Ist die Intentionalität eine notwendige Bedingung für die Satzbedeutung?
Ist die Intentionalität eine notwendige Bedingung für die Satzbedeutung?

Abstract

Nach Wittgenstein wird die Bedeutung eines Wortes in den meisten Fällen durch seinen Gebrauch bestimmt. Außerdem scheint er zu sagen, dass für die Bedeutung unserer Sätze die mentalen Zustände nicht notwendig sind und entwickelt seine Auffassung davon, wie die Sprache funktioniert, ohne jeglichen Rekurs auf das Konzept von Intentionalität. Im Gegensatz dazu spielt Intentionalität eine wichtige Rolle in der Bedeutungstheorie von Searle. Das wichtigste Merkmal, das die Sprache der Intentionalität der mentalen Zustände schuldet, ist die Fähigkeit, etwas anderes zu repräsentieren. Ziel dieser Arbeit ist Nachkonstruktion einer „Debatte“ zwischen beiden sowie eine systematische Bewertung ihrer jeweiligen Argumentation.

Table of contents

    Einleitung

    Wittgenstein entwickelt eine Auffassung davon, wie die Sprache funktioniert, ohne jeglichen Rekurs auf die Notion der Intentionalität. Im Gegensatz dazu spielt die Intentionalität eine wichtige Rolle in der Bedeutungstheorie von John Searle. Ziel dieser Arbeit ist eine Nachkonstruktion einer „Debatte“ zwischen beiden sowie eine systematische Bewertung ihrer Argumentation.

    1. Searles Theorie

    1.1 Intentionalität

    Searle definiert (Intentionality: 1983) die Intentionalität als ein Merkmal einiger mentaler Zustände, durch das sie auf andere Gegenstände und Sachverhalte gerichtet sind. Intentionalität ist Gerichtetheit. Er unterscheidet die intrinsische Intentionalität von der abgeleiteten Intentionalität. Die intrinsische Intentionalität ist die Intentionalität des Geistes, die von anderen Formen der Intentionalität nicht abgeleitet ist und unabhängig von einem Beobachter ist. Die Tatsache, dass ein Individuum A Hunger hat, ist unabhängig davon, was ein Beobachter B darüber denkt. Im Gegensatz dazu ist die abgeleitete Intentionalität abhängig vom Beobachter. Ein Satz wie „Chove“ ergibt nur Sinn in Bezug auf Beobachtern, die Portugiesisch können.

    Die intentionalen Zustände legen ihre Erfüllungsbedingungen fest, weil sie ihre Rolle vor einem Hintergrund des „know-how“ spielen. Unter „Hintergrund“ versteht man die Menge von Fähigkeiten, Dispositionen, Gewohnheiten und allgemein „know-how“, die uns in die Lage versetzt, mit der Welt in Beziehung zu treten. Es gibt (i) den tiefen Hintergrund und (ii) den lokalen Hintergrund. Der erste umfasst die Hintergrund-Voraussetzungen, die biologisch universell sind, wie z. B unsere Fähigkeit zu laufen. Der zweite umfasst die Hintergrund-Voraussetzungen, die kulturell unterschiedlich sein können.

    1.2 Sprechakte

    Die Sprechakte sind die grundlegenden Einheiten der Kommunikation. Searle unterscheidet illokutionäre, lokutionäre und perlokutionäre Akte. Die illokutionären Akte sind die Sprechakte, die absichtlich durchgeführt werden und eine Wirkung auf einen Hörenden haben. Wenn A sagt „es regnet“, weil es regnet, haben wir einen illokutionären Akt. Die lokutionären Akte sind dagegen die Sprechakte, die kommunikativ unabsichtlich durchgeführt werden und keine inhaltliche Wirkung auf einen Hörenden haben. Wenn A sagt „es regnet“, um die Aussprache dieses Satzes auf deutsch zu üben, haben wir hier lediglich einen lokutionären Akt, der keine Bedeutung hat. Die perlokutionären Akte sind die Sprechakte, die eine Wirkung auf einen Hörenden zu haben versuchen, z. B. überzeugen, trösten usw. wollen. Die Sprechakte werden als Handlungen, die von einer Menge von konstitutiven Regeln geleitet sind, angesehen, wie z.B. die Regeln, die einem Fußballspiel zu Grunde liegen.

