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NORM Stellen wir nun aber folgende Frage: Angenommen, B sagt in irgend einem der Fälle, ”Jetzt kann


Item Recto Page 188 188 ich fortsetzen”, wenn wir ihn nun aber auffordern fortzusetzen, zeigt er sich dazu nicht fähig: Sollen wir nun sagen, dies zeigt daß er Unrecht hatte «zu sagen, er könne fortsetzen,» seine Aussage, er könne fortsetzen, falsch war, oder aber, daß er vielleicht «möglicherweise1 recht hatte möglicherweise» fort[z|s]etzen konnte, als er sagte, er könne es. //oder sollen wir sagen daß sie die Aussage könne wahr sein, konnte da weil er moglicherweise vielleicht fortsetzen konnte, als er sagte, er könne es.// Soll B selbst in so einem Falle sagen: Was soll B selbst in so einem Falle sagen?: ”Ich sehe jetzt, daß ich Unrecht hatte”, -, oder aber oder: ”Ich hatte Recht; [i|I]ch konnte es, als ich sagte, ich könne es; damals, aber nur jetzt kann ich es nicht”? Es gibt Fälle, in denen er das eine, & Fälle, in denen er das andere mit Recht sagen wird kann. Betrachte die folgenden Fälle diese Beispiele Nimm an: //Beurteile diese Fälle:// a) als er sagte, er könne fortsetzen, stand die Formel vor seinem Geiste; «aber» als man ihm aber befahl er nun fortzusetzen «sollte», hatte er sie vergessen; - oder b) als er sagte, er könne fortsetzen, hatte@ er sich die nächsten fünf Glieder der Reihe vorgesagt; dann nun aber konnte er sich nicht mehr an sie erinnern sind waren sie ihm entfallen damals wußte er ein paar einige weitere Glieder auswendig; nun aber …; - - oder c) er hatte die Reihe für sich fortgesetzt, indem er die nächsten fünf nämlich einige weitere Glieder ausgerechnet; er hatte drei weitere Glieder der Reihe ausgerechnet; nun erinnert weiß er sich noch an sie diese «noch»; aber er hat vergessen1 weiß nicht mehr, wie er sie berechnet hat; - «oder» d) er sagt: ”[D|d]amals habe ich gefühlt hatte ich das Gefühl, ich weiß jetzt weiter, jetzt nun kann ich's nicht”; - «oder» e) ••Ich dachte,Als ich sagte, ich könne das Gewicht heben, hatte ich «noch» keine Schmerzen im Arm, nun«da war ich gesund», jetzt bin ich's nicht”; - «oder» f) ”Ich dachte ich könnte es heben, aber jetzt sehe ich, ich kann es nicht” es ist mir zu schwer” es geht nicht.”; - «oder» g) ”Ich dachte ich könnte das Gedicht noch auswendig, aber ich kann es «geht» nicht mehr”; •[- «oder» h) ”Ich dachte ich wußte hatte die richtige Formel, aber es war ein [i|I]rrtum.”] Etc.

NORM Beispiele wie diese müß[et|te] man nun


Item Verso Page 189 189 ergänzen durch solche, die die Mannigfaltigkeit des im Gebrauch der Wörter ’vergessen’ & ’versuchen’ zeigen. [d|D]enn unsere Verwendung dieser Wörter hängt «eng» mit der des Wortes ’können’ zusammen. Betrachte diese Fälle: «Denke an diese Erfahrungen des Vergessens:» a) Als er sagte er könne fortsetzen, hatte B sich die Formel vorgesagt vorgestellt, nun aber ist sie ihm völlig entfallen (’wie weggewischt’). b) Er hatte sich damals die Formel vorgesagt vorgestellt, jetzt aber ist er einen Augenblick unsicher, war es 2n oder 3n. c) Einer Jemand hat einen Namen vergessen & ’er Das Wort welches er vergessen hat liegt ihm auf der Zunge’. d) Er weiß nicht, hat er kommt es ihm nur so vor, als hätte er den Namen es gewußt, oder hat er ihn es vergessen.

