Der Philosoph als Fremdenführer: Anmerkungen zur Selbstbezüglichkeit von Wittgensteins Philosophieren

Klaus von Stosch

Abstract



Ein sich hartnäckig haltender Standardeinwand gegen Wittgensteins Spätphilosophie
besteht in dem Vorwurf, Wittgenstein blende systematisch die selbstreflexive
Komponente seines Philosophierens aus, ja seine Ausführungen seien selbstreferentiell
inkonsistent. So wirft etwa K.-O. Apel Wittgenstein vor, er habe seine "Analysen
niemals strikt reflexiv auf die eigenen, suggestiven Aussagen über die Philosophie
qua Krankheit des Sprachgebrauchs angewandt" und er habe nach dem Tractatus "niemals
mehr die reflexive Frage nach den sprachlichen Bedingungen der Möglichkeit des
eigenen Sprachspiels gestellt" (Apel 489). Durch seine fehlende Reflexion auf das
eigene (philosophische) Sprachspiel habe Wittgenstein eine "Ära der pragmatischen
Inkonsistenz philosophischer Aussagen herbeigeführt" (Apel 491). Apel sekundierend
greift auch dessen Schüler V. Hösle den Vorwurf der pragmatischen Inkonsistenz auf
und versteigt sich zu dem Urteil: "Ja, die ‚Philosophischen Untersuchungen' sind
voller dialektischen Inkonsistenzen, ja im Grunde sind sie eine einzige dialektische
Inkonsistenz" (Hösle 84). Wittgenstein begreife nicht, "daß er für seine Destruktion
der Philosophie jenen Allgemeinheitsanspruch immer schon präsupponiert, den er mit
seiner Sprachspieltheorie zerstören will - sein Sprachspiel, das die Philosophie zur
Bescheidenheit anhalten möchte, kann dies nur, weil es sich genau denselben
Metastandpunkt anmaßt, den es der Philosophie vorwirft" (Hösle 87).

Keywords


philosophy; 20th century philosophy; Wittgenstein Ludwig; foundationalism; anti-foundationalism; description; normativity

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