht eine Hand-
bewegung machen können so etwa gleichsam als
führten leiteten wir jemand, ohne doch jemanden
oder
irgendetwas zu leiten.

<86> Mache eine solche Handbewegung[;|,] gleich-
sam als leitetest Du jemand entlang
(ohne es aber wirklich zu tun) & frage
Dich, worin denn das Führende dieser Be-
wegung besteht. Denn Du hast hier einge-
standenermaßen niemanden geführt & doch
könntest möchtest Du die Bewegung eine ‘führende
nennen. Also war in dieser Bewegung & der Em-
pfindung dabei nicht das Wesen des Führens
enthalten & doch konntest Du nicht umhin
diese Bezeichnung zu gebrauchen. Es ist eben
eine Erscheinungsform des Führens, die Dir
diesen Ausdruck aufdrängt. – Erinnere Dich
220
der Discussion des F Spieles von (66).
     
87 Denke Dir eine Fläche die in verschiede-
nen Farben gemalt ist. Und zwar ist etwa
ein Stück grün. Das Grün geht nach ver-
schiedenen Seiten in andere Farben über;
nach der einen wird es immer gelblicher
& endlich reines Gelb, nach einer andern
wird es bläulicher & endlich himmelblau blau,
& dieses das Blau geht nach einer andern Richtung
in Weiß über, etc.. Nach manchen Seiten
hin In manchen Richtungen we<ch>[l|s]elt die Farbe rasch, – man könnte
sagen, das Farbengefälle ist steil, – nach
andern ist es flacher & Stückweise ist es ganz
oder beinahe eben. – Denke Dir nun diese Fläche
groß, daß Du sie nicht überschauen kannst;
Du gehst etwa auf ihr spazieren. – Du bist stehst
gerade im Blauen & [B|[b|B]]läulichen ˇGebiet; nun
sollst Du sagen, was für eine Farbe die Fläche
hat. Es besteht nämlich eine Tendenz, zu
sagen, sie habe im Grunde nur eine Farbe. glauben, sie habe eine Farbe.
Da wirst Du versucht sein, zu sagen: “Sie
ist eigentlich blau; freilich spielt das Blau
auch in andere Farben, aber das Gemeinsame,
das Charakteristische ist: sie ist blau.”
     
   Kommst Du nun aber mehr ins Rötliche, so
wird sich Dein Gefühl ändern; & Du wirst
sagen wollen: “Vielleicht hätte ich eigentlich
sagen sollen, sie ist blaurot; das Blaue
war nur ein Grenzfall; eigentlich ist sie
blaurot.” Du könntest dann von Farbe zu
Farbe geführt & von jeder betrogen werden.
An jeder möchten wir krampfhaft festhalten,
– bis keine Spur mehr von ihr da ist & wir
einem andern Eindruck unterliegen.
     
   Ie wohlvertrauter ˇmir dann & je stärker der
221
der Farbton ist, je stärker der Eindruck, den
er auf mich macht, desto mehr bin ich
geneigt ihn für die Farbe der Fläche zu neh-
men.
     
    So ˇist es wenn man uns fragt<:> , gefragt wird: “Worin “Was ist das
Wesen der Strafe?”, – und nun der Eine sagt,
eigentlich ist jede Strafe eine Ra ein Akt der Rache,
ein Anderer, das Wesen der Strafe ist Abschrec-
kung, u.s.f.. Aber gibt es nicht typische Fälle
der Rache der Gesellschaft, & wieder typische
Fälle der einer Abschreckungsmaßnahme, & andere,
der Strafe als Besserungsmittel<;>? & nicht un-
zählige Zwischenstufen & Mischungen? Mischungen & Zwischenstufen?
     
    Würden wir also nach dem Wesen der Strafe
gefragt, oder nach dem Wesen der Revolution,
oder nach dem Wesen des Wissens, oder des kul-
turellen Verfalls, oder des Sinnes für Musik, –
so würden wir nun nicht versuchen, ein
Gemeinsames aller Fälle anzugeben, <> nicht
das, was sie alle eigentlich sind, – also
ein Ideal, das in ihnen allen enthalten
ist; sondern statt dessen Beispiele, gleich-
sam Zentren der Variation.
     
      So, wenn man uns fragt: “Worin be-
steht ‘Lesen’?”, so möchten wir sagen: Lesen
ist eine bestimmte geistige Tätigkeit. Dann
sind wir geneigt etwas zu lesen, um zu sehen,
worin diese Tätigkeit besteht. Und zwar mer-
ken wir beim gewöhnlichen Lesen nichts, &
wollen nun sehen näher zusehen. Da scheint
es uns dann, als sehen wir jetzt etwas:
die Wortgestalten sprechen in bestimmter
Weise zu uns. Sie sind uns wohl<|>bekannte,
ausdrucksvolle Physiognomien (dies gilt viel-
leicht besonders von den geschriebenen, & in einer
222
uns wohlvertrauten Handschrift). Und es ist gerade
das Wohlvertraute des Eindrucks, das uns verführt
zu glauben, hier hätten wir nun das Wesentliche.
Aber wir brauchen nur weiter im Gebiet des Lesens
spazieren zu gehen, & von diesem bestimmten Ein-
druck ist nichts mehr vorhanden, die Landschaft
ändert sicht.
     
    So geht es uns mit vielen Begriffen – z.B. dem
des Bildes, der Abbildung –: denken wir über sie
nach, so denken wir zuerst an den Teil
ihrer Ausdehnung, in dem wir, man könnte sa-
gen, zu Hause sind. Von dort zieht es uns in
die Weite; & wir werden nicht gewahr, daß aAlles
sich nun nach & nach, ganzlich geändert hat ändert.
Und zu sagen: im Grunde ist es ja immer
dasselbe, – heißt jetzt vielleicht nur mehr:
von dort komme ich her, mit diesem Zustand
will ich alles vergleichen. //, auf diesen Zustand
will ich alles beziehen.//
     
       Was heißt es nun, wenn wir sagen, die ˇBuchstaben
ˇunserer Schrift, die wir lesen gelernt haben oder ˇdie Wortbilder & Klänge, sei<en> uns
wohlvertraut, – oder wir erkennten sie wieder,
wenn wir sie wahrnehmen?
     
    Gibt es ein Gefühl der Vertrautheit &
haben wir es also, wenn ˇimmer wir vertraute, be-
kannte, Gegenstände wahrnehmen? Ja hast
Du für gewöhnlich, wenn Du die wohlbekann-
ten Dinge Deiner Umgebung ansiehst ein Gefühl Gefüh-
le
der Vertrautheit? – Wann haben wir solche
Gefühle <so ein> dieses Gefühl? – Es wäre aber leicht gewesen, zu sagen,
bei welchen Gelegenheiten wir die entgegenge-
setzten
Gefühle haben: was Überraschung,
Erstaunen, Befremdung, etc. erzeugt. – Denken
wir uns diesen Vorgang dieses Spiel:
     
88        A zeigt dem B eine Reihe von Gegenständen;
223
B soll sagen, ob sie er sie kennt, oder nicht.
     

     So zeigt z.B. A dem B eine Reihe von Appa-
raten: eine Wage, ein Thermometer, ein Spektro-
skop, etc..
Vergleiche diese Fälle: A zeigt
dem B. ˇetwa eine Reihe von Apparaten: etwa ein ˇThermometer,
<ein> Spektroskop, ein Electrometer, eine Wage, u.a.; dann
aber einen Bleistift, eine Feder, einen Kieselstein.
In einigen dieser Fälle, <:> vielleicht gibt es ein Suchen & Nach-
denken: “Was ist das nur?” – Dann aber ˇwieder sagt er einfach bloß:
“Natürlich <>[e|E]ine Wage!” – mit dem Gefühl “[d|D]as
ist leicht!”
(gleichsam [A|a]ufatmend). Bei Bleistift & Feder wunderte
er sich vielleicht, daß ihm so [w|W]ohlbekannte<s>
Gegenstände gezeigt würden wird, & beim Kieselstein
wußte weiß er ˇzuerst nicht, was er sagen sollte, weil er
auf Gegenstände eingestellt war ist, die einen
bestimmten Zweck haben. Endlich sagte sagt
er mit einem Achselzucken: “Es ist ein ge-
wöhnlicher Kieselstein”. – Bei manche[m|n] gewissen Gegen-
st[a|ä]nd<en> sagte er B: “Ich habe das schon oft
gesehen, aber was es ist, weiß ich nicht”<,> bei
andern, “Das schaut so aus, als wäre es ir-
gend ein Werkzeug, aber ich weiß nicht<,> ˇwas für eines wozu”.
In einem Fall sagt er, “[d|D]as ist ein Bleistift”,
in einem andern, “Das ist Deine Feder”.
     
    Was geschieht nun, wenn B einen Blei-
stift als Bleistift erkennt?
     
89      A ha[b|t]e habe ihm ein einen [S|s]tabförmige[s|n]n Ding Gegenstand gezeigt,
B nimmt ihn in die Hand & untersucht ihn; es
zeigt sich, er besteht aus zwei Teilen, einer Kappe
& einem Bleistift.
B sagt: “Das ist ja ein Bleistift.”
Wir könn<t>en hier sagen: B hat schon gewußt, wie
ein Bleistift aussieht; er hätte z.B. jederzeit einen
aufzeichnen zeichnen oder beschreiben können. Er wußte nicht
daß das Ding, welches ihm gezeigt wurde, das
enthielt, was er jederzeit hätte beschreiben können.
224
     
90     Vergleiche damit diesen den Fall: Man zeigt B ein
geschriebenes Wort& , hält es aber verkehrt. Er <B>
erkennt es nicht; nun drehen wir das Blatt
Papier langsam; endlich sagt B: “Jetzt
seh' ich's, es ist heißt “Bleistift”. – Wir könnten
sagen: Er hat immer schon gewußt, wie das Wort
“Bleistift” ausschaut[.|;] [E|e]r wußte nicht aber nicht, daß
das Wort, was man ihm zeigte, umgedreht so
ausschauen würde.
     
    In (89) & (90) könnten wir sagen, es sei etwas ver-
steckt gewesen. Merke aber die verschiedenen An-
wendungen von “versteckt”.
     
91      Vergleiche damit dies: Du liest einen Brief &
kannst eines der
Worte nicht lesen
ein Wort nicht entziffern eines der
Worte nicht entziffern. <> Dann Nun errätst Du aus dem
Zusammenhang, es muß ‘Boden’ heißen; &
nun kannst Du es lesen[;|:] Du erkennst diesen
Strich als das ‘B’ diesen als das ‘o’ etc.. Dieser
Fall ist verschieden von dem, in welchem das
Wort durch einen Tintenkleks verdeckt war &
Du bloß nur ˇaus dem Zusammenhang errietst, daß hier dieses Wort gestanden
haben mußte mußte muß.
     
92      Vergleiche damit: Du siehst ein Wort& <,> kannst
es ˇaber nicht lesen; jemand verändert es ein wenig:
er macht noch einen Strich dazu, verlängert
einen, oder dergleichen; & nun kannst Du es
lesen. In (90) hätte B sagen können “Ich
habe auf das Wort geschaut während
es gedreht wurde & ich habe gesehen, daß
es sich nicht geändert hat. –
     
93      Angenommen, das Spiel bestehe darin, daß
B dem A sagt, ob er einen Gegenstand er-
kennt; aber nicht, was der Gegenstand ist sei.
Nach einem Hygrometer, welches das B er nicht er-
kennt, zeigt A ihm einen gewöhnlichen Bleistift.
225
B sagt, er erkenne ihn. – Was geschah da als er
den Bleistift erkannte? Mußte er zu sich
selbst sagen, <> obwohl er es nicht zu dem A ˇnicht sagte –
dies sei ein Bleistift? Warum sollte das ge-
schehen sein müssen? – Als was also erkannte
er das Ding?
     
    Angenommen, selbst er hätte zu sich
selbst gesagt, “Das ist ein Bleistift”, könntest
Du diesen Fall mit (89) & (90) vergleichen? In
diesen Fällen k[ö|o]nnte man sagen: “Er er-
kennt dieses Ding als jenes”, – wobei man
z.B. zuerst für ‘dieses auf den mit den Kappen bedeckten verkappten Blei-
stift & für ‘jenes’ auf einen gewöhnlichen Bleistift
weist zeigt. Und analog in im Fall (90).
     
    In (93) veränderte sich der Bleistift nicht,
& die Worte “Das ist ein Bleistift” bezogen den
Gegenstand nicht auf ein Muster eines Blei-
stifts. Hätte man B gefragt, hätte auf die Frage <>[w|W]as ist ein Bleistift[,|?]<>
so hätte er unmittelbar auf diesen ˇhinweisen können.
     
    Aber als er sich sagte “Das ist ein Bleistift”, –
wie wußte er das, wenn er das Dingc die Sache nicht
als irgend etwas erkannte. Das kommt ˇaber darauf
hinaus zu fragen: “Wie hat er das Wort ‘Bleistift’
als den Gattungsnamen //als das Wort ˇfür diesesc ˇDing// dieser Art
Ding
den Namen für diese Art Ding das Wort für dieses Ding erkannt?” Nun, wie hat er ˇes es jenes ˇdieses erkannt? –
Er hat auf den Anblick des Dinges damit rea-
giert, daß er diese Worte dieses Wort sagte. mit diesem Wort auf den Anblick dieses Ding[s|es] reagiert.
     
<94> – Denke Dir,
jemand zeigte Dir Farben & Du solltest sie
benennen. Du sagst nun, auf eine Farbe
weisend, “[d|D]as ist rot”. Was könntest müßtest Du
antworten, wenn man Dich fragte: “Wie weißt
Du, daß das rot ist?”?
//Wenn man Dich nun
fragte “Wie weißt Du, daß das rot ist”, was könn-
test Du antworten?//
     
      Es gibt freilich den Fall, in welchem
226
dem B eine allgemeine Erklärung des Begriffs
gegeben wurde z.B.: “Wir wollen ‘Bleistift’ alles
nennen, was diese Form hat & was auf
Papier schreibt.” Dann zeigt A ˇzeigt nun dem B unter
anderm einen Stift, B versucht ihn auf einem
Stück Papier
& sagt “Das ist ein Bleistift”.
In diesem Falle könnten wir sagen, f[a|i]nd<et>
eine Ableitung statt; in (93) & (94) aber keine.
     
      Sollen wir nun sagen, daß B, als ˇA wir ihm er den
Bleistift sah zeigten nach dem Hygrometer,
da[ß|s] er noch nie gesehen hatte, beim Anblick
des Bleistiftes das Gefühl der Vertrautheit
mit dem Gegenstand hatte?
<95> Stellen wir uns
vor, wie es wirklich geschehen sein mag. Er sah
den Bleistift, lächelte, fühlte Erleichterung, &
das Wort kam ihm dabei in den Sinn, oder er
sprach es aus. er sagte sich innerlich das Wort, oder sprach es aus.
     
   Aber wie ist es, : haben wir nun hier ein ‘Gedanken-
experiment’ gemacht? – Wie wissen wir denn,
daß es sich so verhält, bloß dadurch,
daß wir es uns so vorstellen? Was ist das
für eine seltsame Weise<,> festzustellen<,> wie sich
eine Sache verhält? – Oder ist es so, geht es, weil diese
V[ö|o]rgänge in mir stattfinden & ich also nur
in mich hineinzusehen habe? – Von ‘innen’
& ‘außen’ wollen wir später reden, – aber
jedenfalls, sollte man meinen, die Sache
müßte eben jetzt in mir vorgehen, wenn
ich sie jetzt in mir sehen soll. Auch
habe ich mich nicht an den Fall erinnert,
denn er ist mir nie geschehen.
     
     Nun kann man ja wirklich ein Experiment
machen, dadurch, daß man sich etwas vorstellt.
Nicht ein Experiment in der Vorstellung, d.i., das
bloße Vorstellungsbild eines Experiments.
227
(Ein Laboratorium kann man nicht dadurch
überflüssig machen, daß man sich Apparate
& Versuche einfach vorstellt.)
<96> Wenn mich z.B.
jemand fragt[;|,] “Wie begrüßt Du den N., wie gehst
Du auf ihn zu?”, so kann ich, um antworten
zu können, mir vorstellen N trete herein &
ich mache etwa dabei die Bewegung des
Begrüßens. Und dies ist ein Versuch. Er mag
mich täuschen, & was wirklich in so einem
Fall geschieht mag etwas anderes sein; aber
die Erfahrung lehrt vielleicht daß wirklich
meißt das geschieht, was so ein Versuch zeigt.
Hätte also die Frage gelautet: <,> “Lächelt ein
Mensch in so einem Fall?”, so hätte ich aller-
dings den Versuch mit der Vorstellung durch vorstellen //durch ein Vorstellen// machen
können. – Weiß ich aber nun, daß man lächelt,
oder nur, daß ich lächle? Und wenn das erste-
re, ist dann das Vorstellen nicht ein Erinnern?
Jedenfalls nicht notwendigerweise ‘das Erinnern
an bestimmte Fälle’.
     
<97> – Die Aufgabe wäre:
“Mache, wie man auf jemand unter den & den
Umständen zugeht.” Hier kann das Erinnern
die Form der Nachahmung haben; & ˇmuß nicht
etwa ein visuelles Erinnerungsbild da sein,
wonach er man sich bei der Nachahmung beim Nachahmen richtet.
Und wenn ich nun mich selbst nachahme,
ist das Erinnerung? –
     
<98>     Man sagt in solchen Fällen manchmal,
nachdem man sich die Situation vorgestellt
hat, : “Von mir weiß ich sicher, daß ich ˇin so einem Falle läch-
le, ich könnte gar nicht anders”. Aber könnte
es nicht vorkommen, daß mir ein Augenzeuge
sagte: “Ich versichere Dich, Du hast in diesen
Fällen nie gelächelt”; & ist es nicht möglich, daß
ich ihm glaubte?
228
     
    Aber um einen solchen Versuch hatte es sich im
Fall
in (95) nicht gehandelt. Denn die Frage war
nicht, ob das & das uns bekannte Gefühl in
diesem dem Falle auftrete, oder nicht, sondern
ob wir hier ˇbei seiner Betrachtung ein Gefühl sähen //unterscheiden//, das
wir ‘Gefühl der Vertrautheit’ (oder ‘Bekanntheit’)
zu nennen bereit sind. nennen wollen. Wenn ich also sagte, : “Stel-
len wir uns vor, was in so einem Falle wirklich geschieht geschehen könnte”,
so hieß das: stellen wir uns den Fall [i|e]inmal vor,
ohne von dem Wort ‘Gefühl der Vertrautheit’ beeinflußt
zu sein, also, <> wie wir sagen könnten – ohne gramma-
tisches Vorurteil
. Und wir könnten fragen: Hast
Du nun noch das Bedürfnis zu sagen: er habe
beim Anblick des Bleistifts das Gefühl der Ver-
trautheit?
     
    Aber ist jenes Gefühl der Erleichterung nicht
gerade das, welches den Übergang vom Unver-
trauten zum Vertrauten kennzeichnet? – Wir
sagen in sehr verschiedenen Fällen jemand
habe die Gefühle der Spannung & Entspan-
nung, der Anstrengung, ˇder Erleichterung, des
Ausruhens: Jemand hält ein Gewicht mit ge-
strecktem Arm; sein Arm, sein ganzer Körper
sind in einem Zustand der Spannung. Er
läßt das Gewicht nieder, & empfindet Erleich-
terung. – Jemand läuft, – dann ruht er. –
Er denkt ˇangestrengt über eine Aufgabe im Euklid nach
//Er zerbricht sich über ein Aufgabe im Euklid
↺den Kopf//; er findet die Lösung & die seinec Span-
nung hat nachgelassen //& ist nun entspannt//. – Er versucht trachtet
sich an einen Namen zu erinnern[;|, –] der Name
er fällt ihm ein<.> & die Spannung ist fort.
     
    Was aber haben alle diese Fälle mit einan-
der gemein, da[s|ß] uns wir sagen macht, sie seien
alle Fälle von Spannung & Entspannung?
229
//, daß wir sie alle “Fälle von Spannung & Entspan-
nung” nennen?// –
     
  <> Warum gebrauchen wir den Ausdruck “im
Gedächtnis nach etwas suchen”, wenn wir
uns einer Sache erinnern wollen? – Fragen
wir uns: Worin besteht liegt die Ähnlichkeit zwischen
de[m|r] Vorg[a|ä]ng[,|e]<,>: wenn ich meinen Freund im
Garten suche & dem Suchen
eine[s|n] vergesse-
nen Namens im Gedächtnis? suchenc<,> &<, z.B.,>
ein Buch im Schrank zu suchen? – Wie sieht
die Antwort auf so eine Frage aus?
     
   Eine Art der Beantwortung wäre jeden-
falls die, eine Reihe von Bindegliedern zu
beschreiben. Man So könnte z.B. man sagen, derc
Fall des materiellen Suchens, der dem
Suchen im Gedächtnis am ähnlichsten sei nächsten steht,
sei ist nicht Suchen nach einem Buch im
Schrank, sondern, Nachschlagen einer Stelleˇ die wir vergessen haben,
etwa in einem Roman einer Geschichte <in einem Buch>. Und nun könnte man
weitere Fälle interpollieren. – Eine andere Art
des Aufzeigens der die einer Ähnlichkeit ˇanzuzeigen wäre z.B.
die: “In ˇdiesen beiden Fällen kann ich zuerst etwas
nicht aufschreiben & dann nachher kann ich's ich es.” Oder ˇdie:
“In beiden Fällen runzle ich die Stirn, kneife
mein Gesicht zusammen mache ein verkniffenes Gesicht & erwäge Möglichkei-
ten”.
     