NORM Und nun «betrachte» diese Fälle: a) Jemand versucht eine Türe zu öffnen, indem er mit aller Kraft zieht. b) Er versucht eine Kassentür zu öffnen indem er «verschiedene mehrere» Kombinationen ausprobiert versucht[;|.] •• [c|d]) [e|E]r versucht, sich an die Kombination zu erinnern. d) (Und denke an die Mannigfaltigkeit der Möglichkeiten, die dieser Fall umfaßt.) d) //(Und denke an die Man[i|n]igfaltigkeit der Fälle, Möglichkeiten, die wir mit diesen Worten beschreiben. die mit diesen Worten beschrieben werden.) •[oder (c) «[e|E]r versucht es» indem er die Knöpfe dreht & an der Türe horcht[;|.] oder] e) Lege ein Papier vor Dich «hin», halte einen Spiegel so, daß Du das Papier darin siehst: & nun versuche ein Quadrat mit seinen den Diagonalen auf dem Papier zu zeichnen, während Du in den Spiegel siehst. durch den Spiegel zusiehst. Versuche ein Quadrat mit seinen Diagonalen zu zeichnen, wahrend Du durch einen Spiegel aufs «Zeichen»Papier siehst. schaust. Vergleiche diesen Fall, in welchem man, sozusagen, nicht weiß, ’was man tun soll’, damit sich die Hand so bewegt, wie man es1 wünscht, - mit dem, in we Fall (a), die in dem «die» Hand gegen einen Widerstand zu beweg[e|t]n[.| w]erden soll.

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Item Recto Page 190 190 Denke auch endlich an die Klasse von Fällen, in ? welchen wir sagen: ”Ich kann es tun, aber ich will ? nicht”, «in welchen wir uns also nicht bemühen.» <[W|w]ir bemühen uns also nicht.>2 <wir versuchen es also nicht.>2; ”Ich könnte, wenn ich es versuchte” (z.B. 50 kg heben); ”Ich könnte, wenn ich wollte” (z.B. das ABC hersagen).

NORM Man möchte vielleicht sagen, vorschlagen: [d|D]der einzige Fall, in welchem es unbedingt richtig ist, zu sagen, ich könne etwas tun, sei der, in welchem ich, •• es wirklich ausführe1 tue •[während ich dies sage[.|,]]3 In allen anderen Fällen sollte ich sagen es heißen: ”Ich kann es tun, was das & das anbelangt anbetrifft”. Nur im ersten Fall habe ich einen den wirklichen Beweis meiner1 der Fähigkeit «es zu tun» geliefert. //Der einzige Beweis, daß Einer etwas kann, ist, daß er es tut.// Aber [w|W]ir 69 können «uns» ein Sprachspiel betrachten denken, in welchem man ein Wort (ich übersetze es mit ’kann’) gebe es durch ’kann’ wieder) «in der Satzform ’ich kann das & das tun’» <//in einem Satz ’ich kann das & das tun’//>4 nur1 dann so verwendet «wird», wenn daß man die1 eine «betreffende»1 Tätigkeit zur Probe ausführt, wärend man «den Satz» sagt. ”ich kann es das & das dies1 tun”. (In dieser Sprache wird also dieser besondere1 Fall «durch ein eigenes besonderes Wort» hervorgehoben. //dieser Fall durch ein besonderes Wort hervorgehoben.// //Dieser besondere Fall wird durch ein »eigenes« Wort hervorgehoben.// - Aber Und nun sieht man, daß kein metaphysischer Unterschied besteht zwischen diesem Sprachspiel & den andern, früher beschriebenen. Ein «solches» Sprachspiel wie (69) zeigt übrigens, welchen Sinn es haben kann, zu sagen ”Wenn etwas geschieht, so kann dann kann es jedenfalls geschehen //dann kann es geschehen.//[;|,] - ein so gut wie unnützer Satz unserer Sprache. (Es scheint gerade darum, als habe er einen sehr klaren & tiefen Sinn[;|.] er ist [a|A]ber, wie die meisten viele allgemeinen philosophischen Prinzipien, «ist er» sinnlos, außer in sehr speziellen Fällen, an die der Philosoph gar nicht denkt.1 & an die denkt der Ph. gar nicht. Jener Satz ist ähnlich dem: Ihm [Ä|ä]hnlich ist der Satz: ”Wenn dieser der Körper sich hier befindet, so muß für ihn «auch»5 Platz sein”. (Man könnte diesen einen speziellen Fall jenes nennen.) Wir denken aber leicht so, als sei wäre es wäre //sei// Man denkt, es sei die Möglichkeit eine Bedingung der Wirklichkeit. Als wäre sei der Satz etwa ähnlich analog


