Zeit im Gödelschen Universum
Abstract
Die Vorstellung einer   globalen Zeit, unabhängig vom dreidimensionalen Raum, in der alle Ereignisse   nach ihrer zeitlichen Abfolge eindeutig eingeordnet werden können, wurde   bereits 1905 durch die Spezielle Relativitätstheorie von Albert Einstein   eingeschränkt. Raum und Zeit können seither nicht mehr getrennt betrachtet   werden. In dem dadurch entstehenden 4-dimensionalen Raum-Zeit Konti- nuum ist   eine eindeutige Zeitordnung nur mehr für solche Ereignisse möglich, die   zumindest im Prinzip kausal verknüpft werden können. Mit seiner Allgemeinen   Relativitätstheorie 1915, welche die Unabhängigkeit der Raum-Zeit der   Speziellen Relativitätstheorie von der Materie aufhob, legte Einstein die   Grundlage für die moderne Kosmologie. Es dauerte jedoch 34 Jahre bis Gödel   durch seine kosmologische Lösung von Einsteins Feldgleichungen der   Gravitation bewies, dass Lösungen mit akausalem Verhalten nicht   ausgeschlossen sind. Das Gödelsche Universum wird daher als erstes   vollständig ausgearbeitetes Beispiel einer Kosmologie, in der es keine   globale Zeitordnung der Ereignisse gibt, beschrieben. Es ist homogen und   stationär, d.h. sieht überall gleich aus und ändert sich im Lauf der Zeit   nicht. Das akausale Verhalten wird durch eine Rotation der Materie,   stabilisiert durch ein kosmologische Konstante, erzielt. Damit werden   Zeitreisen in die Vergangenheit möglich, in gewissem Sinn auch solche in die   Zukunft, die jedoch nichts mit dem Effekt der Zeitdilatation der Speziellen   Relativitätstheorie zu tun haben. Solche Zeitreisen sind jedoch nur für   beschleunigte Bewegungen möglich und man muss sich vom Ausgangs- punkt der   Reise genügend weit entfernen. Es handelt sich also um einen globalen Effekt,   lokal erscheint alles normal. Um einen Eindruck der benötigten   Größenordnungen für den Energieaufwand und die notwendigen Distanzen zu   bekommen, wird für die einzige freie Konstante in diesem Universum die   gegenwärtige Materiedichte des Universums eingesetzt. Auch wenn Gödels exakte   Lösung nicht unser expandierendes und daher nicht stationäres Universum   beschreibt, so bleibt die Frage nach einem physikalischen Prinzip oder einem   einfachen Kriterium, das ein akausales Verhalten ausschließt, offen. In   dieser Hinsicht unterscheidet sich Hawkings chronology protection conjecture   nicht wesentlich von Einsteins Bemerkung zu Gödels Universum.
		Keywords
20th century philosophy; cosmology; philosophy; Wittgenstein Ludwig; backward time travel; chronology
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 From ontos verlag: Publications of the Austrian Ludwig Wittgenstein Society - New Series (Volumes 1-18)
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