Logik als Spiegelbild der Welt. Das Problem des Isomorphismus und der Autonomie der Logik im Tractatus
Logik als Spiegelbild der Welt.
Das Problem des Isomorphismus und der Autonomie der Logik im Tractatus

Abstract

In diesem Beitrag wird betrachtet, was die Logik im Lichte von Wittgensteins Tractatus ist. Der Ausgangspunkt ist die Metapher des Spiegels, die auf zwei Probleme hinweist: den Isomorphismus und die Autonomie der Logik. Die Frage nach dem Isomorphismus führt zur Analyse der Relation ‘Logik – Welt’, die sich als eine supertranszendentale Relation herausstellt. Weiterhin werden drei Hauptinterpretationen besprochen, die auf der Analyse der Relation ‘Logik – Substanz der Welt’ basieren: (1) der metaphysische Realismus im Stile Leibniz’ – die Logik und die Substanz der Welt sind apriorisch, notwendig, jedoch voneinander unabhängig; (2) der Monismus Spinozas – die Logik wird aus den Formen der einfachen Gegenstände abgeleitet; (3) der Transzendentalismus im Geiste Kants – das transzendentale Bewusstsein, bzw. das transzendentale Subjekt, als Logik betrachtet, ist ursprünglich.

Table of contents

    Einleitung

    In These 6.13 lesen wir: „Die Logik ist keine Lehre, sondern ein Spiegelbild der Welt. Die Logik ist transzendental.“ Diese effektvolle Metapher weckt Zweifel und provoziert Fragen. Was bedeuten diese Worte, welche die Logik mit dem Spiegelbild der Welt gleichsetzen? Die Bezeichnung „Spiegelbild der Welt“ wirft zwei Fragen auf: (1) die Frage nach dem Isomorphismus und (2) die Frage nach der Sekundarität der Logik gegenüber der Welt. Auf den ersten Blick scheint, dass die Welt hier als etwas Ursprüngliches behandelt wird, als Urbild, die Logik hingegen als ihr Abbild. Daher liegt der Schluss über die Sekundarität der Logik, ihre Abhängigkeit von der Welt nahe. Aber ist diese Metapher wirklich so deuten? Der zweite Teil der These 6.13 scheint nämlich etwas Gegensätzliches zu besagen: Die Logik als Transzendentale scheint nicht sekundär gegenüber der Welt zu sein. Angesichts dessen wird die Relation ,Logik – Welt‘ im Lichte dieser These problematisch.

    Es stellt sich die Frage, ob die Metapher, die von der Logik als „Spiegelbild der Welt“ spricht, überhaupt zutreffend ist. Ist sie mit den anderen metaphorischen und nicht-metaphorischen Bestimmungen kompatibel, derer sich Wittgenstein im Tractatus und den Tagebüchern bedient? Steht doch dort auch, dass die Logik „ein Gerüst der Welt“ sei (TLP 6.124), „die Grenze der Welt“ (TLP 5.61), oder sie „erfüllt die Welt“ (TLB 5.61). Stehen diese Bezeichnungen im Einklang mit dem „Spiegelbild der Welt“? Oder bilden sie, zusammen genommen, eine gewisse Dissonanz?

    Beachten wir auch zwei weitere Aussagen Wittgensteins, die einen anderen Status der Logik suggerieren: „Die Logik muss für sich selbst sorgen“ (TLP 5.473); „die Philosophie besteht aus Logik und Metaphysik: die Logik ist ihre Basis“ (AüL, in: Wittgenstein 1984, 206). Aus These 5.473 lässt sich der Schluss über die Autonomie der Logik ziehen – die Logik hat keinen Grund außer sich selbst (vgl. auch TLP 6.123). Das Zitat aus AüL dagegen hebt den Vorrang der Logik gegenüber der Metaphysik hervor. Das legt weitere Fragen nahe: In welchem Sinne spricht Wittgenstein über diesen Vorrang? Wie versteht er die Metaphysik – traditionell, also im Sinne Aristoteles´, oder nach der Interpretation Kants? Es ist zu überlegen, ob nicht die Titelmetapher umgekehrt und die Welt als Spiegelbild der Logik betrachtet werden sollte. Warum bediente sich Wittgenstein nicht dieser Formulierung?

    1.