Item Verso Page 191 191 dem: ”Wenn dieser Körper sich hier befindet, so muß jener der andere fortgeschafft worden sein”. Als und als legte ein Ereignis durch seine Wirklichkeit die Probe ab für seine Möglichkeit. - Angenommen Denke Dir ich sage zu jemandem: ”A hat sich den Fuß gebrochen, er kann nicht gehen”. - E[:|r] Der Andere1 antwortet: ”Hier geht er ja!” - Ich: ”Ja, dann kann er also doch gehen”. - Hier mache ich [den «allerdings»] Schluß von der Wirklichkeit auf die Möglichkeit gemäß nach der Regel: ”Wenn etwas geschieht, dann kann es geschehen” (Oder vielmehr, gemäß der Regel, daß dieser Satz eine Tautologie ist.) - wie man sie etwa ausdrückt. Angenommen aber Nehmen wir aber an, A sei damals nicht auf natürlichem Wege Weise gegangen, sondern etwa durch einen einmaligen übernatürlichen Einfluß dazu zum Gehen gebracht worden, «einmal einige Schritte zu gehen»; besondern Eingriff dazu … - würde ich nun meinen den Satz, er könne also doch gehen, aufrecht erhalten? - Wenn ich ihn nun1 zurücknehmen will & der Andere sagt: ”Das gibt es kannst Du nicht! A geht ist gegangen, also mußte er auch gehen können”, - würde werde ich das nicht als1 (sinnloses) Gerede Geschwätz zurückweisen bezeichnen? < Das Raisonnement ist etwa so: ”Wenn etwas geschieht, so kann es geschehen. Denn hätte es nicht geschehen können, - so hätte es nicht geschehen können”. Und das heißt nichts. >2 - Man könnte hier sagen: Weil Wenn etwas geschieht, deswegen muß es noch nicht geschehen können. so kann es darum noch nicht geschehen.

NORM 70 Denke Dir eine Sprache Du kannst Dir eine Sprache ∫ denken (ähnlich (53)), in der es für einen Satz, wie ”Ich hebeEr hebt 50 kg”, zwei Ausdrucksweisen gibt: Die eine wird nur (dort) verwendet, wo die Tätigkeit zur Probe geschieht, um die Fähigkeit darzutun zu erweisen (z.B. vor einem Wettkampf)[;|,] die andere bei allen andern Anlässen. - ”Wenn Einer springt, so zeigt er, daß er springen kann.” - ”Nein, einmal springt er, ein andermal zeigt er, daß er springen kann!” < [ Was zeigt dies? ] >4

NORM Wir sehen, ein weitverzweigtes Netz


Item Recto Page 192 192 von Familienähnlichkeiten verbindet die Fälle in denen der Ausdruck die Ausdrücke der Möglichkeit, Fähigkeit gebraucht wird werden«; in denen wir sagen etwas könne geschehen etc». Gewisse charakteristische Züge erscheinen in diesen Fällen in verschiedenen Verbindungen. Z.B. das Element der Voraussage des Zukünftigen Verhaltens, d[ie|er] Beschreibung eines des eines Zustandes von etwas der Aussage über den einen Zustand eines Gegenstandes, «als» (der die die Bedingung für ein gewisses Verhalten //der die Rolle der Bedingung für … »ein Verhalten« spielt.), der Aussagen über Proben des Verhaltens.

NORM Vielleicht das wichtigste dieser Elemente ist das der Aussage über den Zustand. Wir sind besonders stark dazu geneigt haben eine starke Neigung, das Verhalten eines Gegenstandes «aufzufassen» als Folge seines Zustands darzustellen. //Wir neigen dazu im Verhalten von etwas die Folge seines Zustandees zu sehen.// Dies spiegelt sich in dem Ausdrucke unserer Sprache ”er ist im Stande etwas das & das zu tun”, «oder» ”er besitzt die Fähigkeit”; auch im Gebrauche des Presens: in ”er kann [s|S]chach spielen”, ”er kann große Zahlen im Kopf mit einander multiplizieren”, etc.