    1.3 Bedeutungstheorie

    Das wichtigste Merkmal, das die Sprache von der Intentionalität der mentalen Zustände ableitet, ist die Fähigkeit, etwas anderes zu repräsentieren. Die Wortbedeutungen, Kennzeichnungen, Symbole usw. haben eine Art abgeleiteter Intentionalität (I: 27).Ohne Intentionalität hätten unsere Sprechhandlungen keine Bedeutung.

    Searle unterscheidet die wörtliche Bedeutung eines Satzes und die Sprecherbedeutung oder Äußerungsbedeutung. Die wörtliche Bedeutung hängt sowohl von der Wortbedeutung und den Konventionen des Sprechers ab, als auch von der Sprechsituation und dem Hintergrund. Wenn der Hintergrund eines Satzes sich verändert, bestimmt dieselbe wörtliche Bedeutung verschiedene Erfüllungsbedingungen. Betrachten wir einige Beispiele Searles:

    • 1. „Der Chirurg öffnete die Wunde“
    • 2. „Sally öffnete die Augen“
    • 3. „Sally öffnete die Tür“
    • 4. „Sally öffnete die Sonne“

    Obwohl das Verb „öffnete“ in den Sätzen 1, 2 und 3 den gleichen semantischen Gehalt hat, wird der semantische Gehalt dieses Verbs unterschiedlich verstanden, denn der semantische Gehalt bestimmt in jedem Satz verschiedene Erfüllungsbedingungen. Wenn der Arzt den Patienten bittet, die Augen zu öffnen, würde der Patient nicht denken, dass er die Augen mit einem Messer aufschneiden muss, wie ein Chirurg eine Wunde öffnet. Das Verständnis eines Satzes setzt mehr voraus, als seine wörtliche Bedeutung zu kennen. Bei dem Satz 4 kann man alle Wörter, aus denen dieser Satz besteht, verstehen und trotzdem bleibt die Satzbedeutung unverständlich.

    Die Sprecherbedeutung oder Äußerungsbedeutung ist diejenige Satzbedeutung, die durch die intrinsische Intentionalität des Sprechers bestimmt wird. In der eigentlichen Sprachverwendung ist die wörtliche Bedeutung gleich mit der Äußerungsbedeutung. Wenn ein Individuum A sagt: „es regnet“ und damit sagen will, dass es regnet, ist die wörtliche Bedeutung dieser Aussage gleich mit der Äußerungsbedeutung dieser Aussage. Aber in der metaphorischen Sprachverwendung ist die wörtliche Bedeutung von der Äußerungsbedeutung zu unterscheiden. Wenn A sagt „es regnet“, weil ein anderes Individuum B wegen der Sonne einen Regenschirm über seinen Kopf hält und A einfach nur einen Spaß mit B machen will, hat die Aussage „es regnet“ eine wörtliche Bedeutung und eine Äußerungsbedeutung, die nicht gleich mit der wörtlichen Bedeutung dieses Satzes ist. Das bedeutet nicht, dass die wörtliche Bedeutung sich verändert hat, sondern dass der Sprecher durch solche Sprechakte etwas anderes zu sagen beabsichtigt. Die wörtliche Bedeutung bleibt so immer gleich und nur die Sprecherbedeutung variiert. In diesem Fall wird die metaphorische Bedeutung von den Sprecherintentionen festgelegt. Wer die Äußerungsbedeutung versteht, der weiß auch, was der Sprecher mit dem Satz meint.

    2. Bedeutungstheorie in der Perspektive von Wittgenstein

    2.1 Analogie zwischen Sprache und Spiel

    In den Philosophischen Untersuchungen (1953) vergleicht Wittgenstein die Sprache mit einem Spiel. Die erste Ähnlichkeit zwischen beiden ist die Art und Weise, wie man die Bedeutung der Wörter bzw. ein Spiel lernt, denn in beiden Fällen lernt man durch denGebrauch. Deswegen sollte man nicht nach der Bedeutung der Wörter fragen, sondern nach ihrem Gebrauch. Die zweite Ähnlichkeit besteht darin, dass der Gebrauch einer Sprache wie ein Spiel, durch die Regeln bestimmt wird. Die dritte Ähnlichkeit ist die, dass einen Satz auszusprechen einem Spielzug entspricht. Ein Satz ergibt nur in einer bestimmten Situation einen Sinn.