    Aber es ist wichtig, : , daß wir uns solcher
Ähnlichkeiten nicht bewußt sein müssen,
um geneigt zu sein, dazu, daß es uns drängt, um uns gedrängt zu fühlen, den Ausdruckˇsuchen im Ge-
dächtnis suchenzu gebrauchen //… damit sich uns der Ausdruck … aufdrängt//.
     
    Vielleicht möchte man Einer sagen: “Es muß
uns doch eine Ähnlichkeit auffallen aufgefallen sein, oder
wir würden nicht wären nicht geneigt, das gleiche Wort gebrau-
chen”. Sage statt dessen: “Es muß uns eine
Ähnlichkeit ˇzwischen diesen Fällen //Vorgängen// auffallen aufgefallen sein oder wir würden nicht wären nicht geneigt,
230
das gleiche Bild zu ihrer Darstellung zu benützen”.
Das heißt, daßc irgend etwas etwas der Benützung daß ein seelischer Vorgang Akt dem Gebrauch
des Bildes vorausgegangen sein vorausgehen muß. Aber
warum sollte das ‘Auffallen der Ähnlichkeit’
nicht zum Teil, oder gänzlich ganz, darin be-
stehen, daß wir dasselbe Bild gebrauchen?
Und warum sollte es nicht zum Teil oder
gänzlich ganz darin bestehen, daß wir geneigt
sind uns gedrängt fühlen, dasselbe Wort den gleichen Ausdruck zu gebrauchen? //, daß sich uns der gleiche Ausdruck aufdrängt?//
     
    Wir sagen: “Dieses Bild ˇ(dieser Ausdruck) drängt sich mir un-
wiederstehlich auf”<.>[i|[<:>|I]]st Und i das ˇetwa keine Erfahrung?!
     
    Wir haben es hier mit einem jener der zahlreichen
Fälle von vielen zu tun, die uns denen wir in dieser unserer Untersuchung
immer wieder auf Schritt & Tritt begegnen: [e|E]in gewisses Wort wird ˇunter anderemc
manchmal ˇvon uns unter anderem zur Bezeichnung eines ˇsogenannten ‘seelischen’
Vorgangs oder Zustandes verwendet, der welcher eine
Handlung vorbereitet; eine solche diese Vorbereitung ist
in einer Klasse von Fällen die ˇpraktische Bedingung für das
Zustandekommen der Handlung; wir sind gewohnt,
zu sagen, sie der seelische Vorgang mußc stattgefunden haben, damit
die Handlung geschehen stattfinden konnte; wir sind nun
geneigt eine solche ˇseelische Vorbereitung als Vorbedin-
gung der zur Handlungen zu postulieren: So sagen
wir heißt es: “Man muß einen Befehl verstehen, ehe man
ihn ausführen kann”, “Man muß wissen, wo der
Schmerz ist, damit man die Stelle zeigen kann”, wo etwas ist, um darauf zeigen zu können.”,
“Man muß die Melodie kennen, wenn man sie
singen will”, u.s.f.. “Die Ähnlichkeit muß uns auf[-
|ge-
]fallen ˇsein, ehe wir sie ausdrücken[.|k]önnen“.
     
99        Fragen wir uns folgendes: Nimm an, [I|i]ch hätte jemandem
das Wort ‘blau rot’ erklärt, indem ich auf verschie-
dene blaue rote Gegenstände gezeigt, & die Worte “Das
ist heißt ‘blau rot’” dafür dazu ausgesprochen, hätte habe; was
heißt es nun, wenn ich sage: “Wenn er die Bedeu-
tung jetzt verstanden hat, wird er mir etwas Blaues Rotes
231
bringen, wenn ich es verlange”? Dies scheint zu sa-
gen: Wenn er wirklich (das) erfaßt hat, was allen
diesen den Gegenständen gemeinsam ist, die ich ihm
gezeigt habe, wird er in der Lage sein, meinen
Befehl zu befolgen. Aber was ist ihnen allen ge-
meinsam?
     
100 <100>    Kannst Du mirc sagen, was ˇdas Gemeinsame an einem lichten & einem
dunkeln Blau Rot gemeinsamc ist? Vergleiche da-
mit diesen Fall: Ich zeige Dir zwei Bilder, : zwei
verschiedene Landschaften; ein Haus ist in ˇden beiden aber
ganz gleich
; in beiden aber findet sich das gleiche Haus. <ˇan irgend einer Stelle> der gleiche Busch[;|.] [n|N]un Ich sage ich: “Zeige (auf) mir das,
was diesen beiden Bildern gemeinsam ist.<;>. &
als Antwort ˇDu suchst die Bilder ab, dann zeigst Du ˇzur Antwort auf das Haus. den Busch. (Du hast das Gemein-
same gesucht.)
     
101    < [Dieses Beispiel vielleicht auszulassen]>
Nun betrachte diese Erklärungen: Oder: Ich
gebe zeige jemandem zwei Kisten Haufen in denen sich von ver-
schiedene<n> Gegenstände<n>
Geräten Werkzeugen befinden, ich , & sage: “Das
was in beiden Haufen gemeinsam ist, vorkommt, heißt ‘Stemm-
eisen’”. Der, dem ich die Erklärung gebe, die Erklarung gegeben wurde, Der Andre hat
die Werkzeuge zu sortieren, bis er das findet,
was in beiden vorkommt, & dadurch, können
wir sagen, ↺gelangt kommt er zur hinweisenden Erklä-
rung.
     
<102> Und nun Oder ich gebe diese Erklärung: “In
diesen zwei Bildern, siehst Du verschiedene
Farbflecken; d[ie|er] eine Farbton, der in beiden
vorkommt, heißt ‘Ocker Karmin’.” – Hier hat es einen
klaren Sinn zu sagen: “Wenn er gesehen hat,
was beiden gemeinsam ist, kann er mir
nun auf meinen Befehl den Befehl hin einen Gegenstand
von jener Farbe bringen.
     
   {⋎ [Bemerkung zur Seite No 209] Vergleiche mit
dem Vorgang beim Lesen einer unsrer gewöhn-
lichen Schrift das Lesen von Worten die ganz
in großen Buchstaben gedruckt sind, wie manch-
mal die Auflösungen von Rätseln. Welch ande-
rer Vorgang! – Oder lies unsre Schrift von
232
rechts nach links!}
     
103      Denken wir uns dieses Spiel: Denke Dir dieses Spiel: Es gibt freilich dieses Spiel: Ich sage jeman-
dem: “Ich werde Dir das ˇdie Bedeutung des Zeichen<s> (Wort<es>) ‘W’ erklären,
indem ich Dir auf verschiedene Gegenstände weise.
‘W’ bedeutet das ˇetwas, was ihnen allen gemeinsam ist”.
Ich zeige ihm nun zuerst zwei Bücher, & er fragt
sich<:> ,[h|H]eißt Bedeutet ‘W’ ‘Buch’? – Dann zeige ich auf einen
Ziegelstein, & er sagt denkt: “Vielleicht bedeutet ist es
‘Rechteck’”. Endlich zeige ich auf ˇeine glühende Kohle
& er sagt ˇsich: “Es bedeutet ‘rot’; denn alles, was
er ˇmir gezeigt hat, war rötlich hatte etwas Rotes.<;> <104>
– Denken wir nun,
<ˇdabei läßt er vielleicht seinen Blick über alles was an den Gegenständen
rot ist schweifen. Es wäre auch lehrreich diese Variante zu betrachten:
>
er hätte Der Andre soll
in jedem Stadium des Spiels zeichnen oder
malen sollen, was er glaubt denkt, da[ß|s] ich meine.
ˇEs wäre dann [I|i]n manchen ˇgewissen Fällen wäre es dann ganz klar,
was er zeichnen soll. zu zeichnen hat. Hätten z.B. alle Gegenstände
ein ˇdasselbe gleiche Fabrikszeichen<,> & wenn er glaubt ˇdaß ich ˇes meine<.> dieses,
↺so wird er es dieses aufzeichnen. Sind sie aber
alle rötlich, was soll er malen? Welchen
Farbton Ton von rot[?|;] & welche Form? Wie, wenn
er ein andermal malen wollte will, daß alle
rot & rund seien? Man sagt sich gleich, daß
hier , hier sei … eine [a|A]bmachung nötig<.> ist.
     
    Wenn Du [e|E]iner, auf verschiedene Töne von
Rot zeigend fragtest fragte: “Was haben alle diese
gemein, daß Du sie mit dem gleichen Wort
benennst?”, – so möchte man ich Dir antworten:
“Siehst Du es denn nicht?!”, – & dies ist
natürlich keine Antwort. – & damit habe ich natürlich nicht auf etwas Gemeinsames hingewiesen.
     
    Es gibt Fälle, in denen, erfahrungsge-
mäß, ein Mensch Befehle, von der Form wie
“Bring mir x das & das //x//”, nicht ausführen kann,
wenn er nicht vorherc erkannt hat, was
allen den Dingen gemein<sam> ist, auf die, bei
der Erklärung des betreffenden Wortes Ausdrucks <//Wortes ‘x’//> gewiesen gezeigt
wurde. Und dieses Erkennen besteht kann dann
233
etwa darin ˇbestehen //besteht etwa darin//, daß er auf das Gemeinsame zeigt,
wie in (100) oder es etwas aufzeichnet, ˇoder sich vorstellt, oder sich ein
bestimmtes Wort sagt, u.s.f. – Dann aber gibt es Fälle Aber es gibt auch Fälle,
in denen so ein einleitender Pro-
zess nicht stattfindet; & wo wir dennoch
sagen, er habe das Gemeinsame ˇin den aller dieser Gegenständen, erkannt
da[ß|s] ich meinte welches wir meinten, wenn er auf die nach der [H|h]inweisen-
de<n> Erklärung
nun auf meinenc den Befehl
[b|B]ringe mir …” zu meiner unserer Zufriedenheit aus-
führt.
     
    “Warum nennst Du diese verschiedenen
Erfahrungen, ‘Erfahrungen der Anstrengung’
& ˇ‘Erfahrungen der Entspannung’ etc.?” – “Weil sie alle etwas
mit einander gemeinsam haben.” – “Was hat
eine [G|g]eistige Anstrengung mit einer körperli-
chen gemein<sames>?” – “Ich weiß <es> nicht; aber ˇirgend eine
Ähnlichkeit besteht offenbar ja ganz offenbar.” – Warum sag-
test Du dann ˇaber, sie hätten etwas gemeinsam?
Hast Du hast [d|D]amit nicht hast ˇDu hast damit bloß ein ˇbestimmtes Bild ge-
braucht ˇaber keine Erklärung gegeben[[?|.]|!] – Es könnte freilich auch kann ja sein
daß allen Fällen Vorgängen, die wir in denen wir von Anstrengung <(>&
Entspannung<)> nennen ˇetwas gemeinsam ist, z.B. reden eine Art der Atmung,
oder ein Spannungszustand gewisser Muskeln, <etc.>
gemeinsam ist. Wenn Du Kannst Du aber ˇgar nichtc sagen
kannst, welcher Art das Gemeinsame ist,
so ist es keine keinerlei Erklärung<:> zu sagen[:|,] die [I|i]hre
Ähnlichkeit der beide besteh[e|t] //bestehe// darin, daß sie in ihnen etwas
ˇmit einander [G|g]emeinsames ist. sei ist.
     
    Sollen wir nun sagen, Du habest ein ˇbesonderes ‘Ge-
fühl ˇdes Ähnlihseins oder der Ähnlichkeit’, wenn Du die Erfah-
rungen mit einander vergleichst[?|,] & daß die-
ses besondere Gefühl
Du darum den gleichen
Ausdruck für sie gebrauchst?
& darum gebrauchst Du den gleichen Ausdruck für sie?
     
    Stelle Dir über dieses Gefühl darüber einige diese Fragen:
Wann hast Du es das Gefühl? – Denn was wir ‘zwei Erfah-
234
rungen vergleichen’ nennen ist ja ein ˇganz kompli-
zierter zusammengesetzter Vorgang: Du stelltest riefst Dir etwa die bei-
den Erfahrungen nach einander vor in's Gedächt-
nis, denkst abwechselnd an die eine & an
die andre; wann, während all dies vorgeht,
hast Du das Gefühl? – Was tut diese Frage?
Sie nimmt uns in gewissen Fällen die Lust, hier von einem beson-
deren bestimmten Gefühl zu sprechen.
     
    “Aber ich würde doch nicht sagen, die Vorgän-
ge seien ähnlich, wenn ich nicht ein Erlebnis
dieser Ähnlichkeit dieses Ähnlichseins hätte?” – Aber muß dieses
Erlebnis
etw ein Gefühl sein? Angenommen es
wäre das Erlebnis, daß sich Dir das Wort
‘Ähnlichkeit’ aufdrängt, – würdest Du dies
ein Gefühl nennen? – Ich sage nicht, daß dabei hie<r>bei
nicht allerlei Gefühle auftreten!
     
    “Aber gibt es nicht ein Gefühl der Ähnlichkeit?” –
Ich glaube es gibt eine Reihe von Gefühlen, die
man Gefühle der Ähnlichkeit ˇin speziellen Fällen nennen könnte. Aber
Du mußt wir müssen keines von ihnen diesen Gefühlen haben wenn Du wir eine
’Ähnlichkeit wahrn[immst|ehmen]’.
wenn auch nicht ein Gefühl, oder ein Erlebnis, welches das Wahrnehmen der Ähnlichkeit wäre. Denke an Erfahrungen,
die wir in solchen Fällen haben:
     
   10[4|5] a) Es gibt eine Erfahrung des Beinahe-nicht-unterscheiden-könnens. Du siehst z.B. zwei Längen,
oder zwei Farben, die beinahe ganz gleich sind &
willst sehen, ob Du einen Unterschied in ihnen
entdecken kannstˇ, oder ob ihr Unterschied für den & den Zweck zu groß ist. Du siehst von einer zur an-
dern, blinzelst, murmelst vielleicht Worte,
schüttelst Den den wackelst mit dem Kopf,, ↺hälst den Atem an,
u.s.f. Man könnte sagen: Es ist ja [z|Z]wischen all
diesen Erfahrungen ˇist ja gar kein kaum Pla<t>z für ein das Ge-
fühl der Ähnlichkeit.
     
     Wenn immer ich nun meinen Tisch sehe,
sehe ich Tischfüße Hölzer, die ganz oder beinahe gleich
hoch sind; aber habe ich hier auch solche Erfah-
235
rungen des Nicht-unterscheiden-könnens?
     
  b) Vergleiche mit (a) den Fall dem ersten Beispiel eines, in welchem es keiner-
lei Schwierigkeit macht die ˇähnlichen Gegenstände zu un-
terscheiden. Ich sage z.B.: “Ich will Rosen & Nel-
ken
diese beiden Beete von ähnlicher Farbe haben, ich will ˇhier keinen
starken Kontrast”. Die Erfahrung wenn
der Blick von einem zum andern geht,
könnte man hier ein sanftes Gleiten nen-
nen.
     
  c) Ich höre Variationen über ein Thema &
sage: “Ich sehe ˇnoch nicht, in wiefern das eine
Variation des Themas ist, aber ich merke eine
gewisse Ähnlichkeit (Analogie).” Bei gewissen
charakteristischen Punkten der Variation ‘wußte
ich, wo ich im Thema bin’; & diese Erfahrung
konnte darin bestehen, daß mir ich ˇmir, blitzartig,
die ˇbetreffende Stelle des Themas im Thema vorstellte einfiel, oder es schwebte
mir ihr Notenbild vor, oder ich machte die gleiche Geste, wie an jener Stelle, etc.
     
     “Aber wenn zwei Farben einander [Ä|ä]hnlich sind,
so sollte die doch meine Erfahrung des dieser Ähnlich[s|k]ei[n|t]s darin
bestehen, daß ich die Ähnlichkeit erfasse, wel-
che , die da ist besteht.” – Nimm ein Aber ist ˇnun also ein bläuli-
ches Grün einem gelblichen Grün ähnlich,
oder nicht? In gewissen Fällen Unter gewissen Umständen //Unter manchen Umständen// werden wir
sagen, sie seien sind ähnlich, unter in andern, sie
seien sind gänzlich unähnlich. Sollen wir sagen,
wir haben in diesen beiden Fällen da ˇzwei verschiedene
Relationen wahrgenommen, die zwischen den
ˇbeiden Farben bestehen?
<10[5|6]>Denke Dir, Nimm an, ich beobach-
tete die eine ˇallmähliche Veränderung einer der Farbe ˇeiner Substanz: ein bläu-
liches Grün wird nach & nach rein grün, dann dieses
dann
gelblichgrün, dann gelb, & endlich rötlich gelb orange.
geht nach & nach in grün, ˇdann in gelbliches grün, ˇin gelb & endlich ˇin orange über.
     
  Ich sage ˇDir: “Es braucht nur eine kurze Zeit
vom [b|B]läulichgrünen zum [g|G]elblichgrünen, weil die
236
ähnlich sind.” denn die sind ähnlich.”“Muß Du dazu da nicht Setzt das nicht eine ˇbesondere Erfahrung ein Gefühl
der Ähnlichkeit ˇschlechtweg gehabt haben?“ vo[r|n]aus ˇBlaugrün & Gelbgrün voraus? – Die Erfahrung könn-
te darin bestehen z.B. sein, daß ich im Geist einen Far-
benstreifen vor mir sehe, in dem [b|B]laugrün
& [g|G]elbgrün nah bei einander am Grün & nah
bei einander
lagen liegen, & das Orange weit<er> weg zur Seite;
oder ich sah sehe ein Grün vor mir, das bald ins
Bläuliche bald ins [g|G]elbliche schillerte; oder
ich sah sehe nichts vor mir & sagte nur was ich
sagte ˇ(Dies wird später klarer werden. Es handelt sich um das Verhältnis darum, was sind d[er|ie] Paradigmen für die Verwendung des Wortes & welches die Gegenstände auf die es angewandt wird.). – Wenn ich aber über die Ähnlichkeit von
Blaugrün & Gelbgrün & die Unähnlichkeit
von Blaugrün & Orange nachdenke, empfin-
de ich ˇjetzt etwa bei der Vorstellung dieses Farben-
paares etwas wie Spannung, ich mache ein
Gesicht, gleichsam, als ob es mich ekelte, das Wort
‘Diskrepanz’ kommt mir in den Sinn; & beim ersten
Farbenpaar mache ich ein versöhnliches Gesicht
& fühle mich entspannt. Und es ist eine
wichtige Tatsache, daß ich dabei ja mein Ge-
sicht nicht sehe, sondern nur fühle.
     
  (Bemerke Beachte die große Familie von der Bedeutun-
gen des Wortes “ähnlich”.)
     
    Es ist nun etwas [b|B]emerkenswertes [i|a]n dem
Satz: daß wir sowohl geistige, als auch körper-
liche Anspannung ˇdarum ‘Anspannung’ nennen, weil
zwischen beiden eine Ahnlichkeit bestehe. Würde[st|n]
Du wir sagen: “Wir gebrauchen das Wort ‘blau rot’ sowohl
für für ein lichtes Blau Rot wie für ein dunkles
Blau, weil eine Ähnlichkeit zwischen ihnen be-
steht”? – Wenn man uns fragt: “Warum nennst
Du das auch ‘blau rot’?”, so möchten wir sagen:
“Weil es auch blau rot ist”. – Man könnte in diesem
Fall ˇals Erklärung vorschlagen, Hier möchte man als Erklärung vor-
schlagen
, : ‘blau rotnennten wir nenne man ˇbezeichne etwas, was dem
dunkeln & dem hellen ˇRot gemeinsam sei; & wenn wir <mit>
’Anspannung’ auch das etwas nennten meinten, was der geistigen
237
& der körperlichen ˇAnspannung gemeinsam ist, so dann wäre es
falsch, zu sagen, sie hießen ˇbeide ‘Anspannung’
weil sie einander ähnlich sind seien & statt dessen
das Richtige, <:> es wäre zu sagen: sie hießen heißen ‘Anspannung’, weil
das ein Element der Anspannung in beiden ge-
genwärtig sei
verbunden ist. ist. //, weil das Element der …// [Nein, weil diese Wendung später vorkommt]
     
   Was aber haben lichtblaurot & dunkelblaurot mitei-
nander gemeinsam? Auf den Beim ersten Blick scheint
die Antwort klar: Sie sind beide Schattierungen
der<->selben Farbe, Blau Rot. – Aber das ist bloß nur
eine Tautologie ein Pläonasmus. Fragen wir also so: Was haben
diese beiden Farben, auf welche die ich zeige, mit einan-
der gemeinsam (& laß die eine & nimm an, die eine sei … ein Hellblaurot, die
andre ein Dunkelblaurot sein)? – Die Antwort darauf
wäre etwa könnte sein: Ich weiß nicht, was für ein Spiel Du
spielst; & darau davon hängt es ab, ob ich
sagen kann soll, sie haben etwas gemein, & was.
     
