Kuhn und Wittgenstein: Paradigmen, Sprachspiele und Wissenschaftsgeschichte

Marco Buzzoni

Abstract



Dass zwischen Kuhn und Wittgenstein wesentliche Gemeinsamkeiten bestehen, ist seit
längerer Zeit bekannt. Hier wird eine Verwandtschaft erörtert, die die bedeutsame
theoretische Spannung ans Licht bringt, die bei Kuhn und Wittgenstein die
Geschichtlichkeit der Wissenschaft betrifft und um den Begriff des Paradigmas kreist.
Diesem Begriff liegt ein materiales Apriori zugrunde, das sowohl zur
Inkommensurabilitätsthese als auch zur plötzlichen Bekehrung des Wissenschaftlers zu
einem inkommensurablen Paradigma führt. Wittgenstein und Kuhn nahmen solche
besonderen apriorischen „Strukturen“ als gegeben an, die ihren eigenen Sinn-,
Erkenntnis- und Seinsgehalt haben und deshalb notwendigerweise die Sicht der
Wirklichkeit verstellen. Aus diesem Grund gelang es dem späten Kuhn auch nicht, die
Spannung zwischen der logischen Starrheit der Normalwissenschaft und der prinzipiell
nachvollziehbaren geschichtlich-hermeneutischen Wissenschaftsentwicklung zu
überwinden.

Keywords


philosophy; 20th century philosophy; Wittgenstein Ludwig; paradigm; a priori; historicity of science; incommensurability

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