    Der Begriff Sprachspiel wird in vier verschiedenen Weisen angewendet: (i) praktische Anweisungen, die in Beziehung mit dem Spracherwerb stehen; (ii) fiktive Sprachspiele, die als Vergleichsobjekte der Sprache dienen können; (iii) Tätigkeiten der Sprache wie Befehlen, Danken, einen Witz erzählen usw., und (iv) das Ganze der Sprache und der Tätigkeit, mit denen sie verbunden ist. Die Sprachspiele sind miteinander in vielen verschiedenen Weisen verwandt und lassen sich nur in einer Lebensform verstehen. „Lebensform“ bezeichnet hier die Gesamtheit der Handlungsmuster einer Kultur. Die nichtsprachlichen Kontexte und die sprachlichen Tätigkeiten haben die Tatsachen der Natur als Bedingung. Diese umfassen sowohl die allgemeinen Gleichmäßigkeiten der Welt als auch die biologischen, anthropologischen und gesellschaftlichen Tatsachen (PU: §242) .Die Tatsachen der Natur und der Lebensformen lassen uns die Sprachspiele spielen. Wenn die Gegenstände unserer Welt immer verschwinden würden, wäre das Spiel des Abzählens sinnlos. Die Bemerkungen über die Tatsachen der Natur waren die Inspiration für die Begriffe „Netzwerk“ und „Hintergrund“ in der Theorie Searles.

    2.2 Privatsprache

    Unter „Privatsprache“ versteht man nicht eine Sprache, die ein Monolog ist, wie beispielweise der Monolog von Robinson Crusoe, sondern eine Sprache, die nicht mitteilbar ist. Die Existenz einer Privatsprache ist unmöglich, denn die Verwendung der Wörter einer Privatsprache wäre sinnlos. Man kann nicht einer Regel „privatim“ folgen, weil es sonst kein Kriterium für ihre Richtigkeit oder für den Unterschied zwischen einer Regel folgen und einer Regel zu folgen glauben geben würde. Das bedeutet aber nicht, dass Wittgenstein einfach skeptisch ist, ob das Gedächtnis ein gutes Kriterium für die Richtigkeit der Regeln einer Sprache ist. In einer solchen Sprache gäbe es kein Kriterium. Einer Regel zu folgen ist eine Praxis, eine Institution oder eine Gepflogenheit. Da einer Regel zu folgen eine Praxis ist, kann man auch nicht ein einziges Mal einer Regel folgen. Das Muster der Korrektheit einer Regel muss gemeinsam und verifizierbar sein.

    2.3 Die psychologischen Begriffe

    Nach Wittgenstein beziehen sich die psychologischen Begriffe nicht auf private Episoden, denn die Bedeutungen dieser Begriffe werden auch in den intersubjektiven Sprachspielen begriffen. Man muss nicht die Erfahrung einer Empfindung wie z. B. eines Kopfschmerzes haben, um zu verstehen, was das Wort „Kopfschmerzen“ bedeutet. Der Umgang mit psychologischen Vorgängen ist so nicht intern und subjektiv, sondern intersubjektiv.

    Außerdem scheint er zu sagen, dass die mentalen Zustände nicht notwendig für die Bedeutung unserer Sätze sind. Wenn ein Sprecher durch einen Satz etwas bedeuten will, muss er nicht die Gesamtform seines Satzes im Kopf haben, bevor er spricht. Die Fähigkeit eines Sprechers, seine intentionalen Phänomene wie Glaube, Wünsche, Ängste usw. auszudrücken, hat schon die intentionalen Haltungen als Basis. Wenn ein Sprecher sagt: “ a b c d “ und meint „das Wetter ist schön“ und ein Hörer versteht, was der Sprecher gemeint hat, ist diese Sprechsituation ungewöhnlich. Trotzdem heißt es nicht, dass der Satz in diesem Fall einen mentalen Zustand voraussetzt, der die Bedeutung dieses Satzes festlegt, sondern, dass die Regelmenge, die den Gebrauch des Satzes „a b c d“ leitet, in diesem Kontext „das Wetter ist schön“ als Bedeutung zulässt (PU: §509).

    3. Schlussbemerkungen

    Was uns hier von Bedeutung ist, ist Searles These, dass die Intentionalität eine notwendige Bedingung für die Bedeutung ist, die wahrscheinlich nicht von Wittgenstein akzeptiert worden wäre. Nehmen wir das folgende Beispiel an: während eines heftigen Streites, sagt Hans zu Anna: „Du bist so süß wie Honig“. In diesem Fall würde Anna wahrscheinlich nicht denken, dass er ihr geschmeichelt hat, sondern das Gegenteil annehmen. Man kann sagen: Der Satz „Du bist so süß wie Honig“ hat eine wörtliche Bedeutung. Dieser Satz meint nicht, dass Anna wirklich einen bestimmten Geschmack hat, der dem Geschmack des Zuckers nahe kommt. Üblicherweise wird damit ausgedrückt, dass jemand nett und freundlich ist. Das wäre die normale Bedeutung dieses Satzes und die Sprecherbedeutung wäre hier, aufgrund der evidenten Ironie, das Gegenteil davon.