    Es ist zu bemerken, dass die Rede vom Spiegelbild die Frage nach dem Spiegel selbst nahelegt, in dem ein derartiges Bild vorkommen kann. Die Metapher des Spiegelbildes gibt uns zu verstehen, dass das Bild als getreues Ebenbild des Abgebildeten zu betrachten ist. Es ist mithin ein Beispiel einer isomorphen Relation. Dieser Isomorphismus besteht darin, dass die Relationen zwischen Gegenständen dieser abgebildeten Tatsache bzw. des Sachverhaltes auf die Relationen zwischen Repräsentationen der Gegenstände übertragen werden. Allerdings geht es Wittgenstein nicht um die getreue Ähnlichkeit – im ikonischen Sinne – der Logik und der Welt, sondern um die symbolische Ähnlichkeit, d.h. um die strukturelle Ähnlichkeit zwischen ihnen.

    Wittgenstein spricht generell über den Isomorphismus des Satzes und der Tatsache. Dann wird die Aufmerksamkeit jeweils auf den konkreten begrenzten Fall gelenkt. Wenn der Satz getreu den gegebenen Sachverhalt abbildet, dann tritt zwischen ihnen ein struktureller Isomorphismus auf, der mit der Wahrheit gleichgesetzt werden kann. Wenn wir hingegen einerseits die Welt, andererseits die Logik als ihr Spiegelbild haben, dann ist dieser Fall weit komplizierter. Wenn wir die Welt und die Logik betrachten, ist dies nicht mehr eine lokale, sondern eine gänzlich globale Auffassung des Problems des Isomorphismus.

    Die Metapher des Spiegelbildes bringt uns zu den Fragen: Worin spiegelt sich dieses Spiegelbild? Was bildet, anders gesagt, den Spiegel für die Logik als Spiegelbild? Die Antwort lässt sich in These 4.121 finden: „Der Satz kann die logische Form nicht darstellen, sie spiegelt sich in ihm. Was sich in der Sprache spiegelt, kann sie nicht darstellen. Was sich in der Sprache ausdrückt, können wir nicht durch sie ausdrücken. Der Satz zeigt die logische Form der Wirklichkeit. Er weist sie auf.“ (TLP 4.121) Es ist klar, dass der Satz die Rolle des Spiegels für die logische Form spielt. Die Gesamtheit der Sätze, d.h. die Sprache, ist wiederum der Spiegel der Gesamtheit der logischen Formen. Vorausgesetzt, dass die Logik keine Lehre, sondern das Spiegelbild der Welt ist, ist sie auch die Gesamtheit der logischen Formen. Kurz gesagt: die Logik = die Gesamtheit der logischen Formen = das Spiegelbild der Welt.

    Die Welt, deren Spiegelbild die Logik ist, ist wiederum die Gesamtheit der Tatsachen, d.h. der bestehenden Sachverhalte (TLP 1.1 und 2.). Die Tatsachen sind jedoch sowohl bestehende Sachverhalte, d.h. Urbilder, als auch Sätze, die deren Abbilder sind (TLP 4.021). Deswegen würde sich die Gesamtheit der Sätze, d.h. die Sprache, in der Welt enthalten oder einen Aspekt der Welt bilden. Insofern wäre die auftretende Relation zwischen Welt und Sprache eine interne, d.h. eine transzendentale Relation im scholastischen Sinne.

    Wittgenstein interessiert sich mehr für das Verhältnis der Logik selbst zur Welt, als für jenes der Sprache zur Welt. In den einzelnen Sätzen spiegeln sich die logischen Formen, in der Gesamtheit der Sätze hingegen – die Gesamtheit der logischen Formen, d.h. die Logik.Es geht also um eine möglichst klare Auffassung der Relation der Gesamtheit der sich spiegelnden logischen Formen zur Welt, d.h. zur Gesamtheit der Tatsachen.  Die Relation ,Sprache – Welt‘ ist ein verallgemeinerter Fall der transzendentalen Relation ,Satz – Tatsache‘. Das Verhältnis ,Logik – Welt‘ kann man wiederum für eine transzendentale Relation, in einem sublimierten Sinne, halten. Das ist die supertranszendentale Relation. Wenn die Logik das ist, was sich in der Sprache widerspiegelt, dann ist sie auch ein Aspekt der Sprache. Daraus folgt aber nicht, dass die Logik nicht autonom ist. Die Welt wird aber auch als Glied dieser Relation in einem besonderen Aspekt aufgefasst. Dieser Aspekt ist die Struktur der Welt. Demzufolge kommt die Relation ,Logik – Welt‘ zwischen zwei sehr sublimierten Aspekten dessen vor, was im Wesen eine Einheit bildet.