NORM Die Fähigkeit zur Lösung mathematischer Probleme, «etc.» «zum Auffassen eines Musikstückes» [d|st]e[nken|llen] wir uns als einen gewissen Zustand,«, als einen gewissen Bau,» des Verstandes, oder Bau,, als einen bestimmten Bau, der «menschlichen» Seele[.| v]‹or. So auch denken wir uns das Gedächtnis als einen Speicher für die Eindrücke, die wir erhalten. unsre Eindrücke. - Denke daran, wie sicher die [M|m]eisten Menschen1 sind, «es müsse» de[n|r] Fähigkeiten des Multiplizierens, des Aufsagens eines Gedichts, etc. müsse etwas im Zustande, oder Bau, des Gehirns des Menschen entsprechen; obwohl sie doch über «so» einen psycho-physiologischen [p|P]arallelismus s in so gut wie gar nichts wissen. Wir haben eine überwältigen[|d]de «starke» Neigung überwältigende Neigung, dazu die Erscheinungen, die wir in so einem Falle wirklich beobachten, durch das Symbol eines Mechanismus darzustellen, dessen Arbeiten wir


Item Verso Page 193 193 eben in diesen Erscheinungen wahrnehmen. 6[Und die Möglichkeit7 dieser Erscheinungen ist die liegt in der Fähigkeit denken wir uns als die Beschaffenheit des Mechanismus selbst. //Und was diese Erscheinungen möglich macht, die Fähigkeit, ist die Beschaffenheit des Mechanismus selbst.//]6 //Die Möglichkeit dieser Erscheinungen liegt in der Beschaffenheit des Mechanismus. Diese Beschaffenheit ist die Fähigkeit. ; diese ist die Fähigkeit.//

NORM Schauen wir nun zurück auf die Diskussion des Sprachspiels (47). Dann sehen wir Es war keine rechte Erklärung, Wir sehen es war keine Erklärung, zu sagen, B werde dann von den Kombinationen der Buchstaben geführt, wenn er auch andere Befehle ausführen könnte. - Ja, als wir uns fragten wir fragten, ob B in (47) von den Zeichen geführt werde, oder nicht, waren wir «immer in Versuchung»5 versucht zu sagen antworten, wir könnten dies Frage nicht beantworten nur entscheiden, wenn wir in die eigentliche Verbindung hineinsähen hineinsehen könnten, zwischen dem Sehen der Zeichen & dem Handeln nach ihnen. Denn wir haben ein bestimmtes Bild davon, was wir in einem Mechanismus die Führung eines Teilses durch andre Teile1 nennen würden. //Denn wir haben ein bestimmtes Bild davon, was wir in einem Mechanismus die Führung eines Teils durch andre Teile nennen.// - Und zwar fällt uns, wenn wir über das unser Geführtwerden im Falle (47) durch die durch Zeichen nachdenken, sofort der ein Mechanismus von der Type des Pianolas oder der Spiel[ü|u]hr ein. ein von der Art des Pianolas. Hier haben wir den klaren Fall der einer Führung,: d[es|as] Spiels der Klaviertasten «geführt» durch die : des Spiels … durch die … Perforierung in der Papierrolle des Papierstreifens. Wir könnten den Ausdruck gebrauchen: Der Mechanismus des das Pianola läse die Perforierungen der Rolle herunter. Und wir könnten man


Item Recto Page 194 194 könnte Gruppen solcher Perforierungen ’komplexe Zeichen’, oder ’Sätze’, nennen, - im Gegensatz indem man sie in Gegensatz bringt zu wenn man ihre Funktion in Gegensatz bringt entgegenstellt der Funktion ähnlicher Einrichtungen in einer andern Art «Type» von Mechanismen einem Mechanismus anderer Art. Z.B. der Funktion der Zähne & Nuten? in eines Schlüsselbartes. Der Riegel des Schlosses wird von dieser bestimmten durch diese bestimmte Kombination Verteilung «Zusammenstellung //Anordnung//» von Zähnen & Nuten? bewegt. Aber wir w[ü|e]rden nicht sagen, die Bewegung des Riegels werde «geführt //geleitet//» durch die Art & Weise wie Aufeinanderfolge der «der //dieser// verschiedenen» Zähne verschiedener Form. D.h. der Riegel bewegt sich nicht ’dieser Aufeinanderfolge gemäß’. //Aber wir werden nicht sagen, die Bewegung des Riegels werde geleitet durch diese Anordnung der verschiedenen Zahne, oder, der Riegel bewege sich dieser Anordnung gemäß.//