10[6|7]     Denke Dir dieses Spiel Nimm an: A zeigt B verschiedene ˇFälle von
Farbmustern & fragt ihn, was je zwei ˇvon ihnen mit ei-
nander gemeinsam haben. Als Antwort soll hat B
auf das Muster einer reinen Farbe zeigen zu zeigen. Zeigt
also A ihm also Rosa & Orange, so zeigt B
auf ein reines Rot; zeigt <…> A ihm zwei [s|S]chattie-
rungen von bläulichem Grün, so zeigt B auf reines
Blau & reines Grün, etc.. H Zeigte A ihm in diesem
Spiel lichtes & dunkles Blau Rot, so wäre die Ant-
wort nicht zweifelhaft. Zeigte er ihm reines Rot
& reines Grün, so wäre hier die Antwort, diese bei-
den hätten nichts gemeinsam. – Aber ich kann mir
leicht Umstände vorstellen, unter denen wir sagen
würden, diesen beiden Farben sei etwas gemeinsam,
& ˇauch ohne ˇuns zu [B|b]edenken unbedenklich sagen würden, was. //& uns nicht bedenken würden zu sagen, was.//
     
<10[7|8]> – Stellen wir
uns einen Sprachgebrauch ˇvor <(>eine Kultur<)>, in welchem
es einen gemeinsamen Namen für grün & rot, &
einen für blau & gelb gäbe gibt. Es g[i|a]bt bei ihnen ˇvor langer Zeit z.B.
238
zwei Kasten: die ˇsogenannten ‘Patrizier’ tr[a|u]gen blau & gelb<e> Ge-
wänder, die ‘Plebe[i|j]er’ rot & grün<e>.
<ˇSo etwa hatte sich ˇnun dieser Wortgebrauch gebildet herausgebildet:><:> Von [b|B]lau & von
Gelb spricht man als ‘patrizischen Farben’, von rot & von grün als ‘plebejischen’ : Sowohl Blau als Gelb heißt ‘patrizische Farbe’, sowohlc grün als rot ‘plebejische’. ˇDer Ursprung dieser Worte ˇaber ist gänzlich in Vergessenheit geraten.<.> Sagt man also
von einem Ding, es sei ‘plebeisch’ gefärbt so
weiß wissen wir weiß man natürlich nicht, ob es grün [&|od]<er> rot sei ist, so
wie wir nicht wissen, ob etwas hellblau oder
dunkelblau ist, wenn bloß gesagt wird, es
sei blau. Wollen sie zwischen Blau & Gelb unter-
scheiden, so setzen fügen sie dem Wort patrizisch
noch ein Wort bei (wie wir das Wort H ‘hell’ dem
Wort ‘blau’) u.s.f.. Fragte man einen Mann
dieses Volkes, was diesen beiden Farben (die wir ‘gelb’
& ‘blau’ nennen) mit einander gemein ist, – wür-
de er nicht antworten, sie seien beide patrizisch?
     

   ⋎ [Zur vorigen Seite] Denke Dir ˇetwa, Menschen nähmen
in der sie umgebenden Natur überall immer täglich ein ˇständiges
Übergehen von rot<en> ˇFärbungen in grün<e> & von grün<en> in rot<e> wahr[;|,] ˇ& zwar so wie wir es im Herbst an manchen Blättern
sehen, die nicht zuerst gelb & dann rot werden,
sondern ˇdie durch einen dunkel schillernden
Ton vo[n|m] der einen Farbe zur andern Grünen ins Rote übergehen gehen.
Ähnlich geht ˇgeschieht es mit auch mit Blaue[s|m] in & Gelbe[s|m] über, & umgekehrt was sie um sich <…> sehen
so (so etwa ˇso wie der Abendhimmel manchmal
vom Blau ˇim Osten über ein helles Grau ins Gelbe über-
geht.)
Wie etwa der Abendhimmel manchmal im Osten blau ist & nach Westen hin über ein helles Grau in gelb übergeht)
Für diese Menschen gehören rot & grün im-
mer zusammen[;|.] & so auch blau & gelb. Es sind
zwei Pole des Gleichen. Wollen sie in ihrer Sprache
rot & grün unterscheiden, so fügen sie dem
gemeinsamen Wort eines von zwei Adverben
bei, wie wir dem Wort ‘[b|B]lau Rot’ die Worte ‘hell’
oder ‘dunkel’. Auf die Frage, ob diese beiden
Färbungen (eine rote & eine grüne) etwas mit einan-
der gemeinsam haben, antworten sind sie, geneigt
zu antworten<:> , ja, beide seien …
239
     
10[7|8]      Umgekehrt könnte ich mir auch einen Sprach-
gebrauch
eine Sprache (& das heißt wieder eine Lebensform Form des Lebens)
denken, der die zwischen Dunkelblaurot & Hellblaurot eine
Kluft befestigt. etc.
     
    Vergleiche mit (10[5|6]) die Erklärung das Spiel, den Fall & (102): in beidenc
zeigt er auf die ‘gemeinsame Farbe’! k[ö|o]nnte die Fra-
ge lauten: “Welches ist die gemeinsame Farbe Welche Farbe haben sie gemeinsam?” & ˇauch die
Antwort in beiden die gleiche Form haben! ˇobwohl die Fälle gänzlich verschieden sind.
     
10[8|9]        Eine Worterklärung könnte lauten: “Was
diesen beiden Farben ge[n|m]einsam ist, nenne ich ‘blau rot’”
– dabei zeige ich auf ein bläuliches Rot & auf ein
bläuliches Grün gelbliches Rot. Ist es unmöglich, daß jemand Menschen
diese Erklärung verstünde verstünden[?|;] [D|d]as heißt also z.B.
<Und> [J|j]emand könnte diese Erklärung verstehen; d.h. z.B.| einen
Befehl “Bring mir ˇnoch einen blauen roten Gegenstand“ ˇdaraufhin zur
Zufriedenheit
richtig ausführten? ausführen. Aber vielleicht bringt
er mir etwas Rotes Blaues & ich möchte sagen: “Er
scheint irgend eine Ähnlichkeit zu bemerken
zwischen <&> den Mustern, die ich ihm gezeigt habe<.>
& ↺diesem Ding..
<ˇ [Variante S 240]>
     
    Wenn man gewisse [Bemerkung]: Manche Menschen, wenn sie einen
Ton nachsingen sollen, den man auf dem Klavier
anschlägt, singen ˇregelmäßig die Quint dieses des Tones.
<1>109 Man So könnte man sich könnte sich ˇdaher eine Sprache denken, die den glei-
chen Namen für Grundton & Quint haben hat. – Wenn
man nun aber fragte:
Denke aber nun es fragte jemand: “Was haben Grundton &
Quint mit einander gemein?”? – Zu sagen, sie haben
eine gewisse Affinität, wäre ist ˇnatürlich keine Erklärung.
(ˇErklärung der Affinität des ersten & zweiten Gedankens eines Sonatensatzes)
     
      Wenn wir nun von geistiger & körperlicher
Anstrengung
reden, [s|S]ollen wir sagen,
sie seien ‘Anstrengungen’ im gleichen Sinn
des Worts
, oder nicht im gleichen Sinn in verschiedenem Sinn? –
     
  Es gibt Fälle, in denen man wir diese eine Fragen Frage solcher dieser Art
unbedenklich beantworte[n|t]n würde. //Es gibt Fälle,
in denen uns die Antwort auf einer solche Frage
nicht zweifelhaft ist.// Betrachte den folgenden Fall:
240
[I. Variante] { 109 “Ich meine mit ‘rot’, was diesen beiden Far-
ben gemeinsam ist”: Könnte nicht jemand diese Er-
klärung verstehen? – Warum nicht, er könnte
z.B. nun einen Befehl “Bring mir noch einen
roten Gegenstand” daraufhin richtig ausfüh-
ren. – Vielleicht aber bringt er mir nun einen blauen
Gegenstand, & wir sind geneigt werden geneigt sein zu sagen: Er scheint
eine Ähnlichkeit zwischen den beiden Mustern
& diesem Ding zu bemerken. }
     

[II. Variante] { 109 Eine Worterklärung könnte lau-
ten: “Was diesen beiden Farben gemeinsam ist,
nenne ich ‘rot’”. Und jemand könnte diese Er-
klärung verstehen. Er könnte Er würde z.B. einen Befehl,
“Bring mir noch einen roten Gegenstand”, darauf
hin richtig zur Zufriedenheit ausführen. … [wie in I] }
     

[III Variante] { 109 Betrachte diesen den Satz: “Ich meine
mit ‘rot’, was diesen beiden Farben gemeinsam ist”. –
Könnte ˇdenn nicht jemand diese Erklärung verstehen? –
Gewiß; er könnte würde … [wie in II]. – Vielleicht aber …
…, & wir sind dann geneigt zu sagen: … }
     

111<:> Jemand hat den Gebrauch der Wörter ‘heller’ &
‘dunkler’ gelernt. Er kann z.B. einen Befehl
ausführen “Male einen dunkleren Farbton als
diesen!”, oder die Frage beantworten “Welcher von
diesen Farben ist dunkler?” u.s.f.. – Nun sage ich
zu ihm: “Ordne die Vokale a e i o u nach der
Dunkelheit ihres Klanges!” – Vielleicht sieht
er nur verdutzt drein & tut nichts; vielleicht
aber ˇüberlegt er & ordnet er nun die Vokalen in bestim etwa
so: i, e, a, o, u. (Dies tun tatsächlich viele Menschen.)
Nun könnte vielleich Einer man vielleicht glauben, die Vokale
riefen müßten dazu im Geiste in der Vorstellung des Menschen Farben
erzeugen & er ordne eben diese Farben. So verhält
es sich aber nicht. Die Vokale werden, ohne Dazwischen-
241
kunft von Farbenbildern nach ihrer Dunkelheit
geordnet.
     
    Würden wir nun gefragt<,> : ob u wirklich dunk-
ler ist als e, so [w|sin]d wir geneigt zu sagen:
“Nein, – es macht mir irgendwie einen dunklern
Eindruck”.
     
    Wir könnten nun Einen, der gesagt hätte “u
ist dunkler klinge dunkler als e”, fragen: “Was war es, daß
Dir dieses Wort eingab? Warum gebrauchs Du
hier das Wort ‘dunkler’?”
     
   Hier besteht wieder die Versuchung zu sagen:
“Du mußt etwas gesehen haben, was der Be-
ziehung<,> die zwischen Farben ˇbesteht & der Beziehung die zwi-
schen den Lauten besteht gemeinsam ist.” – Wenn
er nun aber nichts solches angeben kann! –
     
   Beachte das Wort ‘muß’ in die Ausdrucks-
weise “Du mußt …”. Damit will man nicht
sagen,<: “>[d|D]ie Erfahrung habe uns hat mich gelehrt, daß ˇman
in solchen Fällen etwas sieht, etc.”. Aber da-
rum sagt dieser Satz auch über die Tatsachen
nichts aus. (Er schlägt eigentlich eine Darstellungs-
weise vor.)
     
112      Sagt mir aber nun jemand: “Ich sehe eine Ähn-
lichkeit zwischen den beiden Beziehungen, dunkel hier & dunkel dort,
aber ich kann nicht sagen, kann aber nicht sagen, worin sie besteht”,
so sage ich ihm: “Das charakterisiert Deine
Erfahrung der Ähnlichkeit.”
     
     Denke Dir Du siehst auf zwei Gesichter &
sagst: “Sie sind einander ähnlich, – aber ich
weiß nicht worin die Ähnlichkeit besteht”. Dann
nach einer Weile sagst Du: “Jetzt weiß ich's. Ihre
Augen haben die gleiche Form”. – Nun ist Deine
Erfahrung der Ähnlichkeit eine andre, als vor-
her. Das ist natürlich eine grammatische Bemer-
kung; wie die: “Wenn man ‘näher hinsieht’, ˇso sieht
242
man kl[ä|a]rer wie das Ding der Gegenstand ausschaut; aber nicht, wie
das [g|G]esichtsbild ausschaut, welches das man hatte.”
     
   Nun zu der Frage: “Warum gebrauchst Du hier
das Wort ‘dunkler’?” – Die Antwort könnte sein:
“Ich hatte keinen Grund es zu gebrauchen habe es nicht aus irgend einem Grund gebraucht.
Aber ich kann das sagen: ich habe gebrauche nicht nur dasc
Wort gesagt gebraucht, sondern ˇich gebrauche ˇich hatte es ˇauch im gleichen Ton ge-
braucht
, & ˇvielleicht mit dem selben gleichen Gesichtsausdruck &
vielleicht ˇmit der gleichen Gestec, ˇselben Gebärde, Handbewegung, wie wenn ˇals hätte ich es ˇwie von etwas [s|S]ichtbarem<.> gesagt<.> hätte. //wie wenn ich es
von … sage//
//…, wie wenn
ich von etwas Sichtbarem rede.// – So ist es auch,
wenn wir von tiefer Trauer Traurigkeit, einem tiefe[m|n] Ton Bass & einemc
tiefe[n|m] Brunnenc Wasser, reden tiefem Schlaf<,> reden.
     
113      Es gibt Menschen, die ˇunter den sieben Wochentagen fette & magere Wochen-
tage
unterscheiden<;> & meine Erfahrung, wenn
ich einen ˇWochen[T|t]ag als fett empfinde, besteht darin,
daß mir das Wort ˇ‘fett’ kommt, etwa mit einer
Geste Mimik die Beleibtheit & ˇeine gewisse Bequemlichkeit ausdrückt.
     
   Sage nicht, dies sei nicht die eigentliche Er-
fahrung, denn man müße zuerst den
Tag als fett empfinden ehe man das Wort
ff ‘fett’ für ihn braucht & die Gebärde da-
zu macht. Warum muß man? Ist Dir eine
solche erste frühere Erfahrung bewußt? – Und wenn
nicht, – ist es da dieses ‘muß’ ˇdann nicht der Aus-
druck eines grammatischen Vorurteils? – Viel-
mehr lernst Du aus diesem & ähnlichen
Fällen eine wichtige Art des Gebrauchs Gebrauchsart des
Wortes ‘empfinden’.
     

     Wer sagt ‘u sei nicht wirklich dunkler als
e etc.’
Wir sind nun geneigt zu sagen i ein Vokal
sei nicht in demselben Sinne dunkler als ein
andrer, in dem eine Farbe dunkler ist, als eine
andre. Denn das hieß es ja: u sei nicht wirklich
dunkler als e etc.. – Betrachte nun dieses Beispiel:
243
     
114      Wir haben jemand die Farbnamen ‘rot’, <&> ‘grün’,
‘gelb’, ‘blau’, gel durch hinweisende Erklärungen
verstehen gelehrt. Er kann < z.B.> Befehle ˇausführen<,> wie “Bring
mir etwas rotes”,
in denen diese Wörter ge-
braucht werden. Ich zeige ihm nun einen Haufen
von Blättern, die zum Teil rötlich braun zum
Teil grünlich gelb
, von denen einige rötlich braun, die andern grünlich gelb gefärbt sind & sage:
“Lege die roten & die grünen Blätter auf zwei Haufen”.
Ih <Er> wird dann vielleicht daraufhin vielleicht
die rotbraunen & <die> grünlichgelben ˇBlätter von einander
scheiden. – Habe ich nun hier die Worte ‘rot’ &
‘grün’ in demselben Sinn gebraucht, wie in den
früheren, normalen, Fällen, oder in anderem,
wenn auch ähnlichem, Sinn? Welche Gründe
würde man für die letztere Auffassung <an>geben?
Man kann könnte, z.B., sagen, anführen, //darauf hinweisen,// daß er auf den Befehl
[m|M]ale einen roten Kreis Fleck!’ ˇwenn ihm alle Farben zur Verfügung stehen gewiß keinen rötlich-
braunen ˇmit einem rotlichen Stich gemalt hätte; & darum, könnte man sa-
gen bedeutet ‘rot’ in den beiden Fällen etwas Verschie-
denes. //[Variante] Ich zeige ihm nun einen Haufen Blätter;
einige von ihnen sind braun mit einem rötlichen Stich,
die andern gelb, mit einem grünlichen. Ich sa-
ge ˇihm: “[s|S]ortiere Lege die grünen & ˇdie roten Blätter auf zwei Haufen!”. Es ist leicht
möglich, daß er daraufhin die rötlichen von
den grünlichen trennt. – Soll ich nun sagen, die
Worte ‘rot’ & ‘grün’ sind hier in demselben Sinne
gebraucht, wie in den früheren, normalen, Fällen,
oder in verschiedenem, wenn auch ähnlichem,
Sinn? Welche Gründe kann man für die
letztere Auffassung angeben? …// Ich könnte
aber auch sagen: “Es hat immer die gleiche Bedeu-
tung. Die Umstände der Anwendung sind
hier etwas andere.”
     
     Als Kriterium dafür daß das Wort
zwei Bedeutungen hat gilt uns in manchen
244
Fällen daß es zwei verschiedene Erklärungen
des Wortes gibt. Wir sagen dann nicht nur daß
das Wort in zwei verschiedenen Bedeutungen
verwendet wird, sondern auch, welches diese
zwei Bedeutungen sind. So sagen wir das
Wort ‘Bank’ habe zwei Bedeutungen, denn
einmal bedeutet es diesen Gegenstand (eine
Sitzbank) ein andermal diesen (die Kreditbank).
Und die Gegenstände, auf die ich weise sind
hier die Muster nach denen ich mich bei
der Benützung des Wortes zu richten habe.
Man könnte kann aber nicht ebenso sagen<,>: [D|d]as
Wort rot h[at|ab]<e> zwei Bedeutungen, & nun
auf ein helleres & auf ein dunkleres Rot
zeigen, – wenn die Verwendung des Wortes
‘rot’ uns mit durch einem Muster erklärt
wurde wird.
Soll ich nun sagen das Wort ‘rot’
habe verschiedene Bedeutungen, weil ich
es auf verschiedene Töne Farbtöne anwende? – Den-
ken wir uns diese[s|n]n Spiel Fall: Der Gebrauch des
Wortes ‘rot’ wird Menschen dadurch ge-
lehrt, indem daß man auf reines Rot zeigt

& sagt “[d|D]as ist rot”
<115> Irgendwo gebrauchen die
Menschen die Farbwörter ‘rot’, ‘grün’, ‘blau’,
‘gelb’ stets in Verbindung mit Mustern
dieser Farben, die welche sie bei sich tragen. Alle
Muster von Rot haben ˇgenau den gleichen Ton & eben-
so gibt es wird auch nur einen Ton von Grün der
als Muster verwendet wird, etc.. Ihre Farbwör-
ter sind Zeichen die sie mit den Händen geben,
& auf jedem Mustertäfelchen ist ein solches
Zeichen abgebildet. Beim Gebrauch der Zeichen,
sehen sie ˇstets nach, welches Täfelchen das gegeb
Zeichen trägt, das der Andre gibt, gegeben wurde, u.s.[w|f].. Sie
gebrauchen aber diese Muster, wie wir sagen könnten,
245
für verschiedene Töne von Rot, Grün, etc. Holen
also auf einen Befehl “Bringe mir ein grünes
Blatt!” bald dieses bald jenes Grün u.s.f.
     
    Vergleiche damit diesen Fall: Man wird geneigt
sein, zu sagen, daß in dieser Sprache jedes
der Farbwörter nur eine Bedeutung hat, <&>
vielleicht daß es das bedeutet, was allen ro-
ten Tönen (etc.) mit einander gemein sei. – “Aber
gebrauchen sie nun ihr Muster für das, was
den verschiedenen Rot gemeinsam ist, oder
einfach, einmal für den einen Ton, einmal für
den andern, also ‘in verschiedenen Bedeutun-
gen’?”
<116> – Aber nimm nun an, Du br[ä|a]chtest
auf den jemandes Befehl “[b|B]ring mir vier zwei rote Bücher”,
ein Zzinoberrotes, <&> ein Kkarminrotes Buch: Wie hast Du
das Wort ‘rot’ des Befehles angewendet[;|?] für das ˇHast Du das darunter verstanden,
was den beiden Rot Farben gemeinsam ist, oder ein-
fach, einmal für Z<i>nober & einmalc für Karmin?
     
<117>        Denke Dir diesen Fall: Ein Volk<…> besitzt
kein Wort welches unserm ‘rot’, oder ‘grün’<, etc>,
entspricht sondern hat für jedes dieser
Wörter ˇhat es fünf verschiedene, für fünf Hellig-
keitsgrade ˇder Farben. Wenn sie diese Leute Deutsch lernen, wundern
sie sich, daß es da bloß ein Wort für diese
fünf gibt. Würden diese sie nicht sagen, unser ‘rot’
habe fünf verschiedene Bedeutungen? ˃
     
<118>      Denke Dir eine Sprache, in welcher das Wort
‘rot’, in verschiedenen Tonlagen ausgesprochen,
auf verschiedene Helligkeitsgrade von Rot der Farbe angewendet
wird. Hier, würden wir sagen, bedeutet es verschie-
denes, je nach dem Ton, in dem es ausgesprochen
wird. Aber wir könnten auch sagen: “Es bedeutet immer das gleiche; & der Ton zeigt den
Helligkeitsgrad an.”
     

  ↺ Oder, – müssen wir nicht sagen, daß für sie unser Wort
‘rot’ fünf verschiedene Bedeutungen hat? Beson-
ders, wenn wir uns denken, daß Einer, wenn er
246
unser jenes das Wort ‘rot’ bei uns hört sich im Geiste
alle seine fünf Wörter hersagt & ˇsich die entsprechenden
Farbtöne dabei dazu vorstellt. Gewöhnte er sich aber
nach & nach an unsern Sprachgebrauch lernte
er ‘auf deutsch denken’, – würden wir da nicht ˇvielleicht
sagen, er sähe nun das Gemeinsame aller
jener Töne
     
119      Denke Dir, Menschen lernten den Gebrauch der
Farbwörter zuerst beim Mischen von Malfarben.
Sie haben sechs Farbtopnäpfe: [B|R]ot, Blau, Grün, Gelb,
Weiß, Schwarz. Die sechs Fabwörter lernen sie zu-
erst auf die sechs Farbstoffe anwenden. Sie
machen dann ˇvielfache Übungen, wie diese: ein ˇes werden ihnen ˇeinf[a|ä]rbig[er|e]
Gegenst[a|ä]nd<e> Muster wird werden ihnen gezeigt<;> & sie müssen sa-
gen ‘aus welchen Farben seine Farbe diese Mischfarben besteh[t|en]’,
‘Welche von diese[r|n] Mischfarben rot enthalten’ u.s.f. u. dergl..
Später lernen sie Befehle von der Form wie ‘Bring
mir etwas Rotes’ ausführen & zwar auch dann
so, daß sie einen Gegenstand bringen dessen
Farbe ‘genügend rot enthält’. – Hier würde
man gewiss sagen, für sie bedeutet ‘rot’
was diesen Tönen gemeinsam ist.
     
