Die subjektiven Wirklichkeiten einer Welt

Thomas Wachtendorf

Abstract



Wittgenstein verwendet im Tractatus die Begriffe Welt und Wirklichkeit. Es stellt sich
die Frage, ob diese Begriffe eine unterschiedliche Bedeutung haben. Eine oft
versuchte, rein positivistisch (onto-)logische Antwort auf die Frage nach dem
Verhältnis der Begriffsextensionen ist nicht befriedigend. Auch eine genauere Analyse
des Tractatus führt nur bedingt zum Ziel: Während einige
Passagen eine synonyme Verwendungsweise der Begriffe durch Wittgenstein nahe legen,
weisen andere Bemerkungen auf einen unterschiedlichen Gebrauch hin. Allerdings kommen
auch Bemerkungen vor, die auf ein ganz besonderes Verhältnis der (verschiedenen)
Bedeutungen der beiden Begriffe hinweisen. Diese Passagen sind die philosophisch
interessanten. Danach ist die Welt als logisches Gebilde eine Rekombination der
Gegenstände – der Substanz der Welt – und unabhängig vom Subjekt. Die Wirklichkeit
ist demgegenüber abhängig vom Subjekt, aber auf die Welt angewiesen. In diesem
Spannungsverhältnis erscheint die vermeintlich problematische, beide Begriffe
identifizierende Bemerkung “Die gesamte Wirklichkeit ist die Welt” nicht nur als
logisch unproblematisch, sondern als zentraler traktarianischer Gedanke, der auf die
Stellung des Subjekts zur Welt verweist.

Keywords


philosophy; 20th century philosophy; Wittgenstein Ludwig; world; reality; world picture; subject; subjectivity; constructivism; happy; unhappy; life world

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