„Ars in artificiale“ – Das musikalische Kunstwerk als zeitliche Darstellung von Unzeitlichem

Johannes Leopold Mayer

Abstract



Ein musikalisches Werk hat seine Dauer in der Zeit. Ebenso wird aber ein
musikalisches Werk als Ganzes wahrgenommen. Dies bedeutet, dass es in der Gesamtheit
wahrgenommen wurde, nicht in der einzelnen zeitlichen Abfolge von Tönen.

Die europäische Musiktheorie, ausgehend von Augustinus, unterscheidet zwischen dem
musikalischen Werk und der Musik. Letztere ist die notwendige Grundlage für erstere.
Die Musik schlechthin ist eine Ordnung, die – wie es noch der berühmte Theoretiker J.
J. Fux im 18. Jahrhundert postuliert – auf Gott zurückgeht und somit unzeitlich ist,
als sie selbst keineswegs in der Zeit realisiert wird. Unter diesen Gesichtspunkten
schafft der Künstler Zeitliches, indem er dieses aus dem Nichtzeitlichen gleichsam
wie einen Ausschnitt herauslöst. Die Mehrstimmigkeit und andere strukturelle
Möglichkeiten lassen zudem Phäno¬mene der Gleichzeitigkeit ebenso zu, wie ein
Rückblenden und ein Zurückkehren an den Anfang, wodurch das rein zeitliche Geschehen,
wie es die Aufführung darstellt, radikal in Frage gestellt werden kann.

Keywords


philosophy; 20th century philosophy; music; time

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