<120>    “Können wir nicht zwei Töne von Rot, sagen wir,
Karmin & Zinober, einmal als Farben auffassen, die
rot mit einander gemein haben, – einmal, einfach
als zwei einigermaßen ähnliche Farbtöne, oder, als
zwei Farbtöne die reinem Rot ähnlich sind?” – Ja;
aber in welchen Fällen würdest Du sagen, daß wir
dies tun, & worin besteht dieses ‘einmal soc – ein-
mal anders Aauffassen’? – Wer z.B. in durch d[er|ie] Schule
(119) erzogen wurde worden ist gegangen ist, dem werden wird viel-
leicht, wenn er sagt, zwei Dinge (ein zinoberrotes & ein karminrotes)
seien beide rot, dabei eine Zerlegung
von Farben vorschweben & darin kann das Auf-
fassen
der beiden Töne als Mischfarben bestehen,
247
oder das Auffassen des Rot als ˇihr gemeinsamer
Bestandteil. Wir werden später noch von
dem Auffassen (oder Sehen) von Etwas als Etwas
reden. Sehr verschiedene Vorgänge nennen wir so;
& nicht einen ˇeinfachen grundlegenden Vorgang, wie unsere Ausdrucksweise uns zu
glauben verleitet. < ⋎ [S 283-284.] >
     
<121>      Denke an den Gebrauch, ˇden wir von den Farbwörtern ma-
chen, wenn wir von ‘schwarzem Kaffee’, ‘weißem
Wein’, ‘Rotwild’, etc., reden.
//Denke an die Ver-
wendung der Farbwörter in Ausdrücken wie
‘schwarzer Kaffee’, ‘weißer Wein’, ‘Rotwild’, etc.//
<> Wir
könnten uns vorstellen, daß Menschen die Farb-
wörter je nach dem Gebiet von Gegenständen, von
denen sie reden, in verschiedener Weise gebrauchten.
So sagen sie von Sie sagen von …… einem Pferd, es sei rot, wenn
es nach unsern Begriffen braun ˇist mit einem leichten
rötlichen Stich; sie reden von ‘blauen’ Pferden & meinen
weiße mit ein[er|em] Spur eine[s|m] bläulichen Schimmers;
bei Kühen für Kühe sind ihre die Begrenzungen ihrer Farb-
begriffe wieder etwas anders, & wieder anders
bei Äpfeln, Birnen & Pflaumen & Ziegeln gebrannten Ziegeln //für Äpfel & Pflaumen & wenn sie vom Brennen d. Z. reden//, etc..
(Es wäre das vergleichbar damit, daß Men-
schen verschiedenerlei Längenmaß für Holz,
Tuch, Papier, etc haben.<)> Wenn ich nun ihre Aus-
drucksweise lernen sollte, & von einem Pferd
sagen muß, es sei rot blau, da[ß|s] ich nie anders
als braun ˇweiß oder weißgrau genannt hätte, so würde ich
mir gewiß sagen: “‘Rot Blau’ bedeutet bedeutet
hierc bei ihnen das//“Das heißt bei ihnen ‘blau’”//, & obwohl ich, gleichsam, ver-
stünde, daß sie das ‘blau’ nennen, so bedeu-
tet nun ‘blau’ für mich ˇdoch etwas andres als gewöhn-
lich. neues. D.h. zeigt man mir zwei [f|F]arbtöne die bei-
de ziemlich nahe reinem Blau sind & fragt
mich, ob das Wort ‘blau’, auf diese beiden
angewandt, dieselbe Bedeutung hat, so
248
bin ich geneigt zu sagen, [;|,] es habe hat dieselbe, &
vielleicht auch<:> , Blau seic ist das, was beide
Gegenstände sind, das Blau seic ist nur einmal
ein wenig mit Weiß, einmal ein wenig mit
Grün ‘legiert’. (Ich sage ja auch zwei Ketten seien sind
aus Gold, wenn ˇdie eine etwas mehr mit Kupfer
legiert ist enthält, als die andre). Hier rede ich also von
Blau als dem gemeinsamen ‘Hauptbestandteil’.
Beachte den Gebrauch von ‘ziemlich nahe’; ich
hätte auch sagen können ‘ziemlich ähnlich.) Zeigt
man mir anderseits aber ein solches Blau & ˇdazu jenes
Weiߡgrau mit de[m|r] blau Spur eines des bläulichen Schim-
mers, das die Leute ‘blau’ nannten, & fragt
mich, ob das Wort[b|B]lau’ dasselbe bedeutet,
wenn man diese beiden Farben[b|B]Blau’ nennt,
<> so sage ich ˇwohl, nein; & ich werde hinzufügen: “[d|D]as
sind ja ganz verschiedene Farben nur mit
einer leisen [v|V]erwandtschaft.” Ich werde ˇhier sagen: Oder:
“‘Blau’ bedeutet hier eigentlich: , ‘Weiß mit
einem Stich ins Blaue’”. Denn, wenn werde <soll> ich gefragt<,>
werde, zeigen<,> w[as|el]che Farbe ˇich ’blau’ ist nenne, so werdec zeige ich
zur Erklärung nicht auf so ein Weiß zeigenc.
Aber jene die Leute in unserm Beispiel antworten
auf diese Frage
sagen vielleicht: “Blau, bei Pferden<,>
ist das, bei Pflaumen das, etc.”. Wenn man diese
Leute
sie aber fragt, ob bei ihnen ‘blau’ [v|V]erschiedenes
oder immer nur Eines heißt bedeutet, so kann ich
mir vorstellen, daß sie antworten: “‘Blau’
heißt ist immer nur blau. Natürlich bei einem
Pferd schaut es anders aus, als beim blauen
Himmel!”
//“…. Natürlich ein blaues Pferd
schaut anders aus als der blaue Himmel ˇetc.!”//
     
     Vielleicht aber sagst Du: Aber ich höre den Einwand: “‘Blau’ ist doch
nicht die Farbe eines hellblauen oder dunkelblau-
en Körpers Gegenstandes sondern, es ist der Begriff unter
249
den die Fa<r>be des Dinges fällt” oder “‘Blau’ ist
bedeutet die Klasse aller blauen Farben”.
‘Klasse’ ist ein logisches Modewort<,> ˇwir müssen von ihm noch reden<,> & es ist
damit hier nichts erklärt, & ebensowenig
mit der Verwendung des Wortes ‘Begriff’. Aber
wir könnten aus diesem Beispiel allerdings etwas
über die Biegsamkeit der Bedeutung des des Be-
griffes ‘Begriff’ lernen.
     
   Wir haben die Idee, daß der Mensch, der Mensch, …, trage der das Wort
‘blau’ versteht, seine Bedeutung kennt, in seiner
Seele ein Bild dieses Begriffes trägt. Frage Dich
aber: “Wie sieht dieses Bild aus?” – Von dieser jener
Metapher ausgehend kann man aber sagen:
Das Wort hat ˇfür Dich eine Bedeutung, wenn Du
auf die Frage geneigt bist, Dir selbst nur
eine ˇhinweisende Erklärung des Wortes zu geben. (Lernst
Du also die Sprache der Leute im Beispiel (121)
& memorierst die Farbtöne, die diese ‘[[b|B]|b]lau’
nennen, so bedeutet das Wort einmal
das, einmal das.)
     
   [I|i]m Beispiel (114) nun konnten [w|W]ir ˇkonnten nicht ent-
scheiden ob ˇ‘rot’ nur eine, oder zwei Bedeutungen
habe; <> aber nehmen wir an, der, dem ich den Befehl
gebe, sagt ˇdarauf:
<122> “Es sind zwar hier keine roten & keine
grünen Blätter, aber ich verstehe Dich”, & darauf
sortiert er die Blätter sie. Oder: er hat sonst Be-
fehle von der Art, “Sortiere diese Gegenstände etc.”,
ohne sich zu bedenken ausgeführt; als ich ihm
aber den in gab, die jene Blätter zu sortieren, sah
er zuerst auf den Haufen Blätterhaufen & stutzte; dann erst
fing er an ˇrötlich braune & grünlich gebe zu sortieren. – Oder er besinnt sich einen
Augenblick & sagt ˇzu sich selbst: “Er meint wohl diese”, ˇdabei blickt er auf ein rotbraunes & ˇein grüngelbes Blatt<,> dann
sortiert er. führt er den Befehl aus. – Dies, können wir sagen, bedeutet
daß d[as|ie] Wort<e> ’rot’ & ’grün’ hier Blätter nicht in dem //jene// die Blätter für ihn nicht
in demselben Sinne ‘grün’ & ‘rot’ sind wie die
250
Dinge, die früher so genannt wurden. – Befolgt
er anderseits meinen Befehl ohne das geringste
Bedenken, ‘als wäre es ganz selbstverständlich’,
daß ich hier die Worte ‘rot’ & ‘grün’ gebrauche, diese Worte hier gebrauche,
so liegt es nahe, zu sagen, ‘rot’ & ‘gr’ diese Wörter sie
haben für ihn auch in diesem Befehl ihre alte
Bedeutung. – Wollte man aber sagen: “Also
muß müssen sie – der, welcher sich erst besinnen mußte
& der ˇAndere welcher den Befehl, wie selbstverständlich,
ausführte verschiedene Bilder der Begriffe in
ihrer seiner Seele getragen haben”, – so würde ich
antworten: “Was Du sagst kann eine Hypothe-
se
sein zur Erklärung der Tatsachen, die
ich beschrieben habe, oder auch ein Gleich-
nis
, wodurch unter welchem [d|D]u diese Tatsachen darstellst;
aber es folgt nicht aus den Tatsachen.” es ist nicht etwas, was aus den Tatsachen folgt.”
     
123      Denke Dir nun diesen Fall: Jemand hat
wie i[n|m] ( Beispiel (111) den Gebrauch von ‘heller’
& ‘dunkler’ gelernt. Ich gebe ihm nun die
Aufgabe belie[g|b]ige Gegenstände in Reihen zu ord-
nen nach dem Grad ihrer Helligkeit. Er tut
dies, indem er eine Reihe von Büchern legt,
eine Reihe von Tiernamen aufschreibt, &
endlich schreibt er noch die Reihe ‘i, e, a, o,
u’. Ich frage ihn, weshalb er diese Reihe
hingeschrieben hat, & er antwortet, : “i ist
doch heller als e, & e ist heller als a, & a ist hel-
ler als o!” – Ich werde über diese Idee
erstaunt sein, & doch sagen müssen, es ist etwas daran. Viel-
leicht sage ich ihm: “Aber i ist doch nicht in der
Weise
heller wie als e, wie ein das Buch heller ist
als das!”. Aber vielleicht zuckt er versteht mich das
nicht, zuckt mit den Achseln, & sagt: “Aber
i ist doch heller als e, nein?” – ?” –
     
     Wir werden geneigt sein diesen Fall als eine
251
‘Abnormität’ zu behandeln betrachten<,> & zu sagen: “Er muß ˇirgendein
Organ haben, womit mit dem er sowohl färbige Gegenst Dinge
als auch Laute als heller & dunkler empfindet.
<ˇUnd ‘heller’ & ‘dunkler’ haben also für ihn eigentlich eine andere Bedeutung als für uns.>” Und wenn wir versuchen, unsere , uns diese Idee klar //ganz klar//
zu machen, //Und wenn wir unsere Idee scharf
in's Auge fassen,// so sieht sie etwa so aus:
//Und wenn wir diese unsre Idee ganz ans
Licht ziehen, so sieht sie etwa so aus://
Der Im normale<n> Mensch<en> zeigt ein Instrument
Helligkeit sichtbare Helligkeit & Dunkelheit an
& ein anderes die hörbare Helligkeit & Dunkel-
heit von Lauten; (in dem Sinne, in welchem
wir sagen könnten können, wir nähmen Strahlen ge-
wisser zwischen gewissen Wellenlängen ˇnähmen wir mit den unsern Augen ˇwahr, andere
mit unserm Temperatursinn<.)> wahr. anderes Instrument das, was man die Helligkeit & Dunkelh. von Lauten nennen kann; in dem Sinn, … Das In unserm Sub-
jekt im Fall (122) aber ordne werden sowohl Farben
als auch Laute nach den Ausschlägen dessel-
ben
Instruments geordnet (wie etwa etwa eine photo-
graphische Platte etwa ˇauf ein<en> Gebiet ˇBereich von Wellenlängen
reagiert, welche[s|n] d[as|en] wir nur mit zwei Sinnesor-
ganen wahrnehmen können.). //Platte ein Gebiet anzeigt// einen Bereich … anzeigt// //zu dessen Wahrnehmung wir zwei … brauchen.//
     
  [Variante] //Der normale Mensch registriert
Helligkeit & Dunkelheit von Farben auf einem
Instrument (der Seele, oder des Gehirns) & das,
was man ‘Helligkeit & Dunkelheit von Lauten’
nennen kann, auf einem andern (in dem
Sinne …) Das Subje[c|k]t in (123) aber, ordnet
sind wir versucht zu sagen, möchten wir sagen, ordnet sowohl
Farben als & Laute nach den Ausschlägen dessel-
ben
Instruments (wie eine Photographische Platte
etwa einen Bereich ein Register //eine Klasse// von Wellenlängen anzeigt …)//
     
   Dieses Bild, ungefähr, liegt hinter unserer
Idee, ↻das Subjekt ˇin (123) müsse die Worte ‘heller’ & ‘dunk-
ler’ anders verstehen als wir. Auf der andern Seite
aber wissen wir in diesem Fall nichts von der
252
[e|E]xistenz eines besondern Instrumentes & die An-
nahme ein solches existiere kann nur eine Hy-
pothese (& vielleicht eine ganz überflüssige unnütze) sein,
oder ein Bild mit dem wir die Tatsachen ein-
prägsamer darstellen.
     
    “Aber er Er gebraucht doch gewiß das Wort
dunkler heller’ gewiß in einem //gewiß ‘heller’ in einem ……// andern Sinn, wenn er
sagt, i sei heller als e!” – Unterscheidest Du hier
zwischen dem Sinn, in welchem er das Wort gebraucht,
& der Art des Gebrauches der Anwendung? D.h., willst Du
sagen, daß, wenn [e|E]iner das Wort so wie er ge-
braucht, wie er, müssec neben den offenbarenc
Unterschieden ˇdes Gebrauchs noch ein anderer bestehen,& zwar ˇeiner im
seelischen Vorgang? //… & zwar einer, der im seelischen
Vorgang beim Gebrauch des Wortes liegt?// – Denke
hier z.B. an das, was in der Betrachtung (116) &
(120) gesagt wurde. – Oder wolltest willst Du nur sagen,
daß der sein Gebrauch von ‘lichter’ & ‘dunkler’ in diesem Satz
doch gewiß ein andrer genannt werden müs-
se sei, //, der Gebrauch … sei doch gewiß …// als der im Satz “[d|D]ieser Topf ist heller als
der”. Aber ist diese Verschiedenheit noch etwas,
ˇüber & außer allen besonder<e>n Verschiedenheiten? den Verschiedenheiten im Besondern? //Aber
ist hier noch eine Verschiedenheit, ˇüber & außer den
Verschiedenheiten im [E|e]inzelnen?// //Aber ist hier
noch eine Verschiedenheit, außer den einzelnen
Verschiedenheiten?// //Aber ist diese Verschiedenheit
noch etwas außer den Verschiedenheiten im Be-
sondern?// Und die der Verschiedenheiten sind
freilich mannigfaltig unzählige; //Und es sind unzählige Verschiedenheiten:// //Diese sind unzählig;// hier hinsehen dort & hinhören;
hier ˇeine Farbe<n> malen, dort ˇeinen Laut<e> aussprechen; etc. Und ferners,
wenn ich ˇin (111) dem Schüler in 1 sage: <,> “Jetzt ordne d
a, e, i, o, u die fünf Vokale nach ihrer Dunkelheit”,
so bin ich geneigt dabei ein besonderes Gesicht
zu machen so werde ich wohl … (vielleicht ein verschmitztes) & es in
besonderem Tonfall Ton zu sagen (vielleicht etwa zögernd);
253
und diesem Ausdruck der S<t>i[t|m]me, des Gesichts
& etwa der Gebärde
entspricht es, wenn ich z.B.
sage: “Sie sind freilich nicht eigentlich hell &
dunkel”, oder, “Sie Es sind gleichsam hellere &
dunklere unter ihnen” //, <>Man kann gleichsam
hellere & dunklere unterscheiden”//, u.s.f. & ent-
sprechen
oder die Äußerungen ˇin (122). Es verhält sich
mit dem Erlebnis den Erlebnissen der Unähnlichkeit, wie mit dem Erlebnis der Ähnlichkeit. denen der Ähnlichkeit.
     
124     A.: “Körper[,|&] Laute & Töne sind bald heller, bald
dunkler”. – B: “Aber doch Körper & Laute nicht
im selben Sinn!”. – A: Körper siehst Du & Laute
siehst Du nicht; i ist doch nicht heller als a, : wie
dieses Buch heller ist [d|al]s das!” – A: “Ich sage ja
nicht, daß ich die Laute sehen ansehen kann, oder
auf den Tisch stellen legen, sondern nur, daß sie
auch bald heller, bald dunkler heller & dunkler sind.” – B:
“Dann meinst Du mit ‘heller’ & ‘dunkler’ etwas
anderes als ich.” – Ja, <> wenn das Kriterium,
für das was er A ‘meint’ in dem liegen soll,
was er bei so einer Gelegenheit sagt. – Es sollte
aber eigentlich nicht heißen, “Dann meinst
Du …”, sondern: “Du meinst …”, denn es ist
eine Zusammenfassung &
B zieht nicht einen weiteren
Schluß, sondern <er> faßt zusammen.
Worauf
aber schließt B, wenn er sagt “Dann meinst
Du …”? – Er schließt auf gar nichts, oder
in unbestimmter Weise darauf, daß sich
wohl auch andere Unterschiede in zwischen
der Auffassung des A & der seinen finden werden.
(Wie etwa, wenn man sagt: “Du hättest bei
dieser Gelegenheit so gehandelt? Dann mußt
Du ein ganz anderer Mensch sein, als wie ich.”)
     
    “Aber nehme ich ˇdenn nicht wahr, daß die Relation
‘lichter’ (oder ‘dunkler’) ˇzwischen Färbigem eine andre ist, als die
254
Relation ‘lichter’ zwischen Lauten?, – so wie ich
w[ä|a]hrnehme, daß die Relation ‘lichter’ zwischen
i & e die gleiche ist, wie die zwischen e & a?”
Aber in gewissen Fällen ˇunter Umständen werden wir auch geneigt
sein zu sagen in diesem Fall von verschiedenen
Relationen zu reden. Man könnte sagen: “Es
kommt darauf an, wie man sie vergleicht”.
     
<125>      Stellen wir die Frage: – “Sollen wir sagen, daß die
(beiden) Pfeile, → und ←, in verschiedenen Richtun-
gen weisen, oder in der gleichen?” – Auf den ersten
Blick wird man sagen sagt man: “Natürlich in verschiede-
nen.” – Aber sieh die Sache so an: Wenn ich in
den Spiegel sehe & sehe das Spiegelbild meines
Gesichtes, so kann ich das als Kennzeichen
dafür dafür betrachten sein das das Kennzeichen dafür, daß ich meinen eige-
nen Kopf im Spiegel sehe; sähe ich anderseits ˇim Spiegel
den einen Kopf von hinten //einen Hinterkopf// so könn-
te ich sagen: “Es kann nicht mein Kopf sein,
sondern es ˇist einer, der in umgekehrter entgegengesetzter Richtung
schaut”. So könnte ich sagen: ein Pfeil
& das Spiegelbild eines Pfeiles zeigen in
gleicher Richtung, wenn sie ihre Spitzen einander
zugekehrt sind, & in entgegengesetzter, wenn
die Spitze des einen dem Schwanzende der Feder des
andern zugekehrt ist. – Denke Dir Nimm an jemand hät-
te den ˇgewöhnlichen Gebrauch des Wortes ‘gleich’ gelernt Ausdruck ‘die gleiche’ in den Verbin-
dungen: ‘die gleiche Farbe’, ‘die gleiche Form’,
‘die gleiche Länge’; er kennt auch den Gebrauch
des [w|W]ortes ‘zeigen’ in Verbindungen wie ‘der
Pfeil zeigt
‘die Hand zeigt ˇin der Richtung des auf diesen den Baum<es>’.

‘gerichtet’ in Verbindungen wie ‘der Pfeil ist
auf den Baum gerichtet’. – Nun zeigen wir ihm die zwei Paare von Pfeilen:
→←

         und →→; & fragen ihn, von welchen
255
zweien er sagen möchte, sie seien ‘gleich gerich-
tet
’. – Wenn nun gewisse Anwendungen in seinen
Gedanken obenauf liegen, ist es da nicht leicht
vorzustellen, daß er vom ersten Paar sagen
wird, sie seien gleich gerichtet?
     