NORM Man sieht hier den Zusammenhang zwischen der Iee des [g|G]eführtwerdens & der, der Fähigkeit neue Zeichenverbindungen zu lesen: Denn wir können sagen, das Pianola könne irgend eine jede beliebige Ver Kombination //beliebige Kombinationen// von der von Perforierungen lesen; es ist nicht zum Erzeugen1 Hervorbringen einer bestimmten Tonfolge gebaut; während der Riegel des Schlosses nur auf eine bestimmte die Anordnung Gruppierung der Zähne des Schlüsselbartes reagiert, von einer der bestimmten … bewegt wird von der Anordnung der Zähne «bewegt wird» //nur auf die Anordnung von Zähnen reagiert// die durch den im Bau des Schlosses vorausbestimmt ist. - Wir könnten sagen, die Anordnun Zähne des Schlüsselbartes seien nicht vergleichbar den Wörtern eines Satzes, sondern den Buchstaben eines Worts; der Bart des Schlüssels entspräche nicht einem Satz komplexen Zeichen, sondern einem Wort.

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Item Verso Page 195 195 Nun ist aber klar daß in den Fällen (46), (47) von ( solchen Mechanismen nicht die Rede ist; wenn wir diese auch als Gleichnisse gebrauchen können, «dazu,» um «das Verhalten des B» zu beschreiben. wie B Der Gebrauch1 Die Verwendungsart des Wortes ”geführt werden” im Falle des Pianolas ist nur einer eine aus einer Familie verwandter Arten des Gebrauchs. Wenn wir jenen auch oft als Gleichnis, als Darstellungsart, der andern verwenden möchten.

NORM Es wird uns nun helfen, wenn wir über den Begriff des Geführtwerdens klar werden wollen, den Begriff des ’Lensens Lesens zu betrachten. Unter Mit ’Lesen’ meine ich hier die Tätigkeit den Vorgang Schrift «Geschriebenes, Gedrucktes» in Laute umzusetzen, oder auch nach Diktat zu schreiben, oder Gedrucktes abzuschreiben, u. dergl, dagegen ohne, daß es dabei auf das Verstehen dessen, was man liest, ankommt. dabei kommt es aber nicht auf ein ’Verstehen’ dessen an … Der Gebrauch1 Die Verwendung des Wortes ’lesen’ ••ist uns•• natürlich •[in allen unter den Umständen unseres des gewöhnlichen Lebens] außerordentlich7 ungemein wohl bekannt. (Es würde außerordentlich ungemein schwer sein, diese Umstände auch nur in rohen Umrissen groben Zügen zu beschreiben.) Ein Mensch, etwa sagen wir ein Deutscher, hat ist als Kind, in der Schule, oder zu Hause, durch eine der bei uns gebräuchlichen Unterrichtsarten gegangen, er hat gelernt seine Muttersprache zu lesen; später liest er Bücher, die Zeitung, Briefe, etc.. - Was geschieht «nun» geht nun vor sich, wenn er die seine Zeitung liest? - Seine Augen gleiten den gedruckten Wörtern entlang, er spricht sie sagt sie «laut» aus, , oder nur zu sich selbst oder sagt sie1 nur zu sich selbst; aber gewisse Wörter sagt1 «er» spricht er, «indem» er ihre «gedruckte» Form als Ganzes auffaßt, andere sagt er nachdem er ihre ersten Buchstaben gesehen hat, andere wieder das eine oder andere Wort liest er «vielleicht» Buchstabe für Buchstabe. Wir würden auch sagen, er habe einen


