Realismus, Ontologie und Sprachabhängigkeit
Abstract
Vertreter eines metaphysischen Realismus lehnen gewöhnlich die Annahme ab, dass die Welt eine Konstruktion sei oder dass unsere Erkenntnis der Welt in einem gewissen Sinne sprach- oder theorieabhängig sei. Nun ist es aber kaum zu bestreiten, dass Wahrnehmung und Kognition konstruktive Prozesse sind. Die entscheidende Frage ist, ob der konstruktive Charakter der Kognition mit der Annahme verträglich ist, dass wir Erkenntnisse über eine unabhängige, an sich existierende Welt haben. Die letzte Annahme lässt sich in mehrere Punkte gliedern, die getrennt zu prüfen sind: Ist z.B. die weiter gehende These gerechtfertigt, dass die Welt unabhängig von Sprache und Kognition eine bestimmte Struktur hat (also eine "fertige" Welt darstellt), selbst wenn wir diese nicht herausfinden können? Als entscheidend erweisen sich dann die beiden folgenden Fragen: 1) Ist es gerechtfertigt, eine bestimmte wissenschaftliche Theorie ihren Konkurrenten unter dem Gesichtspunkt der Wahrheit vorzuziehen? 2) Und ist eine solche rationale Präferenz auch bei ontologischen Theorien möglich? Ein erkenntnistheoretischer Realismus setzt voraus, dass zumindest die erste Frage bejaht wird. Und nur ein Realist, der beide Fragen bejaht, hat Grund, die These einer Sprach- bzw. Theorieabhängigkeit der Welt zurückzuweisen.
Keywords
20th century philosophy; ontology; philosophy; Wittgenstein Ludwig; antirealism; correspondence; epistemic realism; epistemic realism; incommensurability; language dependence; ontological relativism; relativism; theory dependence
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