  (Vielleicht wendet man
ein,<: “>[w|W]enn man das unter ‘Richtung’ & das unter ‘gleich’ ver-
steht, dann kann man nur das als
‘gleiche Richtungen’ bezeichnen.” So Ebenso ist
man versucht zu sagen: “Wenn man das
unter der Negation versteht & das unter der
Bejahung, so gibt eine doppelte Negation eine
Bejahung.” Von dem Fehler in dieser Auffassung
müssen wir noch sprechen.)
     
126      Wenn wir eine Tonleiter hören, so sagen wir
daß nach jedem sieben Tönen der gleiche Ton
wiederkehrt[;|.] & [w|W]enn wir Einer gefragt würden, warum
wir er das d[ie|en] ’gleichen’ Ton nenn[en|t], so würden wir er
vielleicht antworten sagen: “Es ist ˇja wieder ein c”. Aber
das ist nicht, was ich hören will möchte, denn ich würde ˇnun
fragen: “Warum nennst Du nennt man diesen Ton wieder
‘c’?” – Darauf wäre die Antwort vielleicht:
“Hörst Du denn nicht, daß es derselbe Ton
ist, nur um eine Oktav höher?!” – Auch hier
könnten wir uns vorstellen, jemandem sei
der Gebrauch des Wortes ‘gleich’ gelehrt wor-
den, wie in (125), undc nun werde , nun werde …… ihm die C-dur
Tonleiter vorgespielt & er gefragt, ob etwa die
‘gleichen Töne’ in ihr immer wiederkehren. Und
wir können uns leicht verschiedene Antworten auf
diese Frage vorstellen. (Vergleiche (110).)
     

   ↺ (Insbesondere könnte ich mir vorstellen, daß
er sich weigert die Pfeile

als ‘gleich gerichtet’ zu bezeichnen, da es
256
keine Stelle gibt, auf die sie beide zeigen.)
     
   Machten Wenn wir den Versuch mit zwei Menschen
A & B, ˇmachen<,> & A braucht ‘gleich’ für jeden achten
Ton & B ˇauch für die Dominant & Octav jedes Tons, hatte
<> können wir sagen: A & B höre Verschiedenes?
– Wenn wir dies sagen, so laß uns klar
sein, ob wir behaupten wollen, es müsse
eine Verschiedenheit bestehen, noch außer der,
die der Versuch gezeigt hat.
     
127      Diese Unsere Erörterungen hängen mit dem fol-
gende[n|m] Problem zusammen: Nimm an, wir haben
jemand gelehrt, Zahlenreihen anzuschreiben
nach der Regel<n> von der Form “Mache jede
folgende Zahl um n größer”. Wir geben den
Befehl eine solche Reihe aufzuschreiben anzuschreiben in
der abgekürzten Form “Addiere immer n!”. Die
Zahlzeichen in diesem Spiel sind Gruppen von
Strichen: |, ||, |||, ||||, etc.. – Wenn ich sage, wir haben
jemand dieses das Spiel gelehrt, so meine ich natür-
lich, wir haben ihm ˇeinerseitsc allgemeine Erklärungen //Erklärungen allgemeiner Art// ge-
geben<,> & Übungsbeispiele mit ihm gemacht. Diese
Beispiele hätten sich z.B. im Zahlenraum bis 86 be-
wegt. – Wir geben ihm nun einmal den Befehl
“Addiere immer 1!” & beobachten, daß er von 100 <90>
an, wie wir sagen würden, immer 2, & von 180 an immer
3 addiert. Wir machen ihn darauf aufmerksam weisen ihn zurecht
& sagen: “Schau, was Du tust Du solltest ‘Ich habe Dir gesagt ‘addiere 1’; schau doch
wie Du ˇdie Reihe angefangen hast!” //bis 90 geschrieben hast!”// – Nimm an der
Schüler sagt, auf die Zahlen 92, 94, etc weisend,<:>
[i|I]ch bin doch in der gleichen Weise weiter ge-
gangen! Ich dachte, so sollte ich's machen.” –
Es würde uns nun nichts nützen, zu sagen: “Aber
siehst Du denn nicht …?”, & ihm die alten Regeln Erklärungen
& Beispiele wieder vorzuführen. – Wir könnten in so
einem Fall sagen: Dieser Mensch versteht von Natur
257
aus diese ˇRegel jenen Befehl <(>nach unsern auf unsere Regeln Erklärungen & Beispiele ˇhin) so,
wie wir etwa die Regel verstünden den Befehl auffassen würden: “[a|A]ddiere
bis 90 immer 1, bis 180 immer 2, etc.!”.
<//Dieser Mensch faßt>
     
128      (Dieser Fall hätte ˇeine gewisse [ä|Ä]hnlichkeit mit dem, dem
daß ein Mensch, von Natur aus, ˇauf einer zeigen-
den Gebärde damit reagiert, daß er in der
Richtung von der Fingerspitze zur Hand
schaut. Verstehen ist hier reagieren.)
     
129      “Was Du sagst kommt läuftc also wohl darauf
hinaus, daß es sei, um den Befehl ’addiere immer
1’ richtig zu befolgen, bei jedem Schritt eine neue
Einsicht, Intuition, nötig ist.” – Aber was heißt es,
‘den Befehl richtig ausführen’? Wie<,> & wann soll
es entschieden werden, welches an einem bestimmten
Punkt der richtige Schritt ist? – “Der richtige Schritt ist
immer überall der, derjenige, der im Einklang ist mit dem Befehl, wie <er>
ihn der Befehlende gemeint hat meint ˇwar ist, übereinstimmt.”
– Das heißt wohl: als Du ihm den Befehl gabst
“Addiere immer 1!”, da hast Du gemeint, er solle
nach 90 91 schreiben, , & nach 290 291, & nach 1041 1042
& so weiter fort. Aber wie hast Du damals alles das
meinen können? ([j|J]a, eine unendliche Anzahl Meinun-
gen!)!? – Oder würdest Du sagen, <:> es habet nur
ein Meinen stattgefunden, & jene aus welchem
aber jede der besondern Meinungen ihres Orts
folgt? – Aber ist denn nicht die Frage eben:
Was folgt aus der allgemeinen Regel? – Vielleicht
sagst Du:
“Ich habe ˇaber doch als ich den Befehl
gab ˇschon gewußt, daß <er> nach auf 90 91 ˇschreiben soll komm[en|t] folgt sollte
<ˇ//Ich habe aber, als ich den Befehl gab, doch schon gewußt, daß er nach ‘90’ ‘91’ schreiben soll//>:
[a|A]ddiere immer 1[!|.]’” – Hier wirst Du ˇwirst von der Grammatik
des Wortes ‘wissen’ irregeführt. War dieses Wissen
ein seelischer Akt, durch welchen Du, als Du den
Befehl gabst, ↺den Übergang von 90 auf 91 schon ausführtest also d.h.: ein Akt vergleichbar dem Aussprechen des Satzes:
‘Nach 90 soll er 91 schreiben’? Wenn ja, so frage
258
Dich wieviele solcher Akte Du ausgeführt hast, ausführtest,
als Du den Befehl gabst. Oder meinst Du mit
dem Wissen irgend eine Disposition zu ge-
wissen Denkhandlungen, – dann kann
nur die Erfahrung lehren zeigen, wozu diese Dispo-
sition disponiert
es eine Disposition ist. – “Aber hätte man mich gefragt,
welche Zahl er nach 1568 schreiben soll, so
hätte ich geantwortet ‘1569’”. – Ich zweifle ˇvielleicht auch
nicht daran, <> aber es ist doch eine Hypothese; etwa wie die, vergleich-
bar der,
daß Du den N aus dem Wasser gezogen
hättest, wenn er hineingefallen hinein gestürzt wäre. – Ich glaube
Deine Idee ist die, daß Du in dem geheimnisvollen
Vorgang des Meinens, der Intention, die alle Übergänge
irgendwie machtest schon gemacht hast, ohne sie wirklich zu machen.
Deine Seele fliegt gleichsam voran & macht
alle die Übergänge, während Dein Körper noch
nicht bei ihnen dort angelangt ist war. ehe Dein Körper noch dort angelangt ist. – Diese [m|M]erkwürdige
& uns immer wieder begegnende Idee steht in Zu-
sammenhang hängt zusammen mit diesem dem Gebrauch ˇder Vergangenheitsform des Wortes “mei-
nen”:, wenn wir sagen: “Ich meinte, Du solltest
nach ‘90’ ‘91’ schreiben”. Diese Vergangenheitsform
scheint zu sagen, daß damals ein <(>besonderer<)>
Vorgang Akt des Meinens bezüglich der in Bezug auf die Folge dieser Zahlen
stattgefunden ha[b|t]e; in Wirklichkeit aber redet der bezieht sich dieser Satz von auf keinem
solchen Vorgang. //… daß damals
ein besonderer Akt des Meinens stattgefunden
habe, bezüglich der Folge dieser Zahlen; …//
Man könnte diese Vergangenheitsform durch diese
Umformung des Satzes erklären: “Hättest Du
mich damals gefragt, welcher Übergang an dieser
Stelle ˇdem Sinn meine[m|s] Befehl<s> gemäß ist //der Intention meines Befehls entspricht//, so hätte ich ge-
antwortet …”. Aber dies ist eine Hypothese. (Vergleiche
die Bemerkung über das Geführtwerden auf S. 218–219)
     
   Denke an diesen Fall: Ich frage jemand: “Wann
hat Gregor VII. gelebt?”
– Er: Meinst Du den der Heinrich
259
VI. in Bann getan hat? Jemand fragt: “Als Du
von Strauß sprachst, hast Du den gemeint,
der die ‘Blaue Donau’ geschrieben hat?” – Ich:
“Ja, den habe ich gemeint”.
< “Als ich von Strauß sprach, meinte ich den Komponisten der ‘Fledermaus’.” – > Bedeutet das,: daß
ich damals ˇhabe, als ich ihn meinte, daran gedacht<,> haben muß
daß Strauß er die ‘Blaue Donau’ ‘Fledermaus’ geschrieben hat<?>, <?> als
ich ihn gemeint habe?
//daß er der Komponist der … ist.
     
130      Wenn wir sagen: “Nach dem Sinne des Befehls
sollte er nach auf ‘90’ ‘91’ schreiben”, so erscheint
es hier, als eile eilte dieser Sinn wie ein Schatten dem
Befehl voraus, & alle Übergänge seien im Sinne
in schattenhafter Weise schon gemacht. – Aber
wenn es so die Übergänge in schattenhafter
Weise gemacht worden wären sind, – welcher Schatten macht was vermittelt
die Übergänge von den schattenhaften Übergängen
zu den wirklichen? //, – welcher Schatten vermittelt
die Übergänge von diesen Schatten-Übergängen zu
den wirklichen?// – Wenn die Wortec ˇallein //bloßen Worte//
der Regel des Befehls diese Übergänge von einer Zahl zur näch-
sten nicht voraus genommen haben vorausnehmen konnten, so konnte
es auch kein seelischer Akt der etwa diese Worte
begleitet. //Wenn die Worte allein die Worte des Befehls allein einen Übergang
von einer Zahl zur nächsten …//
     
131      Wir begegnen der Vorstellung schattenhafter ˇätherischer Ge-
bilde in der Philosophie immer wieder & wieder

In der Philosophie begegnen Dir eine Unmenge solcher … Es spukt in der Philosophie (überall)c (allerorten) von sol-
chen schattenhaften, ätherischen, Gebilden Wesen. Sie
zeigen allemal ein Mißverständnis unserer Sprach-
logik* (Pa an *
Ihre Vorstellungc Die Vorstellung von ihnen drängt sich uns
als (eine) Erklärung einer ˇvon uns mißverstandenen unverstandenen gramma-
tischen Form //unverstandener gram-
matischer Formen //
auf. (Sie ist ein Zeichen das Erzeugnis //Sie sind// die<…> Ausgeburt<en> einer … //Sie sind die Erzeugnisse einer//
unverstandenen Sprachlogik*. <ˇ* Paul Ernstc>.) Es erscheint [d|D]er Sinn
des Satzes ˇerscheint uns als Schatten einer Tatsache, ˇder Sinn de[r|s] Wunsch<es> als
Schatten seiner <der> der Erfüllung, ˇder Sinn der Regel als Schatten des ihr gemäßen Handelns<,> die Mo das Können als
Schatten des Tuns, die Möglichkeit als Schatten der
260
Wirklichkeit. <//Die Vorstellung von ihnen drängt sich uns als Erklärung einer grammatischen Form grammatischer sprachlicher Formen auf. <(>Sie sind die Erzeugnisse einer unverstandenen Sprachlogik*.)// Ihre Vorstellung drängt sich uns auf als Erklärung gewisser sprachlicher Formen. (Sie sind …)//>
     
131     Es ist nicht ein Akt der Einsicht der uns
die Regel “[a|A]ddiere immer 1” bei jedem Schritt so
anwenden läßt, wie wir sie ˇeben anwenden. (Es sei
denn, daß es im besondern Fall ein Akt der
Einsicht wäre. Ich sage etwa: “Ach Du meinst, ich
solle jede Zahl um 1 größer machen als die vorige!”)
Eher ˇnoch könnte man von einem Akt der Entschei-
dung reden. Aber auch das ist wäre irreführend,
denn es findet kein Deliberieren statt, sondern
er schreibt wir schreiben (einfach) etwas hin, oder spricht sprechen etwas
aus. – Wir machen wollen hier wieder – wie in tausend an-
dern Fällen – den Fehler es nicht wahr haben, daß
die Kette der Gründe zu einem Ende kommt.
     
132      Nun vergleiche diese ˇbeiden Sätze: “Es ist doch gewiß Es heißt doch gewiß nicht
die gleiche Anwendung der Regel ‘addiere immer 1’,
wenn man ˇanfängt: ‘1, 2, 3, 4 …’ & nach 90 fortsetzt schreibt: ‘92, 94, 96 etc.’ //…, wenn man die Reihe mit ‘1, 2, 3, 4 …’ anfängt & nach 90 sie mit 90, 92, 94 … fortsetzt//¤;
und: “Es ist doch gewiß sicher nicht die gleiche Anwen-
dung von des Wortes ‘dunkler’, wenn man es zuerst auf
färbige Dinge, Gegenstände, & dann auf Laute anwendet”.
¤//“Es ist doch sicher nicht die gleiche Anwendung der
Regel ‘addiere immer 1’, wenn man die Reihe mit ‘1, 2, 3, 4 etc. ’ anfängt & mit
‘90, 92, 94 …’ fortsetzt
& dann fortsetzt: ‘90, 92, 94’ …”//

– Das kommt d<a>rauf an, was Du die <>gleiche An-
wendung’ nennst. – Aber ich nenne auch die
Anwendung von ‘heller’ & ‘dunkler’ auf Laute
nicht

//: “Es heißt doch gewiß, d[as|ie] Regel ‘addiere
immer 1’ jetzt in anderem Sinn verwenden gebrauchen, wenn
Du nach ‘90’ fortfährst ‘92, 94, 96 …’”, und “Es heißt
doch gewiß, <(>das Wort<)> ‘dunk[el|le]r’ in einem andern
Sinn verwenden gebrauchen, wenn Du es jetzt auf Laute
anwendest, früher aber auf Färbiges , & früher auf Färbiges”.// – Das kommt
drauf an, was Du ‘einen andern Sinn’ nennst. –
Aber ich sage auch, Laute seien “in einem
261
andern Sinn ‘heller’ & ‘dunkler’”, als färbige
Gegenstände; & ich schreibe ˇauch in der Reihe ‘[a|A]addie-
re immer 1’ nach ‘90’: ‘91, 92, 93 …’. – Nicht mit
einer bestimmten Rechtfertigung, – oder nicht not-
wendig
mit einer bestimmten Rechtfertigung. < ⋎ [S 284 283] >
     
<133>     Es ist eine ungemein besonders sehr verbreitete gewöhnliche Denkkrankheit,
hinter allen Handlungen der Menschen Zustände
der Seele zu suchen zu postulieren, aus denen die Handlunge,
gleichsam, wie man sagt, fließen
‘entspringen’. Man gibt (dann) Es entstehen so die Pseudo Schein-
erklärungen von der Art: diese Handlung entsprin-
ge aus dem Charakter des Menschen, ˇd[ie|as]ses Benehmen aus dem Cha-
rakter des Volkes
Volkscharakter, etc., etc.. (Es beruhigt uns
eben, etwas zu sagen, was wie eine Erklä-
rung klingt.
//, was den Klang die Form der Erklärung
hat.//) – Sehen wir uns etwa den Satz an Nimm an, jemand sagte: “Die
Mode ändert sich, weil der Geschmack der
Menschen sich ändert.” – Wenn nun ein
Schneider heuer einen andern Schnitt des Frackes
entwirft als im vorigen Jahr, warum soll dasc,
die was wir die Änderung des seines Geschmacks
nennen, nicht zum Teil, oder ganz, eben darin
bestehen, daß er dies tut er den Schnitt ändert?
     
    Aber man sagt wir sagen: “Einen neuen Schnitt zeichnen
ist doch nicht, seinen Geschmack ändern, so wie,
etwas sagen, nicht heißt, es meinen. Es müssen
bestimmte Empfindungen, geistige seelische Vorgänge Akte, das
Zeichnen, & Sprechen, begleiten. <> Es ist doch offen-
bar möglich, daß Einer einen neuen Schnitt
zeichnet, ohne seinen Geschmack geändert
zu haben; sowie er etwas sagen kann, ohne
es zu meinen.” Und das ist natürlich gewiß wahr.
Aber es folgt daraus nicht, daß unter be-
stimmten Umständen das unterscheidende
Merkmal einer Geschmacksänderung nicht
ˇeinfach darin besteht, daß er jetzt etwas anderes
262
zeichnet als vor einem Jahr. (Siehe das Beispiel 66).
<ˇ Übrigens ist ja selbstverständlich, daß ˇes bei diesem Zeichnen allerlei mannigfache Empfindungen & seelische Akte Vorgänge geben wird. – > Und ist, ˇin einem Fall was er zeichnet, nicht das Kriterium
der Geschmacksänderung, so folgt nun
nicht, : daß es in einer der Veränderung einer ei-
genen Region seines Geistes seiner Seele sozusagen eine[m|s]
Geschmackszentrum<s> besteht liegt. //…: daß es eine
Veränderung ist, die in einer eigenen Region sei-
ner Seele, sozusagen einem Geschmackszen-
trum, vorsichgegangen ist. //…: daß es eine
Veränderung in einer eigenen Region seiner Seele, <>
sozusagen einem Geschmackszentrum, <> ist.//
     
   Wir gebrauchen das Wort ‘Geschmack’ nicht
zur Bezeichnung einer Empfindung. So etwas Dies irrtümlich an-
zunehmen //Dies aber anzunehmen//, heißt, den d Gebrauch dieses des Wortes
viel einfacher darzustellen, als er in Wirklich-
keit ist. //… heißt, die Praxis unserer Sprache in
unrichtiger einer falschen Vereinfachung darstellen.// Durch
die eine Darstellung der Praxis unserer Sprache in des Gebrauchs unserer Worte in ……
falscher Ver[i|e]infachung entstehen eine Unmenge große Zahl
unserer der philosophischen Probleme. (Denke ˇetwa // z.B.// an
die Idee Auffassung, eine Eigenschaft, z.B. Schönheit, von einem
Gegenstand prädizieren, heiße immer
sei immer ein Ingrediens des Dinges, dem sie zukommt; das Schöne ent-
halte die Schönheit, <> wie das Alkoholische den Alko-
hol.)
//(Denke etwa an die Idee, <:> die Eigenschaf-
ten eines Dinges seien in ihm enthalten; sie
seien also ˇimmer Ingredienzien des Dings. Die Schön
heit sei im Schönen enthalten, wie der Alkohol
im Alkoholischen.)
//(Denke etwa an die Idee, <:> die
Eigenschaften eines Dings seien Ingredienzien, die
in ihm enthalten sind. Die Schönheit sei im Schönen
enthalten; wie der Alkohol im Alkoholischen.)//
     
134      Wenn immer wir es in diesen Untersuchun-
gen mit Worten Ausdrücken zu tun haben, ˇdie wie man sagen würde,
seelische Vorgänge oder Zustände beschreiben, ˇmit Ausdrücken also wie
‘einen Satz in dem & dem Sinne meinen’, ˇ‘auffassen’<,> ‘eine Absicht
263
haben’, ˇ‘von etwas überzeugt sein’<,> etwas annehmen’, ’ˇetwas glauben’, ˇ‘bezweifeln’<,> ‘wünschen’,
‘hoffen’, etc., etc., ist es klärend, in unseren Be-
trachtungen für das statt des Meinens, Glaubens, Zweifelns u.s.f.
↻den Gesichtsausdruck, die Gebärde, ↺den Tonfall zu
substituieren, die für jene seelischen V[ö|o]rgänge
charakteristisch sind. //…, die Gebärde des Meinens,
Glaubens, Zweifelns u<.>s<.>f<.> zu substituieren.//
     
  Stellen wir diese Betrachtung an: William James
spricht ˇirgendwo [nachlesen] davon, daß wir mit den Worten ‘wenn’,
‘und’, ‘nicht’ bestimmte Gefühle verbänden, daß
man also von einem ‘Wenn-Gefühl’ reden könnte. < etc.>
Diese Gefühle sollen die Bedeutungen jener Wör-
ter erklären. – Wie kommt man nun auf die Idee,
daß es solche Gefühle gibt? – Nun, man spricht
sich einen Satz vor, z.B., “Wenn es heute regnet,
kann ich nicht ausgehen”, & beobachtet was
da geschieht. Wenn Du das nun tust so wirst
Du gleich merken, daß das ‘Wenn-Gefühl’ nicht
immer ‘gleich stark’ ist. Du bist vielleicht geneigt
zu sagen, daß Du den Satz einmal mehr, ein-
mal weniger mechanisch aussprichst. – Aber den-
ke doch daran wie Du ihn aussprichst, wenn
Du ihn praktisch gebrauchst. Denn im prakti-
schen Gebrauch erfüllt er doch wohl seine ei-
gentliche Funktion. Du wirst sehen, daß Du ihn
da bei verschiedenen Gelegenheiten sehr verschie-
den aussprichst & das das Wenn-Gefühl
nicht bloß der Stärke nach variiert. Und ferner:
Du wirst sehen daß, was Du dieses Gefühl nennst,
mit einem bestimmten Tonfall, oder einer Ge-
bärde, ja einem Gesichtsausdruck, verbunden
ist; änderst Du den Tonfall so ändert sich
das Gefühl denn es ist, mindestens zum Teil,
das Gefühl das Erlebnis dieses Tonfalls. Versuche Mach das dies
Experiment: Sage den Wenn-Satz & schüttle dazu
264
verneinend den Kopf.
     