Item Recto Page 196 196 Satz gelesen, wenn er, während seine Augen über ihn den Satz gleiten weder zu sich laut noch la noch zu sich selbst spricht, aber dann danach im Stande ist, den Satz wortwörtlich, oder doch annähernd, wiederzugeben. Er kann auf das achten, was er liest, aber er kann auch, wie wir sagen könnten, als bloße Lesemaschine funktionieren, indem er ich meine, das Gedruckte richtig laut «& richtig lesen» liest, ohne aber auf die Worte «die er liest» zu achten, - vielleicht1 etwa während er «etwa z.B.» seine Aufmerksamkeit auf etwas ganz anderes gerichtet «ist» «hat»[;|.] [s|S]o daß er nicht im Stande ist zu sagen, was er gelesen hat, wenn man wir ihn gleich darauf frag[t|e]‹n. - Vergleiche nun mit einem solchen Leser einen Anfänger «in der Schule». Er liest die Wörter, indem er sie mühsam mit Anstrengung buchstabiert. Einige Wörter aber errät er einfach aus ihrem Zusammenhang, oder er weiß «vielleicht» das Stück schon auswendig Lesestück auswendig. Der Lehrer sagt dann, daß er [oder, daß er vorgibt «die Wörter sie» zu lesen]•, oder, daß er sie die Wörter nicht wirklich liest ••. Wenn wir an diesen Fall denken & uns fragen worin ’lesen’ besteht, so werden wir geneigt sein dazu neigen, zu sagen, es sei eine bewußte geistige Tätigkeit. In so einem Falle sagen wir «auch»: ”Nur er er weiß natürlich, ob er liest ob er wirklich liest, niemand andrer kann es wissen”. Und doch müssen wir Aber wir müssen zugeben, daß, - was das Lesen eines bestimmten Wortes irgend eines Wortes anbelangt, - «daß» ••in der Seele •[dabei] im Geiste des Anfängers, der ’vorgibt’ zu lesen, genau dasselbe vorsichgehen konnte, wie im Geiste des fließenden Lesers. Wir gebrauchen das Wort ’lesen’ anders, wenn wir vom fließenden geübten Lese[n|r] sprechen, als wenn wir vom Anfänger sprechen. Was wir im ersten Fall jenes des ersten ein ’Lesen’ ’ein Wort lesen’ nennen, nennen wir nicht ’lesen’ im Fall des Anfängers. Wir möchten freilich sagen, das was gesch im
Item Verso Page 197 197 geübten Leser & was im Anfänger geschieht, wenn sie das Wort aussprechen, kann nicht dasselbe sein. 6[ Der Und der Unterschied liege, wenn nicht in ihrem Bewußtsein, so im Unbewußten ihres Geistes, oder in ihrem Gehirn. dem was ihnen gerade bewußt ist, so in ihrem Unbewußten; oder in ihrem Gehirn. Wir denken hier an zwei Mechanismen, stellen uns «hier» zwei Mechanismen vor, Vorrichtungen; wir können nicht sehen, wie sie arbeiten, wie sie arbeiten, können wir nicht sehen, aber dieses Arbeiten entscheidet lesen oder nicht-lesen. unterscheidet lesen und nicht-lesen.]6 //Der Unterschied liege, wenn nicht in dem, was ihnen gerade bewußt ist, so dann im Unbewußten[;|,] oder in ihrem Gehirn. Wir stellen uns hier zwei Mechanismen vor; wir können nicht in sie hinein sehen, aber was in ihnen vorgeht, das unterscheidet Lesen vom Nicht-Lesen. - Aber wir kennen ja in diesen Fällen keine solchen Mechanismen. - Überlegen wir uns das Folgende: 71 Denke Dir, es würden «irgendwo von uns» Menschen, oder Tiere, als Lesemaschinen benützt man würde …. Sie werden müssen zu diesem Zwecke einer Abrichtung unterzogen. abgerichtet werden. Der Lehrer, der sie abrichtet, sagt Der sie [A|a]brichtet sagt … von [e|E]inigen, daß sie schon lesen können, von Andern, sie können es noch nicht. Nimm den Fall eines Schülers, der bisher nicht angebissen mitgetan hat;: legt zeigt man ihm ein geschriebenes Wort, so wird er manchmal Laute aussprechen, & hie & da geschieht es dann ’zufällig’, daß sie ungefähr mehr oder weniger stimmen. Ein Dritter hört diesen Schüler gerade in so einem Fall & sagt, ”Er liest”[;|.] [a|A]ber der Lehrer sagt: ”Nein, er liest nicht; es war nur ein Zufall”. - Nehmen wir nun aber an, aber an,, daß dieser Schüler, wenn wir ihm nur weitere Wörter & Sätze zeigen, «auf» diese sie fortgesetzt richtig reagiert. Nach einiger Zeit einigen solchen Proben sagt der Lehrer:
Item Recto Page 198 198 ”Jetzt kann er lesen”. Aber wie war es mit jenem ersten Wort? Soll der Lehrer sagen: ”Ich hatte mich [G|g]eirrt, er hatte hat es doch gelesen”, - oder soll er sagen: ”Er hat erst später angefangen wirklich zu lesen”? Wann hat er «nun» wirklich zu lesen angefangen[;|?] oder: Welches war das erste Wort «das er gelesen hat las» oder «welcher» der erste Buchstabe? den er las - Diese Frage ist hier sinnlos. - Es sei denn, wir gäben eine künstliche Erklärung Definition, dessen wie etwa: ”Das erste Wort das er liest = das erste der ersten Reihe von 50 Wörtern, die er fehlerlos liest”. «[Neue Zeile]» Verwenden wir aber das Wort ’lesen’ für einen «bestimmten» Bewußtseinsvorgang «(Empfindungen)» des Lesens der Buchstaben, - dann könnte der Lesende sagen, daß dieses Wort das erste war, welches er wirklich gelesen hat.

