Kulturelle Zeitgestalten

Aleida Assmann

Abstract


Neben der linearen Zeit, der Zeit der Geschichte, und der zyklischen Zeit, der Zeit natürlicher Rhythmen, gibt es noch eine weitere Zeitgestalt: die 'periodische Zeit' der Erinnerung. Was in der linearen Zeit in zunehmende Distanz rückt und schließlich vergeht, wird in der periodischen Zeit in bestimmten Abständen immer wieder zurückgeholt und neu vergegenwärtigt. Im Gegensatz zu der zyklischen Zeit der Riten und Mythen, die auf Wiederholung ausgerichtet ist, geht es bei der periodischen Zeit um erinnernde Wieder-Holungen, um Akte der Kommemoration in der Zeit des Gedächtnisses. Neben Kreis, Linie und periodischer Wiederkehr ist es vor allem auch der Bruch, der kulturelle Zeiterfahrung strukturiert. Verlust und Vergessen müssen nicht das Ende kultureller Überlieferungen bedeuten, sofern auf der Basis materieller Relikte der Funke aus der Gegenwart in die Vergangenheit noch einmal überspringt und die Lücke des Vergessens überbrückt. Wir sprechen in diesem Falle von Renaissancen. Der Vortrag wird die ‚Renaissance’ als eine weitere kulturelle Zeitgestalt untersuchen und drei verschiedene Formen von Renaissance in der frühen Neuzeit, im 18. Jahrhundert und um 1900 vergleichen.

Keywords


20th century philosophy; philosophy; philosophy of time; Wittgenstein Ludwig; concept of time; culture; memory; phase time; script time; time; watch

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