   Wenn uns nun nicht eine falsche Auffassung
der Grammatik des Wortes ‘Bedeutung’ verführt,
daß wir gla<u>ben, es müsse ein Wenn-Gefühl
geben, so werden wir nun sagen: Es gibt
Wenn-Gefühle & zwar in dem Sinne, in dem es
Wenn-Gebärden gibt, oder & einen Wenn-Tonf[a|ä]ll<e>.
Diese sind für den Gebrauch des Wortes ‘wenn’
charakteristisch insofern sie oft auftreten
wenn
wir das Wort oft mit ihnen in dieser Weise ausspre-
chen[;|.] [a|A]ber sie können auch ganz fehlen
& das Wort doch vollgiltig gebraucht sein.
     
   So nun verhält es sich auch mit dem Ge-
brauch der Wörter ,‘meinen’, ‘glauben’, ‘beabsich-
tigen intendieren’ etc.: eine falsche – falsch vereinfachte –
Auffassung ihrer der ˇBedeutung, d.h. ihrer Grammatik, verleitet uns, zu
denken, es müsse jedem dieser Wörter dem Wort //einem Wort// ein
bestimmtes charakteristisches Erlebnis entspre-
chen. Und auch hier macht man etwa den Ver-
such, sagt sich einen Satz vor, etwa “Ich
glaube es wird heute regnen”, & beobachtet
sich & denkt: “[n|N]un, es geht doch etwas Bestimm-
tes ˇdabei vor, wenn ich etwas glaube”. Aber auch hier
sieh weg von diesem experimentellen Ausspre-
chen des Satzes & denke daran wie Du ihn
für praktische Zwecke aussprichst. Geht
da wirklich immer das Gleiche vor? Und nun
sieh auf [d|D]ein Experiment & frage Dich ob, was
da vorgegangen ist nicht wieder mit der beson-
deren Art & Weise verknüpft ist, wie Du den
Satz ausgesprochen hast. Ja wenn Du so ein
Experiment machst so mimst Du ja das Glau-
ben, & wie tust Du es? Du machst einen gewissen
Tonfall nach, ˇein Gesicht<,> eine Gebärde. (Vergleiche (86)) Es
verhält sich mit dem Erlebnis des Meinens,
265
der Überzeugung etc. ganz so wie mit dem
Wenn-Gefühl.
     
<135>      Wir sprechen von einem ‘Ton der Überzeugung’
& dies das täten wir nicht wenn dieser Ton für d[ie|as]
Überzeugtsein nicht irgendwie charakteristisch
wäre. – Aber es ist auch klar, daß dieser
Ton nicht überall fehlen kann, & dennoch
mit auch wo mit …… Überzeugung geredet wird. //Aber es
ist auch klar, daß nicht alles diesen Ton
hat, was mit Überzeugung gesprochen gesagt wird &
daß manches ihn hat, was nicht mit Über
zeugung gesprochen gesagt wird.// – “Ganz richtig<,>, sagst
Du nun, “das zeigt daß Überzeugt<->sein eben
etwas anderes ist, als im Ton der Überzeugung
reden. Und da es auch etwas anders ist, als
mit einer bestimmten Gebärde etc. reden, etc., so
ist es eben eine spezifische Erfahrung, die zwar
manchmal von solchen Äußerungen beglei-
tet wird, aber mit ihnen nicht zu verwechseln
ist.” – Aber deswegen ist es doch keine spezi-
fische Erfahrung! Und ist es denn eine? – Denn
es ‘muß’ nun keine sein. – Denke Dir Du ver-
stündest das Wort ‘rot’ nicht, & jemand sagt
Dir ‘rot’ bedeute eine spezifische Erfahrung. Da
wirst Du fragen: ‘Welche?’ Und so ist es auch
keine Erklärung zu sagen Überzeugung
sei eine bestimmte Erfahrung. Die Frage ist:
[w|W]elchec<?>? Erfahrung ist es? Wenn Du eine
Erfahrung so nennst, welche istc es? <– Und>
[W|w]illst Du diese Frage beantworten, so siehst
Du bald, daß Du das Wort gar nicht zur
Bezeichnung einer Erfahrung gebrauchst.
     
<136>     Wenn wir nachsehen wollen welche besondere
Erfahrung die der Überzeugung ist geschieht
es uns so, wie wenn wir finden wollen
266
nach der spezifischen Erfahrung des Lesens
suchen (Siehe S. 205.) Wir denken an irgend einen fixieren unsere Aufmerksamkeit auf
ˇdie Empfindung in einem besondern Fall & glauben, ˇ[wir|hier] haben wir die spezifische Er-
fahrung. – Wenn ich mir z.B. sage: “Ich bin über-
zeugt daß binnen fünf Jahren ein fürchterli-
cher Krieg ausbricht”, so finde ich, ich empfin-
de ein schweres, drückendes Gefühl in der
Magengegend. Und wäre dies nicht meine Über-
zeugung so hätte ich es nicht. Aber nun
denke ich mir daß ich sagte: “Ich bin über-
zeugt, das Wetter wird heute schön bleiben”. Auch
da ein Gefühl, das nicht wäre, wenn ich
nicht überzeugt wäre, – aber wo ist das Ge-
meinsame? Such es & sieh ob es da ist, & was
es etwa ist! Nur glaub' nicht, es müsse da
sein. Eines ist freilich gemeinsam: die ˇselben Worte;
& das ist ja schon viel, & mit ihnen geht viel-
leicht auch ein etwas ähnlicher Ton. – Vergleiche
übrigens mit den Empfindungen, die in den
zwei obigen Fällen die Überzeugung kennzeich-
nen
charakterisieren //für die Überzeugung charakteristisch
sind//, die Erfahrungen, wenn wir sagen: die mit dem Satz gehen: “Ich bin
überzeugt, in dieser Rechnung ist ein Fehler!”!
<> “Aber warum gebrauchen wir dann in diesen ver-
schiedenen Fällen das gleiche Wort?” – Die Spiele
die wir mit ihm spielen haben eine gewisse Ähnlich-
keit. – Und auch die Empfindungen, die den Gebrauch
des Wortes begleiten haben eine gewisse Ähnlich-
keit
. – Denke, in welche[m|n] Sprachspiel<en> Du etwa
den Ausdruck “ich bin überzeugt, daß …” ler-
nen könntest würdest. (Vergleiche S. 186) Denken wir auch
daran wie wir <man> Leute etwa ˇein Kindern das Wort ’sicher’
ˇoder ’gewiss’ lehr[e|t]n; wir sie man sag[e|t]n ihm etwa<:> einen Satz vor wie:
“Er kommt ganz sicher!”, & dabei übertrei spielt
der Tonfall der Worte die größte Rolle, & auch
267
Gebärde & Gesicht Miene. Das Wort dient hauptsäch-
lich als der Träger ist vor allem Träger dieses Tonfalls.
     
<137>     Laß uns eine Analogie betrachten aus
dem Gebiet des Gesichtsausdrucks. Denke
es wäre die Frage: was ˇwelches ist der ch Zug der ein
Gesicht freundlich macht? //was ist der cha-
rakteristische Zug eines freundlichen Gesichts?//
Zuerst nimmt man vielleicht an daß es
gewisse ‘freundliche Züge’ gibt, deren jeder
ein Gesicht bis zu einem gewissen Grade
freundlich<…> macht, & je mehr solche Züge
vorhanden sind desto freundlicher ist das
Gesicht. Auch deutet daraufhin unsere
Ausdrucksweise, wir sprechen von ‘freund-
lichen Augen’, einem ‘freundlichen Mund’ etc..
Aber es ist unschwer zu sehen daß der ‘freund-
liche Mund’ unter bestimmten Umständen
– & das heißt hier: zusammen mit bestimm-
ten andern G Zügen des Gesichts z.B. Runzeln
der Stirn etc. – nicht freundlich, ja unfreund-
lich, aussehen kann. (Ein freundliches &
ein unfreundliches Grinsen muß sich nicht
im Mund unterscheiden. Betrachte Strichge-
sichter wie: . Sage nicht, was
d[as|em] rechten für uns keinen freundlichen
Ausdruck gebe, sei eine Asso[t|z]iation! Es
ist gleichgültig, was den Eindruck verursacht
Es ist ˇauch gewiß wahr, : diese Gruppen von Punkten
& Strichen hätten für uns ˇgar keinen ‘Ausdruck’,
wenn nicht wir dieses Schema nicht vom
Gesicht des Menschen her kennten. Aber
das ist ˇhier auch gleichgültig: Nun haben diese
Gruppen von Strichen sie Ausdruck, & wenn wir
sie anschauen, so sehen wir nur sie & hallu-
268
zinieren ˇdabei nicht etwa ein Gesicht von Fleisch &
Blut ˇdahinter //hinter ihnen//. <//& stellen uns nicht etwa … vor.//> Wir können also diese Strichgesichter –
& das ist für folgende Betrachtungen wichtig
– als Gesichter mit Ausdruck ˇautonome Gebilde mit Gesichtsausdruck ansehen, die diesen
von nirgends anders her borgen.)
     
    Aber wenn es sich nun so verhält, ist es
da nicht unrichtig von einem ‘freundlichen
Mund’, & dergleichen, zu reden? – Sehen wir noch
eine Redeweise<…> //Redewendung// an, die wir oft
gebrauchen: “Es ist der Mund, der dieses Ge-
sicht so freundlich macht”. Das heißt doch
ungefähr: “Wäre der Mund anders, so hätte
das Gesicht nicht den freundlichen Ausdruck”.
– Aber das könnte man ja auch von den
ander Zügen sagen<!> : wären sie anders,
so hätte es den freundlichen Ausdruck
auch mit diesem Mund nicht; auch mit die-
sem Mund nicht. – Aber darum ist es doch nicht
unsinnig, zu sagen, es sei der Mund, der das Ge-
sicht freundlich mache: Wir denken eben hier
an eine bestimmte, verhältnismäßig einfache,
Veränderung des Gesichts die es aus einem seinen Aus-
druck ins Gegenteil verwandeln würde. Und
ferner<s> lenkt dieser Zug, wenn wir das Gesicht
betrachten, besonders unsere Aufmerksamkeit
auf sich. Auch: Halten wir uns die übrigen Züge
des Gesichts weg zu, so stellen wir uns normaler-
weise automatisch ein freundliches Gesicht zu diesem Mund vor;
– obwohl auch das Gegenteil möglich wäre. (Ähnlich
sagen wir auch “Es ist dieses Wort, was dem Satz seine
Kraft” gibt<.> , etc.<,> etc.)
     
    Es gibt eine große Familie freundlicher
Gesichter; von dieser ˇFamilie ist, sozusagen, ein wichtiger
Zweig der mit demc durch de[m|n]dieser Art freundlichen Mund’, dieser gekennzeichnet,
ein anderer, der mit denc durch die ’freundlichen Augen’, etc.
269
Aber in der großen Familie boshafter Gesich-
ter kann auch dieser Mund vorkommen,
& auch diese Augen. Und zwar wirkt der
‘freundliche Mund’ dieser hier nicht freundlich, <:> so
daß seine [f|F]reundlichkeit etwa nur von
der [b|B]osheit der andern Züge übertönt würde.
Wir sagen auch, “der lächelnde Mund wird von den
Augen lügen gestraft”, & nicht, das Gesicht sei
eigentlich doch nicht so unfreundlich, da doch
immerhin der Mund lächle.
     
138      Sehr verschiedene Züge kennzeichnen ein
Reden aus Überzeugung
als solches das.
//… kenn-
zeichnen, was Einer sagt, als Ausdruck der Über-
zeugung.// //Sehr verschiedene Züge machen Sehr Verschiedenes macht,,
was Einer sagt,
eine Äußerung zum Ausdruck der Über-
zeugung.// Es gibt da Gefühle Empfindungen<,> von der Art
deren, die
wi[r|e] ˇdie<,> in den Beisspielen in (136) & Gefühle
die mit dem Ton, der Miene, einer charakteristi-
schen Körperhaltung, einer Gebärde Geste der Überzeu-
gung verbunden sind, <> aber es müssen er muß gar
keine ˇsolchen für die Überzeugtheit das Überzeugtsein charakteristischen
Erlebnisse gewesen sein, haben, während er d[er|ie] Überzeu-
gung Ausdruck gibt, ausdrückt, &<,> was das Überzeugtsein
ausmacht, kann in dem darin liegen, was er vor
oder & nachher tut. Und daß ein das Tun von aller-
lei
Gefühlen begleitet i<s>t, ist wieder selbstver-
ständlich.
     
    “Das Erlebnis des Tons, der Miene etc.
kannst Du doch nicht <>für die Überzeu-
gung //das Überzeugtsein// charakteristisch’
nennen, da sie eben von andern Erleb-
nissen lügengestraft werden können.” – Aber
in diesem & jenem Fall werden sie eben nicht
von etwas anderm lügengestraft, & hier sind
sie das hervorstechende Merkmal der Über-
270
zeugung. – Wie in diesem Gesicht der freundliche
Mund der hervorstechend hervortretend freundliche Zug.
Gewiß, das Reden in dieser Weise macht ˇfür dich das
Überzeugtsein nicht aus; aber wenn Du mich
fragst: “Was für ein Erlebnis hattest Du
da, als Du mit Überzeugung sagtest: …”
so werde ich vielleicht sagen antworten müssen: “
Ich ˇblickte vor mich hin<,> sprach in<…> diesem Ton<,> ( etc.)”; wenn
auch diese<s> Erlebnisse ˇdas Überzeugtsein nur in der beson-
deren Situation, mit dem was vorher &
nachherging, ˇ& in der Abwesenheit ˇgewisser andrer Tendenzen, das Überzeugtsein charakte-
risierten. – “Aber man sagt doch oft: Ich
habe in mit dem Gefühl der Überzeugung
geredet gesprochen<>. – Nun, welches Gefühl ist das?” –
Stelle Dir solche Fälle vor! ˇ& dann wirst Du es vielleicht sehen finden<.>Ich denke da haupt-
sächlich an ein Gefühl im Gesicht (hervorgeru-
fen durch einen bestimmten
ein Gefühl des Gesichtsausdruck<s>)
& an ein Gefühl in der Brust (ein Gefühl der
Atmung). Hier ist es wieder nützlich, sich zu
fragen , zu fragen: “Wann habe ich das Gefühl der Über-
zeugung?” Denn vergiß nicht, denke daran, daß das,
wovon Du Ub überzeugt bist, ein Satz ist, –
Anfang & Ende hat. Bist Du vom ersten Buch-
staben des Satzes bis zum letzten überzeugt?
& immer vom Gleichen? Oder bist Du von jedem
Wort einzeln überzeugt, & wann das ˇbist Du es? –
Zieh auch keine irreführende Grenze zwischen
Tun & Erleben; als wäre es kein Erleben, so & so
zu reden, etc. (Vergleiche frühere Bemerkungen.)
Denn, wie der Tonfall der Überzeugung, so kann
auch das ‘Gefühl der Überzeugung’ lügen ge-
straft werden. Der, der die Überzeugung
schauspielert & der sie hat, können genau das
selbe [E|e]rleben, während sie ihr Ausdruck geben; &
auch dann, wenn sie nicht etwa ‘automatisch’,
271
ˇoder ‘ohne zu denken’, reden[;|.] [w|W]ie ein freundliches
& ein unfreundliches Gesicht genau die glei-
chen Augen haben kann. < ⋎ [S 280] Neuer Absatz] >
     
139      Eine Ausdrucksweise, die dazu angetan sehr geeignet
ist, uns irrezuleiten ist die<se>: “Er sagt es
& meint es”. – Vergleiche ‘Meinen, was Du sagst
wenn Du ˇa) jemandem sagst: “Ich werde mich
freuen [s|S]ie zu sehen”, & b): “Der Zug nach N geht
um 3 h30.”. – Angenommen, Du hättest jeman-
dem jene ersten Worte gesagt, & würdest da-
nach dann gefragt: “Hast Du es gemeint?” – Du
würdest dann vielleicht etwa an die Deine Gefühle den-
ken, die Du hattest als Du es diese die Worte sagtest & wärst
geneigt zu antworten: “Hast Du es denn nicht<…>
gemerkt, daß ich es gemeint habe?”. An-
genommen aber, Du habest jemand die In-
formation gegeben: “Der Zug nach N geht um
3 h30”; & nun fragte Dich jemand “Hast Du
es Deine Worte gemeint?”. Da wärst Du vielleicht ˇeinfach geneigt
zu sagen: “Ja freilich[!|,] warum soll ich sie
nicht gemeint haben!”
     
    Im ersten Fall werden wir viell[l|e]icht von
einem charakteristischen bestimmten Gefühl reden, welches
das Meinen der Worte kennzeichnet, aber nicht
im zweiten Fall.
     
140      Vergleiche nun auch die Erlebnisse des
Lügens in den beiden Fällen! Im ersten
wird das wohl oft das Lügen kennzeichnen,
daß unsere Worte nicht mit von den ent-
sprechenden Gefühlen begleitet sind, aber
vielleicht sogar von den entgegengesetzten.
Wir fühlen ˇetwa: es fällt uns schwer ein freund-
liches Gesicht zu machen. – Wenn wir lügen
indem wir jemand eine falsche Information
über den die Abfahrtszeit des Zuges geben,
im Falle (b) eine Lüge sagen,
272
so werden wir wohl auch beim Aussprechen
der [l|L]üge
dabei ein<…> anderes Erlebnis haben
als bei einer wenn wir jemand wahrheitsgemäßen Informa-
tion
über den Abgang des Zuges informieren, aber der Unterschied wird nun nicht
in der Abwesenheit eines cha für das Mei-
nen charakteristischen Gefühls liegen,
sondern etwa im Vorhandensein eines
Gefühls des Unbehagens, der Unsicherheit,
etc..
     
    Es ist aber auch möglich, beim Ausspre-
chen einer [l|L]üge ganz entschieden das zu em-
pfinden, was man ein Gefühl<e> des Meinens
nennen könnte dessen<,> was man sagt. (Es heiß
heißt dann manchmal von einem Men-
schen
<jemand> Einem, er habe diese eine Lüge schon so oft
gesagt, daß er s[ch|ie] schon beinahe selber
glaubet.)
<141> ˇ[Neue Zeile] Man kann will sollte hier aber ˇvielleicht einen Un-
terschied machen wollen zwischen ‘glau-
ben<>, was man sagt, & ‘meinen’, was man sagt.
Wenn ich z.B. also sage ich hätte kein Geld bei mir der Zug g[inge|eht] um 5 h30, wäh-
rend ich wohl weiß, daß ich welches ha-
be,
er um 3h geht, so könnte man sagen, ich glaube
zwar nicht, was ich sage, sage es doch
aber nicht automatisch, wie ein Papagei,
& meine es also. – Hier frage Dich wieder,
wann Du es meinst; & wie das Meinen das
Sagen begleitet. Auch mache diesen Versuch:
Denke “Der Zug geht um 3 h30”, aber ohne
Worte! – Auf die Frage “Was geschah da,
als Du das sagtest & es meintest, &
auch glaubtest?” wirst Du in vielen
in einer großen Zahl von Fällen antworten
müssen: “Ich habe es gesagt; mehr weiß
ich nicht”. < (Von dem Meinen alles dessen was man nicht automatisch spricht, später) >
     
     Wenn Du man unter ’Meinen’ & ’Glauben’
273
ˇeinen Akte verstehen willst, die der vor sich geh[e|t]n, wäh-
rend
wenn das Gemeinte & Geglaubte ˇgedacht, ausgesprochen
wird, dann wird ‘Glauben’ in vielen Fällen
das Gleiche bedeuten wie ‘dem Glauben Ausdruck
geben’.
     