    Es gibt eine andere Stelle im Tractatus, wo Wittgenstein sich auf die Metapher des Spiegels beruft: „Wie kann die allumfassende, weltspiegelnde Logik so spezielle Haken und Manipulationen gebrauchen? Nur, indem sich alle diese zu einem unendlich feinen Netzwerk, zu dem großen Spiegel, verknüpfen.“ (TLP 5.511) Die Logik erscheint hier nicht als Spiegelbild (der Welt), sondern als der Spiegel selbst. Dieser Unterschied lässt sich so interpretieren, dass in These 5.511 Wittgenstein die Autonomie der Logik hervorhebt, und man hier sogar von einem Vorrang der Logik gegenüber der Welt sprechen kann. Ähnlich wird der Vorrang der Logik gegenüber der Sprache sichtbar. Sofern vorhin die Sprache als Spiegel erschien und die Logik als Spiegelbild, wird jetzt die Logik selbst zum Spiegel.

    Entscheidet die These 5.511 tatsächlich über die Autonomie der Logik und deren Vorrang gegenüber der Metaphysik und der Welt? Ein Hinweis auf die Beantwortung dieser Frage lässt sich in folgender These finden: „Die Erfahrung, die wir zum Verstehen der Logik brauchen, ist nicht die, dass sich etwas so und so verhält, sondern, dass etwas ist: aber das ist eben keine Erfahrung. Die Logik ist vor jeder Erfahrung – dass etwas so ist. Sie ist vor dem Wie, nicht vor dem Was.“ (TLP 5.552) Die Erfahrung kann mit der Gesamtheit der Tatsachen, d.h. mit der Welt, gleichgesetzt werden. Daher ist die Logik „vor“ der Welt, sie ist a priori. Die Logik ist aber nicht vor dem „Was“, d.h. vor der Substanz der Welt. (TLP 2.0231; 2.024). Das Argument dafür findet man in der nächsten These: „Und wenn dies nicht so wäre, wie könnten wir die Logik anwenden? Man könnte sagen: Wenn es eine Logik gäbe, auch wenn es keine Welt gäbe, wie könnte es dann eine Logik geben, da es eine Welt gibt.“ (TLP 5.5521). Anders gesagt, es gibt oder es gilt Logik, trotzdem kann es sein, dass die Welt nicht existiert. Das heißt, dass es einen leeren logischen Raum geben kann, in dem keine Sachverhalte, d.h. Tatsachen, existieren. Trotzdem gibt es die Substanz der Welt; sie dauert ewig, also gibt es die Gesamtheit der einfachen Gegenstände (TLP 2.021). Die einfachen Gegenstände sind so apriorisch und notwendig wie die Logik.

    2.

    Die Frage nach dem Verhältnis: ,Logik – Substanz der Welt‘ muss jetzt näher betrachtet werden. Das ist zugleich die Frage nach dem Verhältnis der Logik zur Ontologie (und der Metaphysik). Es ist dabei nicht ganz klar, ob Wittgenstein die Ontologie von der Metaphysik unterscheidet oder sie beide gleichsetzt. Auf jeden Fall erscheint der Terminus „Ontologie“ weder im Tractatus noch in den Tagebüchern noch in anderen frühen Schriften.

    Lassen wir jetzt diese Frage beiseite und kehren zur Relation ,Logik – Substanz der Welt‘ zurück. Es gibt drei Hauptlösungen:

    (1) Die Logik und die Substanz der Welt sind apriorisch und voneinander unabhängig. Das ist eine Einstellung, die Leibniz metaphysischem Realismus nahe steht. Die Substanz der Welt und die Logik müssen in einer Art einander prästabilierten Harmonie bleiben, damit die Welt rational erfassbar sein kann. Bei dieser Interpretation besteht die Schwierigkeit darin, dass die Logik auf die Substanz der Welt oktroyiert zu sein scheint – und folglich auf die Welt. Die Logik würde sich mithin als transzendent erweisen. Wittgenstein sagt hingegen deutlich, dass die Logik nicht transzendent, sondern transzendental ist (TLP 6.13). Außerdem sollte man bei dieser Interpretation konsequent annehmen, dass der transzendente Gott der Ursprung der Logik oder identisch mit ihr ist. Es ist jedoch nicht klar, ob es im Tractatus und in den Tagebüchern eine hinreichende Grundlage gibt, diese Deutung anzunehmen.

