Self-Knowledge as a Technology of the Self: Foucault and Wittgenstein on the Practice of Philosophy

Jörg Volbers

Abstract


Eine der Grundgedanken des Wittgenstein'schen Spätwerks ist das Primat der Praxis: Um Wörter und Handlungen zu verstehen, ist es unverzichtbar, selbst Teilnehmer an diesen Sprachspielen und ihrer Lebensform zu sein. Aus dieser Position heraus deutet Wittgenstein die philosophische Selbsterkenntnis, die Reflexion auf das eigene Sein und Tun, radikal um. Sie ist für ihn keine Erkenntnis eines Gegenstandes, sondern eine Form der „Arbeit an Einem selbst“, wie er es nennt. In voller Konsequenz wird das Primat der Praxis auf die philosophische Erkenntnis selbst ausgeweitet: Philosophieren ist demnach kein kognitiver Akt, sondern eine praktische Übung. Die philosophische Einsicht ist für Wittgenstein verbunden mit einer auch körperlich gedachten Arbeit an der eigenen Wahrnehmung und an den eigenen Fähigkeiten. Der Vortrag zeigt, dass diese Idee der Philosophie einen doppelten Grund hat. Zum einen ist sie eine systematische Konsequenz aus dem Primat der Praxis, die auch das Denken selbst als Praktik zu begreifen versucht. Dieser Philosophiebegriff reagiert auf ein methodisches Problem, auf das der theoretisch-kognitive Erkenntnisbegriff keine Antwort finden kann. Wittgensteins Philosophieverständnis steht andererseits in einer Tradition der „geistigen Übungen“ (Hadot), die von der Antike bis zur frühen Neuzeit reichte. Mit Foucault formuliert, bestimmt Wittgenstein Philosophie als eine Selbsttechnik, als eine Praxis, die darauf zielt, das Verhältnis zu sich selbst zu transformieren. Aus dieser Perspektive zeichnet sich ein neues Bild des Philosophierens ab, das diese Praxis ethisch-politisch situiert, ohne sie in diesen Dimensionen aufgehen zu lassen.

Keywords


20th century philosophy; philosophy; Wittgenstein Ludwig; care of the self; metaphilosophy; Diamond Cora; Foucault Michel; philosophy of practice; solipsism; subjectivity; technology of the self

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