142      Es ist interessant wichtig & interessant einen Einwand hiergegen dagegen
zu betrachten: Wie, wenn ich ˇ– wahrheitsgemäß – sage “Ich glau-
be, es wird regnen”, & jemand will einem
Franzosen, der nicht Deutsch versteht, erklären, <was>
ich glaube. – Wenn alles, was geschah, als ich
jenen Satz glaubte, es werde regnen, darin be-
stand
, daß war, daß ich jenen Satz aussprach, so soll-
te ja der Franzose erfahren, was ich glaube,
wenn man er meine Worte hört, oder wenn man ihm
sagt ihm gesagt wird: “Il croit: ‘es wird regnen’”. Nun ist es
klar, daß ihm das nicht sagen wird, was ich glaube;
& dies zeigt, daß wir ihm das Wesentliche nicht
mitgeteilt haben, nämlich den seelischen geistigen Akt des
Glaubens. – Aber [d|D]ie Antwort ˇaber ist, daß selbst
wenn meine Worte von allerlei Erfahrungen
begleitet waren, & wenn wir im Stande wären,
diese zusammen mit den deutschen Worten dem
Franzosen zu übertragen übermitteln, er auch dann
nicht gewußt hätte wüßte, was ich glaube. Denn
‘wissen, was ich glaube’ heißt nicht: fühlen,
was ich fühle während ich diese Worte spreche.
Ebenso wie es nicht heißt “meine Absichten
bei diesem Schachzug kennen” nicht heißt:
fühlen wissen, was ich fühle während ich den Zug mache.
Obwohl dies zu wissen Dir in gewissen Fällen
sehr genauen Aufschluß über meine Absich-
ten geben würde.
     
    Wir würden sagen, wir hätten dem Franzosen mit-
geteilt, was ich glaube, wenn wir ihm meine Wor-
te in's Französische übersetzt hätten. //Und
274
wie teilen wir denn nun dem Franzosen mit, ihm denn nun mit, was
ich glaube? Nun, indem wir es in seine Sprache
übersetzen.// Und es ist möglich, daß wir ihm
dadurch nichts darüber mitteilen, was in
mir vor sich ging gegangen ist, als ich den Satz aussprach meiner Meinung Ausdruck gab.
Vielmehr haben wir ihm einen Satz gegeben der
in seiner Sprache eine ähnliche Stellung ein-
nimmt
, wie mein Satz in der deutschen Spra-
che. – Und anderseits kann man wieder man kann auch wieder sagen
daß wir, wenigstens in gewissen Fällen, ihm
viel genauer hätten mitteilen können was
ich glaub<t>e mein<t>e, wenn er im Deutschen in der deutschen Sprache zu hause
ˇgewesen wäre gut Deutsch verstanden hätte, weil er dann, wie wir sagen könnten,
‘genau wüßte, was in mir vorgegangen ist, als
ich redete sprach’.
     
   Gegeben gewisse Umstände, so wird aller-
dings Meinen & Nicht-meinen ˇGlauben, Beabsichtigen etc. durch das cha-
rakterisiert, was im Geist in der Seele des Redenden vor-
geht, oder nicht vorgeht.
     
   Du wirst Dich hier wieder fragen können: Was
für Fälle gibt es da? Und wenn Du Dir Fälle
des Meinens vergegenwärtigst, so wirst Du sehen siehst Du,
daß es eine Unzahl verschiedenartiger Falle
gibt; die <(>aberc<)> alle mit einander auf die eine
oder ˇdie andere Art verwandt sind.
     
  “Das Meinen ist ein seelischer Vorgang beim Reden,
– vielleicht auch vorher, aber besonders während
des Redens. – Wenn ich etwas sage & meine es,
so geht doch in mir etwas anderes vor, als
wenn ich es sage & nicht meine.” – Das Dieses letzte letztere
ist, im großen & ganzen wahr. Und nun sieh
nach, was vorgeht.
Und kümmere Dich dabei
nicht um das ˇwas ‘doch eigentlich vorgehen müßte’ ‘doch vorgehen muß’.
Wir sindbeim , wenn wir Philosophieren, immer oft in der Ver-
suchung, die Dinge so darzustellen, wie der
275
kleine Maler Kle<c>ksel die Maler Klecksel als Kind die …… menschlichen Gesich-
ter im Profile.
     
   “Es ist doch ein Unterschied im seelischen
Vorgang, wenn Du meinst, was Du sagst & wenn
Du es nicht meinst.” – Es sind allerlei solche
Unterschiede & in verschiedenen Fällen ganz
verschiedene. Aber es kann auch in besonde-
ren Fällen gar kein solcher Unterschied be-
stehen.
bestehen. Vergleichec Denke an ˇdie charakteristische<n> Empfindungenc Erlebnisse <Empfindungen>
des Meinens, wenn Du ˇa) zu jemandem sprichst:
a) “Verzeih, es tut mir sehr leid, daß ich
das gesagt habe!”
b) “Ich freue mich, daß Du da bist!”c “Ich hoffe, daß Du kommen wirst! //Dich wiederzusehen!”
c) “Ich habe Hunger.”
d) “Es wird heute regnen”
e) “Ich werde Dich bestimmt morgen besuchen <…>
f) “Ich werde nie mehr in dieses Haus kommen! dieses Haus nie mehr betreten!
g) “Die Erde geht in einer Elipse um die Sonne.”
    ˇ“Ich hoffe Dich wiederzusehen!”: – Worin besteht i[n|m] Falle (b) das Meinen? es, dies Meinen? Man
könnte denken: darin, daß man ein Gefühl
des Hoffens hat. Aber wie ist so ein dieses Gefühl? Wie ist das Gefühl der Hoffnung? – Ist
es, z.B., , übrigens, nur ein Gefühl des Hoffens der Hoffnung im allge-
meinen, oder dieser Hoffnung? – Schau nach;
siehst Du wirklich ein solches Gefühl?, was das
die Worte begleitet? die Hoffnung die die Worte begleitet? – Vielleicht hattest Du
bei diesen Worten ein [g|G]efühl der Bedrückung
(ˇdie Angst vor des beim Abschieds), & ˇ& wenn Du es mit diesen Worten bei diesen Worten hattest & <hattest>
<&> unter diesen Umständen, kann man sagen,
Du fühltest Hoffnung.
     
    “Hast Du wirklich geglaubt gemeint, es wird regnen,
oder hast Du es nur so gesagt?” – “Nein, ich hab es
wirklich geglaubt gemeint.”
Etwas sagen & glauben, meinen, kann
z.B. heißen, es ohne Hintergedanken sagen; &
das ‘bloße [s|S]agen’ es bloß sagen kann darin bestehen, daß man
es mitc Hintergedanken sagt.
276
     

   < “Ich werde dieses Haus nie mehr betreten!” Hast Du es gemeint? –
>
    Wie meint Einer er //man// im Fall Satz (f) das “nie mehr”? – Braucht
es einige Zeit diese Worte zu meinen<?> (oder) kann
man es tun, während man sie ausspricht?
     
  Wie wäre es gewesen, hätte ich er die Worte ‘nicht
wirklich’ gemeint? – Frage Dich: wie sagt man
diesen Satz ˇsagt wenn man ihn meint; wie, wenn man
ihn ˇeigentlich nicht meint?
     
    “Ich habe es als es mehr als eine Übertreibung gemeint.”
Daß ich das sage, darin liegt, zum Teil, daß
ich es so gemeint habe. (Vergleiche Traum &
Erzählung – Erinnerung – des Traums nach dem
Erwachen Aufwachen.) – Aber was ist das für eine Entdeckung,
die ich da gemacht habe mache? Wie k[ö|o]nnte ich eine
En<t>deckung darüber machen, //Aber was habe ich da für eine Entdeckung gemacht? Wie kann ich denn entdecken ……// worin das
Meinen liegt besteht?
– Ich schaue stelle mir den Fall mir ohne ˇvor ein bestimmtes
ein gewisses
grammatisches Vorurteil an vor an & da //Ich versuc trachte mir den Fall vorzustellen, und da ……// sehe ich, daß
auch die spätere Entwicklung die Weiterentwicklung des seelischen Vor-
gangs, oder einfach, dessen, was ich sage
was ich weiterhin sage, es

bestimmt, ob ich den hier von ‘Übertreibung’ reden
soll. (Wer den ei-Laut anhört, ohne an die Schreibung zu denken, hört, daß er a–e klingt.)
     
   “Etwas im Scherz (im Ernst) meinen” – Meinst Du
jedes Wort des eines Scherzes im Scherz? < ⋎ ⋎[Absätze] ⋎ [ S 277 u. S 278 u S 280] >
     
   Wir werden ja in vielen Fällen – außer wenn wir
philosophieren – gar nicht davon reden, ob er daß
Einer meint, was er sagt: z.B., wenn er jeman-
dem die Gesetze des freien Falls erklärt. Wollen
wir hier von ‘meinen’ reden, so fühlen wir eine ge-
wisse Schwierigkeit; wir wissen nicht recht, welchem
Fall das Meinen entgegengesetzt wird,<.> [o|O]b dem,
daß der Lehrer im Schlafe redet, oder dem, daß er
eigentlich von einer andern Mechanik über-
zeugt ist<,> etc.? oder dem, daß er geistesabwesend
gesprochen zerstreut geredet hat ˇ etc.. – Was ist der Unterschied zwischen
einem zerstreuten, geistesabwesenden, Reden &
einem andern nicht zerstreuten. Stelle Dir einen Fall vor. – Fälle vor. –
277
     

    ⋎ [Zu Seite 276] Ich gehe in einem Gang ˇentlang & stolpere über eine
Stufe, & sage: “Ich habe geglaubt, es geht da
eben weiter”. – Was geschah da, als Du ich es ge-
glaubt<e> hast? – Oder ich ˇbin derselben Meinung & sage einem Andern:
“Geh nur eben weiter!”
     
    Die seelischen Vorgänge während des Redens
spielen die gleiche Rolle wieˇ insbesondere, //, im besondern,// die Ausdrucks-
empfindungen (d.i., die Empfindungen, die ˇdie ein das Korrel-
lat<e> ˇsind des Ausdrucks der Überzeugung, des Zweifels,
der Vermutung etc. etc..) Man kann sagen: “Wer
es unter diesen Umständen so sagt, der
meint es.” ˇ (In dieser Umgebung ist dieser Mund ein freundlicher Mund) Es ist nichts da, was diesen Aus-
druck lügenstraft. Denn er dieser Ausdruck ist nicht
das Symptom dafür, daß etwas Anderes
vorhanden ist, <:> das eigentliche Meinen; son-
dern er ist einer der Züge, die das Meinen
ausmachen, freilich wenn auch nur zusammen mit an-
d<e>ren ˇZügenc & in der Abwesenheit gewisser anderer<.>
Züge.
     
   Wir können uns den Fall denken, daß <A>
jemand gegen einen andern B falsch ist, im-
mer
er redet mit ihm ˇimmer in der freundlichsten Weise
redet ˇdenn er ist ein guter Schauspieler ausgezeichneter Schauspieler &, wie man sagt, hinter seinem Rücken, ihn nicht leiden kann haßt <aber haßt er ihn den B>. A Er wird also etwa wohl
in der Abwesenheit des B schlechtc übel von ihm
denken & reden ˇ& ihm zu schaden trachten. – Aber können wir uns auch
da[ß|s] diesen Fall denken: daß A ist falsch gegen B
ist, er redet immer in der freundlichsten Weise
mit zu ihmˇ, ˇdenn er ist ein ausgezeichneter Schauspieler; aber in auch in B's Abwesenheit
redet er ˇauch immer in der freundlichsten Weise
von ihm, sowohl zu Andern, als auch zu
sich selbst, & er tut auch nichts um
B zu schaden. – [Neue Zeile] Es lassen sich mit großem Nutzen ˇfür das Verständnis ein Unzahl von Fällen ˇverschiedener Fälle vorstellen.
     
   Es ist nicht wahr, wenn man sagt: “Nur
er kann wirklich wissen, was ob er meint,
278
was er sagt.” – Nein, es kommt vor, daß ich mit Sicher-
heit weiß, daß er es meint, & daß ich allen sei-
nen nachträglichen Versicherungen, er hätte es
nicht gemeint, nicht glauben könnte. (Davon
später mehr.) < ⋎ [S 281–282 Neuer Absatz] >
     
      ˇIch verspreche jemandem: “Ich werde bestimmt morgen zu Dir kommen.” –
<(>Was geschieht da, wenn Du ich es das wirklich meinst? meine?<)>. –
Nun denke Dir, Du gehst auf einen ganz Un-
bekannten zu & sagst ˇihm diese Worte. – Versuche
sie zu meinen. – “Aber wie kannst Du ich das, Du ich
weißt ja ˇgar // z.B.// nicht, wo er wohnt?” – Aber wenn Du
es Deinem Freund einem Bekannten sagst, so mußt Du ja
auch nicht an seine Adresse denken, wäh-
rend Du es sagstc sprichst. – Nehmen wir an, jemand hätte
das wirklich einem Unbekannten gesagt; & er
versichere sage uns uns dann: sage dann: “Als ich es s<a>gte, hab ich es ge-
meint.” – Wir werden ihn fragen: “Wie war das? –
Hast Du ihn für einen Bekannten gehalten angesehen;
oder war es, als hättest Du ein Gespräch mit
ihm gehabt ˇ& als sei dies der letzte Satz des Gesprächs gewesen; //& dies sei das Ende des Gespräches;// oder hattest Du, sozusagen, ein
Vorgefühl, daß Du morgen zu diesem Men-
schen kommen werdest; oder hast Du ein-
fach
plötzlich den Zwang gespürt, auf diesen
Menschen zuzugehen & ihm das ˇim Ernst zu sagen;
oder meinst Du, Du habest es ˇeinfach ohne Hinterg[a|e]danken
gesagt, & ohne daß Dir daran etwas sonder-
bar vorgekommen Sonderbares aufgefallen wäre[,|?]< ⋎ [Zu Seite 276]>
     

  Denk an die Grammatik den Gebrauch des Ausdrucks: “je-
manden matt setzen”. Er bezieht sich auf eine
gewisse Handlung ˇim Spiel<.>: jemandem den König : den gegnerischen König nehmen.
Aber wenn jemand, sagen wir ein Kind, mit Schach-
figuren & einem Schachbrett spielt<,> & dabei<,> ‘ohne
zu denken’
ˇein paar Figuren aufs Brett setzt &, die Bewegungen Handlung des Mattsetzens macht macht ausführt,
werden wir nicht sagen, es habe jemand matt
279
gesetzt.
     
  Nimm an Denke: ich ˇziehe & gebe meinem Gegner Schach-matt;
jemand fragt mich: “Hast Du ihn mit die Absicht
gehabt ihn matt zu setzen Hast Du?” – Ich sage, ja. Nun
fragt er mich: “Wie kannst Du das sagen? Du
weißt doch nur, daß in Dir das & das vorge-
gangen ist, wie Du den Zug gemacht hast.” – Ich
könnte Antworten: “Unter diesen Umständen
nämlich am Schluß einer Schachpartie – war ist dasc
die Absicht ihn matt zu setzen.” –

     Denn kann nicht nur derc die Ab-
sicht haben jemand matt zu setzen, der
das Spiel versteht; d.h., der die Regeln kennt
& eine gewisse Praxis im Spiel hat? – Aber wie
können denn diese Bedingungen in die seine
ˇmeine seelischen Vorgänge beim Ziehen eintreten? –
Und doch hängt es von diesen ab, ob
er mich ich ihn jetzt absichtlich matt gemacht
habe, oder nicht.
     
    Oder: Kann jemand, der das Spiel
nicht kennt, mich matt setzen wollen?
Und warum nicht? Ist es so ihm unmöglich schwierig
sich in diesem Fall in den richtigen Geistes-
zustand zu versetzen? Und wenn es ihm
nun doch gelänge? –
     
    Aber was geschah ging vor, als [er|ich] mich<…> ihn mit Ab-
sicht matt setzte? – Nimm an, [er|ich] sagte sich mir die Worte: “Nun wird er matt.” – Aber diese Wor-
te konnte auch der sagen, der das Spiel
nicht kennt; ja & er konnte sie mit allen den gleichen
ˇmeinen Empfindungen wie der des Schachspielersr sagen,
aber sie bedeuten nichts; aber nicht, weil
sie nicht von den richtigen Erlebnissen beglei-
tet werden sind, sondern, weil sie nicht im Zu-
sammenhang
eines Sprachspiels stehen.
280
     


⋎ [Zu S. 276]

    Denke Oder denke Dir ˇetwa diesen so einen Fall: Du hattest Besuch;
er war Dir unwillkommen & langweilig; Du
hattest die ganze Zeit Gedanken von der Art: “Wenn
er nur schon ginge” etc.. Als er weggeht
sagst Du ihm nun: “Ich hoffe Du kommst Sie kommen
bald wieder!” – & meinst es. Nachdem Du
es gesagt hast, hoffst Du wieder, er werde
nie mehr wiederc kommen. – Ist das möglich?
Und wenn Du glaubst meinst, daß nein, – warum
nicht? – Ich glaube, Du wirst Dich fragen: Wiec
kann das zugehen? D.h., was heißt es hier,
diesen Satz, ex abrupto, zu meinen? – Nimm
an, es sagte jemand: “Das könnte nur ein
momentaner Wahnsinn sein”. Aber ist dies das
eine Erklärung? Zugegeben, daß es ein Wahn-
sinn ist, so will ich wissen, : Worin Ich will wissen: Worin …… bestand
hier das Meinen?

    <> Etwas meinen besteht darin, daß man ver-
schiedenes denkt, fühlt, sagt & tut.
     

   Es geschieht auch, daß wir sagen: “Im Augen
blicke, als ich es sagte, war ich davon über-
zeugt.” Und hier – könnte man meinen – sollte
es sich (doch) zeigen, worin das Überzeugtsein
besteht. Aber stelle Dir so einen Fall vor! – Du
findest nicht, was Du suchst. Dieses Über-
zeugtsein, könnte man sagen, wird wohl seine
Vorgeschichte gehabt haben. < ⋎ [Zu S. 271]>
     

“Unter diesen Umständenˇ, am Schluß einer Schachpartie.” – werde ich sagen
müssen – “heißtdas , was ich tat, : ihn absichtlich mit Absicht matt
setzen”. Oder auch: “unter diesen Umständen
heißt<,> das was in mir vorging: die Absicht habenc, ihn matt zu setzen”.
(Man sagt auch ˇ z.B.: “Ich hatte jetzt die Absicht ih[n|m]
281
matt zu setzen machen Schach zu geben”. Und würde ich gefragt: “Was
meinst Du, wenn Du das sagst; was ist da gesche-
hen, wie Du ‘die Absicht hattest’?” – so würde ich
etwa beschreiben mich etwa an die Worte erinnern
die ich mir gesagt habe, die Züge, die ich mir vor-
gestelltstellte, habe, etc..) <> Und man sagt auch: “Ich
habe jetzt die Absicht, ihm Schach zu geben” &
da ist das nicht eine Beschreibung meines
seelischen Zustandes, <> nach vorhergegangener
Introspektion ; es ist nicht<,> als sagte man: “
[e|E]s fällt mir auf, ich habe jetzt die Absicht …”,
wie man etwa sagen kann sagt “Es fällt mir
auf, ich habe jetzt die Tendenz, [ü|Ü]bles von
N. zu reden”. Sondern, daß ich das sage,
ist ein Teil des Vorgangs, die Absicht zu
haben. D.h., wenn ich mich etwa nachträg-
lich daran erinnere & sagen soll, ob ich da-
mals
die diese Absicht hatte & worin dies bestand, wie das war,
so werde ich sagen, ich hatte die Absicht,
denn ich sagte ˇzu mir selbst (oder auch laut …
denn das kommt auf dasselbe auf's gleiche hinaus). “Ich
habe jetzt die Absicht, etc.” –
     

    Warum interessieren wir uns hier, wie
auch früher, als wir vom Lesen und anderem
sprachen, so sehr für die Tatsachen der
Psychologie? Was haben die diese mit unserer
Untersuchung zu tun? – Was uns interes-
siert, ist der Gegensatz zwischen diesen Tatsachen
dem wirklichen Sachverhalt & dem, welchen
wir unsere Ausdrucksweise uns zu erwarten
geneigt macht.
     

    Denke an einen (bestimmten) Menschen, in des-
sen Zuneigung (zu Dir) Du unbedingtes Vertrauen
setzst – & nun versuche Dir vorzustellen, daß,
282
was er zu Dir spricht, falsch gemeint ist[;
e
|. E]r sei also ein ganz unerhörter Schauspieler.
Was hieße das? d.h., : welche Annahmen
machst Du ˇnun über ihn? – Da wirst Du Dir
vielleicht vorstellen, daß er, wenn Du ihm
den Rücken drehst, Dir bös nachschaut;
oder, während er das & das ˇFreundliche zu Dir sage spreche,
spreche sage er zu in sich selbst etwas Unf
Unfreundliches. Aber da müßte ich vielleicht
sagen, er sei verrückt, denn wenn er dies ˇauch
zu sich<…> selbst sagte, so wäre es mir hier
durchaus nicht klar, daß ich nicht dem
trauen sollte, was er laut sagt.
⋎ [Zu S. 278]
     

    Was vom Worte ‘meinen’ gilt, gilt auch
von ‘denken’. – Wir können oft nicht an-
ders denken, als indem wir halblaut
zu uns ˇ(selbst) sprechen; & niemand, der be-
schreiben sollte, was da vor<->sich<->geht,
käme auf die Idee den Gedanken zu sagen, daß da-
bei ein Vorgang, – das Denken das Denken des Satzes – den Vorgang
des [s|S]prechens begleite. Wenn er nicht
durch das die Existenz des Wortpaares
“Sprechen-Denken” dazu verleitet wird, da-
durch nämlich, daß unsere Sprachec der Gebrauch ˇvon diese[r|n]
beiden Verben in unserer Sprache vielfach
ˇeinen parallel<en> läuft Gebrauch macht. Denke
an den Gebrauch der Ausdrücke: “Er redet
ohne zu denken”, “Denke be[f|v]or Du sprichst!”,
Es gelingt mir nicht meinen Gedanken in Worte
zu fassen auszudrücken
Ich kann meinen Gedanken nicht richtig ausdrücken”, “Er sagt eEines & denkt dabei
etwas aAnderes”, “Er spricht so meint kein Wort
von dem, was er sagt spricht”. Sehr interessant ˇ& nützlich ist
es auch, die folgende Absurdität zu überlegen,
die vor einigen Jahren ein französischer Staatsmann
283
gesagt ausgesprochen hat: in der französischen Sprache folgen
die Wörter in der Ordnung, in welcher man
denkt.
     