    (2) Die Substanz ist ursprünglich und unabhängig, die Logik hingegen ihre Konsequenz. Diese Voraussetzung führt zu einer Deutung im Stile des Monismus Spinozas. Diese Einstellung könnte man auch mit Aristoteles Realismus vereinbaren. Diese Art der Deutung des Verhältnisses ,Logik – Substanz der Welt‘ ist bei Hintikka (1996) zu finden. In diesem Fall versteht man unter der Logik die Gesamtheit der logischen Formen, die aus den Formen der einfachen Gegenstände abgeleitet wurden (TLP 2.026). Überdies repräsentieren die logischen Konstanten, Wittgenstein zufolge, nichts (TLP 4.0312), was heißt, dass es keine logischen Gegenstände gibt. Anders gesagt, man kann logische Funktoren eliminieren. Das ist Hintikka zufolge gleichzusetzen damit, dass die gesamte Logik des Tractatus die Logik der einfachen Gegenstände ist und keine Logik der Tatsachen oder der Sätze. Die Logik wird mithin völlig auf die Ontologie (d.h. auf die Substanz) reduziert; sie wird durch die Gesamtheit der einfachen Gegenstände determiniert (Hintikka 1996, 154).

    Derartige realistische Interpretationen im Geiste des Aristoteles (oder Spinozas) sind ziemlich überzeugend und finden ihre Grundlagen in vielen verschiedenen Thesen im Tractatus und in den Tagebüchern. Es gibt jedoch einen schwachen Punkt dieser Auffassung. Derartige Interpretationen erklären jedoch nicht die wichtige Eigenschaft, dass in diesem Prozess eine Abbildung der Tatsachen in Gestalt ihrer logischen Bilder, d.h. Sätze, erfolgt. Diese einfache und grundlegende Fähigkeit, dass „wir uns Bilder der Tatsachen machen“ (TLP 2.1.), ist der hier besprochenen Interpretation vollkommen fremd. Kurz gesagt: Das Erscheinen des Subjekts, das die Fähigkeit zur Bildung von Repräsentationen der Tatsachen besitzt, bleibt unerklärt; es lässt sich nicht einfach auf die Substanz der Welt reduzieren. Die realistisch verstandene Substanz der Welt und die Annahme der Existenz vom Subjekt scheinen hier im Konflikt zu stehen. Der von Hintikka unternommene Versuch, das Subjekt mit der Gesamtheit der Sätze gleich zu setzen, scheint ebenso wenig ausreichend. Deshalb ist nach einer noch anderen Interpretation zu suchen, die im Gegensatz zu den bereits besprochenen frei von Schwachpunkten ist.

    (3) Das, was ursprünglich ist, ist das transzendentale Subjekt. Dieses gibt es nicht in der Welt, sondern es ist „eine Voraussetzung ihrer Existenz“ (Tgb 2.08.1916). Es ist ebenfalls Ursprung nicht nur der Welt, sondern auch der Sprache. Das transzendentale Subjekt, das manchmal auch das metaphysische Ich (TLP 5.641) genannt wird, bildet „die Grenze der Welt“ und die Grenze der Sprache. Die transzendentale Behandlung bedeutet das Abbrechen des realistischen Verstehens des Tractatus. Ishiguro (1990) und McGuinness (1981) verweisen auf Schwierigkeiten, die im Falle der realistischen Auffassung der einfachen Gegenstände auftauchen. Es gibt Argumente, welche die transzendentale Interpretation der Gegenstände unterstützen und gegen ihre realistische Deutung sprechen. Die Bedeutung ist ein intensionaler Begriff und Gegenstände lassen sich endgültig als semantische Äquivalenzen definieren. Darüber hinaus behauptet McGuinness, dass „die Bedeutung (reference) nicht unabhängig von unserem Verstehen des Sinnes erkannt werden kann“ (ebenda). Diese Auffassung reduziert sich darauf, die metaphysische oder ontologische Deutung der Gegenstände durch eine andere, d.h. eine epistemische oder eigentlich antirealistische Interpretation zu ersetzten. Die Erzählung über Gegenstände samt der ganzen so genannten Ontologie des Tractatus hat etwas Mythosartiges an sich, das von Wittgenstein nur eingeführt wurde, um anschließend seine Falschheit beweisen zu können (McGuinness 1981). Auch die Tatsache, dass Wittgenstein von Gegenständen als formalen Begriffen spricht (TLP 4.126; 4.127), legt keine realistische, sondern eine transzendentale Deutung nahe.