NORM Oder in dem hiervon verschiedenen Fall einer Maschine Lesemaschine, die, etwa ähnlich dem wie das Pianola, Zeichen @ mit Lauten verbände, verbindet, könnte man sagen: ”Erst nach dem das & das an der Maschinerie geschehen war - etwa, gewisse Teile durch Drähte verbunden worden waren - fing hat die Maschine an zu lesen; gelesen; der erste Buchstabe, den sie gelesen hat, las, war ein ’d’ ”.

NORM Im Falle (71) war1 hieß ein Mensch (oder Tier) Wesen eine ’Lese-Maschine’, wenn es [in bestimmter Weise]• auf gedruckte Zeichen, die man ihm vorlegt,•• reagierte. Von keiner Verbindung zwischen dem Sehen des Zeichens & der Reaktion, von keinem des Zeichens & der Reaktion, von keinem … seelischen Mechanismus, ist in diesem Fall die Rede. Der Lehrer kann hier auch vom Abgerichteten «hier» nicht sagen: ”Vielleicht liest er dieses Wort hat er dieses Wort gelesen”, - denn es ist besteht ja kein Zweifel darüber, was er tut. getan hat. - Die Veränderung, als der Schüler nun zu lesen anfing, war eine Veränderung des seines Verhaltens (im [A|a]8llgemeinen); & der dem Ausdruck ”das erste Wort im neuen Zustand” hat hier haben wir hier keinen Sinn erhalten. gegeben. (Vergleiche damit diesen Fall:


Item Verso Page 199 199 Graphic In dieser Figur folgt eine Reihe von Punkten in weiten Abständen einer Reihe von Punkten mit in engen Abständen. Welches ist (von links nach rechts) der letzte Punkt der ersten engen Reihe & welches der erste Punkt der zweiten weiten? Angenommen diese Punkte wären Löcher in der Scheibe einer Syrene; dann würden wir einen hohen Ton hören, der auf einen tiefen folgt. In welchem Augenblicke hört der tiefe Ton auf & fängt der hohe an?)

NORM 1 Tilgung gelöscht 2 Einfügung auf dem oberen Rand 3 Umstellung gelöscht 4 Einfügung auf dem linken Rand 5 Einfügungsstelle mit Wellenlinie 6 Text gestrichen 7 Unterstreichung mit Wellenlinie - Unterstreichung gelöscht 8 Unterstreichung mit zwei oder mehreren Wellenlinien


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Page last updated: 15. April 1996

   Franz Hespe