    Wenn beim lauten Denken etwas das Spre-
chen begleitet, so ist es etwa der Tonfall
der Rede, der Ausdruck des Gesichts & der
Gebärde, & Ähnliches. Aber niemand würde
diese Vorgänge allein ‘das Denken’ nennen.
     
   Freilich, man sagt “[i|I]ch glaube & sage, es
wird regnen”; & das klingt, als liefen hier
zwei Vorgänge mit einander parallel: Glauben,
es wird regnen, & Sagen, es wird regnen.
     
      Kehren wir zur ˇder unserer Betrachtung des unseres Gebrauchs
von der Wörter ‘heller’ & ‘dunkler’ zurück
     

     “Was ich mit ‘dunkler’ meine, findet sich
nicht in der Beziehung der Laute; ich sage
es von Lauten nur in übertragener Bedeu-
tung, d.h., nur vergleichsweise.” – Aber denkst
Du also immer zuerst an Farben, wenn Du das
Wort auf Laute anwendest? – “Nein, aber
ich ziehe das Wort nur zu, hole es gleich-
sam heran; es ist nicht das eigentliche Wort
für die Sache. Das Wort hat dann eine andere
Beziehung zu dem, was es bezeichnet.
Oder: ich habe Ich habe …… ein anderes Erlebnis des Mei-
nens.” Dieses Erlebnis ist z.B. gekennzeich-
net durch das Zögern, wenn wir ˇmit Ausdruck sagen:
o ist – gleichsam – dunkler als e.” (Statt des
Wortes ‘gleichsam’ steht manchmal nur ein
[z|Z]ögern der Rede & ein unartikulierter Laut.)
(Siehe S. 252–253.)
     

    Man kann sagen: “Körperliche & geistige Anstren-
gung heißen beide so, denn das Element der
Anstrengung ist in beiden”. Die Idee, das
284
Bild, ist hier: “Anstrengung” heißt etwas, was
in beiden enthalten ist. Man kann aber
auch sagen: “Ich nenne beides “Anstrengung”,
weil eine Ähnlichkeit zwischen ihnen be-
steht”. Und ; und man kann sich nun dann an alle
möglichen Ähnlichkeiten erinnern. Und man kann sich nun … in die Erinnerung rufen //… kann
dann an kann sich nun auf … alle möglichen Ähnlichkeiten denken besinnen//
(Denke an geistige & körperliche Unruhe, oder Ruhe.
Man könnte sagen, die geistige Unruhe ist sei
eine Art körperliche<r> Unruhe. Und dergleichen Ähnliches
ist oft gesagt worden[.| (] z.B. “Und Geist ist auch
nur etwas am Körper” (Zaratustra). Diese
Idee muß uns noch beschäftigen.) Es
gibt vielleicht Menschen, die geneigt sind
zu sagen: sich so auszudrücken: “Ich nenne Laute & Farben Färbiges
‘heller’ & ‘dunkler’, weil das gleiche Ele-
ment in beiden Relationen da vorhanden ist.”
     
    Nehmen wir an, Denke Dir, [e|E]iner sagte: “Ich sehe in ihnen
ein Gemeinsames.” Was soll ich nun sagen? –
Ich f werde ihn fragen: Was ist das? – Er: “Das
kann ich Dir nicht erklären, ich kann nur
sagen, daß ich etwas Gemeinsames //so etwas// //etwas solches// sehe.” –
Ich: Dann sagst Du mir damit auch
nichts neues, außer, : daß Du Dich eben so
ausdrücken willst; & das ist ja vielleicht
in mancher Beziehung interessant.

< ⋎ [Zu S. 2[61|47] als neuer Absatz]>
     
    Es fragt mich jemand: “Welche Farbe hat
das Buch dort?” Ich antworte: “Rot”. Er: “Wa-
rum nennst Du diese seine Farbe ‘rot’?” – Ich werde
normalerweise unter gewöhnlichen Umständen sagen müssen: “Aus keinem Grun-
de. – Ich habe hingesehen, & das Wort ‘rot’ gesagt.”
Hier möchte man sagen: “Das kann doch nicht
alles sein! Du könntest doch auf eine Farbe
schauen & ein Wort dabei sagen & doch die
285
Farbe nicht benennen.” Und dann fällt uns
leicht die Erklärung ein: “Wenn ich das Wort
als Name dieser Farbe ausspreche so
kommt es mir in einer besondern Weise.” Fragt
man aber, auf welche Weise, so können wir
keine Beschreibung von ihr geben. Nun könn-
te man fragen
: fragt man mich: “Erinnerst Du Dich also,
daß Dir das Wortˇ bei so einer Gelegenheit //, wenn Du eine Farbe benannt hast,// immer in dieser selben
Weise gekommen ist?” & ich muß wir müssen gestehen, daß
wir uns an keine besondere Weise erinnern.
Ja es ist leicht zu sehen, daß wir beim
Benennen einer Farbe ganz verschiedenarti-
ge Erfahrungen Empfindungen haben können. //ganz Ver-
schiedenartiges empfinden können.// Denke
etwa an diese Fälle: <1)> Ich habe ein Eisen ins Feu-
er gelegt, will es auf helle [r|R]otglut erhitzen
& sage Dir: “Gib auf das Eisen acht & sage
mir von Zeit zu Zeit, welchen Hitzegrad es
erreicht hat. Du beobachtest es & sagst: “Es
fängt an hellrot zu werden.” –
2) Wir stehen an einer Straßenkreuzung & ich sage:
Schau auf das Lichtzeichen? & sag mir wenn grün
kommt; dann lauf ich hinüber.” Frage Dich:
wenn Du nun in einem solchen Falle “Grün!”
sagst & in einem andern “Lauf!”, kommen Dir
diese beiden Wörter in verschiedener Weise, oder
auf die gleiche? Kannst Du hieruber irgendet-
was im allgemeinen sagen?
3) Ich frage Dich: “Was hat der Stoff dort
für eine Farbe?” Du denkst: “Wie nennt
man ihn nur? heißt ist er das ‘Preußisch Blau’, oder
‘Indigo’?”
     
    Man kann die Frage auch so stellen: auch so fragen:
Wenn ich ihm sage “Bring mir eine rote Blume”, –
wie soll er wissen, welche Farbe er zu wählen
286
hat[,|?] wenn er das Wort ’rot’ hört? //<>: Ich sage
Einem: “Bring mir eine rote Blume”<:> ;: – wie soll
er wissen, welche Farbe er zu wählen hat, wenn
er das Wort ‘rot’ hört?// – “Sehr einfach: er
soll die Farbe nehmen, deren Bild die ihm
beim Hören des Wortes einfällt.” – Aber wie soll
er wissen, was die ‘Farbe’ ist, ‘deren Bild ihm
einfällt’? Braucht es dafür ein weiteres
Kriterium? –
       Es gibt <(>übrigens<)> auch ein Spiel: die Farbe
wählen, die einem beim Wort ‘rot’ einfällt. Und
ein anderes: auf die Farbe zeigen, die Du ‘rot’
nennst.
     
    Wenn wir in eine[m|r] Gespräch Diskussion
über diese Dinge sagen “[d|D]er Name einer Farbe
kommt Beim Benennen einer Farbe kommt der Name in ˇeiner bestimmte[r|n] Weise”, so bekümmern
wir uns nicht um verschiedene Fälle & Möglich
keiten. Vielmehr, unsere Stütze ist das Argument,
daß eine Farbe benennen verschieden ist
vom Aussprechen (irgend) eines Wortes, während
man auf eine Farbe sieht. Und man könnte
sagen:
“Nimm an, ich zähle Gegenstände, welche
auf meinem Tisch liegen[:|;] einer ist blau, einer
rot, einer weiß<,> & einer schwarz. Ich schaue d sie der
Reihe nach an auf sie & sage<:> <>Eins, zwei, drei, vier<>. Ist
esc nun nicht leicht zu sehen, Siehst Du nun nicht, daß hier in diesem Fall etwas
anderes geschieht, während Du man die Worte aus-
sprichst, als was geschieht, wenn Du man jemandem die Farben dieser Gegenstände hättest sagen sollen nennst? – Und hättest Du nicht hier<,> wie früher<,>
sagen können: ‘alles was ˇdabei geschieht, ist, daß
ich ˇdie Dinge anschaue & die Zahlwörter sage’?” – //‘alles, was da-
bei geschieht, ist: ich sehe die Dinge an<,> & sage spreche
dabei die Zahlwörter aus’?”–// Nun ist gewiss:
in vielen Fällen ist das Zählen von Dingen von
287
andern<,> charakteristischen<,> Erlebnissen beglei-
tet, als sagen welche das Angeben ihrer Farben sie haben. Und es
ist leicht zu sagen worin dieser Unterschied besteht.
Beim Zählen ˇvon Gegenständen gibt es, z.B., eine gewisse ˇcharakteristische Geste:
wir zeigen mit dem Finger der Reihe nach auf
sie die Dinge & streichen sie, gleichsam<,> ˇals schon gezählt ab. Man kann
an verschiedene ähnliche Erfahrungen denken.
Anderseits gibt es Erfahrungen des Konzen-
trierens unserer Erf Aufmerksamkeit auf die
Farbe eines Dings von Dingen; verschiedene Erfahrungen
(eine von ihnen ist, daß uns der Name einfällt
den die Farbe in u<n>srer Muttersprache hat.).
Aber es ist nicht wahr, daß immer wenn wir zählen & immer wenn
wir Farben ange-
ben, die Vorgänge solche, mehr oder weniger
charakteristische<n>, Züge aufweisen. (Vergleiche
S. S. 206, 207)
     
    Wenn uns diese Dinge philosophische Schwie-
rigkeiten bereiten, so werden wirˇ, <> gleichsam, <> den Versuch
machen<:> ‘eine Farbe benennen’<,> um zu sehen,
was dabei geschieht. Dabei starren wir
etwa auf schauen wir ˇetwa unverwandt auf …… ein bestimmtes Ding einen bestimmten Gegenstand vor uns & spre-
chen seinen N den Farbnamen immer wieder, im selben
Ton & mit der Gleichen Gebärde, aus, : versuchen ihn, <>
gleichsam, <> von der Farbe des Dinges abzulesen.
Und es ist kein Wunder daß wir dann dazu
geneigt sind neigen zu sagen, etwas ganz [b|B]estimmtes
geschehe, wenn wir eine Farbe benennen.
Aber schaue von diesem Versuch auf ande-
re Fälle des Benennens von Farben! –
     
    Denke (hierc) an (diec) Fragen Sieh von hier auf die Fragen ˇdie uns beim Nachdenken über das nach dem Wesen
des willkürlichen Handelns Wollens, ˇdes willkürlichen
Handelns begegnen. Vergleiche etwa diese Fälle:
Ich überlege mir, ob ich ein<en> bestimmte[s|n], eher schwere[s|n]
Gegenstand heben soll; ich entschließe mich dazu,
288
es zu tun; dann setze ich meine Kraft ein, &
hebe ihn. – Hier, könnte man sagen, haben wir
einen ausgewachsenen voll entwickelten Fall des gefließentlichen,
willkürlichen Handelns des Wollens. – Vergleiche damit den Fall: etwa:
Du reichst jemand einc das brennendes Zündholz ˇhin,
nachem Du Dir Deine Zigarette damit angezün-
det hast, & siehst ˇ,– Du hast gesehenc //Du siehst//<,> daß er sich seine ˇauch anzünden
will. (Das Dies tust Du gleichsam ‘by the way’.) Oder: Oder aber:
Du bewegst Deine Hand beim Schreiben eines
Briefes. Oder Lippen, Zunge, etc. beim Reden.
– Ich habe ˇnun früher mit Absicht den irreführenden Aus-
druck gebraucht: “ein ausgewachsener voll entwickelter …… Fall”;
denn dies drückt diese Worte drücken aus, was wir über diese Fälle über Fäll[,|e], wie die beschriebenen,
zu denken geneigt sind: daß nämlich in dem einen
das voll aufgeblüht & aAller Augen sichtbar
ist, was in allem willkürlichem Handeln, wenn
auch nicht so offensichtlich, vorhanden ist liegt. was alles willkürliche Handeln kennzeichnet, wenn auch nicht so offensichtlich.
Unser Bild & unsere Ausdrucksweise nehmen
wir von einem speziellen Fall her<,> & wenden
sie //& wenden sie nun// auf näher & weitschicht & entfernter [v|V]er-
wandte<s> Fälle an //auf nahe<,> & entfernt Ver-
wandtes <an>//; & möchten nun sagen, : eigentlichc im Grunde
haben wir überall das Gleiche[,|.] wenn auch nicht
so ausgesprochen.
Die Ausdrucksformen
unserer Sprache passen eigentlichc augenscheinlich //augenfällig// //recht eigentlich// auf ge-
wisse [S|s]pezielle besondere Anwendungen //Fälle der Anwendung// der Worte:
“wollen”, “denken”, “meinen”, “lesen”, etc.; auch
“lesen” gehört hierher. (So hätten wir das Buch-
stabieren das ‘voll entwickelte Lesen’ nennen
können.) ((Vergleiche auch den meinen Gebrauch ˇdes Wortes ’Bild’ den ich
in ˇder Log. Phil. Abh.<)> vom Worte ’Bild’ gemacht habe.)
Wir sprechen von einem Willensakt & unterschei-
den ihn von der gewollten ausgeführten Handlung. Und in unserem dem
ersten Beispiel finden sich allerlei Akte, die
diesen Fall unterscheiden von einem von einem unterscheiden, in welchemc
289
mein Arm mit dem Gewicht sich hebt. ich nichts
andres sagen kann, als daß mein Arm
mit dem Gewicht sich gehoben hat. <der bloßen Bewegung von Arm & Gesicht.> Aber
wo sind die Analoga zu diesen Akten in
ander<e>n Fällen?
     
      Diese Abwesenheit des Willensaktes – wie ich
einmal sagen will – ist William James aufgefallen
& er beschreibt z.B. den Akt des Aufstehens
am Morgen so: er liege im Bett und überlege
ob es schon Zeit sei aufzustehen, – & auf ein
mal finde er, daß er aufsteht. Ähnlich sagt
man manchmal “plötzlich hörte ich mich
die Worte sagen …”. Damit aber will man
sagen, daß man habe die Worte beinahe un-
absichtlich unbeabsichtigt ausgesprochen. Obwohl man doch
wieder
Was heißt es denn aber, wenn ich
sage: “Wenn ich aufstehe geschieht nur das”.
Im Gegensatz wozu? Was ist es denn, was
nicht geschieht? Und wenn etwas hier nicht
geschieht, so geschieht es ja wohl in andern Fällen.
Nun, ich glaube, wenn Einer ein schweres Ge-
wicht mit Anstrengung hebt, oder Schritt für
Schritt einen Mu mühevollen Weg geht, wird
er nicht sagen: “I find myself …”. Es ist das
Gefühl der Muskelanstrengung, dessen Ab-
wesenheit wir ‘Abwesenheit des Willensaktes’
nannten.
     
    Hier ist ein [M|m]erkwürdiger seltsamer gibt es einen merkwürdigen seltsamen Widerstreit zweier
Ideen: Man möchte sagen:[D|d]er Wille ist keine
Erfahrung” &, <> “der Wille ist doch nur Erfahrung”.
Was heißen diese beiden Sätze überhaupt &
warum will man beide sagen? – Wenn man
den ersten Satz sagt, hat man ihn durch In-
trospektion gewonnen? Hat man sich beim Wollen
beobachtet & gesehen, daß der Wille keine Erfah-
290
rung ist? Man möchte sagen: “Der Wille darf
keine Erfahrung sein! denn, wenn mir das
Wollen auch nur geschieht, dann ist es
eben kein Wollen.” – Und ist es hier nicht wieder,
als rängen wir mit dem Wesen der Dinge?! –
Aber sind nicht beide Teile gleicherweise auf
falscher Fährte? Denn wenn [e|E]iner sagt: “Der
Wille istc eine Erfahrung” –, im Gegensatz
wozu? – Ich hätte statt dessen auch sa-
gen können: “Das Wollen geschieht mir”. Nun
wie verwenden wir (denn) das Wort den Ausdruck “etwas
geschieht mir”? Wir sagen nicht: “Es geschieht
mir, daß mein Arm sich hebt”, wenn ich ihn
hebe; wir sagen dies aber in gewissen andern
Fällen. Und wir können (allerdings) sagen: uns so ausdrücken:
“die Erfahrungen, wenn sich in beiden Fällen
der Arm hebt sind verschiede[n|ne]”. Den Ausdruck
“es geschieht mir, daß ich den Arm hebe” ge
brauchen wir für gewöhnlich – normalerweise – nicht; & wenn,
dann heißt bedeutet er ˇwohl: ich hebe den Arm.
     
   Was ist <(>nun<)> der Unterschied zwischen den
Beiden Erfahrungen, wenn ich einmal meinen
Arm hebe & ein andermal ˇes mir geschieht daß er sich hebt? Da gibt
es verschiedene Fälle. Er wird z.B. ˇvon jemand einem Andere[m|n] gegen meinen Willen
gehoben. D.h. ich mache eine Muskelanstrengung,
ihn nicht zu heben. Es gibt aber auch Fälle in
denen wir den Arm schlaff hängen lassen & er
sich von selbst, weder mit, noch gegen unsern
Willen, hebt. Nur dann haben wir ˇauch nicht die
gleichen Empfindungen in den Armmuskeln, als
wenn wir ihn heben.
     
   Gefährlich ist hier die Verwechslung zwischen
Wollen & Wünschen. – Denn wenn ich meinen Arm
hebe, so ist es nicht so, daß ich zuerst wün-
sche, er möchte sich heben, & nun tut er es
291
tatsächlich. (Obwohl auch das in besondern
Fällen geschehen könnte.)
     

    <103> Wenn wir unsere Finger in bestimmter Art ver
schränken, so sind wir nicht im Stande einen
bestimmten Finger auf Befehl zu heben, wenn
der Befehlende bloß auf den Finger zeigt,
ihn bloß unserm Aug zeigt. Wenn er ihn da-
gegen berührt, so können wir ihn bewegen.
Man kann diese Erfahrung so beschreiben:
wir seien nicht im Stande, den Finger heben
zu wollen. Aber nicht nur ist das ganz anders,
als wenn wir nicht im Stande sind den
Finger zu heben, ˇsondern wir müssen sagen, daß
der Ausdruck ‘im Stande sein’ & oder das Wort
‘versuchen’ hat im ersten Fall eine andere,
wenn auch verwandte Bedeutung.
     
    (Man ist nun leicht etwa geneigt diesen Fall
so zu beschreiben: man könne für den
Willen keinen Angriff finden, ehe der Finger
nicht berührt sei, ehe man den Finger nicht
fühle. Erst wenn man ihn fühle, könne
der Wille wissen, wo er anzugreifen habe.
Aber diese Ausdrucksweise ist irreführend[;|.] <(>Man ; man
möchte sagen:<)> “Wie soll ich denn wissen, wo
ich mit dem Willen anzupacken habe, wenn
das Gefühl nicht die Stelle bezeichnet?”
<(>Aber ich könnte fragen:<)>Und wie weiß man
denn, wenn das Gefühl da ist, wohin ich
den Willen zu lenken habe?(”)
     
    Ich bin versucht zu sagen: “Dieses Experiment, sowie das, ein Viereck mit
den Diagonalen im Spiegel zeichnen, zeigt mir, <so>
möchtec ich man sagenc, daß Wollen auch nur eine
Erfahrung ist (der ‘Wille’ auch nur ‘Vorstellung’)
Er kommt, wenn er kommt; ich kann führe ihn
nicht herbeiführen.” – Oder: “Man kann nicht
292
wollen, wenn man will. Es geschieht einfach!”
     
    Was dieses Experiment aber tut, ist, : es
legt uns eine Betrachtungsweise nahe. Denn,
indem es uns in die Lage bringt zu sagen:
“ich kann das nicht wollen”, wirft es das
Wollen mit andern Dingen zusammen, die
auch nicht kommen geschehen, weil ich wünsche, daß
sie kommen geschehen //kämen//. Es hätte oben heißen sollen:
Ich kann nicht immer wollen, wenn ich zu
wollen wünsche. Oder, ich kann eine willkür-
liche Handlung nicht immer ausführen tun, wenn
ich sie zu tun wünsche, ˇ, oder, sie geschieht nicht immer, wenn ich wünsche sie geschähe, auch, wenn
sich keine Kraft meinem Willen entgegensetzt.
     
    (Wer lernt mit den die Ohren zu bewegen, lernt
auch es zu wollen. Dies ist ähnlich damit: Wer
sprechen lernt, lernt auch denken.)
     
   “Kannst Du wollen wenn Du es willst”
Das Wort ‘wollen’ ist hier falsch verwendet. Es
schillert in zwei Bedeutungen. (Frege). Es ist
al[l|s] wäre mit dem Wollen schon gewollt <> &
wäre als wäre noch nicht gewollt. (Das Bild vom
Schillern stellt die Sache darum so gut richtig
dar, ist darum so zutreffend, weil auch der Eindruck des Schillerns
in ˇeinem gewissen Sinne ein Farbeindruck ist.)
     



   Dieser ganze ‘Versuch einer Umar
beitung’ von Seite 118 bis hierher ist nichts wert.











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