    Eine noch radikalere und konsequent transzendentale Betrachtung präsentiert G. Frey (1981). Welt und Sprache erweisen sich Ergebnis des transzendentalen Bewusstseins. Dieses Bewusstsein ist das transzendentale Subjekt und zwar das transzendentale oder metaphysische Subjekt/Ich (TLP 5.641). Diese Voraussetzungen, welche die Bedingungen der Möglichkeit der Welt sind, haben ihren Platz im transzendentalen Subjekt. Die Bedingungen bilden den Inhalt des Wesens des Subjekts. Es ist weiter zu beweisen, dass die ontologischen und sprachlichen Voraussetzungen eine Grundlage im intentionalen Aspekt des transzendentalen Subjekts haben. Dieses Subjekt als das transzendentale Bewusstsein bildet nämlich das Schema ,Name – Bedeutung‘. Die intentionale Identität des Namens und der Bedeutung, d.h. des Gegenstandes, ist für die Erzeugung der ontologischen und semantischen Aspekte verantwortlich. Es ist, der oben vorgeschlagenen Interpretation zufolge, im Wesentlichen eine transzendentale bzw. antirealistische Betrachtung. Es gibt keine fertige Welt, so Putnam. Die intentionalen begrifflichen Schemata, welche die Welt bilden, bewohnen das transzendentale Subjekt, das transzendentale Bewusstsein.

    Schlussbemerkungen

    Der transzendentalen Interpretation zufolge wird die Logik mit dem transzendentalen Subjekt identifiziert. Die Logik stellt sich als die Grenze der Welt und der Sprache und zugleich als der für sie endgültige Spiegel heraus. Die Logik als Subjekt und der Spiegel ist das, was gemeinsam für die Welt und die Sprache ist – ihre „kategoriale Zustimmung“ – die Harmonie. Die Harmonie ist wiederum der Isomorphismus der Strukturen – Dasselbe, anwesend in Welt und Sprache. Dasselbe ist nichts anderes als die Form der Wirklichkeit. Es gibt bereits keine Möglichkeit mehr, Dasselbe abzubilden, es gibt keinen Rekurs. Es gibt keine sprachliche Metaebene, in der sich Zustimmung abbilden könnte; ein reflexiver Selbstbezug ist unmöglich. Im transzendentalen Subjekt zeigt sich jedoch, wie im Spiegel, das Bewusstsein dieser Zustimmung. Das transzendentale Bewusstsein, das die Rolle des Spiegels spielt, zeichnet sich durch seine Intentionalität aus. Es ist der Ursprung der Einteilung in Welt und Sprache und ebenfalls eine Art des Erkennens der strukturellen Identität von Welt und Sprache.

    Um zu den am Anfang des Beitrags gestellten Fragen zurückzukehren: Was ist das Ursprüngliche? Die Logik oder die Welt (die Substanz der Welt)?  Die Logik, verstanden als die transzendentale Logik bzw. die Ontologik (Perzanowski 1988), ist ursprünglich. Sie umgreift den Logos und das Sein und ist zugleich der endgültige transzendentale Spiegel.

    Literatur

    1. Frey, Gerhard 1981 “Die transzendentale Deutung Wittgensteins”, in: Sprache und Erkenntnis als Soziale Tatsache, hrsg. R. Haller, Wien, 101-108
    2. Hintikka, Jakko 1996 Untersuchungen zu Wittgenstein, Frankfurt a.M.
    3. Ishiguro, Hide 1990 “Can the World Impose Logical Stucture On Language?”, in: Wittgensteins Neubewertung I, Wien, 21-34
    4. McGuiness, Brian 1981 “Der sogenannte Realismus im Wittgensteins Tractatus”, in: Sprache und Erkenntnis als Soziale Tatsache, hrsg. R. Haller, Wien, 23-34
    5. Perzanowski, Jerzy 1988 “Ontologie i Ontologiki”, in: Studia Filozoficzne 6-7, Warszawa-Kraków, 87-100
    6. Wittgenstein, Ludwig 1984 Tractatus logico-philosphicus. Werkausgabe. Band 1, Frankfurt a.M.
    Włodzimierz Heflik. Date: XML TEI markup by WAB (Rune J. Falch, Heinz W. Krüger, Alois Pichler, Deirdre C.P. Smith) 2011-13. Last change 18.12.2013.
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