Und Gott war das Wort: Wittgensteins niedrige Absichten

Esther Ramharter

Abstract


Wittgenstein insistiert auf einer niedrigen Verwendung von Wörtern: „Während doch die Worte ‚Sprache’, ‚Erfahrung’, ‚Welt’, wenn sie eine Verwendung haben, eine so niedrige Verwendung haben, wie die Worte ‚Tisch’, ‚Lampe’, ‚Tür’.“ (PU § 97) Dieser nivellierenden Wendung scheint jedoch folgende Stelle entgegenzustehen: „Das Leben kann zum Glauben an Gott erziehen […] – das Leben kann uns diesen Begriff aufzwingen. Er ist dann etwa ähnlich dem Begriff ‚Gegenstand’.“ (VB, S. 571) Es würde uns verwundern, wenn hier statt „Gegenstand“ etwa „Lampe“ stünde (etwas weniger vielleicht „Licht“). Nimmt Wittgenstein also doch eine in irgendeinem Sinn höhere Verwendung eines Begriffs in Anspruch? Man könnte diesem Problem mit dem Hinweis zu entgehen versuchen, dass sich auch das erste Zitat nicht gegen „höhere Wörter“, sondern nur gegen „höhere Verwendungen“ richtet. Was kennzeichnet aber ein „höheres Wort“, wenn nicht die Verwendung? Der Begriff „Wort“, den Wittgenstein in Zusammenhängen wie PU § 97 öfters gebraucht, wäre auch hier, als Alternative zu „Gegenstand“, ein naheliegender Kandidat – hat es eine Bedeutung, dass Wittgenstein stattdessen „Gegenstand“ wählt? Der Vortrag wird sich in drei Abschnitte gliedern: 1) Der Kontext der zweiten Stelle (VB, S. 571): Wittgenstein macht diese Bemerkung im Anschluss an eine Überlegung zu Gottesbeweisen 2) Der Kontext der ersten Stelle (PU § 97): Andere Aussagen Wittgensteins erlauben es, zu spezifizieren, was mit einem „niedrigen Gebrauch“ gemeint ist 3) Die eine Ebene, die angemessene Kategorie und der gehandhabte Nimbus: Zusammenfassend versuche ich eine Antwort auf die eingangs gestellten Fragen zu geben.

Keywords


20th century philosophy; philosophy; Wittgenstein Ludwig; existence; language; meaning; object; ontological argument; Anselm of Canterbury

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