Die Zweiheit des Bildes. Jasper Johns, Richard Wollheim und Ludwig Wittgensteins Problem des „Sehen-als“
Abstract
Es gilt als die eigentliche Radikalität der amerikanischen Malerei der 1960er Jahre, das Gemälde als eine reine, gleichsam „eindimensionale“ Oberfläche konzipiert und dem Bild jede – illusionistische oder imaginäre – Tiefe genommen zu haben. Obgleich die frühen Gemälde Jasper Johns' von Flaggen, Zielscheiben und Ziffern für diese Entwicklung in der Malerei anstoßgebend gewirkt haben, handelt es sich bei ihnen selbst um Bilder, die niemals mit ihrer faktisch gegebenen Oberfläche koinzidieren und in der Wahrnehmung ähnlich wie Kippbilder funktionieren, die auf zwei einander ausschließende Weisen gesehen werden können. Die künstlerischen Probleme, die Johns' Malerei so aufwirft, berühren sich mit der bildtheoretischen Diskussion, die ausgehend von Ludwig Wittgensteins Überlegungen zu Kippbildern und dem „Sehen-als“ in den Philosophischen Untersuchungen in Kunstgeschichte und Philosophie in dieser Zeit geführt wurde. Johns' Malerei soll als ein künstlerischer Beitrag zu dieser Debatte diskutiert werden, der mit Richard Wollheims Position in einem engen Dialogverhältnis steht. Wie gezeigt werden soll, insistieren Johns und Wollheim nicht nur – gegen Ernst H. Gombrich – auf einer „Zweifältigkeit“ (twofoldedness) der Bildwahrnehmung, die Reflexion des „Aspektsehens“ nimmt bei beiden auch eine Wendung, die über wahrnehmungspsychologische Probleme hinausgreift und eine psychoanalytische Perspektive ins Spiel bringt.
Keywords
20th century philosophy; aesthetics; philosophy; Wittgenstein Ludwig; culture; illusion; Jones Jasper; picture; seeing; society
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