    Man könnte dagegen argumentieren, dass ein Sprecher nicht irgendetwas sagen kann und damit alles bedeuten, was er will. Außerdem muss der Sprecher nicht unbedingt die Gesamtform seines Satzes im Kopf haben, bevor er etwas sagt. Das meint Searle aber nicht. Wie gesehen: Die Sprecherbedeutung wird von der wörtlichen Bedeutung eines Satzes und vom Hintergrund begrenzt. Außerdem sagt er nicht, dass die Sprecher einfach Gedanken haben, die dann in Wörter umgewandelt werden. Das wäre eine grobe Vereinfachung seiner Erklärung.

    Trotzdem kann man sagen, dass die Bedeutung dieses Satzes nur von dem Hintergrund und der Sprechsituation bestimmt wird. Die Intentionalität ist nicht notwendig für die Bedeutung. Das besagt aber nicht, dass der Sprecher mit dem Satz etwas zu sagen beabsichtigt. Der Satz „Du bist so süß wie Honig“ kann nur das Gegenteil bedeuten, weil es das Sprachspiel der Ironie in unserer Kultur gibt, d.h., weil die Menschen schon gewohnt sind, bestimmte Sätze ironisch zu interpretieren. Die Bedeutungen der ironischen Sätze werden von dem Gebrauch dieser Sätze in einer bestimmten Situation festgelegt. Das ist möglich, weil die Sätze oder die Wörter keine feste Bedeutung haben und die Satzbedeutung immer von einem Kontext abhängt. Das wäre eine Antwort aus der Perspektive von Wittgenstein.

    Nach Searle ist der Begriff „Gebrauch“ so verwirrend und vage, dass diese Konzeption uns viel mehr Andeutungen als richtige Erklärungen liefert. Es ist falsch zu denken, dass wir die Bedeutung eines Wortes „A“ durch die Anwendung dieses Wortes in einem Sprechakt „A ist B“ begreifen können. Das entspricht dem Fehlschluss des Sprechakts. Man verwirft hier auch die notwendigen Bedingungen für die Realisierung einer assertorischen Aussage mit der Anwendung eines Wortes. Das nennt Searle denFehlschluss der assertorischen Aussagen. Beide Fehlschlüsse des Sprechakts tauchen auf, weil die Vertreter dieser Konzeption den Gebrauch eines Wortes „A“ von dem Gebrauch eines Satzes, der das Wort „A“ enthält, nicht unterscheiden können.

    Wittgenstein behauptet aber nicht, dass der Gebrauch die Bedeutung aller Wörter bestimmt, sondern, dass sich die Bedeutung eines Wortes in den meisten Fällen durch den Gebrauch dieses Wortes begreifen lässt (PU: §43). Trotz der Familienähnlichkeit von „Gebrauch“ und „Bedeutung“ gibt es zwischen beiden einige Unterschiede. Erstens gibt es Ausdrücke, die einen Gebrauch haben, und trotzdem keine Bedeutung. Ein Beispiel dafür ist „oder“. Zweitens können die Ausdrücke elegant oder unelegant sein, obwohl sie exakt die gleiche Bedeutung haben, wie z.B. „voll“ und „satt“. Solche Charakteristika haben die Bedeutungen nicht. Drittens gibt es Ausdrücke, die dieselbe Bedeutung haben und trotzdem unterschiedlich gebraucht werden, wie z.B. die „blonde Frau“ und „Blondine“. Außerdem, falls man das Kontextprinzip akzeptiert, sollte man auch erkennen, dass die Bedeutung eines Wortes besser erklärt wird, wenn man verschiedene Sätze, die dieses Wort enthalten, betrachtet. Wittgenstein erklärt den Begriff „Bedeutung“ durch die Verbindung dieses Begriffes mit anderen Begriffen wie „Erläuterung“ und „Verständnis“. Die Wortbedeutung wird durch die Erläuterung einer Beschreibung seiner Bedeutung, die klar macht, wie dieses Wort sinnvoll gebraucht wird, gezeigt. So ist der Grund für die Untersuchung der Wortbedeutung durch seine Anwendung in verschiedenen Sätzen und Kontexten unproblematisch.

    Der entscheidende Grund für die Ablehnung der Intentionalität für die Bedeutungstheorie ist dieser: Wenn die Intentionalität unserer mentalen Zustände notwendig für die Satzbedeutung wäre, dann gäbe es kein Kriterium für die Richtigkeit der Regeln, die die Satzbedeutung leiten, denn das Kriterium muss verifizierbar sein. Die Sprecherbedeutung eines Satzes hat aber die wörtliche Bedeutung dieses Satzes und den Hintergrund als Grenze. So gibt es doch ein Kriterium für die Richtigkeit der Regeln: der Hintergrund und die Regel des Bestimmens der Bedeutung des Satzes. Wenn es so ist, ist zu fragen, ob die Intentionalität hier nicht überflüssig ist.

    Man könnte aber sagen, dass der Unterschied zwischen lokutionären Akten und illokutionären Akten ohne die Intentionalität nicht möglich wäre. Selbst wenn ein Papagei „Bom dia” sagt, geht es hier um einen reinen lokutionären Akt, denn man kann nicht sagen, dass der Papagei die Absicht hatte, etwas bedeutungsvolles zu sagen. Es ist schwierig zu vermuten, wie sich Wittgenstein dazu äußern würde. Man könnte aber vermuten, dass der Satz „Bom dia“ eine Bedeutung unabhängig von der „Absicht“ des Papageis hat. Auf der einen Seite hat wahrscheinlich dieser Ausdruck keine Bedeutung aus der Perspektive des Papageis, denn er folgt nicht den Regeln des portugiesischen Sprachspiels, vielleicht spielt er nur ein anderes primitives Spiel, das Nachahmungsspiel. Auf der anderen Seite hat aber dieser Ausdruck eine Bedeutung für die Sprecher des Portugiesischen.

    In dem Kontext des Satzes „Du bist so süß wie Honig“ war es klar, dass Hans es ironisch meinte. Eine Ironie ist ein Sprachmittel, bei dem man bewusst das Gegenteil von dem sagt, was man meint. Natürlich können wir Ironien ausdrücken, weil sie zu unserer sprachlichen Tätigkeit gehören und allerdings scheinen die Grenzen (der Hintergrund und die Regel der Sprache) der „Sprechbedeutung“ für die Bedeutung wichtiger zu sein als die Intentionalität. Trotzdem ist es noch zu überlegen, ob die Rolle der Intentionalität, die sie in diesem Fall in der Sprache spielt, nicht nur wichtig für die Kommunikation unserer mentalen Zustände ist, sondern auch für das Bestimmen der Sprecherbedeutung mit einer bestimmten Grenze. Diese Searles Theorie wäre auch strenggenommen keine Ablehnung der „Theorie“ Wittgensteins, sondern eine Erweiterung, denn die Erklärungen von Wittgenstein über die Bedeutung beziehen sich viel mehr auf die „wörtliche“ Bedeutung eines Wortes oder eines Satzes, während Searle sich mehr auf die Sprecherbedeutung eines Satzes konzentriert.*

    Literatur

    1. Glock, Hans 1996 A Wittgenstein Dictionary. Oxford: Oxford Blackwell Publishers.
    2. Searle, John 1983 Intentionality: An Essay in the Philosophy of Mind (= I). Cambridge: Cambridge University Press.
    3. Searle, John 1997 Mind, Language and Society: Philosophy in the real world. Philadelphia: Basic Books.
    4. Searle, John 1969 Speech Acts: An Essay in the Philosophy of Language. Cambridge: Cambridge University Press.
    5. Wittgenstein, Ludwig 1980 Bemerkungen über die Philosophie der Psychologie. 1982 Letzte Schriften über die Philosophie der Psychologie. Werkausgabe, Band 7. Frankfurt: Suhrkamp.
    6. Wittgenstein, Ludwig 1969 Das Blaue Buch. Eine Philosophische Betrachtung (Das braune Buch). Übersetzung: Petra von Morstein. Werkausgabe, Band 5. Frankfurt: Suhrkamp.
    7. Wittgenstein, Ludwig 1922 Tractatus logico-philosophicus.1953Philosophische Untersuchungen (= PU). Werkausgabe, Band 1. Frankfurt: Suhrkamp.
    Notes
    *
    Joelma Marques de Carvalho ist Stipendiatin von CAPES.
    Joelma Marques de Carvalho. Date: XML TEI markup by WAB (Rune J. Falch, Heinz W. Krüger, Alois Pichler, Deirdre C.P. Smith) 2011-13. Last change 18.12.2013.
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